1851 / 159 p. 2 (Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

Italien gereist. General-Lieutenant von Peucker begiebt sich dem— nächst nach Baden-Baden.

Frankfurt, 5. Juni. (O. P. A. Ztg.) In der hentigzn Sitzung der hiesigen gesetzgebenden Versammlung zeigt das Präsi⸗= dium an, hoher Senat habe durch Beschluß vom heutigen die Sitzungsdauer auf weitere sechs Wochen verlängert.

Frankfurt, 7. Junl, (Fr. J) Der, Königlich sächsische Staats⸗Minister, Herr von Beust, ist hier angekommen.

Ausland.

Frankreich. Gesetzgebende Versamm lung. Sitzung vom 7 Juni. 3 der 5 Sitzung ist der Larabitsche Revi⸗ sions - Antrag im Druck an die Repraͤsentanten vertheilt worden. Man unterhalt sich viel über die vom Urheber beigefügten Betrach⸗ tungen, worin er fagt: „Auf diese Weise G. ch. durch eine direkte Berufung an die Nation über die Wiederwählbarkeit des Präsiden⸗ ten) könnte die Revisionsfrage ohne Weiteres in der National⸗Ver⸗ sammlung entschieden werden unter Vermeidung einer Menge aufregender Diskussionen. Auf diese Weise würde die Re⸗ visson des Artikels 45 durch den freien und direkten Wil⸗ len des französischen Volkes beschlossen oder verworfen werden, und zwar auf die einfachste aller Fragen: die Wahl des Mannes und des Namens, die ihm am meisten zusagen. Auf diese Weise würden so viel als möglich die Gefahren und Dunkelheiten der Zu⸗ kunft und ferner die Aufregungen bei den Wahlen einer konstitui⸗ renden Revissons⸗-Versammlung und drei Monate später einer neuen gesetzgebenden Versammlung vermieden werden. Auf, diese Weise, d. h. vermittelst einer Proclamation, die dem französischen Volke sein freies Wahlrecht zustellt und die mit der gewöhnlichen Majo— rität votirt werden könnte, würde man die Schwierigkeit einer Ma— jorität von drei Vierteln der Stimmen in der gegenwärtigen Na⸗ tional Versammlung vermeiden. Diese Proclamation wird übrigens hier nur zur Verscheuchung von Zweifeln und zur Beruhigung besorgter Gemüther vorgeschlagen. Wenn see aber auch nicht votirt wärde, so könnte dennoch nichts das fran⸗ zösische Volk hindern, kraft seiner Souverainetät sein freies Wahlrecht am zweiten Sonntage des Monats Mai 1852, wie da⸗ mals am 10. Dezember 1848, wieder in Besitz zu nehmen.“ Die Sitzung wird wieder mit Ueberreichung von Petitionen um die Ver- fassungs-Revision mit und ohne Bezugnahme auf die Präsident⸗ schafts⸗Verlängerung durch nahe an dreißig Repräsentanten von der gewöhnlichen Masorität und einer Petition gegen das Wahl⸗ gesetz durch ein Mitglied der jungen Rechten eröffnet. Die Tages⸗ ordnung selbst bietet nichts Bemerkenswerthes dar und wird bald durch Leon Faucher, Minister des Innern, unterbrochen, der als dringlich einen Antrag auf Verlängerung des provisorischen und mit dem 22. Juni 1851 erlöschenden Gesetzes gegen die Klubs vorlegt. „Jede regelmäßige Regierung‘, heißt es in der Einleitung, „ist mit dem Klubwesen unverträglich. Die Regie⸗ rung wrd übrigens die verlangte Vollmacht zur fort⸗ dauernden Beschränkung des Vereinsrechtes mit Mäßigung und Festigkeit benutzen und nur den Mißbrauch desselben zu anarchischen Manlfestationen verhindern. Einks: Und Dijon?! Auch im ab— gelaufenen Jahre hat die Regierung nur die Versammlungen in Raffeehäusern, Wirthshäusern u. J. w. zur anarchischen Propaganda verboten und im Gegentheil die Versammlungen von unschuldigem Charakter begünstigt. (Links: Die Gesellschaft vom zehnten De— zember) Vom 159. Juni 1850 bis zum 1. Mal 1851 sind im Gan— zen 184 Klubs und außerdem eine ziemlich bedeutende Anzahl Tirkel, Vereine, Bankette u. s. w. geschlossen worden, und diese Maßregeln haben wesentlich zur Erhaltung der öffentlichen Ruhe beigetragen. Wir bitten daher um die Verlängerung des Ge— setzkz um ein Jahr, das heißt bis zum 22. Juni 1852. Der Au⸗ genblick wird vielleicht kommen, wo durch ein definitives Gesetz die Meinung des Gründers der amerikanischen Union üer die Klubs, die gegenwärtig von der ungeheuren Mehrheit der franzö⸗ sischen Nation getheilt wird, zu heiligen sein wird.“ Da Leon Faucher die Dringlichkeits-Erklärung verlangt, so widersetzt sich so⸗ fort PZ·erre Leroux unter Erinnerung an gewisse Stellen der Rede von Dijon. „Machen Sie nicht“, ruft er aus, „daß man wieder von Ihnen fagen könne: Alle freiheitsfeindlichen Gesetze hat die Versammlung votirt; für die Freiheit und den Fortschritt hat fie nichts gethan.“ Ein Mitglied des Vereins der Rue des Pyramides bestreitet die angezogenen Worte des Präsidenten der Republik, was von der Linken mit tobendem Gelächter auf⸗ genommen wird. Die Dringlichkeit wird indessen votirt und darauf die erste Berathung über das Gesetz zur Organi⸗ sation des landwirthschaftlichen Kreditwesens eröffnet. Es handelt sich dabei im Wesentlichen um eine Nachahmung der in den verschiedenen Staaten Deutschlands bestehenden Kredit— Anstalten für das Grundeigenthum, deren günstige, Resultate in neueren Zeiten in Frankreich fehr gewürdigt worden sind. Während in Deutschland der Zinsfuß der Pfandbriefe und dergleichen selten 4 pCt. übersteigt, muß, offiziellen Angaben zufolge, der französische Grundbesitzer durchschnittlich 9 bis 10 pCt. und mitunter bis 22 pCt. bezahlen. Der ursprüngliche, von Dumas entworfene Plan der Regierung war: landwirthschaftliche Kredit⸗Gesellschaften ins Leben zu rufen, deren ausgegebene Papiere aber bis zu zwei Drit— teln des Betrages zu gleichen Hälften vom Departement und vom Staate garantiren zu lassen. Die Majorität zeigte sich jedoch bei den Abtheilungs⸗Debatten diesem Plan sehr abgeneigt und wählte einen Begutachtungs-Ausschuß, der sich jetzt in seinen Vorschlägen auf die bloße Autorisation von privilegirten Agenturen zur Veri⸗ sication und Garantie des Grundeigenthum⸗-Krediüms, Kassen zu Darleihen und Garantie und eigentliche Kreditbanken für das Grunveigenthum beschränkte. Die Verhandlungen über dieses Ge⸗ setz bieten heute noch kein Interesse dar und werden durch den Sltzungsschluß unterbrochen. Morgen diskutirt die Versammlung in ihren Abtheilungen die Revisions⸗ Frage und schreitet dann zur Ernennung der speziellen Kommission für die betreffenden Anträge.

Paris, 5. Juni. Die legitimistische Union bezeichnet die von dem Präsidenten in Dijon gehaltene Rede als eine „gewichtige und schmerzliche Thatsache“ und sagt: „Diese neue Botscaft vom 31. Oktober war nicht improvisirt. Der Präsident ha le das Ma— nuskript vor sich. Es war an der Haltung der anwesenden Mini— ster zu erkennen, daß es ihnen nicht mitgetheilt worden war,“ Die Verbesserxung der gedruckten Rede „an mehreren Stellen“ hat den vollen Beifäll des legitimüstischen Blattes. Das Zusionsblatt As= semblee nationale zählt dem Präsidenten seine Pflichten auf und warnt ihn vor dem „verhängnißvollen Gedanken eines dritten und letzten Handstreiches, der ihn vernichten würde.“ Die legiti— mistische Opinion publique mißbilligt die Korrektur, denn wenn der Präsident „die National⸗Versammlung angesichts des Lan⸗ des angreife, müsse er auch den Muth dazu haben.“ Und weiter: „Keinen Zorn, aber auch keine Schwäche. Da liegt Alles.“ Der Constitutionnel killigt die Rede des Prästdenten in allen Stücken und weiß, baß „Bestimmtheit, Ehrlichkeit und Festigkeit in

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Frankreich immer stege“. Die Rede enthalte drei unbestreitbare Behauptungen, das Land wolle weder die alte Regierung, noch den Sozialismus, und räche den Präsidenten gegen die Angriffe der Factionen. Vielleicht werde man diese Art, zu Frankreich selbst, über die Häupter der Versammlung weg, zu sprechen, etwas unpar⸗ lamentarisch sinden; in normalen Zeiten vielleicht, aber gegenwärtig scheint es gut und heilsam, daß die öffentliche Meinung aufgeweckt, gewarnt, beruhigt und aufgefordert werde, zu überlegen und zu handeln. Bei allem Respekte vor der National⸗Versammlung kann der Constitutionnel von ihr doch nichts als halbe Maßregeln erwarten; ihre Parteien könne nur Eine Gewalt vernichten, die öf⸗ fen liche Meinung. „Das Land““ schließt das genannte Blatt, ö jetzt, was es ven Louis Bonaparte zu erwarten hat. An der Versammlung ist es, bekannt zu geben, was es von ihr erwar⸗ ten soll. Frankreich wird in seiner Gerechtigkeit über Alle das Urtheil sprechen.“ Die Patrie bringt blos die korrigirte Rede ohne Bemerkungen. Das halboffizielle Journal Moniteur du Soir erklärt? die Gerüchte uͤber die Nede für falsch, giebt zwar zu, daß man in dem großen Bankettsaale nicht überall deutlich verstanden habe, behauptet aber, daß der Präsident in den ehrerbietigsten Ausdrücken von der Ver⸗ fammlung gesprochen habe, wie dies seine Gewohnheit sei. Alle Journale der Majorität, außer den bonapartistischen, stimmen darin überein, daß namentlich das Schweigen Faucher's nach der Frage Desmousseaux de Givre's in der National-Versammlung den Beweis geliefert habe, daß zu Dijon wirklich die im Moniteur unterdrückten Stellen gesprochen worden. Das U nivers glaubt, es sei zwar noch immer das Beste, Bonaparte die Präsidentschaft zu verlängern, findet aber doch die Ermahnung für nothwendig, daß, wenn die Ordnungspartei sciner bedürfe, er auch die Ord⸗ nungspartei brauche. Trachtete er nach dem Purpur oder! würfe er sich der Demagogie in die Arme, so wäre es um ihn geschchen. Das Fustonsblatt Assemblee na— tionale will nun um keinen Preis von der früher von ihm warm vertheidigten Präsidentschasts Verlängerung etwas wissen. Das Ordre fordert die Versammlung auf, zu bedenken, daß, wenn sie erst alles Ansehen eingebüßt habe, es zu spät sei. Das Jonur⸗ nal des Débats will mit Faucher's Zurücknahme sich begnügen und abwarten. Der Constitutionnel bemerkt, wenn die verpönte Phrase wirklich gesprochen worden sei, so sähe er darin keine Ver— leumdung, sondern nur eine wenig angenehme Wahrheit. Es sei also ganz natürlich, daß man sich mit der Tagesordnung begnügt habe. Man habe es nicht für zeitgemäß gehalten, dem ehrenwer⸗ then General Ehangarnier das Kommando der zum Schutze der Ver⸗ sammlung bestimmten Truppen anzuvertrauen, da sie sich seines Pro⸗ tektorates, um in Frieden berathen zu können, entschlagen könne. Das Journal Lamartine's, Le Pays, bringt einen Artikel aus dessen Feder über die dijoner Rede. Lamartine ist nicht zu⸗ frieden und, fügt er hinzu, wahrscheinlich das Land auch nicht, denn statt der erwarseten politischen Manifestatioön habe es nur eine in dividuelle gegeben. Und überdies habe der Präsident weder erklärt, was er sei, noch was er wolle. Der Präsident sei weder ein Par⸗ teihaupt, noch ein Tribun, sondern ein einfacher Beamter, der seine auf gewisse Frist überkommene Würde zu einer bestimmten Zeit zurücklegen müsse, als solcher solle er daher zum Volke sprechen. In Dijon habe er nun gerade das Gegentheil gethan und nicht bedacht, daß Frankreich noch immer größer sei, als der erlauchteste Name. Wenn ihn die Republik aus dem Exil nach der Heimat geführt, so hätte er sich doch wenigstens nicht schämen sollen, ihren Namen auszusprechen. Daß ein Mensch nicht für alle Leiden verantwortlich sein könne, stehe fest, daß aber der Präsident viel Unheil verhütet hätte, wäre nicht das allgemeine Wahlrecht ab⸗ geschafft worden, hätte er nicht seine Kandidatur für 1852 hinge— stellt, stehe eben so fest. Auch das Unrecht der Versammlung sei nicht zu leugnen, aber eben so wenig könne man ihr alle Schuld zuschieben. Tadelnswerih sei die Erwähnung der Revisionsheiitio- nen, wenn man doch wisse, daß 600,000 Beamte vom Präsidenten abhingen. Die Krisis komme immer näher und der Präsident könnte doch so leicht ihr ein Ende machen, wollte er auf 4 Jahre sich vergessen und an das Land denken. Endlich möge der Präsi⸗ dent wissen, daß Frankreich immer Frankreich xette. Um Einen Menschen mehr oder weniger kümmere es sich nicht.

Bei dem Bankette in Dijon saßen zur Rechten des Präsidenten Dupin, der Vice-Präsident der Republik, der Bischof von Dijon, der Minister der öffentlichen Arbeiten, zur Linken der Maire der Stadt, die Minister Faucher und Fould, General Castellane und Daru. Nach dem Bankette war Ball. Am solgenden Tage hielt der Präsident Revue in Dijon, dann auf, der Rlickreise in Melun und kam um 8g Uhr Abends in Paris wieder an. Sein Wagen . von zwei Schwadronen vom Bahnhofe nach dem Elysee esko tirt.

Paris, 6. Juni. Es fand heute keine Sitzung der National— Versammlung statt. Die Abtheilungen beschäftigten sich mit den Wahlen zur Revisions-Kommission, von deren Kandidatenliste alle entschiedenen Legitimisten, Bonapartisten und Republikaner ausge⸗ schlossen sind. Die Diskussionen waren lebhaft. In der zweiten und achten Abtheilung wurden Moulin und Corcelles gewählt; Beide wollen die Revision. Herr von Falloux sprach sich in bitteren Worten uber die dijoner Rede aus, ohne sich jedoch bestimmt für die Revisson der Verfassung zu erklären. Die Repräsentanten Amédée Bruys, Colfavru und Laboulgye haben den Antrag ge— stellt, der offizielle Moniteur solle während der Revisionsdebatten in allen Gemeinden öffentlich angeschlagen werden.

D . n 36 folgte Wahl eines Mitgliedes zur Revisions-Kommission fiel mit Stimmen auf Baze, während Labordäre nur 14 Stimmen erhielt. Das gesammte Resultat ist nun folgendes: 8 Mitglieder sind für die Revislen, H dagegen, de Tocquevllle reservirt sich seine Stellung.

Die heute im 15ten Büreau er—= 9

Großbritanien und Irland. Eon don, 6. Juni. Der Herzog und die Herzogin von Sachsen-Koburg Gotha fuhren vorgestern von Windsor nach Fragmorc, dem Lanvsitze der Herzo—⸗ gin 'von Kent. Prinz Heinrich ver Niederlande nahm Abschick von der Königin und verließ Schloß Windsor. Gegen Abend war Prinz Eduard von Sachsen-Weimar zum Besuche angekommen. Gestern begaben sich die Königin, Prinz Albrecht, der Herzog und die Her— zöogin von Sachsen-Korcurg-Gotha, Prinz Etuard von Sachsen—⸗ Weimar, Herzog Ernst von Württemberg und der Fürst von Lei⸗ ningen nach den Asgcott⸗Wettrennen, und wurde der Hof, wie ge⸗ wöhnlich, mit großer Acclamgtien empfangen. Später war Diner und Soiree im Schlosse zu Windsor.

Nußland und Polen. Warschau, 7. Juni. Vor⸗ gestern früh begab sich Se. Majestät der Kaiser mit seinen öster— reichischen Gästen, den Fürsten von Windischgrätäz und von Lichten⸗ stein und dem Freiherrn von Heß zu einem Truppenmanöver nach Lowiez und dinirte dann mit denselben in Skierniewice. Abends um halb 11 Uhr trafen dort Ihre Kaiserlichen Hoheiten die Groß⸗ fürsten Nikolaus und Michael und um 11 Uhr Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz von Preußen nebst seinem Sohn, dem Prinzen

Friedrich Wilhelm, so wie Prinz Albrecht von Preußen und die Prinzessin Friedrich der Niederlande, von Berlin ein, wo der Kaiser in preußischer Kürassier Uniform seine hohen Gãste auf dem Bahnhofe empfing und Dieselben nach dem Palast gelel⸗ tete, wo duch Ihre Majestüt die Kaiserin von Warschau angelangt war. Gestern waren in Gegenwart der Allerhöchsten und Höch ten Herrschaften wieder Truppenmanöver in Lowicz, von wo Dieselben zum Diner nach Skierniewice zurückkehrten. Ihre Majestät die Kaiserin beehrte gestern Abend in Gesellschaft ihrer erlauchten Schwester, der Prinzessin Friedrich der Niederlande, eine, Vorstel— lung im Hoftheater mit ihrer Gegenwart. Heute sind sämmtliche hohe Herrschaften von Skierniewice in Warschau eingetroffen.

Portugal. Lissabon, 23. Mai. D berno giebt von Saldanha's Ankunft und Ei gende Darstellung:

„Der 15. Mai 1851 wird ein denkwürdiger Tag in der portugiesischen Geschichte sein. Niemals bot die Hauptstadt des Königreichs einen interes⸗ santeren und glänzenderen Anblick dar, niemals sah man eine so enthusia— stische Demonsiration. Der edle Marschall von Saldanha wurde an diesem Tage an der Spitze seiner Truppen erwartet. Am 15ten um Mittag sollte er eintreffen. Um 10 Uhr wurde es bekannt, daß die Dampfböte, in denen er mit seinen Truppen ankommen sollte, Angesichts der Stadt scien. Wäh⸗ rend einiger Tage hatten sich verschiedene Comités damit beschästigt, einen ihm und seiner Sache würdigen Empfang zu bereiten. Aber es war nicht nöthig, denn die Begeisterung war ungeheuer. Sobald die Ankunft des Herzogs bekannt wurde, fuhren drei mit Flaggen geschmückte und mit einer Masse von Menschen bedeckte Dampfböte demselben entgegen. Eines von ihnen hatte die Schüler der polvtechnischen Schule und die Armee, ein an. deres den Marquis von Vallada und seine Freunde und das dritte Joss Bernard de Silva Cabral und die eingeladenen Gäste an Bord; Das Re⸗ gierungsschiff verließ das Arsengl um 10 Uhr, um zu dem Dampfschiffe „Don Luis“, das den Marschall an Bord hatte, zu stoßen Sobald Se. Excellenz erfuhr, daß Ihre Majestät die Königin ihn erwartete, bestieg er das Regierungsschiff, und, von den Ministern und einigen Adjutanten begleitet, stieg er bei Caes de Tampulha ans Land. Dieses hatte man nich! er— wartet. Sofort begab sich eine Masse Menschen dahin, indem sie enthu— ssastisches Gefchrei ertönen ließen. Der Baron von Luz kündigte dem Könige und der Königin die Ankunft des Marschalls an, welchen Ihre Majestäten mit der gewöhlichen Herzlichkeit empfingen. In Zwischen⸗ zeit hatte man die Landung, der Division bewerkstelligt. Der Tajo war mit Böten und die Ufer mit Menschen bedeckt. Es war ein wahres National -Fest. Der edle Marschall präsidirte bei seiner Rückkehr von dem Palaste der Landung und sch Las da Columnas ein. Die Menge war so kompakt, daß es ihm wurde, nach dem Kriegs⸗-Ministerium zu gelangen, woselbst die Herzogin von Saldanha sich befand. Dort empfing er eine große Anzahl seiner Freunde. Er stieg alsdann zu Pferde und seisete die Landung der Träppen, von de— nen der größte Theil sich schon am Lande befand. Er begab sich alsdann nach dem Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, Un das diplomati sche Corps zu beglückwünschen, welches dort versammelt war. Als sich die Division in Kolonne aufgestellt hatte, stellte sich der Marschall an ihre Spitze und rief Hurrah's für die Königin, die reformirte Charte und die edeln Einwohne der Hauptstadt. Die Menge antwortete diesen Rusen mit dem größten Enthusiasmus. Er begab sich alsdann nach dem P cessidades, wo Heerschau über die Truppen gehalten wurde; bestanden aus dem (sten leichten Infanterie⸗Regimente, dem Sten leichten und 2ten Infanterie⸗Regimente, dem 9ten leichten und 6ten Infanterie Regimente. Ihre Masestäten und Königlichen Hoheiten waren au] dem Balkone und fahen dieser großen öffentlichen Belustigung zu. Die Fenster aller Häuser waren von Peisonen aller Klassen der Gesellschaft Die Straßen waren mit Sand bestreut, mehrere Häuser waren mit Fahnen geschmückt. Blumen wurden dem edlen Marschall und seinen Waffenge nossen von den Fenstern herab zugeworfen. Die Menge war so groß, daß man nur mit der größten Schwierigkeit vorwärts kommen konnte Eine große Anzahl Personen, zu den verschiedenen politischen Kör⸗— perschaften gehörig, folgten dem Stabe des Marschalls. Nachdem die Truppen vor dem Palaste vorbeidefilirt waren, begaben sie sich nach ihren Vierteln, wo sie auf Befehl des Marquis von Vallada und Jose's Bernard de Silva Cabral vorbereitete Erfrischungen vorfanden. Der Marschall, die Generale und die Stabsoffiziere haften die Ehre, die Hände Ihrer Masestäten zu kussen. Der Marschall begab sich hierauf nach Hause, auf dieselb= Art begleitet und die nämliche Huldigung empfangend. Eine außerordentliche Theater-Vorstellung sand in dem König⸗ lichen Theater von San Carlo bei illuminirtem Hause statt. Ihre Maj stäten erschienen in ihrer Loge; das Theater war gedrängt voll. Mehrere male rief das Publikum: Lange lebe Ihre Majestät die Königin! Lange lebe der edle Herzog von Saldanha!“ So endeie dieser glänzende Tag, dessen sich Alle mit Vergnügen erinnern werden. Bis drei Uhr Morgens waren die Straßen mit Menschen bedeckt, und nichts störte die öffentliche Ruhe. Am 16. Mai, des Nachmittags um 4 Uhr, wartete eine Deputation des Gemeinderathes dem Matschall auf, indem sie ihm solgende, Adꝛesse überreichte: „Marschall! Die Einwohner von Lissabon veibinden ihre Be— glückwünschungen mit denen aller Portugiesen. Der Tag, welcher der Haupt stadt ihren glorreichen Krieger wiedergegeben, wird einer ihrer glücklichsten sein. Der Gemeinde-⸗Rath, der Ihnen diese Gesinnung ausdrückt, ist der getreue Dolmetscher der Meinung aller Einwohner. Der Nuhm des Frie dens schadet nicht, sondern vermehrt den Ruhm der Armeen! D urch so manche tapfere That schon so berühmt gewordene Name des Herzogs von Saldanha schließt alle Hoffnungen Portugals in sich; es Fahne, welcher alle Kinder des nämlichen Landes solgen müssen s Ordnung und Freiheit wollen. Marschall! Die ö tiefen Ergebenhest, welche das Ziehen Ihres Schwertes zur Folge gehabt, wird niemals vergessen werden. Die Nation erwartet Alles zon den Tugenden eines Mannes, welcher gewagt, hat, den Aus⸗ gang eines großen Unternehmens dem Segen Goltes und dem Hlücke seines Schwertes anzuvertrauen. Portugal begrüßt mit Achtung den Bürger, der, keinen Wunsch mehr habend, was Ehre und Ruhm be trifft, gewünscht hat, ein Beispiel der Selbstverleugnung in der Geschichte seines Landes zu geben, indem er Alles für dasselbe aufs Spiel setzte. Eines Tages wird man erzählen, daß Marschall Saldanha, Ungnade und Exil trotzend und der Freiheit Alles darbietend, was er bei der Vertheidigung der Freiheit gewonnen, ein zweiter Washington, der erste der Männer von Ehre, der ergebenste der Bürger war. Der Gemeinderath beglückwünscht das Land, indem 'es den Marschall beglückwünscht; mit ihm feiert es diesen Tag, wel⸗ cher, wie wir hoffen, die Morgenröthe einer neuen und glorreichen Zeit sein wird.“ Der Marschall erwiederte: „»Meine Herren! Die Wünsche, welche der Gemeinderath von Lissabon mir im Ramen des Königreichs dargebracht hat, sind meinem Herzen theuer und angenehm. Ein alter Soldat der Freiheit, habe ich mein Schwert nur in ihrem Dienste und dem des Landes gezogen. Kame— rad und Freund des Kaisers Dom Pedro, will ich werden, nie er, gesegnet von diesem guten und edelmüthigen Volke, welches mich so herzlich aufge⸗ nommen hat. Sagen Sie, meine Herren, den Einwohnern Lissabons, daß die Freudenbezeugungen, mit denen sie mi empfangen, meine Kraft in meinen alten Tagen wiederhergestellt und meine Begeisterung, fur das Glück Aller vermehrt haben. Sagen Sie ihnen, daß die Olivenkionen, die sie mir dargeboten, mir angenehmer sind, als die Lorbeerkronen, die ich das Glück hatte, mir in unseren Unabhängigkeits- und Freihritskämpfen zu er— werben. Sagen Sie ihnen eudlich, daß die Liebe, bie diese tiene Stadt und das ganze Land mir persönlich bezeugt haben, mir eine Ehrenschuld, eine hellige Verpflichtung auferlegt, für welche mein von Jahren weiß ge⸗ wordener Kopf ein Pfand ist, das ich in ihre Hände, wie Joao de Castro, legen würde, wenn ich vorgussetzen könnte, daß sie an meinem Worte zwei⸗ fekß. Meine Herren! Ich glaube fest, mit der Hülfe der Bevölkerung, nicht allein mit der von Lisabon, sondern mit der des ganzen Königreichs, unfer Regenerationswerk zu Ende zu bringen, welches man in folgende Worte zufammenfassen kann; Gerechtigkeit, Freiheit, Ordnung, Moralstät.“

Lissabon, 29. Mai. (Engl. Bl.), Die erste Audienz, welche Saldanha nach seiner Ankunft bei Ihrer Majestät der Königin hatte, fand statt, als er seine Truppen an Bord der Dampfschiffe ließ und sich zu Fuß mit einem Theile seines Stabes nach dem Palaste begab, die andere, welche etwa eine Stunde dau⸗

as Diario do Go nzug in Lissabon fol⸗

aste RN aAlaste (e⸗

dieselben

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erte, nachdem die Truppen vor der Königin defilirt hatten und in ihre Kasernen marschirt waren. Wie verlautet, ist der Herzog huldreich von Ihren Majestäten empfangen worden und kam über die Verlegenhelt des erssen Zusammentreffens dadurch hinweg, daß er der Königin gegenüber feinen Dank dafür aussprach, daß die Vorsehung ihm nochmals die Gelegenheit gegeben habe, die Hand Ihrer Majestät zu küssen.

Silva Cabral, der vor zwei Jahren weit unpopulärer als sein

Bruder war, konnte beim Einzuge Saldanha's öffentlich erscheinen und eine hervorragende Rolle bei dem Empfange des Herzogs spie⸗ len, ohne daß ihm mitten in dem ungeheuren Menschengewühle, welches Straßen und Plätze füllte, cin unangenehmes Zeichen des Erkennens zustieß. Er that, als oh der Ruf: Nieder mit den Ca— bral's! ihn durchaus nichts anginge. Wenn die Mittel, nämlich das Geld, zur Aufrechterhaltung des Kabinets das erste Bedürfniß bei dem gegenwärtigen Zustande der Dinge sind, so ist die Lage des Herzogs nichts weniger als benei— denswerth und seine Macht stellt sich als vergleichungsweise unbe⸗ deutend heraus. Der öffentliche Enthusiasmus scheink seine Quelle mehr in dem Sturze des Grafen Thomar zu haben, als in dem Vertrauen, daß der Herzog von Saldanha ein wirksames Heilmittel für die Uebel der Nation werde herbeischaffen können. Doch läßt sich nicht leugnen, daß auf Seiten des Herzogs viele Sympathieen stehen, welche er sich durch seine Talente als General, als Gelehr— ter und als ein Mann erworben hat, dessen prunklose Wohnung und an Armuth gränzende Vermögens⸗Verhältnisse ihn, nachdem er in Zeiten allgemeiner Corruption lange im Amte gewesen war, gezwungen hatten, im vorigen Jahre eine von seinen Freunden aufgebrachte Subscription anzunehmen, durch welche man ihm die Emolumente ersetzen wollte, die ihm früher seine Staats- und Hof⸗ ämter eingebracht hatten und deren er während der Verwaltung des Grafen Thomar verlustig gegangen war.

Die Mitglieder des neuen Kabinets sind im Allgemeinen Pro— gressisten. Louls war unter der Junta von Porto Tivil-Gouver⸗ neur von Coimbra, Jervis de Attorgia ist ebenfalls Septembrist, Soure gehörte zum Kabinet Palmella's im Jahre 1846, Franzini trat nach dem Protokoll von 1847 mit Mello e Carvalho ins Ministerium, Pestana war 1842 eine kurze Zeit Marine⸗Minister im Kabinet Cabral gewesen d war später zum General-Gouverneur von Portugiesisch Indien ernannt worden, von wo er vor 14 Tagen zurückgekehrt ist. Er genießt eines guten Rufes, hat aber natürlich nur eine mangelhafte Kenntniß von den inneren Angelegenhriten eines Landes, welches er seit neun Jahren nicht gesehen hat. Wäre es möglich gewesen, in die— ses neue Kabinet einen oder zwei Männer, wie Lavradio und Fon⸗ seca Magalhaens, hineinzubringen, so würde dasselbe nach der An⸗ sicht mancher urtheilsfähigen Personen mehr geeignet gewesen sein, die sich ihm darbietenden Schwierigkeiten zu überwinden, und weni— ger der Gefahr ausgesetzt, sich durch die, Patulea oder Ultra⸗Pro⸗ gressisten-Partei, deren Organe jüngst die Abdankung der Königin verkündeten und daun das allgemeine Wahlrecht, so wie Lie Rebr ganisation der Pairskammer und des Slaatsrathes forderten, wei⸗ reißen zu lassen, als in seiner Absicht liegt.

erste Dekret der gegenwärtigen Verwaltung, welches das . August 1850 über den Mißbrauch der Presse auf und die früher bestehende Gesetzgebung an dessen Stelle setzt, war ein gefährliches, dem Volksgeschrei gemachtes Zugeständniß und wird den Widerstand des Kabinets gegen die nächste Forderung schwächen. Die Presse war sicherlich frei genug, als Thomar's oben⸗ erwähntes Gesetz sich als unzureichend erwiesen hatte, um irgend eine Uebertretung seiner Bestimmungen zu bestrafen. Nicht ein ein⸗ ziges Journal ist zu einer Geldbuße verurtheilt worden, und wenn zitungs-Verleger die Caution für zu hoch hielten, so hätten sie dieses Uebel doch immerhin bis zur Votirung eines neuen Gesetzes im nächsten J können. Es ist begreiflich, wie man sich unter den gegenwärtigen Umständen diktatorische Vollmachten zur Vornahme neuer Wahlen und zur Fortführung der Regierung während des Zeit raumes bis zur Beendigung dieser Wahlen beilegen kann, wenn aber dieses erste Dekret die Linie, welche als Schranke für zukünf⸗ tige Forderungen gezogen werden muß, überschreitet, so steht zu fürchten, daß das Kabinet sich bald genöthigt sehen wird, weiter zu gehen, als es jetzt bei kalter Ueberlegung gehen möchte, und hat es jene G einmal überschritten, so sind die Verlegenheiten, n welche es geraihen wird, leicht vorauszusehen, wenngleich Nie⸗ mand das Endergebniß derselben weissagen kann.

Sir Hamilton Seymour bleibt noch die kurze Zeit bis zur Ankunft seines Nachfolgers, Sir Richard Pakenham's, hier. Wie es heißt, denkt der Herzog von Saldanha daran, den Visconde Sa va Bandeira zum portugiesischen Gesandten beim Hofe von St. ernennen. Diese Wahl könnte man eine sehr glück⸗ da der Visconde ein ehrenwerther und gescheidter

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James zu liche nennen, Mann ist. So eben hat Saldanha drei wichtige Aktenstücke veröffen lichen lassen. Das eine derselben wurde als eine heilsame politische Maß— regel schon von dem verstorbenen Herzog von Palmella befürwortet; es beseitigt Dom Pedro's Interdikt gegen die Zulassung aller der⸗ jenigen ins Haus der Pairs, welche die Requisstion von Dom Mi⸗ guel im Jahre 1828 unterzeichnet hatten. Dadurch kommen Pairs altadeliger Familien in die Kammer, und man glaubt, daß mindestens die Hälfte derselben von ihrem Rechte Gebrauch machen werden. Dieses Dekret ist von allen politischen Parteien, mit Aus nahme der persönlichen Anhänger des Grafen Thomar, günstig auf genommen worden. Graf Thomar hatte während seiner langen Herrschaft die Elbitterung in den royalistischen Reihen dadurch wach erhalten, daß er nur jene alten Pairs wieder zur Kammer zu⸗ ließ, welche sich dazu verstanden, ihn als Führer anzuerkennen. So halte er sich dem Anspruche des Marquis von Vallada, der als Nach folger seines Vaters seinen Platz in der Kammer einnehmen wollte, widersetzt, was vor zwei Monaten zu einer sehr heftigen Debatte Anlaß gab und zu einer Abstimmung, die zwar für das Kabinet des Grafen Thomar ausfiel, allein mit einer Majorität von nur 30 ge⸗ gen 26 Stimmen, welche zudem die Minister und deren Beamte in sich schloß. Die neue Verfügung öffnet jetzt dem Marquis und 26 anderen, den ältesten Familien des Landes angehörigen Pairs die Thüren der Kammer, und wenn auch wahrscheinlich nicht mehr als die Hälfte derselben gegenwärtig ihre Plätze einnehmen werden, so wird diese Zahl doch vollständig genügen, die sehr kleine Majorität des Grafen Thomar denn nur über eine solche hatte er zu ver⸗ fügen, obgleich er in den Zeiten seiner politischen Macht über 50 Pairs ernannt hatte zu neutralistren. Der verstorbene Herzog von Palmella war einer Zurücknahme des Dekrets Dom Pedro's vom 28. Mai 1834, sobald diese Zurücknahme ohne Ge— fahr für die Dynastie der Königin erfolgen könne, durchaus güustig. Vor wenigen Jahren, während des Bestehens einer regelmäßigen Regierung, würde die Aufhebung des Dekrets die Dynastie mit we⸗ niger Gefahr bedroht haben, als jetzt, wo sie als Folge einer Re⸗ volution kintritt, für welche die roöyvalistische Partei eben so sehr ge wirkt hat, wie die übrigen Gegner Thomar's. Der Eingang des die royalistischen Pairs betreffenden Dekrets schließt mit einer An⸗ deutung weiterer Schritte, durch welche die Kammer zur Erfüllung ihres Zweckes geeignet gemacht werden soll, und obwohl man noch

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zu keinem Entschlusse gekommen ist, so erscheint es mit jedem Tage wahrscheinlicher, daß zuletzt doch diktatorische Erlasse ergehen werden zur Reform der Kammer und des Staatsrathes, trotz der entgegengesetzten Versicherungen. Wenn eine Regierung sich einmal kraft einer Insurrection eine diktatorische Gewalt beigelegt hat, ohne für dieselbe durch ein ministe⸗ rielles Programm eine Granzlinie zu ziehen, und wenn, wie in dem gegenwärtigen Falle, die Regierung vornehmlich unter progressisti⸗ schem Einflusse steht, so kann man nicht umhin, die Lage für be⸗ denklich anzusehen und von Tag zu Tag das Erscheinen irgend einer unheilvollen extremen Maßregel zu befürchten, wenn man auch alles Vertrauen in die Ehrenhaftigkeit und Redlichkeit sämmtlicher Minister setzt.

Ein zweites Dekret beruft die neuen Cortes, mit außerordent⸗ licher Macht für die vorzunehmende Reform bekleidet, auf den 15. September. Die zu reformirenden Punkte sind bis jetzt nicht spezifizirt, die Wahlen werden aber indirekte sein, und dadurch ist die Furcht vor den Ultra's einigermaßen beseitigt. Die neuen De⸗ putirten sollen die erforderliche Vollmacht erhalten „zu einer Re⸗ form der Artikel der Charte, wie die Erfahrung sie als unumgäng⸗ lich nöthig gezeigt hat, zur besseren Gewährleistung der Freiheit, der Repräsentativmonarchie und der unveränderlichen Grundsätze, welche die Charte hingestellt hat.“ Wenn die neuen Cortes dies redlich ausführen, so kann es nicht in ihrer Gewalt stehen, die verfassungsmäßigen Grund⸗ sätze der Charte zu verändern, und wie sehr auch di⸗ Deputirten die diesen Grundsätzen Form gebenden Artikel umgestalten mögen, so kann doch die Pairskammer, vorausgesetzt, daß sie beibehalten wird, im⸗ merhin als heilsame Schranke dienen, sie müßte denn durch die an— gedrohte diktatorische Reform in einen Zustand der Ohnmacht ver⸗ setzt werden. Es steht jedoch zu hoffen, daß das Kabinet einsehen wird, wie gefährlich es sein würde, mit der Pairskammer zu inter⸗ feriren, namentlich da der Eintritt so vieler royalistischen Pairs für ine bedeutende dem Grafen Thomar feindliche Majorität bürgt, und da die neue Deputirten-Kammer Beschlüsse fassen kann hinsicht⸗ lich der Reform der Artikel der Charte, welche sich auf die Pairs— kammer beziehen.

Das kritte Dekret, welches die Ernennung der Kommission ür ein auf das indirekte System gegründetes Wahlgesetz anordnet, lau⸗ tet folgendermaßen: „Nachdem die Kammer der Deputirten laut Meines Königlichen Dekrets vom 5ien d. M. aufgelöst ist und die allgemeinen Eortes auf außerordentlichem Wege für den 15. Sep⸗ tember durch Erwählung neuer Deputirten beschlossen ist, welche Wahl nach dem in der Charte eingeführten System und nach Re⸗ gulirungen, die den Zwecken des obigen Dekretes entsprechen, zu geschehen hat, so beliebe Ich folgende Kommission zur Aussetzung jener Regulirungen zu ernennen: Alexandre Herkulano de Carvalho, Mello e Carvalho, Fontes Pereira de Mello, Antonio Rodriguez Sampayo, Baron de S. Pedro, Don Christovao Manoel de Vilhena, Almeida Garrett, Joaquim Antonio d' Aguiar, Jose Estevao Derra⸗ mado, Jozé Jorge Loureiro, Jozé Maria Grande, Jozé Lourengo da Luz, Julio Gomez, Leonel Tavares Cabral, Rebello da Silva, Fonscca Magalhaes, Visconde d'Azurarg und Visconde de Fonte Arcada, die aus ihrer Mitte einen Präsidenten und Secretair er⸗ wählen werden. Die Minister und Staats- Secretaire aller Depar⸗ tements haben dies zu beachten und ausführen zu lassen. Palast von Necessidades, 27. Mai 1851. Unterzeichnet von allen Ministern.

Die Königin.“

Akademie der Künste. Berlin, den 9. Juni.

Die Königliche Akademie der Känste hatte heute im Saale der Singakademie zu Ehren des Schöpfers des Friedrichs⸗ Denkmals, unseres Christian Rauch, eine Festfeier veranstal⸗ tet, welche sich den vielfachen Zeichen der dankbaren Theilnahme, welche dem edlen Meister in diesen Tagen von allen Seiten zu Theil geworden sind, auf die sinnigste und würdigste Weise anschloß. Es war eine echt künstlerische Weihe, gleichsam ein Akt der Pietät, welcher einem großen bedeutungsvollen Momente in der politischen und Kunstgeschichte des Vaterlandes auch in den Annalen dieser der Pflege der edelsten Bestrebungen menschlicher Geistesthätigkeit gewidmeten Körperschaft ein bleibendes Andenken stiften sollte. Zu diesem Zwecke hatten sich die besten Kräfte vereinigt, um dem all— gemeinen Gefühle des Dankes und der Verehrung den wahren Ausdruck zu geben, und wie sehr dies Anklang gefunden, bewies die eben so zahlreiche als glänzende Versammlung, in welcher sich außer einer Menge hoher Staatsbeamten vom Civil und Militair Alles befand, was hier auf den Gebieten der Kunst und Wissenschaft mit Auszeichnung genannt wird.

In der Mitte des Saales war Rauch's Marmorbüste, welche in dem Sitzungslokal der Akademie eine bleibende Stelle erhalten soll, unter reichem Blumenschmuck aufgestellt. Vor ihr hatten in einem Halbkreise die Festordner und die Mitglieder der Akademie Platz genommen.

Kurz vor 12 Uhr erschienen Se. Majestät der König nebst den hier anwesenden Prinzen des Königlichen Hauses und nahmen in Allerhöchstihrer Loge Platz.

Gleich darauf begann die Feier mit der von A. Ko pisch ge⸗ dichteten und von Meyerbeer komponirten Festhymne, mit welcher der Gefeierte des Tages bei seinem Erscheinen, während die ganze Versammlung sich erhoben hatte, begrüßt wurde:

Steht auf und empfangt mik Feiergesang Lobpreisend den Mann, der die Stadt, der das Land Durch belebtes Gebild, In Erz wie in Marmor, verherrlicht! Rach der Schlußstrophe: Und wo Er hindringt in die Lande der Kunst, Stets bahn' Ihm den Weg der Victorien Schaar, Die so fittigstark, Die so heiter, so schön Er gebildet! erhob sich der Vice⸗Direktor der Akademie, Professor Herbig, und

richtete im Namen derselben folgende Anrede an den so hochver⸗ ehrten Meister:

„Mit hoher Freude trete ich vor diese hochansehnliche Versamm lung, geehrt durch die Allerhöchste Gegenwart Sr. Majestät des Königs und der Meglieder seines Königlichen Hauses, um im Na men der Akademie der Künste dem verehrten Meister Worte dan— kender Anerkennung auszusprechen, dessen Namen in diesen Tagen von Aller Lippen klingt.

Dem Vaterlande gehörte der Tag, an dem das treffliche Kunstwerk in seiner Vollendung zuerst dem Auge sich darstellte, das unter der Feier des ganzen Volkes zu einem vaterländischen Denkmal geweihtist. Die erhebenden Eindrücke jener Stund en werden unvergeßlich bleiben, denn das preußische Volk ist stolz darauf, eines solchen Königs Bild von eines solchen Künstlers Hand geschaffen zu sehen. Ward jener griechische Held glücklich gepriesen, weil er einen unvergleich⸗ lichen Herold seiner Thaten fand, wir möchten umgekehrt den Künstler, unseren unvergleichlichen Rauch, glücklich preisen, daß er der Herold eines solchen Helden werden konnt. Ja in, Wahr⸗ heit, er ist der Herold der Thaten des großen Königs für die Nach-

welt geworden. Sein Werk, ein Helden-Epos, das Friedrich s Ruhm besingt, schildert es ihn nicht in seiner gewaltigen Kraft, wie er, seiner Zeit voran, sie mit der Sicherheit des selbstbewußten Willens beherrscht, zu seinen Füßen die Geister, die er zu seinem Dienst belebte?! Die kommenden Geschlechter werden Friedrich schauen im Spiegel dieses ehernen Gedichts, sie werden sich kräfti⸗ gen und bilden an diesem Stück der preußischen Geschichte, das Rauch mit Hammer und mit Meißel niederschrieb.

Der vorgestrige Tag gehört dem Vaterlande: es schaut in Wehmuth und in Freude auf die Zeit zurück, die das große Fest entstehen und sich vollenden ließ. Wer von Allen, die hier versammelt sind, hat Friedrich's Denkmal vor seinen Augen enthüllen sehen und nicht des Tages gedacht, da sein Grundstein gelegt ward? Wer hat nicht nach dem Fenster hinübergeblickt, von dem, schon todesmatt, der erhabene Herr herniederlächelte, zu dessen frommen Wünschen immer das Werk gehörte, das wir jetzt in schöner Vollendung sehen, da der Eibe seines Thrones und seines Ruhmes es hat, wachsen und gedeihen lassen in der Sonne Seiner Huld! Der 31. Mai gehört dem Vaterlande!

Aber diese Stunde ist die uns' re: .

Die Kunstgenossen begrüßen den Künstler und sind stolz darauf, ihn den Ihrigen zu nennen. Sie bringen durch meinen Mund Dank und Anerkennung dem verehrten Meister dar, der, wie bei diesem letzten Werke, so auf seiner ganzen ruhmgekrönten künstleri= schen Laufbahn ihnen gezeigt hat, wie Gründlichkeit des Forschens und Unermüdlichkeit des Schaffens allein zum höchsten Ziele führt. Ich spreche es als Ueberzeugung aller Kunstgenossen aus: Rauch's Meisterschaft zeigt sich nicht in dem allein, was er schafft, nein, eben so darin, wie er schafft. Die wir das Glück haben, ihm näher zu stehen, ihn in seiner Werkstatt beobachten, bei der Arbeit ihn befauschen zu können, wir wissen, mit welcher Energie des Geistes er seine Aufgabe erfaßt, mit wie tiefem Ernste er sich ganz dem Werke hingiebt, das ihn beschäftigt, ja wie sein ganzes Leben auf- geht in seiner Kunst. Ich spreche es als unsere volle Ueberzeugung aus: durch diese Energie des Schaffens hat er dem jungeren Ge⸗ schlechte einen ganz neuen Weg in der Kunst gezeigt, den, so hoffen wir, die Jünger ihm nach mit Lust und Eifer gehen werden. In seinen Werken hat er sich ein bleibendes Denkmal gesetzt, und das vor allen, welches jetzt die allgemeine Theilnahme erregt, wird seinen Namen auf die spätesten Geschlechter bringen, der Einfluß aber, den seine Art, zu schaffen, auf die Künstler übt, wird auf Genera⸗ tionen hin belebend auf die Kunst einwirken. Das ist seine Un⸗ sterblichkeit: er wird als Künstler leben und schaffen, wenn er als Mensch ver Endlichkeit schon längst den Zoll gezahlt hat. Er be⸗ zeichnet eine Epoche in der Geschichte der Bildhauerkunst, denn er hat einen Ton angeschlagen, dessen Schwingungen lange nachhallen müssen; die Schüler werden dem Meister nacheifern, mancher viel⸗ leicht mit ähnlichen Talent, wenige wohl mit ähnlichem Erfolge. So faßt bie Akademie der Künste die Bedeutung des Meisters auf, dem sie diese Ehrenfeier geweiht, die zu verschönern sich die besten Kräfte vereinigt haben, in diesem Sinne betrachtet sie ihn als den Ihrigen, und wie sie wünscht, daß sein Geist immerdar in ihr lebe, so stellt sie dessen zum Zeugniß in ihren Räumen sein Bildniß auf, dasselbe, welches Sie, hochverehrte Anwesende, den wohlverdienten Lorbeer um die hohe Stirn, in ihrer Mitte sehen; in diesem Sinne, ich bin es überzeugt, stimmen Sie Alle in ihren Herzen ein in unseren Wunsch: lange wirke, der Kunst zum Heil, dem Va⸗ terland zum Stolze, begluckt durch seines erhabenen Königlichen Herrn Huld und Gnade, der treffliche Meister!“

Nach dieser Rede erhob sich Rauch und sprach mit tiefer Rüh⸗ rung in einigen ergreifen en Worten seinen Dank aus.

Hierauf ertönte ein zweiter Festgesang, eine von Kopisch ge⸗ dichtese und dem Kapellmeister Dorn komponirte Kantate, welcher wir folgende, die ganze so schöpferisch- reiche Thätigkeit des Mei⸗ sters treffend charakterisirende Worte entnehmen:

Auf nun, rühmet den Mann, der viel Denkmale geschaffen! Erst die Heroin, die nimmer erlebt, was sie Großes geträumt hat, Läßt Er im Marmor noch fortträumen, bis Alles erfüllt ist Neben ihr ruhn, der in Unruh gestrebt und zu Gott in Hoff⸗

nung; stellt' in die Stadt Land Er. Der nur wich, um zu schlagen aufs Haupt, ruft immer wärts!“

und des Dritten Viktori

Käme der Kampf, wir mals! Aufstand Jeder dahier und die Frauen sie gaben den hin, Männern, und führten die Schlacht zu! Dieser errichtete dann auf dem Berg mit Andern d Seiner Victorien Schaar schmückt fern die erhabne Anders und anders vertheilt allwärts sie Palmen d Aber ihr Fittig trug hochhin. Ihn selber den s Als Er das mächtigste Werk nun begann und die Schlichthin läßt Er ihn reiten, den weltdu Schlichthin wie ihn geschaut die Straßen seiner Aher den ehernen Fels, der ihn trägt, umgiebt Ringshin wie sie den Sieg ringshin mit ĩ

Tugenden thronen und Schmuck ist

Aber den Kreis Mitkämpfender

Jener da rüstet uns stets Immer noch leben sie!

Waffen zu kaufen den

Auf den Schluß:

Auf, ehr' ihn o Kunst!

Im geweiheten Raum

Leucht', immer geliebt

Sein Antlitz in Marmor verewigt folgte die Ueberreichung des Ehrengeschenks, bestehend A. Fisch er verfertigten Medaille, welche bleibenden Gedächtniß der Werke des Meisters gewir Sie enthält auf der einen Seite das Brustbi!ld dem sie gewidmet ist, mit der Umschrift: .

Christian Rauch die Akademie der Künste zu Berlin

auf der anderen das Friedrichs-Denkmal, umgeben von übrigen Werken, die den Namen ihres Schöpfers unsterbl

in innigen

machen.

Diese zerfallen in zwei Bilder:

In dem größeren, welches im Halbkreise das Standbild des Königs umgiebt, erscheint der Künstler als Herold des pi e u ßischen Ruhmes. ö

Sein Schutzgeist, die Königin Louise, ven ,, ,. bekränzt, scheint schlummernd des Vaterlandes Größe zu traumen, und wie Traumbilder schaaren sich um sie die Gestalten der Helden aus dem Freiheitskriege: zu ihrer Linken Sch a rn hor st und Bü⸗ low, deren Lorbeer dem Grabe Friedrich Wilhelm s des Ersten, des Begründers der preußischen Heeresmacht, entsproßt; zur Rechten Gneisen au und Blücher, wie er siegesfroh, den Fuß auf das eroberte Geschütz stellt und wie die Siegesgsttin ihm den Kranz reicht.