1855 / 123 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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sein müsse, sei er mit einem höchst demüthigen Vorschlag aufgetreten, und babe 27 * durch ein höchst unglücklich , . enn l zu unter⸗ stüßen gesucht. Indem er auf diese Weise alle moglichen Fehler begangen. habe, die ein Unterhändler überhaupt nur e. könne, babe er die Erreichung des Friedens auf dem Wege der Unterhandlungen beinahe unmöglich gemacht. Er frage deshalb die Regierung, unter welchen Be⸗ dingungen sie Frieden zu schließen geneigt sei und in welchem Geiste sie den Kreg fortzuführen gedenke. Erwarte man neue Friedens · Vorschläge, oder seien bereits welche eingetroffen, und wie lien sie beschaffen? Lord Palmerston habe geäußert, er werde sich nicht zur Enthüllung konfidentieller Mittheilungen zwingen lassen. Allein das sei kein Grund, um ein Verfahren einzuschlagen, welches entweder zu einem schmach vollen Frieden, oder zu einem sich lange hinschleppenden, fruchtlosen und un⸗ rühmlichen Kriege führen müsse; denn ein Krieg lasse sich nicht mit Er⸗ folg führen, wenn man zu gleicher Zeit in schmaͤblicher Weise unter⸗ bandle, wodurch nicht nur die Thatkraft der englischen Nation, sondern auch fremder Mächte gelähmt werde. Er verlange von dem Hause, daß es heute diesem unheilvollen System ein Ende mache, da die Zeit der Unterhandlungen vorüber sei. Wenn es noch länger Langmuth uͤbe und schweige, so entsage das Haus seinen Functionen. Hr. Barrow unter⸗ stüͤtzte den Antrag. Sir F. Baring brachte hierauf sein der Resolutlon Disraeli's die Spitze abbrechendes Amendement ein. Hr. Heatheote beantragte die Einführung einiger Worte in das Amendement, welche den Wunsch des Hauses ausdrücken, daß die noch schwebenden Un⸗ terhandlungen ein günstiges Resultat haben mögen. Die Vorschläge der russischen Bevollmächtigten hält er für gar nicht so verwerflich daß sie nicht Berücksichtigung berdienen sollten. Herr Gladstone erllärte, es sei ihm unmöglich, für Disraeli zu stimmen, indem er fühle, daß die Unter⸗ handlungen, den letzten Berichten zufolge, nach menschlichem Ermessen eine bewunderungswürdige Gelegenheit geboten hätten, den Graäueln des Krieges ein Ende zu machen. Was das Amendement Sir F. Baring's betreffe, so leide es seines Erachtens an dem Fehler der I weideu ligkeit und klinge eher kriegerisch, als friedlich. Von Herzen aber gebe er dem Amende⸗ ment Heathcote's seine Zustimmung, welches in der mildesten und vor⸗ sichtigsten Form die Ansicht des Hauses ausdrücke, daß man die Gelegen⸗ heit zum unterhandeln nicht vorübergehen lassen dürfe. Ein in seinem Ursprunge gerechter Krieg werde ungerecht, wenn man ihn fortsetze, nach⸗ dem sein Zweck erreicht worden sei. Die einzige auf den Konferenzen unerledigt gebliebene Frage sei die in Bezug auf das Uebergewicht Ruß⸗ lands im Schwarzen Meere. Die ursprünglichen Zwecke des Krieges habe man völlig aus dem Gesichte verloren. Wenn man die zu Anfang des Jahres 1854 von den Verbündeten gestellten Forderungen und die von Rußland darauf ertheilte Antwort lese, und damit die Bedingungen vergleiche, in welche Rußland seitdem zu Wien gewilligt habe, so frage er, ob man mit Recht behaupten konne, daß der Zweck des Krieges nicht erreicht worden sei. Durch die vier Punkte beschränke man nicht bloß die vertragsmäßigen Rechte Rußlands und halte fie in den , man hebe sie , auf. Doch abe Rußland sich zur Annahme der vier Punkte verstanden. Auch gegen den dritten habe es im Prinzip nichts einzuwenden, sondern nur über die Anwendung desselben habe man sich nicht einigen können. Je mehr er über diesen dritten Punkt nach⸗ denke, desto mehr werde ihm die ungeheure Schwierigkeit dieser Frage klar und die Unwürdigkeit, welche man Rußland zumuthe. Es könne aber keine gefährlichere Politik geben, als die, Rußland eine Schmach anzuthun, ohne zugleich seine Macht zu brechen. Alles, was der Westen von Rußland verlangt habe, sei der Hauptsache nach zuge⸗ standen worden, und wenn man nicht mehr zur Erreichung der ursprüng⸗ lich erstrebten Bedingungen, sondern um kriegerische Lorbeeren zu ärndten, fortkämpfe, so möge das Haus ein solches Beginnen mit den Augen der Vernunft betrachten, und es werde finden, daß dasselbe unsittlich, unmenschlich und unchristlich sei. Wenn man den Krieg fortführe, um militairischen Ruhm zu erringen, so werde man den Zorn des Him⸗ mels auf sich berabrufen. Lord J. Russell betrachtet die den dritten Punkt betreffenden Vorschläge Rußlands, von welchen Gladstone so sehr erbaut ist, als völlig werthlos. Hätte man eine solche nichtige Bürgschaft angenommen, so würde dies ein Versuch gewesen sein, Europa in einer Englands und Frankreichs durch⸗ aus unwürdigen Weise zu hintergehen. Eine Beschränkung der russischen Seemacht im Schwarzen Meere sei eine unerläßliche Be— dingung für die Sicherheit Konstantinopels, und daß Rußland sich zu einer solchen Beschränkung nicht habe verstehen wollen, sei ein untrüg⸗ liches Zeichen, daß es Plane gegen die türkische Hauptstadt hege. Man habe behauptet, Oesterreich habe die Verbündeten nicht so sehr unterstützt, wie in seinen Kräften gestanden. 9 den Konferenzen habe es sie aber allerdings unterstützt. Er vermöge freilich nicht zu sagen, daß Oesterreich u f fen sei, sofort Theil an einem Kriege gegen Rußland zu nehmen. Allein es seien viele mächtige Beweggründe vorhanden, durch welche Oesterreich zu dem Bestreben, den Frieden aufrecht zu erhalten, veranlaßt werde. Die den Westmächten gegenüber eingegangenen Verpflichtungen seien jedoch der Art, daß er glaube, es werde schließlich troß alledem am Kriege Theil nehmen, und er hege die Ueberzeugung, daß Rußland die Rolle, welche es gespielt, nie vergessen werde. Auf Antrag des Herrn Whiteside wurde die Fortsetzung der Debatte vertagt. 26. Mai. Gestern wurde die Debatte über den Antrag des Herrn Disraeli von Herrn Whiteside eröffnet. Derselbe hob Hel. ders hervor, daß von Seiten Lord John Russell's die große Gefahr der Präponderanz Rußlands ins grellste Licht gestellt worden sei, ohne daß man erfahren könne, was die Minister zur Beseitigung dieser Gefahr zu thun beabsichtigen. Man erfahre nur, „daß etwas geschehen müsse.“ Herr Whitesibe sprach sich dann mit besonderer Hinwesfung auf die be— schönigende Rede des Herrn Gladstone in den schärfsten harlen über die von Rußland befolgte Politik aus, suchte bas Verlangen des Herrn Gladstone und seiner Freunde, sich mit Anerbietungen? zu be— gnügen, welche sie selbst als unzureichend ansehen, lächerlich zu machen,

protestirte gegen jeden Frieden, der ein bloßes Stückwerk sei und erklaͤrt⸗ England kämpfe nicht im Interesse seines Handels oder anderer selbst· süchtiger Zwecke, es habe ein edleres und stolzeres Ziel, die Hoheit und Größe Englands, die Herstellung der Autorität der ewigen Gerechtigkeit und die Förderung der Freiheit der Welt. Herr Lowe motivirte sein * Wortlaute nach bereits n, . Amendement, welches die Er! olglosigkeit der wiener Unterhandlungen Rußland Schuld giebt, die Mittel, zu einem Einverständniß über den dritten Punkt zu gelangen, für erschöpft erklärt und der Königin die a . der Unterstützung des Unterhauses für die ,, usagt. Hr. Lowe äußerte sich im ministe⸗ riellen Sinne und erklärte, daß es lich hier nicht um eine Partei⸗Frage handeln dürfe, weshalb die Resolution Disraeli's nicht zulässig . und auch nicht um schwache Nachgiebigkeit, weshalb das Amendement des Herrn Heatheote berworfen werden müsse. Er berief sich darauf, daß Nußland die Rothwendigkeit einer Beschränkung seiner Üebermacht im Schwarzen Meere prinzipiell selbst zugestanden habe und daß jetzt nur zu untersuchen sei, ob die zu dem Behufe gemachten Vorstellungen nue oder nicht. Er fand das Letztere; da die Vorschläge keine Beschränkung der russischen Seemacht, das einzige Mittel, die ahr ine Präponderanz aufzuheben enthalten und erklärte sich daher für Fortsetzung des Krieges. Hern Cahyley sprach sich im Sinne des Herrn Lowe aus und forderte die Minister anf, sich dem Amendement ausdrücklich anzuschließen. Herr Roundell Palmer warf die Frage auf, welches die Mittel seien, um die wahre Ehre und Größe Englands zu sichern? und ging von der Grund— lage aus, daß ein Krieg, um gu Christen prinzipiell gerechtfertigt zu sein, nur ein Defensivkrieg sein dürfe. Der Zweck dieses Krieges sei die Wah— rung der Integrität der Türkei gegen die russischen Uebergriffe. Der Türkei könne aber für diesen Fall nur Unterstuͤtzung gewahrt werden, wenn sie ihre innern Institutlonen reformire und insbesondere ihrer christlichen Bevölkerung Gerechtigkeit erweise. Der Krieg sei jetzt so weit geführt, daß der letzterwähnte Zweck als erreicht angesehen werden könne; die Aggressi⸗Pläne Rußlands seien, seiner Meinung nach, in übertriebe' ner Weise geschildert worden; es hätte längst Konstantinopel beseßzen können, wenn es wirklich diesen Zweck gehabt hätte. Wenigstens sei die Gelegenheit dazu häufig genug dagewesen, wenn auch, wie er wenigstens glaube, Rußland die Macht zu solcher Unternehmung fehle. Das aber müsse entscheiden und 6 könne man in dem Anerbieten Rußlands, daß die Türkei das Recht haben solle, zu jeder Zeit die verbündeten Mächte zu ihrem Schutze herbeizurufen, jeden⸗ ct ch enügende Gewähr und eine vollständige Erledigung des dritten Punktes erblicken. Da unter solchen Umständen der Krieg, wenn er fortgesetzt würde, aus einem Defensib⸗ in einen Age ffn Krieg übergehen würde, müsse er sich gegen die Fortsetzung des Krieges und für Annahme der russischen Vorschläge erklären. Lord Stanley erklärt sich für die Re—⸗ solution des Herrn Disrali und , n Beschränkung der Militairmacht Rußlands, da es als Seemacht doch kein Gewicht habe. Herr Layard verbreitete sich über alle vier Garantiepunkte und suchte nachzuweisen, daß sie sammt und sonders ihrem Zwecke nicht entsprechen. Die Einmischung Rußland und Oesterreichs in die Angelegenheiten der Donaufürstenthümer, welche die Konferenz unter Zustimmung Lord John Russells bereits sanctionirt hat und die Art der Hzerstellung der freien Donauschifffahrt tadelte er aufs Entschiedenste, erklärte in Betreff des dritten Punktes dann, daß eine Beschränkung der russischen Schiffszabl nicht durchführbar sei, fand aber auch in den russischen Vorschlaͤgen keine Konzession und äußerte die Meinung, daß die Annahme des vierten Punktes in der be— absichtigten Weise nur die russischen Interessen fördere und die 8m gen der Christen im Orient ganz zerstsren würde. Das Gesammt-⸗Resultat der wiener Verbandlungen fn er darin, daß nur Rußland und Oester— reich Gewinne davongetragen haben, letzteres noch dazu ohne ein ent— sprechendes Aequibalent. Schließlich erklärte er sich für das Amende⸗ ment des Hrn. Lowe. Lord Palmerston stellte in Abrede, daß man, wie Herr Disraeli gethan, das Verhalten der Regierung als schwan—⸗ kend und ihre Sprache als zweideutig bezeichnen könne, erklärte aber, daß sie bereit sei, den von der Opposition hingeworfenen Hand⸗ schuh aufzunehmen. Herrn Gladstone's Rede ** er um so mehr mit Bedauern vernommen, weil aus derselben hervor⸗ gehe, daß er allen bisherigen kriegerischen Maßregeln entgegen ewesen sei, obgleich er sich an denselben als Minister in großem Maße etheiligt habe. Ueber die Gerechtigkeit und Nothwendigkeit des Krieges, welche 16 allgemein anerkannt sei, ein Wort zu verlieren, sei 2 auch im Einzelnen, besonders was die Krim⸗Expedition anbelangt, müsse

er die Maßregeln der Regierung für gerechtfertigt halten. Daß die Re⸗

gierung ihr Interesse in die Hände Desterreichs gegeben habe, sei ein unbegründeter Vorwurf. Der Versuch, Oesterreich zu gewinnen, sei indeß

wohl der Mühe werth gewesen und er habe wenigstens so viel erlangt,

daß die Politik des österreichischen Kabinettes mit der der verbündeten Mächte harmonire. Nach einer Widerlegung der Behauptungen des Herrn Gladstone in Betreff des dritten Punktes erklärte Lord Palmerston, in Folge der Weigerung Rußlands, die ihm gestellten billigen Bedin— gungen anzunehmen, seien die verbündeten Mächte jeßt in den Zustand versetzt, daß sie mit guter Aussicht auf Erfolg den Zweck derfolgen können, den fie erreichen müssen und zu erreichen verpflchtet seien. Das Haus habe jetzt über zwei Punkte zu entscheiden, über die Existenz des Ministeriums selbst und über dessen bisher befolgte Politik. Wie aber auch die Enscheidung ausfallen moge, davon sei er überzeugt, daß das Land ug den Krieg allen Ernstes wolle und daß es keiner Re— gierung seine Unterstüßßuung geben werde, welche geneigt sein könnte, ihre Verbündeten im Stiche zu lassen und die bis jetzt befolgte Politik außu— geben. Nach kurzer Erwiederung des Herrn Hisraeli wurde alsdann dessen Antrag 3 schon berichtet) mit 319 gegen 219 Stimmen ver— worfen. Es sollten bann noch die Amendements Baring und Lowe zur Verhandlung kommen, es wurbe indeß nach kurzer Debatte auf den An- trag des Herrn Gibson beschlossen, die weilere Debatte über diese Amendements bis zum 4. Juni auszuseten, bis wobin sich das Haus vertagte.

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Die „Gazette“ meldet, da die Königin die Patente des Ge—⸗

Felb-Zeugmeisters, des Vice⸗General⸗Feld⸗Zeugmeisters und eb fre. erwalters der Artillerie eingezogen und sämmt⸗ siche Civil Vepartements des Heeres und des Feldzeugam es der Leitung des Kriegsministers, Lord Panmure, überwiesen hat.

Es ist der Befehl ertheilt worden, zwei vollständige Kavallerie⸗ Regimenter, das 1. Garde⸗Dragoner⸗Regiment und das 15. Regi⸗ ment Husaren, jedes fast 650 Pferde stark, nebst Detachements von 10 bereits in der Krim stehenden Kavallerie Regimentern und 700

Remontepferden sofort nach der Krim einzuschiffen.

Die Regierung erhält jetzt wöchentlich in Gemäßheit der von ihr in London, Birmingham, Lüttich und Amerika abgeschlossenen Kontrakte im Durchschnitt 2500 neue Minié-Büchsen, die aber für den Bedarf in der Krim nicht hinreichen. Es sollen daher neue Lieferunge⸗Kontrakte für 50, 000 Stück dieser Waffenart abgeschlossen

den. a. Frankreich. Paris, 26. Mai. Der König von Portugal

und ber Herzog von Oporto, sein Bruder, sind gestern in Bordeaux eingetroffen, wohin der Herzog von Terceirg und General Sar— mento sie begleitet haben. Heute sind Beide in Paris angekommen, im Geleite des Herzogs von Cambacères, Kaiserl. Ober-Ceremonien⸗ meisters und des portugiesischen Gesandten Baren von Paiva.

Der heutige „Moniteur“ enthält folgendes Rundschreiben des Grafen Walewski an die französischen Gesandtschaften, Paris den 23. Mai datirt:

„Mein Herr! Alle europäischen Blätter haben nach dem „Journal de St. Petersbourg“ das Cirkular mitgetheilt, welches Graf Nesselrode am 10. Mai an die russischen Agenten im Auslande erlassen hat. Die kaiserliche Regierung beabsichtigte bis zum offiziellen Schlusse der Konfe⸗ renzen zu warten, um ein Linn f ! über sie zu fällen: da jedoch das St. Petersburger Kabinet ohne Zögern sich an die öffentliche Meinung sich zu wenden für gut erachtet hat, so wird es Niemand Wunder nehmen, daß wir ihm auf dem von ihm eröffneten Wege folgen, und ich thue dieses mit aller Zuversicht, welche die Mäßigung und Loyalität unserer Politik mir einfloͤßen können.

Ich erinnere zuerst an die Umstände, denen gemäß Frankreich und England sich zu Unterhandlungen bewogen gefunden haben, indeß gerade die thätige , des Krieges der Hauptvorwurf ihrer Sorge und Veschäftigung zu sein chr. Der Vertrag vom 2. Dezember war abge⸗ schlosen und die Westmächte hatten aus Rücksicht auf ihren neuen Ver⸗ bündeten einen letzten Vermittelungsversuch gutgeheißen der auf die Mög⸗ lichkeit begründet sein sollte, daß Rußland die Grundlagen annehme, die sie in allgemeinen europäischen Interesse für den Frieden gelegt hatten. Als Fürst Gortschakoff zum ersten Male veranlaßt worden war, nach offizieller Mittheilung der gemein samen e, , nn! Englands, Desterreichs und der Türkei, sich über die seines Hofes zu erklären, ver⸗ warf er entschieden die ihm n . Bedingungen, und erst am 7. Ja⸗ nuat nach einer Eröffnung aus St. Petersburg nahm er ohne irgend einen Vorbehalt die unter dem Namen der vier Garantieen bekannten Prinzipien an Das einstimmige Zeugniß der in der Konferenz gegenwärtigen Bevoll— mächtigten kann diese Thatsache bezeugen; eine zugleich nach Paris und nach London abgesandte Depesche des Grafen Buol stellt fest, daß die Unterhandlungen innerhalb des angegebenen Umfangs auf den Wunsch Rußlands eröffnet worden sind. Nußland kann uns demnach nicht vor— werfen, daß wir es plötzlich dazu gebracht hätten: es hat im Voraus gewußt, daß eine der unerläßlichen Friedensbedingungen das Ende seines Uebergewichts auf dem Schwarzen Meere betraf, und es hat Zeit genug gehabt, sich die Opfer vorzustellen, welche es bei seiner darüber einge⸗ nh, Verpflichtung bringen müsse. Es handelt sich nur darum, ob

ürst Gortschakoff und Herr von Titoff diese Verpflichtung erfüllt oder zußerhalb deren Graͤnzen geblieben sind. Dieses werde ich gleich unter⸗ suchen, zuvor jedoch die Genauigkeit einiger Behauptungen im Eingange des russischen Cirkularschreibens prüfen.

Schon in den Konferenzen schienen die Bevollmächtigten Rußlands bei Besprechung der ersten Garantie die wahre Frage der Debatte miß⸗ berstanden zu . diese Garantie betraf nach ibrer Ansicht die Siche⸗ rung der Vorrechte der Moldau, Walachei und Serbiens, nach der un⸗ serigen die Abschaffung des vom St. petersburger Kabinette ausgeübten ausschließlichen Einflusses auf diese drei von der hohen Pforte belehnten Probinzen. Graf Nesselrode entwickelt dieselbe Thesis: ich werde sie mit hagen beantworten. Wann sind in den letzten Kriegen die Vorrechte er drei Fürstenthümer von der oberlehnsherrlichen Macht irgendwie ver— . worden? Wann hat der Sultan daran gedacht, irgend eine der von selnem Vorgänger gemachten Bewilligungen zurückzunebmen? Wann haben rankreich, England und Oesterreich andere Wünsche geäußert, als den er Erhaltung ünd Verbesserung der unabhängigen Verwaltung, die, wie * zu ahn vergessen hat, in der Walachei und Moldau kein neuer ah nn, sondern das Resultat eines vor Jahrhunderten frei abge— sHölosenen Uebereinkommens ist, und die nur seit der Zeit verändert wor⸗ en ist, da die Hospodare wahrend der Kriege des 15ten Jahrhunderte 6 mit Rußland als mit der hohen Pforte sich einließen? So hat die

oldau die Hälfte des ihr von den Sultanen garantirten Gebiets ver⸗

pen, so ist diese , wie die Walachei nicht mehr eine geachtete u

dare zwischen Rußland und der Türkei, sondern selbst nach dem Pro⸗ her von Adrianopel, der ihnen genauer festgestellte Rechte zuzuerkennen Hen. sind sie mehr von Agenten des St. Petersburger Kabineis als von v. eigenen Regenten verwaltet worden, und so haben fie in vollem

ieden, als ob sie nur eine Verlängerung des russischen Bodens w unversehens von einer fremden Armee besetzt werden können. . er diesen Uebeln haben die Donaufürstenthuͤmer gelitten, diese Gefah⸗ haben sie beständig . Die erste Garantie sollte dem allen ein

e machen. Ob der russische Einfluß jenseits des Pruth den gesetz⸗

lichen Titel Protektorat geführt habe oder nicht, darum handelt es sich nicht, und es wäre ein eitler Wortzank, wenn man sich darüber so ausspräche, wie Graf Nesselrode es J Die Geschichte besagt, was die Moldau uud Walachei bei ihren Beziehungen zum St Petersburger Hof ewonnen haben und die Wiederkehr solcher Lage haben Frankreich, Eng⸗ and und Oesterreich verhindern wollen. Ich übergehe die zweite Garantie, die Grundlagen ihrer Lösung sind gut. Ich will nur bemerken, daß, wenn die seit 5 Jahren gehemmte Donauschifffahrt ihre Freiheit erlangt, erst ein Krieg noth that, damit Rußland verhindert wurde, einen der prächtigsten , ,. der Welt unter seinen Händen verkommen zu lassen. Wenn Deutschland diesen unermeßlichen Vortheil für seinen Handel erhält, so verdankt es dieses dem von Frankreich und England vergossenen Blute.

sd ie anf nun zum Hauptpunkte, und muß dabei einen Vorwurf zurückweisen, welchen Graf Nesselrode den Bevollmächtigten der West⸗ machte macht. Er beschuldigt fie, die Besprechung einer Frage der Toleranz und der Menschlichkeit in der Konferenz verzögert zu baben, indeß diese den ersten Platz in den Berathungen hätte einnehmen sollen, oder, um mich deutlicher auszudrücken, daß sie das Geschick der christ⸗ lichen Unterthanen der Pforte nicht mit gleichem Eifer in Betracht gezogen haben. Es giebt keine Besprechung ohne Regel und die Ver⸗ handlung der vier Punkte in ihrer Reihenfolge war Ucbereinkunft. Das Hinderniß, daß die Debatte am dritten Malle stehen geblieben, rührt nicht von uns her, die russischen Bevollmächtigten verschulden es, die unsrigen haben sich nur nach einer im voraus festgestellten Anordnung Ferichtet. Graf Nesselrode selbst rechtfertigt ihre Zurückhaltung, die über⸗

dies durch die angezeigte Ankunft des türkischen Ministers des Aus—

wärtigen erklärt war. Eine durch die Ansprüche Rußlands verbitterte Religionsfrage hatte den Krieg veranlaßt. Es war natürlich, sie erst bei

der Anwesenheit von Ali Pascha zu besprechen, auch befand sie sich nicht

mehr in der Lage, in welche sie früher gestellt war. Das St. Peters⸗

burger Kabinet hatte eine förmliche Verpflichtung gefordert, die anschein—

lich religiöse Freiheiten betraf, allein trotzdem die Pforte gedemüthigt, ihre Verwaltungsthätigkeit gehemmt und jede wirksame Reform der bur— gerlichen Ordnung gelähmt haben würde. Frankreich und England haben es offen ausgesprochen, daß die türkische Regierung . Bedingungen ablehnen müsse, welche ihre Unabhängigkeit ver⸗ nichtet hätten, und wenn man den Text der vierten Garantie beachtet, so wird man leicht erkennen, daß Rußland sich verpflichtete, seine Forde⸗ rungen aufzugeben und abgesehen von freunbschaftlichen Einflüssen und Rathschlägen der Verbündeten dem Sultan für seine Maßregeln im materiellen und moralischen Interesse seiner Unterthanen die Initiative zu belassen. Es handelte sich also in den wiener Konferenzen nicht um theoretische Besprechung von Systemen, sondern lediglich um Feststellun

eines Prinzips, welches demjenigen entgegenliefe, dem Fürst nher a bei e. Sendung nach Konstantinopel den Sieg verschaffen sollte. Gra Nesselrode sagt genug darüber, als daß wir es nicht be⸗ zweifeln müßten, daß Rußland sich innerhalb dieser Schranken ede fn haben würde. Die russischen Bevollmächtigten hätten wahr⸗ cheinlich, wie bei der ersten Garantie, die Motive der vierten mißverstanden und vergessen, daß es sich nur um eine russische, von Europa verworfene Anforderung handelte. Die letzten Reformen in der Türkei, diejenigen, welche daraus entspringen müssen, der Eifer, mit welchem die hohe Pforte unsere Rathschläge angenommen hat, beweisen, daß das Herz des Sultans von den edelmüthigsten Gesinnungen beseelt ist. Diesen darf kein Hinderniß in den Weg gelegt werden; derjenige, welcher sie hegt, muß vor seinen Unterthanen und vor der Welt das Verdienst davon haben, und zur Erreichung dieses Resultats muß Ruß⸗ land von nun an die Waffen aufgeben, die es gegen nützliche Reformen und gegen eine für den Sultan günstige Stimmung angewendet hat. Diesen Sinn hat die vierte Garantie, und wenn man die Depesche des 237 Nesselrode liest, scheint man sie in St. Petersburg nicht so auf⸗ zufassen.

Ich gehe jetzt, mein Herr, zur Frage des Schwarzen Meeres über. Frankreich, England und Oesterreich haben, in der Ueberzeugung, der Bertrag vom 153. Juli 1841 reiche nicht aus, um dem ottomanischen Kaiserreiche eine unverrückbare Stelle in der europäischen Staatenfamilie zu sichern, so wie es vor den Gefahren des Anwachsens der russischen Macht auf dem Schwarzen Meere zu wahren, erklärt, daß der Meerengen⸗ Vertrag revidirt oder vielmehr ergänzt werden und daß, indem dem russischen Uebergewichte auf dem Schwarzen Meere ein Ende gemacht würde, man zwischen diesem und dem andern Uferstaate dieses Binnen⸗ meeres das durch eine Reihe von Unglücksfällen gestörte Gleichgewicht wieder herstellen müsse. Fürst Gortschakoff ist, nach einer anfänglichen sogefang, den beiden Bestimmungen dieses Vorschlages, der durchaus klar ist und keine Zweideutigkeit enthält, in der Präliminar⸗Konferenz vom J. Januar beigetreten, und gerade auf Grund dieses Beitritts sind die Vertreter Frankreichs und Englands in Wien mit ihren Vollmachten bersehen worden.

Die 1. des Kaisers, so wie die Ihrer Majestät der Königin von Großbritannien mußte, ich wiederhole es voraussetzen, daß das St. Petersburger Kabinet sich über die durch die Lage gebotenen Opfer entschieden habe und in dieser Vorausseßßung wurden die Bevoll⸗ mächtigten Rußlands zur Ergreifung einer Initiative, die geeignet wäre, die Würde ihres Hofes zu wahren, eingeladen. Auf die Weigerung des petersburger Kabinets, zuerst die Concessionen anzugeben, die es zu machen geneigt wäre, haben die Verbündeten der hohen Pforte in Uebereinstim⸗ mung mit dieser die Bedingungen aufgestellt, welche aus einer der Bei⸗ lagen zum 11ten Protokoll ersichtlich fer.

„Ich werde unsere Forderungen nicht zu rechtfertigen suchen; ihre Mäßigung liegt klar am Tage. Ich werde nicht näher auf Details eingehen, die doch jetzt ihren Kernpunkt verloren haben; ich ziehe es vor, die Interessen Europa's im Schwarzen Meere zu bezeichnen und dann zu untersuchen, ob die von Rußland vorgeschlagene doppelte Lösung diesen Interessen die Befriedigung gewährt, welche unser Zweck erheischt