1855 / 168 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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hatte, dieselben in Erwägung zu ziehen, erhob sich Herr Roebuck, um feinen Antrag auf ein Tadels-Votum gegen das Ministerium vorzubringen. Der Antrag, in die Form einer Resolution gekleidet, lautet alfo: „Beschlosseen, daß dieses Haus, die Leiden unseres Heeres wahrend des Winterfeldzuges in der Krim tief beklagend und mit dem Beschlusse des Comitè 's übereinstimmend, daß das Verhalten der Regie— rung die erste und hauptsächlichste Ursache der Unglücksfälle gewesen ist, welche das Heer betroffen haben, hiedurch mit strengem Tadel ein jedes Mitglied des Kabinettes heimsucht, dessen Rathschläge zu so unheilvollen Resultaten geführt haben.“

Der Redner erinnert zuvörderst an die Umstände, unter welchen der Untersuchungs-Ausschuß, dessen Bericht ihn zu seinem heutigen Antrage veranlaßt habe, ernannt worden sei. Der Ausschuß sei zu der Ueberzeugung gelangt, daß die schreck— lichen, in einer Unzahl von Privatbriefen enthaltenen Schilderungen der Leiden des Krimheeres durchaus nicht übertrieben gewesen seien, und daß das Ministerium Aberdeen direkt daran Schuld trage. Er for— dere nun das Haus auf, das Urtheil seines Ausschusses zu bestätigen. Das Kabinet Lord Aberdeen, bemerkt er, habe dreierlei verschiedene Be— standtheile in sich geschlossen, nämlich Lord Aberdeen selbst, sodann die hervorragenden Mitglieder seines Ministeriums, Lord Palmerston, Lord J. Russell, Sir J. Graham, Gladstone, S Herbert, und drittens endlich eine Anzahl von Männern, die er als eine bloße Schafheerde betrachte, welche dem Leithammel folge. Die Unbedeutendheit der letzterwähnten Leute sei kein Grund, weshalb das Haus sie nicht verdammen sollte. Die Resolutionen des Ausschusses würden durch jedes Wort der Zeugen— Aussagen unterstützt. Die Invasion der Krim sei von der vorigen Re— gierung mit unzureichenden Streitkräften und ohne eine Reserve unter⸗— nommen worden, obgleich die Regierung gewußt habe, daß die Halbinsel bon 70000 Mann Russen besetzt gewesen sei. Während das Heer in Folge von Kälte, Hunger und Krankheit zusammengeschmolzen sei und Mangel an Arzneimitteln gelitten habe, seien die Minister, mit Ausnahme des Herzogs von Neweastle, nicht auf ihrem Posten gewesen, sondern hatten sich von Ende August bis zum Oktober ganz ge— müthlich auf dem Lande amüsirt. Eine solche gröbliche Pflichtvergessen— heit verdiene, daß sie der Tadel des Parlaments treffe. Der Herzog von Neweastle sei zum Sündenbock auserlesen worden, und das sei eine Un⸗ gerechtigkeit. Er verlange nichts weiter, als Gerechtigkeit. Das Haus dürfe nicht gestatten, daß an den Leuten, welche Schaaren von Englän— dern einem vorzeitigen Grabe überantwortet hätten, ihre Irrthümer nicht wenigstens durch ein Wort des Tadels heimgesucht werden. Ge— neral Peel bemerkt, wenn der Antrag Roebuck's überhaupt etwas be— deute, so verdamme derselbe die Expedition nach der Krim als unpoli— tisch. Irrthümer seien allerdings begangen worden; allein die Expedi— tion an und für sich vermöge er nicht zu verdammen. Die Ein— mischung des Parlaments und der Presse mit ihrem Heere von Bericht— erstattern, welche das Krim-Heer umschwärmten, habe viel Unheil ange— stiftet. Das Haus werde wohl daran thun, blos deshalb in die Ver—

angenheit zurückzublicken, um aus den vorgekommenen Mißgriffen er— prießliche Lehren für die Zukunft zu ziehen. Er beantragt deshalb als Amendement die Vorfrage. Lord R. Cecil unterstützt dieses Amende⸗ ment. Die Resolution Roebuck's, äußert er, möge, abstrakt genommen, ihrem Wortlaute nach ganz wahr sein; allein unter den obwaltenden Umständen athme sie einen rachsüchtigen und persönlich gereizten Geist. Oberst Adair tritt mit dem früher bon ihm angekündigten Amendement auf, welches besagt, daß der Plan der Krim-Expedition von einer weisen und scharfsichtigen Politik eingegeben worden, die zugleich gerecht gegen die Bundesgenossen Englands und den Zwecken des Krieges angemessen sei. Conolly spricht für den Antrag Roebuck's. Der Marquis von Granbhy bemerkt, obgleich er den Krieg weder für gerecht, noch für nöthig gehalten habe, so könne er doch jetzt, da man einmal in demselben begriffen sei, nicht für den Antrag stimmen, da dieser geeig⸗ net wäre, die Kraft der Exekutive, welche jetzt den Kampf mit allem Nachdruck fortführen müsse, zu lähmen. Sir J. Walsh behauptet, wenn die Krim Expedition Tadel verdiene, so müsse die Presse, das englische Volk und das Parlament diesen Tadel theilen, da verabsäumt worden sei, die gehörige Kontrole zu üben. Die Expedi⸗ tion sei zu einer ungünstigen Jahreszeit und gegen den Rath Lord Rag— lans und der übrigen militairischen Autoritäten unternommen worden. Sie sei eine von leichtsinnigem Dünkel eingegebene überflüssige Handlung gewesen; denn damals habe man sich im Besitze aller der Resultate be⸗ funden, welche als Zweck des Krieges betrachtet wurden. Obgleich nun in dem, was Roebuck behaupte, sehr viel Wahres liege, so sei es doch eine äußerst bedenkliche Sache, einen Tadel gegen die Regierung aus⸗ zusprechen wegen Handlungen, bei denen das Parlament selbst betheiligt sei. Sir J. Graham erklärt sich gegen die Vorfrage und dringt dar⸗ auf, daß das Haus sich offen darüber ausspreche, ob die Mitglieder des Ministeriums Aberdeen Tadel verdienen oder nicht. Er wundert sich darüber, daß die Regierung noch gar nicht erklärt habe, wie sie sich dem Antrage gegenüber zu stellen gedenke. Auch Sir J. Pakington spricht sein Staunen über das Benehmen der Regierung aus und erklärt, er werde für den Antrag Roebuck's stimmen. Sir C. Wood er— klärt, die Regierung sei gesonnen, für das Amendement des Ge— nerals Peel zu stimmen, und zwar deßhalb, weil die Ausschuß— Untersuchung eine mangelhafte gewesen sei. Wäre dieselbe eine vollständige gewesen, wäre Alles enthüllt worden, was hätte enthüllt werden sollen, so würde die Regierung nicht vor dem Urtheile des Hauses über den Haupt-Antrag zurückbeben. Von Seiten Roebuck's sei es in— konsequent gehandelt, daß er die Minister, welche dem Kriegs-Departe ment vorstanden, von der Schuld freispreche, ihre Kollegen jedoch, deren Sache es nicht gewesen sei, sich in die auf die Kriegführung Bezug ha— benden Angelegenheiten einzumischen, getadelt wissen wolle. Auf Antrag Gaskell's wird die Debatte auf Donnerstag vertagt. Sodann wird auf Antrag Kirk's mit 93 gegen 90 Stimmen der Beschluß gefaßt, die Debatte über das Priester⸗-Seminar von Maynooth bis über drei Monate

. Diese Angelegenheit ist also für die diesjährige Session be— eitigt.

Dem „Morning Chronicle“ zufolge wird das Parlament wahr— scheinlich nicht vor dem 12. August prorogirt werden.

Die Kommission zur Untersuchung des Verhaltens der Polizei im Hydepark vom 1sten d. M. hat heute ihr Geschäft begonnen. Die Vernehmung der Zeugen erfolgt in öffentlicher Sitzung der Kommission.

Frankreich. Paris, 18. Juli. Von 9 Uhr an hexrschte gestern der größte Andrang, um auf die neue Anleihe zu unter— schreiben. Ein Kaiserliches Dekret setzt den Zoll auf 57 Artikel des Zolltarifs herab und hebt denselben von 104 Artikeln desselben Tarifs auf.

Spanien. Nach Berichten aus Madrid vom 14. Jult hatte der neue Gesandte für London, Gonzalez, kurz vor der Abreise der Königin seine Abschieds⸗ Audienz gehabt. Nach der amtlichen Zeitung besteht in Catalonien keine einzige bewaffnete Carlistenbande mehr. Auf die in der Provinz Burgos hausende Bande der Hierros, kaum 40 Mann stark, die bisher allen Verfol⸗ gungen zu entgehen wußte, wird jetzt durch weit überle— gene Streitkräfte ernstlich Jagd gemacht. Der General— Capitain von Burgos hat wegen der wiederholten Postfrevel gegen alle Orts⸗Behörden, die den Carlisten- und Räuberban— den Zuflucht gewähren, die allerstrengsten Verordnungen erlassen.

Man schreibt unterm 18. Juli aus Paris: „Aus besonderer Quelle erfahren wir, daß der päpstliche Nuntius zu Madrid, Msgr. Franchi, aus Veranlassung der Desamortisation am 15. Juli seine Pässe verlangt und die Regierung ihrerseits sich aus verschie— denen Gründen beeifert hat, sie ihm noch an demselben Tage zuzu— stellen. Die Königin Isabella wird Ende Juli den Escurial wie— der verlassen, um sich nun doch nach La Granja zu begeben.“

Die „madrider Zeitung“ vom 13. Juli veröffentlicht folgende vom Abgeordneten Espartero's, Obersten Saravia, eingelaufene Depesche aus Barcelona vom 11. Juli, Nachmittags: „Gestern Abends, nach langen Konferenzen, sind die Commissaire der Arbei⸗ ter, welche ich im Namen des Sieges -Herzogs empfangen hatte, von ihren Forderungen abgestanden. Sie haben sich ver— pflichtet, in ihre Fabriken um denselben Lohn zurückzukehren, den sie bezogen, als sie dieselben freiwillig verließen. Die Erörterungen, die zwischen den Fabrikanten und den Arbeitern etwa noch vor— kommen, wird man einer gemischten Jury vorlegen. Die verhafte— ten und schuldig befundenen Individuen werden die verwirkten Strafen erleiden. Schon arbeiten zahlreiche Fabriken; die Zusam— menrottungen sind verschwunden, Ordnung herrscht. Der Grund⸗ satz der Autorität ist unangetastet geblieben; kein Zugeständniß ist erfolgt, und alle Befehle sind vollzogen worden.“

Depesche aus Madrid, vom 17. Juli: „In der heutigen Cortes-Sitzung wurde der Vertrag mit der dominikanischen Republik genehmigt. Das Gesetz über die Zwangs-Anleihe wird morgen veröffentlicht werden.

Italien. Rom, 11. Juli. Gestern Abend wurden von der Brüderschaft „della Misericordia“ die hier üblichen Tavolozze mit der geschriebenen Anzeige ausgehängt: „Antonio de Felice, Sohn des verstorbenen Giovanni de Felice, Hut-Fabrikant aus Rom, 36 Jahre alt, wird wegen Attentats mit Vor— bedacht auf das Leben Sr. Eminenz des Kardinals Anto⸗ nelli, Staatssecretairs Sr. Heiligkeit unseres Herrn, morgen ent⸗ hauptet.“ Als der Morgen graute, war fast die ganze französische und die päpstliche Garnison ausgerückt und wurde theils zu Pa— trouillen durch die Stadt, theils zur Einschließung der Piazza della Bocca della Verita, wo die Guillotine stand, verwandt. Antonio de Felice langte dort heute früh um 6 Uhr an. Der Delinquent beichtete auf dem Blutgerüste, nahm das h. Saecrament, und nach wenigen Sekunden war sein Kopf auf der Brüstung des Schaffots ausgestellt. (Köln. Ztg.)

Turin, 16. Juli. Zu Ehren Sr. Majestät des Königs von Portugal und Sr. Königl. Hoheit des Herzogs von Bra— bant ist eine große Revue abgehalten worden.

Griechenland. Athen, 13. Juli. Der König hat den hier angelangten neuen französischen Gesandten bei der Pforte, Herru Thouvenel, mit großer Auszeichnung empfangen.

Türkei. Vom Kriegsschauplatze schreibt die „Militair⸗Z3.“: Die letzten Nachrichten aus der Krim reichen bis zum 12ten d. M. An die⸗ sem Tage ward das Bombardement, jedoch ohne besondere Heftig⸗ keit, fortgesetzt. Die Nachricht von dem Tode des tapferen Admi— rals Nachimoff bestätigt sich nicht, dagegen ist die Verwundung des Generals Todtleben nicht so unbedeutend und erregt Besorgnisse.

An der Donau, bei Silistria, dem Hauptquartier Ismael Pascha's, wird es immer rühriger. Kel-⸗Hassan Pascha hat sich gegen Matschin, und Hassan-Pascha gegen Hirsova in Bewegung

gesetzt. Die türkischen Truppen in Bulgarien werden durch ihre

Allüirten verstärkt, und schon die am 11ten d. M. in Marseille ein⸗ geschifften französischen Abtheilungen haben Ordre erhalten, bei Varna zu landen. Wie die Anzeichen vorliegen, dürfte das Donau— gebiet neuerdings der Schauplatz kriegerischer Thätigkeit werden.

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Rußland und Polen. Die „Times“ bringen Nachrichten von der Flotte auf der Höhe von Kronstadt, die bis zum 9. Juli reichen, indeß über wenig mehr als die täglich stattfindenden Schieß⸗ bungen berichten. Am 3Zten kam ein russischer Garde-Korporal als lleberläufer auf dem englischen Flaggenschiff an. Er soll sehr wichtige Mittheilungen über die Festungswerke von Kronstadt und vie Vertheilung der Truppen gemacht haben. In St. Petersburg und Kronstadt soll man sich vor einem Angriff auf die Festungs— werke völlig sicher halten, dagegen für die ausgelegten russischen Blocschiffe fürchten. Am 3. Nachmittags wurden alle Boote der Flotte armirt und bemannt und von Kanonenbooten ostwärts in derRichtung der russischen Blockschiffe geschleppt, vor denen sie ihre Evolutionen machten, in der vergeblichen Hoffnung, die Schiffe herauszulocken. Am 4Aten traf mit dem „Cuckoo“ bei der Flotte die Nachricht ein, daß das Blokadegeschwader an der Küste zwischen Nystad und Christianstad 53 große Schiffe von zusammen über 20,000 Tons zerstört habe. Am. 5ten Morgens verscheuchte der „Geyser“ durch einige Bombenschüsse ein Truppen-Detaschement, das längs der Küste marschirte und sich,z unter Wegwerfung der Waffen und schweren Helme in die Wälder flüchtete. Am ten wurden die ersten Schüsse aus einem 32-Pfünder, der mittelst einer beson— deren Vorrichtung in einem Winkel von 457 in einem Boot be— festigt war, gegen Kronstadt selbst gethan. Die ersta Kugel fiel nach 31 Sekunden in einer Entfernung von 50090 NYards ins Wasser; das Boot wurde darauf etwas näher ans Ufer gebracht, den neuen Erdbatterieen gegenüber, die sich in der Nähe des Hauses des Gouverneurs befinden, und nun flogen die Schüsse weit über die Batterie hinaus, die mit unschädlichen Bombenwürfen ant— wortete. Am Tten näherte sich der „Merlin“ mit den englischen

und französischen Oberbefehlshabern am Bord der Risbank-Batterie auf 2800 Nards, welche mehrere Schüsse that, ohne indeß den

„Merlin“ zu erreichen. Die Geschütze der Kronsslot-Batterie sollen wegen des defekten Zustandes des Mauerwerks haben fortgeschafft werden müssen. Wahrend der Abwesenheit des Admirals kamen zwei russische Kanonenböte, dem Anscheine nach mit Neugierigen angefüllt, aus der Nord-Passage hervor und schlugen eine westliche Richtung ein. Zwei englische Kanonenböte suchten sie abzuschneiden, wurden aber zurückberufen und die russischen Schiffe konnten unge— hindert in den Hafen zurückkehren.

Admiral Dundas hat der englischen Admiralität folgende zwei Berichte eingesandt: . . An Bord des „Arrogant“, vor Hogland, 8. Juli 1855.

Mein Herr! Ich habe die Ehre, Sie zu benachrichtigen, daß ich Towisa am Nachmittag des Aten d. erreichte und beim Fort Svartholm Anker warf. Der Feind hatte Kenntniß von unsern Bewegungen und verließ das Fort, als wir uns demselben näherten. Noch ein paar Stunden vorher war er damit beschäftigt gewesen, die Dächer bon den Kasernen zu nehmen und die Proviant Voͤrräthe ins Innere des Landes zu schaffen. Die Kanonen und die Munition waren schon vorher fortgeschafft wor— den. Spartholm war in gutem Stande; es ist ein sehr starkes Werk, welches den Zugang zu Fowisa vollständig beherrscht. In den letzten Jahren hat es bedeutende Vergrößerungen erhalten, ist für 127 Kanonen eingerichtet, hat' eine kasemaltirte Kaserne für ungefähr 1900 Mann, ein Haus nebst Garten für den Gouverneur und treffliche Offizier⸗ Quartiere. Ich traf sofort Anstalten, das Fort in die Luft zu sprengen und die Kaserne völlig zu zerstören. Dies ist seitdem geschehen. Am Ften nahm ich im „Rubh,“ von den Booten des „Arrogant“ und der „Magicienne“ begleitet, eine Nekognoszirung nach der Stadt Lowisa vor. Ein starkes Kosaken-Detachement' ließ sich eine kurze Zeit lang blicken, ward aber durch das Feuer aus den Booten zerstreut. Namentlich rich— teten die Raketen große Verwirrung an. Nachdem ich bei Lowisa gelan— det war, setzte ich den Behörden den Zweck meines Besuches auseinander. Da sie einige Bedenklichkeiten darüber äußerten, daß wir keine Parlamen— lairflaggen hatten, so erklärte ich ihnen, sie hätten kein Recht auf eine solche Bürgschaft, da die derselben schuldige Achtung zu Hangö so gröb— lich berletzt worden sei. den in der Stadt befindlichen Regierungs⸗Magazinen und zerstörte diesel— den, jedoch ohne sie anzuzünden, da dies das Verbrennen der ganzen Stadt zur Folge gehabt haben würde. Trotz dieser Vorsichtsmaßregel sedoch war Loöwisa dem Untergange geweiht; denn in der Nacht brach zufällig in einem Theile der Skadt, wo wir nicht gewesen waren, Feuer aus, und vor dem nächsten Morgen war die ganze Stadt ein Aschenhaufe.

H. R. Velverton, Capitain. An den Contre-Admiral R. S. Dundas. An Bord des „Harier“, auf der Höhe von Klein-Wahas, 24. Juni.

ö Mein Herr! Ich habe die Ehre, Ihnen zu melden, daß die Boote dieses Schiffes in den Rächten bom Z3sten und 24sten d. Mts. 47 feind— liche Schiffe, mit einem Gehalte von je 200 700 Tonnen, zerstört haben. Wie in der ersten Nacht zerstörten Schiffe befanden sich eine (englische) Meile von Nystad und ungefähr drei Meilen von dem Schiffe, und es

gelang uns, eine Barke, die „Victorias, von ungefaͤhr 450 Tonnen, mit

uns fortzuführen. Am folgenden Morgen stachen wir in See und gingen mit unserer Prise bei dem Leuchtthurme von Ensksw vor ÄUnker. um Uhr Nachmittags jedoch dampften wir dem Lande zu, warfen um 73 Uhr Anker und entsandten um 8 Uhr wiederum die Boote. Wah— rend der Nacht und am folgenden Tage entdeckten wir 42 Schiffe, die wir alle entweder verbrannten oder versenkten. Es gereicht mir zur größten Freude, Ihnen melden zu können, daß diese glücklichen Erfolge nicht von dem geringsten Unfalle begleitet waren. In' Folge der weiten

Darauf begab ich mich nach der Kaserne und

Entfernung vom Schiffe (10 bis 12 Meilen) und wegen des bo begleiteten stürmischen Wetters, das am in. w n . uns nicht, irgend ein Schiff mit uns zu nehmen. Wir 'erreichten den „Harier“ erst heute Nachmittags um 6 Uhr, nachdem die Leute 22 Stunden ö. Ruder gewesen waren. Ich glaube“, mein Herr, ich erweise den annschaften nicht mehr ls gewöhnliche Gerechtigkeit, wenn ich sage, wie erfreut ich darüber war, den Eifer und die Ausdauer zu sehen womit sie so viele Stunden hindurch arbeiteten. Auch kann ich nicht umhin, zu bemerken, daß dies meiner Ansicht nach in hohem Grade bon dem guten Beispiele berrührte, welches die Offiziere 9. namentlich der ältere Lieutenant, Herr Annesby, der mich stets aufs thäti ste unter⸗ stützte. Ich habe somit in zwei auf einander folgenden dachi und an einem Tage alle Fahrzeuge bon Nystad (vermuthlich über 26, 000 Tonnen) zerstört, und ich hoffe, däß mein Verfahren Ihren Beifall finden wird 5 Senry Storey, Commandeur.“ . Warden, ältesten Sffizier von Ihrer Majestät Schiff

Eine Depesche des Admirals Dundas, welche diese Beri begleitet, meldet, daß die russischen Behörden 3. . eingeräumt haben, der Ursprung der Feuersbru it sei ein rein zu— fälliger gewesen.

Odessa, 8. Juli. Berichte aus Taganrog und Rostow mel— den übereinstimmend, daß die Behörden dieser beiden Städte alle Vorkehrungen getroffen haben, um die Orte vor einem abermaligen Ueberfall möglichst zu schützen. Es werden um erstere Stadt rings herum Batterie en auf der Seeseite erbaut und der Ort mit Truppen ver sehen, Die, geflüchteten Einwohner kehren, dadurch beruhigt, nach und nach zurück. Auf der Rhede und am Landungsplatz sieht man indeß kein einziges Schiff oder Boot. Alle Fahrzeuge sind den Don hinaufgebracht worden. Am Uebelsten ist die griechische Straße mit⸗ genommen worden. Sie ist fast gänzlich abgebrannt, und was stehen ge⸗ blieben, ist durch die Beschäbigungen von Bomben und Kugeln kaufallig geworden. Aus Rostow meldet ein Handels-Bericht vom 4. Juli, daß seit dem Eindringen der feindlichen Flotte in das Asowsche Meer der Ausfuhr -Handel gänzlich aufgehört hat. Der Umsatz bezüglicher Artikel ist unterbrochen, mit Ausnahme russischer Wolle, die trotz des Mangels an Nachfrage sich bei gutem Preise erhält. Unter gegenwärtigen Umständen ist Wolle ein Hauptbedarf der Tuch- Fabriken in Woronesch, Tambow. und Kursk. Ungewaschene Wolle wird mit 10 Rubel 25 Ko⸗—⸗ peken Assignaten „das Pud für Juli mit geringem Aufgelde gekauft. Die bisher hier angekaufte Quantität beläuft sich auf 10,000 Pud leider kaum der dritte Theil der sonst umgesetzten Quantität. Berichte aus der Krim bestätigen, daß die russischen Truppen daselbst mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen haben und bedeutende Verluste durch Seuche, Hitze, Futtermangel und besonders durch Mangel an Platz in den Laza— rethen von Sim feropol, Baktschiserai, Perekop, Theodosia ꝛc. er⸗ leiden. Nikolajeff in unserer Nachbarschaft ist ebenfalls überfüllt, und trotzdem, daß von hier alle disponiblen Aerzte nach der Krim kommandirt wurden, ist der Mangel an Aerzten und Wundärzten ein sehr empfindlicher. Hier veröffentlichte Krankenberichte melden: Am 15. v. M. sind 500 Schwerverwundete in Simferopol angekommen, ohne Unterkommen zu finden. Eine zehnte Sendung Kranker und Verwun— deter konnte auch in Nikolajeff nicht mehr Ünterkunft finden. Auf dem Wege von Sebastopol sind 25 pCt. an Cholera und Verblu— tung gestorben. Man mußte Viele in Perekop und Kachowska zurücklassen. Es sind außerdem noch zwei Transporte von Sebasto⸗ pol abgegangen, die nicht mehr in der Festung selbst bleiben konn—

ten. In Simferopol befindet sich der Commandeur des bei Kertsch

in die Luft gesprengten Dampfers „Mogutschi“, Capitain-Lieute— nant Kuschakawitsch, der bei der Explosion in die Luft geschleudert wurde. Er ist verwundet, von den Engländern verpflegt und sorgfältig behandelt worden. Die Engländer haben ihn nach Sim— feropol entlasen. Am schmerzlichsten werden die Verluste an Ma— riniers in Sebastopol empfunden. Es wird ein Ausfall dieser tüchtigen Leute von 1325 Mann angegeben; die Schaar ist daher ungeheuer zusammengeschmolzen. Sie zählen zu den muthigsten und standhaftesten Vertheidigern der Festung. (H. B. H.)

Nachrichten aus Warschau vom 17. Juli zufolge, waren von dort der verabschiedete General-Lieutenant Kurnatowski, bis⸗ heriger Präsident des Wappenamts für das Königreich Polen, mit seiner Gemahlin nach Karlsbad, der General-Lieutenant Konstan— dulaki nach der Krim, der verabschiedete General-Lieutenant Gla— senap nach dem Gouvernement Poltawa, der Commandeur der russischen West⸗-Armee, General⸗Adjutant Sumarokoff, nach Iwan⸗ gorod und der General⸗Stabsarzt dieser Armee, Wirkliche Staatsrath Przesmyzki, nach Zamosc abgereist und der Wirkliche Staatsrath Lochtin von St. Petersburg, der General-Major Bur— mann, Chef des dritten Bezirks des Gendarmerie- Corps, von Suwalki angekommen.

Dänemark. Kopenhagen, 18. Juli. Der Verfassungs⸗ Ausschuß legte heute dem Reichsrathe das Gutachten Lor, in dem die Annahme der Gesammt-Verfassungs-Vorschläge einstimmig an⸗ empfohlen wird.

Amerika. Mit dem Sturz des Diktator Rosas ist zwar Buenos-Ayres von einem despotischen Zwange im Innern befreit,