1554
Belgien. Brüssel, 10. August. Der König und die Königliche Familie werden von ihrer Reise nach Arlon und den Ardennen erst heute Nachmittag in Laeken ankommen. — Der „Moniteur“ zeigt an, das Departement des Auswärtigen halte es für eine Pflicht, die Reisenden, die sich mit belgischen Pässen über Calais nach England begeben wollten, davon in Kenntniß zu setzen, daß ihr Reisepaß von einem französischen diplomatischen Agenten oder Konsul visirt sein müsse. — Man schreibt aus Hasselt, der König und die Königliche Familie würden am 26. August daselbst ankommen, um den Festen beizuwohnen, welche der Hauptort der Provinz zur Feier der 26jährigen Regierung des Königs geben wolle.
Großbritannien und Irland. London, 9. August, Wie man hört, gedenkt die Königin ihre Reise nach Balmoral am 28sten d. M. anzutreten,
Der Prinz von Joinville, der Herzog von Nemours und der Herzog von Aumale statteten am vorigen Dienstag dem Lager von Aldersfhott einen Besuch ab.
Ber neue russische Gesandte, Herr von Chr eptowitsch, ist mit seinem ganzen Gesandtschaftspersonal gestern hier an— gekommen. — Lord Palmerston ist feit gestern Morgen wieder in der Hauptstadt, dürfte aber heute wieder nach Brocket Hall zurück⸗ kehren, wo er eine Menge Gäste bewirthet und wohin auch Lord Clarendon mit seiner Gemahlin heute abreist.
Frankreich. Paris, 8. August. Der „Moniteur“ meldet unterm gestrigen Datum: „Der Marschall Herzog Pelissier ist, nach⸗ dem er sich gestern Abends zu Plombieres beim Kaiser beurlaubt hatte, heute Nachmittags 5 Uhr zu Paris eingetroffen. Se. Excellenz wurde bei der Ankunft vom Marschall Kriegs-Minister, dem Marschall Magnan, den Generalen und Obersten der Kaiser— lichen Garde und der Armee von Paris empfangen. Ein Infan⸗ terie-Bataillon war im Hofe zur Erweisung der Ehren in Schlacht⸗ ordnung aufgestellt. Der Marschall Pelissier stieg in den Wagen des Krlegsministers, der ihn nach dessen Hotel brachte, wo eine Wohnung für den Ober-Befehlshaber der Orient⸗-Armee ein⸗ gerichtet war. Eine Jäger-Schwadron bildete die Eskorte. Ueberall auf feinem Wege wurde der Marschall aufs theilnehmendste em—⸗ pfangen.“ — Die dem Ober-Befehlshaber des aus Schrauben⸗ schiffen bestehenden Evolutions-Geschwaders ertheilten Befehle weisen ihn an, in praktischer Weise alle Fragen zu behandeln, die in den Bereich der Dampf-Marine gehören. Es sind dieser Fra⸗ gen nicht weniger als 211, die in zwei Kategorieen zerfallen. Die erste umfaßt die Fragen der reinen Mechanik, welche sich auf die ihre Verbesserung und das in die zweite gehören alle als der Dampfschiffe, und Die „Gazette du welches ihr auferlegt, den von
Maschinen der Schiffe, ihren Bau, Studium ihrer Werkzeuge beziehen; die Evolutionen, sowohl der Segel⸗— die Schlacht⸗Manöver betreffenden Fragen. —
Midi“ enthält ein „Mitgetheilt“,
ihr vergessenen Toast nachzubringen, den Pelissier bei dem Festmahle Granden erster Klasse.“
zu Marseille dem Kaiser darbrachte. — Nach Berichten aus Boni⸗ facio vom 7. August war die Versenkung des elektrischen Tele⸗ graphen⸗Taues früh Morgens mit Erfolg begonnen worden; Abends 7 Uyhr hatte man schon eine Tiefe von 2006 Meter erreicht. Das Wetter war günstig. — Die beiden Häfen zu Marseille sind so sehr mit Schiffen überfüllt, daß die Behörde beschlossen hat, neu ankommende Fahrzeuge vom 10. August ab mit ihren meistens aus Getreide bestehenden Ladungen nach dem Hafen von Frioul zu weisen.
— 9. August. Seit dem Schlusse der Session des gesetzgebenden Körpers veröffentlicht der „Moniteur“ fast täglich eine größere oder geringere Zahl der von demselben genehmigten Gesetze. — Der „Moni—⸗ teur“ berichtet unterm gestrigen Datum: „Der Kaiser ist heute um 5 Uhr zu Luneville angelangt und von der Bevölkerung mit größter Begelsterung empfangen worden. Der Kaiser begab sich nach dem Schlosse und stieg einige Augenblicke später zu Pferde, um sich nach dem Marsfelde zu begeben, wo die Kavallerie-Division im Bivonace ist. Das Befinden Sr. Majestät ist vortrefflich. — Die Kaiserin hat heute im Schlosse von St. Cloud den Mar— schall Herzog Pelissier empfangen, der ihr durch den Kriegs— Minister vorgestellt wurde.“ — Man versichert, daß der Kaiser in Kurzem eine große Musterung auf dem Marsfelde zu Ehren Pelissier's abhalten und der Seine-Präfekt, im Namen der Stadt Paris, dem Marschall und den unter ihm in der Krim dienenden Generalen ein großes Ehrendiner anbieten werde. Dem vorgestrigen Diner, das der Kriegsminister aus Anlaß der Rückkehr Pelisster's gab, wohnten alle Generale der Armee von Paris und die höchsten Beamten der Militair-Verwaltung bei. Pelissier sprach unter Anderm davon, daß er schon wiederholt in— terimistisch den Posten eines General- Gouverneurs von Algerien versehen habe, und daß ihn die Kolonie, wie er hoffe, bald wieder— sehen werde. Es gilt fast für gewiß, daß Randon seinen Posten an Pelissier abgeben und durch die erledigte Stelle eines Groß— Stallmelsters entschädigt werden wird. Bevor Pelissier hier ein— traf, hatte der Kriegsminister folgendes Billet vom Kaiser empfan— gen: „Meine Unterredungen mit dem Marschall Pelissier haben mich sehr befriedigt. Das ist ein Mann, der mit seiner Stellung
rößer geworden ist. Stellen Sie ihn in meinem Namen . vor.“ — Der Bischof von Arras hat ein gien e ü z laffen, das gegen alle gemischten Schul Anstalten eifert und 6g proͤtestantischen Schülern nur unter der Bedingung, daß sie in ö Messe gehen, ihren Platz neben den katholischen Schülern belassen ö. Spanien. Die „Madrider Zeitung“ vom 3. August verij. fentlicht folgende Correspondenzen: „Granada, 30. Juli. In s⸗ bem ein Erlaß des General-Capitains vom 25, die Nationalgm; aufgelöst hatte, sind die Waffen ohne jede Störung der Drdinn abgeliefert worden. Die Mehrzahl der Milizen gab sie sogar 1 Vergnügen her. Alle Besitzer von Flinten, Säbeln und Hunt die nicht mit besonderer Ermächtigung versehen sind, nis dieselben der Behörde ausliefern. Der neue Gouvett] arbeitet eifrig und mit Erfolg an Herstellung der Ruhe — „Malaga, 30. Juli. Der geregelte Zustand ist dahier hij lig hergestellt, und Alles ist ruhig. Die Flinten z. der Riss sind von der Militair-Behörde eingesammelt worden. Die rann zial-Deputation wird erneuert. Die Miliz von Veleʒ⸗ Malaga i entwaffnet. — „Barcelona, 29. Juli. Bis jetzt sind auf den allgemeinen Kirchhofe und am Spital 279 Opfer der hiesigen un, ruhen beerdigt worden. Einige Truppenschaaren durchstreifen . schiedene Theile des Gebirges.“ — Die madrider „Epocg“ herch— tet: „Der vorgestern früh nach Saragossa abgegangene Artillerlt— Park wird am Sonntag wieder hier eintreffen. Alle Truppen, ne auf Saragossa marschirten, sind zum Rückmarsch in ihre Standaqun— tiere befehligt worden. General Dulce, dessen Gesundheit sich niht gebessert hat, wird nur so lange in Saragossa bleiben, als eh dringend nöthig ist. Teruel, Huesca, Alcaniz und Barbastro sud durchaus ruhig und gehorchen den königlichen Behörden. — Die Gendarmerie der Provinz Madrid, die sich während der Unruhen nach der Hauptstadt begeben hatte, hat ihre Posten auf den umd.
straßen wieder angetreten, wo sie die Räuber und Diebe versolgen
wird. — Alle seit drei Tagen verhafteten Personen sind freigelafen worden, mit Ausnahme zweier, die man vor ein Kriegsgericht stellen wird. — Zwei Verbreiter von aufwiegelnden Flugblättern wurden heute festgenommen. — Espartero hatte eine Audienz bei der Königin nachgesucht, um sich zu verabschieden und ihre Befehle z empfangen. Dieselbe wurde ihm gestern Abends bewilligt, und e ward mit gewohntem Wohlwollen von der Königin und dem Könige empfangen. Wir glauben, daß die Unterredung ohne Bedeutung war, obgleich sie ziemlich lange dauerte.
Aus Madrid wird unterm 4. August geschrieben: „Der Herzog von Alba ist, statt des Marquis von Perales, der den Posten ah— lehnte, zum ersten Bürgermeister von Madrid ernannt worden, — Nach heute angelangten Depeschen ist die Entwaffnung der Milizen zu Saragossa, Huesca, Alcaniz, Almanca und in anderen Slãadten Aragoniens bereits beendigt. — O'Donnell verweigert die Mn— nahme des ihm von der Königin zugedachten Titels eines spanishen
Die von General Dulce bei seiner Ankunft vor Saragbsu an die Einwohner gerichtete Proclamation lautete:
Aragonier! „Durch die Regierung Ihrer Majestät berufen, die Rh und die Herrschaft der Gesetze in diesem Bezirke herzustellen, komme ich
zu Euch mit den Befehlen der Königin und mit einer Armee, um sie zů
vollziehen. Indem ich mich Eurer Hauptstadt in, einer Haltung nähert, die ihr Zustand der Widersetzlichkeit rechtfertigt, ist es meine Pflicht, di hinterlistigen Auslegungen zu vernichten, welche die Feinde der Ordnung, um Eure Gefühle der Vaterlandsliebe irre zu führen, auf die Ausübunß der verfassungsmäßigen Vorrechte der Krone angewandt haben. Nan hat Euch fälschlich gesagt, daß die Regierung die Freiheit vernichten woll, während sie einzig deshalb sich fest erweisen mußte, um die Anarchie su bewältigen und um die Rechte und Interessen jedes Einzelnen zu ficken, Diese Energie werdet Ihr bei mir so lange finden, bis der Grundsah der Autorität geachtet und die Herrschaft des Gesetzes hergestellt ist Ihr kennt mich, Aragonier! Ihr wißt, unter welcher Fahne ich stets gekämpft habe. Im Namen Ihrer Majestät und ihrer Negierin⸗ komme ich, Eurer heldenmüthigen und unsterblichen Stadt den Friedel darzubieten. Ich zeige jenen, die bethört genug wären, auf den Bahn der Empörung zu beharren, warnend an, daß ich beim Angriffe kin andere Grenze anerkennen werde, als das Ende des Widerstandes. Il schätze höchlich die ehrenvollen Titel, welche bei anderen Anlässen di Würde Eures Charakters dem Vaterlande erworben hat; auch wird er meine größte Befriedigung fein, mit Worten der Eintracht und des Fin, dens in Eure Stadt einzuziehen; aber ich bin entschlossen zu Allem, cht ich gestatte, daß die Anforderungen einiger Ehrgeizigen über die Verte, tung der Regierung Ihrer Majestät obslegen. Die Gewalt hat iich?! der? Hauptstabt der' Monarchie duldsam erwiesen; ihr großmüthiges Der fahren hat die durch den Kampf hervorgerufenen Blut- und Trauer Sh] in Vergessenheit gebracht. Dieses muß für Euch ein beredtes Heiß sein. Was mich betrifft, so werde ich meine Mission mit Nachdruck ol. führen, wie es meine Verantwortlichkeit gegen die Regierung Ihrer Majestät erheischt.“ . * Eine Depesche aus Madrid vom 8. August lautet: „Die amtliche Zeitung veröffentlicht die Dekrete, die Herrn Al zum Justiz-Minister, General Serrano zum Botschafter ei und General Echague zum General⸗-Capitain von Nen⸗ ernennen. Herr Luzuriaga bleibt Präsident des obersten
Tribunals. Allgemein herrscht Ruhe.“