dem jenseitig gemachten Zusatze, „jedoch bei der hohen Staats ⸗Regierung die n Abminderung der Stations gendarmen beantragen“ — seinen Beifall nicht zu schenken ver= mochte. Unter Bezugnahme auf den Umstand, daß eine Aenderung in der Organisation der Gendarmerie, falls sie ihren Zweck errei⸗ chen soll, dringend nothwendig erscheine, brachte Amtshauptmann von Welck einen Antrag des Inhalts ein, daß die Staatsregierung ersucht werden solle, den Ständen bei Gelegenheit der Umgestaltung der Verwaltungs- Behörden auch einen Plan für Reorganisation der Gendarmerie⸗Anstalt vorzulegen. Diesen sehr zahlreich unter⸗ stützten Antrag zog der Antragsteller jedoch zurück, nachdem dit Staate regierung bemerkt hatte, daß sie im Wesentlichen mit dem selben in
verstanden wäre und daß bei Umgestaltung der Verwaltung. Rehn den auch die Reorganisation der Gendarmerie Anstalt betreffende. Vor schläge an die Kammer gelangen würden. Der Antrag an sich sei nicht unbedingt nothwendig, ehen — oder anderen Richtung hin ein Präjudiz darin liegen könne. von Metzsch sprach alsdann noch den Wunsch aus, daß bei der erwähn— ten Reorganisation der Gendarmerie auch auf die Kopfbedeckung derselben Rüchicht genommen und dem Geschmacke des Publikums, dem jene gar nicht zusagen wolle, etwas mehr Rechnung getragen werden mochte. Die naͤchstfolgenden VPositionen, welche ein besonde⸗ res allgemeines und neues Interesse kaum gewähren dürften, wurden bis mit Position 23e. ohne Debatte in dem von der zweiten Kammer beschlossenen Maße einstimmig genehmigt. Der Schluß der Sitzung erfolgte 32 Uhr; die Fortsetzung der Berathung des vorliegenden Berichts wurde für die Montagssitzung anberaumt.
Dresden, 12. Jan. (Dr. J.) Die zweite Deputation der zweiten Kammer hat jetzt auch über Position 7 des außerordent— lichen Ausgabe⸗Budgets, in welcher „zu außerordentlichen Anschaf— fungen für die Armee, in Folge der allgemeinen Kontingents— Erhöhung“ die Summe von 946,932 Rthlrn. gefordert wird, ihren Bericht erstattet. Referent ist der Vorstand der Finanz-Deputation, Abgeordneter von der Planitz. Wir entnehmen dem Berichte über diesen Gegenstand Folgendes: Wie schon aus früheren Verhand— lungen bekannt, ist die Regierung des Königreichs Sachsen im Monat Mai des Jahres 1849 durch Verordnung des Reichs Kriegs⸗Ministeriums wiederholt veranlaßt worden, die Streitmacht des Landes zu erhöhen und mindestens ein Armee-Corps von 25,000 Mann wohlgerüstet aufzustellen. Die traurigen Ereignisse im Innern des Landes, welche fremde Truppen zur Herstellung der Ordnung hereinführten, so wie der Kampf im südlichen und nördlichen Deutschland, bewogen die Regierung noch außerdem, diesen wiederholten und dringenden Anforderungen der Central— gewalt nachzukommen. Für ein Armee⸗Corps von dieser Stärke waren aber die vorhandenen Vorräthe an Bekleidungs- und Aus— rüstungsgegenständen nicht ausreichend, auch die Pferdezahl zu ge— ring. Das Kriegsministerium sah sich daher genöthigt, bedeutende Anschaffun gen zu machen, zu deren Deckung die obige, allerdings sehr bedeutende Summe hier gefordert wird. Die zweite Deputa⸗ tion, von der Kammer mit der näheren Prüfung dieses Postulats beauftragt, bemerkt zuvörderst, daß diese Gesammtsumme in die nach— stehenden Unterabtheilungen zerfällt: a) 80,000 Rthlr. zu Equipi⸗ rung, exkl. Armatur von 2308 Rekruten, durch welche der frü⸗
here Bestand der Armee erhöht worden ist ). b) 120,000 Rthlr. zur vollständigen Bekleidung, so wie zur Ergänzung
der übrigen Equipirung, exkl. Armatur für 4639 Kriegs— reservisten. — Die Bekleldung mußte für die gesammte Mannschaft angeschafft werden, da selbige in Folge der früher bestandenen Einrichtung nicht vorhanden war. Die, übrige Equipirung war für 3228 Mann — der frühere etatsmäßige Stand der Kriegs⸗ reserve — vorräthig und brauchte somit nur für 1402 Mann noch angeschafft zu werden. Man hat hierbei alle vorhandenen Vorräthe benutzt und dadurch so weit thunlich Ersparniß erzielt. c) 16,000 Rthlr. zur Equipirung, exkl. Armatur von 405 Re⸗ kruten der Reiterei, der reitenden Artillerie und der Pionier und Pontonier-Abtheilung, so aus der Dienstreserve ausgehoben worden sind. — Es sind 256 Mann der Reiterei, S5 Mann der reitenden Artillerie und 64 Mann der Pionier und Pontonier-Compagnie zu— getheilt worden. Die Equipirung dieser Rekruten ist bei den be— freffenden Parteien erfolgt. 4 180,990 Rthlr. desgleichen für 6059 dergleichen Rekruten der Dienstreserve von der Fußartillerie, dem Train und der Infanterie. — Dieselben sind durch die Mili—⸗ tair⸗Vorraths⸗Anstalten eingekleidet worden, und haben hierbei durch Benutzung von Vorräthen Ersparnisse gemacht werden können. Die Militair Verwaltung glaubt daher, mit dieser Summe den Auf— wand bestreiten zu koͤnnen. ) 216,900 Rthlr. zur Anschaffung von 1600 Stück Kavallerie⸗Pferden, das Stück mit allen Spesen zu 135 Rthlr. gerechnet. Das Kriegs⸗Ministerium hat diesem An⸗ satze die Erläuterung beigefügt, daß jedenfalls an der postulirten Summe erspart werden wird, da nach den bis jetzt gemachten Er— fahrungen die Pferde nur ungefähr 132 Rthlr. pro Stück zu ste⸗ hen kommen. ) 45,000 Rthlr. zur Kompletirung der Pferde⸗ Equipage für die Reiterei, Um die für den Feldetat er— forderllchen Equipagen vollständig zu machen, waren 1600 Equipagen für Dienstpferde und außerdem noch 116 Klep— per⸗Egquipagen — für die Pferde der Nichtstreitenden — anzuschaffen. Jede Egquipage kostet exrkl. Mantelsack und Stiefelsack, welche bei der Equipirung des Mannes in Ansatz gekommen, 26 Rihlr. 2 Ngr. 9 Pf. Es werden sich jedoch durch Verwendung von Vorräthen einige Ersparnisse machen lassen. 9g) 3240 Rthlr. zum Ankauf von 24 Ehargenpferden für die Fußartil— lerie und den Kommissariatstrain, die nicht unter den angenomme— nen Durchschnittspreisen von 155 Rthlrn. zu erlangen sein werden. ) 11,340 Rthlr. zum Ankauf von 84 Reitpferden für die rei— tende Artillerie. Die Staatsregierung erklärt in den Unterlagen, daß sie hofft, bei diesem Einkauf vielleicht Fine Ersparniß zu machen. D 2352 Rihlr. zur Ausrüstung dieser Pferde und, Klepperequipa— gen. H) A0, h00 Rthlr. zu Kompletirung für die Artillerie und Kom— missariatstrainpferde. — Die Staatsregierung erklärt in den der Deputation mitgetheilten Unterlagen, daß der Bedarf an Trainpfer⸗ den von den Umständen abhänge. Für diese Pferde muß, die Be⸗ schirrung vorräthig sein. Nach Abzug der bereits vorräthigen Be— stände fehlen noch 1550 vollständige Geschirre und eine Anzahl einzelner Stücke, welche zur Ergänzung der vorhandenen Geschirre erforderlich werden. h 36000 Thaler zu Ergänzung der Ausrüstung der Pionier- und Pontonierparks. In Folge der Vermehrung der Armee haben die Fuhrwerke für den Pionierpark vermehrt werden
*) Die Equipirungskosten betragen: 43 Rthlr. . Ngr. 8 Pf. fur einen Reiter,
2 * 1 für einen reitenden Artilleristen, 30 — 21 — 6 — für einen Fußartilleristen,
36 — 21 — 2 — für einen Trainsoldaten, ö 9 — 6 — für einen Infanteristen,
32 — 28 — 5 — für einen Schützen,
35 2 — 9 — für einen Jäger.
Bei Ausstellung der obigen Summe hat man angenommen, daß die Relrüfen allen Truppengattungen zugetheilt werden, daher der Durchschnins= satz von 34 Rihlr. prs Kopf zu Grunde gelegt worden ist.
abgesehen davon, daß nach der einen
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ü auch hat man sich genöthigt gesehen, für mehrere Fuhr⸗ 64 für 267 zeither i, dir a lige e sbannung angenommen wurbe, eine sechsspännige einzurichten. Endlich bedurfte auch die übrige Ausrüstung des Parks in manchen Gegenständen einer Vervollständi⸗ gung. n) 230, 000 Thaler zur Vermehrung der Waffen und Munition, so vie der sonstigen Artillerle⸗Ausrüstung, der Hospital⸗Einrichtungen, der Kommissariats⸗Fuhrwerke, der Lokalitäten zu Unterbringung der Truppen und Aufbewahrung der Vorräthe. Nach den Ausgaben ver Staatsregierung wird sich diese Summe folgendermaßen verthei⸗ len: 1) 170,000 Rthlr. zur Vermehrung der Waffen, 2) 32,000 Rthlr. zur Vermehrung der Munition und des Artillerie⸗Materials, 3) 18,000 Rthlr. zur Vermehrung der Hospital-Anstalten, 4) 10,900 Rthlr. zu ver⸗ schiedenen Einrichtungen und Bauten, wodurch die Kaserne erweitert, Räume zur Aufbewahrung des vermehrten Inventariums gewonnen und einige Zeughaus-Etablissements in größerem Umfange hergestellt werden. Die Teputation bemerkt, daß die Armee um 10,004 Mann bei der Infanterie, 1302 Mann bei der Reiterei, 1937 Mann bei der Artillerie und den Pioniers und 378 Mann bei dem Kommissa— riatstrain vermehrt worden ist. Diese Vermehrung begründet dem— nach die Postulate unter a, b, « und d zur Genüge, und hält die Deputation deren Bewilligung für nothwendig und zur Befürwor⸗ tung geeignet. In gleicher Weise hält sie die Ansätze unter l. i. und k. für eine Abminderung nicht geeignet. Anders gestalten sich jedoch nach ihrer Ansicht die Verhältnisse in Beziehung auf die un— ter e. g. und h. für außerordentliche Remontekäufe postulirte Summe. Da schon in der Regierungsvorlage auf zu verhoffende Ersparniß hingewiesen war, so erbat sich die Deputation vom Kriegsministerium einen näheren Nachweis über den erfolgten Ankauf. Aus demselben geht hervor, daß von der im außerordentlichen Budget angegebenen Pferdezahl an 1708 Stück im Jahre 1849 nur 1204 Pferde wirk⸗ lich angekauft worden sind mit einem Aufwande von 168,138 Rthlrn. (Die übrigen 504 Pferde sind erst vor kurzem angekauft worden.) In Folge dessen glaubt die Deputation, der Kammer empfehlen zu müssen, bei Verabschiedung der Position 7 dieselbe 7442 Rthlr. niedriger zu bewilligen, da in jedem Falle den nächsten Kammern ohnehin wieder die Bewilligung der für außerordentliche Rüstungen verwendeten Summen vorgelegt werden wird. In Beziehung der unter m postulirten Ansätze hat die Deputation noch weitere Nach— weisungen von dem Herrn Regierungs-Kommissar empfangen. Die zur Vermehrung der Waffen veranschlagte Summe wird besonders zu Anschaffung von einer Anzahl Spitzkugel⸗Gewehren verwendet werden, da die Gleichstellung mit der Bewaffnung anderer Armeen deren Einführung auch bei unseren Truppen unerläßlich macht. Außerdem ist noch die Anschaffung von 1600 Säbeln und gegen
6000 Stück Artillerie und Infanterie ⸗ Seitengewehren er— forderlich gewesen und mit einem Aufwande von mehr als 16,000 Rthlr. bereits erfolgt. Hinsichtlich der für Ver⸗— mehrung der Munition und des Artilleriematerials verlang-— ten 32,000 Rthlr. erklärte die Regierung der Deputation, daß die Rechnungen darüber noch nicht geschlossen seien,
daß aber die Vermehrung der Armee den Bedarf an Taschenmunition um 66500 Rthlr. gesteigert habe, während die Vorrathsmunition für 10,000 Mann Infanterie 140 Schuß bro Mann gegen 10,090 Rthlr. koste. Die Absicht des Kriegsministeriums geht übrigens auch noch dahin, von diesem Postulat die im Monat Mai 1849 in Dresden ver⸗ schossene und theilweis entwendete Munition zu ersetzen. Desgleichen ist auch von dieser Summe das Kommissariatsfuhrwerk ergänzt wor— den. Zu Anschaffung von Hospitalgeräthschaften sind 18,000 Rthlr. postulirt worden, wofür die Militärvorrathsanstalt unter anderen 1516 Stück wollene Lagerdecken a 4 Rthlr., 2932 Stück Bett- und Decktücher a 1 Rthlr. 7 Ngr. 9 Pf., 1466 Strohsäcke a 1 Rthlr. 2 Ngr., 2300 Hemden a 26 Ngr. 8 Pf., angeschafft hat, der Rest aber für die übrigen Lagergeräthschaften, Wäsche, Verbandstücke und andere Geräthschaften ausgegeben ward, auch sind die in den neu⸗ errichteten Hospitälern, in Borna und Chemnitz, nothwendig ge— wordenen Ausgaben davon bestritten worden. In Betreff der für Baulichkeiten postulirten 10,00 Thaler hat das Ministerium der Deputation mitgetheilt, daß in Folge der eingetretenen Vermehrung der Armee mehrere in der Vorlage bezeichnete Baue zur Ausfüh⸗ rung zu bringen gewesen sind, deren Vollendung die oben angege bene Summe vollständig absorbirt habe. Die Deputation glaubt allerdings, die Vervollständigung der Bewaffnung der Infanterie, die Anschaffung der erforderlichen Munition, die Anschaffung nöthi— ger Hospital-Bedürfnisse und die Herstellung der erforderlichen Räume zu Unterbringung von Train- und Reitpferden und ande— ren Ausrüstungs-Gegenständen als eine nothwendige Folge der eingetretenen Vermehrung der Armee anerkennen zu müssen. Sie glaubt daher die Bewilligung des Postulats nach Ab— zug der oben angeführten bei dem Ankauf der Remonte ersparten 7442 Rthlr. der Kammer zur Bewilligung empfehlen zu müssen und räth daher, Position 7 des außerordentlichen Budgets mit 939,490 Rthlr. zu bewilligen. Die Deputation bemerkt noch nachträglich, daß, sollte auch wirklich bei der einen oder der anderen Abtheilung der Position die veranschlagte Summe nicht vollständig verausgabt werden und sich eine Ersparniß ergeben, der Ueberschuß dann jeden⸗ falls mit zur Deckung der im Jahre 1850 für den Militair-Etat nöthig gewordenen außerordentlichen Ausgaben erforbert und ver— wendet wird. Sie räth jedoch der Kammer zugleich an, bei Be— willigung der vorstehenden Position noch den Antrag an die hohe Staats-Regierung zu richten, „daß dieselbe der nächsten Stände⸗ Versammlung bei Vorlage des Militair-Budgets eine genaue Ueber— sicht sowohl der Rüstungskosten, so wie aller Ueberschreitungen der Positionen des dermaligen Militair-Budgets, unter Zurechnung der bei dem gegenwärtigen außerordentlichen Budget erfolgten Bewil— tigung, zur nachträglichen Bewilligung vorlegen wolle.“
Dresden, 13. Jan. (Dresd. Journ.) Die erste Kom— mission der Ministerial= Konferenz, so wie die zweite Kommission, deren Aufgaben, Berathung der obersten Bundesbehörde und Um⸗ fang des Bundesgebiets, so wie des Wirkungskreises der obersten Bundesbehörde und der Beziehungen des Bundes und der Einzel— staaten zu einander, in nächster Wechselbeziehung stehen, haben gestern und heute kombinirte Sitzungen gehalten. Fürst Schwarzenberg ist heute Morgen nach Wien abgereist. Wie wir vernehmen, haben die letzten Tage und zwar bei der jüngsten Anwesenheit des Frei— herrn von Manteuffel, die Arbeiten der Konferenz in wesentlichen Punkten begünstigt und das Einverständniß darüber gefördert.
Dresden, 13. Jan. (D. A. 3.) Die Böhmisch⸗Sächsische Bahn ist vollendet und heute zum erstenmale und zwar von dem Fürsten Schwarzenberg befahren worden, der heute Morgen auf derselben mittelst Separat-Trains nach Wien zurückkehrte.
Hannover. Hannover, 12. Jan. (W. Ztg.) Staats Minister von Münchhausen, dessen Rückkunft von Dresden schon auf vorgestern Abend pr. Telegraph angemeldet war, ist erst diesen Morgen 10 Uhr hier eingetroffen.
Hildesheim, 12. Jan. (H. Pr.) Heute Nachmittags 2 Uhr sind die österreichischen Executionstruppen hier eingerückt. Nachdem sie auf dem Domhofe vor dem Stabe vorbeidefilirt waren, besetzten sie die Wache, den Bahnhof u. s. w.
Baden. Karlsruhe, 8. Jan. (Schw. M. In der . Kammer betraf heute die Berathung das außerordentliche
udget für die Jahre 1850 und 1851. In diesem forderte die Regierung unter spezieller Begründung der einzelnen Posten als aufrecht zu haltende Kredite und neue Bewilligungen: 1) für das Staats⸗Ministerium 300,655 Fl. 30 Kr. 2) Für das Ministerium des Großherzoglichen Hauses und der auswärtigen Angelegenheiten 1200 Fl. 3) Für das Justiz⸗Ministerinm 224,741 JI. 39 Kr. 4) Für das Ministerium des Innern 623,615 Fl. 5) Für das Finanz⸗Ministerium 101,422 Il. 6) Für das Kriegs-Ministerium 3,647,309 Fl. 6 Kr. Zusammen 4,898,943 Fl. 15 Kr. Da die unter obigen Gesammtsummen enthaltenen speziellen Anfor—
derungen der Regierung möglichst niedergehalten waren, so wurden auch gegen die meisten derselben keine Enwendun— gen vorgebracht und solche ohne weitere Verhandlungen be⸗— willigt, nur gaben folgende Posten zu längeren Erörte—
rungen Veranlassung. Bei der Forderung von 141,255 Fl. 59 Kr. als Beitrag zur deutschen Marine glaubt der Abge— ordnete Schaaff von Mosbach darauf hindeuten zu müsen, daß auch noch andere deutsche Staaten mit ihren diesfallsigen Zahlun⸗— gen im Rückstande seien, deswegen Baden ebenfalls zuwarten sollte. Rettig stellt, hierdurch veranlaßt, den Antrag auf den einsweiligen Strich der ganzen Summe. Dieser Antrag wurde aber, nachdem Staatsrath Regenauer und Schmitt dagegen gesprochen, vꝛrworfen und jener der Kommission angenommen, welcher dahin geht: die geforderte Summe zwar zu bewilligen, dabei aber die Erwar— tung auszusprechen und in das Protokoll niederzulegen, daß die Regierung mit ihren Beiträgen gleichen Schritt mit anderm deut⸗ schen Staaten zu halten nicht unterlassen möge. Unter Nr. 6 fordert die Regierung zur Entschädigung auswärtiger Waareneigen— thümer für die während der Revolution im Zollhofe und im Eisen— bahnhof zu Mannheim zu Grunde gegangene oder beschädigte Baum— wolle 8770 Fl., deren Strich die Kommission beantragte. Sie wur⸗ den aber dessenungeachtet auf Weller's Antrag, den Schmitt und von Soiron unterstützten, bewilligt.
Karlsruhe, 11. Jan. (Fr. J.) Die zweite Kammer er— ledigte in ihrer heutigen Sitzung das Gesetz über die Abänderung des Conscriptionsgeseßs. Demgemäß tritt an die Stelle des Ge— setzes vom 12. Februar 1849, das die Stellvertretung beim Mi⸗ litair aufhob, das Conscriptionsgesetz vom 14. Mai 1825 mit eini— gen wesentlichen Aenderungen wieder, in Kraft. Diese bestehen in der Einführung des preußischen Instituts der sogenannten Freiwilli⸗ gen mit einjähriger Dienstzeit und der Verpflichtung, sich während derselben selbst zu equipiren und zu verköstigen; ferner in der Einräumung der Befugniß für jeden jungen Mann, nach vollende— tem 17teu Lebensjahre im Falle körperlicher Befähigung sich zum Kriegsdienste zu melden, wodurch er dann um so viel früher wie—⸗ der der betreffenden Verpflichtungen entledigt wird. In den nächsten zwei Jahren sollen übrigens nur solche Individuen als Einsteher zugelassen werden, welche das Kriegs-Ministerium als dazu geeignet erklärt. Die Diskussion des Lameyschen Berichts über die Interpellation des Abg. Weller, die Aufhebung des Kriegs zustandes betreffend, spann sich nicht in die Länge. Der Kommis sions-Antrag lautete: die Kammer möge ihre Ansicht zu Protokoll dahin erklären, daß der Kriegszustand nach Verkündigung der Ge setze über die Presse, Vereine und Volksversammlungen und nach Einführung des Strafgesetzes alsbald aufzuheben sei. Soiron beantragte die Fassung in der Art, daß die gedachten Gesetze so bald als möglich zu verkündigen und dann sofort der Kriegszustand aufzuheben sei. Außerdem sprachen nur der Abg. Welcker, der Mi⸗ nister des Innern und der Berichterstatter, worauf Soiron's An— trag angenommen wurde.
Durlach, 1 ann. (Friankfarter Journal.) Bei dem hiesigen Oberamte hat die Großherzogliche Generalstaats—⸗ kasse in Karlsruhe gegen 61 flüchtige Beklagten als Sammtschuld— ner die Summe von 169,648 Fl. nebst 5 pCt. Zinsen vom Tage der Klagezustellung an, auf den Grund eingeklagt, daß die Beklag ten wegen Theilnahme an der Mai⸗-Revolution durch rechtskräftige Erkenntnisse unter Sammlverbindlichkeit zum Schadenersatze verur— theilt worden seien, und daß die revolutionairen Machthaber seiner Zeit bis zu dem bezeichneten Betrage Gelder aus Großherzoglicher Amortisations-⸗ und Hauptkriegskasse sich angeeignet haben. Unter den Beklagten sind: Brentano, Damm, Junghans, Peter, Nerlin⸗— ger, Stein. Da das Vermögen der sänimtlichen Beklagten bereits mit Beschlag belegt worden ist und im Ganzen sicherem Vernehmen nach die genannte Summe übersteigt, die Beklagten aber sammt— verbindlich sind, so wird die Generalstaatskasse ohne allen Zweifel mit ihrer ganzen Forderung vollständig befriedigt werden.
öessen, Kassel, 11. Ban. (S. D. J. Zig) Gestern Nachmittag um 3 Uhr rückte das K. K. österreichische Cheveaur legers-Regiment Windischgrätz mit einer Fußbatterie hier ein. Se. Königl. Hoheit der Kurfürst hatte sich zum Empfang desselben nach dem Friedrichsplatz begeben. Fürst von Thurn und Taxis war mit einem zahlreichen Gefolge dem ankommenden Regimente entgegen⸗— geritten. Der Kurfürst ließ letzteres defiliren und fuhr sodann nach Schloß Wilhelmshöhe, woselbst mehrere höhere Offiziere zu Tafel gezogen wurden. Die angekommenen Truppen wurden in. den Dörfern um Kassel einquartiert. Heute früh sind dieselben auf der Straße über Münden weiter marschirt. Der hiesige Magistrat, welcher noch bis vor wenigen Tagen in der Anerkennung der Sep— tember -Verordnungen zurückgehalten, hat sich nun in einer weiteren Erklärung den Anforderungen des Bundes-Kommissärs Grafen von Leiningen gefügt. Demnach haben seit gestern die Bequartie—⸗ rungen, welche den Mitgliedern des Magistrats zuerkannt waren, aufgehört. Auch ist den Mitgliedern des Konsistoriums und des Obermedizinal⸗Kollegiums, welchen wegen fortdauernder Renitenz rücksichtlich der Anerkennung gedachter Verordnungen Bequartierung zugetheilt war, solche abgenommen und der erbetene Abschied höheren Orts ertheilt worden.
2 Uhr Nachmittags. So eben rücken weitere K. K. österreichische Truppen⸗Abtheilungen hier ein. An der Spitze derselben befand sich Se. Kaiserl. Hoheit Erzherzog Leopold. Der Kurfürst und Fürst von Thurn und Taxis waren schon frühzeitig mit einem zahlreichen Gefolge dem Erzherzog bis an das Chausseehaus vor dem leipzi⸗ ger Thore entgegengeriiten. Das Musikcorps des hier stehenden K. K. österreichischen Jäger⸗-Bataillons, so wie das des kurhessischen Leib- garde⸗Regiments waren, den Ankommenden ebenfalls entgegengezo— gen. Letztere bestanden aus dem ersten Bataillon Kaiser-Jaͤger, ein musterhaftes Corps, welches allgemeine Bewunderung erregte, einem Bataillon Erzherzog Albrecht, so wie zwei Schwadronen Cheveaux— legers vom Regiment Windischgrätz, welche letzteren von Gudens—= berg die frankfurter Straße herkamen. Nach einer Parade⸗-Auf⸗ stellung defilirten diess Truppen. Se. Kaiserl. Hoheit Erzherzog Leopold ist im Gasthof zum „Deutschen Hof“ abgestiegen, vor wel⸗ chem sofort eine Ehrenwache vom kurhessischen Leibgarde-Regiment aufgestellt wurde.
Hessen und bei Rhein. Darmstadt, 13. Jan. (O. P. A. 3tg.) Das neueste Regierungsblatt enthält die Ernennungen
lichen Ministerialräthe von Bechtold und Maurer * enn n,, , für die erste und die zweite Kammer er Stände, welche sich bekanntlich übermorgen hier versammeln. Ueber die von Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog zu ernen⸗ nenden Mitglieder zur ersten Kammer verlautete gestern noch nichts Bestimmtes.
Schleswig⸗Holstein. Altona, 14. Jan. Der Alto⸗ naer Merkur enthält folgende Proclamation: „An die Armee! Die von den Großmächten Deutschlands Namens des deutschen Bundes gesandten Kommissäre haben es übernommen, den Friedens Vertrag vom 2. Juli v. J. nunmehr zur Ausführung zu bringen und dabei die Nechte und Interessen des Landes Holstein und sei⸗ ner althergebrachten Verbindung mit dem Herzogthum Schleswig zu wahren. Die Statthalterschaft hat deshalb die Feindseligkeiten einstellen lassen. Die dänische Armee wird sich zurückziehen und nur die zur Aufrechthaltung der Ordnung erforderlich en Truppen⸗ Abtheilungen in Schleswig zurücklassen. Die schleswig- holsteinsche Armee behält die Festungen Rendsburg und Friedrichsort, so wie die zu diesen Festungen gehörenden Rayons besetzt; — der übrige Theil der Armee wird über die Eider zurückgehen und Cantonne⸗ ments beziehen. Die Truppen werden, wenn sie in ihren Cantonne⸗ ments angekommen sind, bis zu zwei Drittheilen ihrer Mannschaft beurlaubt. Die Cadres bleiben, und bei diesen werden die Waffen, Bekleidungen und alle Ausrüstungsgegenstände aufbewahrt. Die Statthalterschaft vertraut der Armee, daß sie, die so ruhmvolle Be— weise ihrer Tapferkeit und ehrenwerthen Ausdauer gegeben hat, auch ferner musterhafte Ordnung und Disziplin aufrecht erhalten und sich dadurch die Achtung und den Dank des Vaterlandes sichern werde. Kiel, den 11. Januar 1861. Die Statthalterschaft der Herzogthümer Schleswig-Holstein. Reventlou. Krohn.
Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 11. Jan. (H. C.) Auf die hier gestern eingegangene Nachricht von dem erfolgten Ab⸗ leben des Herzogs Gustav begab sich der Großherzog sogleich nach Ludwigslust, von wo er bereits wieder zurückgekehrt ist. Ber Groß⸗ herzogliche Hof wird auf drei Monate Trauer anlegen. Das Hof⸗ theater bleibt bis zum 19ten d. geschlossen.
Sachsen⸗Koburg⸗Gotha. Gotha, 11. Jan. (L. 3.) Es ist hier gegenwärtig ein Memorial vom Staats-Ministerium an die für die Vereinigung der beiden Herzogthümer 6 und Kob urg gewählten Kommissarien gerichtet. Dasselbe bezieht sich auf den schon früher in mehreren öffentlichen Blättern erwähnten Protest, welcher von den Agnaten des koburgischen Fürstenhauses, als vom Prinzen Albert in London, von Leopold, dem Könige der Belgier, und vom Herzoge Ferdinand in Wien, dem Vater des Gemahls der Königin von Portugal, sowohl gegen die ständischer—
seits dekretirte Incorporation des Domainen⸗ und Kam— mer Vermögens in das Staatsgut, als auch gegen die Beschränkung der Landesherrlichkeit durch das suspensive
Veto schon im April 1849 ausgesprochen, jedoch von der damaligen hiesigen Abgeordneten-Versammlung ad acta gelegt wurde. Das Staats-Ministerium hat diesen Protest bei der jetzt beabsichtigten Union wieder zur Sprache gebracht und setzt in jenem Memoriale mit juristischer Schärfe aus einander, auf welchen ge⸗ rechten Besitztiteln (Kauf, Sekularisirung geistlicher Güter 2.) der Anspruch der Agnaten an dem Domainen⸗Vermögen beruhe und zu welchen unseligen Konsequenzen für unser Land das Beharren auf jenem suspensiven Veto, welches den Regenten zu einer bloßen obersten Exckutiv-Behörde mache, bei der jetzigen politischen Sach— lage in Deutschland führen werde und müsse. — Man ist hier sehr gespannt auf die Erklärung der Kommissarien, welche zum größten Theile der Linken des Landtags angehören.
Frankfurt. Frankfurt g M., 11 Jan, (hr, J) In Namen der Senate der vier freien Städte ist an die Stelle des wegen vorgerückten Alters und seiner Gesundheitsumstände pensio— nirten seitherigen ältesten Raths des Ober-AÄppellationsgerichts zu Lübeck, Dr. F. J. Hach, der bisherige Professor der Rechte und Ordinarius der Juristen-Fakultät zu Halle, Dr. G. W. F. A. Wunderlich, zum Rathe beim Ober-Appellationsgericht erwählt wor— den. Der seit ungefähr einem Jahre hier lebende und als fach— wissenschaftlicher Schriftsteller bekannte Geheime Rath Tiedemann, Vater des Gouverneurs von Rastatt, eröffnete diese Woche in un— serem geographischen Verein einen Cyklus von Vorlesungen über die Geschichte des Tabacks, welche sich einer sehr zahlreichen Zu hörerschaft zu erfreuen haben.
Frankfurt, 12. Jan. In der öösterreichischen Armee dienen gegenwärtig ungefähr 40 Frankfurter, sagt as Journal de Francfort. Unter denselben befinden sich die Feldmarschall-Lieu⸗ tenants Parrot, von Stregen, Baur von Enyseneck, Jordis; die Generale Klehe, von Fichard, Mainoni, Jordis; mehrere Ober sten 20.
Ans land.
Oesterreich. Zara, 9. Jan. (LlI.) Die Insurgenten Bosniens streifen noch in Glibuski und anderwärts, um Mannschaft zum Kampfe zu pressen. Sie halten die Brücke bei Kognieza besetzt, um das Vor⸗
dringen Omer Pascha's nach der Herzegowina zu hindern. Ein türkisches Corps, 3000 Mann stark, ist bereits auf dem Marsch da⸗
hin, darunter viele Ungarn und Polen, die übrigens um jeden Preis nach der Heimat zurückzukehren wünschen.
Frankreich. Paris, 1. Jan. Die Remusatsche Kommission hat Broglie zum Präsidenten, Lanjuinais zum Seeretair gewählt. Beide sind dem Elysee feindlich. Buffet, ehemaliger Handelsminister, dem Elysee freundlich, ist von der 4ten Abtheilung in die Kommission gewählt worden. Folgendes ist die Liste der gestern Abend in die von Remusat bean- tragten Kommission gewählten Mitglieder: 1ste Abtheilung Bixio, 2te Abtheilung Baze, 3Zte Abtheilung Cavaignac, 4te Abtheilung Bufferio, ste Abtheilung Montebello, 6te Abtheilung Flandin, 7te Ab⸗ theilung Passy, Ste Abtheilung G. von Beaumont, gte Abtheilung Daru, 10te vertagt, 11te Nettement, 12te Lanjuinais, 13te Morellet, 14te von Mornay, 15te von Lamartine. Wie in der Sitzung, so hat auch in den Abtheilungen die demokratische Partei vollkommenes Stillschweigen bewahrt. In der ersten Abtheilung haben die Mit glieder des Berges gar nicht gestimmt. In der zweiten spricht Beugnot für einen Dank an General Changarnier, einen Tadel des Ministeriums, sieht aber in weiterem Vorgehen Revolution. Baze erklärt sich für strikte Ausführung des Remusatschen Antrages und wird gewählt. In der sechsten fragte Unterrichts-Minister Parieu 66 das Räthsel dieses engen Bundes zwischen Changarnier und der Majorität. Er erklärt mit Changarnter jeden Krlegsminister für unmöglich. Der General hahe um) seine Absetzung ge— wußt und am 3. Januar nur darum gesprochen, um Len Schlag abzuwenden. Monet und Girardin verlangen Veröffentli— chung der Protokolle der permanenten Kommisston; FIlandin spricht
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für ven Präsidenten und wird gewählt. In der dritten wird Ge—⸗ neral Cabaignac mit 22 Stimmen gegen 18 sür Remusat gewählt und erklärt, seiner Partei gebühre Zurückhaltung, seine Stellung müsse eine ruhige sein. Er sei entschlossen, die Würde der Versammlung zu vertheidigen, doch unter der wohlverstande⸗ nen Bedingung, daß die Republik nicht gefährdet werde. In der fünften kam Montebello, regie rungsfreundlich gesinnt, nur mit einer Stimme Majorität durch. In der siebenten forderte Ducouxy eine Erklärung Changarnier's. Passy sprach für Zurückhaltung und wurde gewählt. Die Forderung Ducour's stützt sich auf die Worte, welche Changarnier am Schlusse der gest rigen Sitzung zu einigen Freunden geäußert haben soll: „Haltet Euch gut. Die Gefahr ist ernsthafter, als Ihr glaubt. Mir hat man wenigstens den bestimmten Antrag gemacht, die Versammlung zur Thür hinauszuwerfen.“ In der achten sprechen Chamo lle und G. von Beaumont für energische Maßregeln. Letz—⸗ terer wird mit 22 Stimmen gegen 14 für den Bona— partisten Fremy gewählt. In der neunten spricht Tinguy für, Daru gegen Remusat's Antrag. Letzterer wird gewählt. In der zehnten bietet Präsident Mols vergeblich das Wort an, obwohl die entschiedensten Urheber des Remusatschen Anhanges, Thiers, Piscatory und Broglie, Mitglieder sind. Endlich spricht Piscatory für den Antrag und erklärt die Republik für die einzig mögliche Regierungsform, der er sogar Opfer zu bringen bereit sei. Thiers erklärt, er habe nur darum nicht zuerst gesprochen, weil er nicht als Kandidat auftreten wolle. Er habe die Republik nicht gemacht, aber er nehme sie an und wolle weder diese, noch jene Monarchie, dagegen aber werde er die Republik vertheidigen. Die Versammlung sei schwer beleidigt und müsse eine bedeutfame Maßregel ergreifen. Er will eine mo⸗ tivirte Tagesordnung und nach Befund Sicherheitsmaßregeln. Pas⸗ cal Duprat ist erstaunt über den „Jungrepublikaner“ Thiers und erklärt ihm, daß er weder Changarnier, dessen Ehrfurcht vor der Verfassung sehr neu sei, noch der nach Wiesbaden und Elaremont gepilgerten Majorität trauen könne. Thiers sucht nun seine ersten
hitzigen Anklagen gegen das Elysee zu mildern und er— klärt, er sei erst nach erhaltener Bewilligung des Präsi—
denten nach Claremont gereist, wolle aber später über diese Reise kategorische Aufschlüsse geben. In der 11ten fordert Nettement ein absolutes Mißtrauensvotum gegen das neue Ministerium, Sicher— heitsmaßregeln durch Truppenaufstellung und wird mit 26 Stimmen gegen 17 für den ministeriellen Kandidaten Bauchard gewählt. In der 12ten spricht Lanjuinais heftig gegen die Regierung und ihre fortwährende Angriffe und sieht mindestens die Würde und moralische Existenz der Versammlung gefährdet. Denjoy bekämpft ihn. Monta— lembert meint, ein für Changarnier votirter Dank wäre genug, will daher keine Drohungen. Minister Baroche entgegnet, das Kabinet bedürfe keiner Indemnitätsbill. Die Exekutivgewalt habe ein constitutionel⸗ les Recht geübt; ob gut, ob schlecht, das sei die einzige Frage. Da man die von Changarnier innegehabten Kommando's getrennt habe, habe man ihn, ohne Gefährdung seines Ansehens, nicht be⸗ lassen können. Die Presse werde weder von der Exekutivgewalt, noch von dem Ministerium inspirirt. Das Ministerium bedauere die Uebergriffe der Presse, könne sie aber nicht hindern, habe außer dem jede direkte Mitwirkung schon von der Tribüne desavouirt. Was den Straßenverkauf betreffe, so genössen ihn legitimistische und orleanistische Journale ebenfalls. In der dreizehnten Abtheilung wird der Montagnard Morellet gewählt und erklärt, er wolle Er⸗ klärungen über das Gerücht von der Anwesenheit orleanistischer Prinzen in Versailles fordern. In der vierzehnten spricht Mornay für energische Maßregeln und auf Charras Interpellation für Ver⸗ öffentlichung der Protokolle der permanenten Kommission. Es ist ihm gleich, welchem General die Vertheidigung der Versammlung übertragen werde. Er wird gewählt. In der funfzehnten spricht Lamartine gegen den Antrag, für die Regierung und meint, man müsse nicht so empfindlich sein, im Gegentheile in so schweren Zeiten sich etwas gefallen lassen. Saint⸗Priest will möglichste Mäßigung der Kommission und keinen Angriff auf die Regierung. General Be deau spricht lebhaft für Energie, unterliegt aber mit 16 Stimmen gegen Lamartine, der mit 25 gewählt wird.
Paris, 12. Jan. Der Präsident der Republik ritt gestern in Civilkleidern durch die Rue Montmartre und über die Boulevards.
Abends erschien der Präsident in der Vorstellung der großen Oper,
begleitet von seinen Adjutaten, General Roguet, Kommandant Fleury und dem Polizeipräfekten Carlier. Morny und Heeckeren er⸗ schienen später in der Loge. Zu Mittags hatte der Präsident bei dem Vicepräsidenten Boulay de la Meurthe gespeist. Die Patrie erklärt, sie sei in Stand gesetzt, in Nachstehendem einen Toast mit theilen zu können, welchen Herr Boulay habe ausbringen wollen, den aber der Präsident, um ühelgesinnten Auslegungen jeden Vorwand zu nehmen, sich verbeten habe: „Herr Präsident, Sie haben meine bescheidene Gastfreundschaft im Hause meines Vaters angenommen. Sein Schatten theile die Freude und den Stolz sei⸗ nes Sohnes, den Erben des Namens Napoleon an seinem Heerde sich niedersetzen zu sehen. Er zollt mir Beifall, daß ich dieser Ehr⸗ lichkeit, dieser Mäßigung, dieser Eidestreue, dieser Aufopferung fürs Vaterland huldige, deren Zeuge ich täglich bin, die mehr und mehr die Volksthümlichkeit und den Ruhm des von Ihnen getragenen Namens rechtfertigen. Ihre Gegenwart nöthigt mich, inne zu hal⸗ ten. Ich begnüge mich, mit Ihrer letzten Botschaft zu sagen: Gott wird das Uebrige thun.“ ; ;
Im Konferenzsaale der Nationalversammlung waren gestern solgende Gerüchte in Umlauf: A. Fould soll erst nach einer langen Konferenz dem Präsidenten das Ministerium der öffentlichen Arbei ten für Magne abgenöthigt haben; Ducos habe seine Ernennung erst durch den Moniteur erfahren; Lahitte soll den Gesandtschafts⸗ posten in London erhalten; der frühere Deputirte Behie Unterstaats—⸗ secretair im Finanzministerium geworden; Bineau, Schramm und Dumas sollten Changarnier's Absetzung zuerst unterzeichnet, auf die Beibehaltung in ihren Portefeuilles gerechnet und ihre Entlassung erst aus dem Moniteur erfahren haben; Persigny solle vierund⸗— zwanzig Stunden lang Minister der auswärtigen Angelegenheiten gewesen sein, Abbatucei aber ihn gestürzt haben; Fortoul sei durch Morny beseitigt worden, der seine Landsleute, die Auvergnaten Parien und Rouher, zu halten gewußt habe. Das Bulletin de Paris glaubt, daß die Gerüchte von einer Auflösung des neuen Ministeriums grundlos seien, wenn auch die Majorität ein schon ganz fertiges Ministerium Barrot hoffe und wünsche. Das Verschmelz-Organ, die Assemblee nationale, sagt heute: „Die Regierung irrt sich, wenn sie glaubt, daß leere Worte genügen werden, um eine verletzende That auszugleichen, und daß man mit einer bedeutungslosen Tagesordnung der Ehre genug gethan zu haben erklären werde.“
Baraguay d'Hilliers ist 1795 geboren, dient seit 1806, war in der Schlacht bei Leipzig Adjutant des Marschalls Marmont und verlor daselbst die linke Hand. Er nahm Theil an der Expedition nach Algier und war Adjutant des Herzogs von Ragusa. Seit 1843 ist er Divistonsgeneral, seit 1815 Mitglied der Ehrenlegion. Sein Vater ist als Bragoner-General im russischen Feldzuge um—= gekommen.
Es geht das Gerücht, dit Remusatsche Kommissien wolle Ge— neral Cavaignacr zum Berichterstatter ernennen. Die Kommission hat sich gestern bis in die Nacht mit den Protokollen der Perma⸗ nenz⸗Kommisson beschäftigt. Die Mitglieder derselben haben sich das strengste Stillschweigen versprochen. Man glaubt, vie Proto kolle der Permanenz⸗Kommission, wenn auch nicht von Stenogra⸗ phen aufgenommen, dürften Aufschlüsse geben: 1) Ueber die Ge⸗ sellschaft des zehnten Dezember und ihre Verbindungen, 2) über die Revüen von Satory und ihre Tendenz, 3) über die Absetzung Neumayer's und die damalige Versicherung Baroche's, so lange er Minister sei, werde Changarnier seines Kommando's nicht entsetzt werden. Heute um 2 Uhr begab sich Baroche in die Sitzung der Remusatschen Kommission. Man will in gewissen Kreisen behaup⸗ ten, das Ganze werde sich auf einen Dank an Changarnier und einen Tadel des Ministeriums beschränken. Ja, man bezweifelt sogar den letzteren, gegen welchen aber die Regierung jedenfalls zu protestiren entschlossen ist.
Ein von der Independance belge gebrachtes Gerücht von einem Komplott zwischen Changarnier, der permanenten Kommission und Dupin, dem zufolge der Präsident der Republik wegen Hoch⸗ verraths verhaftet, dagegen Changarnier mit der Diktatur bekleidet werden sollte, wird, wie es heißt, nicht nur in der Remusatschen Kommisston, sondern auch auf der Tribüne zur Sprache kommen. Die Assemblee nationale stellt unter anderen Fragen über die⸗ sen Gegenstand folgende: „Ist es wahr, daß dieses Dokument vergeblich einem pariser Journal angeboten und erst nach allseitiger Weigerung am Donnerstag Abend um 8 Uhr nach Brüssel geschickt wurde? Ist es wahr, daß es am Freitage dem französischen Ge⸗ schäftsträger zu Brüssel, Quinetal, vorgelegt worden? Hofft man, General Changarnier, Präsident Dupin und die permanente Kom⸗ mission würden diese Anklage auf sich haften lassen?“
Nach dem Bulletin de Paris ist der Brigade ⸗General Reibell, dessen Tagesbefehle die Patrie mittheilte, abgesetzt und der nen beförderte General von Cotte an seine Stelle ernannt worden. General von Cotte ist ein Verwandter Montalembert's; es wird bemerkt, daß er bei der großen Revue zu Satory sich durch seinen bonapartistischen Eifer besonders hervorthat.
Der Moniteur enthält heute das Dekret, welches den Contre⸗ Admiral Romain Desfossés zum Kommandanten des Geschwaders in der Levante an die Stelle des Contre⸗Admirals Motagnies de la Roque ernennt.
Larochejacquelin hat in der gestrigen Sitzung einen Antrag auf Modification des Wahlgesetzes vom 30. Mai eingebracht.
Für Montalembert bei der Aufnahme in die Akademie der Wis⸗ senschaften haben gestimmt: die früheren Pairs: Molé, Kanzler Pas⸗ quier, Floureus, von St. Aulaire, von Ségur, von Noailles, von St. Priest und Lebrun; die früheren Deputirten: Thiers, Guizot, Salvandy, Vitet, von Rémusat und Dupin; die Schriftsteller Mée⸗ rimée, St. Beuve, Scribe, Dupaty, Tissot, Ancelot, Brifaut, Mignet, von Pougerville und St. Marc Girardin. Der Ami de la Re⸗ ligion erklärt diese Wahl für einen Triumph des Katholizismus.
Die Gesellschaft des zehnten Dezember zeigt zu Straßburg durch Plakate an, daß sie sich wieder konstituire. Sie nennt sich philanthropisch und fordert unter Anderem dazu auf, Actien zu 25 Fr. für das bonapartistische Journal Le Pays in Monats⸗Raten von einem halben Franken zu zahlen.
Das Ordre bemerkt, Changarnier sei weder durch den Prä⸗ sidenten der Republik, noch durch die Rothen gefallen, sondern durch den Undank derjenigen, denen er die nützlichsten Dienste geleistet.
Der National hält es für wichtig, daß das Votum über den Remusatschen Antrag genau bestimmt werde. Nach demselben hätten 93 Repräsentanten der Linken sich der Abstimmung enthal⸗ ten, um der royalistischen Coalition keine Waffe in die Hand zu geben, 7 hätten aus demselben Grunde sogar gegen den Antrag gestimmt. Diese 100, welche alle dem Ministerium feindlich seien, zu den 333 gezählt, stelle sich das thatsächliche Verhältniß auf 433 gegen, 273 für das Kabinet. Das Ministerium sei also eigentlich einer Majorität von 160 erlegen.
Die Mitglieder der republikanischen Linken versammelten sich heute in den Salons von Lemardelay, Rue Richelieu. Man erwar⸗ tete die Generale Cavaignac und Lamoriciere unter den Gästen. Als sich die Repräsentanten der Linken in Lemardelays Salons ver⸗ sammelten, stürzte das Volk über einen vor diesem Hause stehenden Mann her, in welchem man einen Agenten der geheimen Polizei entdeckt haben wollte. Eine Patrouille brachte ihn zu seiner Ret⸗ tung nach der Wachtstube im Palais national. Das Haus in der Rue Richelieu wurde nach Anlangen aller Repräsentanten verschlossen
Großbritanien und Irland. London, 11. Jan. Die Minister beabsichtigen angeblich in der Thronrede der Noth des Ackerbaues eine Stelle zu widmen.
Die Königin und Prinz Albrecht haben der Gesellschaft Unterstützung hülfsbedürftiger Ausländer die Summe von 200 Pft zur Verwendung geschenkt.
Obgleich in letzter Zeit die irländische Unterrichtsfrag anderen religiösen Wirren mehr in den Hintergrund getreter der Plan der Gründung einer katholischen Universität seiten katholischen Klerus nicht aufgegeben. Subscriptionen dazu st reichlich zusammen. Der Erzbischof von Dublin steht an des Unternehmens.
Der große Güterkomplex des Contre Admirals so eben wegen Ueberschuldung zum Verkaufe ausgeschri—
In Manchester ist der Plan vielfach angeregt worde nach dem System der National⸗Schul⸗AUssoctation r waltung und Aufbringung der Mittel durch lokale Besten zulegen. Dieses Projekt geht jetzt gerade von Personen au früher die größten Gegner einer Reform im Schulweser
Fast die gesammte englische Presse giebt dem Präsiden französischen Republik in seinem Streite mit der ge Versammlung Recht. „Wenn“, meint die Times, „ publik werth ist, daß man sie vor Militair⸗Despotismus bewa wenn die aus der Volkswahl fließende Autorität des Präsiden geachtet werden soll, wenn eine unabhängige, berathende Versamn lung die Souverainetät des Landes theilen, und wenn das Land vor einer anderen Revolution bewahrt werden soll, so ist es Zeit daß General Changarnier entfernt werde.“ Der Hera!d nimmt eben so Partei für Louis Bonaparte, indem er bemerkt „Bonaparte sagt der Versammlung: ernennt Cavaignac oder welchen General Ihr wollt, ich bbin zufrieden damit, wenn es nur nicht Changarnier ist. Schon die Erwähnung des Namens Ca- vaignac zeigt uns, daß die Absichten des Präͤsidenten gerade sind. denn die Männer aller Partelen stimmen darin überein, daß es in keinem Lande einen Mann giebt, der edlere Prinzipien und mehr Aufrichtigkeit besitzt als er, keinen Mann, der der Der sanm ung er- gebener wäre.“ Daily News meint, bie agehannte urg gf , Partei wäre sehr Uundankbar gegen den Präsidenten. habe er ganz in ihrem Sinne regiert, und jeßzt für sie Krieg gegen ihn, weil er einem anderen General das Kommando übergebe.