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Der tiefe Eindruck dieser Rede äußerte sich in einem begeister⸗ ten Lebehoch auf des Königs Majestät. . .
Allerhöchstdieselben geruhten hierauf auch den folgenden Vor⸗ trag des Vorsitzenden der Direction, Geheimen Regierungs Rath Henz, huldvoll anzuhören: . .
„Ew. Königliche Majestät begrüßt die Direction der Westfälischen Eisenbahn an der Gränze ihres Wirkungskreises. ö ö
Wir sind des ehrfurchtsvollen Dankes erfüllt, daß Ew. Königliche Majestät die Gnade haben wollen, unserem Werke die Weihe zu ertheilen.
Zum Bau der Westfälischen Bahn berufen, hatten wir zunächst den Plan zu machen, welcher sich nach dem Verhältniß des Bodens in einen für die Ebene und einen für das Gebirge theilte. .
Der erstere bot keine Schwierigkeiten von Belang; im Sommer 1849 konnte der Bau begonnen und die 10 Meilen lange Strecke von Hamm nach Paderborn schon im Herbst 1850 dem Verkehr übergeben werden.
Dieser Zeitraum war nöthig, die Gebirgslinie zu bearbeiten.
Bie Aufgabe war; auf einer Basis von 2 Meilen 700 Fuß Höhe, 1100 Fuß über dem Meeresspiegel, den höchsten Punkt, welchen preußische Bahnen erreicht haben, zu ersteigen und auf der anderen Seite bei gleicher Basis 550 Fuß zu fallen.
Bei Einhaltung normaler Steigungs- und Krümmungs-Verhältnisse mußte der Zug aufgesucht werden, in welchem sich das Terrain der Höhen— lage der Bahn am günstigsten anschloß.
Die Unebenheiten auszugleichen, mußte der Kunst überlassen werden; und es blieb genug für sie zu thun übrig.
Felseinschnitte bis zu 100 Fuß Tiefe; Dammschüttungen gegen 140 Fuß hoch; 4 Viadukte von zusammen 2509 Fuß Länge, 115. Fuß Höhe; 200 kleinere Brücken; die Verarbeitung von nahe 13 Millionen Schachtruthen Felsen und die Ausführung von 40,000 Schachtruthen Mauerwerk waren erforderlich, das Planum herzustellen
Unter den gegebenen Verhältnissen nahm schon die Einleitung des Baues große Vorsorge in Anspruch.
Bel der dünnen Bevölkerung der Gebirgsgegend fehlte es überhaupt an Arbeitskräften, und für die heranzuziehenden fremden Arbeiter, deren Zahl sich bis auf 12,000 steigerte, mangelte es an Unterkommen und Nahrung.
Es mußte daher zunächst für Arbeiter-Wohnungen, für genügende, gesunde und wohlfeile Nahrung, für ausgedehnte Krankenpflege und für genügende Ueberwachung zur Erhaltung der Ruhe und Ordnung Sorge getragen werden.
Am 8. Juli 1851, also vor 2 Jahren, legte der Herr Handelsminister den Grundstein zum größten Bauwerke der Bahn, dem 1530 Fuß langen Altenbekener Viaduct, und kann dieser Tag als der eigentliche Beginn des Baues bezeichnet werden.
Bald' darauf begann aber eine nicht enden wollende Reihe von Hin— dernissen, Widerwärtigkeiten und Gefahren.
Das Wetter wurde schlecht und immer schlechter; Sturm und Regen vertrieb die Arbeiter aus der unwirthbaren Gegend.
Die Wege wurden grundlos und waren bedeckt mit gefallenen Pferden und zerbrochenen Wagen.
Das Baumaterial in der Nähe erwies sich als ungenügend, Meilen weit wurde das Gebirge durchwühlt, um besseres zu erlangen, und dieses mußte noch aus weiter Ferne herangeschafft werden.
In Folge des unaufhörlichen Regens traten nun noch wie damals in verschledenen Gegenden Bergstürze und Erdabrutschungen ein, welche die mühfam geförderten Arbeiten zu vernichten drohten und theilweise auch zerstörten.
Diese Verhältnisse gestalteten sich im folgenden Jahre 1852 noch un— günstiger und Wenige glaubten noch an das Gelingen des Baues.
Nur das unter den verzweifelten Verhältnissen uns geschenkte Ver— trauen hat uns den Muth und die Kraft gegeben, die Elemente zu be⸗ kämpfen und mit Gottes Hülfe endlich zu besiegen.
Unter Mühen und Sorgen und Gefahren, mit aufopfernder Hinge⸗ bung aller beim Bau Betheiligten und unter wirksamer Unterstützung aller Behörden ist das Werk zur endlichen glücklichen Vollendung gebracht.
Es harret der Weihe Ew. Königlichen Majestät, unseres erhabenen und gnädigen Bauherrn.“
Se. Majestät folgten diesem Vortrage mit sichtlichem In⸗ teresse und verstatteten demnächst das zweite Mitglied der Direction, den Betriebs Inspector und den AbtheilungsBaumeister, welchen bereits vorher durch den Herrn Handels-Minister die Decoration des Rothen Adler Ordens Ater Klasse behändigt worden, so wie zwei Bau⸗Unternehmer und zwei untere Bahnbeamte, welchen das Allgemeine Ehrenzeichen verliehen worden, zur Vorstellung. — Die Allerhöchsten und, hohen Herrschaften und Festgenossen bestiegen hierauf ven inzwischen geordneten Festzug der Westfälischen Eisen— bahn, und die Festfahrt begann, wobei überall die zahlreich herbei— , Bevölkerung zu beiden Seiten der Bahn aufgestellt war, o less ,. Landesherrn, der zum erstenmale diese neu er⸗ . Fin ö seines Reiches mit Seiner Gegenwart erfreute, . Yer , . — Auf dem Bahnhofe zu Warburg wurden . Yi jestät von dem regierenden Fürsten von Waldeck und von 26 , und den Prinzen dieses hohen Hauses begrüßt,
ei ch demnächst dem Festzuge auf Allerhöchsten Wunsch an⸗ khn. ö Königliche Hoheit der, Kurfürst von Hessen und , . sich demnächst bei Sr. Maje st ät. — Nach⸗ e st h hte no nig ie Voꝛrstellung der Behörden des Orts und der
es Bezirks anzunehmen, auch das hier, wie überall auf den Haltepunkten der r e , voll zu besichtigen ge . Fahrt aufgestellte Schüßen - Corps huld⸗ birge' bis zum B geruht hatten, wurde die Festfahrt in das Ge—
J. ⸗ ahnhofe bei Bonenburg und von' dort bis ersten größeren Bauwerke der B i ,.
er Bahn, dem Waldmühlen⸗-Viadukte
bei Willebadessen, fortgesetzt, wo Allerhöchstdieselben von einem dazu hergestellten Puntte aus, dieses Bauwerk in Augenschein zu nehmen geruhten. Nach kurzem Verweilen begab sich der Zug von dort nach Neuenheerse, dem Scheitelpunkte des Gebirges und der Bahn-Anlage. Von dem hier errichteten, reich dekorirten Königs— Pavillon aus, der von einer unübersehbaren Menschenmenge umwogt war, konnten Se. Majestät sowohl die großartigen Bahn— Bauten als die herrliche Gebirgslandschaft überschauen, und gaben Allerhöchstdieselben Ihre freudige Ueberraschung zu erkennen. Nach Entgegennahme einer Collation wurde die Festfahrt zu dem bedeu— tendsten Bauwerke der Bahn, dem Viadukte bei Altenbeken fortge— setzt, den Se. Majestät gleichfalls näher in Augenschein zu nehmen geruhten, und dessen riesige Verhältnisse einen sichtbaren Eindruck zu machen nicht verfehlten. Hier begrüßte Se. Majestät der Oher⸗ Präsident der Rheinprovinz. Nachdem weiterhin das zweitgrößte Bauwerk, der Dune -Viadukt bei Neuenbeken, wenn auch wegen Kürze der Zeit nur flüchtig, betrachtet worden, trafen Se. Maje⸗ stät zur festgesetzten Zeit, um 13 Uhr in Paderborn ein, wo Allerhöchstbieselben von dem regierenden Fürsten von Lippe-Det⸗ mold, dem Herzoge von Croy, dem Fürsten von Bentheim -Tek— lenburg⸗-Rheda und dem Bischofe von Paderborn begrüßt wurden. Nach Vorstellung der Behörden, Besichtigung der hier stationir⸗ ten drei Escadronen des 8. Husaren- Regiments und des Schüz⸗ zen-Corps, stattete Se. Majestät dem hiesigen Blinden⸗Institut einen Besuch ab und geruhten, geführt von der Vorsteherin, Fräu— lein Pauline v. Mallinkrodt, von der Einrichtung und der Leitung desselben nähere Kenntniß zu nehmen. Durch das Kasseler Thor, an welchem Se. Majest ät von den Jungfrauen der Stadt mit einem poöetischen Willkommen, und von der Gymnasial-Jugend mit einer dreifachen Anrede in griechischer, lateinischer und deutscher Sprache begrüßt wurden, nahmen Se. Maje stät Allergnädigst das von der Stadt Paderborn in dem Harmonie-Lokale bereitete Festmahl an, bei welchem zunächst der Ober-Präsident von West— falen ven Dank der Provinz aussprach und den Toast auf den Allerhöchsten Landesherrn ausbrachte. Se. Majestät erwiederten mit einem Toast auf das Gedeihen der Provinz: Er what vie Provinz Westfalen bereits oft befucht, Er seü dieses Mal aber durch ein neu eröffnetes Thor eingezogen und hoffe, daß für immer durch dieses Thor nur Segen ein- und ausgehen möge. Der Bischof von Paderborn brachte hierauf das Lebehoch auf Ihre Majestät die Königin! aus. Der Bürgermeister von Paderborn sprach den Dank der Stadt aus, welcher durch die Ge— genwart des Allerhöchsten Herrn eine unvergeßliche Freude bereitet sei, und schloß mit einem wiederholten Hoch auf den König, wor— auf Allerhoöchstderselbe das Wohl der Stadt Paderborn auszubrin—⸗ gen geruhte, indem Er bemerkte: daß das eben gehörte Wort, wie es vom Herzen gekommen, auch zum Herzen gedrungen sei, und daß es zwischen Ihm und der Stadt Paderborn immer so sein und bleiben möge. Das Festmahl war hiermit beendigt. — Durch die reich ge— schmückten Straßen begaben sich Se. Majestät nach dem Bahn⸗ hofe und setzten, nach Besichtigung der dort aufgestellten Veteranen der Stadt, die Fahrt nach Lippstadt fort. Auch dort war von der Bürger schaft, welche zum ersten Male als „ ganz preußische“ den Landesherrn zu begrüßen Gelegenheit hatte, dem Könige ein be⸗ geisterter Empfang bereitet. Dle Frau Herzogin von Württemberg begrüßte Se. Majestät, umgeben von den festlich bekränzten Jungfrauen der Stanßt. Das zahlreiche Schützen -Corps war auf dem Perron des Bahnhofes in Galla aufgestellt. Auf dem Vor— platze fand der Vorbeimarsch der in Lippstadt garnisonirenden Schwadron des 8. Husaren-Regiments statt. Von hier begab sich der Festzug nach Soest, wo derselbe gegen 5 Uhr eintraf. Hier hatten sich zur Begrüßung Sr. Majest ät der Fürst, von Hohenzollern Sigmaringen aus Düsseldorf, die Frau Gräfin von Kielmanns⸗ egge, so wie die Geistlichkeit, die Ritterschaft der Gegend und sämmtliche Behörden zahlreich eingefunden. — Nachdem der König in Soest die Restauration der Wiesenkirche, das Walpurgis-Stift, die Blinden-Anstalt, die frühere Minoriten-Kirche, die Nikolai⸗Ka⸗ pelle in Augenschein genommen und den Grundstein zum neuen vangelischen Schulhause zu legen geruht hatte, setzten Allerhöchst dieselben die Reise nach Arnsberg fort. ö Das Fest war durch das schönste Wetter begünstigt, nirgend ist eine Störung vorgeksmmen oder ein Unfall zu beklagen gewesen. Die Erinnerung an diesen Tag, der durch die Gegenwart unseres Allgeliebten Landesherrn seine höchste Weihe erhielt, wird in den davon berührten Gegenden Westfalens fortleben. . — Am 22. Juli ist Ihre Königliche Hoheit die, Prinze ssin Karl von Prenßen! mit der Prinzefsin Louise um b lihr Abends zum Befuch bei Ihrer Königlichen Hoheit der verwitweten Frau Herzogin von Nassau in Wiesbaden eingetroffen und nach dem Thee, gegen 9 Uhr Abends, wieder nach Schlangenbad zurückgekehrt. . — Das Befinden Ihrer Majestät ber Königin von Han⸗ nover ist, dem! Büllefin vom 25. Juli zufolge, durchaus zufrie⸗ denstellend.
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— Se. Königliche Hoheit der Kur fü rst, Son el ls ist am 24. Juli Abends mit Gefolge von Wilhelmshöhe nach Leipzig eis abs e , Hoheit der Herzog von Nassau beehrte am 22. Juli Nachmittags das öoͤsterreichische dager bei n n, , der Nähe von Mainz, in welchem eben das , n, . 8 Prinz Albert von Sachsen Rr. 11 bivouakirt, it einem Besuche. ö. cine . 23. Juli in München eingetroffenen Nachrich⸗ ten werden Ihre Majestäten König, Ludwig und Königin Therese mit Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Großherzso⸗ gin von Hessen von Berchtesgaden nach Leopoldstron bei Salz⸗ burg übersiedeln, wo auch Se. Königliche Hoheit, der G roßherzog von Hefsen, welcher am 22. Juli durch München an demselben Tage kam, eintreffen . . . ' Nit Genehmigung Sr. Majestät des Kaisers von Oester⸗ reich ist ein optisches Institut in Wien gegründet, und die Leitung dieser neuen Anstalt dem Herrn Professor Petzwald anvertraut worden. . H . Der Kaiserlich russische Feldjäger⸗Capitain Herr Konut⸗ schel ist mit Depeschen für die Gesandtschaft aus London am 22. Juli in Wien angekommen. , Das Professoren⸗- Collegium der medizinischen Fakultät zu Wien hat sich einstimmig für Beibehaltung der gegenwärtigen Lehr⸗ und Lernfreiheit ausgesprochen. ᷣ ö — Der Kaiserlich russische Staatsrath Herr von, Andrault ist in offizieller Eigenschaft aus St. Petersburg in Wien angekom— men, verweilte aber nur einen Tag und hat am 22. Juli auf der Triester Route Wien wieder verlassen. w — Das österreichische Handels-Ministerium hat mit Erlaß vom 23. Juli die von der wiener Handels- und Gewerbekammer bean— tragke Erhebung und Veröffentlichung richtiger Mittelpreise der wich—⸗ tigen Waarengattungen genehmigt. ö ö. — Bei Anlaß der Budget-Berathung im sch weizerischen
Nationalrath am 23. Jull wurde die Wir ksamkeit der Geschäfts⸗ träger in Wien und Paris einer etwas rücksichtslosen Kritik unter⸗ worfen. Am Ende der Diskussion genehmigte man die Ansätze von 24,900 Fr. für die Geschäftsträgerstelle in Pa ris und von 12,000 Fr. für die in Wien, und trat dem ständeräthlichen Beschlusse bei, wonach der Bundesrath die Vertretung der Schweiz im Auslande überhaupt in Untersuchung ziehen und Anträge stellen soll. Für bas Auswanderungswesen genehmigte er den Ansatz von 20,9000 Fr., verwarf aber den Beschluß des Ständeraths, eine eidgenössische Druckerei zu errichten. — Der Ständerath beendigte die Be⸗ rathung des bundesräthlichen Geschäftsherichts. Der Beschluß des
1 3 886 1 Mwoirwmwarl 1151 D op ** Tr om bo 1 59 Iche Nationalraths, betressend die Beunruhigung dei Fremen, welche
das Asyl nicht mißbraucht haben, mit Beziehung auf
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die Herzogin von Orleans und Herrn Thier Mehrheit angenommen. — Der gedructe
über den Kompetenzkonflikt, betreffend die vereins, schließt mit dem Antrag, „Ddie Bun die Bundesbehörden kompetent erklären, über zutreten, und den Bundesrath beauftragen weitere Behandlung zu nehmen.“
— Es sind aus allen Theilen der Niederlande Me von Petitionen gegen das neue Kultusgesetz im Haag eingel⸗ Fast die gesammte Einwohnerschaft von Mastricht hat die
tition gegen den Kultusgesetz⸗Entwurf unterzeichnet.
— Alle Provinzialräthe Belgiens haben ihre jüngsten Ses⸗ sionen benutzt, um Glückwunsch⸗-Adressen an Se. Majestät den König auf Anlaß der bevorstehenden Vermählung des Kronprinzen zu votiren. Auf die Adresse der Deputation des Provinzialraths
von Westflandern gab König Leopold unter andern folgende
Antwort: „Es ist sehr lange her, daß wir uns kennen, 22 6 nn dahingeschwunden, seitdem ich unter Ihnen er⸗ schien. Die Zeit verfliegt rasch; was liegt aber daran, wenn Sie uns so gute Resultate zurückläßt? Wir haben fort und fort an Ehre und Ruf zugenommen, und während der ganze Kon⸗
; K . ö rwe vf . nngren Mirre ; tinent von Sicilien bis nach Dänemart vin inneren Wirren an
ĩ 5 Fssssten 359 * ssofn 11 Trieden — 919826 91 540 989 heimgefallen war, erfüllten wir allein in Frieben unser , Weisheit
Unsere Bevölkerung war bewunderungswürdig durch, ihre h. und ärndtet heute deren Früchte. Unsere Lage ist jetzt sowohl im Innern wie in äußerer Beziehung eine elgtzn treff ich;
Der „Independance“ zufolge, würde Ihre Kaiserl. Hoheit
.
die Erzherzogin Maria ven 29. August auf belgischem Gebiet eintreffen; die Vermählungsfeier würde am 22sten d. in Brüssel stattfinden. .
— Der pariser „Moniteur“ enthält ein Dekret, wonach die Bestimmungen des Artikel 10 des T welcher den Mitgliedern der Ehrenlegion 8 dem Extrage des Verkaufs der Orleans'schen Güter jährliche Bewilligungen je nach dem Grade von 250 — 3000 Fr. zusagt, auf die Generale und Admirale im Reserve⸗Cadre nicht anwendbar sind.
— Ihre Majestät die Königin von Groß britannien hat die Masern glücklich überstanden und befindet sich bereits in
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morgen wieder begeben, und nach diesem z jede tige Staat auf dieselbe Weise einen schwächern Nachbar sich einverlei⸗
voller Genesung; es werden daher vom 24sten an keine Bülletins mehr ausgegeben. Ihre Königliche Hoheit die Herzogin von Kent und Se. Durchlaucht der Fürst Ernst von Leiningen haben sich am 21. Juli zum Besuch nach Schloß Ssborne be ö. — Die am 22. Juli im Unterh . Juli ir erhause von Herrn Layard gestellte (und nebst Lord John Russell's Antwort bereits kurz er⸗ wähnte) Anfrage in Betreff der Unterhandlungen mit Rußland über die orientalischen Angelegenheiten lautet wörtlich: „Es ist nun“, sagte derselbe, „einige Tage her, seit Lord Palmer⸗ ston mich aufforderte, einen von mir angekündigten Antrag aus⸗ zusetzen, weil die Unterhandlungen noch schwebten. Diese Un⸗ terhandlungen bestehen angeblich in einem gemeinschaftlichen Vorschlage Englands und Frankreichs an die russische Regierung. Ich willigte in die Aufforderung des edlen Lords, und das Haus wird sich erinnern, daß er versprach, mir recht bald einen Tag zu bezeichnen, an welchem ich die Angelegenheit wieder zur Sprache bringen könnte. Ich habe seitdem gehört, daß der Minister der auswärtigen Angelegenheiten im Oberhause erklärt hat, er werde in wenigen Tagen — jene Vorschläge möchten nun angenommen werden oder nicht — bereit sein, dem Publicum alle auf diesen Gegenstand bezügliche Papiere vorzulegen. In den letzten vierzehn Tagen haben nun Erxeignisse von sehr großer Wichtigkeit im Osten Europa's stattgefunden. Ich wage zu behaupten, daß in der ganzen Geschichte des Verkehrs unter den Nationen so ungerechtfertigte, gewaltsame und gefährliche Handlungen nicht vorgekommen sind, wie die in den letzten drei Monaten in Europa verübten. Die rus⸗ sische Regierung hat eine große Truppenmasse in die Moldau und Wallachei geschickt, sie hat nicht nur diese Provinzen militairisch besetzt, sondern faktisch auch einen großen Theil der Civil Verwaltung dieser Provinzen in ihre Hand genommen; sie befestigt nicht nur die Hauptstädte daselbst, sondern jeden militairi⸗ schen Punkt an der Donau. Ueberdies hat sie nicht nur an die Türkei, sondern, wie das Haus einräumen wird, auch an England höchst beleidigende Mittheilungen gerichtet, und zwar hat, sie dies
in einer Weise gethan, die in der Geschichte der Diplomatie
noch nicht dagewesen ist, — in einer höchst verletzenden Weise. Eine Art Kreuzzug ist in Rußland gepredigt, und dieses Er= eigniß ist in der öffentlichsten Weise gefeiert. worden, nicht in Rußland allein, sondern wir hören, daß ein Kreuzzug gegen eine benachbarte Macht, wobei dieselbe in der ver—⸗ letzendsten Weise als eine ungläubige charakterisirt wird, in den eigenen Provinzen dieser Macht gepredigt worden ist,
und daß der Fürst einer dieser Provinzen gezwungen wurde,
einer öffentlichen Ceremonie zur Danksagung für diesen Kreuzzug gegen seinen engeren Souvergin beizuwohnen. Was ist die Folge von diesen Vorgängen? Die Macht, gegen welche diese Schritte ge⸗ richtet sind, ist in große Unkosten versetzt worden. Nicht nur sind die Hülfsquellen der Türkei erschöpft worden, sondern sie hat auch die Hülfe ihrer Nachbarn anrufen, sie hat die Mittel in Anspruch nehmen müssen, von denen der Unterhalt der Bevölkerung abhängt. Bekannt ist auch, daß ihr die Gefahr eines Ausbruchs im Innern droht, und daß ein solcher jeden Augenblick eintreten kann. Ich denke die erwähnten Handlungen, die das europäische Staatsrecht verletzen, und geeignet sind, allen Verträgen ein Ende zu machen, auf denen der Frieden Europas ruht, verdienen die ernste Auf⸗ mertsamkeit der Regierung. Es giebt kaum einen einzigen schwa⸗ chen Staat in Europa, der den gegenwärtigen Stand der Dinge
nicht mit Schrecken betrachten muß. Was heute geschah, kann sich
em Vorgang kann jeder mäch⸗
ben. Man sagt uns, jene gewaltsame Akte hätten blos den Cha⸗
racter von Unterhandlungen. Nun, ich will glauben, die Regierung
hat, trotz ihres löblichen Wunsches, den Frieden Europa's aufrecht 5 . ö 1 — * J 24 24 1
zu erhalten und diesem Zweck jedes Opfer zu bringen, doch einen
unumwundenen und energischen Protest gegen dergleichen Angriffe
erlassen und die angemessenen Maßregeln getroffen, um zu verhin⸗ dern, daß dieselben später in, ähnlichen Fällen als maßgebender Vorgang angesehen werden könnten; und es ist blos ein Akt
der Gerechtigkeit gegen England und Europa überhaupt, daß diese
Proteste dem Publicum vorgelegt werden, damit es urtheilen
könne, ob dieselben der Wichtigkeit des Gegenstandes angemessen und einer Nation, wie die britische, würdig sind; und damit,; falls unglücklicherweise kein solcher Protest erhoben wurde, jene Mitglie⸗ der, die meine Ansicht theilen, Gelegenheit bekommen, feierlichst
gegen eine Politik zu protestiren, die in solchem Falle mit der
Würde, der Ehre und den Intexessen Englands unverträglich wäre,
w.
die, ich wage die Behauptung, nicht nur dem Bestand der Türkei, sondern der Existenz jedes schwachen Staats auf dem Festlande Europas gefährlich
voäre. JedeStunde macht die Umstände günstiger fürRußland. Wir wissen,
was sich begeben hat. Wir wissen, wie weit wir den Versicherun⸗
gen Rußlands trauen dürfen, Versicherungen, die ganz allgemein
gehalten sind und die uns zeigen, daß Rußland nicht abgeneigt
sst, von den ihm gemachten Vorschlägen Nutzen zu ziehen. Lassen
sich die Unterhandlungen nur einige Monate lang fortspinnen, so
werden unsere Flotten gezwungen sein, entweder einen Vertragbruch