1854 / 190 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

; 2 e, ,, /,

460

Folge der durch den Schlag des Pferdes herbeigeführten Gehirnerschüt⸗ kerung so plötzlich erfolgt. Nach Insbruck habe ich eine Staffette abge— hen lassen, damit der dortige erste Arzt herbeikomme, um die nöthigen Anordnungen wegen Erhaltung der Leiche zu treffen. Von ebendaher wird zur einstweiligen Aufbewahrung derselben ein Sarg eintreffen. Ueber diesen fürchterlichen Fall, der, wie wohl Ew. Excellenz überzeugt sind, mich mit dem entsetzlichsten Schmerze erfüllt, lege ich das aufgenom⸗ mene Protokoll des Bezirkshauptmanns Freheißen, so wie das Zeugniß der bei⸗ den Aerzte bei. Auf Anordnung des Bezirks- Hauptmanns werden die Schützen von Imst die Ehrenwache bei der Allerhöchsten Leiche, die na— türlich von den Se. Majestät begleitet Habenden nicht aus den Augen gelassen wird, übernehmen. Den Befehlen über das Weitere von Ew Excellenz gehorsamst entgegensehend 2c. Eduard von Zezschwitz.“

Hieran ist noch die Bemerkung zu schließen, daß nach der mit

Obigem übereinstimmenden, im amtlichen Protokoll enthaltenen Aus— sage des Majors von Zezschwitz Se. Höchstselige Majestät beim Sturze noch gerufen hat: „Haltet nur die Pferde!“ und daß gedachtem Protokoll die Erklärung des Majors von Zezschwitz beigefügt ist, daß nach seiner Ansicht dem Postillon keine Verschuldung zur Last falle. Die Aussagen des Königlichen Kammerlakais Kleeberg sind folgender gestalt zu Protokoll gegeben:

„Als wir zur Stelle kamen, wo sich der Weg zur Brücke rasch biegt, stürzte plötzlich der Wagen. Se. Majestät der König fielen gegen das Handpferd, der Herr Major fiel seitwärts und ich zwischen die Pferde. Der Postillon führte die Pferde. Durch das Um— stürzen des Wagens gerieth der Strang dem Handpferde zwischen die Füße und dasselbe schlug aus. Zum Unglück wurde der König gegen die Füße des Handpferdes geworfen und von dem Hufe desselben am Kopfe getroffen. Ich zog Se. Majestät den König aus den Pferden heraus und legte ihn mit Hülfé des Herrn Majors auf den nahen Grasboden, indem wir ihm ein Kissen aus dem Wa gen unter das Haupt gaben. Ich rief nach Hilfe, und der Herr Major fuhr gleich um einen Arzt nach Imst. . einem Becher Wasser und trocknete den Schweiß ab. Mehrere Leute waren zu Hülfe gekommen, und wir trugen dann Se. Majestät den König in das nahe gelegene Wirthshaus zu Brennbichel, wo Se. Majestät, in das Bett gebracht, einen Aderlaß erhielt und mit den Sterbesakramen— ten versehen wurde. Se. Majestät haben vielleicht noch eine halbe Stunde nach diesem Unglück gelebt, worauf Allerhöchstdieselben verschieden. Die Nferde waren nicht wild, der Wagen fuhr langsam, und ich begreife nicht,

der Wagen umstürzte. Der Weg war nicht so schlecht, obwohl durch das schlechte Wetter etwas ausgespült, und wir sind oft viel schlechtere Wege gefahren. Nach meiner Ansicht fällt dem Postillon keine Schuld

*

zur Last, und ich kann wirklich nicht sagen, wie der Wagen gestürzt ist.

Weitere Umstände kann ich nicht angeben, und außer dem Herrn Major,

mir und dem Postillon war bei dem Eintritt des Unglücksfalls Niemand gegenwärtig.“ r Frankfurt, 11. August. In der gestrigen Bundestags⸗

Sitzung sind, gutem Vernehmen des „Fr. J.“ nach, Gegenstände

von besonderer Erheblichkeit nicht vorgekommen. Oldenburg legte den über die Regulirung des Bentinckschen Streites vereinbarten Vergleich vor. Der Gesandte der thüringischen Staaten zeigte

an, daß die juristische Fakultät zu Jena beauftragt worden ist, in

dem zwischen Preußen und Lippe obschwebenden Streite, betreffend

die Dotation der katholischen Kirche in Lippstadt, das Urtheil

zu fällen. Preußen legte seine neueste Rang- und Quartierliste vor. Der Militair-Ausschuß hielt einen Vortrag über die Be— dürfnisse der Bundesfestung Luxemburg. Mehreren ehemaligen schleswig holsteinschen Offizieren wurden Unterstützungen bewilligt. Die Reclamations⸗Kommission erstattete einen Vortrag über die Beschwerde der Gesammtlandschaft von Anhalt wegen Wahrung und Aufrechterhaltung ihrer Gerechtfame, worin der Antrag gestellt wird, die herzoglich bernburgische Regierung zu ersuchen, auf die Verhandlungen mit der anhalt-dessau-köthenschen Regierung wegen Herstellung des Berfassungszustandes einzugehen und sodann mit der letzteren und den Ständen zusammen weitere Verhandlungen zu pflegen.

Und weiterhin bemerkt dasselbe Journal: Die Vorlage der russischen Antwort an die Bundesversammlung, welche Sester— reich und Preußen in der Erklärung vom 2hsten d. M. ausdrück— lich und bestimmt zugesagt haben, ist in der gestrigen Sitzung der Bundesversammlung noch nicht erfolgt, weil von Wien aus die Weisung hier eingegangen, solche noch zurückzuhalten. Die preußi— sche Regierung hat sich, wie man vernimmt, zur Verwirklichung dieser Zusage schon Anfangs dieses Monats in einer an die deutschen Staaten gerichteten Cirkular-Depesche bereit erklärt.

Baden. Karlsruhe, 11. August. Der Bundesbeschluß vom 6. Juli d. J., allgemeine Bestimmungen zur Verhinderung des Mißbrauchs der Preßfreiheit betr., dessen Publication in den einzelnen deutschen Bundesstaaten hereits begonnen hat, berührt auch, wie die „Karlstr. Ztg.“ bemerkt, das badische Preßgesetz in verschie denen Punkten. Die wesentlichste Bestimmung, die in unser Preßgesetz eingreift, dürfte 8. 2 sein, welcher also lautet:

§5. 2. Zur Ausübung des Gewerbes eines Buch- oder Steindruckers, Buch⸗ oder Kunsthaͤndlers, Antiquars, Inhabers einer Leihbibliothek oder eines Lese-Kabinets und Verkäufers don' Zeitungen, Flugschriften und bildlichen Darstellungen soll in, allen Bundesstaaten die Erlangung einer besonderen persönlichen Konzession sobrigkeitlichen Bewilligung) erforder— lich und nur denjenigen Gewerbtreibenden, welche eine solche Kon— zession (obrigkeitliche Bewilligung) erlangt haben, die Erzeugung von Druckschriften und der gewerbsmäßige Verkehr mit denselben, nach

Maßgabe der Konzession (obrigkeitlichen Bewilligung) gestattet sein. Die Einziehung der Konzession (obrigkeitlichen Bewilligung) im Falle des Mißbrauchs des Gewerbebetriebes kann nicht nur in Folge gerichtlicher Verurtheilung, sondern auch auf administratibem Wege erfolgen; auf letz⸗ terem jedoch nur dann, wenn nach vorausgegangener wiederholter schrift⸗ licher Verwarnung oder nach erfolgter gerichtlicher Bestrafung die vor— erwähnten Gewerbtreibenden ihre Beschäftigung beharrlich zur Verbrei tung von strafbaren, insonderheit staatsgefährlichen Druckschriften miß— brauchen. Konzessionen, welche in widerrüflicher Weise ertheilt sind, kön— nen auch ohne derartige vorhergegangene Einschreitungen auf administra

tivem Wege eingezogen werden.

Oesterreich. Wien, 13. August. Einer telegraphischen Mittheilung aus Brennbühel vom 11. August zufolge, ist an diesem Tage in Gegenwart des K. K. Statthalters die Obduction der Leiche weiland Sr. Majestät des hochseligen Königs Friedrich Au gust vorgenommen worden. Sie hat ergeben, daß der Tod eine unmittelbare Folge der absolut tödtlichen Verletzung der Hirn— schale und der damit verbundenen hochgradigen Gehirnerschütterung war, und wurde die Verletzung selbst nach Form und Größe als von dem Hufschlag eines Pferdes herrührend erkannt. (W. 3.)

Niederlande. Haag, 10. August. Der Tarif-Abän— derung s-Gesetzentwurf wurde gestern von der Zweiten Kam— mer einstimmig angenommen. Derselbe hatte während der Erörte— rungen in den Abtheilungen der Kammer wichtige Modificationen erlitten, in deren Folge der Hauptartikel 1 nunmehr die Bestim— mung enthält, daß die Zollermäßigungen bei Ein- und Ausfuhr von einzelnen Artikeln, welche seitens der Niederlande kraft eines Vertrages einem fremden Staate zugestanden worden sind, wäh— rend der Dauer eines solchen Vertrages gleichfalls Anwen dung finden sollen auf alle Artikel der nämlichen Art, welche aus oder nach anderen Staaten ein- oder ausgeführt werden, und zwar ohne Unterschied der Flagge, unter welcher die Ein- oder Ausfuhr stattfindet, Alles unbeschadet der Bestimmungen der Artikel 1 und 8 des bekannten Gesetzes vom 8. August 1850. Dem Könige wird das Recht vorbehalten, denjenigen Waaren, welche in den Nieder— landen eingeführt worden, um auf irgend eine Weise verarbeitet und dann wieder ausgeführt zu werden, zollfreie Einfuhr zu ge statten. Etwa 80 Tarifsätze, welche zusammen im Jahre 1853 an

Zoll 507,791 Fl. einbrachlen, werden durch das jetzt angenommene

Gesetz beträchtlich herabgesetzt oder ganz aufgehoben.

Frankreich. Paris, 11. AÜugust. Das offizielle Organ des französischen Kriegsministeriums bestätigt ausdrücklich die Ex— pedition nach der Krimm, der es den Zweck beilegt, sich eines „Pfandes“ für die Rußland aufzuerlegenden Bedingungen und für die der Türkei und den verbündeten Mächten zu gewährenden ge— rechten Entschädigungen zu bemächtigen.

Heute rückt das erste Grenadier Regiment der Kaisergarde vollständig ein, um in der Ecole militaire zu kaserniren. Großbritannien und Irland. London, 12. August. Die Königin vertagte heute in Person das Parlament. In ͤ Rede dankte sie für den Eifer und die Energie, womit die

zur kräftigen Fortführung des Krieges beschafft worden. In, der herzlichen Cooperation mit Frankreich werden alle Anstrengungen dahin gerichtet werden, den ehrsüchtigen und agressiven Geist Rußlands zu dämpfen und die Ruhe Euro— ae nf zu chern. di Königin bewundert den Muth und die Beharrlichkeit der türkischen Truppen zu Silistria— und wo sonst immer. Die Königin wünscht sich ferner Glück zu der Eröffnung des Küstenhandels und Zulassung fremder Schiffe, und nimmt dann Bezug auf die in gegenwärtiger Session ange— nommenen Gesetze, betreffend die Verbesserung der Steuer-Erhe— bung, das Gesetz, wonach die Universitét Oxford auch die Dissen⸗ ters zuläßt, das Gesetz, das die Bestechung bei Wahlen verhindert. Endlich wird des blühenden Zustandes, worin sich Staat und Volk befindet, im Allgemeinen Erwähnung gethan.

Spanien. Der pariser „Moniteur“ vom 12. August meldet, daß die konstituirenden Cortes bei ihrer bevorstehenden Zusammen— kunft nur eine einzige Versammlung bilden werden.

Die Regierung bereitet eine Uebersicht des Zustandes der Finanzen vor.

Türkei. Bukarest, 3. August. Fürst Gortschakoff hat an den Großban Kantakuzeno das nachfolgende Reskript erlassen:

Hauptquartier Schillaba, am 19. Juli (a. St.) 1854

In Folge der Konzentrirung der Kaiserlichen Armee, die ohne Ver— zug vor sich geht, wird die Stadt Bukarest von den Truppen geräumt.

Indem ich mich aus dieser Stadt zurückziehe, überlasse ich dem Ver— waltungsrathe die Leitung der öffentlichen Angelegenheiten. Derselbe wird dafür Sorge tragen, die Verwaltung mit Gewissenhaftigkeit und Eifer zu führen, und zwar auf Grundlage der bestehenden Institutionen des Landes.

Was jedoch die Distrikte betrifft, welche von der kaiserlichen Armee okkupirt bleiben, so haben sowohl die Distrikts-Administratoren, als auch alle anderen ihrer subalternen, so wie bis jetzt in ihren Ar⸗ beiten zu verfahren, und bei der nothwendigen Verprobiantirung werden sie sich den direkten Befehlen der Armeekommanden fügen, oder denen, welche sie bon dem Herrn Wornik Floresku empfangen werden, der schon seit der Zeit des Einrückens der russischen Armee in die Walachei mir als Spezialkommissair beigegeben ist.

1461

Indem ich mich aus der Hauptstadt dieses Fürstenthums zurückziehe, habe ich das Vergnügen, den Mitgliedern des Verwaltungsrathes, so wie allen Beamten und Einwohnern, im Allgemeinen meine Fankbarkeit aus— zudrücken für den Eifer, mit welchem sie insgesammt bereitwilligst dem Bedürfnisse der Kaiserlichen Armee entgegengekommen sind.

(gez Fürst Michael Gortschakoff m. p.

Ein Erlaß des Baron Budberg an den Verwaltungsrath lautet:

Der Höchstkommandirende General der Kaiserlichen Armee hat mir den Befehl ertheilt, der Concentrationsbewegung seiner Armee zu folgen und die Verwaltung des Landes dem administrativen außerordentlichen Staatsrathe unter dem Vorsitze des Herrn Großporniks Constantin Kaän— tacuzeno zu übertragen.

Diesem gemäß lade ich den administrativen Staatsrath ein, sich an die jetzt bestehenden Gesetze zu halten und ihr Amt der Art zu führen, damit keine Abweichungen stattfinden. (gez. Budberg.

19 Juli (a St) 1851. , n südlichen Kriegsschauplatz Fol— In Bukaxrest erwartete man den Einmarsch der öster⸗ reichischen Truppen in die Fürstenthümer zwischen 20. und 24. Au— gust. Omer Pascha hat dem walachischen Verwaltungsrathe eine offizielle Mittheilung von dem zwischen Oesterreich und der Pforte

2 97 1 VJ

4

kares y

geschlossenen Uebereinkommen in Betreff der Besetzung der Fürsten— thümer durch österreichische Truppen gemacht.

Aus Galatz vom 3. August wird gemeldet, daß am 2. August daselbst ein Courier aus dem Hauptquartier des Generals Osten⸗ Sacken eingetroffen ist, der den Befehl überbracht hat, Anstalten zur Räumung der Stadt zu treffen, da die Moldau auf Befehl des Czars verlassen werden wird. Vorläufig werden nur die Spi— täler und Kriegsvorräthe nach Rent geschafft. Die Truppen blei— ben marschbereit, um zu jeder Stunde nach Reni abrücken zu können.

Einer telegraphischen Depesche aus Jassy vom 9. August zufolge trifft die dortige russische Kanzlei Vorbereitungen, die Stadt nächstens zu verlassen.

Der mit außerordentlichen Vollmachten zur Bewerkstelligung des Rückzuges der russischen Truppen aus der Moldau versehene General von Osten-Sacken wird sein Hauptquartier von Jassy nach Mohilew in Bessarabien verlegen. Ein Theil seines Generalstabes ist bereits dahin abgegangen.

Die Landpost aus Konstantinopel vom 4. August hrachte Briefe mit der Meldung, daß Dervisch Pascha zum türkischen Commissair für die Moldau ernannt sei und sich in Kürze dahin begeben werde. Die Verhandlungen zur Verbesserung der Lage der Christen sind im Pfortenrathe fortdauernd. Arif Efendi ist mit der großherrlichen Anerkennungsurkunde für den neuen Vicekönig nach Egypten ab— gegangen.

Nach Berichten aus Konstantinopel über die Lage der Dinge auf dem asiatischen Kriegsschauplatze gegen Ende Juli wird das russische Heer fortwährend massenhaft. verstärkt und überhaupt in eine Verfassung gesetzt, die wichtige Kriegsereignisse voraussetzen

/

läßt. Zu den zwei Armeecoꝛ ps Bebuto ff und Androniko ff

wird ein drittes Armeecorps als Reserve aus dem Innern Ruß— lands stoßen. Anapa wird in größter Eile befestigt. In der Nähe der Stadt ist ein für 20,900 Mann eingerichtetes Lager vorberei tet. Man spricht mit voller Bestimmtheit davon, daß die englisch⸗ französischen Truppen die Offensive gegen Rußland am asiatischen

Kriegsschauplatze eröffnen werden. Die Gerüchte, daß Schamyl die Hülfe

der Auxiliartruppen abgelehnt habe, werden als eine absichtlich in Umlauf gebrachte Täuschung bezeichnet. In Wahrheit steht Schamyl sowohl mit den Engländern als Franzosen auf bestem Fuße und wird mil den alliirten Truppen gemeinschaftlich gegen Rußland operiren. Das türkische Armee-Corps in Asien hat dagegen wirklich Befehl erhalten, bis zum Eintreffen der Truppen der Alliirten in der De- fensive zu bleiben. In den türkischen Hafenorten werden für Landung bedeutender Truppenmassen Vorbereitungen getroffen.

Aus Trapezunt, 20. Juli, berichtet die „Triest. Zeitung“: Von einem im „Journ. de Constantinople“ erzählten Zusammenstoß der Türken und Russen, der irgendwo zwischen Ardahan und Achältzik stattgefunden hätte, war schon vor einigen Wochen die Kunde über Erzerum hierher gelangt; es lautete aber dieselbe so dunkel und so unbestimmt und man schien überhaupt, selbst in den Konsulaten der verbündeten Regierungen, so wenig Gewicht darauf zu legen, daß es kaum nöthig erschien, die Nachricht zu erwähnen. Unterdessen hat man sich in Stambul mög⸗ lichst beeilt, die nach den unglücklichen Gefechten des vori—

9 1

gen Monats bedenklich verminderte Heeres-Abtheilung in der Colchis zu ergänzen, denn es sollen an 10,000 Mann regulgirer Truppen am Bord der türkischen Dampffregatten gewesen sein, die man in den letzten 10 Tagen nacheinander in diesen Ge- eine oder zwei,

wässern sah, und die meistens nach Batum eine ode wie es schien, in der Richtung nach Tscherkessien weiter steuerten. Treffen, wie schon bekannt, seine ganze Feld-Artillerie ein- gebüßt, hat er mit derselben Gelegenheit nicht weniger als 20 Kanonen zugeschickt erhalten, also noch mehr als

Nachdem Selim Pascha in dem letzten

. Se 1n 9 M

er damals verloren. Für Erzerum und Kars haben dann die— selben Kriegsschiffe und mehrere Segelfahrzeuge etwa 30 Wallge— schütze, sammt ihren Laffetten nebst einer Menge Munition und Montirungsstücken hier gelandet. Man sieht aus allem dem, daß, wenn das anatolische Heer bisher wenig zu leisten vermochte oder nur Schlechtes leistete und der materielle wie der moralische Zu— stand desselben viel zu wünschen übrig läßt, das Kriegsministertum in Konstantinopel weniger dabei verschuldet, als die Fahrlässigkeit und Unfähigkeit der Befehlshaber. Ihrerselts läßt die hiesige Pro⸗ vinzialbehärde noch immer Schaaren von Baschi⸗Bozuks zum Armeekorps in Batum abgehen, die wir jeden Tag, ihre Fahnen und barbarische Musik voran, gleichsam „in Parade“ aufmarschiren sehen, wie sie sich zu ihrer Einschiffung auf Segelfahrzeugen nach dem Landungs⸗ platze begeben. Ein vorgestern mit dem österreichischen Dampfer angekommener Oberst des französischen Generalstabs, der dem Se— riasker des anatolischen Heeres als General-Adjutant zugetheilt ist

also wohl die Leitung der dortigen Kriegsangelegenheiten fak⸗ tisch übernehmen soll ist noch an demselber Tage nach Kars weiter gereist.“

Am Bord der am 18ten von Beirut abgegangenen französischen Kriegsbrigg befand sich der französische General⸗Kon sul Herr Lesseps, welcher sich, wie es heißt, nach Jerusalem begiebt, um dle Ange⸗ legenheit des noch immer in Jaffa in Erwartung der ihm gebüh⸗ renden und von der Pforte bewilligten Genugthuung verweilenden lateinischen Patriarchen, Monsignor Valerga, zu ordnen. Der Fer⸗ man, betreffend den vom Patrtarchen verlangten Bau einer katho— lischen Kirche in Beit⸗ Djala, ist in Konstantinopel bereits ausge⸗

*

fertigt worden. Briefe aus Jerusalem vom 21 sten melden, daß in Naplusa die gestörte Ordnung durch von Jakub Pascha dahin ent— sendete 200 irregulaire Soldaten wieder hergestellt sei.

Der „Oss. Triest.“ bringt nun Details über den bereits tele— graphisch gemeldeten Brand von Amasia. Die Feuersbrunst war in der Nacht vom 17. —18. Juli im Bazar ausgebrochen. Es fehlte an Löschmitteln und so konnte der Brand durch volle 19 Stunden wüthen und den ganzen Bazar (700 Kaufläden), mehrere Moscheen und 800 Wohnhäuser verzehren. Es gingen an 30,000 Kilos Korn und 109990 Kilss Gerste zu Grunde. Der sonstige Verlust wird auf 6 Millionen Piaster veranschlagt.

Die Nachrichten aus Damaskus reichen bis zum 20. Juli. Am 10ten ist die gewöhnliche Pilgerkaravane unter Führung Arif Pascha's nach Mekka abgegangen; wie zu erwarten stand, war sie diesmal sehr geringzählig.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 8. August.

r „Russische Invalide“ veröffentlicht folgende Nachrichten vom

chwarzen Meere: Am 14. (26.) Juli, bei Tagesanbruch, zeigte sich Sicht von Sebastopol eine feindliche Flotte, in der Zahl von

Dreidecker-Linienschiffen, 11 Zweideckern und 7 Dampfern; davon waren 5 Schraubenschiffe, unter denen 1 Dreidecker, wahrscheinlich das französische Linienschiff „Montebello.“ Die Damp f⸗Linienschiffe und Dampfer bugsirten die Segelschiffe, und die ganze Flotte be⸗ wegte sich in der Richtung nach dem Cap Lukull, mit Ausnahme von 3 Dampfern. Diese 3 Dampfer näherten sich den Batterieen des Nordufers, als einer derselben aber eine Kanonenkugel in den Spiegel erhielt, welche vom Bolochow-Thurme abgefeuert war, ent⸗ fernten sie sich nach Norden und beschäftigten sich mit Sondirungen beim Cap Lukull, wo auch die ganze Flotte anhielt. Bei Sonnen— untergang vereinigten sich alle feindlichen Schiffe und legten 12 bis 14 Meilen von Sebastopol bei. ö

Schweden und Norwegen. Stockholm, 11. August. Französische und englische Truppen sind im Besitz der ganzen Alands⸗ Insel. Die Russen haben sich in die Festung Bomarsund zurückgzge—

1

zogen, welche seit dem 8Sten d. ununterbrochen beschossen wird.

ö ö . e 99 2 59 yo TX Sm 3 r Paris, Sonntag, 13. August. (Tel. Dep. d. C. B.) Der

heutige „Moniteur“ meldet, daß die Rückkehr des Kaisers nach Paris erst zu Ende des Monats stattfinden werde. Der „Moni⸗ teur“ theilt fe mit, daß ein österreichischer Offizier an Omer e

Pascha ges. worden sei, um mit demselben das Einxücken der

Oesterreicher in die Donaufürstenthümer zu ordnen. In der Passage eröffnete die 3proz. Rente zu 73, 30 und

23 69 9) schloß zu /6, 40.

Statistische Mittheilungen.

Die Entwickelung des einen und des anderen Staates der nord amerikanischen Union, oft selbst unmittelbar sich begränzender Staaten, geht keinesweges mit gleicher Raschheit von Statten So schreitet, nach uns vorliegenden Berichten, der Staat Illinois mit ansehnlicher Schnelligkeit vorwärts, während das anstoßende Missouri zurückbleibt. Illinois hat zur Zeit schon 15 Haupt-⸗Eisenbahnen mit einer Länge bon A3 englischen Meilen, die sich Ende dieses Jahres bis auf 3200 aus dehnen dürften. Die Hauptstadt Chicago, welche vor 15 Jahren noch nicht vorhanden war, hatte im Mai d. J. bereits 75,900 Einwohner. Der