1853 / 161 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

1132

wickelnden Sprachphilosophie gestaltet. Die Geogrgphie sei nicht mehr ein Ortsverzeichniß, sondern schon eine Statistit der Länder der Erde, ein Bild des Völkerlebens, der Völkerentwickelung ge⸗ worden. Die von Leibnitz in der Schrift Protogaea angedeutete neue Wissenschaft, die er Geographia naturalis nennt, sei nun als zwei neue Wissenschaften, als Geognosie und Geologie, zur Mineralogie getreten, und seit Kurzem erst. trauern die Freunde um das erfolgte Hinscheiden des großen . schöpferisch ordnenden Geistes Leopold's v. Buch, welcher in der Mitte dig er Akademie, die von Leibniz geahnte neue Wissenschaft 6u voller Er kenntniß gebracht und als ein festes und sicherg Erbe nun auch schon hinterlassen habe. Es sei nicht mehr , der Ata⸗ demieen, Aspyle der Wissenschaft zu sein. ö ationen ehren sich in ihnen, als den Repräsentanten ihrer Wissenschaft und werden sie künftig immer mehr als lokale wissenschaftliche Gerichts⸗ höfe zu benutzen haben. Wenn es manchmal scheine, als ob die allseitig entfesselte Mittheilung als erschreckendes Gespenst in das Volk trete, so habe sich doch bewährt, daß Schlechtes zwar er schei⸗ nen, aber nicht voör Gebildetem sich halten könne. Frage man, wer soll die Bücher sammeln, wer lesen, wer die Ideen ver⸗ gleichen, versöhnen und nutzen, welche, unaufhaltsam überall oft unberechtigt hervortreten, so sei es freilich unzweifelhaft, daß täglich die Materialien größer werden, allein mit Riesenschritten wachse auch durch sie das Wissen und das hohe edle Bewußtsein der Menschen. Wer Akten zu lesen verstehe, wisse auch, daß sich große Volumina in kurzer Zeit übersehen lassen. Der⸗ gleichen werde neben der Forschung immer mehr zu üben fein. Da es von Zeit zu Zeit in eisernem Fleiß er⸗ starkte höchste Talente gebe, welche es nicht verschmähen, die Summe der zeitweiligen Kenntnisse in tiefstem Ernste, in reich⸗ stem Maße und in edelster Sprache, wie neuerlich als Kosmos, in eine von allen gebildeten Völkern ersehnte Uebersicht zu bringen, so werde auch hierin jede Furcht zu Freude und Segen werden. Hierauf verlas Herr Trendelenburg als Secretair das Urtheil der philosophisch-historischen Klasse über die eingegangenen Preis⸗ schriften. Die am Leibnizischen Jahrestage 1859 gestellte Preis⸗

frage lautete wie folgt: „Welche philosophische Begriffsbestimmun⸗

gen vom Staate sind von Bedeutung geworden für die Entwickelung

staatswirthschaftlicher Lehren? In wiefern gehört zu einer richtigen

Auffassung vom Staate in den Begriff desselben auch der Gesichtspunkt, daß neben allen übrigen im Staate zu ver⸗

folgenden Zwecken in demselben die Menschen besser und

seichter, als es ohne ihn möglich wäre, Wohlstand er⸗ werben und im Wohlstande fortschreiten? Ist der Ausgangspunkt der Lehre Ad. Smiths, die Arbeit macht wohlhabend, mit einer richtigen Auffassung von dem Wesen des Staats ühbereinstimmend oder nicht? Bei Prüfung und Beantwortung dieser Fragen ist

der ethische Standpunkt besonders festzuhalten, und sind von diesem aus auch die in neuester Zeit in Frankreich und Deutschland entstandenen und verbreiteten staatswirthschaftlichen Lehren und

Theorieen einer näheren Prüfung zu unterwerfen.“

Zur Beantwortung waren fünf Bewerbungsschriften eingesandt worden, von denen die Klasse zwei anerkennend hervorhob und zwar namentlich die mit dem Motto versehene: Fata viam inverient;

aber wegen wesentlicher Mängel konnte sie keiner den Preis oder das Accessit ertheilen. Da indessen die Preisfrage thätige Theil⸗

nahme gefunden, so hat die Klasse sie erneuert; und indem sie die

Ansprüche an wissenschaftliche Forschung und Bearbeitung

schärft, den Preis verdoppelt. Demnach wurde die obige Preisfrage

noch einmal auf das Jahr 1856 verkündigt. Die ausschließende Frist für die Einsendung der Abhandlungen ist der 1. März 1856, der Preis 200 Dukaten. Den Statuten gemäß wurden die zu den einge⸗

laufenen Bewerbungsschriften gehörigen, die Namen der Verfasser

enthaltenden Zettel in der Sitzung uneröffnet verbrannt. ;

Demnächst hielt das neu aufgenommene Mitglied der philoso— phisch⸗historischen Klasse, Herr Eurtius, die übliche Antrittsrede, welche durch den betreffenden Secretair, Herrn Böckh, beantwortet wurde.

Zuletzt las Herr Du Bois -Reymond über das Leben und Wirken des verstorbenen Mitgliedes und Secretairs der Aka⸗— demie, des verdienten Physikers Paul Erman.

Akademie der Künste.

Wegen anderweiter Benutzung der Lokale im Königlichen Akademie⸗ Gebäude wird die unkerm 24. v. M. angekündigte Aus⸗ stellung des Christusbildes von Correggio am Mittwoch den 13. d. M. geschlossen.

Berlin, den 11. Juli 1853.

Königliche Akademie der Künste. Prof. Herbig, Vice⸗Direktor. 1

Justiz⸗Ministerium.

Der bisherige Gerichts Assessor Heinrich Theodor Bauck

in Stolp ist zum Rechts-Anwalt bei dem Kreisgerichte in Lauen— burg und zum Notar in dem Departement des Appellationsgerichts in Köslin ernannt worden.

Angekommen: Der General-Major und Commandeur der 9. Infanterie Brigade, von Beguignolles, von Frankfurt 6 , n.

ö. Abgereist: Der Fürst Pückler-Muskau, nach Schloß Branitz.

D 9 FF yrelso ,, . 4 166 . Excellenz der General -Lieutenant und Commandeur der 5ten Division, von Wussow, nach Frankfurt a. d. O.

Der Ober-Präsident der Provinz Pommern, Freiherr von Pilsach, nach Stettin.

2 ö

Ter Ga or 893 1 5 . ö , . und Commandeur der 4ten Garde ⸗In fanterie⸗Brigade und General à la suite Sr. Majestät des Königs, von Brauchitsch, nach Hamm. ĩ

„Berlin, 11. Juli. Se. Majestät der König haben Aller— gnädigst geruht: dem Gesandten am Königlich spanischen Hofe Grafen von Galen, die Erlaubniß zur Anlegung des von Sr' Königlichen Hoheit dem Großherzog von Sachsen? Weintar ihm verliehenen Großkreuzes des Haus-Ordens der Wachsamkeit; so wie dem Hauptmann und Flügel-Adjutanten von Losn, zur An legung des Ritterkreuzes erster Klasse vorgedachten Srdens zu ertheilen. k 5

R icht amtliches Berlin, den 11. Juli. Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prin—

zessin von Preußen trafen am 8. Juli Abends, von London kommend, auf der rheinischen Eisenbahn in Köln ein und reisten mit dem Nachtzuge nach Weimar weiter.

. Am 8. Juli, während des ganzen Nachmittags, manöve— rirte die Dampfkorvette „Danzig“ auf der Rhede vor Danzig. Wie man vernimmt, wird dieselbe mit Nächstem nach London ab gehen, um ihre Geschütze einzunehmen, dann aber wieder nach Danzig zurückkehren. 5

. Am 8. Juli in der Frühe verkündete das Geläute der sämmt lichen Glocken den Bewohnern der Residenzstadt Weimar das schon seit einigen Tagen befürchtete traurige Ereigniß des Ablebens des Großherzogs Karl Friedrich (das bereits in der vorigen Nummer d. Bl. gemeldet wurde). Derselbe ist heute Nacht um 17 Uhr in Gegenwart der Frau Großherzogin, seines Sohnes und Regie rungsnachfolgers und dessen Gemahlin auf Belvedere in Folge eines wiederholt eingetretenen Fieberanfalls sanft entschlafen. Der nun mehrige Großherzog Karl Alexander, geboren den 24. Juni 1818, hat im Laufe des Tages die nachfolgende Proclamation er— lassen: ö Wir Tarl Alexander, von Gottes Gnaden Großherzog von Sachsen— Weimar-Eisenach, Landgraf in Thüringen, Markgraf zu Meißen, gefürste— ter Graf zu Henneberg, Herr zu Blankenhayn, Neustadt und Tauten— . 2c. entbieten männiglich Unsern Gruß und Unsere landesfürstliche 966 zuvor: Nachdem durch Gottes, des Allmächtigen, unerforschlichen Nathschluß der Durchlauchtigste Fürst und Herr, Herr Karl Friedrich, Großherzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, Landgraf in Thüringen, Markgraf zu Meißen, gefürsteter Graf zu Henneberg, Herr zu Blankenhayn, Neustadt und Tautenburg ac. 2c, Unseres vielgeliebten und hochverehrten Herrn Vaters König liche Hohelt, zur tiefsten Betrübniß Seines Hauses und aller Seiner Unter thanen von dieser Welt abgerufen worden und demzufolge, nach dem in Unserm Großherzoglichen Hause geltenden Erbfolgerechte, die Regierung des Großherzogthums auf Uns übergegangen ist, fo thün Wir dieses allen Unsern getreuen Unterthanen ohne Ünterschied hiermit kund. Wir treten die Regierung mit der Erklärung an, daß Wir dieselbe treu und gewissen— haft, im Einklange mit den Bestinimungen des revidirten Grundgesetzes vom 15. Oktober 1850 über die Verfassung des Großherzogthums vom 5. Mai 1816 führen und überhaupt das theuere Andenken an

Unsern in Gott entschlafenen Herrn Vater dadurch ehren werden, daß Wir in Seine Fußstapfen treten, in Seinem Sinne regieren und wirken. Demnach bestätigen Wir hiermit alle und jede Behörden des Großherzogthums, die von Unserm Herrn Vater eingesetzt oder bestätigt worden, in ihrer amt— lichen Befugniß und Wirksamkeit und erwarten, daß dieselben auch ihrer— seits Uns ihre pflichtmäßige Treue bewahren und in ihrem amtlichen Wir— ken gesetzlich beharren werden. Zu allen Unsern getreuen Unterthanen aber versehen Wir Uns, daß sie ihre Liebe für den entschlafenen, tief verehrten Landesfürsten dadurch bethätigen werden, daß sie Uns, Seinem Sohne und Regierungs-Nachfolger, treue Ergebenheit und willigen Gehorsam be⸗ zeigen. Gegeben Schloß Belvedere bei Weimar, 8. Juli 1853. Karl Alexander. v. Watzdorf. v. Wydenbrugk. Thon.

Se. Königliche Hoheit der Kronprinz von Hannover ist am 7. Juli, am Tage nach der Rückkehr aus London, an den Masern erkrankt. Der Verlauf der Krankheit ist durchaus nicht beunruhigend. .

Die erste kurhessische St ändekammer hat in der öf⸗ fentlichen Sitzung vom 9. Juli den Gesetz-Entwurf, „die Besteuerung des Bieres“ betreffend, berathen und denselben konform mit den weni-

c,

1133

gen von der zweiten Kammer beschlossenen in r , gige, nommen, Hierauf trat eine Pause ein, nach deren 14 3 . ö Berathung des Gesetz Entwurfs, „die Besteuerung ö Hrund⸗ eigenthums!, sortgefahren und derselbe angenommen wurde. z

genthi m g. Juli Abends um 8 Uhr trafen Ihre Kaiserli he Hoheit Großfürstin Katharina von Rußland und ihr Gemahl, der 5 ecklenburg-Strelitz in Hamburg ein und

65 Georg von M mn Ham . ö. Fate de L'Europe ab. Höchstdieselben., haben am

J. Juli Nachmittag die Reise nach der. Insel Wight fergeseftz ; Die Sitzung der beiden nassauischen Kammern vom Juli brachte eine Verständigung derselben zwar über das Kompetenz- gesetz, nicht aber über die Trennung der Scht lehrer. Seminaren zu Stande, indem die erste Kammer bei ihrer h tnmun g fin eine konfessionelle Trennung, die zweite Kammer bei ihrer Abstimmung für eine nichtkonfessionelle Trennung beharrte. . Se. Majestät der Kaiser von Oester reich haben sich aus allerhöchster Gnade bewogen gefunden, dem Joseph w. Rud⸗ nyänsky, ehemaligem Bischofe von Neusohl, und dem ehemaligen Csanader Bischofé Joseph v. Lonovics, die über beide verhängte Confinirung, welche dieser in dem Kloster zu Mölk, jener zu Klosterneuburg zu bestehen hatten, um so mehr nachzusehen, als Beide überzeugende Proben einer gehesserten, loyalen Gesinnung dargelegt haben. ö ö Ihre Majestät die Königin Amalie von G riechen . land ist am 8. Juli, früh 10 Uhr, sammt Gefolge auf der Rück⸗ reise nach Triest in Wien angekommen. Die Abreise Ihrer Maijestät ist auf den folgenden Tag, Abends, festgesetzt. Se. Königliche Hoheit der Kurfürst Friedrich Wilhelm von Hessen⸗Kassel ist mit seiner Familie auf seinen Gütern in Böhmen eingetroffen. Der kurfürstlich hessische Gesandte in Wien, Freiherr v. Schachten, hat sich nach Prag begeben, um daselbst, den Kurfürsten zu empfangen und auf der Weiterreise zu begleiten. Der Aufenthalt Sr. Königlichen Hoheit in Böhmen dürfte einige Wochen dauern. Am J. Juli ist ein Courier mit Depeschen des Internuntius, Herrn Baron v. Bruck, und der Groß-Logothet, Minister von Aristarchi aus Konstantinopel in besonderer Missisn in Wien angekommen,

Der Kaiserlich russische Gesandte am wiener Hofe, Herr Baron v. Meyendorff, das gesammte Gesandtschaftspersonal und alle in Wien befindlichen Kaiserlich russischen Unterthanen versam⸗ melten sich am 7. Juli früh 10 Uhr in dem griechif nich rn Gotteshause, um zur Feier des Geburtsfestes Sr, Majestät des

der Bischof griechisch-nichtunirten Ritus persönlich celebrirte,.

Das amsterdamer Handelsblatt veröffentlicht einen Auszug der Note, welche der römische Staatssecretair, Kardinal Antonelli, unter dem ersten Juni auf die Note des holländischen Gesandten erlassen, worin derselbe sich im Namen seines Gouvernements über die Veröffentlichung der päpstlichen Allocution in Betreff der Wie⸗ derherstellung der katholischen Hierarchie beschwerte, und Erklärung über die Eidesformel verlangt, welche die zu den Bischofssitzen be⸗ rufenen Prälaten zu leisten hätten. In der Note wird her vorge⸗ hoben, daß die Veröffentlichung jener Allocution ein Brauch wäre, den die Kirche für alle Ereignisse angenommen, die allgemeines Interesse böten, und in sofern dürfe man erwarten, daß die hollän⸗ dische Regierung sich nicht dadurch verletzt fühlen dürfe, um so weniger, als die Wiederherstellung der Hierarchie auf eine beschworene Ver fassung fuße. Die neue regelmäßige Form, welche die katholische Kirche in Hol⸗

land angenommen, könne für die weltliche Gewalt keine Gefahr

bieten, während sie den anderen Kulten kein Motiv zu Beschwerden Ne. Star . ihr Verhalten in der türkischen Frage vollständigere Erklärun⸗

bieten könne. Es habe Sr. Heiligkeit fern gelegen, sich in die in⸗ neren Angelegenheiten Hollands zu mischen, und nur, weil die Ver— fassung Hollands der katholischen Kirche das Recht zu ihrer Orga— nisation gegeben, wäre dies auch geschehen. Was die Frage in Betreff der den Bischöfen auferlegten Eidesleistung anlangt, so heißt es in der Note, daß die nach dem römischen Ritual vorge⸗ schriebene Eidesformel sich blos darauf beziehe, daß die Prälaten auf die Unverletzlichkeit der Doktrinen zu wachen hätten. Uebrigens hätte der heilige Stuhl mit Rücksicht auf Zeit und Ortsverhältnisse es für angemessen gefunden, gewisse Modificationen in Betreff sol⸗ cher Staaten zu machen, wo verschiedene Kulte gleichberechtigt sind, und so würde denn auch gerade in den bezeichneten Punkten der von den neuen Bischöfen zu leistende Eid modifizirt werden.

Der „Independance“ zufolge wäre am 7. Juli zu Antwerpen eine englische Dampf-Yacht angekommen, welche J. K. Hoheit die Großfürstin Maria, Witiwe des Herzogs von Leuchtenberg, nach England abholen soll.

Der pariser „Moniteur“ kündigt an, daß Mr. Vecchiotti, Auditor der Nunciatur, dem Minister des Aeußern die päpstlichen Schreiben überreicht hat, die ihn bei der Regierung des Kaisers der Franzosen als Geschäftsträger beglaubigen.

Ihre Masestät die Königin von England gab am 6. Juli Abends ein Konzert im Buckingham⸗Palast, zu welchem an

400 Personen, mit Einschluß der Königlichen Familie, der hohen

Gaͤste aus Preußen und Mecklenburg, der fremden Gesandten nebst ihren Gemahlinnen, der Minister und anderer Staatsbegmten, ein-

geladen waren. Im Laufe des Tages ie Gräfi

Neuilly und Prinz . einen . . Preußen abgestattet. Nachmittags machte die Königin 6 dem Prinzen und der Prinzessin von Preußen wieder eine Spazierfahrt

Admiral Sir C. Buller, einer der ältesten See Bfszlerẽ Englands, ist in diesen Tagen gestorben; er war im Jahre f767 geboren, schon als zehnjähriger Knabe in den Dienst getreten und hatte die Schlacht bei Trafalgar mitgemacht.

In der Sitzung des Unterhauses am 6. Juli stand auf der Tagesordnung die Comité ⸗Berathung über die Bill, welche gegen die Verwendung von Geldmitteln bei den Wahlen zu Be— wirthungen, Aufzügen und anderen Ergötzlichkeiten für die Wähler gerichtet ist und jeden Kandidaten, der zu dergleichen bestechenden oder aufregenden Einwirkungen seine Zuflucht nimmmt, mit Geld— strafen und Anullirung der Wahl bedroht. Die einzelnen Artikel der Bill wurden mit einigen Modificationen sämmtlich ange— nommen. Hierauf beantragte Herr Phillimore die zweite Lesung einer von ihm eingebrachten Bill zur Verbesserung des gegen die Simonie bestehenden Gesetzes. Das Uebel welchem er steuern wolle, sei gewiß von der ernstesten Art, da es das heilige Amt der Seelsorge betreffe, welches immer noch häusig zu einer Sache des Handels und der Gewinnsucht gemacht werde. Nach dem kanonischen Recht schon sei der Verkauf geistlicher Stellen gesetzwidrig, und seit der Reformation seien ebenfalls verschiedene Statuten dagegen erlassen worden, namentlich unter den Königinnen Elisabeth und Anna, wodurch den Geistlichen verboten sei, sich Stellen für Geld zu verschaffen. Diese Gesetze aber seien durch künstliche Auslegung oft umgangen worden und wür⸗— den noch bis auf den heutigen Tag umgangen, und zum Skandal der anglikanischen Kirche, wie zum Triumph ihrer Gegner, lese man fortwährend Kauf⸗ und Verkauf -Anerbietungen dieser Art in den öffentlichen Blättern in Bezug auf Präsentationen auf den nächst eintretenden Erledigungsfall. Die vorliegende Bill sei daher ausdrücklich auch gegen dergleichen Anerbietungen gerich⸗ tet, weil man eben auf diese Weise den Wortlaut der früheren Gesetze zu umgehen gesucht habe. Nach einer längeren Debatte wurde die Berathung des Antrages vertagt.

Im Oberhause fragte am 7. Juli Lord Brougham

2

den Staats-Secretair des Auswärtigen, ob derselbe nicht von der

ch-nichtunirten auf Freitag angemeldeten Motion des Marquis von Clanricarde

große Ungelegenheit, ja Unheil befürchte? Wenn die Unterhand⸗

Kaisers von Rußland einem solennen Gottesdienste beizuwohnen, den lungen noch schwebten, müsse er den edlen Marquis bitten, keine

Motion zu stellen. Lord Clarendon erwiderte hierauf: „Aller⸗

dings kann ich nicht sagen, daß keine Gefahr noch Uebelstand dabei wäre, daß dieser ernste Gegenstand zur Erörterung komme. Die Unterhandlungen sind leider noch nicht auf den Punkt gediehen, daß

eine Debatte ohne Gefahr darüber stattfinden könne, allein die Mi⸗

nister Ihrer Majestät hoffen noch immer auf eine friedliche Lösung

*

der Frage. Der edle Marquis hat übrigens so oft schon

seine Motion vertagt, daß, hätte der edle Lord nicht

eben diese Frage gestellt, ich keine Vertagung beantragt

hätte. Da man aber diesen Gegenstand berührt, so bitte ich den edlen Marquis, noch seine Motion mindestens bis Montag aus⸗

n

zusetzen, weil es von der höchsten Wichtigkeit ist, daß die De⸗

batte zu gleicher Zeit in beiden Häusern stattfinde, und da Lord Russell zu unpäßlich ist, als daß er vor Montag im Par⸗ lament erscheinen könnte.“ Lord Ellenborough hielt es noch

für angemessener, wollte der Marquis seine Motion unbe⸗ stimmt vertagen, bis die Regierung sich im Stande finde, über

gen zu geben als sie jetzt könnte. Lord Derby erklärte sich ganz damit einverstanden, daß die Motion so lange vertagt bleibe, bis das Gouvernement es mit seiner Pflicht vereinbar halte, vollständig Aufschlüsse zu ertheilen. Nachdem Lord Grey sich in gleichem Sinne ausgesprochen, erklärt sich Marquis Clanricard'e dazu bereit, seine Motion zu vertagen. Earl Fitzwilliam wünscht zu wissen, ob die Regierung eine offizielle Abschrift des Manifestes des Kaisers von Rußland erhalten? Lord Clarendon bejaht dies mit dem Bemerken, daß sich bedeutende Irrthümer in die von den Journalen gebrachten Uebersetzungen senes Artenstückes eingeschlichen hätten. Der wichtigste Fehler wäre wohl der, daß der Kaiser erkläre, daß er bereit sei, vorwärts zu marschiren, um für den „orthodoxen Glauben“ zu kämpfen, während es im Original heißt, daß er bereit wäre, zur Vertheidigung des orthodoxen Glaubens voranzuschreiten. Lord Malmesbury spricht die Hoffnung aus, daß auch im Unterhaus keine Debatte darüber stattfinden möge, worauf Lord Aberdeen die Bemerkung macht, daß es der Regierung nicht zustehe, eine desfallsige Debatte im andern Hause zu hindern, daß sie aber alles aufbieten werde, um dieselbe jetzt aussetzen zu lassen. Hierauf zog Lord El Lenborou gh seine Bill, wegen Erhöhung des Militair-Etats in Indien zurück, da sie ohnedies in Sir C. Wood's indischer Bill mit einbe⸗ griffen sei.

In der Morgensitzung des Unt erhauses am 7. Juli ging die irländische Gutsherrn- und Pächter-Bill durchs Comité. Die