.
tilleiie und Kavallerie in die Linie. Die Kavallerie wurde von der 12pfündigen schleswig⸗holsteinischen Granat-Batterie mit Shrap⸗ nels mit solcher Wirkung beschossen, daß sie sogleich retirirte. Ei⸗ ner dänischen Batterie war währenddeß nur ein Zug von zwei Ka⸗ nonen entgegenzustellen, und obgleich diese unter heftigem feindlichen Feuer sich von Position zu Position zurückzog, so verlor sie doch nur einen Mann als schwer verwundet. Nach mehrstündigem Kampfe sollte das Zte Jäger⸗Corps vom 15ten Infanterie⸗Bataillon abgelöst werden; es ging nur mit Unlust aus der Linie, kochte eben außer Schußweite schnell ab und eilte wieder in den Kampf. Das 15te Bataillon machte wiederholte Bajonett⸗Angriffe, um den Feind aus einem Gehölze zu vertreiben, indeß vergeblich. Beide Corps haben ziemlich viele Ver= wundete und Todte; von dem 1. Bataillon wurde der Hauptmann Ohlsen verwundet eingebracht. Zu gleicher Zeit drangen die Dänen wie. der vom Westen mit großer Anstrengung vor und erreichten selbst das Dorf Jübeck. Hier wurde der Kampf stehend und heftig . sonders zwischen der Artillerie, deren Donner man gegen den Wind deutlich in der Stadt vernahm. Nach dem Pulverdampfe zu ur theilen, zieht sich der Feind auf die sem Punkte zurück, Die ganze te Brigade steht noch mit dem Gewehr im Arm und harrt unge⸗ duldig des Kampfes. Wahrscheinlich ist der heutige Kampf nur ein Vorsßiel zum moörgenden, denn noch stehen die Dänen weit außer den eigentlichen festen Linien der Schleswig- Holsteiner, Es wer⸗ den fortwährend Verwundete eingebracht, auch sind schon Gefan⸗ gene angekommen. . . . Abends 9 Uhr. Während des Nachmittags ist es ziemlich scharf hergegangen. Zuerst versuchte der Oberst Gerhard, der die Avantgarde kommandirte, das Poppholz wieder zu gewinnen, das⸗ selbe wurde aber von den Dänen behauptet. Zwei Offiziere sollen dort gefallen sein. Unterdessen griffen die Dänen die Vorposten am linken Flügel bei Buchholz mit verstärkter Macht an, und dem Plane gemäß zogen dieselben sich allmälig, Schritt für Schritt sich vertheidigend, zurück, bis sie nach Gammellund kamen, welches die zweile Position des linken Flügels bildet., Hier machten sie herzhaften Stand gegen eine überlegene Macht, bis der General Wüllisen selbst mit Verstärlung zu ihnen eilte. Die Kanonabe
dauerte an diesem Punkte bis etwas nach 8 Uhr, ohne daß es den Dänen gelang, weiter vorzudringen.
Schleswig, 25. Juli. Seit 3 Uhr heute Morgen hat der Kampf von Neuem begonnen. Heftige Kanonenschläge wurden noch immer vernommen. Seit 57 Uhr ist die Stadt in Bewegung. Ein mächtiger Regen fließt vom Himmel. Das 12te Bataillon steht im Feuer. Doch nicht blos zwischen Idstedt und dem Holze bei Helligbeck schlägt man sich, sondern auch westwärts bei Jübeck, wie gestern; jetzt namentlich an dem rechten Flügel, wo das Dorf Tolk abgebrannt sein soll. Wir kehrten um 10 Uhr gestern Abend von den Spitzen unseres Heeres auf der Heide von Idstedt und von dem gedachten Holze zurück. Die Wachfeuer der Dänen leuch⸗ teten von dem Holze herüber, eine Viertelstunde von da. Hier waren das Üste und 15te Bataillon und das 3te Jäger ⸗Corps den ganzen Tag im Feuer gewesen. Zuletzt soll das te Bataülon herangezogen sein. Wir haben manche Verwundete, wbe—⸗ klagen einige Todte; der Verlust der Dänen soll indessen größer gewesen sein, weil ihre Vorpostenkette, doppelt so stark als die unsrige, treffbarer war. Der Feind, obwohl in großer Stärke, war aber aus dem Holze nicht herauszubringen. Wenn die Dänen dasselbe verließen, kamen sie nur bis an die Hügelreihe, während die Unsrigen auf der nackten Haide und der flachen Ebene standen. Die Schleswig-Holsteiner sind micht zu halten gewesen. Sie woll⸗
ten sich nicht zurückziehen, obwohl die sie unterstützende Artillerie, die
sehr verheerend für die Dänen gewesen sein soll, dies gegen Abend that. Wir hatten, sagten mir Einzelne, alle unsere Kugeln verschossen, da mußten wir uns wohl zurücziehen. Wir haben uns — im ersten Batail lon — zuletzt theilweise selbst geführt und Feuer kommandirt, weil unsere Sffiziere theilweise verwundet worden sind. Der Haupt⸗ mann soll schwer verwundet sein. Während wir anwesend waren, wurde „Schleswig- Holstein“ gespielt und den Einwohnern der Stadt Schleswig mehr als ein Hoch dargebracht. Der Muth der Unsrigen übersteigt jede Beschreibung, allein die Anzahl der Feinde ist sehr, sehr groß. Mehrmals hieß es, das große Wirths haus Helligbeck sei von den Dänen angezündet: hinter den Steinwällen daselbst hatte am Morgen der Kampf lange ge⸗ vauert. Es soll aber nicht der Fall sein; zwei kleine Kathen sind aber abgebrannt, so wie ein Kornfeld von ihnen in Brand geschossen oder angezünder worden ist. Ein Spion, der gestern Abend eingefangen ward, soll gesagt haben, daß die Dänen 60 Spione ausgesandt hätten und daß es ihre Absicht ge⸗ wesen sei was auch vermuthet ward — schon am Sonntage an⸗ zugreifen. Sie hatten die Positionen erfahren und es deshalb der Zelt unterlassen. Auf dem linken Flügel ist das Gefecht sehr hef⸗ üig gewesen; hier sind die Dänen zurückgedrängt. Unsere Bürger fuhren mit Lebensmitteln und Erfrischungen zur Stärkung unserer Tapferen nach den verschiedenen Positionen hinaus, so auch wieder in diesem Augenblicke. So eben vernehmen wir, daß doch das Dorf Tolk auf dem rechten Flügel abgebrannt ist. Die Unsrigen kämpfen unverzagt, aber sehr groß soll die Anzahl der Dänen sein; Gefangene werden eingebracht. Die Unsrigen haben das Schlacht- feld behauptet; die Dänen retiriren.
(8 Uhr.) Die Dänen sollen aus dem idstedter Holze und . Wedelspang zurückgeschlagen sein. Gefangene werden einge⸗ racht. ;
— Ein Extrablatt der Börs. H. enthält ferner folgende aus führlichere Mittheilungen über den Rückzug der schles wig-holstein⸗ schen Armee und den Einzug der Dänen in Schleswig:
„Rach einem beispiellos blutigen, gegen elf Stunden anhalten— den Kampfe bei Schleswig hat sich gestern Nachmittag die schles⸗ wig⸗holsteinische Armee, die mit bewundernswerther Tapferkeit und Ausdauer kämpfte, vor der großen Uebermacht der Dänen, welche immer neue Bataillone ins Gefecht zu führen im Stande waren, zurückziehen und dem Feinde die Stadt Schleswig überlassen müs⸗ sen. Sie hat ihren Rückzug, ohne von den Dänen verfolgt zu wer⸗ den, in guter Srdnung bewerkstelligt und steht jetzt konzentrürt bei Sehstedt auf a een e schen Gebiete. Wir geben nachstehend der
Reihenfolge nach die Berichte, die uns über den Verlauf der Schlacht zugekommen sind.
Schleswig, 25. Juli. Heute Morgen 3 Uhr hat di 25. J gegen 3 Uhr hat die erwartete Schlacht mit cinem Angriffe ber mn ge Selte auf den
beiden Flügeln der schleswt ; Aeswig - holsteinischen Armee angefangen. Es ö anfänglich nicht, weit vorzukommen; nach eini= . fle sich . sie mehr Boden auf dem linken Flügel, einen muthl 6. stzen versuchten; sie wurden aber sehr bald durch rid herr isf er den Wüsten ther and gnf̃anter h, . genrangt und weit zurückgetrieben, *. daß sie sich auf diesem Punkte nicht wieder sammelten. Am rechten Flügel aber wurden sie kräftig smpfangen, und es wurde ihnen unmöglich, nur 3 ß, ,, ee . nun das Gesecht. zwischen den n zwei ober die Tn dem *. die Dänen das enen gedäher ha,
entrum längs der Chaussee nach Flensburg
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an, mit Infanterie, Kavallerie und Artillerie zugleich: die leichte
schleswig⸗holsteinische Infanterie zog sich hinter die Haupt⸗Position bei Idstedt Krug zurück und die anrückenden Dänen wurden von den Schanzen aus mit einem Hagel von Kanonenkugeln empfan⸗ gen, welcher sie ziemlich bald zwang, sich zurückzuziehen; die Holsteiner rückten im Centrum wieder vor, und zwar so lebhaft, daß die Dänen bald ganz nach Poppholz zurückweichen mußten. Zwei⸗ mal geschah das nämliche Manöver, zweimal griffen die Dänen die Hauptpofition, am rechten Flügel und im Centrum von neuem an. Am linken Flügel dauerte nur noch das Tirailleurfeuer fort. Schon hatte dieser Kampf gegen 8 Stunden gedauert, und zwischen 10 und 11 Uhr schien es sicher, daß er nur einen glücklichen Ausgang werde haben können. Gerade in diesem Augenblicke wurde man aber gewahr, daß der Däne alle seine Kräfte sammelte, um einen Haupt⸗Angriff gegen das Centrum und den rechten Flügel zu ver—⸗ fuchen. Von der Anhöhe, wo ich stand, konnte man deutlich die ganze dänische Linie aus dem Poppholz herausdebouchiren und sich n voller Linie den Schleswig⸗Holsteinern gegenüber aufstellen sehen. Mehrere neue Batterieen wurden von dänischer Seite aufgefah— ren, und man konnte deutlich sehen, daß die Truppen, die schon im Gefechte gewesen waren, durch frische abgelöst wurden. Der kommandirende Genexal, Willisen ließ seine Reserve⸗Batterieen auch auffahren, die Kavallerie, die zum Theil noch gar nicht gebraucht war, wurde auch herbeigezogen, um dem Feind zu begegnen, und gegen 11 Uhr begann ein furchtbarer Kanonendonner von beiden Siten, welcher von den Schleswig-Holsteinern, obgleich die Ge— schütze ihrer Feinde größer und viel zahlreicher waren, mit vieler Ausdauer drittehalb Stunden lang ausgehalten wurde. Einzelne Beweise von Muth wurden gezeigt, die wirklich unerhört waren. Eine kleine Feldbatterie von 12-Pfündern fuhr mitten durch das feindliche Feuer, stellte sich in halber Distance auf und begrüßte die Dänen auf eine höchst unangenehme Weise, mußte sich aber nach kurzer Zeit sehr schnell aus dem Staube machen, um einer Kaval⸗ lerle-Altake zu entgehen. Der große Muth ver ganzen Armee half aber nichts gegen eine solcht Uebermacht, wie die Dänen jetzt ins Feld brachten, es fehlte auch theilweise an Munition. Gegen zwei Uhr rückten die Dänen weiter vor und da ich mich etwas zurückziehen mußte, fonnte ich nicht mehr sehen, was geschah. Kurz darauf aber sah man einzelne Soldaten die Chaussee nach Schleswig entlang lau⸗ fen und der Ausgang der dänischen Attake wurde klar. Den ein
zelnen Soldaten folgten bald größere Massen, und man hörte jetzt die traurige Nachricht, daß die Dänen das Centrum durchbrochen hätten. Unter solchen Umständen war wohl nichts Anderes möglich, als ein Rückzug, der auch erfolgte. General Willisen gab die nöthi
gen Befehle und die kleine brave Armee sah sich genöthigt, das Schlacht
feld zu verlassen. General Willisen war unter den Letzten, die dasselbe verließen. Der Rückzug geschah mit Ordnung und Ruhe, von der Tann deckte denselben mit mehreren Bataillonen; die Dänen aber schienen zu müde oder zu träge, ihren Vortheil zu vergrößern, denn sie verfolgten nicht. General Willisen ritt vom Schloß Gottorff gegen 5 Uhr weg; mit Bestimmtheit aber kann ich nicht sagen, wohin das Hauptquartier verlegt wurde, denn einzelne Bataillone erhielten Befehl, auf den Feldern längs der Chaussee nach Eckernförde bei Fahrdorf zu bivonakiren, andere aber wurden nach Rendsburg be
ordert. Die Schlacht bei Idstedt wird gewiß einen blutigen Rang in der Geschichte behaupten; von beiden Seiten waren die Verluste ungeheuer groß; die Dänen werden aber mehr gelitten haben, als
die Schleswig-Holsteiner, sonst würden sie mit ihrer großen Ueber⸗
macht nicht auf dem Schlachtfelde stehen geblieben sein. Sie müssen
nicht weniger wie 45 — 50,000 Mann gehabt haben, der
Aussage der Gefangenen nach, die, ungefähr 400 an der Zahl, zuerst nach Schleswig und dann nach Rendsburg gebracht wurden. Unter ihnen sollen auch Schweden und Norweger sein, in dänische Uniformen gekleidet. Zwanzig Offiziere sind auch
dabei. Von dem Generalstabe der schleswig - holsteinischen Armee
ist dem Vernehmen nach kein Einziger verwundet. General Bau—⸗ dissin ist ziemlich stark an der rechten Schulter verwundet. Von den anderen Offizieren sollen sehr viele gefallen sein. Ein Batail⸗ lon Schützen hat nur zwei Offiziere am Leben und ungefähr 400 Mann. Andere Bataillone haben auch sehr gelitten. Von der Artillerie ist nur eine Kanone verloren gegangen. (— Der Rück—⸗ zug geschah theilweise über Schleswig und theilweise über Mis⸗ funde. Die Dänen rückten gegen neun oder zehn Uhr in Schles⸗ wig ein. Eckernförde soll over ist schon aufgegeben, denn schon am Abend wurden die Kanonen abgefahren und die Schanzen ab— getragen.)
Schleswig, 25. Juli, Morgens 10 Uhr. Vom frühen Mor⸗ gen an heftiger Kanonendonner im Norden und Nordosten, wie wir selbst gehört haben, von 47 Uhr, wie man sagt, schon von 2 Uhr an, zwischen 5 und 7 Uhr bei starkem Regen. Seit etwa s Uhr ist der Kanonendonner verstummt, wenigstens hier nicht mehr zu hören. Ueber den bisherigen Gang des Gefechts erfahren wir Fol⸗ gendes: Die Dänen hatten gestern Nachmittag den Uebergang über pie Trene bei Sollbrucke (Kirchspiels Jörl, Gegend von Hunding und Esperstoft) zu forciren, also die diesseitige Stellung im Westen zu umgehen gesucht, waren aber zurückgeschlagen worden. Nachdem unsere Armee, gleichwie vermuthlich auch die feindliche, nun die Nacht bivouakirt, ist heute Morgen hauptsächlich unser rechter Flü⸗ gel in der Gegend von Welspang angegriffen, also eine Umgehung der diesseitigen Stellung im Osten versucht worden. Das Gefecht muß hier sehr heiß gewesen sein. Denn es sind von dieser Seite her Verwundete von vielen unserer Bataillone nach der Stadt ge⸗ bracht worden, vom Sten, ten, ten, ten, 10ten, 12ten und 14ten Infanterie⸗, vom 2ten und 5ten Jäger ⸗ Bataillon. Auch zahlreiche Ge⸗ fangene sind eingebracht worden, Jäger und Infanteristen. Am härtesten ist es wohl hergegangen bei Unter-Stolck, nördlich vom Langsee. Hier haben die Feinde alle Waffengattungen im Feuer gehabt, von Ka⸗
Svallerie sowohl Husaren als Bragoner. Eine feindliche Dragoner⸗
Eskadron, welche sich verirrt hatte, ist abgeschnitten und, wie (s scheint, aufgerieben worden. So erzählten Gefangene von dieser Waffengattung. Im Dorfe Idstedt sind mehrere Bauernhäuser in Flammen aufgegangen. Die Nachrichten von unserem rechten Flügel lauten insgesammt nur günstig, wie auch das Gefecht sich hier of fenbar immer weiter entfernt. Verwundete, Gefangene und Be⸗ gleiter werden auf der Straße verpflegt, es ist ein rührender An⸗ blick. — 105 Uhr. So eben hören wir, daß sich jetzt auch auf un⸗ serem linken Flügel ein hartnäckiger Kampf entsponnen hat. Ent⸗
fernte Kanonade. Von Osten her passirt wiederum ein starker Zug von Gefangenen, wenigstens ein paar Hundert.
Man sagt, die ganze dänische Kette sei gefangen genommen und die feindliche Ar⸗ tillerie stecke im Moor, wie wir denn auch bereits Jäger auf ge⸗
nommenen Artilleriepferden haben vorüberreiten sehen.
Aus dem südlichen Schleswig, 25. Juli, Abends. Der Ausgang des Tages hat leider nicht dem glücklichen Anfange ent⸗
sprochen; die Schleswig ⸗Holsteiner sind im heutigen Kampfe der
feindlichen Uebermacht erlegen. Als wir heute Vormittag unser Schreiben an Sie abgesandk hatten, welches hauptsächlich Nachrich= ten über den Stand der Sachen auf dem rechten Jlügel enthielt, wollten wir uns nach der Gegend von Idstedt zum Centrum hin⸗
begeben. Unterweges gingen uns aber bedenkliche Nachrichten über den linken Flügel zu. Es hieß zwar, daß das Gefecht auch hier günstig stehe, der linke Flügel war aber doch bedeutend zurückge⸗ wichen, die Trenelinie längst aufgegeben und schon am Morgen der Brigadier Graf von Baudissin verwundet worden. Die hier⸗ durch hervorgerufenen Befürchtungen vermehrte noch der Um⸗ stand, daß sich nicht blos vom Nordwesten, sondern auch ganz ven Westen her Kanonenschüsse hören ließen. Wir wurden dadurch veranlaßt, die letztere Richtung einzuschlagen, und erfuhren bald, daß die Feinde sich im Westen unserer Stellung ganz nach Süden heruntergezogen hatten, so daß bereits in der Rähe des Dorfes Schubye gekämpft wurde. Es war dies offenbar ein sehr gewagtes Manöver der Dänen. Denn wenn unser Centrum vorzudringen und zu siegen vermochte, so konnte dasselbe durch eine Schwenkung nach links die westlich voörgeschobenen Truppen abschneiden; wenn dagegen der Feind das diesseitige Centrum zu bewältigen vermochte, so konnten die vorgeschobenen Truppen das Gros der schles
wig - holsteinschen Armee in die Flanke nehmen und selbst den Ruͤckwug gefährden. Das gedachte Manöver setzte daher an
scheinend voraus, daß dier Dänen ihrer Sache im Centrum sehr sicher seien. Der bedrohte Punkt bei Schubye wurde indeß durch Vorführung von Artillerie geschützt und das Gefecht auch hier zum Stehen gebracht. Inzwischen wurde sowohl im Centrum als auf dem rechten Flügel fortgekämpft, hier behaup⸗— teten unsere Truppen lange Zeit die Linie des Langsee und den Paß bei Welspang. Im Centrum ließ sich fortwährend heftige Kanonade und Kleingewehrfeuer hören, ohne daß der Feind Ter⸗ rain gewann. Gegen 2 Uhr Nachmittags gelang es den Dänen aber, das idstedter Gehölz durch einen Bajonett-Angriff zu neh
men. Es soll dies durch den Umstand möglich geworden sein, daß unserer dort postirten Artillerie momentan die Munition ausgegan⸗ gen war. Von diesem Augenblick an hielt Ihr Referent die Schlacht für verloren. Denn es war durch die Wegnahme des erwähnten Ge⸗ hölzes, welches nach Westen an die schleswig-flensburger Chaussee und nach Ssten zu an den Langsee gränzt, die diesseitige Stellung völlig durch⸗ brochen und, soweit ein Late das zu beurtheilen vermag, namenllich der Uebergang über den Langsee bei Güldenholm nicht mehr zu halten. Es wurde jetzt auch ein Theil des Trains nach der Stadt zurück⸗ gebracht und das Gefecht näherte sich ersichtlich, indem der Kampf sich von neuem bei dem Haide-Dörfchen Katt und Hund ent
spann. Ihr Referent verließ nunmehr die Stadt und sah nur noch, daß ein Theil des ästen schleswig⸗holsteinischen Jäger⸗Corps nebst einigen Kanonen an der Sübseite der Schlei (östlich vom hadde⸗ byer Damm, auf der loopstedter Höhe) Posto faßte. Später uns zugegangenen Nachrichten zufolge soll der Feind um 5 Uhr eine kleine halbe Meile von der Stadt entfernt gewesen, damals aber ein noch
maliger Angriff unsererseits vorbereitet worden sein. Daß die Dänen noch vor Abend die Stadt erreicht haben, vermuthen wir, obschon es von Manchen bezweifelt wird. Ferner erfahren wir noch, daß die Chaus⸗ see von Schleswig nach Rendsburg durch Artillerie geschützt ist, und dürfte daher die anfänglich von uns gehegte? zesorgniß, daß das westlich vorgeschobene feindliche Corps die Armee von der Rückzugs
linle auf die Festung nach Osten hin abdrängen könnte, gehoben sein. Unser rechter Flügel wird sich auf Missunde zurückgezogen haben. — Die heutige Schlacht ist wohl noch blutiger gewesen, als
die bei Fridericia am 6. Juli v. J. Wir haben viele Offiziere
verloren, auch mehrere Aerzte haben ihr Leben eingebüßt. Der Ver⸗ lust des Tages ist der feindlichen Uebermacht zuzuschreiben. Unsere Truppen haben sehr brav gefochten, aber auch die Dänen haben sich tapfer geschlagen. Wenn beide Theile tapfer und gut geführt sind, so muß der Mehrzahl der Sieg zufallen. Die Dänen mögen etwa 38,006, unsere Armee 28,9000 Mann stark gewesen sein. In den Reihen der Jeinde sollen sich viele Schweden und selbst Russen be— funden haben, doch können wir das nicht verbürgen.
Schleswig, 25. Juli. Ein furchtbarer Kampf besteht seit heute Morgen; um 3 Uhr begann die Kanonade und dauert jetzt noch, wenigstens auf dem linken Flügel, in der Gegend von Lühr⸗ schau fort. Viele von den Schleswig⸗Holsteinern sind leider geblie⸗ ben oder verwundet, doch viel mehr Dänen, namentlich soll das Moor in der Gegend von Lusbusch von Dänen ganz voll liegen, auch viel dänische Kavallerie festgerathen sein. Icht, 12 Uhr Mit⸗ tags, wird der Däne verfolgt, indem so eben sämmtliche Bagage des General Kommando's, welche heute Morgen hier eingebracht war, in nördlicher Richtung weiter zum Heere zurückgeschafft wird. An dänischen Gefangenen sind jetzt gegen 300 Mann eingebracht, boch sollen auch mehrere von Unseren in der ersten Zeit, namentlich Verwundete, gefangen genommen sein. General Willisen komman-— Dirt das Cenkrum, von der Tann den linken Flügel und, wie man sagt, von der Horst den rechten Flügel. So eben kommen noch ca. 50 dänische Gefangene. von der Tann soll, dem Vernehmen nach, den rechten Flügel der Dänen bereits durchbrochen haben.
Altona, 26. Juli. Nachdem der Kampf bei Schleswig bis gestern Mittag gewüthet, mußten die Schleswig Holsteiner ihren (geordneten) Rückzug antreten. Die Dänen sind gestern Abend zwischen 8 und 9 Uhr in die Stadt Schleswig eingerückt. Die Schleswig-Holsteiner konzentrirten sich um Sehstedt. Gegen Mit⸗ tag ging der schteswig-holsteinischen 12pfündigen Batterie die Mu⸗ nion aus, und in Folge dessen wurde das Centrum durchbrochen. Die Schanzen von Eckernförde sollen desarmirt werden. Zwei oder prei Bataillone und größere Dragoner⸗Abtheilungen zogen vorige Nacht in Rendsburg ein, sollen aber heute um 10 Uhr Morgens wieder nordwärts rücken. Gestern Abend wurden etwa 400 dä— nische Gefangene in Rendsburg eingebracht. Unter diesen waren auch zwei höhere dänische Offiziere, von denen der eine angeblich Oberst Baggesen. Alle schleswig- holsteinischen Bataillone waren im Feuer, das 15te stand vorgestern den ganzen Tag im Feuer. Munition und Magazine sind auf dem Rückzuge gerettet.
Kiel, 26. Juli, 7 Uhr Morgens. Der rechte Flügel hat sich gestern Nachmittag auf Befehl von Schleswig auf Missunde zurück⸗ gezogen und stand gestern Abend 11 Uhr zum Theil diesseits Missunde; ein Bataillon (das 6te) in Brodersbs, im Bivouak. Er hatte den Tag über heftige, aber nur glückliche Gefechte gehabt. Der Geist der Truppen war vortrefflich, ihr Verlust nicht stark.
Kiel, 26. Juli. Da die Post nach dem Norden so eben un⸗ bestellt zurückkehrt, werden die Dänen jetzt die Stadt Schleswig besetzt haben. Die Uebermacht der Dänen ist ganz auffallend ge⸗ wvesen, und man hat Gefangene gemgcht, mit welchen, man sich nicht hat verständigen können; ob es Schweden oder Russen gewesen, weiß man noch nicht; daß wieder Schweden in der dänischen Armee befindlich sind, ist gewiß. Ob die Flotte, welche vor der Schlei⸗ Mündung liegt, eint englische oder russische ist, weiß man auch noch nicht; eine ganz neu hinzugelommene ist es gewiß, es wird aber wohl die von den Dänen angekündigte zweite Abtheilung der russi⸗ schen sein. Aus früheren dänischen Berichten wird man sich erin= nern, daß die russische Flotte 6— 3000 Mann Landtruppen am Bord haben sollte; ich glaube, wir können mit Recht sagen, Ruß⸗ land hat auch Schleswig-⸗Holstein besiegt.
Kiel, 25. Juli. Der amtliche Bericht aus dem Hauptquar⸗ tier über das Treffen vom 24sten d. M., meldet Folgendes: Ge⸗ stern Mittag engagirte sich ein ziemlich lebhaftes Gefecht der Avant= garde bei Helligbek und am linken Flügel bei Sollbroe. Die Dä⸗ nen griffen mit ihrer Avantgarde an und wurden vom Zten Jäger⸗ Corps bis Stenderup zurückgeworfen. Helligbek wurde von den Unsrigen unter Oberst Gerhard behauptet. Auf dem linken Flügel haben 100 Jäger den Uebergang über die Trene bei Sollbroe meh—⸗ rere Stunden lang gegen drei dänische Batgillone vertheidigt. Sie wurden zurückgeworfen, doch wurde gestern Abend nach einem glän⸗ zenden Gefecht, in welchem der General Willisen selbst kommandirte, der Uebergang über die Trene bei Sollbroe wieder gewonnen,
Auch die Avantgarde unter Oberst Gerhard halte, in heftigem Kampf um den Besiß des Elmholzes, Helligbek, nachdem es schon einmal verloren war, wieder genommen. Eline zu hartnäckige Ver⸗ theidigung von Helligbek, einem weit vorliegenden Punkt mit un⸗ günstiger Rückzugslinie, ward aber vom kommandirenden General untersagt und lag nicht im Plane. Nachdem die 1ste Zwölfpfün⸗ der-Batterie mit Shrapnels in den dänischen Kolonnen stark auf⸗ geräumt hatte, nahm unsere Avantgarde eine feste Position zwischen Helligbek und Idstedtkrug ein. Es sollen etwa 136 — 1490 der Un⸗ serigen verwundet sein. Das 3te Jäger-Corps, welches Vormittags hauptsächlich im Gefecht war, hat wenig, das 1ste Bataillon, wel⸗ ches Nachmittags und Abends im Feuer war, den Haupttheil dieses Verlustes getragen. Hauptmann Burow ist schwer verwundet, Hauptmann Olsen verwundet. Es wird ausdrücklich bemerkt, daß ver Verlust an Todten und Verwundeten auf Seiten der Dänen größer als auf unserer sei.
Altona, 25. Juli. (H. N. Der heutige Abend -Bahnzug brachte uns einige Verwundete vom Norden, namentlich vom 3Zten und vom 1sten Jäger-Corps und vom 10ten und vom 15ten Ba taillon. Von dem letzteren scheinen die 2se und die Zte Compagnie keinen Verlust gehabt zu haben. Mehrere der Verwundeten spre⸗ chen voller Jubel von zwei eroberten dänischen Fahnen.“
Sachsen⸗Koburg-⸗Gotha. Gotha, 24. Juli. (D. A. 3.) Unser Landtag ist gegenwärtig mit der Berathung über den Ftat auf die Finanzperiode 18650 — 52 beschäftigt. Nach demselben beträgt die Einnahme 889,500 Rthlre, die Ausgabe aber 1,009,000), wonach also das Defizit sich auf 119,500 Rthlr. beläuft. Im Laufe ver Debatte entwickelte sich zunächst ein lebhafter Streit darüber, welche Summe zu allgemeinen deuischen Zwecken zu verwilligen wäre. Die Mehrheit des Ausschusses beantragte 5009 Rihlr., die Minderheit nur 1600; der Antrag ber Minderheit ward zum Be⸗ schluß erhoben, und in Uebereinstimmung mit der Regierung der Etat als nur für ein Jahr geltend angesehen. Nach einer Mit— theilung des Ministeriums ware die Fregatte „Gefion“ als Eigen⸗ thum Beutschlands festgestellt und von der schleswig-holsteinischen Regierung eine Forderung von 20,0090 Rthlr. für Verpflegung der gothaischen Truppen erhoben worden. Ueber den Zusammentritt der wegen der Vereinigung mit Koburg gewählten Kommission ver⸗ lautet noch immer nichts, da die Vorlagen des Ministeriums noch nicht fertig sind.
Hamburg. Hamburg, 25. Juli. (H.. C.) Dieser Tage sind nach einander die drei Bataillone des Königlich preußischen 15ten Infanterie⸗Regiments von hier abmarschirt, das letzte mit dem Slabe heute Morgen um 5 Uhr. Der Kommandant, Oberst⸗ Lieutenant von Freydanck, stattet in einigen herzlichen Worten den Bewohnern Hamburgs für die zuvorkommende und freundliche Auf⸗ nahme, die sie dem Regiment zu Theil werden lassen, seinen Dank ab. Heute Morgen 11 Uhr ist das an die Stelle des 15ten zur hiesigen Garnison bestimmte 12e Infanterie⸗Regiment, welches be— reits gestern in der Umgegend Altona's angekommen war, hier ein⸗ gerückt.
Gestern ist eine Deputation von Offizieren, Unteroffizieren und Soldaten des zweiten Bataillons vom 16. Königlichen preußischen Infanterie-Regimente beim Herrn Oberst-Lieutenant Heinsen, Com- mandeur der hanseatischen Kavallerie⸗Division, gewesen und hat sich im Namen des Bataillons bei der hiesigen ersten Schwa⸗ dron für deren aufopferndes Benehmen am Abend des 13. August und freundliches Entgegenkommen bei allen späteren Gelegenheiten in sehr herzlicher Weise bedankt. Die Worte der Deputation konn ten einen um so tieferen Eindruck nicht verfehlen, als dies der erste Akt öffentlicher Anerkennung war, welcher der Schwadron zu Theil wurde.
Ausland.
Oesterreich. Semlin, 20. Juli. (Lloyd.) Der eng⸗ lische General-⸗Konsul für Serbien, Herr Fontblane, hat vorgestern in Belgrad die englische Flagge von seiner Wohnung abnehmen lassen und sich dann mit seiner Beschwerde an den Pascha der bel⸗ grader Festung gewendet. Anlaß hierzu war die Bestrafung seines Dieners durch die serbische Polizei Behörde. Unserer Ansicht nach hätte der General-Konful diesen auffallenden Schritt nicht thun sollen; denn, wiewohl die Konsuln fremder Mächte besondere Vor rechte haben, so hatte doch der Diener (ein Montenegriner) durch sein Benehmen zu sehr öffentlichen Aerger veranlaßt, als daß er ungestraft bleiben konnte. Andererseits hätte freilich auch die ser bische Polizei⸗Behörde vorsichtiger sein und sich mit dem General⸗ Konsul ins Einvernehmen setzen sollen—
Frankreich. Gesetz gebende Versammlung. Sitzung vom 724. Jult. Den Vorsitz führt General Bedeau. Fortsetzung des Skrutiniums zur, Wahl der noch fehlenden JZ Mitglieder der permanenten Kommission. Dasselbe ist um 2 Uhr beendet. Die Bänke leeren sich zusehends. Fortsetzung der Budget-Debatte. Kap. 30 —36 ohne Debatte angenommen. Kap. 37, Pension der Gefäng— nißbeamten, abermals an die Kommission verwiesen. Kap. 41, ge⸗ wöhnliche Ausgaben des Departementaldienstes, 34 Millionen. Ber— ryer giebt zu, daß dieses Kapitel übertrieben sei. Der Minister habe aber bereits eine Kommission ernannt, um Abhülfe zu treffen Die Finanzlage sei schlecht. Das bezügliche Defizit beträgt 5 Millionen. Die Kommisston hat eine Uebersicht der außerordentlichen Departe mental-Auflagen für 1851 verlangt. Der Minister des Innern bemerkt, daß die Regierung das nächste Jahr hierüber ein eigenes Gesetz einbringen werde. Chamiot besteht darauf. Der Kom⸗ misslons-Antrag wird angenommen. Die Kapitel 41 und 42 wer⸗ den angenommen. Der Präsident theilt das Resultat der Kom⸗
misssons⸗-Wahl mit: Zahl der Wählenden 459; absolute Majorität 245. Combarel de Leyval 237. Grevy 236, Garnon 214, Chambolle
198, Bixio 189 Stimmen. Morgen wird zu einem neuen Skruti⸗ nium geschritten werden, da die absolute Majorität nicht erreicht wurde.
Die letzten Kapitel des Ministeriums des Innern werden ohne Re⸗
duction votirt. Eben so die drei ersten Kapitel des Ministeriums für Ackerbau und Handel. Kapitel 4, Veterinairschulen 783,000 Fr. Die Kommisston beantragt eine Reduction von 10,909 Fr. auf die Schule von Lyon. Das Kapitel wird nach einer Debatte, in wel
werden dürften.
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cher Lamoriciere der Reduction widerspricht, angenommen. Ka⸗ pitel 5, Ackerbau⸗Unterricht, 2 500,000 Fr. Limerge tadelt den mangelhaften Unterricht in Versailles. Es gebe überhaupt bessere Mittel, den Ackerbau zu heben. Das Kapitel wird angenommen und die weitere Diskussion vertagt.
Paris, 23. Juli. Die Herren Schoelcher, Perrinon, Barba⸗ rour und von Greslau haben den Antrag eingebracht: Es möge dem Finanz⸗Minister ein auf 2 Jahre zu vertheilender Kredit von 10,800,000 Fr. zum Bau von 6 Dampfschiffen von 450 Pferde⸗ kraft eröffnet werden, welche zwischen Frankreich und den Antillen zweimal monatlich den Postdienst versehen und in Lissabon, Madeira und Teneriffa anlaufen sollten. ;
In Folge des neuen Preßgesetzes haben sämmtliche pariser Blätter, mit Ausnahme der P resse, ihren Preis erhöht.
Charles Lagrange hat den Antrag gestellt, daß jedes in Pa— ris anwesende Mitglied der Kammer den Verhandlungen der Ver— lagungs⸗-Kommission beiwohnen dürfe. .
Ein Blatt macht darauf aufmerksam, daß die Bonapartisten General Regnault de St. Jean d'Angely und Casabianca, welche vom Partei-Vereine des Staatsrathes als Kandidaten für die per⸗ manente Kommission aufgestellt waren, nur eine fast verschwindende kleine Anzahl von Stimmen erhalten haben.
Gestern war das Gerücht von dem plötzlichen Tode des Ge— nerals Cavaignac verbreitet, das sich jedoch sofort als unwahr her ausstellte.
Die Jury des Seine-Departements hat gestern die Personen, welche angeklagt gewesen waren, die von der Voix du Peuple ausgegangene revolutionaire Petition an die Nalional⸗Versammlung unterzeichnet zu haben, freigesprochen.
Paris, 24. Juli. Der Präsident der Republik hat zu Ufer⸗ bauten in den jüngst überschwemmten Rheingegenden 3000 Fr. an die Repräsentanten Heeckeren und Proudhomme übergeben. Der Präsident wird die Zeit der Vertagung der National⸗Versammlung in Groß-Trianon zubringen, um dem Lager von Versailles näher zu sein.
Der Constitutionnel sagt: „Es steht fest, daß die Liste der permanenten Kommission einen doppelten Charakter hat. Sie ent— hält mehrere Mitglieder, welche in neuester Zeit durch Mißtrauens⸗ Voten gegen die Exekutivgewalt sich ausgezeichnet haben, und syste—⸗ matisch 'schließt sie durch ihre Ergebenheit für den Präsidenten be⸗ kannte Männer aus. Soll man nicht denken, daß z. B. die Wahl des General Lamoriciere gewissermaßen der Preis der großen Schlacht sei, welche er den Phantomen der Kaiserpartei und des Kaiser⸗ reichs geliefert hat. Frankreich begreift diesen eingebildeten Schreck— nicht, den es nicht theilt. Eine Majorität, welche Bürgschaften bei ihren Gegnern sucht, giebt ihre Eutlassung. Frankreich wird sagen: Die Gefahr ist nicht dort, wo die Versammlung sie sieht, sie ist nicht in dem angeblichen Kaiserreich, das man aufzurichten droht, sie ist in der Majorltät der Ordnung, welche sich selbst aufgiebt und fällt.“ Die Coalition der Legitimisten mit den Montagnards bei der Kom⸗ missionswahl ist für dieselben nicht ohne Nutzen geblieben. Bisher sind nicht weniger als zwölf Legitimisten in der Kommission, und von drei noch zu wählenden Mitgliedern wird wahrscheinlich noch eines dieser Partei angehören. Das Ordre bespricht heute die montagnardelegitimistische Coalition, die, bereits zu verschiedenenma⸗ len sich offenbarend, keine Annäherung, sondern blos Voten zum Zwecke hätte. Schon früher hatte dieselbe das Mairegesetz beseitigt, das Amendement Tuigny durchgebracht und dürfte vielleicht auch ein Zurückkommen auf das Wahlgesetz durchsetzen. Das Ordre erklärt die Coalition aus einem zweifachen Grunde. Der erste sei der gemeinsame Widerwille gegen einen Staatsstreich, der zweite, wichtigere aber der unbesiegbare Widerwille beider gegen die Sr⸗ leanisten. Diese vielleicht balb an Bedeutung gewinnende karlistisch republikanische Liga zeige sich in ganz Frankreich. In den südlichen Departements habe man die Chefs der Legitimisten und Republi kaner sich umarmen sehen. Nicht umsonst machten die rothen pari— ser Blätter seit einiger Zeit den gemäßigten Legitimisten den Hof. Zum Schlusse weist das Ordre auf die Nothwendigkeit einer bo⸗ napartistisch-orleanistischen Verbindung hin, welche als Gegengewicht dienen müsse. Die Pa trie bemerkt: „Diese Verbindung kann nur zum Siege der Linken führen. Eine Coalition ist das Ei der Re⸗ volution.“ Die Niederlage des Elysee in der permanenten Kommis sion ist vollständig. Seine Kandidaten, die Bonapartisten und die bem Elysee freundlichen Orleanisten, haben es nur zu einer beden tungslofen Stimmenzahl gebracht. Molé soll, als er von der Ab stimmung der Legitimisten sprach, sich geäußert haben: „Es sind Thoren im Bunde mit Schlauköpfen.“
Seit längerer Zeit ließ die Polizei die gestern in der Rue St. Victor aufgehobene geheime Gesellschaft „Nemesis“ überwachen. Dieselbe war nicht ohne Geschick organisirt. Ein Polizei⸗-Agent und Eingeweihter zeigte den Ort der ersten Sitzung an. Die Gesell⸗ schaft hatte energische Männer an ihrer Spitze und war entschlossen, bis zum äußersten zu gehen. Obenan stand das in 19 Sectionen getheilte Seine-Departement mit einer unumschränkten Exekutiv Rommission von 5 Personen, denen 19 Sections-Chefs untergeord⸗ net waren. So oft die Kommission es für nöthig hielte, sollte sie einen Unteroffizier der Armee zuziehen können. Der von allen Vor⸗ gängen genau unterrichtete Polizei-Präfekt erfuhr, daß vorgestern in einer Weinstube, Nr. 118 Rue St. Victor, mehrere Chefs und einfluß⸗ reiche Mitglieder zusammenkommen würden. Ein Polizei⸗Kommissär stellte sich um 10 Uhr Abends mit einem gerichtlichen Verhaftsbe fehle und in Begleitung von Polizei⸗Agenten unvermuthet ein und fand in einer Stube 12 Personen versammelt. Sie gaben an, des Spie⸗ lens und Trinkens wegen zusammengekommen zu sein. Der Polizei⸗ Kommissär wies aber seinen Verhaftsbefehl vor und begann sofort die Durchsuchung des Lokales und der Verhafteten. Bei einem ge— wissen Chancel fand man die Statuten der geheimen Gesellschaft: die Menschenrechte. Bei mehreren anderen fand man ebenfalls kompromittirende Papiere. Im Lokale selbst waren mehrere Stücke rothen Damastes verborgen, die zu Fahnen und Gürteln dienen sollten. Das Reglement läßt Fremde zu, Trunkenheit verwirkt das Recht der Theilnahme. Der Gesellschaft steht Art und Aus wahl der Strafen zu. Von jenem Lokal begab sich der Kommissär in die Quartiere der Betreffenden, um daselbst Haussuchungen vor⸗ zunehmen. Vor der Weinstube war ein Auflauf von Neugierigen, und beim Heraustreten wurden mehrere Lebehochs auf die soziale Republik erwiedert, was zu neuen Verhaftungen Veranlassung gab. In den Wohnungen fand man Papiere, Munition, Flinten, Pisto⸗ len, Dolche, darunter manche von Werth. Die Verhafteten wurden auf die Polizei⸗ Präfektur abgeführt. Bei mehreren der Theilnahme verdächtigen Personen wurden heute Haussu⸗ chungen und in Folge dessen Verhaftungen vorgenommen, Unter den 19 Sectionschefs dieser geheimen Gesellschaft befanden sich 10, welche die Polizei fortwährend von der Angelegenheit in Kennt⸗ niß hielten und den Zeitpunkt bezeichneten, wo die anderen Mit= glieder genügend kompromittirt waren. Es geht das Gerücht, daß sehr bedeutende Perfönlichkeiten in diese Üniersuchung verwickelt Der heutige Ministerrath hat beschlossen, die
tenstücken derselben soll man auch eine vollkommen fertige Constitu⸗ tion aufgefunden haben. Eine sozialistische Volksapotheke, welche Arzneien um billigen Preis lieferte, ist als verdächtig gesperrt wor⸗ den. Man glaubt, daß die Polizei den Associationen überhaupt zu Leibe gehen werde.
Im inländischen Paßwesen sind durch Ministerial⸗Verordnung bedeutende Verschärfungen eingetreten.
Da auf Malta die Cholera ausgebrochen ist, wurden in Mar⸗ seille zwei von dort ankommende Schiffe, ein englisches und ein französisches, mit Quarantaine belegt, wogegen nur das englische protestirte. Die ergriffene Maßregel wurde telegraphisch nach Pa⸗ ris berichtet. Der Minister des Innern forderte sehr kategorisch veren Zurücknahme. Die Munizipalität beharrte auf ihrem Be⸗ schlusse. Auch ein zweiter noch bestimmferer Befehl fand keinen Ge— horsam. Die Muntzipalität soll nun ihre Demission in Masse ge⸗ geben haben und der Minister entschlossen sein, einen außerordent⸗ lichen Kommissär nach Marseille zu senden.
Großbritanien und Irland. Parlament. Ober⸗ haus. Sitzung vom 22. Juli. Die Bill über die Kompetenz der Grafschafts⸗- Gerichte wurde zum drittenmal verlesen und ging durch, nachbem zwei Verbesserungs-Anträge, einer von Lord Beaumont, der andere von Lord Brougham, angenommen worden waren.
Sitzung vom 23. Juli. Der Marquis von Lansdowne erklärte in Erwiederung auf eine Frage, die Lord Stanley vor eini⸗ gen Tagen gestellt, daß es nicht in der Absicht der Regierung liege, die Fremdenbill zu erneuern, indem die Umstände, welche dazu ver⸗ anlaßt, jetzt nicht mehr beständen.
Unterhaus. Sitzung vom 22. Juli. In seiner Morgen⸗= Sitzung berieth das Unterhaus die drei noch übrigen Klauseln der Handels-Marine⸗-Bill und vertagte sich dann bis 5 Uhr. Nachdem das Haus wieder zusammengetreten und, der Tagesordnung gemäß, im Begriff war, sich als Subsidien⸗-Ausschuß zu konstituiren, machte Hume auf eine Petition von Demerara aufmerksam, welche für sene Kolonie britische Institutionen erbittet, und erging sich bei dieser Gelegenheit in Klagen über das Verhalten des Kolonial⸗Amtes und des Gouverneurs von Britisch-Guiang. Schließlich beantragte er die Vorle⸗ gung von Abschriften gewisser Depeschen aus Guiana. Lord J. R ussell vertheidigte in einigen Worten den Gouverneur Barkly und die Regierung, welche in Britisch-Guiana nicht mit einer Reform⸗Partei, sondern mit einer Oligarchie zu kämpfen gehabt habe. Der Unter⸗ Secretair für die Kolonieen habe die letzten Depeschen noch nicht gelesen, und er (Russell) sei daher nicht im Stande, zu sagen, ob es passend sein werde, dieselben auf den Tisch des Hauses niederzulegen. Hume wünschte hierauf seinen Antrag zurückzuziehen. Da Lord J. Russell sich dem jedoch widersetzte, so wurde der Antrag ohne Abstimmung verworfen. In dem nun folgenden Subsidien⸗Aus⸗ schuß für den Eivildienst kamen verschiedene Vota für die Kolonieen Neu Seeland, Hong-Kong und Labuan zur Erörterung und führ⸗ ten von neuem zu einer langen Diskussion der Streitfrage zwischen Sir J. Brooke und Herrn Wyse. Die Bill in Betreff der kirch⸗
Gesellschaft „Nemesis“ energisch zu verfolgen. Unter anderen Ak—
lichen Kommission wurde zum drittenmale verlesen und derselben auf Antrag Lord J. Ru ssell' s eine Klausel hinzugefügt, welcher zufolge die Kommissare einem der Staats-Secretaire einen jähr⸗ lichen, dem Parlamente vorzulegenden Bericht über die von ihnen gethanen Schritte zu erstatten haben. Die Bill ging sodann durch. Lord R. Groß venor stellte den Antrag, daß die dritte Lesung der Bill Über die Certiftkate der Anwalte auf den nächsten Donnerstag fest⸗ gesetzt werde. Der Kanzler der Schatzkammer beantragte als Rmendement die Hinausschiebung der Verlesung bis über drei Mo— nate. Der ursprüngliche Antrag wurde mit 112 gegen 88 Stim⸗ men verworfen und das Amendement mit 113 gegen 81 Stimmen angenommen. Die Bill ist also durchgefallen.
Sitzung vom 23. Juli. Heute entspann sich wiederum eine Debatte über das irländische Armengesetz, und der Oberst Dunne erhielt die Erlaubniß, eine Bill zu dessen Verbesserung einbringen zu dürfen, nachdem Staatssecretair Grey erklärt hatte, daß er nichts dagegen habe. Ein Antrag Sibtorp's, den Pächtern die Ein⸗ kommensteuer zu erlassen, fiel durch. Schließlich lenkte Hume die Aufmerksamkeit des Hauses auf die letzten Vorfälle auf Cephalonien und die Beschwerden der Jonier, wobei er die Politik des jetzigen Lord⸗Oberkommissars und die Verletzung des verfassungsmäßigen Rechtes jener Inseln bitter tadelte. Er will, daß eine Untersüchungs-Kommission an Ort und Stelle die Be⸗ schwerden der Insel untersuche, und stellte zu dem Ende eine Mo tion. Lord Nugent unterstützte den Antrag und äußerte die An⸗ sicht, daß die Bevölkerung von Cephalonien eben so ungerecht als grausam behandelt worden sei. Da das Haus aber nicht mehr vollzählig war, so ging man ohne Entscheidung aus einander.
ö ö 0 ndon. 24. Juli., Die Herzogin von Kent ist von einem Besuch, den Ihre Königliche Hoheit am belgischen Hofe gemacht hatte, gestern wieder in London eingetroffen.
Ludwig Philipp ist mit seiner Familie, nachdem sie der ersten Kommunion des Grafen von Paris, welche in London stattfand, beigewohnt haben, wieder nach Claremont zurückgekehrt.
Das vom verstorbenen Herzoge von Cambridge hinterlassene Vermögen wird zufolge Testaments desselben in drei Theile unter seine drei Kinder, den gegenwärtigen Herzog und dessen beide Schwe stern, getheilt. Die verwittwete Herzogin erbt, außer anderem Ei genthum, die Summe von 5000 Pfd. St. in Geld. Die Testa mentsvollzieher sind der Herzog von Sutherland, Sir James Rey nett und Sir Henry Wheatley. Die Vormundschaft für die sechs zehnjährige Prinzessin Marie besteht aus ihrer Mutter, ihrem Bru der und obigen drei Testamentsvollziehern.
Der Globe weiß nichts von der neulich in den pariser Blät tern gemeldeten Schließung des Klubs der französischen Flüchtlinge in London. „Die jetzige englische Regierung“, sagt das ministerielle englische Blatt, „grahamisirt die Briefe der politischen Flüchtlinge nicht, und gegen die Klubs schreitet man in England nicht ein.“
In der Versammlung der ersten Notabilitäten aller Stände, welche gestern im Westende unter dem Präsidium des Lord Aber⸗ deen stallfand, und worin die Frage, dem Andenken Sir Robert Peel's ein Monument zu errichten, zur Debatte kam, hatte sich auch der Herzog von Wellington eingefunden und hielt unter rauschen⸗ dem Beifalle eine Rede, worin er dem Gedächtnisse seines ver⸗ storbenen Freundes den verdienten Tribut zollte. Ein Comité aus den ersten Männern beider Parlamentshäuser und sonsti⸗ gen Notabilitäten wurde eingesetzt, um über die besten Mittel zu berathen, wie der Zweck der Versammlung zu erreichen sei.
Gestern Abend ereignete sich zu Bristol ein surchtbares Unglück. Auf einem kleinen Dampfschiffe, welches gegen 50 Passagiere am Bord hatte, sprang der Kessel. Mehrere Personen fanden ihren Tod dabei, und eine Menge anderer erlitten schreckliche Brandwun⸗ den und sonstige Verletzungen.
Italien. Tu rin, 20. Juli. (LlI.) Das sardinische Ministerium hat einen Preßgesetz⸗Entwurf vorgelegt, dessen erster Artikel dahin lau—= tet, daß Jeder, welcher durch Druckschriften oder Abbildungen den König oder die Königin beleidigt oder Haß und Verachtung gegen