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— Der K. K. bevollmächtigte Minister bei der freien Stadt Frankfurt, Freiherr von Menßheng en, wird sich Mitte Juli auf mehrere Wochen mit Urlaub von Frankfurt wegbegeben und es werden die Geschäfte der Legation, wie man vernimmk, von einem Beamten der österreichischen Bundes- Gesandtschaft bis zur Rückkehr des Gesandten versehen werden. — Der Königlich hannoversche Bundestags-Gesandte, General Jakobi, hat sich nach dem Bade orte Schwalbach begeben. ö
— Am 14. Juli, Vormittag 113 Uhr, ist Se. Königliche Hoheit der Regent von Baden mittelst Eisenbahn nach Freiburg abge⸗ reist,. Dem Vernehmen nach werden Höchstdieselben Inspection über die dortige Besatzung halten, nach zweitägigem Aufenthalte daselbst Sich in gleicher Absicht nach Konstanz und sodann, zum Gebrauch einer Badekur, nach Badenweiler begeben. .
— Am 13. Juli kam die bischöfliche Denkschrift aus der Presse zu Freiburg; sie ist in 1000 Exemplaren abgezogen worden. Der Titel lautet: „Denkschrift des Episkopats der , Kirchenprovinz an die hohen Staatsregiexungen von Württemberg, Baden, Hessen, Kurhessen und Nassau. Freiburg i. B. Literarische Anstalt 1853.“ Den hohen Regierungen werden wahrscheinlich schon gegen Ende dieser Woche, die betreffenden Exemplare über⸗ reicht werden. Diese Denkschrift wird etwa in zwei Wochen in den Buchhandel kommen.
— Im Königreich Württemberg werden die diesjährigen Herbstmanöver wegen Verspätung der Ernte auf den Monat Okto ber verschoben werden. Sie sollen im Ganzen 3 Wochen dauern und die Richtung gegen Mergentheim bekommen.
— Am 14. und 15. Juli haben in Osnabrück auf Grund der Städte⸗Ordnung des Ortsstatuts die neuen Bürger vor steh er—⸗ Wahlen stattgefunden. Noch nie hat wohl dort eine solche Theil⸗ nahme der Bürgerschaft bei einer solchen Wahl stattgefunden wie diefes Mal. Das Interesse an der Sache war deshalb so groß, weil die 16 Bürgervorsteher 3 Senatorenstellen im Magistrate ge⸗ meinschaftlich mit diesem zu besetzen haben. In allen 4 Stadt⸗ vierteln sind die von der demokratischen Partei aufgestellten Kan⸗ didaten zu Bürgervorstehern gewählt. Ihr Verbündeter war der Piusverein. ⸗
— Die Frau Großherzogin Mathilde von Hessen König— liche Hoheit, welche am 14. Juli in Schloß Nymphenburg eintraf, wird am 16. Juli die Reise nach Berchtesgaden zu den Königlichen Eltern fortsetzen. Der Königliche Ministerial⸗ (und Cabinets⸗) Se⸗ cretair Hr. Schuller hat sich am 15. Juli, mit mehrfachen mini⸗ steriellen Vorlagen an Se. Majestät den König von Baiern nach Bamberg begeben, und wird dort die Rückkehr des Monarchen aus Preußen, die im Laufe der nächsten Woche erfolgt, erwarten. Mit Bestimmtheit vernimmt man, daß Se. Majestät der König das Ab⸗ halten einer Zollvereins-Industrie⸗-Ausstellung im kommenden Som⸗ mer in München genehmigt hat.
— Se. Majestät der Kaiser von Oesterreich hat am 14. Juli früh 4 Uhr Brünn verlassen und ist nach einer kurzen Besichtigung der Bezirks-Hauptmannschaft in Wischau ohne Aufent— . bis Proßnitz gefahren und hat daselbst das K. K. Militair⸗
rziehungshaus besichtigt. Auf der ganzen Strecke von Brünn, bis Proßnitz waren berittene Landesbewohner mit Fahnen zugeströmt, welche eben so wie die in den Ortschaften an Triumphbogen ver⸗ sammelte Geistlichkeit und Volksmenge Se. Kaiserliche Majestät mit jubelndem Ruf der Freude und Anhänglichkeit ehrfurchtsävoll be⸗ grüßten. In Olmütz wurden Se. Majestät ebenfalls feierlichst von der freudigen Menge und in dem fürsterzbischöflichen Palaste von dem Herrn Fürsterzbischofe und dem versammelten, Metropolitan— Kapitel, so wie von den Militair- und Civil-Autoritäten, ehrfurchts⸗ voll empfangen. Hierauf geruhten Se. K. K. Majestät, in die Amtsgestion der Kreis-Regierung, des Landesgerichts und der Finanz⸗-Bezirks Verwaltung Einsicht zu nehmen, die Frohnfeste zu besichtigen und der dortigen Kadetten-Compagnie eine besondere und längere Aufmerksamkeit zu widmen.
— In Frohsdorf wurde am 11. Juli das 36. Geburts⸗ fest Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Prinzessin Marie Theresia von Desterreich⸗Este, Gemahlin des Herrn Grafen v. Chambord, im Fa⸗ milienkreife gefeiert. Vormittags war Gottesdienst in der Schloß⸗ kirche, bei dem die sämmtlichen in Frohsdorf anwesenden Legitimisten erschienen waren.
— Der schweizerische Nationalrath behandelte am 14ten Juli den Gesetz Entwurf, betreffend die Besoldungen der bleibenden eidgensssischen Beamtungen und pflichtete bei den meisten Ansätzen den Beschlüssen des Stäͤnderaths bei. Dieser bewilligte an demsel⸗ ben Tage für größere Truppenzusammenzüge im Jahr 1851 die Summe von 300,060 Fr.
— Ihre Königlichen Hoheiten der Herzog und die Herzo⸗ gin von Genua sind am 14. Juli, Abends um 10 Uhr, aus Deutschland wieder in Turin eingetroffen.
1 Laut Mitheilung aus Turin vom 13. Juli war an jenem 3 den Kammern das Decret verlesen worden, welches die
. bis auf den 13. November 1863 prorogirt. Am fol⸗
genden Tage sollten die Gemeindewahlen in Piemont beginnen.
Der französische Gesandte am turiner Hofe, Graf von Guiche, war nach Paris abgereist.
. Anfang dieses Monats hat der heilige Vater mit den 1 weltlichen und geistlichen Behörden wieder den Quirinal ezogen. — Für den aus dem Kirchenstaate exilirten Fürsten von Canino sind wieder von Paris her begütigende Stimmen bei Sr. Heiligkeit laut geworden. — Der Bischof Or. Müller von Münster hat Rom am 6. Juli früh verlassen, um auf dem Landwege in seinen Sprengel zurückzukehren.
— Der niederländische „Staatscourant“ veroffentlicht die Ein⸗ nahmen Hollands während der ersten sechs Monate dieses Jahres. Sie beliefen sich auf 27. 056,469 Gulden, was eine Vermehrung von 600,909 Gulden im Verhältniß zum vorigen Jahre zeigt. Die Abtheilungen der zweiten Kammer sind noch mit der Prüfung des Kultusgesetzes beschäftigt. z
— Der belgische „Moniteur“ veröffentlicht das neue Bürger⸗ gardengesetz, kraft dessen die Bürgergarde nur in den Gemeinden aktiv bleibt, welche mehr als 10,906 Seelen zählen, gleichwie in befestigten Städten und Festungen.
— Die Cirkular-Note, welche Minister Drouyn de Lhuys an alle französischen diplomatischen Agenten als Antwort auf die erste Cirkular-Depesche des Grafen Nesselrode gerichtet hat, ist vom 25. Juni datirt. Sie lautet, wie folgt:
„Mein Herr, indem das petersburger Kabinet die Cirkular-Depesche veröffentlichte, welche Graf Nesselrode auf Befehl Sr. Majestät des Kaisers Nikolaus an alle Gesandtschaften Rußlands im Ausland gerichtet, hat es diesem Dokument die Bedeutung eines an Europa selbst gerichteten Ma— nifestes verliehen und darum erachte ich es für uöthig, Ihnen die allge— meinen Erwägungen mitzutheilen, die sich beim Durchlesen mir aufgedrun— gen. Gleich von vornherein bemerke ich, wie selbst aus der Darlegung der Differenzen Rußlands mit der Pforte, wie sie Graf Nessel⸗ rode giebt, hervorgeht, daß die Mission des Fürsten Mentschikoff nach Ronstantinopel nur einen Zweck hatte, nämlich die Regelung der in Betreff der Vertheilung der heiligen Orte von Jernsalem unter den verschiedenen christlichen Konfessionen bestehenden Schwierigkeiten und daß dieser Zweck zur Befriedigung des russischen Kabinets erfüllt worden. Die Frage, warum es sich heute handelt, ist also eine ganz neue; sie steht in keinem Punkte mit jener von Jerusalem in Beziehung, während sie in allen Punkten die Unabhängigkeit und die Souverainetät des Sultans berührt; dies Urtheil haben zu Konstantinopel selbst darüber bereits die Repräsen— tanten Frankreichs, Oesterreichs, Englands und Preußens gefällt. Wie könnte man wirklich behaupten, daß, um den Christen des orientalischen Ritus den Besitz einiger bestimmten Heiligthümer zu sichern, sie in der ganzen Ausdehnung des türkischen Reiches unter einen offiziellen Schutz gestellt werden müssen, welcher die moralische Autorität des Kaisers von Nußland an die Stelle jener setzen würde, die rechtmäßiger Weise dem Groß— herrn. gebührt? Welches Verhältniß besteht zwischen zwei so verschiedenen Thatsachen, und in welchen Punkten könnte die bedeutsamere Forderung als Zusatz, als Konsequenz der Thatsache betrachtet werden, die von ge— ringerer Bedeutung ist? Zur Unterstützung seiner Forderung beruft sich das russische Kabinet auf seine alten Vertrage mit der Pforte, erinnert es an historische Analogieen und macht es Beschwerden geltend. Diese drei Reihen von Argumenten will ich so bündig als möglich nach einander be— rühren. Pruͤft man die Verträge, die, Rußland mit der Türkei geschlossen, so findet man, daß, wenn Rußlaͤnd mitunter für Unterthanen des Sultans Stipulationen festgestellt, diese letzteren entweder zu Provinzen gehörten, welche durch die Wechselfälle des Krieges der Pforte momentan entrissen worden und an deren Rückgabe Bedingungen geknüpft werden konnten, oder daß sie zu Provinzen gehörten, welche während der Dauer der Feind— seligkeiten sich der türkischen Regierung gegenüber eompromittirt und welche Politik und Menschlichkeit gegen Rache zu schützen geboten. Keine dieser Stipulationen hat den Charakter der Allgemeinheit, den man heute den— selben beizulegen versucht, und der Vertrag von Kutschuk Kainardji ins⸗ besondere verleiht Rußland nur ein beschränktes und bestimmtes Schutzrecht auf eine von russischen Priestern bediente Kirche, die man in der Vorstadt Galata bauen wollte. Allerdings will das nicht sagen, daß das russische Kabinet in der Praxis und durch die Macht der Verhältnisse nicht natür— licher Weise dazu geführt wurde, sich für die Christen des griechischen Ritus zu interessiren, welche in der europäischen Türkei die Majorität der Bevölkerung bil⸗ den. Wenn aber die Pforte ihrerfeits den Sympathieen Rußlands fürdie orien— talische Kirche Rechnung tragen mußte, so hat sie bis jetzt keine Verpflichtungen eingegangen, die ihr das Verdienst ihrer Duldung entzöge und ihr an die Stelle freiwillig erfüllter Pflichten gegen ihre eigenen Unterthanen Ver— pflichtungen gegen eine fremde Macht aufzwingen könnte. Hierin liegt die ganze Frage, und einfach ihre Punkte aufzählen, heischt schon, ihre ganze Bedeutung darthun. Passen etwa die Analogieen, auf welche das Rund⸗ schre Hen des Grafen Nesselrode Bezug nimmt, besser auf die jetzige Lage? ..... Wenn unter den Fürsten des deutschen Reichs zur Zeit der Reformation Verträge in Betreff der Ausübung des neuen Kultus in ihren Besitzungen abgeschlossen wurden, muß man nicht zunächst dabei bedenken, daß dieses Reich ein Stagtenverein war, der unter einem und demselben Oberhaupt stand, wie ferner, daß die erwähnten Bestimmungen das Resultat langer innerer Kriege oder politischer Combinationen wa⸗ ren, wobei der wahre Charakter der Kaiserlichen Würde noth⸗ wendig großen Einfluß übte? Was unsere Capitulationen mit der Türkei anlangt, so wissen Sie, daß dieselben uns nie ein Schutzrecht über die ka⸗ tholischen Unterthanen des Sultans verliehen. Wenn Frankreich einem winzigen Theil der türkischen Bevölkerung Dienste, ähnlich jenen, leisten mochte, die Rußland es sich zur Ehre aurechnet, seinen Religionsgenossen gelelstet zu haben, so hat 'sein direkter und ofsizieller Schutz sich nie an— ders geltend gemacht als auf fremde Institute, die von Priestern bedient werden, die gleichfalls Ausländer sind, und deren geistliches Oberhaupt zu
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tesidirt. er Schutz Rußlands würde dagegen sich auf einen Cle— 2 5 6 , des Sultans besteht, und hierarchisch einem Patriarchen unterworfen ist, der auch von der Pforte abhängt. 9. 33 ö, ier übrigens eine wichtige Stelle einer Denkschrift des ich. Ich führe hie ig . ier n Herrn Grafen v. St. Priest an, des Gesandten Königs Ludwigs XVI. u Gonstantinopel von 1768 bis 1785, und welche den Character unseres Protectorats klar bestimmt. Graf de St. Priest spricht sich also aus: „Man hat den Glaubenseifer unserer Könige mit der Bezeichnung eines Protektors der katholischen Religion in der Tevante geschmückt; sie ist. aber illusorisch und dient, nur dazu, jene in die Irre zu führen, die der Sache nicht auf den Grund gehen. Die Sultane haben nie auch nur den Gedanken gehabt, daß die französi⸗ schen Monarchen sich für ermächtigt hielten, sich in die Religion der Un⸗ terthanen der Pforte zu mischen. „Es giebt keinen Fürsten,“ so sagte treffend einer meiner Vorgänger, Marquis de Bonald, in einer Denkschrift über diesen Gegenstand, der, wie eng verbunden er auch mit einem ande⸗ ren Sonveraln?wäre, demselben verstaͤttete, sich in die Religion seiner Un— terthanen zu mischen. Die Türken sind eben so empfindlich darin wie andere. Es ist leicht zu begreifen, daß Frankreich, das mit der Pforte nie anders, als in freundschaftlicher Weise unterhandelt, ihr nicht ihrer Natur nach gehässige Verpflichtungen auflegen konnte; darum schrieb schon der erst? Punkt meiner Instruction vor, Alles zu vermeiden, was der Pforte Argwohn erwecken könnte, indem ich, den religiösen Capitu⸗ lationen zu große Ausdehnung gebe.“ Diese Anführung enthebt mich aller anderen Erläuterungen über einen Punkt, den sie mit“ unbestreitbarer Autorität beleuchtet. Mithin können weder die alten Verträge noch die Analogieen, die man anruft, als so feste Grundlagen für die Forderungen des russischen Kabinets dienen, wie man vermeinte. Es bleibt noch die Frage der Beschwerden zu erörtern. Was Rußland der Pforte zum Vorwurf macht, ist ein Mangel an Rücksichten. Allerdings ist jedes Gouvernement der einzige Richter dessen, was seine Wurde heischt, allein die Genugthuung muß dennoch immer mit der Krän⸗ kung im Verhältniß stehen. Nun bilden aber gewöhnlich Entschuldigun— gen oder Erklärungen des Bedauerns die Genugthuung für ein Unrecht in der Form; es ist aber das erste Mal, daß man erlebt, wie in einem solchen Fall von einem Souverain das Aufgeben seines moralischen Ein— flusses über den bedeutendsten Theil seiner Unterthanen gefordert wird. Ich füge hinzu, daß Frankreich, wenn Rußland der Pforte aus ihren Zweiden⸗ tigkeiten in der Frage der heiligen Orte einen Vorwurf macht, es nicht minder berechtigt wäre, der Pforte dieselben Vorwürfe zu machen, und wenn Frankreich sich dessen enthalten, so geschah es, weil es die Verlegenheiten einer Macht in Betracht zog, welche von zwei entgegen— gesetzten und gleich mächtigen Strömungen fortgerissen, glaubte ihr Gleich⸗ gewicht nicht anders wahren zu können, als indem sie abwechselnd sich widersprechende Verpflichtungen einging. hat die Regierung Seiner kaiserlichen Majestät bewogen, Rechnung zu tra⸗
gen der Verschiedenheit der Zeiten, wie den Veränderungen, die seit einem
Jahrhundert in den Beziehungen der verschiedenen Mächte und Rußlands insbesondere zum Ottomanischen Reiche eingetreten, ob⸗ schon wir zur Unterstützung der Forderungen der Patres des heiligen Grabes die Klausel eines förmlichen Vertrages geltend machen könnten, welche die Greignisse ihnen verschafft. Weit entfernt davon haben wir unsere Zustimmung dazu gegeben, daß man ihnen ein Heiligthum eröffne, das der Himmelfahrtsmoschee, deren Zugang ihnen unterfagt war, und welche die jüngsten Bemühungen eines französischen
Botschafters, des Admirals Roussin, theilweise dem christlichen Kultus zu— rückgegeben. Was den Schlüssel der großen Pforte der Kirche von Beth⸗
lehem anlangt, von dem man so viel gesprochen, so hat man nur zu be⸗ merken vergessen, daß die Griechen einen ganz ähnlichen Schlüssel besaßen, und daß der Schlüssel der Lateiner, statt ihnen das Eigenthum eines Tem— pels zu sichern, der immer dem andern Religionsbekenntnisse vorbehalten blieb, ihnen nur ein bloßes Durchgangsrecht gewährte. Man hat ehen so wenig erwähnt, daß als Genugthuung für das Vergessen eines vom Divan der russischen Gesandtschaft gegebenen Versprechens, als der französischen
Gesandtfchaft ein ganz anderes gegeben worden, durch einen der beiden zur Regelung der Frage der heiligen Orte bestimmten Firmans
auf die Forderungen des Fürsten Mentschikoff dem griechischen Patriarchen zu Jerufalem die ausschließliche Aufsicht über die Neubauten eingeräumt wurde, welche der Zustand der großen Kuppel der Kirche des heil. Grabes erheischt. Können auch alle diese Thatsachen ebensowenig unsere Rechts—
ansprüche schmälern, als selbst ein ohne unser Zuthun abgeschlossener Ver-⸗
trag, es sei denn, daß die allgemein anerkannten Prinzipien des Völker—
rechts umgekehrt würden, so stellen dieselben nichtsdestoweniger eben so
viele mehr oder minder wichtige Beeinträchtigungen, wenn nicht in den jungsten Verpflichtungen der Pforte gegen uns dar, die unsere Würde uns zur Pflicht gemacht hätte, vollkommen achten zu lassen, doch mindestens eine Beeinträchtigung des bestimmten Wortlauts unserer Capitulgtionen von
1740. Wenn mithin Frankreichs Absichten weniger versöhnlich gewesen
wären, wenn Frankreich nicht von dem Gedanken durchdrungen gewesen wäre, n . ö . . Fre ch nicht ve K nicht für wünschenswerth, daß das ehrenwerthe Mitglied (Layard)
daß keine der kontrahirenden Parteien der Conventlon vom 13. Juli 1841 alle diefem europaͤischen Vergleiche vorangegangenen Rechte nicht in An⸗ wendung ziehen dürfe, ohne sich der Gefahr bloszustellen, die Ruhe zu gefährden, welche durch die Kollektivgarantie der Mächte dem ottomanischen Reiche zugesichert werden solle, so hatte es der Regierung Sr. Kaiserlichen Majestät vollkommen zugestanden, nicht nur Vorbehalte geltend zu machen, die in der Diplomatie in beständigem Brauch sind, sondern ihrerseits Dro— hungen vernehmen zu lassen. Frankreich hat aber eine andere Bahn ein⸗ geschlagen, und die Mäßigung, die es bekundet, abgesehen davon, daß sie es aller Verantwortlichkeit für die jetzige Krise entbindet, giebt ihm gleich⸗ falls das Recht, zu hoffen, daß die Opfer nicht verloren sein werden, die es zur Aufrechthaltung der Ruhe im Orient gebracht, und daß das rus⸗ sische Kabinet durch ähnliche Rücksichten bewogen, ein Mittel auffinden werde, um seine Ansprüche mit den Vorrechten der Sonverainetät des Sultans zu vereinbaren, und anders als durch die Gewalt einen Streit
1 .
n' kein Vergleich zwischen der Stellung beider Mächte mög
zu schlichten, dessen Lösung so viele Intere i
tige Sie, 3 ö. . ⸗ '. . e er. „= Ihre Majestät die Königin von
Königliche Hoheiten der Prinz von Wales 1 3 . j
Kent beehrten am 13. Juli das Deutsche Theater mit .
wart.
— In der Sitzung des Unterhau ses am 13. Juli ermi Lord Palmerston auf eine , 16. Herrn . wegen der Grafschafts⸗-Steuern, daß die Regierung es sich 2 halte, in der nächsten Session eine Bill vorzulegen, welche die Ver waltung dieser Steuern zeitgemäß ordnen solle. Die von Lord Goderich beantragte zweite Lesung der Finanz⸗Bill wurde auf die Bemerkung von Sir George Grey, daß sie ohne Wirkung sei verworfen. Hierauf erhielt Herr Adderley die Erlaubniß, ein? Bill einzubringen, welche die Verbesserung des Looses jugendlicher Verbrecher zum Zwecke hat. Sie beantragt Besserungs⸗-Schulen, die unter Aufsicht der Behörden stehen sollen.
Das Oberhaus hielt am 14ten nur eine kurze Sitzung.« Die Bills zur Verbesserung des Kriminal-Gesetzes und diejenige in Betreff des Kirchenbaues wurden zurückgezogen und der Bericht über die Bill wegen der jugendlichen Bettler entgegengenommen.
In der Unterhaus-Sitzung am 14. Juli wurde die zweite Lesung der Universitäts-Bill (die sich nur auf die schotti— schen Universitäten bezieht) mit 116 gegen 17 Stimmen ange⸗ nommen. Herr Forbes und mehrere andere schottische Mit⸗ glieder erklärten, daß sie sich der zweiten Lesung nicht wider⸗ setzen wollten, daß sie sich aber ihre Einwendungen für die Comité ⸗⸗Berathung vorbehielten. Hierauf brachte Herr Disraeli die orientalischen Angelegenheiten zur Sprache. Der Staats-Secretair der auswärtigen Angelegenheiten habe die Versicherung gegeben, daß Ihrer Majestät Regierung den gebiete⸗ risch aufgestellten Forderungen Rußlands in keiner Weise Gehör schenken werde. Von der Annahme ausgehend, daß die Unterhand⸗ lungen nicht blos formell, sondern thatsächlich fortgeführt würden, daß sie bis zu jenem Punkte gediehen seien, wo man weder aus noch ein könne, ferner von der Ansicht ausgehend, daß es für das allgemeine Beste in diesem Falle sehr ersprießlich wäre, diese wich⸗ tige Angelegenheit in beiden Häusern zur Diskussion zu brin— gen, wünsche er zu wissen, ob der edle Lord etwas dagegen
habe, einen Tag zu bestimmen, an welchem das ehrenwerthe Mit⸗
Derselbe Geist der Mäßigung gl . rb) könne. Lord John Russell erwiderte: „Ich muß mich in mei⸗
glied für Aylesbury (Layard) seine Anfrage in Unterhause stellen
ner Erwiderung auf die dem ehrenwerthen Mitgliede vor Kurzen gegebene Antwort beziehen. Damals stellte derselbe einige Fragen über die erst kürzlich eingetroffene russische Note an mich. Da ich diese nur flüchtig in einer Zeitung gelesen hatte, war ich des In⸗ halts noch nicht vollkommen Meister. Deshalb antwortete ich nach dem Eindruck und meiner ersten Auslegung jener Stelle im Altenstücke, worin gesagt ist, daß die rus⸗ sischen Truppen erst dann aus den Donau- Fürstenthümern abziehen werden, wenn der Druck, den die Anwesenheit der verbün⸗ deten Flotten auf die türkischen Häfen ausüben, entfernt wird. Ich bemerkte damals, ich könne an die Aufstellung einer derartigen Be— dingung nicht glauben. Ich sagte dies nicht blos deshalb, weil ich nicht wahrgenommen hatte, daß diese Bedingung im Aktenstücke klar ausgesprochen ist, sondern weil ich es für unmöglich hielt, daß zwei einander so ganz unähnliche Dinge in eine Parallele gebracht wer⸗ den könnten. Zugegeben, daß die angeführte Stelle jene Deutung zuläßt, die ihr das ehrenwerthe Mitglied gegeben hat, muß ich zur Beant⸗ wortung seiner an mich gerichteten Frage bemerken, daß seine Vor⸗ aussetzung, als seien die Verhandlungen dahin gerathen, wo man
weder aus noch ein weiß, eine irrige ist. Im Gegentheil haben
die Regierungen Englands und Frankreichs in Erwägung gezogen,
daß es Vorschläge giebt, welche Rußland sowohl, wie der Türkei genehm sein und dit eine, friedliche Lösung dieser unglücklichen Er—⸗ eignisse herbeiführen dürften. Ob diese Hoffnung begrün⸗ det ist oder nicht, kann man so schnell nicht wissen; es braucht einige Zeit, bevor wir aus Petersburg erfahren können, aus welchem Gesichtspunkte man irgend welche von England, Frank⸗ reich und Oesterreich gebilligte Vermittelungsvorschläge betrachtet. Und weil dies der Stand der Verhandlungen ist, so halte ich es
seine Motion vors Haus bringe.“
— Die in Madrid niedergesetzte Kommission, welche die Be— rechtigung Spaniens in Bezug auf die heiligen Orte prüfen soll, hat ihre Arbeiten bereits begonnen.
— Der portugiesische Marschall Saldanha ist von seiner Krankheit wieder hergestellt und wohnte bereits einer Sitzung der Pairskammer am S8. Juli bei. — Die Deputirten haben fast alle Vorschläge für 18653 —54 bewilligt und sind mit der Discussion der Marine⸗-Äusgaben des letzten Budget-Postens beschäftigt.
— Das türkische Festungs⸗Kommando der Dardanellen hat die Weisung erhalten, die zur britisch-französischen Flotte gehören— den Dampfer Tag und Nacht ungehindert passtren zu lassen.