1855 / 229 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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den 1. Oktober von hier ab. Se. Excellenz wird ö bis drei Wochen in Wien zurück erwartet. . 29. September. Gestern Abends 9 Uhr warf das Kaiserliche Geschwader, vom Mittelmeere zurückehrend, in der Bucht von! Muggia Anker; es besteht aus den Fregatten „Fürst elir Schwarzenberg“ mit der Contre⸗Admiralsflagge, „Novara“, Venus 5 rer Schraubenfregatte „Radetzk)“, den Korvetten „Karolina“, „Diana“, „Minerva“ und den Dampfern „Volta“ und „Kaiserin Elisabeth“ . , Amsterdam, 28. September. Nach dem „Handelsblad“ wird die Regierung nächstens den Kammern Gesetzent⸗ würfe zur Abänderung der Gesetze über die Miliz, die Jagd und die Fischereien vorlegen. Der hiesige Gemeinderath hat die Ab— schaffung der Mahlsteuer votirt. Aus Vliessingen wird unterm 24. September gemeldet, daß dort die preußischen Schiffe „Atlas“, „Fritz“ und „Eduard“ seit einigen Tagen, weitere Be⸗ fehle hinsichtlich ihrer Bestimmung abwartend, vor Anker liegen. Sie kommen mit Weizen-Ladungen von Galacz und wurden von den Russen so lange festgehalten, bis die Capitaine bei ihrem Konsul schriftlich die Erklärung abgegeben hatten, ihre Ladungen keinem feindlichen Hafen zuzuführen. . Großbritannien und Irland. London, 29. Sep— tember. Das hiesige Armeęe⸗-Kommando veröffentlicht einen, vom 14. September datirten Armeebefehl, welchem zufolge die Königin verfügt hat, daß jeder Subaltern-Offizier, welcher sechs Monate auf der Krim gedient hat, oder vor Ablauf dieser Zeit in Folge von Wunden auf den Dienst im Felde verzichten mußte, vorausge—

setzt, daß er der älteste Lieutenant in seinem Regimente ist, zum

Hauptmanne wählbar ist, wenn er seine Bestallung ein Jahr lang gehabt hat und ihm der Regiments-Commandeur bezeugt, daß er zum Compagnieführer befähigt ist. Uebermorgen sollen sich zu Liverpool an Bord des Dampfers „Jura“ ungefähr 1000 Mann zum Theil nach, der Krim, zum Theil nach Liverpool einschiffen. Zwei Regimenter der deutschen Legion und ein Regiment der Schweizer -Legion werden von Hythe aus in Cork er⸗ wartet. Man glaubt, daß sie die Besatzung mehrerer Städte in der Grafschaft Cork bilden sollen. Der Ausschuß des Vereins für administrative Reform ist sehr eifrig mit Organisation seiner Sectionen und Bureaux beschäftigt, um seine Arbeiten gleich bei Wiedereröffnung des Parlaments rüstig wieder aufnehmen zu können.

30. September. Dem heutigen ministeriellen „Observer“ zufolge sind nicht eher Depeschen der verbündeten Befehlshaber aus

der Krim zu erwarten, als bis ein wichtiges Resultat erzielt ist.

Die Verbündeten sind fest entschlossen, dem Feinde eine Niederlage beizubringen, die ihn zum Aufgeben der Krim nöthigt, und man hegt hier die Ueberzeugung, daß ihnen dieses gelingen wird. Der amtliche Bericht über die Staats -Einkünfte des verflossenen Vierteljahrs weist, im Vergleiche mit dem entsprechenden Zeitraume des Jahres 1864, eine Mehr-Einnahme von 1,924,124 Pfd. auf.

Frankreich. Paris, 28. September. Der „Moniteur“ füllt fast sieben Spalten mit den Namen von Militairs, denen Pelissier die militairische Denkmünze verliehen hat. Gestern Abends wohnten, wie der „Moniteur“ meldet, der Kaiser und der Herzog von Sachsen-Coburg der ersten Vorstellung der von letzterem komponirten Oper „Sainte-Claire“ bei. Der Herzog und die Herzogin von Brabant werden am 12. Oktober mit zahlreichem Ge— folge hier eintreffen.

Spanien. Die „Madrider Zeitung“ vom 23. September bringt drei Dekrete, wodurch der Oberst⸗Hofmeister, Herzog von Baylen, die Oberst⸗-Hofmeisterin, Herzogin von Alba, und der Ge— neral⸗-Intendant, de los Heros, auf diesen bisher von ihnen in der Hofhaltung der Königin bekleideten Posten belassen und bestätigt werden.

Eine Depesche aus Madrid vom 26. September lautet: „Die Gesundheit der Königin bessert sich auf merkliche Weise. Der Gerichtshof der Rota hat gestern seine Sitzungen eingestellt. Am nämlichen Tage ist ein heftiger Sturm über Madrid los— gebrochen und hat großen Schaden verursacht.

Eine Depesche aus Madrid vom 28. September meldet: „Die Königin befindet sich wohl. Espartero ist aus dem Escurial zurück und zeigt sich mit dem Empfange bei der Königin zufrieden.

Italien. Turin, 26. September. Dem Vernehmen nach hätte General Lamarmora einen Antrag auf die Sendung von weiteren 5000 Mann gestellt, und denselben damit begründet, daß 3000 Mann der Cholera erlegen seien, 3000 in den Spitälern liegen und 6500 kampfunfähig gemacht wären.

Nach einer turiner Korrespondenz der „Gazzetta uffiziale“ wäre der König Viktor Emanuel bedenklicher krank, als die be— treffenden Bulletins glauben lassen.

Türkei. Aus Marseille, 29. September, wird telegraphirt: „Es sind hier Nachrichten aus Konstantinopel vom 20. Sep- zember angelangt. Es sind Ma regeln getroffen worden, die Ein⸗ fahrt in ben Hafen von Scebastopol freJ zu! machen. Dem Ver— nehmen nach wird man sich dazu der zu Kertsch gefundenen unter⸗ seeischen Maschinen bedienen, und die verbündeten Flotten werden

die Nordseite der Festung bombardiren. In der Hauptkirche von Sebastopol ward ein Tedeum gesungen, welchem der Marschall Pelissier beiwohnte. Eine andere Kirche ward den Engländern überlassen. In Konstantinopel sind Griechen verhaftet worden welche sich der Sache der Westmächte feindlich erwiesen. Fönig Otto hat den Mitgliedern des Divans bei Gelegenheit des Abschlusses des Handelsvertrages Orden verliehen. Aus Alexandrien, 21. Sep? tember, wird gemeldet, daß der Ingenieur Linant Bey sich nach Frankreich begiebt. Diese Reise hat Bezug auf die Durchstechung der Landenge von Suez. Der Aufstand der Muselmänner in Abyssinien ist unter? drückt. Der neue Vicekönig hat erklärt, er werde die Europäer schützen, und hat die Glaubensfreiheit proklamirt. Aus Malta vom 25. September wird gemeldet, daß die tripolitanischen In⸗ surgenten in großer Zahl gegen die Hauptstadt marschirten.— Sebastopol hat eine französische Besatzung erhalten. Zwei Regi— menter sind in bequemen Quartieren untergebracht worden, vor= nämlich in der Nachbarschaft der Quarantaine. Es sind Batterien angelegt worden, um dem Feuer des Forts Konstantin zu ant— worten. Das Quarantaine - Fort und das Fort Nikolaus stehen noch aufrecht da. Ein Theil der französischen Kavallerie hat sich zu Kamiesch nach Eupatoria eingeschifft. Oberst Calandrelli, welcher zu Erzerum die Befestigungsarbeiten leitete, ist an der Cholera ge— storben. Dmer Pascha ist am 11. September in Batum an— gekommen. In der Krim ist noch immer die Rede von einer Eype— dition gegen Nicolajeff und Odessa.“

Die oft angedeutete und eben so häufig widersprochene

Demonstration der Alliirten von Eupatoria aus scheint denn

doch erfolgen zu sollen; Fürst Gortschakkoff berichtet unterm 23sten d. M., daß an jenem Orte gegen 30,000 Mann konzentrirt sind, daß sein linker Flügel mehrfach allarmirt wird und daß es am

22sten zu einem Zusammenstoß mit der russischen Infanterie

kam, nach welchem sich die Alliirten bis Urkusti zurückzogen, am 23sten aber vom Plateau wieder herabstiegen und eine Straße herstellten. Da Urkusti oder Riukasta nordöstlich des rechten Tschernaja⸗Ufers liegt, vor dem 8. September aber russische Abtheilungen bei Biuk Miskamia am linken Tschernaja— Ufer standen, so geht aus der Depesche hervor, daß das Gebiet der Tschernaja in den Händen der Alliirten sich befin— det und die Russen ihren linken Flügel in Tschulia und Kandi, ihre Mitte bei Mangup Kale und dem Wirthshaus Mackenzie und deren rechten Flügel über Inkerman bis zu den Nord- Forts auf— gestellt haben, während sich ihr Gros in Baktschiserai befindet. Der Angriff des russischen linken Flügels bei Tschulia dürfte, wenn er wiederholt und mit Erfolg durchgeführt wird, auf die Räumung der eben angedeuteten Stellungen abgesehen sein und die Russen zum Rückzug auf ihr Gros veranlassen. Indessen sind die Terrainschwierigkeiten von der Art, daß nur die gebahnte Straße über die Tschernaja beim Wirthshaus Kam Most, über Khutor— Mackenzie, dann über den Belbek bei Khutor für Geschütze prakti— kabel ist und daß es sich vorerst um deren Besitz handelt, bevor weitere ausgreifende Offensiv-Operationen ausgeführt werden sollen. (Mil. Ztg.)

Alexandrien, 21. September. Der Vicekönig ist hierher zurückgekehrt. Dem Vernehmen nach soll die Bastonade abgeschafft werden.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 25. September. Die hiesigen Zeitungen veröffentlichen nachstehendes Allerhöchstes Reskript an den moskauer Militair-General-Gouverneur, General-Adjutanten, Gene— ral der Infanterie Grafen Sakrews ki: „Graf Arssenii Andrejewitsch. Als Ich den Thron Meiner Ahnen bestieg, war es Mein sehnlicher Wunsch, Meine liebe treue erste Haupt- und Residenzstadt zu besuchen, in welcher Ich geboren wurde und die heilige Taufe empfing unter dem Schatten der Gebeine des moskauer Wunherthäters Patriarchen Alexei. Da Ich jetzt diesen Wunsch in Erfüllung gebracht, habe Ich mit dem lebhaftesten Vergnü— gen den wahrhaft freudigen Empfang gesehen, den die Bewohner Mos— kau's Mir und Meiner ganzen Familie bereitet, ein althergebrachter Empfang, mit welchem Rußland stets seinen Kaisern entgegenkam.

Ich trage Ihnen auf, allen Ständen Moskaus Meine herzliche Er— kenntlichkeit und Mein Wohlwollen kund zu thun. Mein Glück wäre bollkommen gewesen, wenn die vorangegangenen Ereignisse diese frohen Minut n nicht getrübt hätten. Aus Meinem Tagesbefehle an die russi— schen Armeen ist schon bekannt, daß die sebastopolische Garnison nach

einer beispiellosen elfmonatlichen Belagerung, nachdem sie unerhört ge⸗

wesene Thaten der Tapferkeit und Selbstverläugnung an den Tag gelegt, nachdem sie sechs verzweifelte Sturmanläufe zurückgeschlagen, auf die Nordseite der Stadt hinübergegangen ist, dem Feinde nichts weiter als die blutigen Trümmern überlassend. Die heldenmüthigen Vertheidiger bon Sebastopol haben Alles vollbracht, was in menschlichen Kräften stand. Die vorangegangenen und die jetzigen Ereignisse nehme Ich als den unerforschlichen Willen der Vorsehung hin, welche Rußland eine schwere Zeit der Prüfung herniedersendet. Allein Rußland hat schon noch schwerere Prüfungen gehabt, und Gott der Herr hat ihm stets Seine allgütige und unsichtbare Hülfe herniedergesandt. Vertrauen wir denn auch jetzt auf Ihn: Er wird das rechtgläubige Rußland schirmen, das die Waffen für eine gerechte, für eine chriskliche Sache ergriffen hat. Erfreulich sind Mir die fortlaufenden Beweise, baß Alle und Jeder befreit sind, zu opfern die Habe, die Seinigen und ihren letzten Blutstropfen zur Aufrechthaltung der Gefammtheit des Reichs und der

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Ehre der Nation. In diesen nationalen Gefühlen und Handlungen finde Ich Trost und Kraft, und unzertrennlich im Herzen verschmolzen mit Meinem treuen und wackern Volke, wiederhole . mit Vertrauen auf bie göttliche Hülfe und Gnade die Worte des Kaisers Alexander J.. „Wo die Wahrheit ist da ist auch Gott.“

Ich verbleibe Ihnen immerdar unwandelbar wohlgewogen.

. Alexander.“

Moskau, 8. (20.) September 1855.

Der Tagesbefehl des General-Adjutanten Gortschakoff an die Süd-Armee und die in der Krim stehenden Streitkräfte zu Lande und zu Wasser lautet wie folgt:

Hauptquartier auf den Höhen von Inkerman in der Umgegend der Stadt Sebastopol, 31. August 1855.

Tapfere Kameraden! Am 12. (24) September des verflosfenen Jahres 1854 rückte eine starke feindliche Armee vor Sebastopol. Troß ihrer numerischen Ueberlegenheit, trotzdem, daß diese Stadt künstlicher Be— fes—tigungen entbehrte, erkühnte sie sich nicht, dieselbe mit offener Gewalt anzugreifen, sondern unternahm eine regelmäßige Belage— rung. Bei allen ungeheuren Mitteln, über welche unsere Feinde berfügten, welche auf zahlreichen Schiffen unaufhörlich Verstärkungen, Artillerie und Munition heranführten, blieben alle ihre Anstrengungen, eurer Mannhaftigkeit und Ausdauer Herr zu werden, während elf und ein halb Monaten fruchtlos ein beispielloses Ereigniß in den Kriegs⸗ Annalen: daß eine in der Eile, im Angesichte des Feindes befestigte Stadt sich so lange gegen einen Feind halten konnte, dessen Belagerungsmittel alle bis jetzt in ähnlichen Fällen in Anschlag gebrachten Berechnungen übertrafen. Und bei so ungeheuren Mitteln, nach einer neunmonatlichen zerstbrenden Action durch Artillerie von gewaltigen Dimensionen sah der Feind, nachdem er mehr als einmal zum verstärkten Bombardement der Stadt seine Zuflucht genommen und jedesmal einige hundert— tausend Geschosse in dieselbe geschleudert, die Erfolglosigkeit dieser Maßregel, und entschloß sich endlich, Sebastopo! mit Sturm zu nehmen. Am 6. (18.) Juni dieses Jahres lief er von mehreren Seiten her Sturm, drang tapfer in die Stadt ein, wurde aber von euch unerschrocken empfangen und auf allen Punkten in der glänzendsten Weise jurückgeschlagen. Dieses Mißgeschick zwang ihn, sich wie früher zur Fort— setzung der Belagerungsarbeiten zu wenden, indem er seine Batterieen vermehrte und seine Thätigkeit in Führung der Trancheen- und Minen— arbeiten verdoppelte. So vergingen von dem Tage an, wo ihr den Sturm des tzten Juni so ruhmvoll abschlugt, noch über drittehalb Mo— nate, während welcher ihr, beseelt von dem Gefühle der Pflicht und der Liebe zum Throne und Vaterlande, dem Feinde heldenmüthig jede Arschin Erde streitig machtet, ihn nur Schritt vor Schritt vorwärtsrücken und mit Strömen Blutes und unglaublichem Verlust an Munition für jede Ssashen des durchmessenen Raumes bezahlen ließet. Bei so hartnäckiger Vertheidigung wurde eure Mannhaftigkeit nicht nur nicht schwächer, son— dern stieg bis zum höchsten Gipfel der Selbstverleugnung. Bei alledem, wenn auch eure Unerschrockenheit und Geduld unbegränzt waren, so giebt es doch materielle Gränzen für die Möglichkeit des Widerstandes. In dem Maße wie die feindlichen Approchen vorrückten, rückten ihre Batterieen

mit jedem Tage enger und enger und spie Tod und Verderben immer weiter in die Stadt hinein, die tapferen Vertheidiger derselben nieder— schmetternd. Sich diese Ueberlegenheit seines aus nächster Distance wir— kenden Feuers zu Nutze machend, begann der Feind nach einer verstärk— ten E0Mtägigen Action seiner Artillerie, die unserer Garnison eine tägliche Einbuße von 500 bis 1000 Mann kostete, am 24. August ein hölllsches Bombardement aus einer ungeheuren Zahl von Geschützen unerhörten

salibers, dessen Folge die tägliche Zerstörung unserer Verschanzungen

war, die ohnehin schon mit großer Mühe und mit den empfindlichsten

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goörniloff auf dem Malakoff-Kurgan, als der die ganze Stadt beherrschende Punkt, der Schlüssel von Sebastopol, bedeutende nicht mehr zu reparirende Beschädigungen.

Unter solchen Umständen die Vertheidigung der Südseite fortsetzen pollen, wäre so viel gewesen, als täglich einer nutzlosen Tödtung unsere Truppen aussetzen, deren Erhaltung für den Kaiser und Rußland gerade

etzt mehr als je geboten ist. Deshalb beschloß ich mit Betrübniß im Her—

en, aber zugleich mit der vollen Ueberzeugung, eine heilige Pflicht zu er⸗

füllen, Sebastopol zu räumen und die Truppen auf die Rordseite hinüber—

juführen, theils auf einer zuvor erbauten Brücke über die Bucht, theils

auf Schiffen. Inzwischen unternahm der Feind am 27. August (8. Septbr.) im 197 Uhr Morgens, als er die halbzerstörten Werke und die Redoute dorniloff mit verschuͤtteten Gräben vor sich sah, einen verzweifelten

Sturm gleichzeitig auf die Bastionen Nr. 2, Korniloff und Nr. 53, und nach etwa drei Stunden auf die fünfte Bastion und die

Redouten Bjelkin und Schwarz. Von diesen sechs Angriffen wurden

fünf rühmlich abgeschlagen; einige der angegriffenen Punkte, wie z. B.;

die Bastion Nr. 2, auf welche der Feind auf Nothbrücken schon Geschütze geführt hatte, gingen mehrere Male aus einer Hand in die andre über und blieben schließlich in unserem Besitze; allein die Redoute Korniloff,

welche mehr als die übrigen Verschanzungen durch das Bombardement

gelitten hatte, wurde von den Franzosen besetzt, welche an dreißig tausend

Mann gegen dieselbe dirigirt hatten, und koͤnnte nach den ungeheuren,

seit dem Anfange des Gefechts von uns erlittenen Verlusten ihren Hän— den nicht entrissen werden, denn dazu hätten wir den steilen Abhang des urgan unter Trümmern unordentlich umhergeworfener Gebäude hinauf— flimmen, und sodann einen engen Damm über den nicht beschädigten

tiefen Graben der hinteren Face, welche die Franzosen besetzt hielten, passiren müssen. Ein solches Unternehmen hätte uns nicht zum er⸗ wünschten Ziele bringen können und hätte uns unausbleiblich unermeß⸗ liche Verluffe gekoste!i Es war das auch um so weniger nöthig, als ich aus den oben angegebenen Gründen beschlossen hatte, die Stadt

in jedem Falle zu verlassen. Ich befahl nun, da sich der Erfolg des Feindes lediglich auf die Besetzung der Redoute Korniloff beschränkte, keinen Angriff auf diese Redoute zu machen, sondern vor derselben Fuß zu fassen, um den Feind an dem weiteren Vordringen in die Stadt zu hindern, was auch pünktlich erfüllt wurde, trotz aller Anstrengungen der Franzosen, aus der gorge der Redoute weiter borzu⸗ rücken. Mit Einbruch der Dunkelheit befahl ich den Truppen, nach der

im Voraus gemachten Disposition den Rückzug anzutreten. Die Proben

des Muthes, welche ihr an diesem Tage ablegtet, flößten selbst dem ei

solche Achtung gegen euch ein, tapfere a n . g . n n, euren Rückzug durch die Sprengungen unserer Pulverkelier bemerken mußte, welche unsere Truppen, so wie sie die derschiedenen Theile der Ver— theidigungslmie verließen, ausführten, diese nicht nur nicht in Kolonnen ver—

/ folgte. sondern auch fast gar nicht mit seiner Artillerie gegen die sich zurückziehenden Truppen agirte, was er ganz ungestraft hätte thun kön— nen. Tapfere Kameraden, es war traurig und schwer, unseren Fein den

Sebastopol zu überlassen, allein bedenkt, welch ein Opfer wir 1812 auf dem Altare des Vaterlandes brachten. Moskau ist so biel werth wie Sebastopol! wir haben es nach der unsterblichen Schlacht bei Borodino derlassen. Die dreihundert neun und vierzigtägige Vertheidigung Sebasopols übertrifft Borodino. Doch nicht Moskau, sondern ein Haufen Steine und Asche wurde dem Feinde zu Theil in dem verhängnißvollen Jahre 1812. Gerade so haben wir auch nicht Sebastopol unseren Feinden überlassen, sondern nur die brennenden Trümmer der Stadt, die vön unseren eigenen Händen angezündet wurde, uns die Ehre einer Vertheidigung wahrend,

von welcher unsere Kinder und Kindeskinder mit Stolz der späten Nach⸗

kommenschaft erzählen werden. Sebastopol hatte uns an seine

Mauern gefesselt. Mit dem Falle desselben erhalten wir wieder Be—

weglichkeit und es beginnt ein neuer Krieg, der Feldkrieg, der

dem Geiste des russischen Soldaten so angemessen ist. Zeigen wir

dem Kaiser, zeigen wir Rußland, daß dieser Geist noch immer

derselbe ist, durch welchen sich unsere Vorfahren in dem unver—

geßlichen vaterländischen Kriege auszeichneten. Wo sich der Feind

auch zeige, wir werden ihm mit unserer Brust entgegentreten und

werden unseren heimischen Boden schützen, wie wir ihn im Jahre 1812

vertheidigt haben. Tapfere Krieger der Land- und Seemacht! Im Na⸗ men des Herrn und Kaisers danke ich euch für eure beispiellose Mann— haftigkeit, für eure Festigkeit und Ausdauer während der Belagerung von

Sebastopol.

Ich erachte es für Pflicht, insbesondere meinen Dank darzubringen euren wackeren Führern: Den Herren General-Adjutant Graf Osten⸗ Sacken, der die Garnison neun Monate lang kommandirte; den General— Lieutenants: Schepeleff, Chruleff, Pawloff, Ssemjakin; den Vice-Admira— len: Nowossilski und Panfiloff; den General-Majors: Martinau, PRichel⸗ stein, Tissenko J., General-Adjutanten Fürsten Urussoff, Schultz, Chruscht⸗ scheff, Goleff, Ssabaschinski, Scheidemann, von der Kaiserlichen Suite:

Fürsten Wassiltschikoff und Todtleben; den Obersten: Kosljaninoff JI. cennerich, Gardner; den Capitains 1sten Ranges: Sorin, Mikrjukoff,

Pereleschin J., Pereleschin II.; dem Oberst-Lieutenant Zimmermann; den

Capitain-Lieutenants: . und , , f und allen Herren Stabs⸗ . w. ö ; ; 8. ö d Oberoffizieren, welche bei der B er bethei l; 9 sch auch einander näher: der feurige Ring, der Sebastopol umgab, wurde und = beroffizieren, welche bei der Belagerung betheiligt waren.

Der Raum eins Tagesbefehls erlaubt mir nicht, in denselben die

Namen vieler anderen Generale, Stabs- und Ober-Offiziere aufzunehmen, welchen in höherem oder geringerem Grade die Ehre der Mitwirkung bei

dem großen Werke der Vertheidigung von Sebastopol gebührt; aber jeder von ihnen hat ein Recht auf die Erkenntlichkeit des Monarchen und des

Vaterlandes. Unter diesen Mitarbeitern will ich nur die Thätigsten nennen aus der Zahl derjenigen Personen, die nicht im Complex der

Garnison standen: den Chef und die Mitglieder des Generalstabes der mir anvertrauten Truppen, General-Adjutant Kotzebue, die General—

Verlusten die Nächte über unter dem unaufhörlichen Feuer des Feindes Lieutenants Sserssputowski, Buchmeier, Uschakoff, Buturlin, General⸗ ausgebessert worden waren. Namentlich erlitt das Hauptwerk, die Redoute

Major Kryshanowski. Von ihnen hat der Ingenieur⸗General-Lieutenant Buchmeier einen wichtigen Dienst geleistet durch den Bau einer vor—

trefflichen Floßbrücke über die Bucht, welche den Rückzug der Russen

sicher stellte. Nachdem wir den verdienten Dank den lebend gebliebenen unter euren würdigen Führern abgestattet, laßt uns, Kameraden, das Andenken derer von ihnen ehren, welche mit Ehren für den Glauben und das Vaterland auf den Wällen von Sebastopol gefallen sind. Laßt uns insbesondere der unvergeßlichen Namen Nachimoff, Korniloff, Isto⸗ min gedenken, und laßt uns unsere Gebete zum Höchsten senden, daß Er Friede und Ruhe ihrer Asche verleihe und ihr Andenken verewige zum Vorbilde der kommenden Geschlechter der Russen. Unterz. Oberkommandirender General-Adjutant Für Gortschakoff II.

Der Kriegs-Minister hat befohlen, daß die Thronbesteigung Sr. Majestät am 3. März zu feiern ist. Auf Allerhöchsten Befehl soll die Petersburg-Moskauer Eisenbahn zum Andenken an ihre Begründung auf Befehl des verewigten Kaisers den Namen „Nicolai-Bahn“ führen. (Kön. H. 3.)

A sien. Der Lloyddampfer „Calcutta“, welcher den 27. Sep— tember nach 123stündiger Fahrt mit 11 Passagieren aus Alexan—⸗ drien in Triest eintraf, brachte Nachrichten aus Bombay 29sten, Calcutta 22sten, Hongkong 10. August. Der Aufstand der San⸗ tals dauerte noch fort, doch waren die Rebellen, obschon bis jetzt kein entscheidender Erfolg gegen sie errungen worden, umzingelt, und man betrachtete deren Unterwerfung als nahe bevorstehend. Auch an der Gränze von Peschauer kam es wieder zu Reibungen. Im Königreich Aud ist eine Art Religionskrieg zwischen Maheime⸗ danern und Hindus ausgebrochen, der die gänzliche Medigtisirung dieses seinem Untergange mit raschen Schriften zueilenden Vasallen staates und dessen Einverleibung in das ostindische Kolonialreich