her im höchsten Grade unwahrscheinlich ist, daß die erbfolgeberech= tigten Agnaten der jüngeren Linie je zur Erbfolge berufen werden, fuͤr welchen Fall allein eine Einsprache derfelben gegen den Vertrag von ihnen geltend gemacht werden könnte. Diese Möglichkeit ist eine so entfernte, daß es sich fragen könnte, ob die⸗ selbe überhaupt in Betracht kommen kann gegen das Interesse, wel⸗ ches, falls der Vertrag als vortheilhaft angesehen wird, der Staat dabei hat, den unverweilten Vollzug des Vertrags gesichent u wis⸗ sen; ob also nicht der Vertrag auch alsdann zu vollziehen sein möchte, wenn der Konsens der Nebenlinie nicht rechtzeitig erfolgen sollte, wofern nur der Fürst von Thurn und Taxis zur Uebergabe der Posten gleichwohl bereit sein sollte.
Stuttgart, 7. Juni. (Schw. M.) Der Bericht der Finanz ⸗ zr chem ifsion 3 den Postvertrag (Berichter⸗ statter Seybold, Korreferent Hochstetter), beantragt: den mit dem Fürsten Thurn und Taxis abgeschlossenen Vertrag über, die Auflösung des bestehenden Lehensverbandes hinsichtlich der König⸗ lichen Posten zu genehmigen, so wie ferner: die hohe Kammer möge sich damit einverstanden erklären, daß die Postanstalt für den Grund⸗ stock erworben und derselbe für die ganze Abfindungssumme be⸗
lastet werde.
Sachsen⸗Altenburg. Altenburg, 3. Juni. (W. Ztg.! Ein Ausschreiben des hiesigen Ministeriums vom 21. Mai d. J. hat den Landtag für den 11. Juni d. J. einberufen. Gegenstände der Verhandlungen auf demselben sind dem Vernehmen nach vor— zugsweise: der Clat für pie Finanzperiode 1851 1853, eine Land= gemeindeordnung, ein Gesetz über zeitgemäße Abänderungen des Tivilprozeßverfahrens u. s. w. Unter den Landtags⸗Abgeordneten sinden sich unter Anderen folgende in unserem öffentlichen Leben schon bekannt gewordene Männer: Gymnasial⸗Direktor Dr. Foß hier, Stadtsyndikus Gerlach hier Geheimer Rath a. D. Dr. von der Gabelentz auf Poschwitz, Kreisamtmann Dr. Hesse in Ei—⸗ senberg, Kreishauptmann Jahn in Roda, Gutsbesitzer Fresse von Dobraschütz, Staatsanwalt Laurentius hier, Floßherr Müller von Moͤtzelbach, Kreis-Amtmann Schadewitz von Kahla, Landes-Justizrath Wagner hier u. s. w. Sämmtliche (30) Abgeordnete sind neu gewählt auf Grund eines mit landschaftlicher Zustimmung erlassenen Wahlgesetzes vom 3. August v. J. Dasselbe Job das vorherige Wahlgesetz vom 10. April 1848, welches auf dem demokratischen Grundsatz des allgemeinen Stimmrechts nach der Kopfzahl beruhete und direkte Wahl einführte, wieder auf, be⸗ hielt zwar den direkten Wahlmodus bei und ertheilte auch jedem fünfundzwanzigjährigen Staatsbürger, welcher eine direkte Staats⸗ steuer entrichtet, volles Wahlrecht, wog aber den Einfluß der Wahl— stimmen nach der Steuerquote der Wähler — nach den Bei⸗ trägen, welche dieselben zu den Staatsaufwänden entrichlen, höher oder niedriger ab. Es liegt ihm nämlich das System der Steuerklasse zu Grunde, deren es vier, die der Höchst⸗ besteuerten (je Einen auf 500 Wähler des Wahlbezirks) und 3 Unterklassen annahm. Das Wahlrecht entzieht es nicht allein den Almosenempfängern und Steuerrestanten, sondern auch denjeni⸗ gen, welche sich im Konkurs, in Straf⸗, Untersuchungs- oder Wech. selhaft befinden, oder welche sich durch grobe Verletzung der staat⸗ lichen Ordnung des Staatsbürgerrechts verlustig gemacht haben. Ein auch in weiteren Kreisen nachwirkendes Gesetz vom 29. April d. J. hat für das hiesige Herzogthum die Lehnsherrlichkeit und das aus ihr fließende Obereigenthum der wirklichen Lehen unentgelt⸗ lich aufgehoben und diese in allen rechtlichen Beziehungen den Allodien gieichgestellt. Nur solche Güter, welche auf dem Heimfall stehen, wurden hiervon ausgenommen; bei ihnen nämlich soll das Heimfallsrecht des Lehnsherrn vorbehalten und dem Vasallen blos nachgelassen sein, dasselbe abzulösen. Die Rechte der Agnaten, Mitbelehnten, Gesammthänder und Eventualbeliehener an hierlän⸗ dischen Lehen sollen jedoch bis zum nächsten, in dienender Hand sich ereignenden Successionsfalle in Geltung bleiben, sind aber bis zum 1. Mai 1862 bei Verlust derselben beim hiesigen Landes⸗Ju⸗ stiz⸗Kollegium anzumelden.
Mnslantd.
Frankreich. Paris, 7. Juni. Vorgestern beschäftigte sich der Ministerrath im Elysee mit den portugiesischen Angelegenheiten. Der Präsident der Republik hat gestern bei Dupin einen Besuch abge— stattet. Vorgestern waren die Offiziere des 19ten Regiments zur Tafel im Elysee geladen. —
General Santa Cruz, Repräsentant von Bolivien, ist von Rom, wo er ein Konkordat abgeschlossen hat, hierher zurückgekehrt.
Der neue Kommandant der französischen Schiffsstation in den Antillen soll Instructionen für den Geschäftsträger auf Haiti mit— genommen haben, denen zufolge dieser dem Kaiser Soulouque zu erklären habe, daß Frankreich sich auf das bestimmteste der Wiederaufnahme der Feindseligkeiten gegen die Republit Demingo widersetze.
Der Minister des Innern hat an den Präsidenten eine Denk⸗ schrift über die Lage der Departements gerichtet.
. Ein von dem Minister des Innern, Leon Faucher, an sämmt⸗ liche Präfekten gerichtetes Cirkular befiehlt den Präfekten auf das bestimmteste, alle Beziehungen zwischen ihnen und den Repräsen⸗ tanten der Majorität aufzugeben. Dieselben dürfen daher den Re⸗ präsentanten bei der jährlichen Rundreise nicht mehr ie vom Mi— nister zugesendeten offlztellen Dokumente mittheilen. Eben so wenig dürfen die Präfekten mehr mit den Repräsentanten wegen In teressen von Personen oder Gemeinden korrespondiren. Als Grund dieser Verordnung giebt Faucher an: „Man muß vermeiden, daß die Repräsentanten in den Departements einen Einfluß gewinnen der beirrend werden könnte.“ . ;
Der Constitutionnel behauptet nun auch aufs bestimmteste, die offizielle dijoner Rede im Moniteur sei der allein richtige Wortlaut derselben, und erklärt seine Verwunderung darüber, wie die Journale über gar nicht existirende Worte solchen Lärm ma— chen könnten. Die rasche Erledigung der neulichen Interpellation wegen der dijoner Rede soll hauptsächlich den Bemühungen Berryer's zu verdanken sein. Combarel de sollte das Wort führen. Vezin und Duvbergier 1 Heéuranne sollten nach ihm sprechen. Berryer bemühte sich angelegent⸗ lich, diese Herren zum Stillschweigen zu bewegen. Sie ga⸗ ben nach. Desmousseaux de Gisré war hartnäckiger, aber die Rechte ließ die Sache fallen. Lamartine bedauert heute, daß neu⸗ lich das Protections⸗-Anerbieten des Generals, Changarnier so vie⸗
Leyval
len Beifall gefunden. Er hält es für ganz gleichbedeutend mit den
dijoner Worten des Präsidenten: „In meinen Händen wird Frank⸗ reich niemals zu Grunde gehen“, das Loch eine so entgegengesetzte Wirkung hervorgebracht habe. „Den Schutz eines Degens anneh⸗ men“, sagt Lamartine, „Hheißt, sich ihm unterordnen. Nicht er hat sich zum Beschützer aufzuwerfen, sondern die Nation ihm zu ge⸗ bieten.“ Die legitimistische Union hält der angeblichen Behauptung des Präsidenten in Dijon, die National⸗Versammlung habe ihn an
unbesiegbar,
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usführun emeinnütziger Gesetze ehindert, einen Auszug aus . h gur Arbeit des err ef len Armand de Me⸗ lun entgegen, nach, welchem von 12 Wohlthätigkeitsgesetzen, welche die gegenwärtige Versammlung votirt hat, nur ein einziges der Initiative der Regierung zu, verdanken wäre. Das Fustonsblatt Assemblee na fionale meint, die Rede beim
kdijoner Bankette habe ganz Frankreich so die Augen geöffnet, daß
an eine Wiederwahl Louis Bonaparte's gar nicht zu denken sei. Versammlungen aber, welche nicht selbst abdankten, seien daher fehle für einen präsidentiellen Staats⸗ streich nichtnur der Vorwand, sondern auch die Unterstützung. Larabit's Antrag auf Verfassungs-Revision lautet: „Art. 1. Die National-Versammlung spricht den Wunsch aus, es möge Art. 45 der Verfassung, insofern er die Wiederwählbarkeit des Präsi⸗ denten betrifft, revidirt werden. Art. 2. Diese Revision geschieht nicht durch eine neue Constituante, sondern durch die Souverainetät des zur Wahl eines Präsidenten berufenen Volkes. Art. 3. Eine Proclamallon der National⸗Versammlung zu diesem Zwecke belehrt das Volk, daß ihm allein das Recht der Entscheidung zu⸗ stehe, ob es denselben Präsidenten wieder wählen will oder nicht.,“ Der Partei-Verein der Rue de l'Universités hat sich nun definiliv für totale Verfassungs-Revision erklärt. Nach der Gazette du Midi hat auch Minister Fould eine Re⸗ visions-Petition bei den Banquiers, Wechsel-Agenten und anderen Personen, auf welche seine amtliche Stellung Einfluß hat, in Um⸗ lauf gesetzt. In den Abtheilungen der National Versammlung hatten sich gestern mehr als 600 Repräsentanten versammelt. Viele Legitimisten und Orleanisten enthielten sich der Abstimmung. In allen Abtheilungen stimmten 543, von denen sich 291 für, 252 ge⸗ gen Revision aussprachen. Nur eine einzige Abtheilung, die 15te, verschob die Fortsetzung der Debatte und die Wahl des Kommissärs auf heute. In die Kommisston wurden gewählt nach den Nummern der Abtheilungen: 1) Montalembert mit 214 gegen de Failly mit 20 Stim⸗ men. 2) Moulin mit 25 gegen Mathieu (de la Drome) mit 14 Stimmen. 3) Dufour mit 24 gegen Saint Romme mit 15 Stim⸗ men. ) Jules Favre mit 21 Stimmen und Altersvorzug gegen Kerdrel mit 21 Stimmen. Changarnier und Jules de Lasteyrie stimmten nicht. 5) de Mornay mit 29 gegen Drouyn de Lhuys mit 18 Stimmen. 6) de Tochueville mit 23 gegen 14 Stimmen für Lacaze. 7) Berryer mit 25 gegen 12 Stimmen für Antony Thouret. S) de Corcelles mit 28 gegen 13 Stimmen für Chauf⸗ four. 9) de Broglie mit 23 gegen 13 Stimmen für Mi⸗ chel (de Bourges). 10) Charras mit 16 Stimmen gegen 15 für Lefebre Duruflé. Die Legitimisten stimmten nicht. 14) de Melun (du Nord) mit 24 Stimmen gegen 20 für Corne. 12) General Cavaignac mit 18 Stimmen gegen 15 für Bineau. Die Legitimisten stimmten im ersten Skrutinlum für de Larcy, im zwei⸗ ten gar nicht. 13) Odilon Barrot mit 24 Stimmen gegen 14 für Vesin. Die Legitimisten stimmten im ersten Skrutinium für Vatismenil, im zweiten für Odilon Barrot. 14) Eharg— maule mit 23 Stimmen gegen 22 für Molé. Vier Legiti— misten stimmten mit dem Berg für Charamaule. Der Wahl⸗ kampf war sehr heftig. Vier Kommissäre nur wurden im ersten, die übrigen zehn im zweiten und dritten Skrutinium und durch Ballotage gewählt. Die Debatte war lebhaft, aber verworren. Mehrere Legitimisten erklärten bestimmt, nur für totale Revision stimmen zu wollen. Der Berg sprach für Aufhebung des neuen Wahlgesetzes, bevor noch überhaupt an Revision gedacht werde. Bineau namentlich verlangte Abschaffung des Art. 465, Nichtwähl barkeit des Präsidenten. Für Revision sprachen Broglie, Mols, Montalembert, Daru, Moulin, Leon Faucher. Von den 144 Kommissären sind 4, Broglie, Montalembert, Dufour, de Melun, für den Revisions antrag der Rue des Pyramides. Berryer erklärte auf Befragen, ihn anzunehmen, jedoch in weiterer Fassung. Moulin und Corcelles sind für totale Revision. Odilon Barrot und Tocqueville sind nur bedin gungsweise für Revision und haben sich nicht gebunden. Jules Favre, de Mornay, Charamaule, Charras und Cavaignac sind ent⸗ schiedene Gegner der Revision. Jules Favre, Cavaignac, Charras haben ihre Wahl dem Nichtmitstimmen der Legitimisten im zweilen und dritten Skrutinium zu danken. Thiers hat an der Debatte nicht Theil genommen, war als Kandidat aufgestellt, hat aber seine Freunde ersuͤcht, nicht für ihn zu stimmen. Man glaubt, die Ban fettrede des Präsidenten in Dijon habe viel auf die Ab⸗ stimmung eingewirkt. Piscatory ist überzeugt, die orleani— stische Monarchie sei die beste Regierungsform für Frankreich. Deswegen glaubt er aber doch die Frage, ob totale, ob partielle Reviston, unparteiisch erörtern zu können. „Aufrichtig ge⸗ sprochen“, sagte er, „man läßt eigentlich nur um Präsidentschafts⸗ Verlängerung petitioniren. Man sollie es aber laut zu gestehen den Muth haben.“ Die totale Revision scheint ihm ernsthaft, constitu— tionell und liberal, er würde trotz aller Gefahr für sie stimmen. Sie könne aber in zwei Endpunkten auslaufen: Restauration der Monarchie oder Reform der republikanischen Verfassung. Die Restauration durch eine Constituante erscheint ihm als Chimäre. Frankreich werde zur Monarchie zurückfehren, aber nur durch den freien Nalionalwillen. Auch für Reform der republikanischen Verfassung will er stimmen, doch könne dieses Unternehmen mehr Gefahren, als ersprieß⸗ liche Refultate bieten. „Die gemäßim te Partei der Versammlung“, bemerkt er, „hat zwar nicht immer in der politischen, aber doch in der sozialen gesiegi. Ist man desselben Resultats bei einer neuen Constiluante gewiß? Was endlich die Präsidentschafts Verlängerung anbelangt, so wäre sie ein lebenslängliches Konsulat ohne Glanz, Ruhm und Energie.“ Dagegen ist ihm die Republik zwar eine drückende, aber ernsthafte, nicht erniedrigende Regierung, was ein etwa von der Constituante votirtes Kaiserreich nicht wäre. Und glaube man, daß ein solcher Präsident die Gesellschaft werde schütäzen können? Falloux antwortet dem Minister Faucher und lehnt von vorn herein die Ehre ab, in die Kommission gewählt zu werden. Der Ernst der Umstände aber nöthige ihn, dem Mi⸗ nister seine Ansicht zu entwickeln. Der Monite ur vom 2. Juni sage ganz richtig, abgesehen von Form und Ort, daß Frankreich' s Interesse höher stehe, als das aller Parteien, und daß die Regie⸗ rung Über diesen stehen müsse. Aber weder durch bittere Anspielungen, noch durch Gewalt erreiche man diesen Zweck. „Tie Parteien in Frankreich“, fährt der Redner fort, „vertreten nicht Egoismus, sondern Interessen, Prinzipien, unzerstör⸗ bare Grundbedingungen. Die Autorität in Frankreich wird da⸗ durch nicht gekräftigt, daß man von dem ancien régime betrüge⸗ risch und verleumderisch spricht. Man spricht nicht für die Frei— heit, wenn man 30 Jahre constigutionellen Lebens mit dem Namen Intrigue brandmarkt.“ Er will daher, daß ein Kommissär nicht um eines persönlichen Eigennutzes gewählt werde, sondern damit er Wunsch und Bedürfnisse des Landes genau erörtere. Denn jede exklusive Regierung in Frankreich geht zu Grunde, und der nächste ge⸗ waltsame Sturz ö auch die Gesellschaft mit. Corne sieht die Frage nur zwischen dem Status quo und einer neuen Revolution, zwischen Republik und Monarchle gestellt. Die Ruhe des Landes, welche man zum Vorwand nehme, werde dadurch nicht hergestellt, daß der Haß aller Parteien auf den Wahlplatz niedersteige und aus solchen Wahlen eine Constituante hervorgehe. Pascal begreift, daß der
Souverain, das Volk, die Verfassung revidiren könne. Solle nun der verstümmelte Souverain-das Werk des vollständigen revidiren? „Mit dem Gesetze vom 31. Mai, fährt er fort, „ist die Revision unmöglich. Aber auch wenn es abgeschafft ist, will ich keine Revi⸗ sion. Die Constitution ist für die beim dijoner Bankette so hart mitge⸗ nommenen royalistischen Parteien unvollkommen, weil sie eben re⸗ publikanisch ist. Was wissen die Royalisten sonst von ihr? Ist sie nicht seit zwei Jahren durch die römische Expedition, Wahlgesetz, Aufhebung der Preßfreiheit und des Vereinsrechtes außer Kraft gesetzt? Nicht die Berfassung, sondern ihr politisches System müssen die Royalisten anklagen.“ Er verwirft die monarchische Revision als Negation der Volks-Seuverainetät, die Präsidentschafts⸗Ver längerung, weil ihm der Kandidat zu unbedeutend ist. Die Re⸗ publikaner würden nicht ermangeln, die Sache der Republik zu ver⸗ theidigen. Cavaignac verwirft die Revision, weil die Royalisten sie verlangen. Den Bonapartisten aber entgegner er, daß gerade die Wahl eines neuen Präsidenten die Republik befestigen werde. Michel (de Bourges) sieht ganz von den Zwangsgesetzen ab und fragt, ob nicht die Verfassung durch Männer, die noch das Vertrauen der jetzigen Majorität hätten, wie Dupin, Tocqueville, Vivien, Odilon Barrot, Coquerel, Dufaure, aus gearbeitet werden? ob Broglie, sein Abtheilungs-Präsident, wohl eine Verfassung, die unangreifbar wäre, aufstellen könne? Er sieht endlich das größte Hinderniß, welches die Ausführnng der Ver⸗ fassung gefunden habe, in dem Präsidenten selbst, den Gott in seinem Zorn der Republik auferlegt habe. Tocqueville erkennt die Gefahr einer Revision, tadelt die, wie er sagt, durch Präfekten und Gendarmen erpreßten Petitionen und erklärt feierlich, er werde nur dann für Revision stimmen, wenn man die ganze Nation befragen und die Verfassung verbessern, nicht aber wieger verletzen wolle. Bac erklärt, auch angenommen, die Revision sei votirt, könne man die Constituante nicht durch, das beschränkte Wahlrecht wäh⸗ len lassen, wenn man Bürgerkrieg vermeiden wolle. Das einzige Mittel für die Versammlung, aus ihrer Unvolksthüm-⸗ lichkeit herauszukommen, sei Herstellung des allgemeinen Wahl rechts und Vollzug der Verfassung. Mols meint, wenn die Repu⸗ blik das Jahr 1852 glücklich überstände, so wäre sie nicht mehr anzugreifen und zu erschüttern. Nettement will die Revisien nur dann zugeben, wenn sie die Rückkehr zur Legitimität begünstige. Passy halt die Republik noch auf lange Jahre für die einzige in Frankreich mögliche Regierungssoim. BVerryer sagt, er habe die Verfassung nicht votirt, nehme aber doch keinen Anstand, dieselbe für die Schutzwehr des Landes zu erklären. Erhalte sie das Land aufrecht, fo müssen ihr alle, guten Bürger gehorchen. Er glaubt aber, daß das Land in die gegenwärtigen Einrichtungen kein Vertrauen habe und hält darum die Revision für zeitgemäß. Er will, daß Frankreich seinen Wunsch frei ausdrücke, er verlangt die Revision für das Land, und darum verwirft er die partielle für Individuen. Er hält an dem Gesetze vom 31. Mai, nicht als wie In einem unantastbaren Kleinod, sondern weil dieses Gesetz Bedin— gungen auferlege, die nicht zur Kompetenz einer Constitnante ge börten. Er will die Aufrechthaltung der Verfassung, wenn sie nicht legal revidirt werde. Die Verfassung giebt nach ihm nun das Recht, eine Constituante zu berufen, weiter nich
l Die gesetz gebende Ver sammlung habe kein Recht, zu revidiren. Die legitimistische Union sieht, daß nach dem gestrigen Tage die Debatte ganz unmöglich eine legale Majorität zur Zusammenberufung einer Constituante hervorbringen werde, da in der Majorität, die sich für Revisior ausgesprochen, sich zwei Nüancen schieden, die jedes Resultat un möglich machten. „Was kann“, sagt das genannte Blatt, „aus dieser zerstückelten Kommission hervorgehen? Eine negative Arbeit, die zu einer Debatte vor Frankreich führt, welches die Meinungen wägen wird während das Skrutinium die Stimmen zählt.“ Die ebenfalls legi timistischt Opinion publique bedauert den unglücklichen Geist der Zwietracht, der sich gestern geoffenbart habe, und erwartet von dieser buntscheckigen Kommission kein Resullat. Da man hei der Revi sion doch etwas an die Stelle des zu Revidirenden setzen müsse, s felt sie bei diesem Antagonismus an der Möglichkeit einer Einigung. Das Journal des Débats gesteht den Republikanern zu, daß sie das Recht hätten, die Revision zu verhindern und beneidet sie um diese Stellung. „Aber deswegen“, sagt es, „ist noch nicht Alles verloren, denn was sind Ziffern, der Wahrheit und Gerechtigkeit gegenüber? Die Majorität ist zwar auch nicht unfehlkar, aber d och der einzig mögliche Ausdruck des Rechts.“ Nach den
18. . X
so zwe
Parteien klassifiziren sich die Mitglieder der Revisions Kommission, wie folgt: Legitimisten und Fusionisten 4, Berryer, Melun, Corcelles, Moulin; Bonapartisten 3, Broglie, Montalembert, Dufour; Tiersparti Odilon Barrot, Tocqueville; Regentist 4, de Moruay; Re publikaner 4, Eavaignae, Charras, Jules Favre, Charamaule. Die funfzehnte Abtheilung wählte heute Herrn Baze mit 23 Stim— men gegen Labordere, welcher 14 Stimmen erhielt. Herr Baze sprach gegen die Revision und ist durch seine anti⸗elysäischen Ge sinnungen bekannt. .
Die Kommission für Beurtheilung der Anträge Larochejacque lein's und de Tailly's auf Abschaffung des neuen Wahlgesetzes hat vorgestern eine neue Sitzung gehalten. Ihr Präsident, Sauvaire Barthélemy erklärte, daß der Minister des Innern noch nicht alle nöthigen Nachweisungen erhalten habe und daher eine Frist von einigen Tagen verlange. Die Kommission beschloß, diese Frist zu zugestehen, aber jedenfalls ihre Berathungen nach Niederlegung des Berichtes über das Gemeindegesetz wieder aufzunehmen. Man will wissen, der ehemalige Finanz Minister Passy, Mitglied des Partei Vereins der Rue des Pyramides und einer der Unterzeichner des von Broglie niedergelegten Petitions⸗-Antrages, werde nächste Woche einen Antrag auf Revision des neuen Wahlgesetzes stellen.
Die Kommission für innere Verwaltung hat nach lebhafter Debatte beschlossen, die Ernennung der Maires habe durch Wahl des Gemeinde-Rathes und einer gleichen Anzahl zu diesem Zwecke gewählter Delegirten zu geschehen. Der Bericht über das Ge— meindegesetz soll binnen 10 Tagen vorgelegt werden,
Zum Andenken an die Einweihung der Eisenbahn von Dijon soll eine Denkmünze geschlagen werden.
Das lyoner Komplott kömmt nich! im Ganzen vor das Kriegs⸗ gericht, sondern die Angeklagten kommen (inzeln vor die Assisen ihrer Departements, wohin sie bereits abgegangen sind.
Vorgestern fand die Einweihung es neuen israelitischen Tem⸗ pels nach portugiesifchem Ritus statt.
Ter Messager de l'Assemblee ist zu der Nachricht er⸗ mächtigl, daß Thiers von der Königin von E ngland und ihren Mi— nistern anf das schmeichelhafteste aufgenommen worden. Die Kö nigin bemerkte ihn beim Besuche den Krystallpalastes und unter⸗ hielt sich zwei Stunden lang mit ihm. .
Die Kommission für die Loon-Avignoner Eisenbahn hat be⸗ schlossen: „Die Bahnlinie folgt beim Ausbruche aus Lyon dem rechten Rhone - Ufer und nicht dem linken, wie die Regierung vor⸗ schlug. Ein Bahnhof für Güter wird in La Guillotieère, ein sol⸗ cher für Passagiere in Perrache und ein dritter für Passagiere und Güter in Vaise errichtet.“
Die Regierung hat die Ankündigung einer Broschüre; „Mani⸗ fest eines Legitimisten“, von Vicomte Le Serrec de Kerdily, welche
mit dem bourbonischen Wappen (weiße Lilien in blauem Felde) ver⸗ ziert war, mit Beschlag belegt. .
Die nächste öffentliche Sitzung der National ⸗Versammlung wird Dienstag, den 10. Juni, stattfinden. r
Der König hat den pariser Rothschild (James) zum Ritter des Mauritius-Ordens ernannt. ; .
Der Divan soll dem französischen Gesandten bei der Pforte, Lavalette, einen Vorschlag wegen Internirung Abd el Kader's in eine der türkischen Provinzen mitgetheilt haben.
Von Montag Abend bis Mittwoch früh hatten die Quästoren die Besatzung der National Versammlung um ein Bataillon ver⸗ stärkt.
Das Ordre will wissen, daß der Verfasser des elften Bülle⸗ ins des ECentral-Widerstande-Comitè's ein ehemaliger Secretair Sobrier's sei und sich bereits im Zellengefängnisse Maras befinde. Der Unterfuchungsrichter Broussais soll die Untersuchung führen.
Der Attaché im Ministerium des Auswärtigen, Génaut, ist mit Depeschen an den französischen Gesandten Belacour nach Wien abgegangen.
Das Ste Bataillon vincenner Jäger ist in Paris angekommen.
Die Nationalgarde von Montfrin ist aufgelöst worden.
Die Repräsentanten Leo de Laborde und Charles Lagrange erklären das Gerücht von einem zwischen ihnen bevorstehenden Duell sei gänzlich ungegründet, da zwischen ihnen keine persönliche Streitigkeit vorgefallen sei.
An der vorgestrigen Börse wurden wieder 207,530 Fr. 5pro⸗ zentige und 19,500 Fr. Zprozentige Rente eskomtirt, ohne die Course halten zu können. Der drohende Bürgerkrieg in Portugal und die erwartete Intervention europäischer Großmächte in diesem Falle wurden unter den Ursachen der Baisse genannt.
Großbritanien und Irland. Parlament. Ober⸗ haus. Sitzung vom 5. Juni. Drei Lords⸗Kommissarien über— brachten die Königliche Sanction sür die Bill über die Grundsteuer und eine lange Reihe Eisenbahn- und anderer Privat-⸗Bills. Mar⸗ quis von Lansdowne zeigte an, daß er morgen auf achttägige Fe⸗ rien antragen werde. Die Bill über die Grafschaftsgerichte ging auf Lord Brougham's Antrag vurchs Comité des Hauses, und
ihr Wiederabdruck wurde angeordnet. Der Graf von Caxlisle überreichte eine Petition von dem Verein für die Rechte der Frauen in Sheffield (Gelächter) um Abschaffung des Zeitungsstempels und der Annoncensteuer. Lord Brougham ließ sich aber durch obiges Gelächter nicht abhalten, die Petitien zu unterstützen. Endlich brachte Lord Brougham eine Bill zur Resorm des Kanzlei⸗Gerichts⸗ hofes ein, welche die erste Lesung erhielt.
Sitzung vom 6. Juni. Unter anderen Petitionen kam auch eine gegen Juden-Emancipation, aus Bath, überreicht vom Bischof von Syfort, auf den Tisch des Hauses. Der Herzog von Arg yll überreichte und befürwortete eine Petitien aus Australien, die über die Unsicherheit der Kolonial-Heiraihs-Atte klagt; man wisse dort nicht, welche Ehen gültig seien oder nicht. Graf Grey erklärte, diesem Ucbel abzuhelfen, sei die Sache der Kolonial-Gesetzgebung; so viel Selbstregierung hätten die Kolonien schon. Lord Mon—⸗— teagle überreichte eine Petition von Neu-Süd-Wales gegen das ; eportations⸗System und verbreitete sich über die Nachtheile dessel ben. Die Lords vertagten sich darauf bis zum 16. Juni.
Unterhaus. Sitzung vom 4. Juni. Lord Melgund be⸗ antragt die zweite Lesung der schottischen Schulbill. Die Bill zielt auf Trennung des religiösen und weltlichen Unterrichts, Gründung neuer Schulen und bessere Besoldung der Lehrer, Lokalbesteuerung zur Aufbringung der Mittel und bis zu einem gewissen Grade Lokal⸗ verwaltung. Das Bedürfniß einer Vermehrung der Erziehungs- Anstal ten, sagt der Antragsteller, sei jedenfalls vorhanden, da in Schottland dem Verhältniß der Einwohnerzahl nach, die jetzt etwa drei Millionen betrage, die Wohlthat der Schulerziehung 600,000 Kindern zu Theil werden müßte, während in Wirklichkeit in dieser Hinsicht nur für höchstens 300,009 Sorge getragen sei. Eine Er⸗ höhung der Lehrergehalte sei wünschenswerth, um Männer von Er ziehung und Charakter zur Uebernahme von Lehrerstellen zu be wegen. An einigen Orten betrage das Lehrergehalt nicht mehr, als 5 Pfd. St. jährlich, und zudem werde die Zahlung manchmal nicht in Geld, sondern in Torf geleistet. Nachdem Hume, der Lord— Advokat Mac Gregor, Cowan und Lord J. Russell für, Mackenzie, Bruce, Sir R. Inglis, G. Clerk und Seott gegen die Bill ge sprochen haben, wird zur Abstimmung geschritten und die zweite Lesung mit 137 gegen 124 Stimmen verworfen
Sitzung vom 5. Juni. Der Sprecher nimmt um 12 Uhr seinen Platz ein und das Haus konstituirt sich als Comité, um die St. Albans-Bestechungs-Kommissions-Bill zu berathen. J. Stuart meint, man sei in dieser Sache bereits zu weit gegangen. Der parlamentarische Ausschuß sei zu dem Schlusse gelangt, daß die Wahl des betreffenden Mitgliedes eine gültige sei, und doch habe er erklärt, nicht im Stande zu sein, die Zeugen herbeizuschaffen, deren Verhör ihm möglich machen würde, die wahre Sachlage zu beurtheilen. Man habe versucht, die Wahl von St. Albans und die von Sudbury als zwei analoge Fälle darzustellen. Es sei dies aber eine irrige Auffassung. In dem Falle von St. Albans sei die Bestechung nicht bewiesen worden, und man habe dem im Hause sitzenden Parlaments-Mitgliede gestattet, seinen Platz zu behalten. In dem Falle von Sudbury sei in der einen wie in der anderen Beziehung das Gegenitheil der Fall gewesen. Weit eher lasse sich mit dem vorliegenden Falle der von Horsham vergleichen. Bei Gelegenheit der Vorgänge von Horsham aber habe das Haus sich geweigert, eine Kommission zu ernennen. Unter solchen Um⸗ ständen beantrage er, daß der Vorsitzende seinen Platz verlasse. Der Antrag wird mit 54 gegen 10 Stimmen verworfen, und die Bill geht sinstweilen formell durch das Comité, um später noch näher erörtert zu werden, worauf das Haus sich bis um 5 Uhr vertagt.
Abend ⸗Sitzung vom 5. Jun Minister des Innern) beantragte vie zweite Lesung der von der Regierung eingebrachten Bill zur Vereinigung, Konsolidirung und Ueberwachung der verschiedenen Wasser lieferungs⸗ Gesellschaften der Hauptstadt. Herr B. Cochrane, Herr Moffatt, Sir B. Hall und Herr W. Williams bekämpften die Maßregel; dieselbe schütze nicht genügend vor den Uebelständen des gegenwärtigen Monopols. Sir G. Grey machte geltend, daß eine zu weit gehende Konkur⸗ renz in der Hauptstadt auch vom Uebel wärc, und daß der Regie⸗ rungsplan die Wasserleitungskosten um 106000 Pfd. verringern würde. Herr Mo watt, Heir Walley, Viscount Ebring⸗ ton und Sit de Lach Evans bekämpften noch die Bill, während Sir J. Johnstone und Sir W. Clay die Partei der Waffer „ Gesellschaften ergriffen und die Regierungsbill vertheidigten, deren zweite Lesung schließlich mit 95 gegen 79 Stimmen genehmigt wurde. Herr F. Baring bean⸗ kraͤgte darauf den Beschluß, daß die Weisung der Lords des Schatz⸗ amts an das Acciseamt, „den Kaffeehändlern das Mischen des
1 l ĩ
Sir G. Grey
besseren
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Kaffees mit Cichorien nicht zu verbieten“, zurückgenommen werde. Die Verfälschung des Kaffees mit Eichorien habe dem Verbrauch des Artikels großen Eintrag gethan. Sir J. Trollope bekämpft die Motion als eine Kränkung der Cichorienpflanzer⸗ Interessen. Lord H. Vane unterstützt die Motion. Der Kanzler der Schatzkammer, Sir C. Wood: „Die Cichorie ist ein gesun⸗ des Gewächs, und Viele trinken den Kaffee lieber mit Cichorie ge⸗ mischt als rein. In neun Fällen unter zehn wissen die Käufer recht gut, daß sie gemischten Kaffee erhalten. Uebrigens ist es ihre Sache, sich nicht betrügen zu lassen; die Regierung kann nicht im—⸗ mer zwischen ihnen und den Krämern stehen. Wollen sie sicher gehen, so sollle! sie den Artikel in der Bohne kaufen, die nicht nachzuahmen ist. Das Publisum ist es auch nicht, das sich beklagt; die meisten Beschwerden kommen von Kaffechändlern. Die bloße Zurücknahme jener Instruction würde wenig helfen, und einen Kreuzzug gegen die Legion mischender Krämer durch Einsetzung einer schlkanirenden Accise⸗Inquisition zu unternehmen, bin ich nicht geneigt; dies würde nur einen größeren Beschwerdesturm hervor= rufen.“ Herr E. Stanley: „Warum wird denn der Taback kon⸗ trolirt? Wir verlangen blos Gleichstellung des Kaffer's mit dem Taback. Die Cichorie mag gesund sein; darum aber will man nicht für Cichorie den Preis ungemischten Kaffee's zahlen; abgesehen da⸗ von, daß das gesunde Gewächs selbst wieder mit höchst ungesundem Zeug verfälscht wird.“ Auch Herr Wakley schalt über den Kanzler der Schatzkammer, der gewisser⸗ maßen die betrügerischen Krämer in seinen Schutz nehme, zog sich aber dadurch den Tadel seines Freundes Hume zu, der es sehr inkonsequent von einem Reformer fand, di— Befugnisse der Accise-Beamten erweitern zu wollen. Bei der Abstimmung fiel die Motion mit 89 gegen 94 Stimmen durch. Der Oberst Sibthorp brachte eine Bill zum Verbot der Leierlasten und der Annoncen⸗ Wagen in den Straßen der Hauptstadt ein. Schluß um 4 auf 2 Uhr nach Mitternacht
Unterhaus. Sitzung vom 6. Juni. Herr Hume verlangte, daß der Kanzler der Schatzkammer dem Untersuchungs-Comitèé über die Einkommensteuer beitrete; Privat-Mitgliedern falle es so schwer, ein Spezial-Comité zusammenzubringen, weil sich Jeder gern sol⸗ cher Arbeit entziche; eine Veränderung im Sostem der Ernennung sei daher wünschenswerth. Der Kanzler der Schatzkammer: „Die Umstände, unter denen dieses Comiléè genehmigt worden daß nämlich Protectionisten und Freihändler zu ganz verschiedenen Zwecken mit einander stimmten seien die Hauptquelle jener Ver legenheit. Er wolle sich dem Comité nicht entziehen, könne jedoch, über⸗ laden mit Geschäften, wie er sei, demselben wenig nützen, wenn ihm nicht verläßliche Mitglieder zur Seite ständen. Man solle nur erst das Comité zusammenbringen, dann wolle er beitreten. Zuletzt wurde ein Beschluß über den Gegenstand auf kommenden Freitag verscho ben. An der Tagesordnung ist die frrnere Comité⸗Berathung des Hauses über die geistliche Titel⸗Bill. Herr Reynolts stellt zur zweiten Klausel der Bill ein Amendement zur Auslassung einiger Worte, die auch die „indirekte“ Titelannahme sträflich machen, und welche, wie er sagt in der Emancipations Akte von 1829 fehlten. Nach einer kurzen Replik Lerd J. Russell's fällt das Amendement mit 107 gegen 38 Stimmen Durch. Dagegen wurde ein dem Walpoleschen ähnliches Amendement von Sir H. Willoughby, welches eine Häufung der Geldbußen zur Folge haben müßte, nach langem Wortgefecht zwischen Sir G. Grey, dem General⸗Prokurator und General⸗Fiskal einerseits und den hochkirchlichen Mitgliedern Sir R. Ingli s, Sir F. Thesiger und Herrn Freshfield andererseits, mit einer nur sehr geringen Majorität (133 gegen 129) verworfen. Oberst Sibtheorp stellt das Amendement, die Geldbuße von 100 Pfd. auf 500 Pfd. zu erhöhen und Verweisung auf Lebenszeit hinzuzu⸗ fügen; der Antrag fällt jedoch mit 199 gegen 63 Stimmen durch. Ein Amendement von Sir F. Thesig er, daß rie Geldbuße durch die Schuldklage jeder beliebigen Privatperson, mit Einwilligung des Prokurators (in Irland und England) oder des Lord-⸗Advokaten (in Schottland) eingetrieben werden könne, giebt zu einer längeren Diskussion Veranlassung, in welcher die Argumente von beiden Seiten mit denen der Bebatte über das Walpolesche Amendement beinahe identisch sind. Herr Reynolds unterbricht die Dis kussion durch einen Antrag auf Vertagung; 11 Stimmen sind für, 306 ge gen die Vertagung. Herr R eynblds beantragt, daß der Comité— Vorsitzer seinen Stuhl verlasse. Der Premler-Minister läßt einige Worte über die Unmanierlichkeit dieser Störungen fallen, und Admiral Berkeley ruft mit einiger Hitze, es habe nie eine nachsichtigere Majorität oder eine muthwilligere Opposition gegeben; die Geschäfts-Ordnung sei für Gentlemen berechnet. Dies nahmen Herr Keogh und Oberst Knox als eine Beleidigung auf, der Admiral versicherte, daß er nicht beleidigen wollte, und es kam zur Abstimmung, in der Sir F. Thesiger's Amendement mit 166 gegen 130 Stimmen verworfen wurde. Nach Erledigung einiger untergeordneten Geschäfte vertagt sich das Haus bis Donnerstag. Schluß um halb 3 Uhr nach Mitternacht.
London, 7. Mai. Der Hof ist gestern nach dem Bucking ham-Palast zurückgekehrt. Ihre Majestät, Prinz Albrecht, die Prin— zen von Wales und Alfred nebst dem Herzog und der Herzogin von Sachsen-Koburg-Gotha und Herzog Ernst von Württemberg ver ließen um 11 Uhr Morgens Windsorschloß und besuchten Eton⸗ College, wo sie die Probereden der Preis Schüler anhörten. Um Uhr kehrte die hohe Gesellschaft nach dem Schloß zurück welches sie um 5 Uhr in einem Extrazuge verließ. Um 6 Ühr langte sie im Buckingham-Palast an und besuchte am Abend das französische Theater.
Eine neue Bereicherung der Industrie-Ausstellung werden die Geschenke bilden, welche der Newab Razim von Bengalen seiner Königlichen Gönnerin Victoria übersandt hat; sie bestehen aus einem indischen Throne mit kostbaren Verzierungen, deren Werth man auf eine Lak Rupien schätzt. Der Ueberbringer der Geschenke ist Herr Robert Young, Leibarzt des Newab Nazim und zu gleich einer der kühnsten Tiger⸗- und Büffeljäger Indiens. Die Herren Jarrat und Söhne, Besitzer einer Fabrik zu landwirth schaftlichen Zwecken zu Leiston⸗ Warke in Suffolk haben allen ihren erwachsenen Arbeitern acht Tage Ferien zur Besichtigung der Industrie-Ausstellung und anderer londoner Merkwürdigkeiten gegeben. Sie haben zwei kleine Schiffe gemiethet, welche die Leute nicht nur nach London bringen, sondern ihnen hier al« Wohnung dienen. Jedes der beiden Schiffe ist mit Schlachtvieh, mit einem guten Bierkeller, einer reichen Speisekammer, einer bequemen Küche und guten Betten versehen. Als Führer und Säckelmeister wurde den Arbeitern ihr Werkführer mitgegeben, der einen schweren Beutel kleine Münze für außerordentliche Ausgaben um— geschnallt hat. Die Schiffe sollen mit umgelegten Masten bei, der Westminster⸗-Brücke sich vor Anker legen. Gestern war in der Aus⸗ stellung wieder ein Halberkronen Tag; die Zahl der Besucher be⸗ lief sich daher nur auf 26,134 Personen; an ven Thüren wurden 2558 Pfd. 11 Sh. eingenommen. Nach der Britan nia haben, 150 Diebe von Professlson permanente Karten zu 3 Guineen auf Speculation genommen. Die Polizei hat in Erfahrung gebracht,
daß diese Spitzbuben sich gewöhnlich durch eine auffallende Eleganz in ihrer Erscheinung bemerkbar machen.
Der unterseeische Telegraph zwischen England und Frankreich hat nach einem neu ausgegebenen Prospekt die Aussicht, noch in diesem Jahr seine Thätigkeit zu beginnen. Die Unternehmer haben ihre Baupläne, den Bericht des Ingenieurs Cubitt und die nöͤthige Caution bei der französischen Regierung deponirt und von beiden Regierungen, der englischen und französischen, die verlangten Privi⸗ leglen erhalten; dahin gehört die Buͤrgschaft ausschließlichen Be⸗ sitzes der Werke auf 10 Jahre, vom 1. Oktober d. J. angefangen. Die britische Regierung hat zugleich die Solidarität der Actlonaire auf den Betrag ihren respektiven Actien beschränkt. Die Kosten werden sich, nach den von den Bau⸗ Kontrahenten angebotenen Bedin⸗ gungen, auf 100,900 Pfd. belaufen. So viele Actien zu 1 Pft. sind auch auszugeben, und sobald eine ausreichende Anzahl gezeich⸗ net ist, wird die Arbeit in Angriff genommen. Da es in. der Ab⸗ sicht Ler Compagnie ist, mehrere Telegraphendrähte zwischen den beiden Küsten zu legen, so werden die Vortheile der Verbindung sehr mannigfacher Art sein. Durch einen einzigen Draht, sagt der Prospekt, wird Tie indische Ueberlandpost, bei ihrer Ankunft in Triest oder Marseille, in römischen Lettern gedruckt, gleichzeitig in London und Paris und in Liverpool, vor dem Abgang der amẽrikanischen Post, mitgetheilt, während die übrigen Drähte in demselben Augenblick Nachrichten von England nach den verschiedenen Ländern des Kon⸗ tinents und umgekehrt bringen. ö
Gestern sind wieder zwei Eisenbahn⸗Unfälle vorgekemmen. Auf der Bahn von Brighton nach Lewes kam ein Zug aus dem Ge⸗ seise. Vier Personen, darunter zwei Damen, blieben auf der Stelle todt, und ein Ingenieur Jackson, wurde, man glaubt tödtlich, ver⸗ wunde; einem sechsten mußten eine Stunde nach dem Unglücks fall beik? Veine amputirt werden. Der Zug war mit waghalsiger Ge= schwindigkeit eine geneigte Fläche hinabgefahren. Der zweite Unfall pässirte auf der Ost-Lancashire⸗Bahn, bei Ormskirk, durch das Brechen einer Waggon-Achse. Ein Todter blieb auf dem Schlacht⸗ felde, mehrere Personen wurden lebensgefährlich verwundet. Die Leiche sah aus, als wäre sie in einem Reitergefecht in Stücken ge⸗ hauen worden.
Mit dem englischen Dampfboote „Sultan“, welches am Don⸗ nerstag von Konstantinopel in Southampton einlief, ist der aus der letzten ungarischen Revolution bekannte ehemalige General Lazar Meßaros angekommen; mit ihm 49 ungarische Offiziere und 40 Soldaten. Meßaros hatte von Kossuth am 6. Mai in Kiutahia Abschied genommen. Letzterer war körperlich gesund, aber durch die lange Gefangenschaft zeitig deprimirt; der Sultan hatte ver⸗ sprochen ihn im September abreisen zu lassen. Seine Frau und seine Kinder mit noch 25 Ungarn bilden seine Umgebung in ber Festung. Im Ganzen befinden sich 10 seiner Landeleute in türkischer Gefangenschaft; Meßaros begab sich gleich nach seiner Landung zum Mayor von Southampton, um seine Hülfe für die Nothleidenden der Flüchtlings-Gesellschaft zu erbit= ten. Für seine eigene Person wies er jede Unterstützung zurück und lehnte die freundliche Einladung des Mayors ab, um bei sei⸗ nen Gefährten zu bleiben. Der Mayor traf sogleich Anstalten, um den Fiüüchllingen einstweilen Unterkommen in der Stadt zu ver⸗ schaffen, telegraphirte deren Ankunft an Lord Dudley Stuart nach London und ließ zugleich an Sir George Grey die Anfrage stellen, ob die Regierung gesonnen sei, diesen Flüchtlingen, welche nach Amerika wandern wollen, einige Unterstützung zukommen zu lassen. Die Polizei von Southampton wurde einstweilen angewiesen, den Ungarn freundlich an die Hand zu gehen. Gestern erhiest Herr Richard Andrewe, der Mayor der Stadt, eine telegraphische Depesche von Lord Dudley Stuart, des Inhalts, daß Lord John Russell demselben erklärt habe, die Regierung werde für die 90 Magyaren, welche nach Amerika auswandern wollen, die Ucberfahrt Feiahlen und eben so die Unterhaliungskosten derselben, während der Dauer ihres Verweilens in Southampton.
Vom Cap hat man durch den Indienfahrer „Prince of Wales“, der gestern in Portsmouth einlief, einige neuere Nachrichten vom welche melden, daß der Gouverneur von St. Helena an
des „Sampfon“ sich mit Truppen nach dem Cap begeben.
Dampfschiffe „Dee“ und „Hermes“ waren noch fortwährend beschäftigt, Truppen und Rekruten nach der Buffals⸗Mündung zu bringen; außerdem fand sich Sir H. Smith bewogen, eine neue Aushebung von 700 Bürgerwehrmännern anzuordnen, was etwa 2009 Pfd. kosten wird. Seine Gemahlin war im Begriff, Graham's Town zu folgen.
Gestern Nachmittag wurde im auswärtigen Amte ein diger Kabinets-Rath gehalten.
Das neue Haus der Lords, welches durch seine Einrichtung zu den londoner Merkwürdigkeiten gehört ganze Pfingstwoche, von Montag bis Sonnabend 5 Uhr, jedem Besucher offen.
8. April,
zwischen
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Italien. Turin, 3. Juni.“ Ll.) wurde die Königin von einem Prinzen entbur den Ramen Karl Albert Ferdinand Marie Eugen und der Königin Wittwe im Namen Herzogin von Genug aus der Taufe gehoben
Ber erste Theil des Zolltarifs, betreffend
r Abgeordnetenkammer ganz angenommen Kategorieen des zweiten Theils, die Au genehmigt worden.
In der am 26sten v. M. begonnener
d wurde unter And
d * X 8 sov Synode der Waldenser
. 2 ; waldensischen Kirchen von Turin und Pir
S5fuhr
von Pomaretto beschlossen.
Spanien Madrid, * heute eine Sitzung gehalten und seine Kommissionen zur Wahlprüfung sind bereits ernannt.
Pidal ist wieder hier
In Portugal ist so eben eine ꝛ ausgebrochen. Drei Infanterie Regimenter, zwei vallerie und ein Bataillon Artillerie haben sich am Ilsten d Montemar gegen Saldanha und die Seinigen erklärt
Und —
eingetroffen contrerevolutio
zwadbrone! hwadront
wissenschaft und Kunst. Archäologische Gesellschaft.
In der Sitzung der Archäologischen G esellschaft vom 3. Juni d. J. gab Herr Panofka verschiedene neue Deutungen alter Run st ue ne; In der bekannten räthselhaften Darstellung mehrerer Thongefäße Millin Hal. 121, 468), welche einen Zeus ähnlichen Mann mit oem ö auf des Herakles Rücken zeigen, vermuthet er den Jꝛolossyr 2 als Wegweiser zur Befreiung des gefangenen Thesens (Flut. hes. . auch Kedaleon dem Orion auf, dessen Rücken den Weg zeigt; im ö bild bei Passeri 2, 155 ist derselbe gencig!; st att eines Pluies e. eid⸗ gottes den Hesperos, einen Uhu zur Seite, zu erkennen; im 8 eros mit chönen Skarabäus den Kastor bei der
Hund und Trinkschale auf einem sch 4 Helenaquelle. — Von Po. Zahn waren Probeblätter des Aten bis blen