1854 / 226 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Wir bleiben Unsern getreuen Ständen in Gnaden gewogen. Gegeben Sanssouci, den 20. September 1854.

gez Friedrich Wilhelm.

(gegengez) von Manteuffel. von der Heydt. Simons. von Westphalen. von Bodelschwingh. Graf Waldersee.

An die zum Provinzial⸗-Landtage des Herzogthums Schlesien, der Grafschaft Glatz und des Markgrafthums Ober— Lausitz versammelten Stände.

Wir Friedrich Wilhelm, von Gottes Gnaden, König von Preußen ꝛc. 2c. entbieten Unsern zum Provinzial-Landtage versammelten Ständen Unsern gnädigsten Gruß.

Mit Rücksicht auf ein anerkanntes Bedürfniß lassen Wir Unsern getreuen Ständen den Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Verbindlich— keit der Mitbelehnten zur Anmeldung ihrer Rechte an denjenigen Lehnen, auf welche das vormals sächsische Lehnrecht ausschließlich oder fn fsen f Anwendung findet, nebst Motiven vorlegen, und sehen Wir der gutacht—

lichen Aeußerung Unserer getreuen Stände über diesen Entwurf entgegen.

Wir verbleiben Unsern getreuen Ständen in Gnaden gewogen. Gegeben Putbus, den 9. September 1854.

(gez Friedrich Wilhelm. (gegengez) von Manteuffel. von der Heydt. Simons von Westphalen. von Raumer. Graf Waldersee.

An die zum Provinzial-Landtage versammelten Stände der Provinzen Brandenburg, Schlesien und Sachsen.

verlesen und dem Herrn Landtags-Marschall Fürsten von Pleß ausgehändigt worden waren. Breslau, den 24. September 1854.

Der Königliche Landtags-Kommissarius, Ober⸗Präsident der Provinz Schlesien. von Schleinitz.

Ueber weitgedehnte, schöne Fluren in drei Provinzen unseres

Vaterlandes ist herbe Noth hereingebrochen, und der Angstruf

Derer, welche sehen mußten, wie die Wasserfluthen plötzlich den ganzen Erwerh ihres sauren Fleißes: Aerndte und Acker, Haus und Hof, und alles, was darinnen war, verschlangen und mik sich fortrissen, mahnt dringend um Hülfe.

In Schlesien vor allem, doch auch weithin durch Posen und Brandenburg, so weit die das Land durchströmenden Flüsse Warthe, Spree, Havel und Elbe mit ihren Nebengewaͤssern

reichen, ist die kaum erwachte Freude über den reichen Aerndtesegen, welche, voraufgegangener Mangel doppelt groß machte, nun wieder in Jammer und Betrübniß verwandelt worden. Tausende haben buchstäblich Alles, was sie besaßen, verloren; mit tobtem Sande bedeckten die Wogen fußhoch ihre Aecker und Gärten und begruben ihr Weideland, also daß ihnen auf immer jede Hoffnung geraubt wäre, wenn sie nicht der Liebe und Barmherzigkeit Gottes und

ihrer Mitmenschen vertrauen dürften.

Indeß schon regt der Eifer, dies gränzenlose Elend zu lindern

und seinen Folgen zu wehren, sich allerwärks auf erfreuliche Weise; aber noch wiederholt sich auch fast täglich und von allen Enden her der Nothschrei, und die Gefahr ist vorhanden, daß trotz des herr⸗

Bewohner an den Bettelstab gekommen sind und darben müssen,

vergessen und versäumt werde, weil Niemand laut geuung die

ö erhob, ihrer besonderen Noth zu gedenken und für sie zu en.

Darum glauben die Unterzeichneten eine heilige und unerlä liche Pflicht zu erfüllen, wenn sie zur Bildung . Comité's zu sammentreten, dessen Aufgabe es sein soll, in der Provinz Branden= burg einen Vereinigungspunkt zu bilden für die Gaben' der Liebe, die theils schon an vielen Orten gesammelt sind, theils noch in Anspruch genommen werden.

Wir bitten die Kreis-Behörden und größeren Stadtgemeinden, Special⸗Comit ens zu bilden und die von ihnen gesammelten Erträge Uns zu überweisen und uns dadurch in den Stand zu setzen, nach

, Ainer mit den Provinzial-Behörden der drei Provinzen 85 n Brandenburg und Posen zu nehmenden Abrede eine dem e geln, möglichst entsprechende Vertheilung der Liebesgaben unter . 3 genannten Landestheilen bewirken zu können. Der mit— . . . Fabrikbesstzer und Stadtrath Jacobs in Potsdam ist 4 die Geldsendungen zu vereinnahmen und darüber Rechnung zu 2 deren Veröffentlichung wir nicht unterlassen werden.

Ueberall aber, wohin dieser Aufruf dringt, in den Städten wie guf dem Lande, möge er die Herzen willig' und die Hände offen finden, auf daß die Hülfe schnell und trostbringend sei. Insbeson⸗ dere bitten wir alle Dominien und Gemeinde⸗Vorstände und Alle die bereit sind, zu dem Ziele, das wir erstreben wollen, mitzuwir⸗

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ken, schleunigst Hand an's Werk legen, in den Kreis- und anderen Lokal-⸗Blättern in diesem Sinne wirken und sich dann mit uns in näheres Einvernehmen setzen zu wollen.

Potsdam, Berlin und Frankfurt a. d. O., am 18. September 185.

Flottwell, Ober⸗-Präsident der Provinz Brandenburg. Graf von Arnim-Boytzenburg. von Arnim-Criewen, Oberst⸗ Lieutenant a. D. zu Berlin. Beyer, Ober⸗Bürgermeister der Residenzstadt Potsdam. Bötticher, Ober ⸗-Präsident zu Frank— furt a. d. O. Engelcken, Polizei-Direktor von Potsdam. Freiherr von der Goltz, Landes-Direktor der Neumark. von Goßler, Kreisgerichts-Direktor zu Potsdam. Jacobs, Fabrikbesitzer zu Potsdam. Freiherr von Patow, Land⸗Syndikus der Niederlausitz. Piper, Ober-Bürgermeister der Stadt Frank— furt a. d. OD. Scheller, Appellationsgerichts-Chef⸗Präsident zu Frankfurt a. 8. O. von Winter, Landrath des Kreises Lebus zu Frankfurt a. d. O. von Wintzingerode, Vice⸗Präsident der Königl. Regierung zu Potsdam. von Joung, Polizei— Direktor der Stadt Frankfurt a. d. O.

An Unterstützungen für die durch Ueberschwemmungen verun— glückten Schlesier sind ferner an mich bei der hiesigen Regierungs— Instituten⸗-Haupt⸗-Kasse eingegangen: von dem Hülfs-Comité durch Gebrüder Schickler in Berlin 90600 Rthlr.; ohne Namen, bezeich= net ein Veteran und Ausländer, 5 Rthlr.; aus Gotha ohne Namen Lurch Berghauptmann von Oeynhausen 5. Rthlr.; vom Gymnasial— Direktor Dr. Ranke in Berlin 315 Rthlr.; von der Handlung Bendix u. Comp. in Berlin 50 Rthlr.; von der Bürgermeisterel in Wald 293 Rthlr. 3 Sgr. 5 Pf.; von dem Ober⸗Bürgermeister Bachem in Coblenz 333 Rthlr. nebst einem Paket Kleidungsstücke; vom Bürgermeister Justizrath Stupp in Cöln 1000 Rthlr.; von der Expedition der „Allgemeinen politischen Nachrichten“ zu Essen a. d. Ruhr 155 Rthlr. 4 Sgr. 6 Pf.; vom Bürgermeister v. d. Beeck in Neuwied 120 Rthlr.; vom Magistrat zu Pillau 74 Rthlr.; von der Bürgermeisterei zu Ruhrort 200 Rthlr.; von der Bürger— meisterei zu Jülich 146 Rthlr.; von der Expedition der „Cölnschen Zeitung“ 161 Rthlr. 19 Sgr. 3 Pf.; von der Bürgermeisterei zu Linz a. Rhein 83 Rthlr. 18 Sgr. 7 Pf.; vom Premier-Lieutenant

Böttger in Ibbenbüren 75 Rthr.; von der Redaction der „Patrio— tischen Zeitung“ in Preuß. Minden 102 Rthlr. 23 Sgr. 1 Pf.; vom

P Amtsrath von Heyne auf Kruschwitz 50 Rthlr. Mit Hinzurech—

nung der bereits angezeigten 18,099 Rthlr. 19 Sgr. 5 Pf. Summe

der eingegangenen Beträge 30,1353 Rthr. 28 Sgr. 3 Pf.

Breslau, den 22. September 1854. Der Ober-Präsident der Provinz Schlesien. von Schleinitz.

An Unterstützungen für die durch Ueberschwemmungen verun— glückten Schlesier sind ferner an mich bei der hiesigen Regierunge—

Instituten-Hauptkasse eingegangen: von dem Stifts-Secretair und Rendanten Brauner in Heiligengrabe 78 Rthlr.; von der Expedition * der „Aachener Zeitung“ in Aachen 200 Rihlr.; von dem Hülfs— lich erwachen den Dranges, zu helfen, manche arme Gemeinde, deren

Comité durch die Gebrüder Schickler in Berlin 8000 Rthlr; vom Bürgermeister Kroseck in Rödingen 50 Rthlr.; vom Ober— Bürgermeister Bachem in Coblenz 175 Rthlr. 6 Sgr.; vom Direk— tor des Conradischen Schul⸗ und Erziehungs⸗Instituts in Penkau, bei Danzig, 7 Rthlr. 16 Sgr.; vom Ober-Präsidenten von Kleist— Retzow in Coblenz 50 Rthlr.; vom Bürgermeisteramt zu Heddes⸗ dorf, Kreis Neuwied, 151 Rthlr. 21 Sgr. 11 Pf.; vom Magistrat zu Neuteich 15 Rthlr. 10 Sgr.; vom Landrathsamt zu Lennep 132 Rthlr. 14 Sgr.; vom Bürgermeisteramt zu Bonn 154 Rthlr— Mit Hinzurechnung der hereits angezeigten 30,183 Rthlr. 28 Sgr. 3 Pf. Summa der bis gegenwärtig eingegangenen Beträge 39,198 Rthlr. 6 Sgr. 2 Pf. Breslau, den 23. September 1864.

Der Ober-Präsident der Provinz Schlesien. von Schleinitz.

Nichtamtliches.

Preußen. Berlin, 25. September. Se. Majestät der König traten heute früh von Potsdam aus die Reise nach der Provinz Schlesien an. Allerhöchstdieselben fuhren unter Benutzung der Verbindungsbahn mit der Nlederschlesisch⸗Märkischen Eisenbahn nach Frankfurt a. O. Von dort werden Se. Majestät Sich sogleich

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per Extrapost nach Aurith zur Besichtigung des dortigen Damm⸗ hbruches und dann noch bis Crossen begeben und daselbst das erste Nachtlager nehmen. Am 2bösten werden Se. Majestät die Damm⸗ brüche zwischen Grüneberg und Neusalz besichtigen und in Glogau übernachten; am 27Tsten eine gleiche Besichtigung zwischen Glogau und Leubus; am 28sten in der Umgegend von Breslau und am 29sten in der Umgegend von Oppeln vornehmen und während dieser Tage, im Königlichen Palais zu Breslau nächtigen. Am 30sten beabsichtigen Se. Majestät Glauschkau in Augenschein zu nehmen und über So— rau und Triebel Allerhöchstsich nach Muskau zu begeben. Se. Ma— jestät wollen, daß bei dieser Reise all, und jeder Empfang vermie⸗ den werde. Der Major und Flügel-Adjutant von Schlegell wird den Dienst bei Sr. Majestät haben. Im Allerhöchsten Gefolge befinden sich die Herren Minister von Westphalen und von Bodel⸗ schwingh, der General à la suite von Schöler, der Leibarzt, General-Stabsarzt Dr. Grimm und der Kabinetsrath Niebuhr. Die Witterungs⸗-Verhältnisse im Regierungs⸗-Bezirk Breslau während der Monate Juli und August waren im Allgemeinen dieselben, welche während dieser beiden Monate in ganz Schlesien vor— herrschten. Während der ersten Hälfte des Juli war die Temperatur nie⸗ drtg und es fanden starke Regenergüsse statt; in der zweiten Hälfte des Juli und in der ersten des August war der Himmel heiter und die Temperatur die normale; im letzten Drittel des August fielen da— gegen unerhörte Regenmassen, welche beispiellose Ueberschwemmungen herbeiführten und einen großen Theil der späteren Ae ndte vernich⸗ keten. Die Wassermenge des während der beiden Monate Juli und August herabgefallenen Regens betrug 143161 Kubitzoll auf den Quadratfuß der Bodenfläche, wovon auf den Juli 303, Kubitzoll oder 25,26 Linien, auf den August 1128,s Kuhitzoll oder 94,7 Li⸗ nien kamen; eine Quantität, die in dem gemaͤßigten Klima Europa's eine ganz ungewöhnliche ist. In Folge der in der Woche vom 13. auf den 19. August und in den ersten Tagen der darauf, folgenden Woche im preußischen Ober- und Mittelschlesien, so wie in den oberhalb gelegenen österreichischen Landestheilen stattgefundenen wol⸗ kenbruchähnlichen Regenergüsse schwollen sämmtliche Gewässer des Regierungsbezirkes, besonders die Oder und ihre vornehmsten Ne— benflüsse, zu einer Höhe an, die zum Theil den höchsten bisher be⸗ kannten Wasserstand bedeutend überstieg. Das Wasser der Oder hatte bei Ratibor, wo es noch am 19. August des Abends um 6 Uhr 14 Fuß 8 Zoll am Unterpegel zeigte, am 20sten des Nach—

mittags um 3 Uhr die Höhe von 22 Fuß 10 Zoll erreicht, und

war also in weniger als 24 Stunden um mehr als 8 Fuß ge⸗ wachsen. Dasselbe erreichte am Oberpegel zu Breslau, wo es am

2 l . ] 99 ; . 74 . 5 17. August 165 6“ zeigte, am 23sten die Höhe von, 21 4 und stieg am Unterpegel in derselben Zeit von 4. 5. auf 17. 9, wäh-

rend der bis dahin bekannte höchste Wasserstand am Oberpegel, 5 doch nur in Folge einer Eisstopfung, 25',, am Unterpegel nur 17 H“ betrug. Der hieraus hervorgehenden ungeheueren Spannung vermochten die meisten Dänime und Deiche bei ihrer größtentheils ungenügenden Höhe und Stärke nicht zu widerstehen; fast ö brachen daher ungeachtet der angestrengtesten Vertheidigung, und es wurden in den Riederungen, denen dieselben zum Schutze dienen sollten, die schrecklichsten Verwüstungen angerichtet. .

Die Deichbrüche erfolgten von der oberen biz zur . des Regierungs-Bezirkes in der Zeit vom 21. bis zum . 27. August. Man kann von der Gewalt der Fluthen sich R stellung bilden, wenn man erfährt, 2 im , auf dem rechten Oderufer die Deiche des Carlowitz⸗Ransener Deich⸗

verbandes, der in der allmäligen Normalisirung seiner Deiche be⸗ griffen war, bei Rosenthal, Oswitz, Ransen, Waldnermark, Wei⸗ denhoff, Simsdorf, Schottwitz nicht weniger als 47 Deichbrüche

erlitten, worunter sich zwanzig Hauptbrüche befanden. Eben so wie durch diese Deichbrüche, durch den Bruch is Deiches des prö⸗ visorischen Janowitz-Schwoitscher und einen Bruch in dem 9 des provisorischen Odervorstädter Verbandes , . Niede⸗ rung auf dem rechten Ufer, wurde durch den Durchbruch der Dämme der provisorischen Deichverbände von Pleischwis Dttwit und Tschechnitz⸗-Tschansch und durch den Bruch des Lohe Rüctstau⸗ Deiches bei Pilsnitz und des alten Rückstau Deiches an der Weistritz im provisorischen Masselwitz⸗Herrenprotscher Deichvoerbande

die ganze ausgedehnte Niederung auf dem linken Ufer überströmt.

Im Kreise Neumarkt, in welchem die zusammenhängenden neuen . e, eich Br e ni: Brandschüß Gloschkauer . Gloschkau⸗Maltscher Verbandes eine äußerst fruchtbare und vortreff⸗ lich angebaute Niederung von zwei Gexiertmeilen gegen die nder und gegen die Weistritz abschlossen, riß in Folge längerer Ueber⸗ sluthung' der Rückstau-⸗Deich des Hertenprotsch-Brandschützer Ver ban. des und demnächst auch der gleichfalls überströmte Oderdeich dem Flecken Auras gegenüber, so wie der unterhalb dieser Brüche ge= legene Brandschüt Gloschlauer Deich. Durch die in Folge dieser Deschbrüche in die ganze Niederung von der Weistritz bis Maltsch eingedrungenen Wassermassen wurden alle darin liegenden Binnen⸗ deiche unzählige Mal gebrochen; und da jene Wassermassen Lurch die enge Fluth-Oeffnung am Maltscher Winterhafen nicht abströmen konnten, fo wurde auch das untere Ende des Gloschkau-Maltscher

Deiches weggerissen, der unterhalb Regnitz zweimal durchstochen werden mußte. Außer den ungenügenden Dimensionen des im Jahre 1851 vollendeten Herrenprotsch⸗Brandschützer Deiches, 92 Erhöhung und Verstärkung bereits im Plane lag, und der Be— schränkung des Fluthprofiles durch Holzungen im Vorlande, deren vollständige Abräumung noch nicht durchzusetzen war, ist die Ursache jener Deichbrüche und, des durch dieselben herbeigeführten furcht— baren Unglücks hauptsächlich wohl in dem Umstande zu suchen, daß die massive Schleuse am tiefen Wasser in Folge eines daran vor⸗ genommenen Reparaturbaues aufgedeikt war, als das so überraschend schnelle Hochwasser eintrat, und daß deshalb die Kräfte der Ver⸗ theidigung vorzugsweise auf diesen allerdings am meisten bedrohten Punkt konzentrirt werden mußten.

Die durch die erwähnten, so wie durch eine Menge anderer hier nicht besonders aufgeführter Deichbrüche im Brieger, Ohlauer, Trebnitzer, Steinauer und Wohlauer Kreise bewirkten Üleberschwem⸗ mungen haben um so furchtbarere Verheerungen angerichtet, als die von denselben betroffenen ausgedehnten Niederungen zu den frucht— barsten Schlestens gehörten. Die Getraide-Aerndte war zwar bei dem Eintreten des Unwetters zum größten Theil beendet, doch hatten die meisten, namentlich die größeren Landwirthe, einen bedeutenden Theil des Weizens, wie des Hafers, der Erbsen und des Kleeheues noch auf dem Felde, wo derselbe von den Fluthen fortgetrieben oder wenigstens völlig verderbt wurde. Aber auch das bereits einge⸗ scheuerte Getraide ist zum großen Theile vernichtet, weil unzählige Scheunen unter Wasser gestanden haben, sehr viele zerstört sind ' und in den stehen gebliebenen auch die über dem Wasser liegende Schicht des Getraides von der Feuchtigkeit gelitten hat. Die ganze für die Bevölkerung dieses Regierungsbezirks so überaus wichtige Kartoffel⸗ und, Rüben-Aerndte, so wie alles Heu oder Grummet, ist vernichtet. Viele Tausend Klafter Holz sind weggeschwemmt. Außerdem sind die meisten Fluren bei dem Fallen des Wassers verschlammt, ver= sandet, zerrissen oder ausgewaschen, so daß eine gute Bestellung der Wintersaat kaum ausführbar sein wird. Faͤst alle Wege und Brücken, selbst die Kunststraßen sind mehr oder weniger zerstört oder beschä⸗ digt. Die Wohngebäude der meisten herrschaftlichen Güter und

Dörfer haben unter Wasser gestanden, oft bis an die Dächer. Durch manche Dörfer gingen reißende Strömungen, welche ganze Häuser spurlos vernichteten. Die stehen gebliebenen Gebäude, nach der in den meisten Gegenden üblichen Bauart meist nur von Holz und Lehmwert errichtet, stürzen nach und nach ebenfalls ein; und die Verluste an Mobiliar, Kleidungsstücken, Wäsche, sind unberechenbar. Die Einwohner der von den Fluthen am meisten verwüsteten Dör— fer konnten zum Theil nicht mehr auf den Böden ihrer Häuser bleiben, sondern mußten auf den herrschaftlichen Gütern oder in benachbarten Dörfern untergebracht werden und zum Theil sogar im Frejen kampiren. Allgemein ist die Besorgniß, daß in Folge der schäblichen Ausdünstungen, so wie der ungesunden Wohnungen und Nahrung verheerende Seuchen eintreten werden; auch unker dem geretteten Vieh müssen durch schlechtes Futter und den Aufenthalt unter freiem Himmel oder in ungesunden Ställen ungeheure Verluste

entstehen, wozu noch kommt, daß viele Gemeinden durch den Futter—

mangel genöthigt sein werden, ihr Vieh zu verkaufen, womit bereits mehrfach der Anfang gemacht ist.

Am meisten haben die Kreise Brieg, Breslau, Neumarkt, Woh— lau und Guhrau gelitten, obgleich auch in den übrigen Oderkreisen Ohlau, Trebnitz und Steinau einzelne Güter und Börfer furchtbar verheert sind. Im Kreise Brieg haben 16 Dörfer, im Kreise Ohlau 6, im Kreise Breslau einige und 20, im Kreise Trebnitz 4, im Kreise Neumarkt gegen 30, im Kreise Wohlau 26, im Kreise Steinau gegen 10, im Kreise Guhrau einige und 20, im ganzen Oderthale des Regierungsbezirkes also gegen 130 Ortschaften in Folge der Ueberschwemmung unter Wasser gestanden. Im ganzen Regierungsbezirk sind im Inundationsthale der Oder von einer Fläche von ungefähr 261,000 Morgen (beinahe 12 Geviert⸗ meilen), wovon bisher 132,000 Morgen (oder ungefähr 6 Ge⸗ viertmeilen) in Deichschutz lagen, nur etwa 3500 Morgen nicht überschwemmt gewesen. Im Kreise Guhrau ist auch der nicht mehr im Inundationsthale, der Oder, aber im Ueber⸗ schwemmungsgebiete der Bartsch liegende Theil durch die Fluthen der letzten außerordentlich beschädigt worden; so namentlich die Gegend um Herrnstadt und diese Stadt selbst, welche großentheils unter Wasser gestanden hat. Noch größere Verheerungen haben die Ueberfluthungen der Bartsch und die Durchbrüche der Dämme in

dem Kreise Militsch angerichtet, welcher von dem genannten Flusse

in einer Länge von 9 Meilen durchströmt wird. Aehnliches Unglück

haben im Kreise Namslau die Weide und die Stober mit ihren

Nebenarmen, welche auch dort in einer bisher unerhörten Weise angeschwollen waren, verursacht. Im Kreise Oels haben die Weide und einige kleinere Flüsse 24 Ortschaften und ihre Feldmarken mehr oder weniger überschwemmt. Nach einer oberflächlichen Berechnung sind im ganzen Regierungs-Bezirke gegen 25 Geviertmeilen über⸗ schwemmt gewesen. Die Zahl der Menschenleben, welche in den Fluthen verloren wurden, konnte noch nicht festgestellt werden; nach den bisher eingegangenen Nachrichten war sie nicht unbeträchtlich.