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fonds nicht von gleicher Höhe, sondern geringer sein sollen, als die der höher Besoldeten, und ie 6 , Eben fo wenig kann sich derselbe mik dem Maßstabe, der bei Ermittelung des Diensteinkommens zu Grunde gelegt werden soll, einverstanden erklären, und er spricht schließlich besonders gegen die von der Re— gierung vorgelegte Scala zur Feststellung der Penston selbst.

Der Abgeordnete Riedel spricht sich gegen den ganzen Ge⸗

setzentwurf aus, der zwar die Last der Staatskasse in etwas min- dere, aber bei weitem noch nicht durchgreifend sei; er müsse daher wünschen, daß der Gesetzentwurf ganz abgelehnt und später ein besserer vorgelegt werde.

Der Abgeordnete Rittner will, daß ber vorliegende Gesetzent⸗

wurf den Staatsdienern die Aussicht lasse, nach treu geleisteten Diensten auf ihre alten Tage sich nicht dem Mangel und der Noth preisge⸗ geben zu sehen, und erklärt, daß er der Majorität der Deputation

Der Abgeordn. Oehme sucht besonders das Minoritätsgutachten 2 2 3 . ö ö * * F m . bei §. 2 zu rechtfertigen; der Grund, weshalb sich die Minorität zu

beitreten werde.

diesen Anträgen entschlossen und nicht die Ablehnung des ganzen Gesetzentwurfs beantragt habe, liege darin, daß der Staatskasse die durch die Vorlage beabsichtigte Erleichterung nicht noch länger vor⸗ enthalten werden sollte. Uebrigens glaube er, daß andererseits die gegenwärtigen Finanzverhältnisse des Landes die Minoritätsvorschläge auch den Staatsdienern gegenüber vollkommen rechtfertigen würden. /

Herr Staatsminister von Friesen ergreift nur das Wort zu einigen Erwiederungen auf die bis jetzt für das Minoritätsgutachten geltend gemachten Ansichten, sich ein tieferes Eingehen auf die Prin⸗

zipien bis zur Berathung der einzelnen Punkte vorbehaltend. Der⸗ selbe weist darauf hin, daß aus einer zu großen Herabsetzung der

Pension dem Staate selbst der größte Nachtheil erwachsen dürfte, indem dann leicht der Fall eintreten könnte, daß jeder tüchtige Mann, der auf irgend eine andere Weise sich ein besseres Fortkom⸗ men zu gründen im Stande sei, seine Kräfte dem Staatsdienste entziehe. Die Aussicht auf Sicherstellung der Eristenz im Alter und nach eintretender, durch Aufopferung der Kräfte für den Staat her⸗ beigeführter Unfähigkeit zum Erwerb, sei eine Hauptursache, daß Sach⸗ sen bisher einen Beamtenstand gehabt, auf den es stolz sein könne. Der Herr Staatsminister weist zugleich durch Beispiele nach, daß durch die Vorschläge der Regierung allerdings sehr bebeutende Erspar⸗ / nisse für die Staats kasse barer nn. werden, daß aber die Vor⸗ schläge der Minorität in der That die Staatsdiener in alten Tagen kaum vor Mangel schützen würden.

Herr Staatsminister Dr. Zschinsky macht aufmerksam, daß

gegenwärtig von den Staatsdienern eine ungleich höhere Anstren⸗ gung verlangt, größere Verantwortlichkeit gefordert werde, als frü her, während ihre Gehalte dieselben geblieben. Nehme man dem Staatsdienste den letzten Reiz, die Aussicht auf eine spätere sichere Zukunft, so würden sich kaum noch brauchbare Männer um Staats dienste bewerben. Auch müsse wohl berücksichtigt werden, daß es einer ziemlich langen und kostspieligen Vorbereitung bedürfe, um in den Staatsdienst eintreten zu können, wie denn auch diejenigen Fälle, daß Männer, die ohne Vermögen in den Staatsdienst eingetreten, in demselben reiche Leute geworden, sehr selten sein dürften. . Nach einem kurzen Schlußwort des Referenten, Abg. Schäßf⸗ fer, der das Majoritäts⸗-Gutachten nochmals vertheidigt, wird zur Berathung der einzelnen Paragraphen übergegangen. 8. 1 der Regierungsvorlage betrifft die Wartegelder und setzt fest, daß der Betrag derselben bei den Vorständen der Ministerien auf 300 Rthlr. bestimmt bleiben, bei den übrigen Staatsdienern aber 2000 Rihlr. nicht übersteigen soll. Die Deputation will in beiden Fällen nur einen Satz, nämlich 2000 Rthlr., als den höch⸗ sten aufgestellt wissen.

Herr Staatsminister von Friesen, darauf hinweisend, daß es sich bei diesem Paragraphen nicht um gegenwärtige, sondern nur um künftige Fälle handle, vertheidigt unter Hinweisung auf 58. 9 und 19 des Staatsdienergesetzes die Regierungsvorlage. Derselbe legte hier—⸗ bei dar, daß die Staatsminister durch die Bestimmungen des Staats⸗ dienergesetzes hinsichtlich des Wartegeldes ohnehin schon wesentlich ungünstiger gestellt seien, als die übrigen Staatsdiener, und daß eine noch weitere Ausdehnung dieses ungünstigen Verhältnisses ein⸗ tretendenfalles manche Staatsdiener veranlassen könnte, eine Staatsministerstelle abzulehnen. Zugleich spricht derselbe die Ansicht aus, daß bei der gegenwärtigen Frage nur der §.9 des Staatsdie⸗ nergesetzes, nicht aber auch §. 19 desselben einschlagend sei. Auch Staatsminister Dr. Zschinsky erklärt sich ebenfalls als Unbethei— ligter gegen die Ansicht der Deputation und bemerkt, daß die Fälle, wo derartige Wartegelder zu verabreichen sein würden, selten ein— treten möchten; sie kämen nämlich nur vor, wenn ein Staats-Mi— nister vom König entlassen oder in Rücksicht auf seine Verantwort- lichkeit den Ständen gegenüber zum Rücktritt bewogen werde. In letzterem Falle dürfte das Wartegeld nicht auf lange Dauer eintre— ten, da es das Ministerium in der Hand habe, den betreffenden Staats⸗-Minister anderweit anzustellen.

Der Referent bemerkt, daß die Persönlichkeiten der gegen— wärtigen Herren Staats⸗Minister in der Deputation nicht in Frage gekommen, daß man aber bei den Erfahrungen der letzten Jahre, namentlich außerhalb Sachsen, geglaubt habe, es der Staatskasse lig zu sein, auch in diesem Falle mit Vorsicht zu Werke zu gehen.

Der Abgeordnete von der Planitz macht den Vermittelungs⸗ vorschlagz, daß für die Vorstände der Ministerien das Wartegeld, wenn solches nach 8. 9 des Staatsdienergesetzes gewährt wird, auf 2.500 Rthlr. festgesetzt werde.

Der Abg. Sachße hält die Annahme des Deputationsantrags für eine „Ungerechtigkeit“, weil die Verhältnisse der Staats⸗Minister von den der übrigen Staatsdiener ganz verschieden seien; er erklärt sich für die Regierungsvorlage. Basselbe geschieht von dem Abg. von Nostitz, der zugleich den moralischen Gesichtspunkt ins Auge faßt und den Antrag stellt, daß 5. 1 von der Deputation nochmals in Berathung gezogen werde. Es wird dieser Antrag sehr zahlreich unterstützt; da jedoch der Referent, gestützt auf die Landtagsordnung, verlangt, daß die in dem Antrage liegende Absicht bestimmter for— mulirt werde, so entspann sich noch elne längere Debatte über die formelle Seite desselben, wobei indessen sowohl der Referent als auch der Vorstand der ersten Deputation (von Criegern) die Ansicht aussprechen, daß der Antrag in materteller Hinsicht eine Aenderung des Gutachtens der Deputation wohl kaum herbeiführen dürfte. Auf einige in dieser Debatte gefallene Andeutungen bemerkte Herr Staatsminister Dr. 3schinsky, daß der sogenannte „parlamenta rische Rücktritt“ der Staatsminister nicht unter s. 9 des Staats diener-Gesetzes falle, und daß bei solchem Rücktritte der betreffende Minister, nach Entscheidung des obersten Gerichtahofes Sachsens, gar keine Pension zu erhalten habe. .

Der Abgeordnete von Nostiz fand sich schließlich bewogen, seinen Antrag mit Zustimmung der Kammer wieder zurückzu= ehen. 16 Hierauf wird der oben angedeutete Antrag des Abgeordneten von der Planitz vom Präsidenten neu formultrt und zur Unter—⸗ stützung gebracht, die derselbe mehr als ausreichend erhält. Wegen

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vorgerückter Zeit wurde jedoch vom Präsidenten hier die Sitzung

geschlossen und die Fortsetzung der Berathung für die morgende Sitzung auf die Tagesordnung gebracht.

Hannover. Hannover, 8. Jan. (Hanno. Ztg.) Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich von Preußen ist von Berlin hierselbst eingetroffen und im Königlichen Palais abgestiegen.

Das österreichische Armee⸗Corps unter dem Befehle des Feld⸗ marschall⸗ Lieutenants Baron von Legeditsch, welches einen Theil der nach Holstein bestimmten Bundes? Executions⸗ Truppen bildet,

hat seinen Durchmarsch durch das hiesige Land . . Eine Kolonne des Armee? Corps marschirt über Münden, Göt— tingen, Nordheim, Einbeck, Alfeld nach Hildesheim, um von

dort auf der Eisenbahn wetter zu gehen. Die erste Abtheilung

dieser Kolonne ist gestern in Münden eingetroffen und wird Hil⸗ desheim am 12. Januar erreichen.

Eine andere Kolonne marschirt über Höxter und Holzminden auf Alfeld und Hildesheim, woselbst die Durchmärsche bis zum 20. Januar dauern werden. Die Ka—⸗ vallerie wird von Einbeck aus über Brüggen und Pattensen nach Hannover marschiren, woselbst die erste Abtheilung am 17. Januar eintrifft.

Die Calenberg-Grubenhagensche Landschaft ist zur Berathung und Beschlußnahme über die Grundzüge ihrer künftigen Organisa⸗ ion, nachdem die desfalls angeordnete landschaftliche Kommission ihren Bericht erstattet hat, auf den 20sten d. M. einberufen.

Stade, 4. Jan. (H. P.) In der für Regulirung der bre— mischen Provinziallandschaft niedergesetzten Kommission hat folgen— der Vorschlag die Mehrheit erlangt: 16 Abgeordnete der großen Grundbesitzer mit 120 Rihlr. Census auf der Marsch und 60 Rthlr. auf der Geest, 7 Deputirte der vier bremischen Städte, 3 Abgeord⸗ nete der Flecken und 16 Abgeordnete der Landgemeinden.

Nordhorn, 6. Jan. (3. f. N.) Bekanntlich hatte das fürst⸗ liche Haus Bentheim sich anfangs geweigert, die hannoverschen Ablösungsgesetze auf seinen in dem Königreiche gelegenen Gütern zur Anwendung kommen zu lassen, später aber gefordert, daß die von den Bauern inzwischen verweigerten Leistungen nach dem im Ablösungsgesetze bestimmten Movdus nachgezahlt werden. Ob die Bauern dazu verpflichtet seien, ob nicht, darüber ist ein Rechts⸗ gutachten von der Juristen-Fakultät zu Bonn eingefordert worden. Dasselbe theilen wir seinem Inhalte nach in Folgendem mit. 1) Die Hauptfrage: „Waren und resp. sind die betreffenden Bauern verpflichtet, aus der Periode der auf den An⸗ trag des fürstlichen Hauses Bentheim erfolgten Suspension der hannoverschen Ablösungsgesetze auf dessen im König reiche Hanuover belegenen Besitzungen die fixirten Renten nachzuzahlen, oder sind sie es nicht?“ ist mit „Nein!“ beantwortet. 2) Die Nebenfrage: „Können die betreffenden Bauern von dem fürstlichen Hause Bentheim denjenigen Schaden ersetzt verlangen, welchen sie durch dessen Renitenz wider die Anwendbarkeit der han noverschen Ablösungsgesetze auf dessen im Königreiche belegenen Be⸗ sitzungen wirklich erlitten (mithin beweisen können)?“ ist bejaht; je⸗ doch mit dem Bemerken, daß ein solcher Beweis schwer werde zu führen sein. 3) Die Frage: „Können eventuell diejenigen Bauern, welche bereits die fixirte Rente nachgezahlt haben, ste als ein inde— bitum zurückfordern?“ ist ebenfalls bejahrt. Dies Gutachten wird in seinem ganzen Umfange der Oeffentlichkeit übergeben werden.

Baden. Karlsruhe, 7. Jan. (Frankf. Journ.) Der heute wieder zusammengetretenen zweiten Kammer wurden sofort drei Gesetz-Entwürfe vorgelegt, wovon zwei für das Land von höch— ster Wichtigkeit sind. Der eine derselben betrifft die Wiedereinfüh⸗ rung des Einstandswesens; der andere den mit Württemberg abge— schlossenen Eisenbahn-Vertrag. Der dritte von minder allgemeiner Bedeutung bezieht sich auf die Rechts-Verhältnisse der mit Offiziers⸗ rang angestellten Militair⸗Beamten. Die Berathung des Hofsmann⸗ schen Berichts über das Budget des Kriegs-Ministeriums bleibt vorläufig noch ausgesetzt. Die aus 5. Mitgliedern bestehende Kom⸗ mission der zweiten Kammer für die Hirschersche Motion, die Stel lung der katholischen Kirche in Baden betreffend, beantragte ihre Verstärkung um 4 weitere und zwar katholische Mitglieder, da in ihrem dermaligen Bestand 4 derselben der evangelischen Konfession angehören. Die Verstärkung wurde genehmigt und wird morgen stattfinden.

Rastatt, 6. Jan. (Karlsr. 3.) Heute Abend gegen fünf Uhr ist das zweite Bataillon des Regiments Benedek bei uns ein⸗ gerückt; in gleicher Weise, wie das erste, freundlich bewillkommt von den badischen Offizieren mit dem Gouverneur an der Spitze, und herzlich begrüßt von der hiesigen Bevölkerung.

Hessen. Kassel, 7. Jan. (O. P. A. 3.) Heute Mittag traf das 2te Bataillon des österreichischen Regiments Wellington mit seinem Musikcorps und das Chevauxlegers-⸗Regiment Fürst Windisch⸗ grätz hier ein. Se. Königliche Hoheit der Kurfürst war mit dem Fürsten von Thurn und Taxis und dem Königlich preußischen Ge— neral-Lieutenant Grafen von Redern, nebst einem zahlreichen Ge⸗ folge, den einrückenden Truppen bis vor das leipziger Thor entge— gengeritten. Auf dem Friedrichsplatz ließ Se. Königliche Hoheit die Truppen defiliren und kehrte sodann ins Palais zurück. Das Kavallerie⸗Regiment ist in den umliegenden Dörfern Waldau, Crumbach ꝛc. einquartiert worden. Morgen marschiren diese Ab⸗ theilungen weiter.

Fulda, 7. Jan. (Frankf. J.) Heute kam auf etwa 30 Wagen eine vollständige Kriegs⸗Schiffsbrücke hier an; sodann folgte die Munition für sämmtliche Waffengattungen des Armeecorps unter Legeditsch in 438 Munitionswagen; auch kamen noch etwa 30 bis 40 Wagen mit Material und Werkzeug.

Schleswig⸗Holstein. Kiel, 7. Jan. (Börs. H.) Heute Vormittag von 10 bis 12 Uhr hat auf dem hiesigen Schlosse eine Konferenz zwischen den beiden Kommissären, den beiden Statt— haltern und dem Departements-Chef des Aeußern stattgefunden, in⸗ zwischen erfährt man noch nicht das Mindeste, was in derselben verhandelt worden ist. Es wird die Vermuthung gehegt, daß in einer morgenden geheimen Sitzung der Landes-Versammlung nä⸗

here Mittheilung über den Stand der Dinge werde gemacht werden. Frankfurt. Frankfurt a. M., 7. Jan. (Frankf. J.)

In der heutigen Sitzung der gesetzgebenden Versammlung verlangte Hr. Dr. Schady für den von ihm zu stellenden Antrag auf ein Preßgesetz die Priorität. Nach einer zweifelhaften Probe wurde das Begehren in namentlicher Abstimmung mit 41 Stimmen gegen 37 verworfen, und dann zur Fortsetzung der Berathung des Ent⸗ wurfes, die Wahl, Ernennung und den Wirkungskreis einer Schäz⸗ zungskommisston für die Einkommensteuer betreffend, geschritten. Eine lange Debatte entstand über einen Antrag von Dr. Sou⸗ chay, welcher für die Geschäftsführung der Schätzungskommission wesentliche Aenderungen vorschlug, die nach einer starken Opposition von Dr, Goldschmidt angenommen werden, wodurch die Para⸗

graphen 6 bis 10 einschließlich eine gänzliche Abänderung erleiden. Die weiteren S8. 11 und 12 unterliegen keinem Widerspruch; der Beschluß über das Ganze und über einige Anträge des Vice⸗Prä— sidenten Finger wird verschoben. Die noch übrigen s. 10 bis 16 bes Einkommensteuergesetzes wurden durchberathen, der erste mit einigen Veränderungen angenommen, am Schluß der Berathung aber noch mehrere Anträge gestellt, besonders einer von Herrn Lejeune über die an der Einkommensteuer im Fall von Verlusten während der Finanzperiode zu machenden Abzüge. Hierüber wurde sehr viel debattirt und am Ende das Ganze nochmals an die Kom— misston zurückgewiesen. Trotz der versuchten Dringlichkeits⸗ Er

klärung kam der Antrag auf ein Preßgesetz dennoch nicht zur Sprache. General Jochmus befindet sich, von einer größeren Reise zu—

rückgekehrt, seit einigen Tagen wieder hier.

Aensland.

Oesterreich. Pesth, 4. Jan. (Prag. Ztg.) An der hiesigen Universität sollen für das kommende Schuljahr wieder Re formen in Aussicht stehen. wird man unter Anderem wahr scheinlich von der Idee der alternirenden ungarischen und schen Jahrgänge abkommen und dafür, wo es thunlich ist, in bei ben Sprachen zugleich Vorträge halten, wo nicht, die lateinische Sprache zur Unterrichtssprache machen. Auch über die diesjährigen Maturitätsexamina ist man noch ungewiß, ob sie den Gymnasien zu— gewiesen werden sollen, oder ob dieselben, da die Schüler der achten Lyceal-Klasse in diesem Jahr die Universität auch an der Universität werden vorgenommen werden.

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besuchen,

2

Gesetzgebende Versammlung. (Sitzune Den Vorsitz führt Dupin. Blos Justizminister Rouher befindet sich auf der Ministerbank. An der Tagesordnung ist die zweite Berathung des Gesetzes über Privilegien und Hyhöo theken. Die Versammlung schenkt der Debatte, an der auch der Justizminister Theil nimmt, gar keine Beachtung. IUleberall bilden sich Gruppen, in denen lebhaft diskutirt und gestikulirt wird. Man erzählt sich, es sei seit 33 Jahren parlamentarischen Lebens das erst Mal, daß ein noch nicht offiziell entlassenes und ersetztes Minister um sich vom Erscheinen in der Sitzung dispensiren zu können glaubte. Es cirkulkrte in der Versammlung folgende Ministerliste: Sauchard, Handel; Lainé, Marine; Odilon Barret, auswärtige Angelegen⸗ heiten; Faucher, öffentliche Arbeiten; Randon, Krieg; Baroche, Inneres; Parieu, Unterricht; Rouher, Justiz. Nur die Namen Barrot und Baroche fanden Glauben. Als Odilon Barrot in den Saal trat, entstand allgemeine Bewegung und Ausmerksamkeit. Die Sitzung wurde bald nachher aufgehoben.

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Frankreich. vom 7. Januar.)

Paris, 7. Jan. Der offizielle Noniteur kündigt heute blos an, daß die Minister der Justiz, auswärtigen der Angelegenheiten, des Krieges und der Finanzen an den nächsten Empfangstagen nich! Besuch bei sich empfangen würden. Ueber die Minist rkrists bemerkt das bonapartistische Journal Le Pouvoir Folgendes: „Wir glau ben zu äwissen, daß ein Theil der Kabinetsmitglieder seine Portefeuil- les wieder übernehmen wird. Wahrscheinlich ist es, daß Fould für die Finanzen bleibt. Angesichts dieser Lage wird es begreiflich, daß man sagen kann, die Entlassung, wenigstens die Gesammtentlassung des Ka binets, sei noch nicht offiziell vom Präsidenten der Republik angenommen Wahr ist, daß der Polizeipräfekt Carlier sein Amt niederlegen wollte, bis jetzt hat aber der Präsident seine Zustimmung zum Rücktritte Präfelten noch nicht ertheilt. Im Präsidentschafts-Palaste fand ein Ministerrath statt. Gestern Abends hatte Odilon Barrot eine Un terredung mit dem Präsidenten. Der Moniteur du Soir er zählt: „Gewöhnlich wohlunterrichtete Repräsentanten versicherten daß der Kabinetswechsel nur ein theilweiser sein

würde und mehr SGälf si rf Mini ũil or ö, nne fe nne s ö als die Hälfte der gegenwärtigen Minister ihre Portefeuilles be

hielten.“ Dasselbe Blatt veröffentlicht folgende Erk

ö . 7 . 231 der Bilbun ines Mini „Die dem Herrn Lucian Murat bezüglich der Bildung eines Mini steriums zugeschriebenen Aeußerungen entbehren allen Grundes—

Lucian Murat gehört keinem politischen Zirkel an und ist seit der Entlassungs-Einreichung der Minister beständig auf dem Lande geblieben.“ Die Gazette de France bemerkt: „Nicht ein einziger der abgetretenen Minister war in der Sitzung

Man sagte, sie seien sämmtlich im Ministerium des Innern ver sammelt, und man beriethe in die sem Rathe der um fünf Uhr noch nicht zu Ende war, die Frage, dem General Changarnier sein Kommando zu entziehen.“ Das bonapartistische PJars enthält fol gende auf das Vorhergehende bezügliche Stelle: „Man sprack der National-Versammlung von nichts Geringerem, als von einem

anwesend.

Beschlusse, der die Versammlung in Gefahr erklärte und dem Ge neral Changarnier Befehl gäbe, in den Tuiltrieen mit einer Armee

und mit dem Auftrage der Vertheidigung der National⸗-Versammlung sich festzusetzen. Wir müssen bemerken, daß die Initiatived ieser unsinnigen Vorschläge den exaltirten Legitimisten angehört und von der großen Majoritaͤt der Versammlung lebhaft getadelt wurde. Es handelt sich nicht um die Annahme eines Beschlusses, es handelt sich um den Befehl zu seiner Vollziehung, und Herr Dupin ist zu klug, um sich jemals der Art bloszustellen. Endlich war noch lebhaft die Rede von einer Adresse, welche der pariser Handelsstand an Louis Napoleon vorbereite, in welcher er dem Staats⸗ berhaupte im Na men der Ordnung, der Gesellschaft und des Patriotismus die wärmsten Sympathieen, die entschiedenste Zustimmung ausspräche, dieser deutlichen Kundgebung seiner Gesinnung aber eine nicht we⸗

niger energische Protestation gegen die Hindernisse hinzu fügte, welche der Parteigeist, von dem einige Repräsentanten

hingerissen sind, dem Wirken der heilenden Macht Louis Napoleon's entgegenzusetzen suche. Man schien allgemein anzuerkennen, daß die Aufhebung der Stellung des General Changarnier die erste That des neuen Kabinets sein müsse, und daß die Adresse des pa rifer Handelsstandes der Versammlung die gebieterische Pflicht vor zeichne, sich dem Willen der öffentlichen Meinung zu fügen, welcher für Versammlungen nicht minder souverain ist, als für Könige.“ Die Patrie hatte behauptet, der orleanistische Pareiverein der Rue des Pyramides habe in der letzten Sitzung Changarnier's Benehmen bitter getadelt. Das Hauptblatt der Orgeanisten, das Journal des Bébats, erklärte nun im Auftragle: „Wenn in dem stattgefundenen Gespräche über die Lage der Name des Gene— rals Changarnier bei Erwähnung der Vorfälle der neulichen Siz⸗— zung genannt wurde, so hat man das Benehmen und, die ausge zeichneken Verdienste des Generals gebührend gewürdigt und sind diese von Niemand verkannt worden.“ Um der Sache noch mehr Nachdruck zu geben, vertheidigt das Journal des Débats in dem folgenden Aufsatze Changarnier gegen die bongpartistische Pal rie und deren fortdauernde Ausfälle auf seine Tagesbefehle. Nach der Presse hätte der ins Kriegs -Ministerium berufene Brigadegeneral Reibell bestätigt, die mit seiner Unterschrift versehenen Instructionen (veröffentlicht von der Paträie) seien ihm von General Changarnier gegeben, worden. Die bonapartistische Patrie enthält aus der Feder ihres Chef⸗

Redateurs folgende Bemerkung: „Es ist gut, die Lage erst durch sich selbst scharf zeichnen zu lassen, damit die öffentliche Meinung mehr in den Stand gesetzt werde, sie in ihren Ursachen und Folgen zu würdigen. Der Präsident könnte, ohne sich den Ernst dieses Zu⸗ standes der Dinge zu verhehlen, leicht mit Recht denken, daß er, so wie die National-Versammlung, die Pflicht habe, zu warten, damit in den gegenwärtigen Umständen auch die Departements Zeit finden, ihrerseits ihre Ansicht über die Thatsachen, welche jüngst in gouvernemen⸗ talen und parlamentarischen Kreisen sich zugetragen haben, kundzugeben.“ Die Parteivereine der Rue Rivoli, der Rue de l'Universsté und der Rue des Pyramides sollen gestern Abend beschlossen haben, nur ein Ministerium mit Changarnier zu unterstützen. Die Minister Rouher, Parieu, Schramm, Lahitte und Romain Desfossès machen sich sertig, ihre Hotels zu verlassen. Bei Baroche, Bineau, Dumas und Fould bemerkt man noch keine Vorbereitung.

Der Constitutionnel enthält folgendes Schreiben: „Sie veröffentlichen in Ihrem Blatte zwei Auszüge aus dem Bulletin und dem Evenement, welche auf die Sonnabends Vorfälle im Elysee sich beziehen. Der erste behauptet, ich hätte eine lange Kon— ferenz mit Leon Faucher und Persigny gehabt. Zufällig habe ich noch nicht ein einziges Mal mit denselben gesprochen. Der zweite bemerkt, ich hätte dringend für Billault gesprochen. Ich habe nicht einmal seinen Namen genannt. N. Vieillard, Repräsentant.“

Dasselbe Blatt bringt die Nachricht, die französische Re⸗ gierung werde an der Küste der italienischen Halbinsel mehrere Kriegs-Dampfschiffe kreuzen lassen, um etwanigen insurrectionellen Fersuchen in Italien, namentlich im Kirchenstaate, vorzubeugen.

Großbritanien und Irland. London, 7. Jan. ; Dampfschiff „Amerika“ ist gestern Abend nach einer stürmi⸗ schen Fahrt in Liverpool eingetroffen. Die neuesten Berichte, die es ius New-Nork mitbringt, reichen bis zum 27. Dezember. Es sol⸗ len Differenzen zwischen dem Kabinet der Vereinigten Staaten und em österreichischen Geschäftsträger entstanden sein, indem Letzterer Regierung aufforderte, sich nicht in die Angelegenheiten Ungarns zu mischen, worauf der Staats- Secretair die k der Exekutivgewalt vertheidigte. In New⸗Nork erregte ein nit einem flüchtigen Sklaven große Sensation, doch kam es zu keinen Ungesetzlichkeiten. Man war wegen Jenny Lind in großer Bestürzung, da das Schiff, welches sie von Washington nach Char— führte, durch Stürme auf offener See überrascht, nicht zur

Eine spätere telegraphische Mittheilung mel⸗ ete ihre Aukunft in genannter Stadt. Der Bericht über die Staats-Einkünfte Großbritaniens und inds während des mit dem 5. Januar 1851 abgelaufenen Jah⸗ es und Vierteljahres ist veröffentlicht worden. Das Gesammt— inkommen des Jahres beläuft sich auf 50,016,314 Pfd. St., das Vierteljahres auf 12,613,882 Pfd. St., während das Jahr s )

ten Zeit einlief.

entsprechenden Zahlen 49,851,392 und 12,723,310 auf⸗ Zölle haben im verflossenen Jahre 18,614,880 Pfd. St. ngetragen, während sich im Jahre 1849 ihr Ertrag auf 18,695,798 Auch unter den Rubriken: Stempel, Post-Einnahme und ermischte Einkünfte, ergiebt sich für das letzte Jahr ein (jedoch ir geringer) Minder-Ertrag. Die anglikanischen Bischöfe Irlands haben an den Erzbischof Canterbury sich mit einem Schreiben gewandt, worin sie gegen „Bischöfe der Kirche von England“, protestiren, den englischen Prälaten in ihrer Adresse an die Königin sich beige⸗ Die Kirche von England, sagen sie, hat immer mit von Irland ein Ganzes ausgemacht, und es ist verfas— ungswidrig, beide auch nur dem Namen nach zu trennen. Der rzbischof von Canterbury antwortet, daß die englischen Bischöfe 1s nicht beabsichtigten, sich als eine abgesonderte Corporation instituiren, daß aber, da die päpstlichen Eingriffe besonders ongland beträfen, die Kirche von England als solche verpflichtet zesen sei, zuerst der Usurpation entgegenzutreten. Die Auswanderung aus Irland dauert in großem Maßstabe dem von Cork segelten im vorigen Jahre r nach Amerika ab.

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n Titel:

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sews giebt jetzt jede Woche eine Beilage, welche m Fewerbe-Ausstellung oder mit dahin einschlagenden enstä sich beschäftigt. Sie führt den Titel The Exhibition

und kostet nur 4 Pence. usstellungsgebäudes.

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Den Anfang macht eine Beschrei In dem Querschiffe jenes Kry— schönsten Bäume des Hyde-Parks, wo bekannt— te zum Bau ausgesucht wurde, stehen geblieben und Hlaskuppel überdacht, obgleich der Plan des Gebäudes anach verändert werden mußte. Der Globe hegt hin— htlich der Festigkeit des Riesenbaues einige Besorgnisse enn auch die eisernen Bogen und Balken Gebäu irksten Gewichtsproben unterworfen worden, so habe man Lasten des beweglichen Menschenstromes, den sie zu tragen zu berechnen vergessen, und es könnte sich daher, der Globe, wenn darauf keine Rücksicht genommen werde, Katastrophe der Hängebrücke von Angers in London wiederho— Man hofft, daß sich diese Besorgnisse als unbegründet erwei werden. ter Vorsitz des Grafen Granville fand am Sonnabend im Ministerium eine Zusammenkunft des Finanz-Ausschusses iglichen Kommission für die große Gewerbe- Ausstellung lnwesend waren unter Anderen die Parlaments-Mitglieder und Peto. . General Willoughby Gordon, ein verdienter Offizier, der die schen Feldzüge unter Wellington mitgemacht, ist gestorben.

Line Gesellschaft von Amerikanern hat sich für 25,000 Dollars

Schiff gemiethet, welches sie zur Industrie-Ausstellung nicht nur

ch England transportiren, sondern das ihr auch auf der Themse ur Wohnung dienen soll, worin sie glanzende Feste zu geben gedenkt.

Lord Brougham hat sich während seines Aufenthalts auf sei iem Landgute bei Cannes im südlichen Frankreich viel mit physika— lischen auf die Brechung der Lichtstrahlen Bezug habenden Experi— menten beschäftigt. Dabei hat er aber dermaßen seine Augen an— gegriffen, daß er jetzt von einer schweren Augenkrankheit heimgesucht ist. Er hat die erfahrensten Aerzte zu Rathe gezogen, und diese versichern, daß seine Sehkraft bald werde wiederhergestellt werden.

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sch die

Uben wurden,

Rußland und Rolen. Kalisch, 3. Jan. (Const. Bl. a. B.) Mit dem Eintritt des 1. Januar alten Styles wird außer dem neuen Zolltarif auch der bereits bekannte, vom 1. Mai 1850 datirte Kaiserliche Ukas ins Leben treten, nach welchem die bisher üblich gewesene jüdische Kleidertracht in ganz Nußland ver— boten ist. Rur diejenigen Juden, welche das 60ste Jahr erreicht haben, können ihre bisherige Tracht beibehalten, wenn sie die be⸗ treffenden Steuerbeträge erlegen.

An unserer Gränze werden fortwährend viele Transito-Güter, besonders Zucker, Kaffee und Gewürze, deren Zoll nach dem neuen Tarif bedeutend erhöht ist, aufgelagert. Glücklicherweise ist der Bedarf an Kolonialwagren bei der ärmeren Bevölkerung Polens im Vergleich zu anderen Ländern nur ein sehr geringer, und es hat

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dagegen die Regierungs-Kommisston für die Finanzen des König- reichs Polen die Salzpreise bedeutend herabgesetzt. Es wird dem⸗ nach zum 1. Januar das Pfund Salz je nach der Qualität zu 3 und 27 Kopeken verkauft werden.

Die hohen Kaiserlichen Postbeamten, welche behufs vorzuneh⸗ mender Reformen des Postwesens längere Zeit in Warschau ver⸗ weilten, sind wieder nach St. Petersburg zurückgekehrt.

Unter den vom Kaiser in neuester Zeit begnadigten emigrirten Polen ist auch einer aus Blidah in Afrika.

(Fädrelandet.)

Dänemark. Kopenhagen, 31. Dez. welche das Finanz⸗

Zu denjenigen Zweigen der Staatsregierung, wel ü tomité des Volksthings zum Gegenstand einer speziellen ernsten Un⸗ tersuchung gemacht hat, gehört der unter das Ressort des Ministe⸗ riums des Innern fallende Königliche Grönländische Hande l. Die merkwürdigen Resultate der Untersuchung liegen jetzt in einem Gutachten des Comité's vor, aus welchem wir Folgendes mitthei len: ‚Die Waaren, welche vom Mutterlande nach Grönland ge⸗ schickt werden, werden dort nicht zu dem Preise verkauft, welcher sich ergiebt, wenn man zum Einkaufspreise die Kosten für die Ueber⸗ sendung und einen mäßigen Handelsvortheil hinzurechnet, noch weniger zu dem Preise, zu welchem sie zu stehen kämen, sobald der Handel frei wäre, so daß sie von den Orten, wo sie am billigsten wären und von wo sie mit den geringsten Kosten versendet werden könnten, direkt nach Grönland hinübergeführt würden. Es wird vielmehr der Einkaufspreis in Grönland zu Grunde gelegt und zu diesem eine Prozentvergrößerung hinzugefügt, welche unabhängig von Frachikosten, Zusammentrocknen der Waaren, Consumtionsent— schädigungen und den anderen von einem Handelsmanne gewöhnlich genommenen Rücksichten bestimmt wird. Dagegen wird vor allen Dingen darauf Rücksicht genommen, ob die Waaren der Art sind, daß sie ausschließlich oder doch wesentlich von den Kaufleuten und den anderen in Grönland ansäßigen Europäern verzehrt werden. Für diese wird nämlich der Preis der Waaren um 20 pCt. oder 25 pCt. erhöht, je nachdem es Eßwaaren oder Kommisstonsgüter sind. Diejenigen Waaren hingegen, welche wesentlich für die Grönländer bestimmt sind, werden in 3 Klassen getheilt: 1) Die sogenannten Nothwendigkeits-Artik el, wozu besonders Schuß⸗ wäffen, Holz und gewisse Arten Kram- und Eisenwaaren gehö— ö über Einkaufspreis

ren. Sie werden nur mit 12 p It. den erhöht. 2) Die nützlichen Artikel, wozu die meisten Lei⸗ nen- und Baumwollenztuge, verschiedene Eisenkram- und

Zinngießerwaaren, Taback, Pfeifen und Flaschen gehören. Diese werden mit 30 pCt. des Einkaufspreises belastet. 3) Die Luxus⸗ Artikel, wozu, außer einigen Putzsachen, Bildern, Spielzeug und Spiegeln, noch Thonwaaren, Fayance und Glassachen gerechnet werden. Der Preis dieser Waaren wird mit 46 pCt. des Ein— kaufspreises erhöht. Das Willkürliche in dieser Classification zeigt sich noch deutlicher, wenn man die Einzelnheiten in der Taxe durch⸗ geht; denn es sind z. B. Violinen und Violinbogen zu den Luxus— fachen, Violinsaiten dagegen zu den nützlichen Artikeln gerechnet; ferner Kaffeekannen zu den Luxusartikeln, Kaffeemühlen zu den nützlichen, Kaffeetassen zu den Luxusartikeln und endlich die Kaffee⸗ bohnen selbst ganz außer der Reihe gestellt und selbst bis 90 pCt. über den Einkaufspreis belastet. Dieses Letzte erklärt sich dadurch, daß die Grönländer dem Kaffeetrinken leidenschaftlich ergeben sind. Es werden ihnen deshalb bedeutende Quantitäten von Kaffeebohnen und Kandiszucker verkauft, und diese Waaren hat man, vermuthlich um dieser Leidenschaft entgegenzuarbeiten, nicht mit derselben beson⸗ ders mäßigen Preiserhöhung von 20 pCt., welche man auf alle Gewürze legt, die vornehmlich an Europäer verhandelt werden, verkaufen zu dürfen geglaubt, darum wird auf Kandiszucker eine Preiserhöhung gelegt, welche in den letzten Jahren zwischen 30 und 0 pCt. betragen hat, und auf Kaffee anfangs 10 pCt., im Jahre 1850 dagegen 90 pCt. (man wünscht nämlich in Grönland einiger— maßen feste Preise zu haben.) ö.

Ein anderes Nahrungsmittel, für welches die Grönländer durch ihren Verkehr mit den Europäern Geschmack bekommen haben, und worauf viele unter ihnen großen Werth legen, ist Brod und ge wisse Getraidearten. Diesen Geschmack müssen sie indessen theuer bezahlen, da für diese Waaren sehr bedeutende Frachtkosten berech net werden, welche man dem Einkaufspreise zuschlägt, so daß die Preiserhöhung, womit sie belastet werden, zwischen 75 und 140 pEt. schwankt. Diese Preiserhöhung trifft auch die in Grönland ansäßigen Europäer, sofern sie die nämlichen Waa— ren benutzen; andere Waaren derselben Art, welche nur von Europäern gebraucht werden, werden dagegen höchstens mit 20 Prozent erhöht. So kostet in Grönland eine Tonne Gerstengries To

dasselbe, was eine nne Buchweizengries kostet, ungeachtet die er stere mit 7 Rbthlr., die letztere mit 10 Rbthlr. verkauft wird. Die

geltende Handelstaxe hat demnach nicht blos die Wirkung, daß die Eingeborenen die meisten fremden Waaren, welche sie sich erhandeln wollen, zu einem im Verhältniß zu den Kosten gewiß im Gan⸗ zen genommen sehr mäßigen Preise bekommen können, sondern auch die, daß die in Grönland ansäßigen Europäer, größtentheils Beamte, die meisten ihr er Verbrauchs-Gegenstände bedeutend un

ter deren natürlichem Preise bekommen können. Es verbirgt sich also in der Handelstaxe (außer einer Sorge für das Wohl der Grönländer, welche wenigstens in ihrer Art alle Anerkennung ver

dient), zugleich eine Besoldungszulage für die grönlän— dischen Beamten, deren Betrag sich schwer berechnen läßt, aber jedenfalls ziemlich bedeutend sein muß. Zwar haben die Königlichen Handelsbeamten in Grönland größtentheils nur ein geringes festes Gehalt, aber sie werden außerdem durch Kostdeputate, Pro⸗ zente, Prämien, Douceure u. s. w. besoldet, wodurch die Gehalte eine nicht unbedeutende Höhe erreichen. Im Handelsjahre 1849 stellten sich die Gehalte so, daß der Inspektor in Südgrön⸗ land nur 470 Rbthlr. Gehalt hatte, aber an Kostdeputaten 519 Rbthlr., an „anderen Emolumenten“ 3631 Nbthlr., zusammen 4620 Rbthlr. Der Inspektor in Nordgrönland an Gehalt 2000 Rbthlr., Kostde⸗ putate 467 Rbthlr.,, andere Emolumente 800 Rbthlr., im Ganzen 3267 Rbthlr. Ferner hatten 6 Kolonie⸗Verwalter in Südgrönland durchschnittlich jeder 1985 Rbthlr., 7 dito in Nordgrönland jeder 1712 Rbthlr., 14 andere Ober-Beamte in Südgrönland jeder 740 Rbthlr., S andere Ober-Beamte in Nordgrönland jeder 689 Rthlr., 116 Unter⸗Beamte in Südgrönland jeder 169 Rbthlr. und 101 Un ter⸗Beamte in Nordgrönland jeder 187 Rbthlr. Hierbei muß jedoch daran erinnert werden, daß ihnen ein bedeutender Theil sowohl, des Kostdeputats, als auch der übrigen Bedürfnisse der Europäer, zu einem niedrigeren Preise geschafft wird, als derjenige ist, zu welchem es dem Handel zu stehen kommt, sobald es in Grön⸗ land angekommen ist. Dieses wird gewiß mehrere Tausend Reichs— thaler betragen. Außerdem muß hinzugefügt werden, daß die Ober Beamten in Grönland sowohl freie Wohnung, als freies Brennholz haben, eine Vergünstigung, welche, außer den Zinsen und der Amortisation der auf den Gebäuden stehenden Kapitalien, nach einer auf die wirklichen Ausgaben in Süd⸗Grönland für das Jahr 1849 gestützten Berechnung, auf etwa 19,000 Rbthlr. jährlich veranschlagt werden kann. Es zeigt sich also, daß man ziemlich niedrig rechnet, wenn man die Besoldungen für die Han⸗

dels-Beamten in Grönland jährlich zu 100,009 Rbthlr. an— schlägt; die Handels-Beamten in Kopenhagen kosten 12500 Rbthlr.

die Pensionen in Kopenhagen 7000 Rbthlr., Missionare, Aerzte 1. 22,400 Rbthlr. Hierdurch ergiebt sich also eine Summe von 142,000 Rbthlr., welche jährlich allein für die Be soldun⸗ gen der Beamten entrichtet werden muß. Die übrigen Handelskosten sind gleichfalls sehr bedeutend; die, welche auf Grön⸗ land fallen, werden zu etwa 32,000 Rbthlr. veranschlagt, die Schiff⸗ fahrt zu 485,000 Rbthlre, ohne die Assekuranz⸗Prämie, die Handels⸗ Unkosten in Kopenhagen 12,000 Rbthlr., der Vortheil der Staats⸗ kasse 20,000 Rbthlr., zusammen 112,000 Rbthlr. Rechnet man nun hierzu einige kleinere Ausgaben, welche nicht in Anschlag ge bracht werden konnten, Assekuranzen, zufällige Verluste u. s. w, so sieht man leicht ein, daß, unter dem jetzigen Handelssystem, auf die Waaren, welche zwischen Grönland und Dänemark ausgewechselt werden, jährlich zwischen 250 und 300,000 Rbthlr. avancirt wer⸗ den muß.

Wenn man bedenkt, daß es nur 1400 Familien sind, alle noch dazu auf einer sehr niedrigen Stufe der Kultur, welche in Verbin⸗ dung mit der kleinen Zahl der eigenen Leute des Handels die Produkte verschaffen sollen, die einen so bedeutenden Vortheil bringen können, so begreift man leicht, daß es sich hier nicht um eine große Nenge Waaren handelt, an welchen ein mäßiger Verdienst genommen wird, sondern um eine geringe Menge Waaren, an denen ein übermäßig großer Verdienst genommen wird. Dies bestätigt sich, wenn man die Preise vergleicht, zu welchen die Produkte der Grönländer in Grönland eingekauft werden, mit den Preisen, zu welchen sie auf den Auctio len des Handels iu Kopenhagen verkauft werden. Das wich⸗ tigste Produkt der Grönländer ist bekanntlich Thran, welcher in Grön⸗ land in Form von Speck zum Preise von 4 Rbthlr. pro Kübel (Ballie) verkauft wird. Ein Kübel enthält in Nord-Grönland 180 Potts (ein Pott 3 Kanne), in Süd⸗Grönland 160, also im Durch⸗ schnitt etwa 170 Polts. Diese schwinden beim Verarbeiten auf etwa 138 Potts ein, und da 120 Potts auf eine dänische Tonne gehen, so kauft der Handel den Grönlaändern ihren Thran zu etwa 33 Rbthlr. für die Tonne. Rechnet man aber die bei den Auctionen in den Jahren 1847, 1848 u. 1849 erhaltenen Preise im Durchschnitt, so derkauft der Handel denselben Thran in Kopenhagen für 23 Rbthlr. 39 Sch. die Tonne, also mit einer Erhöhung von 560 pCt. Führt man eine ähnliche Berechnung mit Bezug auf Lederwaaren, Eider⸗ vunen, Barten (Wallfischbarten) u. s. w. aus, so gelangt man zu ähnlichen Ergebnissen. Nach einer Mittelzahl der Jahre 1847, 1848 u. 1849 stellen sich die Verhältnisse also: 8414 Tonnen Thran ha— ben eine Avance von 568 pCt., verschiedene Lederwaaren 381 pCt., Eiverdunen und Federn 366 pCt., Barten, Horn und Zähne 949 pCt., durchschnittlich eine Avance von 457 pCt. gegeben. 1400 grönlän⸗ dische Familien vermögen so mit all ihrer Anstrengung nicht mehr als etwa 49,9000 Rbthlr. jährlich zu verdienen, was jährlich 35 Rbthlr. für die Familie ausmacht. Sollen hiervon alle Ausgaben für Woh⸗ nungen, Schußwaffen, Fanggeräthschaften und Fahrzeuge bestritten werden, so kann den armen Leuten kaum noch viel übrig bleiben für ihren Kaffee, ihre Biscuite und ihren Putz, und Alles, was man von der Unfähigkeit der Grönländer, sich Kapitalien zu sammeln, geredet hat, klingt diesen Thatsachen gegenüber höchst sonderbar. J

Untersucht man nun, wieweit dieser scheinbar so vortheilhafte Handel in Wirklichkeit der Staatskasse in den letzteren Jahren zum Vortheil gereicht hat, so bekommt man bei einer genauen Zusam⸗ menstellung der finanziellen Lage des Handels in den letzten 10 Jahren zu dem dürftigen Resultat, daß der Handel, (welcher aller⸗ dings die Kosten des Missions und Arzneiwesens, welche nach ei⸗ ner Durchschnittsrechnung der letzten 10 Jahre etwa 17,0090 Rthlr. jährlich ausgemacht haben, getragen hat) an eigentlichen Handels⸗ einnahmen eiwa 32,500 Rthlr. jährlich gezogen hat, was nur zwi⸗— schen 3 und 4 pCt. des im Handel stehenden bedeuten⸗ den Kapitals beträgt. Es zeigt sich also, daß der wesentliche Vortheil dieses unter so besonders günstigen Verhältnissen thäti⸗ gen Monopols weder den Grönländern noch der Staats kasse zu fällt, sondern nur den Beamten, durch welche der Handel getrieben wird, namentlich den Ober⸗Beamten in Grönland. Daß diese Besoldungen beschränkt, daß die Preise der Waaren, welche nach Grönland geschickt werden, so verändert werden müs⸗ sen, daß sie sich mehr den natürlichen Preisen nähern, und daß die Produkte der Grönländer besser zu bezahlen sind, scheinen abweisbare Forderungen zu sein u. s. w.“

Spanien. Madrid, 2. Jan. bürgt, von einer bevorstehenden Pairs-Ernennung Abend ganz unerwartet hier angekommen.

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Königliche Schauspiele V J —9nnabend JL Gan 27 Schal spielhause 26e 9I Sonnabend, 11. Jan. Im Schauspielhause. te 71 Vorstellung: Ein Sommernachtstraum, nach Shakespeare von Schlegel. Musik von Felix Mendelssohn⸗Barthol ö ö Ran Dovernbante, 5t Sonntag, 2. Jan. Im Opernhause zt 6 . . —— * . 99IEe M. st Vorstellung: Die Zauberflöte, Oper in 2 Akten Nusi Preise der Plätze: Parquet, Tribüne Rthlr. Erster Rang, erster Balkon daselbst Rthlr. 10 Sgr. Parterre, dritter Rang und Sgr. Ampl

Hsitheater 10 Sgr.

Im Schauspielhause. Erzählungen der Königin von Navarra übersetzt von W. Friedrich.

9te Abonnements

*

E. Scribe, Königsstädtisches Theater Sonnabend, 11. Jan. Gastrolle der M nische Opern⸗Vorstellung.) Il Barbiere von Sevilla Komische Oper in 2 Akten (Mad. Castellan: Rosina. Im Variationen von Rode und eine spanisch singen.)

ü mm, N zwelten Att

Preise der Plätze: Ein Platz in den des ersten Ranges 1 Rthlr. 10 Sgr. Sonntag, 12. Jan. Der Markt der Ideen.

tungsscherz in 1 Akt (nach von Leuwen), Couple soden von D. Kalisch. Die Karrikaturen un sen nach Zeichnungen der Herren Steinitz u Manöver und Divertissements von Herrn Di Schlusse erscheinende Sonne vom Königlichen Feuerwerker Herrn Dobermont. Die scenischen Ausschmückungen und die Tablegur im Zuge vom Decorationsmaler Herrn Köhn. (Kostüme neu,) Vorhen: Die beiden Faßbinder. Posse mit Gesang in 2 Akten, von TL. Feldmann. ö. Zwischen beiden Stücken Harmonika-Konzert, ausgeführt . Sgr. Ferdinando Ongher, aus Mailand. I) Variationen über ein Thema aus Norma. 2) Walzer, komponirt von Sgr. . 3) Variationen über ein Phantasie⸗ Thema, kompontrt be denn hen, Montag, 13. Jan. Der. Markt der hben. . ö beiden Faßbinder. Zwischen beiden Stücken: Harmonika⸗Konzert.