Majestät die Königin Therese alsbald nach Böhmen zum Gebrauch der Bäder in Franzensbad und Marienbad abreisen, Ihre Majestät die Königin Marie aber mit den beiden Prinzen, ihren Soͤhnen, im Schloͤsse zu Nymphenburg zurückbleiben. Se. Königl. Hoheit der Prinz Luitpold ist seiner Gemahlin nach seiner Villa am Bo⸗ a (felt, Se. Königl. Hoheit der Prinz Karl nach Tegernsee abgereist.
Sachsen. Dresden, 20. Juni. (Dresd. J.) Die von mehreren auswärtigen Zeitungen gebrachte Nachricht, daß die sächsische Armee in aller Stille auf den Kriegsfuß gesetzt werde und fortwährend Einberufungen der Beurlaubten stattfänden, entbehrt zur Zeit aller und jeder Begründung, was schon daraus ersichtlich wird, daß der General-Intendant der Armee, Oberst Siegmann, nur unlaängst eine sechswöchentliche Badereise angetreten hat und dem Vernehmen nach später noch eine Erholungsreise zu unterneh— men beabsichtigt. Dies so wie daß jetzt dem Kriegs-Ministerial Kanzleipersonal abwechselnd achttägige Ferien gestattet werden, würde bei einer nahe bevorstehenden Mobilistrung der sächsischen Armee kaum möglich sein. Was alsdann die angebliche Einberufung der Beurlaubten anlangt, so ist dieselbe, so weit sie wirklich stattfindet, durch die neue Organisation unseres Heerwesens bedingt, wobei jedoch zu bemerken, daß bisher so viel neue Beurlaubungen stattge funden haben, als Beurlaubte eingezogen worden sind, also eine Er⸗ höhung des Präsenzstandes der Armee in keiner Weise stattgefun⸗ den hat.
Hannover. Hannover, 20. Juni. (H. Ztg.) Ihre Durchlauchten der Prinz und die Prinzessin Wilhelm zu Solms
Braunfels sind heute nach Düsseldorf, und Se. Durchlaucht der Prinz Alexander zu Solms-⸗Braunfels nach Karlsruhe abgereist.
Sachsen⸗Koburg. Koburg, 19. Juni. (D. A. 3.) In der letz⸗ ten Sitzung unseres Landtags machte die Regierung Mittheilungen über die Finanzlage des Staats, wonach sich ein Defizit von 89, 900 Fl. ergab; zu dessen Deckung ward die Erhöhung der Malzsteuer, die Wiedereinführung der Fleischsteuer und die Zurücknahme der Ver⸗ ordnung über Rückzahlung der Salzsteuer vorgeschlagen. Hierauf erfolgte die Beantwortung der ständischen Interpellationen in Betreff der deutschen Frage. Aus dieser erhellte, daß die Regierung das Interim als erloschen ansieht und den frankfurter Kongreß mit den anderen thüringischen Staaten durch den Staatsrath Seebeck hat beschicken lassen; daß die Promulgation der Union, welche die Re gierung als zu Recht bestehend anerkennt, durch den Rücktritt meh⸗ rerer Staaten unmöglich gemacht und daher, um diese nicht aus⸗ zuschließen, ein Provisorium gebildet worden. Die Protokolle der berliner Verhandlungen, so wie der des Verwaltungs-Raths, waren der Versammlung mitgetheilt worden.
Musland. Frankreich.
Gesetzgebende Versammlung. Sitzung vom 19. Juni. Den Vorsitz führt General Bedegu, Vice Präsident. Fortsetzung der zweiten Berathung äber den Antrag der Herren Nadaud, Morellet und Anderer über öffentliche Arbeiten. Da die Versammlung gestern den ersten Artikel des Kommissions⸗Antrags verworfen, so befindet sie sich heute dem primitiven Text des An—
trags gegenüber. Der erste Artikel des ursprüglichen Projekts lau⸗ tet also: „Der Staat, die Departemental-Verwaltungen, die Spi⸗ täler und die Wohlthätigkeits-Anstalten sind ermächtigt, nach Be⸗ lieben mit den Associationen von Patronen und Gesellen, oder von Arbeitern allein, für alle Arbeiten, welche nicht 30 000 Fr. überschreiten, zu unterhandeln.“ Herr Morellet, einer der Antragsteller: Nach dem gestrigen Botum erkenne er die geringe Wahrscheinlichkeit der Annahme des Antrags. Dessenungeachtet wolle er die erhobenen Einwendungen widerlegen. Nach dieser versuchten Widerlegung erhält der Be— richterstatter Faucher das Wort: Die Kommission habe das Prak⸗ tische und Gute, welches möglicherweise aus dem Antrag gemacht werden könne, gestern vorgetragen. Nachdem dieses aber verworfen worden, spreche die Kommission gegen dieses beantragte Privile gium für die Arbeiter. (Stimme: Das ist eine Lüge! Präsident: Ich rufe den Unterbrecher zur Ordnung.) Der Berichterstatter trägt auf Verwerfung des Antrages an, welchen Herr Morellet noch einmal vertheidigt und sodann mit wenigen Worten vom Mi⸗ nistéèr der öffentlichen Arbeiten widerlegt wird. Nachdem noch Nadaud Einiges zu Gunsten des Artikels gesagt hat, wird zur Abstimmung geschritten, die folgendes Resultat giebt: Zahl der Stimmenden: 601. Dafür: 211. Dagegen: 390. Der Artikel ist daher verworfen, und da die folgenden Artikel nur Konsequenzen desselben sind, so werden dieselben nicht der Be⸗ rathung unterzogen. Der Kriegs minister legt, dem Gesetze vom 19. Mal 1849 gemäß, zehn Gesetzentwürfe über die Cadres der Armee nieber und verlangt deren Zuweisung an die Rekruti⸗ rungs-Kommission, welche ausgesprochen wird. Die Versammlung genehmigt ohne Debatte in drltter Lesung den Austausch von unbe— weglichen Gütern zwischen dem Staate und dem Herrn und der Frau von Ketterer zu Saßbach im Großherzogthum Baden. Es folgt die Diskussion über die Erwägung des Antrags des Herrn d, Adelsward in Bezug auf eine Steuer, welcher jedes Jahr die Zinsen und Dividende der in Gesellschaften und Banken an—
gelegten Kapitalien unterzogen werden sollen. Die Kom⸗ misslon hat beantragt, die Proposition nicht in Betracht
zu ziehen., Herr d5Ädelsward spricht gegen den Antrag der Kommission. Er entwickelt, daß das jetzige Steuer system zu wenig die Kapitalien treffe. Er sei Gegner des Sozialismus, billige aber die gute Seite desselben. Herr Chegarey hält den Kommissions⸗-Antrag aufrecht. Herr d'Adelsward kömmt noch mals darauf zurück, daß die Steuervertheilung eine gleichmäßige sein müsse. Herr Benoist d' Azy will den Äntrag nicht berück⸗ sichtigen, weil derselbe nicht den Muth habe, sich als Einkommen⸗ . darzustellen. Wolle der Antragsteller eine Steuer auf das . so möge er es sagen und man werde darüber disku— . 6 * Präsident;: „Bevor zur Abstimmung geschritten wird, . Matthieu de la Drome das Wort über die , ing Dieser begehrt, daß man auf die nächste Tages— Unter s lieu ng e mg . rds fhe lar Reform und öffentliche trag wird aber verworfen ö. igardän unterstützt ihn. Der An⸗ i, ,. daß ,, , . ., t
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zog de, ö. Situng ward aach rä. ncht in . Bericht der de , rf BFlandin las heute Mittags seinen 9 der Sitzung, daß er oder vor, und man glaubte am Be⸗ Das Ministerium hat jedoch vie 6e niedergelegt werden würde. batte erst Montags. beginnen ou. orderung gestellt, daß die De⸗ Die Telegraphen spielten heute, a die Majorität eingeht. den Repräsentanten zu bewirken. imberufung der abwesen⸗
J ; z Ueber das ö tionsprojekts ist man noch immer zu nee re .
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muthung gelangt. Alles hängt von der Haltung der Legitimisten ab. Während bis jetzt feststand, daß Berryer gegen das Projekt sei, bringt die legitimistische Gazette de France das Gerücht, Berryer gebe sich Mühe, für dasselbe Anhänger zu werben, jedoch ohne diese Nachricht als sicher bezeichnen zu wollen. Andere Blätter sind der Ansicht, das Elysee sei einer Transaction geneigt. Die meisten Ansichten gehen jedoch dahin, daß das Projekt nach der mi⸗ nisteriellen Vorlage und nur mit der einzigen Modification, daß die 3 Millionen jährlich mit dem Budget votirt werden sollen, ange⸗ nommen werden dürfte. Die fünf Mitglieder der Minorität der Dotations- Kommission haben den Beschluß gefaßt, in den Kommis⸗ sionsbericht eine Auseinandersetzung der Ansichten aufnehmen zu lassen, welche sie während der Kommissions-Berathungen vertraten. Außerdem wird Herr Lefebvre⸗Duruflé in ihrem Namen ein Amen⸗ dement einbringen. Man stößt sich bei der Dotationsfrage hauptsächlich an die Form derselben, die eine Civilliste wiederherzustellen scheint. Einige Mitglieder der Majorität sollen dem Ministerium die Versicherung gege⸗ ben haben, daß, wenn es die Worte der Kommission: „ein Kredit für die ersten Installations⸗ und späteren Repräsentationskosten“, annimmt, das Gesetz votirt werden würde. Herr von Persigny ist, wie heute in Paris versichert wird, von Berlin hierher berufen wor— den und würde alsbald eintreffen. Herr Cintrat, erster Secretair der Legation in Berlin, welcher sich auf Urlaub hier befindet, hat heute den Befehl erhalten, ohne Verzug nach Berlin abzugehen. Diese Berufung Persigny's soll indeß gar keinen politischen Grund haben. Der Präsident der Republik, sagt man, habe ihn, so wie die übrigen in diesem Augenblicke abwesenden Repräsentanten, auf deren Voten er in der Dotationsfrage rechnen zu können glaubt, blos deshalb hierher berufen. So erwartet man auch die Ankunft des Herrn Barrot von Turin, ferner den kommandirenden Divisions⸗ General Magnan und Andere. Aus dieser Vorsicht des Elysee schließt man, daß der Kampf in dieser Frage jedenfalls ein hartnäckiger sein werde. Man sprach heute von einem Briese Ludwig Philipp's an einen seiner ehemaligen Minister, in welchem das Benehmen derjenigen Mitglieder der konservativen Partei, welche gegen die drei Millio⸗ nen Franks votiren wollten, sehr energisch getadelt werde.
Emil von Girardin erklärt heute in einem Schreiben an den Secretair der Presse, Herrn Nefszer, daß er, um dem Gesetze zu genügen, von heute an aufhöre, der Geschäftsführer des Blattes zu sein. Er wolle aber noch mihr thun, als das Gesetz verlange, und lege daher seine Stelle als Haupt⸗Redacteur nieder. Er be⸗ halte sich jedoch vor, dem Blatte Artikel zuzustellen. Herr Nefszer wird die Stelle als Haupt-Redacteur einnehmen. E. von Girardin erschien heute zum erstenmale in der National Versammlung und setzte sich zwischen E. Sue und Vidal. . ö.
Einige Personen sind hier der Ansicht, daß das englische Mi nisterium nach der Niederlage im Oberhause bei Lord Stanley s Motion sogleich abtreten werde, und sprechen bereits von einem Mi nisterium Aberdeen- Villiers. Die vorwiegende Meinung geht jedoch dahin, daß der Rücktritt Lord Palmerston's erst dann erfolgen würde, wenn ihm das Unterhaus kein Vertrauensvotum ertheilen sollte. Man beruft sich auch auf den constitutionellen Gebrauch in England, kein Ministerium in einer Kabinetsfrage stürzen zu lassen, sondern seinen Fall stets in einer sekundären Frage berbeizuführen.
Man beschäftigte sich heute in dem Konferenzsaal der National⸗ Versammlung vor Eröffnung der Sitzung viel mit den englischen Nachrichten, die einen großen Eindruck machten. Man ist der An⸗ sicht, daß nun, mag das Whig⸗Ministerium am Ruder bleiben, oder / nicht, jedenfalls eine friedliche Lösung der Differenz mit England bevorstehe.
Man beschäftigt sich hier vielfach mit der Eventualität eines Krieges zwischen Spanien und Nord-Amerika wegen der Expedition nach Cuba. Die spanischen Kolonieen sind gute Märkte für den französischen Handel. Dies und die Politik, welche Frankreich ge⸗ gen Spanten befolgt, lassen einige kühne Politiker zu der Vermu⸗ hung gelangen, daß Frankreich sich in diesem Falle mit Spanien alliiren würde.
Man versichert, Herr A. Marrast werde dieser Tage die Re⸗ daction des Credit übernehmen. Eine Summe von 50,900 Fr. sei dem Blatte zugewendet worden, um diese neue Coml ination möglich zu machen.
Man meldet, daß die Veränderungen in Besetzung der Unter⸗ Präfekturen und Präfektur-Räthe, welche seit längerer Zeit ange— kündigt sind und theilweise schon begonnen haben, nach dem Votum liber Tas Dotationsprojekt in Vollzug gesetzt werden sollen.
Die Kommission über den Antrag auf außerordentliche Ver— sammlungen der Gencral-Conseils waͤhlte heute Herrn Mols zum Präsidenten und Herrn Laboulie zun Secretair.
Die Union meldet, daß Lamartine bereits in Marseille sei, wo er sich den 21sten d. M. nach Konstantinopel einschiffen werde.
Vorgestern wurden neue Fortificgtions-Arbeiten am Mont Va⸗ lerien, der Citadelle von Paris, im Betrage von 300,000 Fr. ver⸗ steigert.
Die Gesellschaft der dramatischen Schriftsteller wird durch einen Repräsentanten, welcher Mitglied der Geseäschaft ist, der National⸗ Versammlung einen Protest gegen das Gesetz über die Theater— polizei, in welchem sie eine Wiederherstellung der Censur versteckt sieht, überreichen lassen.
Die Semaine giebt eine ins Einzelne gehende Liste des ge sammten Civil- und Militairhaushalts des Präsidenten der Re publik. Das dabei angestellte Personal beläuft sich auf einige Hun— dert Köpfe. .
Der Toulonnais spricht von Verstärkungen, welche der Cr= pedition im La Plata zugeschickt werden sollen; dieselben würden aus 3 Kriegsdampfern und 3009 Mann Truppen bestehen.
Unter dem Namen: „Die allgemeine Republik“, ist eine neue Monalsschrift erschienen, deren Haupt- Mitarbeiter mehrere Reprä⸗ fenlanten von der Linken, wie Bouvet, Savatier, Laroche, Pascal Duprat, und politische Flüchtlinge aller Nationen sind,
Der Moniteur enthält ein Dekret wegen Verlängernng des Handels- und Schifffahrts Vertrages mit Sardinien auf 6 Mo— nate. Wegen eines neuen Vertrages wird unterhandelt.
Louis Bonaparte wohnte gestern in der Invalidenkirche der Seelenmesse für die bei Waterloo Gefallenen bei.
Nach! dem Echo du Mihkpl vom 14. Juni hatte der Central⸗ Kommissar Herr Raynaub tas Dorf Montferrier, wo die Sozig⸗ listen sich in der Mehrzahl befinden und in der letzten Zeit grobe Gewaltthätigkeiten gegen vas Eigenthum der Ordnungsfreunde ver⸗ übten, polizeilichen Haussuchungen unterworfen, welche zur Weg⸗ nahme einer bedeutenden Menge Waffen und aufrührerischen Schrif⸗
ten führten.
Großbritanien und Irland. Parlament. Ober⸗ haus. Sitzung'vom 17. Jun i. Den Vorsitz führte Lord Camp⸗ bell. Das Haus war stark besucht, indem die angekündigten In—= terpellalionen Lord Stanley's die Lords herbeigezogen hatten. Be⸗ vor das Haus aber zur Debatte überging, fand eine Scene statt, die von Lord Brougham hervorgerufen wurde. Auf der für die
Gemahlinnen und Töchter der Pairs besti erie immten Galerie hatten sich um 5 Uhr etwa 50 Damen eingefunden, in deren Mitte Lord
Brougham den preußischen Gesandten, Ritter Bunsen, entdeckte. Früher war die Galerie links vom Throne im Oberhause dem di— plomatischen Corps angewiesen. Seit einiger Zeit aber ist eine Veränderung eingetreten, und jene Galerie ist für die Gemahlinnen und Töchter der Pairs bestimmt. Es scheint aber, daß den frem⸗ den Diplomaten jene Veränderung nicht angezeigt werden, denn der preußische Gesandte erschien mit Frau und Tochter und bat den betreffenden Beamten, ihm seinen gewohnten Sitz anzuwei⸗ sen. Dieser fragte ihn, ob er sich mit einem Stehplatz auf den Stufen des Thrones heute begnügen könne, was Herr Bunsen aber ablehnen mußte, da kürzliches Unwohlsein ihm dies zu beschwerlich machte. Darauf hin führte ihn der Pedell nach der Galerie, mit der Bemerkung, daß Herr Bunsen ein Recht auf seinen Platz habe, falls er darauf bestehe, bat ihn aber zugleich, nur die Plätze links von der Thüre frei zu lassen, da dieselben der Herzogin von Cam⸗ bridge zugewiesen seien. Kaum bemerkte Lord Brougham, daß Herr Bunsen in der Galerie für die Damen sei, so erhob er sich und sprach: „Mylords, ich habe dem Herrn, über dessen Benehmen ich mir jetzt einige Bemerkungen erlauben werde, Anzeige gemacht, ja, ich habe ihm Anzeige gemacht. Ich glaube, es ist Euren Herrlich feiten wohl bekannt, daß kein Pair oder Gemeiner in der Galerie der Pairinnen etwas zu thun hat, und daß jeder Edelmann oder Gentleman durch seinen Aufenthalt daselbst gegen die Regeln des Hauses verstößt. In diesem Augenblicke befindet sich ein Herr dort, und er hat kein Recht, dort zu sein. (Gelächter unter den Pairin— nen.) Wenn er nicht herunterkommt, so muß ich den Antrag stellen, daß er gegen die Regeln des Hauses Eurer Herrlich keiten verstößt. Pause. J Außerdem ist diesem Herrn ein Platz im Hause selbstangewiesen, und durch seine Gegenwart auf der Galerie beraubt er zwei Pai⸗ rinnen ihres Platzes. (Schallendes Ge ächter sowohl im Hause, wie unter den anwesenden Pairinnen.) Ich stelle den Antrag, daß die Beamten Eurer Herrlichkeiten die Bestimmungen der Geschäfts ordnung geltend zu machen haben. (Gelächter. Glauben Sie nicht, daß mein Verfahren ein unhöfliches ist. Ich habe jenem Herrn hinreichend deutlich angezeigt, daß, wenn er sich nicht entferne, es meine Absicht sei, das Haus in Bezug darauf anzureden und ihn ausweisen zu lassen.“ (Fortgesetztes Gelächter und eine ge⸗ wisse Verwirrung.) Hierauf wandte sich Se. Herrlichkeit zu dem betreffenden Herrn und sagte: müssen nun herunterkom⸗ men.“ Da dieser jedoch unbeweglich sitzen blieb, schritt Lord Brougham mit großer Eil auf die Barre des Hauses zu und sagte, der zu dem Biener des schwarzen Stabes oder zu einem der Boten (der Berichterstatter der Times konnte dies von seinem Platze nicht unterscheiden): „Gehen Sie und bringen Sie ihn hin aus.“ Kurz darauf erschien Sir A. Clifford in der Galerie; Rit ter Bunsen erhob sich sogleich von seinem Platze und verließ die Galerie, von zwei oder brei Damen begleitet. Der Berichterstatter der Times bemerkt bei dieser Gelegenheit, daß er sowohl Lord Brougham selbst, als auch den Herzog von Argyll, den Grafen von Earlisle und andere Pairs häufig auf dieser Galerie in Un terhaltung mit Damen gesehen habe. Nachdem nun auf den An trag des Marquis von Lansdswne
Sie
entweder
eine auf die Ernennung des Sheriffs von Westmoreland bezügliche Bill zum dritten male verlesen und angenommen worden war, erhob sich Lord Stanley, um seinen Antrag hinsichtlich der griechischen Frage zu begründen. Der Redner begann mit der Erklärung, wie fern es ihm liege, die vorgelegten Dokumente über die griechische Frage hier ins Detail zu verfolgen, sprach von vornherein aber die Ueberzeugung aus, die er daraus geschöpft, daß die Politik, welche die Regierung in dieser Frage be⸗ folgt, nur darauf berechnet sei, die friedlichen Beziehungen Eng lands zu den anderen Großmächten zu stören. bgleich er nun hoffe, daß dies noch umgangen werden könne, so frage er, ob das Benehmen der Regierung sich nicht durch eine liebereilung charakte risirt habe, die um so weniger zu rechtfertigen, als die an die griechische Regierung gestellten Forderungen in manchen
Punkten ungerecht gewesen. Man misse wirklich nach der Geschichte der letzten 1 Einsicht kom—⸗ men, daß die Repräsentanten der drei großen Mächte zu
Athen sich nicht die Aufgabe gestellt, die Autorität der griechischen Monarchie zu begründen, sondern ihre Aufgabe dahin aufgefaßt, nur zu intriguiren, um ihren respektiven Einfluß dort geltend zu machen. In jüngster Zeit hätte der Einfluß Frankreichs zu Athen vorgewogen, und so hätte denn der englische Gesandte zu Athen glauben müssen, die griechische Regierung handle im Interesse Frank reichs und gegen England. Ueberhaupt seien die meisten Ansprüche, die England mit Waffengewalt geltend gemacht, nicht so, daß eine Intervention, wie jene, die man eintreten lasse, gerechtfertigt gewe⸗ sen wäre. Indem der Redner nunmehr in eine Kritik der gemach— ten Forderungen eingeht, die er großentheils für übertrieben oder ganz unberechtigt hält, ist er der Ansicht, daß die Forderung kes? Herrn Finlay noch die bestbegründete sei, obgleich der selbe für das ihm willkürlich weggenommene Stück Land, welches ihm ursprünglich 300 Drachmen gekostet, 10, 900 Drachmen als Entschädigung gefordert. In Betreff der Forderungen des Don Pacifico geht er unter anhaltendem Gelächter des Hauses in eine Detail-Erörterung ein, die nicht geeignet ist, Interesse für denselben zu erwecken; worauf er aber besonders Nachdruck legt, ist, daß die britische Regierung auf Zahlung von 21,000 Pfund wegen Ver nichtung der Rechtstitel Pacifico's in Betreff seiner Forderungen
an Portugal dringt, während die portugisische Regierung die Versicherung gebe, daß sie keinen Heller an Pacifico schulde.
Die Politik, welche Palmerston zu Athen eingeschlagen, habe insbesondere Frankreich verletzen müssen, nach der Art und Weise, wie das englische Kabinet seinen Vermittelungs-Anerbieten gegen⸗ über sich benommen. Was die Insel Sapienza anlange, so habe die englische Regierung kein Recht hier, abgesehen von den anderen Schutzmächten, zu entscheiden, und da Rußland gegen diese An⸗ sprüche protestirt, so hoffe er, daß sie nicht weiter sich geltend machen würden. So viel man aber wisse, sei der Befehl, mit Gewalt Besitz von der Insel zu nehmen, noch nicht zurückgenom⸗ men, und sei dies noch nicht geschehen, so hätten Admiral Parker und Herr Wyse das Verdienst davon. Bei dieser Lage der Dinge sei es Pflicht des Hauses, zu erklären, daß die englische Regierung nicht England sei. Marquis von Lansdowne, Präsident des
x . j 2 — 2 1 14 r 5 ö. Geheimen Raths, weist keinesweges die Verantwortlichkeit der Re— erinnert aber
gierung für das, was zu Athen geschehen, zurück, eri . daran, daß Lord Palmerston im Unterhause wegen dieser Frage keine Angriffe erfahren habe. Was den hier in Frage kommenden
völkerrechtlichen Standpunkt anlange, so stehe es sest, daß Kränkungen, welche englische Unterthanen in Person oder Eigenthum im Auslande erfahren, immer peremtorische Ge⸗ gerechtfertigt hätten, von welchem
nugthuungsforderungen ö . ö die Verletzung der Rechte englischer Unterthanen
ausgegangen, wobei er auf das Beispiel Nordamerika's hinweist, dessen Kriegsschiffe jetzt vor Lissabon erschienen, um seine Forderun⸗ gen mit Gewalt durchzusetzen. Hier handle es sich nicht um den Charakter Pacifico's, sondern um die Sache. „Wilkes“, bemerkt der Minister, „war ein Spieler, und ein falscher Spieler, und dennoch waren die Prinzipien, mit denen sein Name sich identifizirte, heilig und noch unangreifbar.“ Nachdem der Marquis darauf in die De⸗
tails jener Forderungen eingegangen, schließt er mit der Erklärung, daß das Kabinet die an Griechenland gestellten Forderungen sanctio⸗ nirt habe. Wenn Rußland empfindlich über Englands Auftreten sei, so fließe dies wohl nur daher, daß man die Forderung gegen Griechenland so plötzlich gewaltsam geltend gemacht. Uebrigens sei es grundfalsch, daß die freundschaftlichen Beziehungen zu Ruß⸗ land dadurch gestört worden, denn in allen mit dem Norden Euro⸗ pa's in Beziehung stehenden Fragen habe ein innigeres Einverstãndniß als gerade jetzt mit Rußland nie geherrscht. Was die Wolke anlange, die für einen Augenblick die Beziehungen mit Frankreich verdüstere, so werde dieselbe wohl rasch vorüberziehen. Uebrigens bedauere auch er, daß die mit Herrn Drouyn de Lhuys abgeschlossene Con⸗ vention nicht zeitig genug zu Athen eingetroffen, um der Erneue⸗ rung von Repressalien zuvorzukommen; die dadurch entstandenen Verwickelungen ständen aber elner befriedigenden Lösung näher, die er in wenigen Tagen, wenn nicht in wenigen Stunden, mitzutheilen im Stande zu sein hoffe. Schließlich fordert er das Haus auf, die Stellung der Regierung zu den fremden Mächten nicht zu er⸗ schweren und die Motion zu verwerfen. Graf Aberdeen erklärt sich von vorn herein als den entschiedensten Anhänger der Motion und geht von dem Grundsatze aus, daß Englands Auftreten zu Athen einen allgemeinen Schrei des Unwillens hervorgerufen. Die For— derungen an Griechenland betrachte er eben so, wie der Antragsteller, als winzig und ungenügend. Die Regierung rühme sich ihrer Politik, man berufe sich darauf, daß das Einlaufen der britischen Flotte in die Dardanellen den russischen Kaiser zur Besinnung gebracht; allein der Kaiser habe schon vordem seine Einwilligung zu der Interpre tation des fraglichen türkischen Vertrags gegeben, und die englische Regierung sei sogar gezwungen gewesen, sich zu entschuldigen, daß ihre Flotte in die Dardanellen eingelaufen, und habe versproͤchen, dies nicht mehr zu thun. Die französische Regierung habe ihren Gesandten zurückgerufen, und zwar weil sie in ihrem Rechte gewe sen, ach der Art und Weise, wie das englische Kabinet ihre Ver mittelung aufgenommen und behandelt habe. Ueberhaupt seien Eng lands Beziehungen zu Europa nie so schlimm bestellt gewesen, wie he ute. Seinerseits könne er dem edlen Marquis nicht zu der Freundschaft Glück wünschen, die er mit Rußland als bestehend vorführe. England hätte ganz anders seinen Elufluß in Italien geltend machen können, es hätte den piemontesischen Krieg verhindern und eine Politik hin⸗ dern lönnen, welche die Occupation Ungarns durch Rußland nicht nöthig gemacht hätte. Hand auf das Herz lege, müsse dem Antrage Lord Stanley's beitreten. Lord Cardian läßt den Talenten Lord Palmerston's Gerechtigkeit widerfahren, meint aber auch, daß seine Politik das Land gefährde. Die Lords Ward und Beaumont nahmen das Wort für die Politik des Kabinets. Letzterer drückte die Uüeberzeugung aus, daß das Kabinet im In— teresse der Ansprüche schutzberechtigter englischer Unterthanen nicht nder habe handeln fönnen, als es gethan. Viscount Canning räumt ein, daß das Benehmen der griechischen Regierung zweiden tig gewesen, will aber damit nicht sagen, daß die englische Regierung echt gehandelt, insbesondere fürchtet er, das Englands Beispiel Nach⸗ ahmung finde seitens anderer Länder. Lord Eddisbury sucht aus Depeschen des englischen Gesandten zu Athen nachzuweisen, daß die Tory-Regierung, Griechenland gegenüber, dieselbe Sprache ge— f habe. Lord Hardwigck freut sich, daß Admiral Parker offen heraus erklärt, er sei nicht des schlechten Wetters wegen in die Dardanellen eingelaufen. Lord Brougham faßt die Frage von Seite auf, daß er die Ansprüche Englands an Griechenland ür zu unbedeutend erklärt und überhaupt die englischen Forderun⸗ gen vom Standpunkte des Völkerrechts aus nicht für gerechtfertigt hält. Obgleich er die Hoffnung ausspricht, daß das Oberhaus die Verantwortung für das Auftreten in Griechenland nicht überneh men werde, läßt er dem Talente und den friedfertigen Gesinnungen Gerechtigkeit widerfahren. Hierauf erfolgte die Abstimmung, und die Motion wurde mit 169 gegen 132 Stimmen angenommen. st um 37 Uhr Morgens aus einander.
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n nens Anders
— — *
Das Haus ging erst
London, 19. Juni. Gestern ist der Hof von der Insel Wight wieder in London eingetrossen, und heute hielt die Königin ammlung im Buckingham-Palast, an welcher
cine Geheimeraths⸗Vers . n , ich Prinz Albrecht Theil nahm. Es handelte sich um die Verei
aue . digung der drei Kommissarien für das große Siegel, Lord Lang⸗ dale, Sir L. Shadwell und Rolfe, nachdem der Lord Kanzler, Graf
Am Sonnabend wird
von Cottenham, seine Entlassung genommen, e Taufe des juugen Prinzen Arthur statlfinden.
Die Times sagt über Lord Brougham's Benehmen den preußischen Gesandten: „Wenn es irgend Jemanden im diplo matischen Eorps gab, welcher sowohl persönlich, wie in amtlicher Beziehung wenig mit unseren griechischen dummen Streichen und ihren Folgen zu thun hatte, so war es der preußische Gesandte. Der Ritter Bunsen wohnt seit einer Reihe von Jahren unter uns und hat sich während dieser Zeit in jeder Beziehung eines Gentle⸗ man und eines Gelehrten würdig benommen. Ganz abgesehen von seinem amtlichen Charakter und von der Achtung, welche ihm als Vertreter einer mit England befreundeten, gebildeten und mäch⸗ tigen Nation gebührt, durfte dieser ausgezeichnete Mann aus Per sönlichen Gründen eine hohe Achtung in Anspruch nehmen. Mild⸗ thätig, wohlwollend, gastlich, stets bereit, mit seinem Rathe und seinen
fen literarischer Männer zu fördern und einem Jeden hätte auch der leidenschaftlichste scheuen sellen, (inem solchen
1 1
gegen
Mitteln die Interes in der Noth Beistand zu leisten, politische Parteigänger sich davor
Manne eine Beleidigung anzuthun. Aber stände auch der persön⸗ liche Charakter des preußischen Gesandten so niedrig, wie der des traurigsten Diplomaten, welcher je gelebt hat, so würde er doch ver möge feiner offiziellen Stellung ein Recht auf jedes äußere Zeichen von Achtung gehabt haben. Nicht nur durfte er diesen Grad von Rücksicht an jedem Orte, wo Engländer versammelt sind, erwarten, sondern in dem Hause der Lords, unter dem Dache der Pairs von England, in jener Versammlung, welche den Charakter einer Gesell⸗ schaft von Gentlemen vorzugsweise für sich in Anspruch nimmt, mußte er sich sicher fühlen. Aber was wird das englische Publikum sagen, was wird man von uns im Auslande denken, wie groß wird die Entrüstung des preußischen Volkes sein, wenn man liest, was wir uns mit Widerwillen niederzuschreiben gezwungen sehen, daß ein Gesandter, ein Gentleman und ein Gelehrter, ein Fremder in unserem Lande, ein Vertreter einer bedeutenden und befreundeten Macht, aus der Galerie nicht einer Schenke, noch einer Loge lusti ger Gesellen, sondern des englischen Hauses der Lords durch den Diener des Hauses vertrieben worden ist! Und der einzige Urhe⸗ ber dieses unwürdigen Schauspiels war Henry Lord Brougham.“ Der Hergang der Sache wird in demselben Artikel in folgender Weise erzählt: „Die Galerie zur Linken des Thrones im Hause des Pairs war früher dem diplomatischen Corps eingeräumt; seit einiger Zeit ist jedoch eine Aenderung eingetreten, und sie ist nun für die Pairinnen und ihre Töchter bestimmt. Ven Mitgliedern der verschiedenen Gesandtschaften war jedoch von dieser Aenderung keine Anzeige gemacht worden. Ritter Bun⸗ sen erschien nun mit seiner Gemahlin und Tochter und bat den Hausbeamten, ihn zu seinem gewohnten Platze zu führen. Die— ser fragte hierauf, ob er sich nicht für dieses eine Mal mit einem
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Stehplatze auf den Stufen des Thrones begnügen könne. Der preußische Gesandte lehnte dieses Anerbieten ab, da es ihm in Folge eines ernsthaften Unwohlseins Schmerzen verursacht haben würde, so viele Stunden zu stehen. Hierauf erwiederte der Usher, „er habe ein Recht auf seinen Platz, wenn er darauf bestehe“, und führte ihn wie gewöhnlich auf die, Gallerie, wobei er ihn nur er= suchte, die Plätze links von der, Thür freizulassen, da sie für die Her⸗ zogin von Cambridge reservirt seien. Bald jedoch störte Lord Brougham den Gesandten und hieß ihn seinen Platz verlassen. Der Gesandte wei⸗
gerte sich, dies zu thun, indem er einfach entgegnete, „er befinde sich
auf dem Platze, folgte die unwürdige, aber lächerliche Scene, die wir kurz in unserem Berichte beschrieben haben und deren Resultat die summarische Aus⸗ weisung des preußischen Gesandten durch Sir A. Clifford war. Wir wollten, es wäre in unserer Macht, eine Genugthuung für diese schimpfliche Geschichte anzubieten. Wir hoffen jedoch, daß der Ritter Bunsen die Aufnahme, welche er sonst stets in anderen Ver— sammlungen von Engländern gefunden hat, nicht vergessen und we der die ganze Nation mit dem Hause der Lords, noch das Haus der Lords mit Brougham verwechseln wird. Für die Zukunft bleibt nichts übrig, als eine besondere Gallerie für das diplomatische Corps einzurichten, wo die Mitglieder desselben den Debatten des Hauses und Lord Brougham zuhören können, ohne zum Gegenstande sei⸗ ner Bemerkungen gemacht zu werden.“ In der gestrigen Sitzung des Oberhauses zeigte der Minister Marquis von Lansdowne be— reits an, er werde am Freitag auf Ernennung einer besonderen
Kommission antragen, um darüber Beschluß zu fassen, welcher pas⸗ sende Platz fremden Gesandten hier anzuweisen sei, wenn sie das
Haus besuchten, ein Antrag, den er mit Rücksicht auf den vorgestri⸗ gen unangenehmen Vorfall stelle.
Der vorgestern vom Oberhause in der griechischen Frage ge faßte Beschluß kam dem Ministerium durchaus nicht unerwartet, und es hofft denselben durch ein vom Unterhause zu erlangendes Ver⸗— trauens-Votum neutralisiren zu können. l glaubt man nicht, so lange nicht das Unterhaus dem Ministerium sein Vertrauen entzieht. thuung über diese Niederlage des Whig⸗-Ministeriums aus, während die Whig⸗ und radikalen Organe sich bitter über die Lords äußern. Die ministerielle Morning Post meint, daß die Gegner des Mi nisteriums freilich die Masorität für sich gehabt, aber keine Ar gumente. Der Globe deutete gestern darauf hin, daß die
An einen KabinetswechselQl
Die Toryblätter sprechen ihre Genug
ö
Konsequenzen dieses Votums sehr ernsthafter Art werden könnten. /
Die heutige Times indeß sagt: „Aus dem gestrigen Stillschweigen der Minister dürfen wir schließen, daß sie von ihrer vollständigen Niederlage bei Lord Stanley's Motion gar keine Notiz nehmen wollen. Das Kabinet war gestern, wenn wir nicht irren, zwei Stunden lang versammelt und, wie wir glauben, nicht ohne Mei⸗ nungsverschiedenheit; der Beschluß war jedoch, nichts zu thun.“ Das Unterhaus beschäftigte sich vorgestern mit der zweiten Verlesung der Bill wegen Aufhebung des irländischen Lord-Lieute⸗ nants-Amtes, welche mit 295 gegen 70 Stimmen durchging. Gestern beantragte Herr Bright eine Adresse an die Krone, in wel⸗ cher dieselbe um Ernennung einer Kommission gebeten werden sollte, die sich nach Ostindien zu begeben hätte, um die den Fortschritten
der dortigen Baumwollen-Kultur sich entgegenstellenden Hindernisse
zu untersuchen. Sir John Hobhouse, Präsident der ostindischen Kontrolle, äußerte jedoch die Meinung, daß der beabsichtigte Zweck auf diese Weise nicht würde erreicht werden, und der Antrag wurde ver⸗ worfen. Eben so fiel ein Antrag des Herrn Forster, der die Einbringung einer Bill bezweckte, um das Verbot der Briefbeförderung an Sonn⸗ tagen auf anderen Wegen, als durch die Post, aufjuheben. Der Kanzler der Schatzkammer bedauerte zwar den neulichen Beschluß des Hauses wegen Einstellung des Sonntags⸗Postdienstes, weil er fürchte, es werde dadurch noch größere Entheiligung des Sonntags
veranlaßt werden, indeß halte er es doch der Würde des Hauses
nicht für angemessen, etwas auf indirektem Wege wieder zu gestat⸗ ten, was es auf direktem nicht hatte genehmigen wollen. Auch Lord John Russell sprach sich gegen die Errichtung eines Privat Post dienstes für die Sonntage aus, so sehr er die Zweckmäßigkeit des früheren Beschlusses bezweifelte.
Dänemark. Kopenhagen, 14. Juni. (Departementsti dende.) Die aus Westindien im Finanz⸗Ministerium eingegangenen Be richte für den April enthalten noch nichts Beruhigendes rücksichtlich der Aussichten für die Aerndte des bevorstehenden Jahres, da keine wesentliche Veränderung im Wetter eingetreten war Die Dürre hat fast ununterbrochen angehalten. Die Ost- und Nordseite haben wie gewöhnlich am meisten gelitten; auch die Südseite hat in die⸗ sem Jahre so gut wie gar keine Ausbeute gewährt. Der diesjäh rige Aerndte-Ertrag wird auf 7 — 8000 Faß Zucker, etwa der halbe Ertrag eines guten Jahres, angeschlagen. Die Cisternen wa— ren größtentheils erschöpft, und da nur sehr wenige Brunnen vor handen sind, war der Wassermangel fühlbar.
Den 27. April fand, zum erstenmale auf St. Croix, auf der Plantage Castle Bourke, ein Probepflügen statt, wobei an die besten Pflüger eine Summe von 50 Dollars als Prämien vertheilt wur den, welche von zwei Plantagenbesitzern, den Herren Newton von Castle und Lang von Paradise, zu diesem Zweck ausgesetzt worden Eine Zahl von 13 Pflügen waren im Gange, welche um drei Prämien konkurrirten. Zwar war der Pflug schon vor der Emanecipation eingeführt worden, man hatte ihn jedoch wenig be nutzt; später hat die Anwendung desselben sehr zugenommen, und gegenwärtig wird er überall, wo das Terrain seine Anwendung ge⸗— stattet, eingeführt. Obwohl sich der Boden durch dieses Geräth viel leichter, als mit der Hacke, bearbeiten läßt, so ist doch Zeit erforderlich, ehe sich die Neger, welche die Veränderungen nicht lie⸗ ben, an die Führung des Pfluges gewöhnen. Das Probepflügen, das vermuthlich öfter angestellt werden wird, so wie die Austhei⸗ lung von Prämien zur Aufmunterung der Arbeiter, wird daher einen wohlthätigen Einfluß ausüben. Der General-Gouverneur, so wie ein Theil der Beamten, Pflanzer und Verwalter, hatten sich bei Anstellung der genannten Versuche eingefunden.
waren.
Spanien. Madrid, 14. Juni. (Fr. Bl,) Wenn das Kind der Königin ein Prinz sein sollte, so wird er Ferdinand, und, ist es eine Prinzessin, so soll sie, dem Wunsche der Königin gemäß, Ferdinanda Isabella Christinag getaust werden.
Aus Liffabon erfährt man, daß das Preßgesetz in der Sena tören-Kammer in der Fassung der Deputirten-Kammer nach 3 bis 4 Sitzungen votirt werden dürfte.
Zproz. 345 pCt.
Athen, 11. Juni. (Lloyd.) Der Kö⸗ Ften Morgens von ihrer Reise zu⸗ Bevölkerung mit großem Jubel
Griechenland. nig und die Königin sind am rückgekehrt und wurden von der empfangen. .
Die letzten Parlaments⸗-Sitzungen Der Kammer wurde der Entwurf zu Rußland vorgelegt. . . .
Der Egurkier d'Athänes klagt sehr über den um sich greifenden Straßenraub in Griechenland und fordert die Regierung
boten geringes Interesse. einem Handelsvertrage mit
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angesetzt,
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welchen ihm der Usher angewiesen habe.“ Hierauf
auf, strenge und wirksame Maßregeln gegen denselben zu er⸗ greifen. ; ö Der bekannte Senator Lykurg Logotheti ist im 77st 4 hturg Log m 77sten Jahre seines Alters mit Tode abgegangen. i g inn, d
Türkei. Semlin, 16. Juni. Eloyd.) Gestern langte in Belgrad ein Tatar aus Bulgarien mit der Nachricht an, daß die Bulgaren, namentlich die drei mit Ausnahme einiger Türken von Bulgaren bewohnten Kreise Widdin, Gurgysso va? und Bel gradeicza, seit dem 13ten d. in völligem Aufstande sind, um sich von der Botmäßigkeit der Türken zu befreien. Ihre nächste Absicht war, den Türken die Festung Belgradeicza abzunehmen, was ihnen leicht gelungen sein dürfte, da diese Festung eine nur geringe Besatzung hat, aber mit einer großen Menge Munition versehen ist. Belgradcieza soll auch wirklich schon im Besitze der Insurgenten sein. Nähere Details sind noch nicht bekannt.
Bekanntmachung.
Des Königlichen Geheimen Staats- und Finanzministers Herrn von Rabe Excellenz haben mich zur Ausführung des Gesetzes vom 24. Februar d. J., die Aufhebung der Grundsteuer-Befreiungen betreffend, für die Stadt Berlin und den dazu geschlagenen Bezirk zum Ministerial-Kommissarius ernannt.
Nach der besonderen hierüber erlassenen Anweisung vom 2östen v. M. erstreckt sich dieser der Stadt Berlin zugeschlagene Bezirk
auf dem linken Spree - Ufer oberhalb bis zur Königlichen Köp⸗ ticker Haide und von da längs der rixdorfer Feldmark bis zum Ende des Rixdorfer Dammes, und umfaßt ferner die Hasenhaide und die tempelhofer Höhenzüge mit Einschluß des Kreuzberges und der auf demselben belegenen Etablissements, die Grundstücke auf ver Potsdamer Chaussee bis nach Reu-Schöneberg, den zoologi⸗ schen Garten und den Thiergarten bis zum Ausfluß des alten Landwehrgrabens in die Spree, und wird
auf dem rechten Spree-Ufer von Martinicke, von der Jungfern⸗ haide und den Feldmarken der Dörfer Reinickendorf, Nieder⸗ Schönhausen, Weißensee, Lichtenberg und Stralau begränzt.
Nach den ferneren Bestimmungen dieser Anweisung sollen für diesen Bezirk behufs Ausführung des Grundsteuer⸗Veranlagungs⸗ Geschäfts fünf besondere Kommissionen gebildet werden, und zwar:
1) für den Theil auf dem linken Ufer der Spree bis zur Pots⸗
damer Chaussee mit Ausschluß derselben, .
2) für den Theil an der Potsdamer Chaussee bis zur Spree,
3) für Alt⸗ und Neu ⸗Moabit,
4) für den Wedding und das Louisenbad,
5) für Boxhagen und Rummelsburg, und eine jede dieser fünf Kommissionen soll außer mir, als dem Ministerial⸗Kommissarius, und dem Stadtrath Duncker, als ervann⸗ tem Kommissarius des Magistrats, aus sieben Mitgliedern bestehen, von denen vier von den in dem betreffenden Bezirke wohnenden Haus-Eigenthümern erwählt, drei aber von mir berufen werden.
Zur Wahl der von den Haus⸗— Eigenthümern zu wählenden
vier Mitglieder einer jeden dieser Kommissionen habe ich die Termine ad 1) für den Theil auf dem linken Ufer der Spree bis zur Potsdamer Chaussee mit Ausschluß derselben: auf Dienstag den 26sten d. M., Nachmittags 4 Uhr, in dem Hause des Ortsvorstehers Pfaffenländer in der Hasenhaide, ad 2) für den Theil an der Potsdamer Chaussee bis zur Spree: auf Mittwoch den 26sten d. M., Nachmittags 4 Uhr, 9 m Hause des Schulzen Willmanns in Schöne— erg; ad 3) für Alt und Neu-Moabit: i n n, ,. d. Gi, eeachmittags 4 Uhr, ad 4) für den Wedding und das ,, ö
auf Freitag den 28sten d. M., Nachmittags 4 Uhr, i dem Schubertschen Lokale, Milllerstre ße Ri. . dem Schuber schen Lokale, Müllerstraße Nr. 6; ad 5) für Boxhagen und Rummelsburg:
auf Sonnabend den 29sten d. M., Nachmittags 4 Uhr,
in der neuen Welt auf der frankfurter Chaussee;
u welchen ich die betreffenden Hauseigenthümer hiermit unker der Verwarnung vorlade, daß von denen, welche in diesen Terminen ausbleiben, angenommen werden wird, daß sie der von den Erschienenen getroffenen Wahl beitreten.
Berlin, den 17. Juni 1850.
3 3
Der Regierungs-Rath Pehlemann.
Meteorologische Beobachtungen. gisch
1850. Morgens Nachmittags Abends Nach einmaliger 21. Juni.] 6 Uhr. 2 Ubr. 10 Ubr. Reobachtun Luftdruck ..... 339, 62“ Par. 338,91“ Har. 338, 22 Par. Quellvwärme 7 6 Luktwüärme .... 12,80 R. K IG, s R - 15,07 R. Flusswärm- Thaupunkt -. * 1 * 81 n w— 99,97 R Boden wärme Dunstsättiguns S9 pet. 140 pot 69 pet Lusdünstun Wetter halbbeiter halbbeitei balbbenter Ntedersehlag 0 R Wind 9 NNVM. NW. Würmewechsel- W olkenzug . — NW. . 4 13, 1 PTageniittei: 338,92“ Par... 15,47 R. 49 R 66 pe
Känigliche Schauspiele
Sonntag, 23. Juni. Im Opernhause. Mit aufgehobenem Abonnement. Letzte Vorstellung dieser Oper vor den am 1. Juli beginnenden Opern- Ferien: Der Prophet. Oper in 5 Akten, nach dem Französischen des Eugene Scribe, deutsch bearbeitet von L. Rellstab. Musik von Meyerbeer. Ballet vom Königlichen Balletmeister Hoguet. (Herr Ander: Johann von Leyden; Frau Brand-Berend: Fides. Anfang 6 Uhr.
Preise der Plätze: Ein Billet zu den Logen des Prosceniums, des ersten Ranges und im ersten Balkon 2 Nthlr.; zum Parquet und zur 8 Rihlr. 15 Sgr. Ein Billet zu den Logen des zweiten Ranges 1 Rihlr. 19 Sgr.; zu den Logen des dritten Ran—= ges, im Balkon und zum Parterre 20 Sgr.; zum Amphitheater 10 Sgr.; zur Fremdenloge 3 Rthlr.
Montag, 24. Juni. Im Schauspielhanse. 103te Abonnements⸗ Vorstellung: Dornen und Lorbeer, Drama in 1 Akt, nach Lafont,
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