1851 / 3 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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mn,

zustandes aber wird der Thäter nach den diesfalls bestehenden An⸗

ordnungen kriegsrechtlich b . tairstande 21 .

Gehört der Thäter dem Mili⸗- O unterliegt er dem kriegsrechtlichen Verfahren nach

dem 9gten und 19ten Kriegsartikel, eben so, als wenn die That an aner auf dem Posten stehenden Schildwache begangen worden wäre.

Im Falle der Widersetzlichkeit sind die Gendarmen kraft des Gesez⸗

Ich setze zwar guten Gesinnung der Bewohner der Hauptstadt voraus,

zes berechtigt, von der Waffe

ebrauch zu machen. von der 4 ch

daß den Dlenst⸗ Verrichtungen der Gendarmerle, welche zur Aufrecht. haltung der allgemeinen und Privatsicherheit 2 ist, kein

Hinderniß in den Weg gelegt werden wird, halte m verpflichtet, noch abe . -

jede den Gendarmen verweigerte Folgeleistung, nach der ganzen Strenge des Gesetzes bestraft werden wird.“ .

Der Lloyd vernimmt, daß Ritter von Toggenburg definitiv zum Statthalter von Venedig ernannt worden, und daß Freinerr von Geringer binnen wenigen Tagen hier erwartet wird.

Mehrere italienische Damen überreichten, wie das Neuig⸗ keits-Büreau meldet, dem Feldmarschall Grafen Radetzky bei seiner Rückkehr aus Wien eine sehr künstlich gestickte Pferdedecke mit

ch aber dennoch : ondere auf die mit einer Beleidigung oder Widersetzlichkeit gegen die Gendarmerie verbundenen Folgen mit dem Beisatze aufmerksam zu machen, daß jede solche Handlung, so wie

einem Begleltungsschreiben, aus dem die herzlichste Freude über die

Ankunft des Marschalls hervorleuchtet. Nach dem Lloyd ist die Aufstellung dreier griechisch-katholi⸗ scher Bisthümer in Karlsburg, Lugosch und Vasarhely genehmigt. Ersteres dürfte das Erzbisthum werden. In Folge eines Finanz⸗Ministerial-Erlasses hat die National⸗

bank bewilligt, daß die aus dem Verkehre gezogenen Banknoten zu

einem und zwei Gulden über den Einziehungs⸗- Termin hinaus in

Wien noch bis Ende Juni 1851 und in den Kronländern bis Ende

in, 1851 bei den betreffenden Bank⸗Kassen umgewechselt werden nnen.

Das Neuigkeits⸗Büreau meldet: „Der Feldzeugmeister Fürst Karl von Schwarzenberg wird demnächst aus Mailand er— wartet. Wie man hört, ist es im Antrage, demselben das Kom⸗ mando in Ungarn anzuvertrauen. Feldmarschall-Lieutenant Graf Wallmoden erhielte dann für ihn die Bestimmung nach Mailand, Feldmarschall⸗Lieutenant Schafgotsche aber hier das Kommando.“

Prag, 31. Dez. Der Statthalter Mecsery hat unterm 27. Dezember folgende Bekanntmachung erlassen: „Um den sehr lebhaften Verkehr zwischen Böhmen und Sachsen in Absicht auf die poltzeiliche Kontrolle der Reisenden nach Thunlichkeit zu erleichtern, hat der Herr Minister des Innern in Erwägung der hierbei eintre— tenden wichtigen Rücksichten für das Gedeihen und Emporbluhen der Industrie und des Handels Böhmens mit dem benachbarten Kö— nigreiche Sachsen, so wie der vom Handels⸗Ministertum geltend ge⸗

machten sonstigen Motive, über Einschreiten dieses letzteren ausnahmsweise gestattet, daß die von den dazu berufenen Königlich sächsischen Behörden den dortigen Staats An— gehörigen ausgestellten Paßkarten in dem Königreiche Böh— men für die Dauer von höchstens vierzehn Tagen vom

jedesmaligen Gränzübertritte gerechnet als gültige Reise-Legitimatio— nen . werden. Zur Kontrolle des gedachten Aufenthalts- Termins wird beim Ein- und Austritte der Reisenden von Seiten des K. K. Gränz⸗Polizei⸗Kommissariats und in dessen Ermangelung von dem betreffenden K. K. Gränz⸗Zollamte einer solchen Paßkarte blos mittelst einer Stampiglie der Ort und der Tag des jedesma⸗— ligen Ein- oder Austritts deutlich aufgedrückt, daher es sich von selbst versteht, daß, wenn die Paßkarte den genügenden freien Raum zur Aufdruckung der Stampiglie nicht mehr darbietet, sie als Reise⸗ Legitimation auf österreichischem Gebiete nicht mehr benutzt werden kann. Außerdem ist diese Paßkarte den öffentlichen Aufsichts-Be⸗ hörden und Organen zwar auf Verlangen vorzuzeigen, jedoch, wenn sie in Ordnung befunden wird, dem Besitzer zu belassen. Hätte derselbe die obige bestimmte Frist, ohne mit einer anderweitigen förmlichen Paßurkunde versehen zu sein, überschritten, oder mit der bloßen Paßkarte seine Reise in ein anderes österreichisches Kronland ausgedehnt, oder aber von der Karte einen wie immer gearteten Mißbrauch gemacht, so verfällt er der Fremdenbehandlung und nach Umständen der Strafamtshandlung nach den diesfalls in Oesterreich bestehenden Polizeiverordnungen und Strafgesetzen. Diese mit dem hohen Ministerigl-Schreiben vom 18ten J. M. herabgelangte Kon— zesston, deren Wirksamkeit nach der Anordnung des Herrn Ministers des Innern vom 15. Januar 1851 an in das Leben zu treten hat, bringe ich hiermit zur allgemeinen Kenntniß.“

Bayern. München, 29. Dez. (Münch. Ztg.) Es bestätigt sich, daß die bisher bestehenden vier Jäger-Bataillone der Armee eine neue Formation erhalten. Statt dei bisherigen vier, zu je acht Compagnieen, werden wir künftig sechs Bataillone, zu je fünf Compagnieen und jedes nur mit einem Stabsoffizier statt der bisherigen zwei haben. Das aus den seit kurzem hier befindlichen Depot⸗Compagnieen des 2ten und Aten bisherigen Jäger-Bataillons neu zu bildende, bite Bataillon wird hier seine ständige Garnison 3 Die fünf Compagnieen des 2ten Jäger⸗-Bataillons haben 3 früh ihren Marsch nach ihrer Garnison Burghausen fort— gesetzt.

(Nürnb. Korr.) Bei dem hierher in Garnison verlegten sten Jäger-Bataillon haben heute bereits Beurlaubungen stattge— funden; die Urlgubspässe sind auf „unbestimmte Zeit“ ausgestellt, dabei die Mannschaft aber instruirt worden, daß sie im Jalle des Einberufens „ungesctumt“ einzurücken habe. Sowohl bei der rei— tenden Artillerie als Kavallerie bleibt der Präsentstand vorläufig dem Pferdestand gleichgestellt, weshalb bel diesen Waffengattungen nur wenig Hife beurlaubt wird. ;

Sachsen. Dresden, 31. Dez. Das Dresd. Journal erklärt, es sei ausnahmsweise ermächtigt worden, das Protokoll der Ministertalkonferenz, gehalten zu Bresden im Bruͤhlschen Pa— lais, am 23. Dezember 1850,“ mitzutheilen; es lautet:

Der Einladung entsprechend, welche von Oesterreich und Preu— ßen am 12ten d. Mts. an sämmtliche Genossen des deutschen Bundes ergangen war, sich durch Ent endung von Bevollmächtigten an einer zu Dresden zu eröffnenden Ministeriglkonferenz zu betheiligen, ha⸗ ben sich am heutigen Tage im Brühlschen Palais hier verfammelt: (Folgt das bereits in Nr. 3566 des Staats⸗Anzeigers vom vorigen Jahre mitgetheilte Verzeichniß der Bevollmächtigten.)

Der Herr Fürst von Schwarzenberg eröffnete die Sitzung durch Verlesung eines Vortrages, welcher die Ansichten des Kaiserlichen Hofes über den Zweck der zu pflegenden Verhandlungen, deren Grundlage und Ausgangspunkt entwickelte.

. Vortrag ist dem gegenwärtigen Protokolle als Beilage angefügt. (Der Wortlaut . Vortrages ist in Nr. 369 des Staats-Anzeigers vom 36. Dezember 1860 schon mitgetheilt worden.)

Die Schlußworte der Rede des Herrn Fürsten von Schwarzen— berg gaben dem Königl. ig f cen Bevollmächtigten, Herrn Staats⸗ minister Freiherrn von Beust, Veranlassung, nicht allein im Namen

Sr. Majestät des Königs von Sachsen und Hochdessen Regierung

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für die bezeigte wohlwollende Gesinnun auszudrücken, sondern es auch auszuspr

den tiefempfundenen Dank echen, wie hoch Sachsen

ven Zufammentrilt diefer hohen Versammlung zu Theil wird. Die

sächsssche Regierung fühle sich daher doppelt verpflichtet, das von

ben hohen Regierungen von Sesterreich und Preußen in so dankens⸗ werther e er, , Bundes- und Friedenswerk fördern zu hrlfen, und sfe betrete mit vollem Vertrauen den in der vernom= menen Rede vorgezeichneten Weg. Sie erblicke aber auch zugleich

in der Wahl Dreedens zum Sitze der Konferenzen eine glückliche BPorbedeutung, denn es erscheine ihr wie ein versöhnender Wink der

Borsehung, daß die Stadt, welche noch heute die Spuren jener unheilvollen Tage zeige, wo die Begeisterung für Deutschlands Ein— heit nur die Elemente der Zerstörung zu entfesseln wußte, zum Sammelplatze für die Männer ausersehen worden sei, die da beru— fen sind, jene vernichtenden Elemente zu bannen und dem deutschen Vaterlande Frieden und Eintracht zurückzugeben.

Hierauf ergriff der Königlich preußische Ministerpräsident, Herr Freiherr von Manteuffel, das Wort, um auch seinen Dank für die Bereitwilligkeit auszusprechen, mit welcher der ergangenen Einla— dung zu den heute begonnenen Konferenzen Folge geleistet worden ist, so daß man nach länger als zwei Jahren, nach verschiedenen Spaltungen und traurigen Zwistigkeiten, die Bevollmächtigten sämmt⸗ licher deutschen Staaten hier versammelt sieht, einmüthig entschlossen zum gedeihlichen Zusammenwirken.

Mit diesem Danke sprach Herr Freiherr von Manteuffel zugleich die Hoffnung und das Vertrauen aus: man werde der Wederkehr sener schlimmen Erfahrungen zu begegnen sich bestreben und zu die— sem Ende den deutschen Stämmen zeigen, daß ihre Regierungen den Willen, die Einsicht und die Kraft haben, vorhandene Mängel zu beseitigen und Gutes, Wahres und Festes zu gründen.

Endlich drückte noch der Königl. bayerische Ministerpräsident Herr von der Pfordten den lebhasten Dank aus, mit welchem die Königl. Regierung in der gemeinschaftlichen Einladung der hohen Regierungen von Oesterreich und Preußen einen erneuten Beweis ihrer bundesfreundlichen Gesinnungen und ihrer auf das Wohl des Gesammtvaterlandes gerichteten Adösichten erkannt habe und daher auch dieser Einladung mit Freuden gefolgt sei. Diese freudige Empfindung werde noch durch die Art erhöht, in welcher die Ver— treter der genannten beiden hohen Regierungen sich über den Zweck der Konferenzen ausgesprochen haben.

Die Königl. bayerische Regierung glaube ihrerseits, daß man diese Berathungen mit dem Entschlusse beginnen müsse, der Ver— gangenheit nur insofern eingedenk zu sein, um aus ihr Lehren für die Zukunft zu ziehen, während man sie in jeder anderen Beziehung der Vergessenheit anheim zu geben habe, um in einträchtigem Zu⸗ sammenwirken ein Werk zu gründen, das die wahren Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt und so eine Zukunft der Wohlfahrt, des Friedens und der Macht für Deutschland zu begründen geeignet ist. Dazu würden zwar vor Allem demjenigen Prinzipe, welches allein unter uns der Träger Ter Ordnung zu sein vermag, dem monar— chischen Prinzipe, die Säulen seiner Kraft gefestigk, zugleich aber auch diejenigen Garantieen bürgerlicher Freiheit gegeben werden müssen, welche der Bildung unserer Zeit entsprechen. In diesem Sinne möge die hohe Versammlung voll einträchtigen Geistes und freudiger Hoffnung an ihr Werk gehen!

Hierauf nahm der Herr Fürst von Schwarzenberg das Wort und äußerte:

„Es wird Ihnen Allen, meine Herren, zur Befriedigung gereicht haben, aus den eben vernommenen Vorträgen die Ueberzeügung zu schöpfen, welche Uebereinstimmung in unseren Gesinnungen herrscht.“ Die Artikel III. und IV. der wiener Schlußakte erklären die Bun— desakte als den Grundvertrag und als das erste Grundgesetz des durch dieselben gestifteten Vereins, und behalten der Gesammtheit der Bun— desglieder die Befugniß der Entwickelung und Ausbildung der Bun— desakte vor, in sofern die Erfüllung der darin aufgestellten Zwecke solche nothwendig macht. Nachdem es sich also nur um die Ausbildung, Ergänzung und Verbesserung, mit einem Worte, um eine zeitgemäße Revision des ersten Grundgesetzes und der bereits aus ihm entwickelten Gesetze des Bundes handeln kann, werden dieselben, wie ich bereits zu erwähnen die Ehre hatte, unseren Verhandlungen zur Grund— lage und zum Ausgangspunkte zu dienen haben. Was die Formen und den Geschäftsgang betrifft, welche bei diesen Verhandlungen zu beobachten sein dürften, empfehlen sich die bei den Ministerialkonfe— renzen des Jahres 1820 beliebten, wo die Bevollmächtigten sämmt⸗ licher deutscher Regierungen, in derselben Absicht, welche uns hierher geführt hat, und zu denselben Zwecken, welche wir verfolgen, zu— sammengetreten waren. Ich erlaube mir demnach die Bildung von Sectionen vorzuschlagen, welchen die einzelnen, in innerem Zusam— menhange stehenden Theile der Bundesverfassung zu dem Ende zu— zuweisen wären, um der Plenarversammlung über die etwa angemes— sen scheinenden Veränderungen oder Ergänzungen Vorschläge zu machen. Was den bei der Bildung dieser Ausschüsse zu beobachten⸗ den Vorgang betrifft, dürfte eine sreundschaftliche Verständigung der förmlichen Abstimmung und einem Skrutinium vorzuziehen sein. Es wäre daher vielleicht am angemessensten, wenn man den Bevollmächtigten von Oesterreich und Preußen das Vertrauen schenken wollte, einen gemeinsamen Entwurf für die Zusammensetzung dieser Ausschüsse zu verfassen, welcher der hohen Versammlung, bei deren nächster, unmittelbar nach den Weihnachtsfeiertagen stattfin⸗ dender Zusammenkunft vorzulegen sein würde. Außer den zur Ausarbeitung von Vorschlägen für die Revision der Bundesverfas— sung zu bestellenden Sectionen wäre dann zugleich auch eine Koni= mission zu ernennen, welche die Führung des Protokolls zu über— nehmen hätte. Damit die Mitglieder derselben durch diese Aufgabe nicht zu sehr in Anspruch genommen und von einer thätigen Theil— nahme an den Arbeiten der zu bildenden Sectionen abgehalten wer— den mögen, glaube ich den Antrag stellen zu sollen, daß dieser Kom— misston ein mit dem Geschäfte der Protokollführung vertrauter höhe— rer Beamter zugetheilt werde, welchem das Recht, den Sitzungen beizu— wohnen, eingeräumt und die Verpflichtung auferlegt würde, sich ber eigentlichen Redaction des Protokolls zu unterziehen. Indem ich hierzu den Kaiserl. Hof⸗ und Ministerial⸗Rath im Departement des Aeußeren und Referenten in Bundesangelegenheiten, Freiherrn von Thierry, in Vorschlag bringe, hoffe ich allseitiger Zustimmung zu begegnen. Was die Verification der bereits eingebrachten und noch einzubringenden Vollmachten betrifft, dürfte es am zweckmäßigsten sein, den Königl. sächsischen Herrn Bevollmächtigten zu ersuchen, sich unter Zuzlehung einiger Mitglieder dieser hohen Versamm-— lung diesem Geschäfte unterzlehen und nach dessen Beendigung über das Ergebniß Lesselben Bericht erstatten zu wollen. Es erübrigt mir nur noch, Sie, meine Herren, darauf aufmerksam zu machen, daß nicht nur die Würde dieser hohen Versamm⸗ lung, sondern auch die Förderung der ihr gestellten wichtigen Auf—

abe beeinträchtigt werden würde, wenn die unter uns statt« ndenden Verhandlungen der Oeffentlichkeit Preis gegeben und hier⸗ durch zum Gegenstande der Zeitungspolemik geworden, vor der Zeit, und wie dies unter solchen Ümständen der Fall zu sein pflegt, auf entstellte Weise, der Beurtheilung der Menge unterzogen werden sollten. Diesem Nachtheile vermögen wir nur dadurch vorzubeugen,

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und' dessen Hauptstadt die Ehre zu schäßen wissen, die ihnen durch

daß wir uns gegenseitig verpflichten, über Alles, was hier bespro⸗ chen und verhandelt werden wird, persönlich das strengste Schwei⸗ gen zu beobachten und bei unseren hohen Regierungen dieselbe Ge— heimhaltung zu befürworten.“

Sämmtliche Anwesende waren mit diesen Anträgen einverstan⸗ den, worauf sich die Versammlung bis nach dem Weihnachtsfeste vertagte. (Folgen die Unterschriften).

Dresden, 31. Dez. (Dres d. Journ.) Se. Durchlaucht der Herr Fürst von Schwarzenberg ist erst heute Morgen von Ber— lin abgereist und Mittags nach 12 Uhr hier im Prinzen-Palais wieder eingetroffen. Auch der Königl. preußische Staatsminister a. D. Graf von Alvensleben ist wieder hierher zurückgekehrt.

In der heutigen Sitzung der ersten Kammer erstattete Se. Königliche Hoheit Prinz Johann einen kurzen mündlichen Bericht über die mittelst Protokoll-Extrakt hierher gelangten Beschlüsse der zweiten Kammer bezüglich der wegen des Ausbleibens mehrerer Kammermitglieder gestellten Anträge, insofern nämlich darin ein Grundsatz ausgesprochen worden war. Die diesseitige erste Depu⸗ tation gab ihr Gutachten dahin ab, daß es bei der Kürze der Zeit und bei der nicht zu verkennenden Schwierigkeit der Frage selbst nicht angemessen scheine, auf das Materielle der Sache (einzugehen, und schlug sie demgemäß vor, die ganze Angelegenheit auf sich be— ruhen zu lassen. Die Kammer trat ohne Debatte dem Antrage der Deputation einstimmig bei. Die öffentliche Sitzung wurde vom

Herrn Präsidenten von Schönfels hierauf gegen 12 Uhr mit

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dem Bemerken geschlossen, daß er die nächste für den 3. anberaume.

Baden. Karlsruhe, 30. Dez. (Karlsr. Ztg.) Aeu— ßerem Vernehmen nach werden in den Besatzungs-Verhältnissen der Bundesfestung Rastatt demnächst insoweit Veränderungen vorgehen, als ein österreichisches Infanterie-Regiment und österreichische Ge— nietruppen die seitherige Garnison der Festung vermehren werden. Das dazu bestimmte Regiment soll das Regiment Benedek sein.

Hessen. Kassel, 30. Dez. (D. A. Z.) Die Einsetzung eines permanenten Kriegsgerichts ist erfolgt. Vier junge Referen⸗ dare sind zu Auditeuren ernannt worden. Die Beisitzer sollen aus den Bundestruppen genommen werden.

Die Steuerzahlung ist in vollem Gange. Der Steuer-Erheber ist förmlich belagert.

(F. J.). Folgendes Schreiben des österreichischen Gesandten an den furhessischen Vorstand des Ministeriums des Aeußern, Herrn von Baumbach zu Wilhelmsbad, ist den Bezirksdirektoren mit der Weisung zugegangen, um danach polizeilich vorzuschreiten: „Der durch seine Theilnahme an den letzten badischen Aufständen als Frei⸗ schaarenführer so berüchtigte Ph. Becker hat seitdem seinen Aufent— halt in der Schweiz genommen und entwickelt von dort eine unge— meine Thätigkeit in der Verbreitung der gefährlichsten Umsturz— theorieen. Nächst Hr. Gaber steht Becker an der Spitze des im vorigen Jahre begründeten „Europäischen Völkerbundes“ und wird von den eigentlichen Führern der veutschen Revolutionspartei allent— halben in der Schweiz vorgeschoben, weil er als Bürger von Biel nicht aus der Eidgenossenschaft gewiesen werden kann. Becker or— ganisirt nunmehr eine sogenannte wandernde Legion in der Schweiz, welche theils aus Flüchtlingen, meist aber aus deutschen und schweizerischen Handwerkern besteht und bereits so festen Fuß gefaßt hat, daß in den meisten Städten Sectionen desselben bestehen. Von dem diesfälli gen, unter Becker's Leitung stehenden Comité zu Genf werden förmliche Wanderkarten ausgefertigt, welche, mit Signalement ver— sehen, als Pässe benutzt und von den Polizeibehörden in Freiburg, Genf und Neuenburg nicht nur als solche respektirt, sondern auch zur Weiterreise mit dem offiziellen Visa versehen werden. Es liegt ohne Zweifel im Interesse aller Regierungen, der Verbreitung und den Tendenzen dieser neuen, zunächst sozial-demokratische Zwecke verfol⸗ genden Associationen, welche bereits an 300) Mitglieder zählen und täglich an Ausbreitung gewinnen sollen, mit allen zu Gebote stehen— den Mitteln entgegenzuwirlen. Der ergebenst Unterfertigte beehrt sich, diese verlässigen Angaben zur Kenntniß Sr. Hochwohlgeboren des Kurfürstlichen Herrn Legations-Raths und Vorstandes des Mi nisteriums Freiherrn von Baumbach zu bringen und dessen Ver— wendung behufs Ergreifung der gerigneten Maßregeln anzusprechen. Frankfurt a. M., 25. Oktober 1860). Der K. K. Gesandte: (gez.) Graf von Hartig.“

Fulda, 30. Dez. (D. A. 3.) Seit gestern haben die Durch- märsche des österreichischen Corps begonnen; dieselben werden sechs Tage anhalten, die Einquartierung in der Sadt ist eine sehr große. Das Corps geht auf zwei Straßen nach Kassel zu; die Hälfte mar— schirt von hier auf der gießener Straße bis nach Alsfeld und wen— det sich von dort nach der Main-Weserbahn; die andere geht von hier nach Bebra auf die Nordbahn. Heute trifft General Legeditsch hier ein. Die Bayern haben sämmtlich den Bezirk Fulda verlassen, bis auf eine Compagnie, die hier in der Stadt die Wachen bezogen hat und so lange hier bleiben soll, bis die hiesige Garnison, das Tte Infanterie⸗Regiment, von Hanau hier eintreffen wird.

Hessen und bei Rhein. Darmstadt, 30. Dez. (Darm⸗ städt. Ztg.) Se. Großherzogl. Hoheit Prinz Alexander hat ge— stern Abend die Rückreise nach St. Petersburg angetreten.

Hr. Heinrich von Gagern hat in einem Schreiben aus Rends«— burg an den Großh. Wahlkommissär Vicepräsidenten Uhle die in Alzey auf ihn gefallene Wahl zur ersten Kammer des bevorstehen— den Landtags abgelehnt, indem der Zeitpunkt seiner Rückkehr aus Holstein sich noch gar nicht bestimmen lasse.

Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 31. Dez. (Meck lenb. Ztg.) Ihre Hoheit die Frau Herzogin Lonise Prinzessin von Windischgrätz und Se. Durchlaucht der Prinz von Windisch⸗ grätz sind heute hier eingetroffen.

Frankfurt. Frankfurt a. M., 30. Dez. (Frankf. J.) Graf Hartig, der Gesandte Oesterreichs am kurfürstlich hessischen Hofe, ist nach Dresen abgereist. Hr. v. Nostiz und Jänckendorf, der sächsische Gesandte bei der deutschen Bundesversammlung, wird heute Abend nach Dreeden abreisen.

Januar

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In sIland.

Oesterreich. Mailand, 24. Dez. (Lloyd.) Fürst Karl Schwarzenberg, Statthalter der Lombardei, hat, dem Antriebe sei⸗ nes Herzens folgend, alle diejenigen Verhafteten in Freihelt gesetzt, welche blos wegen ungesetzlichen Uebertritts auf ausländisches Ge— biet zur Verantwortung gezogen waren.

Frankreich. Gesetzgebende Versammlung. Sitzung vom 30. Dezember. Den Vorsitz führt Dupin. Der Präsident zeigt der Versammlung an, es sei in Folge ihres Beschlusses durch Ver— mittelung der Quästoren Mauguin sofort in Freiheit gesetzt wor= den. Tagesordnung: Schifffahrts⸗- und Handelsvertrag zwischen

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Frankreich und Sardinien. Maissiat hat das Wort. In diesem Augenblicke kommen Massen von Repräsentanten in lebhafter Auf⸗ regung in den Saal. Die Sitzung wird auf eine Viertelstunde unterbrochen. Maissiat verlangt Verschiebung der Debatte bis zum 3. Januar wegen der großen Wichtigkeit der Sache. Minister Lahitte bemerkt, es müßten am 5. Januar bereits die Ratifica—⸗ tionen ausgewechselt werden und verlangt Dringlichkeit. Die Dring⸗

lichkeit wird bewilligt. Levavasseur spricht grundsätzlich ge⸗ gen alle bindenden Handelsverträge. Die Unaufmerksamkeit

wird immer allgemeiner. Art. 1, wescher den Präsidenten zur Ra⸗ tisication ermächtigt, wird angenommen. Gohier, Dufougerais und Konsorten beantragen Modification des Artikels 12 des Vertrages. General Lahitte erklärt, dies sei jetzt nicht mehr möglich, man müsse den Vertrag annehmen oder verwerfen. Cavaignac spricht prinzipiell für Erwägung der Amendements, da hiermit keinesweges der fremden Regierung ein Zwang angethan, sondern nur der eige— nen der Weg gezeigt werde. Lestiboudois unterstützt Cavaignac's Ansicht durch Anführung eines ähnlichen Falles beim Abschlusse des Handels-Vertrages mit Belgien. Präsident Dupin erinnert, daß Art. 1 schon den Präsidenten der Republik zur Ratification er— mächtige. Der Vertrag wird angenemmen. Morgen ist keine Sitzung.

Paris, 30. Dez. Die Forderung des Mnisters Baroche, den Polizei⸗Kommissär der gesetzgebenden Versammlung, Herrn Non, sei⸗ ner Stelle zu entsetzen, ist von deren Büreau mit einer Majorität von 8 Stimmen gegen 6 verworfen worden. seinem Platze. Für seine Beibehaltung, also gegen den Regierungs— Antrag, stimmten: Präsident Dupin, die Vice-Präsidenten General Bedeau und Benoist d'Azy, die Secretaire Ehapot und Arnaud (de l'Ariü⸗ge), die Quästoren Leflo, Panan und Baze. Die für die Regierung stimmende Minorität bildeten die Vice—⸗ Präsidenten Leon Faucher und Daru, die Seeretaire La— caze, Berard. Peupin und Heeckeren. Um 1 Uhr waren wenigstens 150 Repräsentanten im Konferenzsaale der National— Versammlung anwesend. Um 1 Uhr wurde die Sitzung des Bü⸗ reau's im großen Saale des Präsidentschaftshotels eröffnet. Die Debatte war schon sehr lebbaft, als Justizminister Rouher in der Sitzung erschien. Präsident Dupin machte ihm bittere Vorwürfe über die Behandlung des Polizei-Kommissärs durch den Präsiden— ten des Gerichtes und den Staatsanwalt während des Allaisschen Prozesses. Justizminister Rouher verpflichtete sich, den beiden Beam— ten strenge Verweise über ihr Verfahren zu geben. Nach Rouher's Entfer— nung war die Debatte nicht minder heftig. Um 5. Uhr erst war die Sitzung beendigt. Die Repräsentanten im Konferenzsaale besprachen wäh⸗ rend dieser vier Stunden das Sonnabends-Votum über Mauguins's Verhaftung, wobei leidenschaftliche Ausfälle zwischen den Legitimisten und Orleanisten vorkamen. Um 5 Uhr traten die Secrefüire Ar— naud und Chapot ein und verkündigten die Beibehaltung Non's. Nach ihnen kamen Daru und Panat, die mit Fragen um Betails bestürmt wurden. Daru erklärte, es sei deren Geheimhaltung versprochen worden, er könne nur sagen, daß er gegen Yon gestimmt habe und geschlagen sei. Panat gab zur Antwort, er habe für Jon gestimmt und gehöre zur Majorität. Das Re— sultat verursachte eine lebhafte Bewegung. Besonders klagte über einen solchen Beschluß der frühere Legitimist, gegenwärtige Bona— partist Janvier. Secretair Berard von der Minorität bemerkte: „Zwischen den Angaben eines Polizei⸗Agenten und der Widerlegung des Präsidenten im Moniteur giebt man Jon Recht. Es giebt keine Majorität mehr. Wir gehen geradesweges auf den Konvent los.“ Die Patrte, ein bonapartistisches Blatt, ist überzeugt, es werde der Beschluß im Lande einen tiefen und beklagenswerthen Eindruck her— vorbringen. Die Assemblee nationale, Verschmelzungs-Organ, bemerkt dagegen: „Die Bedeutung eines solchen Beschlusses ist nicht zweifelhaft. Gestern wollte die Versammlung die Unverletz— barkeit ihrer Mitglieder, sanctioniren. Heute wollte das Büreau den Willen zeigen, jedem Angriffe auf seine Prärogative Widerstand zu leisten, jeden Angriff auf die Würde der Nationalvertretung ab— zuschlagen.“ Das Pays jedoch sagn: „Die Fehler mehren sich. Dem Fehler von gestern folgte der Fehler von heute. Das Büreau hat, ohne die Versammlung, der es seine ephemere Macht verdankt, die Beibehaltung Non's beschlossen.“

Man glaubt allgemein, daß das Haus Rothschild morgen die Staatsrente erstehen werde. Der gestrige Beschluß des Büreau's der gesetzgebenden Versammlung drückte die Fonds an der Börse. Nur der morgen bevorstehende Renten -Verkauf hindert stärkeres Fallen.

Die pariser Kunst-Ausstellung wurde heute eröffnet. Zum er— sten Male seit langer Zeit ist die Skulptur reich vertreten. den Portraits bemerkt man das lebensgroße des Präsidenten Du pin, dem seine historische Glocke nicht fehlt. Gemälden ziehen die Aufmerksamkeit auf sich: die letzten Hinrich— tungen vor dem 8. Thermidor, von Müller; das letzte Mahl der Girondisten, von Philippoteaux, und die freiwillige Werbung von 1792, von Veuchaux.

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Straßburg, 25. Dez. (Allg. Ztg.) Gestern fand die freilich nur ein provisorisches Schienengeleise trägt, statt. siel ganz nach Wunsch aus, und die Ingenieure konnten sich über⸗ zeugen, daß alle Kunst- und Brückenbauten sehr solid ausgeführt sind. Gleichzeitig mit der Eröffnung der Paris⸗Straßburger Eisen— bahn nach Saarburg, welche im Frühling erfolgt, kann auch die Abtheilung von Vitry nach Bar le Due, deren Arbeiten sehr vor— angeschritten sind, dem allgemeinen Betrieb übergeben werden. Möge es uns gelingen, daß auch die Kammern Badens und Würt— tembergs sich über die herzustellende Bahn zwischen beiden Ländern recht bald mit einander verständigen. In den naheliegenden Gränz— Bezirken des Großherzogthums lassen sich viele Stimmen gegen den bereits abgeschlossenen Staatsvertrag vernehmen, und man hofft dort sogar, daß die Landstände die Genehmigung versagen werden. Es wäre jedenfalls zu bedauern, wenn Süddeutschland, das in den

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und ist Parlamentsmitglied für Roß und Ciomarty. Auf Herrn Tufton sind die großen Güter des verstorbenen Grafen von Thanet

erblich übergegangen. Zum Gouverneur von St. Helena ist, an

Non bleibt daher auf

Stelle des verstorbenen Sir Patrick Roß, der bisherige Kolonial⸗ Secretair in Ceylon, Sir James Emerson Tennent, ernannt worden.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 26. Dez. Se. Majestät der Kaiser hat folgendes Handschreiben an den Mi⸗ nister des Kaiserlichen Hofes gerichtet: „Fürst Peter Michailowitsch! Indem Ich Sie zum Beweise Meiner Erkenntlichkeit für die un= vergeßlichen Verdlenste, die Sie sich um Thron und Vaterland er⸗ worben, durch den Tagesbefehl vom 18. Dezember zum General⸗ Feldmarschall erhob, wünschte Ich dadurch im Besonderen auszu⸗ drücken, wie großen Werth für Mich die Erinnerung an die wich⸗ tigen Ereignisse der Jahre 1813, 1814 und 1815 hat, während welcher Sie als Chef des General -⸗Stabes bei Kaiser Alexander J. sich befanden, der persönlich die Operationen sämmtlicher verbün⸗ deten Armeen zu dem wohlthätigen, das Schicksal Europa's ent⸗ scheidenden Ziele lenkte. Ich übersende Ihnen hierbei den Ihrem hohen Range zukommenden Marschallsstab mit Brillanten verziert und verbleibe Ihnen für immer unwandelbar wohlgewogen. St. Petersburg, 22. Dezember 1850). Nikolaue.“

Desgleichen an den Ober-Hofmeister Oppotschinin, Mitglied des Reichsrathes: „In Anerkennung Ihrer langjährigen, stets ei⸗ frigen und nützlichen Dienste und um Ihnen Unser besonderes Wohl⸗ wollen zu beweisen, haben Wir Sie allergnädigst zum Ritter des Ordens des heiligen Apostels Andreas des Erstberufenen ernannt, dessen Insignien Wir hierbei übersenden und Ihnen mit Unserer Kaiserlichen Gnade wohlgewogen verbleiben. St. Petersburg, den 17. Dezember 1850. Nikolaus.“

Aus der Steppe ist folgender Bericht eingegangen: „Am 21.

und 23. Oktober wüthete von Osten her ein fürchterlicher, erst von Regen, dann von Schneegestöber begleiteter Sturm, der dem zur mittleren Kirgisenhorde gehörenden Dgort-Korinschen Stamme, des⸗

sen Lager zu dieser Zeit am Irgis stand,

empfindlichen Schaden gebracht hat; 168 Kirgisen verloren dabei ihr Leben, und außerdem sind umgekommen: 266,600 Schafe, 1292 Pferde, 490 Kameele und 360 Stück Rindvieh. Der Schnee hatte sich an vielen Stellen bis zu einer Höhe von 3 Arschin aufgethürmt und lag 7 Tage lang.“

Die heutige St. Petersburgische Zeitung berichtet: „Die Art, wie in diesem Jahre das Ordensfest des Heiligen Georg zu St. Petersburg begangen wurde, erweckt mehr als gewöhnliches Interesse. Jedermann kennt den Zug edler Unerschrockenheit, wo⸗— durch Se. Kaiserliche Hoheit der Großfürst Thronfolger Cäsarewitsch Sich unlängst das St. Georgen-Kreuz erworben. Das Fest des stegreichen Märtyrers, welches Se. Kaiserliche Hoheit in diesem Jahre

zum ersten Male als einer feiner Ritter begehen sollten, wollten Hoch—

dieselben nicht allein, sondern in Gemeinschaft mit allen hier Anwesenden, die dasselbe Ordenszeichen schmückt, feiern. Se. Majestät der Kaiser billigten diesen Wunsch, und sämmtliche Unteroffiziere und Solda⸗ ten, welche Inhaber des St. Georgen-Ehrenzeichens sind, wurden unter den Oberbefehl Sr. Kaiserlichen Hoheit des Großfürsten Thronfolgers gestellt und am Morgen des 8. Dezembers im Michai— lowschen Exerzierhause unter dem Befehle von Offizieren, die zu der Zahl der St. Georgenritter gehören, zu einer Festparade ver— sammelt. Die nicht mehr in Diensten stehenden Ordensritter waren

als Zuschauer eingeladen. Um 11 Uhr erschienen Se. Kai⸗ serliche Hoheit, grüßten, die Fronte entlang reitend, dies

Ehrenbataillon, beglückwünschten es zum Feste und dankten ihm im Namen Sr. Majestät des Kaisers für seine wackeren Dienste. Nach der gottesdienstlichen Handlung begann der Parademarsch, so⸗ dann sformirten die Truppen wieder Kolonne, Se. Kaiserliche Hoheit dankten aufs neue und geruhten die Hochdenselben persönlich bekannten Krieger anzureden, auch namentlich die, welche im Kau— kasus und bei Hochderen Eriwanschem Jäger-Regimente gedient, über die Kriegsscenen zu befragen, in welchen sie sich ihr Ehren⸗ zeichen erworben. Hierauf wurden die Gewehre zusammengestellt, Sack und Pack abgelegt und die Soldaten in die Reitbahn der Garde-Bereiter⸗Schule hinübergeführt, wo die Tische für sie ge⸗ deckt standen. Als jeder seinen Platz gefunden, brachte der er— lauchte Wirth die Gesundheit Sr. Majestät des Kaisers aus.

Der älteste der anwesenden St. Georgenritter, Graf Pahlen, ließ

Unter

Se. Kaiserliche Hoheit den Großfürsten Thronfolger Cäsarewitsch hochleben, worauf Se. Kaiserliche Hoheit, zu den Soldaten gewen⸗ det, riefen: „Auf eure Gesundheit, Ihr Braven!“ und sodann in einem Toaste des kaukasischen Corps gedachten, bei dem Hochdiesel⸗ ben das St. Georgenkreuz verdient. Wenn irgend etwas geeignet war, den Glanz des Festes zu einem ungewöhnlichen zu machen, so

geschah dies durch die Erscheinung Ihrer Kaiserlichen Hoheit der

Unter den historischen

Frau Großfürstin Cäsarewna Maria Alexandrowna. Am Arme

ihres erlauchten Gemahls geruhten Hochdieselben von Tische zu Tische zu gehen und herablassend mit den Festgenossen zu sprechen. Als gegen das Ende des Festmahles Ihre Kaiserliche

Hoheit sich zu entfernen im Begriffe standen, brachte Se. Kaiserliche

Hoheit der Großfürst Konstantin Nikolajewitsch Hochdero Gesundheit - ez. K ind aus, welche, wie die beim Beginne des Mahles ausgebrachten Toaste, erste Probefahrt auf der Eisenbahn nach Saarburg, die bis jetzt

Dieselbe

den lautesten Wiederhall enthusiastischer Hurrahs hervorrief. Nach dem Festessen der Soldaten gaben Se. Kaiserliche Hoheit

der Großfürst Thronfolger Cäsarewitsch den Generalen und Offizje⸗

letzten Jahren so traurige Erfahrungen durch das Uebergewicht der nordischen Eisenbahnen gemacht, noch länger anstehen würde, für

Herstellung einer direkten Schienenverbindung zwischen Paris und Wien mitwirkend aufzutreten. Entwurfs für den Bau der längst projektirten Eisenbahn nach der bayerischen Gränze wird vorerst nicht erfolgen.

Großbritanien und Irland. London, 30. Dez. Der Observer meldet drei Erhebungen in den Baronetsstand; der General⸗Major Sir W. R. Gilbert, James Matheson Esq. und Thomas Tufton erhielten von der Königin die Baronetswürde. Ge— neral Gilbert hatte sich durch lange Dienste in Indien ausgezeich- net. Auch Herr Matheson hat viele Jahre in Indien und China gelebt und der Kaufmannschaft von Bombay während der Opium— wirren große Dienste geleistet; bei seiner Heimkehr aus Indien erhielt er von den Kaufleuten Bombay's eine Dankadresse und ein Service für 1660 pfd. St. Der neue Baronet war früher Partner der Firma Natheson, Jardine und Compagnie

Die erwartete Vorlage eines Gesetz—

ren aller Grade, welche das Ritterkreuz oder Ehrenzeichen des St. Georgen-Ordens besitzen, einelgroße Mittags⸗-Tafel, bel deren Schlusse Ihre Kaiserliche Hoheit die Frau Großfürstin Cäserewna sich auf die huldreichste Weise mit jedem ihrer Gäste, ohne Ausnahme, zu unterhalten geruhten.“

Schweden und Norwegen. Stockholm, 20. Dez. LJädrelandet.) Das Schicksal des Repräsentations-Vorschlages ist nunmehr in den Plenar⸗-Versammlungen der Stände, den 17ten und 18ten, entschieden worden. Die Ritterschaft und der Adel hat denselben mit 316 Stimmen gegen 89, der Stand der Geistlichkeit gleichfalls mit 36 gegen 14 und eben so der Bauernstand mit 87 gegen 18 Stimmen verworfen. Das Votum des Bürgerstandes kennt man noch nicht, da derselbe den Beschluß gefaßt hat, sich erst am 2lsten mit der Angelegenheit zu beschäftigen, nachdem er seine Mißbilligung darüber ausgesprochen hat, daß die anderen Stände

wegen der Eil, womit sie die Sache abgemacht wissen wollten, nicht

eiumal Herrn Cassel's Vorschlag,

ten.

die Verhandlungen bis zur nächsten Reichstags⸗-Sitzung auszusetzen, in Erwägung nehmen woll— Die Gründe, welche die Stände zur Verwerfung des König—

lichen Vorschlages bestimmt haben, sind mannigfach. Die Mehrzahl des Adels und der Geistlichkeit habe die Stände-⸗Verfassung nicht aufgeben wollen, weil diese ihren Standes⸗Interessen mehr zusagt,

weil sie das Herannahen eines „Bauern⸗-Regiments“ fürchteten. Der Banernstand, außer Stande, sich in das verwickelte Wahlsystem zu finden, hat den Vorschlag verworfen, weil er durch denselben eher seine Macht und seinen Einfluß zu verlieren, als zu erweitern fürchtete. Der Bürgerstand wird ihm, vermuthlich aus denselben Gründen wie der Bauernstand, wohl ein gleiches Schicksal bereiten. Diejenigen Mitglieder des Ministeriums, welche Mitglieder des

Ritterhauses sind, haben, mit Ausnahme des Ministers des Aus- wärtigen, den Vorschlag vertheidigt, weshalh man erwartete, da

die Verwerfung desselben eine Minister⸗-Krisis herbeiführen und 24 die konservative Majorität in den privilegirten Ständen den Staats= rath besetzen werde. Die Regierung hat aus Besorgniß, daß die Verwerfung des Vorschlages Unruhen zur Folge haben würde, in der Nähe von Stockholm Truppen zusammenzlehen lassen. Diese Besorgniß hat sich indeß als ganz ungegründet erwiesen.

Italien. Florenz, 24. Dez. Sowohl zu Pisa als zu Florenz hattessch das Gerücht verbreitet, daß die constitutionelle Partei eine Demonstration beabsichtige. Der Statu to findet es für angemes⸗ sen, diesem Gerüchte zu widersprechen und eine solche Absicht der constitutionellen Partei, welcher er mit ganzer Seele angehöre, ent- schieden in Abrede zu stellen. Die Eonstitutionellen seien leine Freunde der Straße, sie rechneten auf die langsame und unwider⸗ stehliche Wirkung des Geistes der Zeit und der allmäligen Um⸗ wandlung der Gemüther, aber sie seien weit entfernt, Skandal und Exzesse hervorzurufen.

Neapel, 20. Dez. (Lloyd.) Mit einem Dampfboote traf ein Passagier hier ein, dessen Paß nicht in der Ordnung war, er konnte sich eben nur darüber ausweisen, daß er aus Konstantinopel gebürtig sei und sich zuletzt in Piemont aufgehalten habe. Man führte ihn auf die Präfektur und sperrte ihn mit einem verhafte⸗

ten Liberalen zusammen, der sich ein Verdienst dadurch erwerben wollte, daß er die Gesinnungen und Absichten seines Gefährten aus⸗

forschte. Es soll sich nunmehr wirklich ergeben haben, daß der Fremde der Ueberbringer wichtiger demokratischer Papiere war, welche er am nackten Leibe versteckte.

Der Prozeß der Setta dell' Unita italiana neigt sich zum Schlusse. Bei der letzten Sitzung ging zufällig aus der Flinte eines Gendarmen ein Schuß los; Alles ergriff die Flucht, und unbe⸗ schreibliche Verwirrung herrschte im Gerichtssaale. .

Türkei. Konstantinopel, 14. Dez. (Lloyd.) Am verflossenen Mittwoch trat der Ministerrath unter dem Vorsitze des Großwesirs zusammen. Durch Kaiserliche Ordonnanz ist Raif Pa- scha mit dem Auftrage betraut worden, sich nach Mekka zu begeben, um dort die Reparatur-A Arbeiten, welche am Grabe des Propheten vorgenommen werden, zu beaussichtigen. )

Vor einigen Tagen hatte der englische Gesandte, Sir Stratford Canning, eine wichtige und lang dauernde Besprechung mit dem Großwesir und dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten.

Der neu ernannte griechische Gesandte Herr Metaxas, hat seine erste Auffahrt mit dem Üüblichen Gepränge veranstaltet.

Der neu ernannte Statthalter der Insel Samos, Herr Kom⸗ nenos, ist nunmehr nach seinem Bestimmungsorte abgereist. Er ist aus einer der vorzüglichsten Familien von Prevesa in Albanien entsprossen; nach vortrefflichen Studien, die er gemacht, trat er in die diplomalische Laufbahn. Wiewohl noch jung, zählt er doch bereits acht bis zehn Dienstjahre, welche er vorzugsweise zu Athen in der Eigenschaft eines türkischen Gesandtschafts⸗Secretairs mit dem zufriedenstellendsten Erfolge zugebracht hat. Man rühmt sei- nen leutseligen Charakter und hofft von seinem durchdringenden Verstande eine günstige Wendung der Ereignisse auf der Insel Sa⸗ mos. Ein Theil der dortigen Bevölkerung soll seiner Ankunft mit großem Mißtrauen harren. Man betrachtet ihn als den türkischen Interessen ausschließend ergeben. Die Pforte setzt jedoch alles Vertrauen in sein diplomatisches Talent der Vermittlung, das auf jenem unruhigen Punkte besonders nöthig erscheint. K

Königliche Schauspiele.

Freitag, 3. Jan. Im Opernhause. 2te Abonnements- Vorstellung. Statt der angekündigt gewesenen Oper, „Der Pro- phet“, wird gegeben: Der Seeräuber, großes Ballet in 3 Abth., nach dem Gedicht des Lord Byron: „Ihe Corsair“, von P. Taglioni. Musik von Gährich. Vorher: Die Helden, Lustspiel in 1 Akt, von Marsano.

Preise der Plätze: Parquet, Tribüne und zweiter Rang 1 Rihlr. Erster Rang, erster Balkon daselbst und Proscenium 1 Rthlr. 10 Sgr. Parterre, dritter Rang und Balkon daselbst 20 Sgr. Amphitheater 10 Sgr.

Die bereits zum „Propheten“ gelösten, mit „Freitag“ bezeich⸗ neten Billets bleiben zur nächsten Vorstellung dieser Oper gültig.

Für die heutige Vorstellung werden Billets mit „Sonnabend“ bezeichnet ausgegeben.

Sonnabend, 4. Jan. Im Schauspielhause. Zte Abonnements⸗ Vorstellung: König René's Tochter, lyrisches Drama in 1 Akt, nach dem Dänischen von Henric Herz. Hierauf: Badekuren, Lustspiel in 1 Akt, von G. zu Putlitz.

Königsstädtisches Theater. Freitag, 3. Jan. Der Markt der Ideen. Sylvester-Zei⸗ tungsscherz in 1 Akt (nach von Leuwen), Couplets und Epi⸗

soden von D. Kalisch. Die Karrikaturen und Metamorpho⸗ sen nach Zeichnungen der Herren Steinitz und Heyl. Die Manöver und Divertissements von Herrn Medon. Die am

Schlusse erscheinende Sonne vom Königlichen Feuerwerker Herrn Dobermont. Die scenischen Ausschmückungen und die Tableaur im Zuge vom Decorationsmaler Herrn Köhn. (Kostüme neu.) Vorher: Das Geheimniß des Forsthauses. Original-Charakterbild mit Gesang in 3 Akten, von Friedrich Kaiser.

Sonnabend, 4. Jan. Gastrolle der Mad. Castellan. (Italie nische Opern⸗Vorstellung. Zum erstenmale in dieser Saison: II Matrimonio segreto. (Die heimliche Ehe.) Komische Oper 2 Akten. Musik von Cimarosa. (Mad. Castellan: Carolina.

Preise der Plätze: Ein Platz in den Logen und im Balkon des ersten Ranges 1 Rthlr. 10 Sgr. ꝛ0.

Sonntag, 5. Jan. Der Markt der Ideen. Vorher: Die beiden Faßbinder. Posse mit Gesang in 2 Akten, von

L. Feldmann.

Meteorologische Beobachtungen.

1650.

Morgens. Kachmittags. Abends. Nach einm-aliger 1. Jan. 6 Uhr. Z Unr. 10 Uhr. Bæobachtumꝶ. Lulidruek ..... 335, 77 Tar. 336, o7“ Var. 336, 385 Par. uellwärme 7.” M.

Luftwäürme .....

5 49 3 9 7 9 * 9 . . 2,8 R 5,47 R 4 7,07 R. Flussärme - (0, 7 R.

Thaupunkt.-.. 1 2,2 RR 3. 0* R. 4 39* R. hoden waruie Dunstsättigung. 95 pCt. 81 pCt. 77 pCt. Aus dijnstung Wetter 4. nebli. regnig. trühe. Rte derccblas , 183. Rt, Wind. W. W. VW. Warme echrel 23 2,6 Wolkenzus.... w. *. i. Taga-nuttel. 336, os“ Par. 5,17 R .. 307 R... S5 pCt. W.