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Belgien. Brüssel, 27. Juli. An allen Straßenecken macht ein' großer Mauer- Anschlag ein Schreiben des Herrn de Decker an den Bürgermeister bekannt, worin derselbe im Namen des Königs für die bei den Julifesten bewiesene Theil⸗ nahme und Liebe des Volkes dankt. Eben so meldet der heutige „Moniteur“ eine neue Gnaden-Bezeigung, wonach aus Anlaß jener Feier 61 wegen Disciplinar-Vergehen verurtheilten Militairs ihre Strafe erlassen ist. — Der Kriegs-Minister Greindl ist, in Folge eines Decrets vom 21. Juli, zur erblichen Barons⸗Würde erhoben worden. — Heute früh ist der König, in Begleitung des Herzogs und der Herzogin von Brabant, des Grafen von Flandern und der Prinzessin Charlotte, zu den Festen nach Brügge abgereist. In seiner ümgebung befand sich auch der englische außerordentliche Ge⸗ sandte Graf von Westmorland. Am 3. k. M. wird Se. Majestät zu gleicher Veranlassung in Namur, am 17. in Gent und gegen Ende August in Hilft erwartet, wohin am vergangenen Sonntag eine besondere Deputation den Herzog von Brabant eingeladen
at. (Köln. Z.) ; . und Irland. Lon don, 28. Juli. Se. Königliche Hoheit der Prinz von Preußen und Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin von Preußen gedenken morgen die Rückreise anzutreten. ᷣ .
Nach Berichten vom Cap ist Alles ruhig. Amerikanische Be⸗ richte melden, daß die Whigs im Interesse von Fillmore's
räsidentschaft agitiren. ) g , Paris, 27. Juli. Der „Moniteur“ bringt an der Spitze seines nichtamtlichen Theiles folgenden Artikel:
Wir find den letzten Ereignissen in Spanien mit Interesse gefolgt, und wir haben ihnen bis zu einem gewissen Punkte Beifall gezollt, in dem Glauben, daraus auf eine der dauerhaften Begründung der consti— tutionellen Regierung guͤnstige Aussicht schließen zu können; denn Frank— reich, das in Europa die Idee von 1789 vertritt, kann keinen anderen Wunsch haben, als einen Nachbarstaat, für deßsen Wohlfahrt es sich leb⸗ haft interessirt, die Anarchie oder den Despotismus vermeiden zu sehen, diese beiden Klippen jedes Fortschrittes, jeder Freiheit; und da das Ministerium Espartero weder die Kraft, die Excesse zu verhüten, noch die Energie zu besitzen schien, welche nöthig ist, um ein großes Land zu leiten, so ist es natürlich, eine Aenderung mit Sympathie aufzunehmen, die den Thron Isabella's II. befestigen muß. ;
Einige ausländische Journale, verblendet durch ihre wenig begrün⸗ dete Vorliebe für einen Namen, haben die Amtsniederlegung eines Ministers, die ganz einfach von der Königin nach wiederholten Weige— rungen angenommen wurde, zu einem Staatsstreiche zu stempeln sich be⸗ strebt. Wäre diese Entlassung die von O'Donnell gewesen, so hätten sie die Sache als durchaus verfassungsmäßig befunden. Der Parteigeist sollte nie die Dinge bis zu diesem Punkte entstellen und nie in solcher Weise sich bemühen, die öffentliche Meinung umzustimmen. .
Seit zwei Jahren war Spanien in einem beklagenswerthen Zustande. Dieses große Land, so lange der Schiedsrichter von Europa, dessen Bünd— niß, noch unlängst, mit so vielem Eifer gesucht wurde, war zu einem un— tersten Range hinabgesunken. Es hatte weder Finanzen mehr, noch Armee, noch Marine, noch Handel, noch Verwaltung, noch äußeren Ein— fluß. In dieser schwierigen Lage suchten die Ehrgeizigen, anstatt zu trachten, das Vorhandene zu befestigen, es zu erschüttern, indem sie entweder den Leidenschaften der Menge schmeichelten, oder indem sie gefährliche Utopien verwirklichen wollten. Die Wirren, die Spanien seit einigen Jahren erschütterten, rühren gerade von der unseligen Idee gewisser Minlster her, vor vier Jahren einen Staatsstreich zu vollführen, als Spanien ruhig, im Gedeihen war und gar keine großartige Ursache sie zwang, die Gesetze des Königreichs hastig zu ändern. Damit ein Staatsstreich vor dem Urtheil der Nachwelt legitim werde, muß eine äußerste Nothwendigkeit ihn rechtfertigen, und er muß in den Augen Aller das einzige Mittel zur Rettung des Landes sein.
Wir kennen jene, die von Staatsstreichen träumten, nicht um einige Einrichtungen zu ändern, sondern um den Thron zu stürzen oder die Dhynastie zu wechseln, sei es durch Vereinigung Portugals mit Spanien unter dem Hause Braganza, sei es durch Einsetzung einer Regentschaft. Wir wissen daher dem Marschall O'Donnell Dank dafür, daß er ver— sucht hat, ohne Staats streich in Spanien die Ordnung herzustellen, diese erste und unerläßliche Grundlage der Freiheit. Wir wissen ihm Dank dafür, daß er während der ersten Augenblicke der Anarchie alle seine Sorgfalt darauf verwandt hat, die spanische Armee eben so sehr in sittlicher als in materieller Beziehung zu reorganisiren; denn es genügte nicht, Bataillone oder Schwadronen wieder hergerichtet zu haben, es galt vor Allem, so tapferen und großer Dinge so fähigen Soldaten die ein— zigen Triebfedern zu geben, welche die Armee zusammenhalten: das Pflicht— gefühl, die Treue gegen den Souverain, die Mannszucht.
Hoffen wir demnach, daß die jüngsten Wechsel das Ende dieser Staats— streiche und dieser so unheilvollen Pronunciamientos herbeiführen werden; denn wir wünschen aufrichtig, daß Spanien, das so viele Ele— mente der Kraft und der Wohlfahrt in sich schließt, inmitten der Ruhe wieder den Rang einnehme, der ihm gebührt, anstatt zu dem Standpunkte gewisser Republiken von Süd-Amerika hinabzusinken, wo man weder Vaterlandsliebe, noch Bürgertugenden, noch erhabene Grundsätze findet, sondern blos einige Generale, die sich mit Hülfe von durch leere Ver— sprechungen bethörten Soldaten die Gewalt streitig machen.
Der Marine⸗-Minister hat Nachrichten von der Dampf⸗Korvette Reine Hortensen erhalten, an deren Bord bekanntlich der Prinz Napoleon eine Reise in den nordischen Meeren macht. Am 24. Juni von Cromarty abgefahren, ankerte die Korvette am 30sten zu Reikiavik; am 7. Jult führ der Prinz von dort ab, um mit
der ihn begleitenden wissenschaftlichen Kommission die Insel Jean Mayen zu erforschen, auf der sich der dem Pole nächstgelegtn Vulkan befindet und die fast immer durch eine Eisschranke unn gänglich gemacht wird. Am 9. Juli fuhr die Korvette, 30 Stun, den nordöstlich vom Cap Nord von Island, in das Eis ein, und während mehr als 90 Stunden nahm sie ihren Weg längs den Schollen— bergen hin, inmitten schwimmender Eisfelder. Als man über den Meridian von Jean-Mayen hinausgelangt war und sich der Instl bis auf 18 Stunden genähert hatte, erlangte der Capitain die Gewißheit, daß die Eismassen noch die Insel einschlossen. M großem Bedauern erkannten der Prinz und die wissenschaftlich Kommission, daß die Erreichung der Insel unmöglich sei, und di Korvette mußte nach Island umkehren, wobei sie fortwähren längs den Eisbergen fuhr, die erst 20 Stunden vom Cap Now aufhörten. Am 15. Juli war der Prinz wieder zu Reikiavik. Der Marschall Baraguay d'Hilliers hielt nach der Schluß-Reyne an die Truppen des Nordlagers folgende Rede:
Meine Herren! Die Lager werden aufgehoben. Die Nord⸗Armer it aufgelöst. Sie haben den Befehl, sich nach Paris zu begeben, und itz begreife Ihre Freude. Ich würde sie gern theilen, wenn ich nicht en lebhaftes Bedauern darüber empfände, Regimenter, Offiziere zu berlassen mit denen ich 18 Monate lang gedient habe, die mir so viele Zufrieden. heit bereiteten und welche zu kommandiren ich so stolz war. Ich wech nicht, was die Zukunft uns vorbehält, aber wenn sie meine Wünsche be— friedigt, so werden wir uns wiederfinden und in diesem Falle werbe ih auf Sie zählen, wie Sie auf mich zählen können. Wir alle sind beseel von den nämlichen Gefühlen der Ergebenheit für das Vaterland und den Kaiser und wir werden uns immer vereinigen in dem Rufe: „Es lche der Kaiser!“
Es scheint, daß man sich mit Errichtung des neuen Evolutiong— Geschwaders beschäftigt, das aus 8 Linienschiffen und 3 Fregatten (alle mit Dampf bestehen, in zwei Divisionen getheilt werden sol, deren eine zu Toulon unter Vice⸗-Admiral Trehouart und die an— dere, von gleicher Stärke zu Brest unter Contre-Admiral Penaud stationiren wird.
„Der, Monsteur ! theilt mit, daß die Tarife, welche die Prohibittt. Zölle ersetzen, nur bis Juli 18658 Anwendung finden sollen, bis z welcher Zeit dieselben durch eine Kommission eine Prüfung erfahren
haben werden.
Spanien. Der „Indep. Belge“ schreibt man aus Madrid
vom 22. Juli: „Mehrere Deputirte, die den Tadels-Antrag unter. zeichnet hatten, waren bei O'Donnell und boten der Regierung iht Der Marschall erklärte ihnen, daß er zwar die Zügellosigkeit und Anarchie bekämpfen, sich aber nie zum Werkzeugt
General Rios hat der Regie ⸗ rung gemeldet, daß er zu Valencia eine furchtbare Verschwörung, in die viele Landleute verwickelt waren, entdeckt und zur Aufrecht⸗
Unterstützung an.
der Reaction hergeben werde. —
haltung der Ordnung seine Vorsichtsmaßregeln verdoppelt habe. — Das hiesige Kriegsgericht hat erklärt, daß es die Befehlshaber der Miliz⸗Bataillone nicht bestrafen werde, da sie blos pflichtgemäß die Befehle ihrer Oberen befolgt hätten, auf denen allein die Verant— wortlichkeit laste. — Die angeblichen Ermordungen einzelner Sol⸗ daten werden von der „Epoca“ für unwahr erklärt.“
Der Agentur Havas schreibt man aus Madrid vom 23. Juli: „Die Gemäßigten bemühen sich eifrigst, die Reorganisirung der Miliz zu verhindern. Die Progressisten sind über das von ihnen, O'Donnell gegenüber, zu wählende Verhalten nicht einig. Die Mehrzahl von ihnen erkennt an, daß man ihn als letzte Hoffnung des liberalen Systems unterstützen müsse, hat sich aber noch nicht darüber entschieden, wie dieser Entschluß dem Publikum kund ge— macht werden soll. — Es ist mehr als wahrscheinlich, daß die jetzigen Cortes nicht mehr zusammentreten werden. Das politische Pro— gramm des Kabinets ist bis nach gänzlicher Herstellung der Ruhe im Lande vertagt. Die Königin hat die Entlassung San Miguel's ab— gelehnt. Auch Heros ist um seine Entlassung als General⸗Lieute— nant des Palastes eingekommen und wird sie wahrscheinlich erhal— ten. — Es sind hier 400 Gewehre mehr abgeliefert worden, als die Miliz ursprünglich erhalten hatte. — Die amtliche Zeitung enthält ein Dekret, welches allen Truppen, die in den drei Auf— stands-Tagen die hiesige Besatzung bildeten, als Belohnung die Dienstzeit um einen Monat verkürzt. Die Königin behält sich in dem Dekrete vor, das Verdienst der anderwärts operirenden Trup— pen auf ähnliche Weise zu belohnen. — Nach der „Espana“ hat die Königin aus ihrer Privatkasse 150,000 Realen hergegeben und befohlen, daß dieselben unter die Verwundeten aller Klassen, ohne Unterschied der Partei, vertheilt werden sollen.“
Der pariser „Moniteur“ vom 27. Juli enthält amtliche Depe— schen aus Barcelona, Perpignan und San Sebastian, die jedoch im Wesentlichen blos die bereits mitgetheilten Nach. richten bestätigen. Wir entnehmen daraus noch, daß dem Genera Ruiz, als er Girona verließ, blos eine Jäger-Compagnie, der Miliz folgte; daß ihn der Deputirte Clement, einer der Führer des Aufstandes, nach Frankreich begleitete, und daß Genernl Echague, der fortwährend zu Alagon, unweit von Sarggosa, stand, es war, der den Aufständischen die nachgesuchte fünftäglge Einstellung der Feindseligkeiten bewilligte. In Bezug auf Dulce,
Hallenberg.
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oniteur“ nur, daß derselbe nach den am 26. Juli zu
genen , Berichten vor Saragossa eingetroffen war. Par Türkei. Briefe aus Salonicht berichten über den daselbst ttgehabten Brand folgendes Nähere: „Während ein heftiger Nord⸗ ö. Vin einen förmlichen Sturm umschlug, brach im Quartier der Fran⸗ 6a 1Iten d. Mts. gegen 9 Uhr Abends Feuer aus, welches, . heftigem Winde genährt, gar bald das Pulvermagazin eines nen chischen Kaufmanns erreichte, wo 68 Fässer, mit Pulver ge⸗ Ire ldavon ergriffen wurden. Es erfolgte dargus eine so hef= e, i daß die brennenden Hölzer und Balken bis nach 16 Ha leudert . ö 26 ere in . en , zusammenfielen. e Schiffe im Hafen ru nvfes in die weite See,
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Kaff noch der
häuser
Rußland und Polen. St. Petersburg, 24. Juli. Die hiesigen Blätter veröffentlichen nachstehendes Allerhöchstes Restript an die Wittwe des General-Adjutanten Grafen Rüdiger:
Graͤfsin Luise Karlowna! Mit herzlicher Betrübniß habe Ich die Nachricht von dem Hinscheiden Ihres Gemahls, des Grafen Fedor Wafssiljewitsch, erhalten. In ihm verliert die russische Armee einen jener berühmten Führer, deren ruhmbolle Thaten auf dem Felde der Ehre in unseren Kriegsannalen für immer unvergeßlich bleiben werden; — verliere Ich persönlich einen treuen, wackeren, erfahrenen Rathgeber und Mitarbeiter in dem großen Werke der Organisation der Streitkräfte des Reichs, welche Ih ihm in deren glänzendstem und wichtigstem Theile, den Garde⸗ und Hrenadier- Corps anvertraut hatte. Mein Bedauern über den Verlust des Entschlafenen ist eben so lebhaft als die aufrichtige Hochhaltung seins Andenkens. Indem Ich Ihnen diese Empfindungen zu erkennen gebe, ist es Mir tröstlich, Sie zugleich der unwandelbaren Wohlgeneigt— heit zu versichern, mit welcher 36 Ihnen zugethan bleibe.
Zarskoje⸗Sselo, 2. Juli 1856. Alexander.
Sonntag, den 260. Juli, ist der General-Lieutenant Graf Broglia di Casalborgone, als außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister Sr. Majestät des Königs von Sar⸗ dinien beim Kaiserlichen Hofe neu beglaubigt, von Sr. Majestät dem Kaiser in Audienz empfangen worden und hat die Ehre ge— 9 ö. Kaiserlichen Majestät seine Beglaubigungsschreiben zu überreichen. t
Der „Russische Invalide“ theilt die folgenden schließlichen Details über die von den Alliirten vollzogene Räumung der Krim mit:
Am 4. (16.) Mai wurde uns Kinburn übergeben und die fran— zösischen Truppen, welche dasselbe besetzt gehalten, wurden nach Kon— stantinopel gebracht.
Am 19. (31.) Mai verließen die Franzosen in der Stärke von Schützen ⸗-Bataillon, einer Batterie und einer Compagnie See— Soldaten Eupatoria und schifften sich ein, nachdem sie die Stadt auf Grund eines ausgefertigten Aktes dem von Seiten des tauri⸗—
schn Gouverneurs dazu kommandirten Offizier übergeben hatten.
Der Gesundheitszustand der Bewohner der Stadt wurde befriedi—
gend gefunden; die Stadt selbst ist bis auf einige Häuser vollkom⸗
men zerstört.
Am 12. (24.) Juni wurden Kertsch und Jenikale von den Verbündeten geräumt und die Verbindung mit der Halbinsel Taman wieder hergestellt.
Am 23. Juni (65. Juli) Nachmittags ging die französische d ꝛ rerer früher zu Frankreich oder Spanien gehörigen Kolonieen,
Flotte mit dem Marschall Pelissier und den letzten Truppen an Bord aus der Kamysch-Bucht ab. Die Lasarew-Admiralität und die See⸗Magazine waren noch von den Engländern besetzt.
Am 30. Juni (12. Juli) schiffte sich General Codrington mit den noch in der Krim gebliebenen englischen Truppen in Balaklava ein und ging in See.
Am 3. (15.) Juli war kein einziges fremdes Kriegsschiff mehr an den Küsten der Krim. Auf allen von den Alliirten geräumten Punkten war die russische Verwaltung wieder hergestellt.
— Nachrichten aus Warschau vom 26. Juli zufolge, war dort von Wien der Fürst Paul Anton Esterhazy angekommen, der sich als außerordentlicher Gesandter Oesterreichs zu der Krönung des Kaisers Alexander nach Moskau begiebt; in feiner Begleitung befinden sich sein Sohn, Fürst Nikolaus Esterhazy und Graf Am Lbsten setzte diese Gesandtschaft ihre Reise nach
Moekau fort. Der russischs General der Artillerle, Baron Korff,
Mitglied des Reichsraths, war von Warschau nach Deutschland
Die Sparkasse wurde im Januar 1829 eingerichtet.
rung eingeführt.
gereist. — Wegen des außerordentlich niedrigen Wasserstandes der Weichsel hat die Personen⸗ Hu nee nne; auf der unteren Strecke des Stroms zwischen Warschau und Cinchocinek einstweilen eingestellt werden müssen.
Amerika. Der „Herrmann“, der auf der Reise nach Bremen am 2bsten bei Southampton eingetroffen ist, bringt New⸗YJorker Nachrichten vom 12. Juli. Im Repräsentantenhause hatte der An⸗ trag, das Mitglied für Süd⸗Carolina, Brooks, wegen der Miß⸗ handlung des Senators Sumner aus dem Hause auszustoßen, sehr lebhafte Auftritte hervorgerufen, die beinahe zu Thätlichkeiten über- gegangen wären.
Aus Kansas wird gemeldet, daß die aus Abolitionisten beste⸗ hende Territorial-Legislatur am 4ten d. durch Militair gesprengt worden ist. Als dieselbe an dem erwähnten Tage ihre Geschäfte beginnen wollte, rückte nämlich der die regulairen Truppen der Vereinigten Staaten in Kansas kommandirende Oberst Sumner plötzlich an der Spitze von 200 Dragonern in den Sitzungssaal des Repräsentantenhauses und befahl nach einigen einleitenden Worten seinen Leuten, die Mitglieder des Hauses auseinander zu treiben, was auch sofort geschah. — Am 2Zten versammelte sich ein Convent von 8090 Delegirten der Abolitionisten-Partei, sämmtlich bewaffnet, in Topeka und entwarf eine Aufforderung an die Abo⸗— litionisten im Kongresse der Vereinigten Staaten, der Regierung die Steuern zu verweigern, bevor nicht Kansas als sklavenfreier Staat in die Union aufgenommen sei.
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Kunst und Wissenschaft.
— Wie viel Denkmäler älterer vaterländischer Kunst in früherer Zeit vernichtet oder verunstaltet worden, ist erst bei dem mehr und mehr wiedererwachten Sinn und Verständniß dafür anschaulich geworden.
Das noch Vorhandene möglichst zu erhalten, sollte daher els eine allgemeine Pflicht jeder Gemeinde und jedes Einzelnen erkannt werden.
Freudige Anerkennung verdient deshalb der in Danzig ins Leben getretene Verein, welcher sich die Erhaltung der alterthümlichen Bau⸗ werke und Kunstdenkmäler in dieser, an schönen baulichen und andern Kunstschöpfungen so reichen Stadt zum Ziel gesetzt hat. Seine Aufgabe, durch Besprechung, Belehrung und Verständigung die Theilnahme dafür zu erwecken und zu verbreiten, Gegenstände der Malerei, Plastik und kunstgewerblichen Thätigkeit zu erhalten, gegen Abbruch oder Veränderung, wie vor mißverständlicher Restauration zu bewahren, verdient die größte Anerkennung und die weiteste Nachfolge.
Statistische Mittheilungen.
— Ueber den Zustand der Sparkasse der Stadt Münster im Jahre 1855 gehen der „Pr. C.“ folgende zuverlässige Mittheilungen zu. Das Minimum der Einlage beträgt 1 Rthlr., das Maximum 100 Rthlr. An Zinsen gewährt die Sparkasse den Einzahlern 35 pCt. und empfängt von den ausgeliehenen Kapitalien durchschnittlich 4pCt. Am Schlusse des Jahres 1854 war ein Bestand bon 100,459 Rthlr. 5 Sgr. vorhanden. Während des Jahres 1855 sind als
Zuwachs hinzugekommen: a) durch neue Einlagen 38,140 Rthlr 26 Sgr. 5 Pf.; b) durch Zuschreibung von Zinsen 281 Rthlr. 25 Sgr. 7 Pf.
Im Jahre 1855 betrug die Ausgabe der Sparkasse für zurückgenommene Einlagen 31,934 Rthlr. 20 Sgr. 2 Pf. und es verblieb am Schlusse des Jahres 1855 an Einlagen ein Bestand von 109581 Rthlr. 6 Sgr. 10 Pf. Ein Separatfonds ist nicht vorhanden; dagegen beträgt der vorhandene Neservefonds 7926 Rthlr. 18 Sgr. 5 Pf. Die Zahl der im Umlauf be— findlichen Sparkassen⸗Quittungsbücher betrug a) bis zur Einlage von 20 Rthlr. incl. — 443; b) über 20 Rthlr. bis 50 Rthlr. incl. -w 576 c) über 50 Rthlr. bis 100 Rthlr. inel. — 492; q) über 100 Rthlr. bis 200 Rthlr. incl. — 254; e) über 200 Rthlr. — 49; in Summa S 1814.
— Die katholische Kirche in den Vereinigten Staaten
hat eine sehr vollständige Organisation, obgleich die Angehörigen dersel⸗
ben in einem numerisch sehr bescheidenen Verhältniß zu der übrigen Be⸗ völkerung stehen. In den ehemaligen englischen Kolonieen, welche den Kern der Vereinigten Staaten von Nordamerika bilden, war die katho⸗ lische Kirche nur sehr schwach vertreten. Erst durch die Eroberung meh— vie Ka⸗ nada, Luisigna, Florida, wurde ein katholisches Element in die Bevölke⸗ Dies vermehrte sich durch die besonders aus Irland herbeiströmende Einwanderung, indessen machen die Katholiken noch immer kaum den zehnten Theil der Gesammtbevölkerung der Ver— einigten Staaten aus. Es befinden sich daselbst 7 Erzdiöesen, New⸗ Vork, Baltimore, Neu-Orleans, St. Ludwig, Cincinnati, Qregon- City, San Francisco; 34 Diözesen und 2Wapostolische Vikariate. Unter diesen 43 Prälaten befinden sich nur 14 geborne Amerikaner, die anderen waren Europäer, meist Franzosen und Irländer. Es gab 1855 in den Ver⸗ einigten Staaten: 1916 katholische Kirchen mit 1611 Priestern, außerdem aber 169 Geistliche, welche sich vornehmlich mit der Erziehung der Jugend beschaͤftigten. 1855 wurden S6 neue Kirchen eingeweiht, und der Bau von hundert anderen in Angriff genommen. Es gab in demselben Jahre daselbst 37 geistliche Bildungs⸗Anstalten mit 831 Zöglingen. Es waren 49 Mönchs- und 236 Nonnenkloͤster vorhanden. Die Nonnen beschäftigten sich meist mit der Erziehung der weiblichen Jugend. Es giebt eine katholische Universität, und 335 Gymnafien, deren Lehrstühle bon Geistlichen besetzt sind. (Pr. C.)