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inzwischen zurückgekehrt waren, mit 34 gegen 33 Stimmen, also mit der Majorität von einer Stimme genehmigt. Die Haupt- Beschwerde gegen dieses . lag in der hohen Ziffer der für das Kriegswesen geforderten Summe, welche man in den letzten zwei Jahren aus Rücksicht auf die europäischen Zustände bewilligt hatte, aber bei dem nunmehr wieder hergestellten allgemeinen Frie⸗ den nicht bestätigen wollte. — Der Minister des Innern, Herr Simons, welcher schon während der Berathung seines Budgets über Unwohlsein geklagt hatte, ist seit Sonntag bedeutend erkrankt. Köln. Z.) ;
ᷣ Roß ritannien und Irland. London, 10. Dezember. Der Herzog von Cambridge entfaltet als Oberbefehlshaber des Heeres eine große reformatorische Thätigkeit. Ein von ihm er⸗ lassenes, auf bie Heranbildung eines tüchtigen Generalstabes abzie⸗ lendes Edikt verordnet, daß die kommandirenden Offiziere den Ge⸗ neralen bei der halbjährigen Inspection diejenigen Offiziere nennen mögen, welche sich durch Tüchtigkeit vor allen ihren Kameraden hervorgethan haben, daß solche Offiziere mit Genehmigung des Oberbefehlshabers auf der Liste des Stabes vorgemerkt und, wenn die Reihe an sie kommt, in den höheren militairischen Wissenschaf⸗ ten durch eigens dazu bestimmte höhere Offiziere kostenfrei unter— richtet werden sollen. Der Lehr-Kursus ist auf 60 Offiziere be—⸗ schränkt. Eine zweite Verfügung bestimmt, daß die Pioniere künftig aus geschickten Handwerkern gewählt werden sollen, daß sie statt der Muskete ihr Handwerkszeug mit sich zu führen haben, und daß jeder Compagnie Infanterie ein Korporal und ein Gemeiner vom Pionier⸗Corps beigegeben werden sollen.
Der Kriegs⸗Minister war gestern in Wool wich, wo Schieß— übungen vorgenommen wurden, um die Vortheile von geschmolzenem Eisen, als Füllung von Hohlkugeln, im Vergleich mit den bisher gebräuchlichen rothglühenden Wurfgeschossen zu erproben. Die Experimente bestanden darin, daß eine Zahl von Hohlkugeln mit geschmolzenem, eingegossenem Eisen gefüllt, auf einige alte Holz— baracken geworfen wurden. Diese wurden rascher in Brand gesteckt, als dies beim Gebrauche von glühenden Kugeln der Fall zu sein pflegt; überdies soll die Methode den Vorzug haben, daß der Füllungsprozeß weniger Zeit erfordert, als das Glühendmachen von Vollkugeln.
Frankreich. Paris, 10. Dezember. Der „Moniteur“ füllt heute sechs Spalten mit dem Abdrucke der zwischen Frankreich und Großbritannien abgeschlossenen postalischen Uebereinkunft, deren Ratificatlonen am 18. November hier ausgewechselt wurden. — Der Staatsminister hat auf Befehl des Kaisers seinen Kollegen angezeigt, daß dieses Jahr keine Ordens-Verleihungen aus Anlaß des Neujahrstages erfolgen würden. Als Grund dieser Verfügung
giebt man an, daß die Zahl der Ordens-Ritter bereits die dafür
vorgeschriebenen Grenzen weit überschreite. — Die Familie Orleans läßt gegenwärtig ein Gut im Departement der Nordküsten ver— kaufen, welches den Rest ihrer früheren Besitzungen im Herzogthum Penthievre bildet. — Der dritte Band der Denkwürdigkeiten des Herzogs von Ragusa ist erschienen. Das Interesse seiner Mitthei⸗ lungen wächst, je mehr sie sich dem Zeitpunkte nähern, wo er selbst eine politische Rolle spielte. — Aus Oran wird gemeldet, daß ein Theil der zu Feldarbeiten verschriebenen Chinesen dort angelangt und sofort passend untergebracht worden war. Weitere Transporte sollten in den nächsten Wochen eintreffen.
— 11. Dezember. Heute Nachmittag 2 Uhr ist Se. Königl Hoheit der Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen auf dem Bahnhof der Nordbahn eingetroffen. Der Prinz wurde auf dem Bahnhofe von dem Prinzen Napoleon und der preußischen Ge— sandtschaft empfangen und begab sich, geleitet von diesen und einem Detachement Guiden, nach den Tuilerieen. Der Kaiser empfing den Prinzen an der großen Treppe.
Italien. Wie aus Genua, den 7. Dezember gemeldet wird, nimmt die so zunehmende Auswanderung nach Ame⸗— rika die allgemeine Aufmerksamkeit in Anspruch. Es vergeht fast keine Woche, in welcher nicht aus den Häfen von Genua und Savona 100 bis 150 Emigranten nach der neuen Welt absegeln. In der Provinz Chiavari allein wurden im Laufe der letzten fünf Jahre nicht weniger als 49,0900 Pässe nach Amerika ausgegeben.
Türkei. Man schreibt der „Pr. C.“ aus Konstantinopel vom 28. Novbr.: „Im Jahre 1850 entschloß sich die türkische Negierung, zum Behufe einer geordneten Vertheilung und Verwaltung der Steuern, vor Allem eine Katastrirung des Grundbesitzes und eine gleichmäßige Heranziehung desselben zu den Staatslasten zu bewirken. Diese Arbe wurde auf mehreren Punkten in den verschiedenen Provinzen des ottomanischen Reiches begonnen. Da es sich bei den Nachforschungen im smyrnaer Bezirke herausstellte, daß der größere Theil des Grundbesitzes, wenn auch nominell türkischen Unterthanen zugehörig, thatsächlich in den Händen von Europäern war, so nahm diePforkae die Mitwirkung
der fremden Konsuln zur Erleichterung der beteffenden Arbeiten“
in Anspruch. Eine gemischte Kommission hat nun an Ort und Stelle eine vollständige Karte aufgenommen und eine Steuerliste angefertigt. Gleichzeltig hat dieselbe ein Reglement für die
Vertheilung und Erhebung der Steuern im Smyrt
Bezirk ausgearbeitet, welcher vom Divan genehmigt . 3 veröffentlicht worden ist. Die für das Ausland wichtigste Bestim mung desselben besagt, daß auch diejenigen Europäer, welche! auf den Namen türkischer Unterthanen Grundbesitz erworben haben fortan zur Besteuerung herangezogen werden sollen.“ ; Kon stant in opel, 3. Dezember. Die Expedition nach dem persischen Golf ist bereits im Gange. Dem Vernehmen nach ver— langt England eine geregelte Feststellung der wechselseltigen Han= delsbeziehungen; Frankreich soll dieses Verlangen unterstützen; Feruk Khan hatte gestern eine lange Konferenz mit Reschid Pascha
Nachrichten aus Konstantinopel vom 5ten d., welche in Wien den 11. d. eingetroffen sind, wiederholen die Meldung von der Uebergabe Hergatz an den Perser⸗General Murad Schafi Es wird ferner berichtet, daß englische Truppen bereits an den Küsten des persischen Golfs operiren, daß indessen von Seiten Frank— reichs zwischen England und Persien vermittelt werde, und daß der für den franzoͤsischen Hof bestimmte, in Konstantinopel an' wesende persische Gesandte Feruk Khan desfalls mit Lord Strat: ford konferire.
Dänemark. Kopenhagen, 9. Dezember. Der Geh. Konferenzrath von Scheele, welcher wieder aus Holstein hier ein— traf, begab sich kurz nach seinem Eintreffen zu Sr. Majestät dem Könige nach Frederiksborg, wo Allerhöchstdieselben noch weilen. (H. C)
Amerika. Aus Rio de Jan eiro wird der „Pr. C.“ ge— meldet, daß der neue brasilianische Zolltarif, dessen Ver— öffentlichung von Tag zu Tage erwartet wurde, mit dem 1. Jul 1857 in Kraft treten soll.
Einer Privat⸗Mittheilung aus derselben Stadt zufolge war der bisherige außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte brasi= lianische Minister in Montevideo, José Maria do Amaral, mit Bei— behaltung seines diplomatischen Charakters bei der Regierung der Argentinlschen Conföderation accreditirt worden und am 1. No— vember nach Paranäé abgegangen. Dagegen war der bisherige Geschäftsträger in Buenos Ayres und Paranä Joaquin Thomas de Amaral, ein Bruder des vorgenannten, nach Montevideo versetzt worden und befand sich bereits am Orte seiner neuen Bestimmung. Aus Berlin war der Attaché der hiesi⸗ gen Kaiserlichen Gesandtschaft, Herr Delfin Pereira, am Zten v. M. mit dem Dampfer „Tamar“ in Rio angekommen. Eben so war aus Paris bereits einige Tage früher mit dem französischen Dampfer „Cadix“ der General⸗Direktor der Abtheilung des Reichs— Ministeriums für Staats-Ländereien, Souza y Mello, von seiner Urlaubsreise zurückgekehrt, und war zu hoffen, daß es dessen Be— mühungen gelingen werde, im Laufe der nächsten legislativen Sitzung die endliche Vorlegung des Gesetzes zur Anerkennung der protestantischen und gemischten Ehen zu bewerkstelligen, welche in der letzten Sitzung wiederum unterblieben war.
Telegraphische Depeschen.
Tilsit, 12. Dezember. Die Trajekt⸗-Verhältnisse sind seit gestern unverändert. Das in hochstehenden Schollen zusammen— getriebene, viele Blänken bildende Eis gestattet nur den beschwer— lichen und langwierigen Uebersatz per Eisboot. — Päckereien sind seit 72 Stunden nicht befördert. — Wasserstand 19 Fuß 6 Zoll. Ganz gelinde Witterung.
Kunst und Wissenschaft.
— Die „Geschichte der Welt“, von Dr. C. Wernicke (Ober— lehrer an der Königlichen Elisabethschule hierselbst) liegt mit der eben erschienenen zweiten Abtheilung des dritten Theiles nunmehr vollständig vor uns. Es ist dies ein Werk, das unter mehr als einem Gesichts— punkt lebhafte Empfehlung verdient. Es giebt wenig Geschichtsbücher, welche sich, wie dieses, zum Unterricht beider Geschlechter und zum Selbststudium auch eines vorgerückteren Alters eignen; aber auch der Kenner wird nicht ohne Vergnügen die Folge ihm bekannter Ereignisse und Erscheinungen in diesen gedrängten und inhaltreichen Skizzen an sich bor— überziehen lassen. Ein wesentlicher Vorzug des Werkes ruht in der uni— versellen Tendenz des Verfassers, der es verftanden hat, nicht bloß die poli= tische Entwickelung der Zeiten und Völker zu charakterisiren, sondern in seinem Bericht von den Thatsachen zugleich eine ausgiebige Schilderung der Kultur und der Sitten, der Literatur, der Wissenschaft und der Kunst allet Völker und Zeiten zu verflechten. Ein fernerer Vorzug ist der echt
christliche Geiff, der das Werk durchathmet, und der streng sittliche Stand
punkt, an dem der Verfasser bei aller Anerkennung des Großen und Schönen festhält. Was endlich einzelnen Lesern vielleicht am wenigsten behagen dürfte, nämlich die Ausführlichkeit, mit welcher der Verfasser selbst die neuesten Ereignisse und Erscheinungen, welche beinahe noch wie Gegenwart erscheinen, vorzuführen bedacht war, das wird in weiten Kreisen dem Werke wahrscheinlich zur besonderen Empfehlung dienen, da es ja doch immer eine nicht geringe Zahl von Menschen giebt, die h. durch die Pforte des Selbsterlebten den Eingang in die weiten Hallen der Vorgeschichte zu finden vermögen. Der Verleger (Hof Buchh ndl Alexander Duncker in Berlin) hat seinerseits es nicht an einer Mitg t fehlen lassen, welche geeignet ist, den stattlichen vier Bänden des Werke
eine ungewöhnlich große Verbreitung zu sichern. (Pr. C.)
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Gewerbe⸗ und Handels⸗Rachrichten.
Bremen, 10. Dezember. Nach einer unterm heutigen Tage publi⸗ irten obrigkeitlichen Bekanntmachung tritt der zwischen der freien Hanse⸗ abt Bremen und den Staaten des Zollvereins vom 26. Januar d. J.
abgeschlossene Vertrag wegen Befoͤrderung der gegenseitigen Verkehrs⸗ verhältnise mit dem 4. Januar 1857 in Wirksamkeit. Die Eröffnung der im Art, T des Vertrages erwähnten Zollvereins Niederlage zu Bremen bleibt für jetzt ausgesetzt und wird über den Zeitpunkt ihrer Er⸗ oͤffnung eine weitere Bekanntmachung erfolgen.
Zugleich wird, unter Bezugnahme auf den Art. 1 des zwischen der freien Hansestadt Bremen, Preußen, Hannober und gurhessen abgeschlosse— nen Vertrages, die Suspension der Weserzölle betreffend, zur öffentlichen Kunde gebracht, daß der zuletzt gedachte Vertrag gleichfalls mit dem J. Januar künftigen Jahres in Wirksanikeit tritt.
Drei andere obrigkeitliche Bekanntmachungen betreffen 1) die Pu— blication und Anwendung des Zollgesetzes, der Zollordnung, des Zoll— tarifs und des Zollstrafgesetzes des Follvereins; 2) die Verhinderung und Unterdrückung des Schleichhandels nach den Staaten des Zollvereins; 3) die Feststellung der Zollgrenzen der dem Zollverein angeschlossenen Gebietskheile und die Zoll- und Steuerverwaltung in denselben.
— Ein aus Antwerpen der „Pr. C.“ vorliegender Privatbericht betrifft einen von dem Minister des Innern der belgischen Kammer in der Eitzung vom 26. November vorgelegten Gesetz⸗Eniwurf, welcher den Handel mit Lebensmitteln bis zum 31. Dezember 1857 zu regeln bestimmt ist. Bis zum Ablauf dieses Jahres besteht einstweilen noch in Belgien in Gemäßheit des Gesetzes vom 30. Dezember v. J. derjenige Zuftand, dessen wesentliche Grundlagen bereits durch ein Gesetz vom 29. November 1854 gegeben waren. Es sind hiernach zur Zeit nicht nur alle Arten Getreide, Fleisch und Vieh, so wie die meisten Fisch⸗ sorten von den sonst erhobenen Eingangszöllen befreit, sondern es ist auch, was Weizen, Roggen, Mehl betrifft, jede Ausfuhr ver— boten. Der erste Theil dieser Maßregeln raubte — wie der Minister in den Motiven des neuen Gesetz-Entwurfs hervorhebt — dem Staat einen Theil seines jährlichen Einkommens im Betrage von mehr als drei Millionen Fres. Die Ausfuhrverbote aber haben den gehofften Erfolg nicht gehabt: sie haben die Handelsopera— tionen erschwert und den Preis der betreffenden Artikel vertheuert. Der Minister schlägt deshalb vor, die Ausfuhrverbote, mit Ausnahme des für Kartoffeln bestehenden, nunmehr fallen zu lassen, an Eingangs— zoͤllen für Reis und Fisch die im Gesetz vom 19. Juni d. J. definitiv festgestellten zu erheben, Getreide, Mehl und Vieh dagegen provisorisch mit einem droit de balance zu belegen, welches 50 Centimes per 100 gilo— gramm für Getreide, 1 Fr. per 100 Kilogramm für Grütze, Mehl, Brod und Fleisch, 2 Centimes per Kilogramm für Rindvieh, 50 Centimes per Stück für Kälber, Schafe und Schweine betragen sollen. Diese für die Dauer eines Jahres vorgeschlagenen Zollsätze halten sich innerhalb der Grenzen der in England und in den Riederlanden bestehenden.
— Eine der „Pr. C.“ von zuverlässiger Seite zugegangene Darstel— lung der Handelsverhältnisse von Gent schildert die Ergebnisse des verflossenen Jahres als nicht sehr günstig im Verhältniß zum Vor— jabre. Den Hafen besuchten 153 Schiffe, nämlich: 47 belgische, 39 eng— sische, 22 hannöversche, 12 holländische, 9 dänische, 9 hamburgische, 8 französische, J schwedische, 3 mecklenburgische, 2 preußische, im Ganzen also 25 weniger gegen das Vorjahr. Diese Abnahme erklärte sich aus dem Ausbleiben der sonst für den Platz so wichtigen russischen Zufuhr. Dagegen bemerkte man eine jährliche Abnahme im Kolonialwaaren— Handel, wiewohl die großen seit Jahren auf den Unterhalt und die Verbesserung des Kanals von Terneuze, die Erbauung eines Entrepots und andere Anlagen im Gegentheil zu der Erwartung berechtigten, daß Gent als Stapelplatz für den überseeischen Handel an Wichtig⸗ keit gewinnen müßte. Die direkte Zufuhr beschränkte sich 1855 auf 4143 Ballen rohe Baumwolle, 1433 Ballen Kaffee, 40 Ballen Pfeffer, 18,535 Ballen Reis. Nur die Einfuhr an Rohzucker hatte zugenommen und betrug 10,90 Kisten, gegen 3667 des Vorjahres. Auf den Fabriken lasteten schwer die durch schlechte Ernte und Theuerung komplizirten Handelskonjunkturen, minder schwer indeß als die Baumwollenspin— nereien wurden die Flachsspinnereien betroffen. Die Gesellschaft La Lys, die fortwährend 1800 Arbeiter beschäftigte, zahlte ihren Actionairen die gewöhnlichen 5 pCt., und nach Abzug der jährlich für den Tilgungs— und Reservefonds ausgeworfenen Summen verblieb derselben ein Ueber⸗ schuß von ca. 120,000 Frs. Die Garn-Maschinenwebereien, deren Gent gegenwärtig drei besitzt, wovon eine mit 200 Webestühlen, befanden sich, so wie die übrigen in den beiden Flandern, das ganze Jahr hindurch thätig be— schäftigt. Die Fabrikate bestehen hauptsächlich in groben, ordinairen Sorten, mittelfeinen für die Färbereien und in Segeltuch, wovon namentlich nach Hamburg, Bremen, Holland, Norwegen und sogar nach China bedeutend ausge— führt wurde. Die Flachsernte war günstig ausgefallen, wiewohl nur 2986 Tonnen russische Saat eingeführt wurden. Ein besonderes Interesse bieten
die Musterwerkstätten (ateliers modeèles d'apprentissage) in Ostflandern,
deren Anzahl sich jährlich vergrößert. Unter ihnen bestehen die für Seiden— zeuge und Spitzen⸗Arbeiten ohne Subsidien. Sämmtliche Werkstätten der Provinz kosteten Ende 1855 nur 34,243 Franes jährlich.
Die Bevölkerung Ostflanderns betrug 1855: 791,881 Einwohner (431 weniger gegen das Vorjahr)! Die Änzahl der Armen belief sich auf 190,155 (5590 mehr als im Vorjahr), für deren Unterhalt 1,459,996 Franes verwendet werden. Es kommt also auf 4 Einwohner 13 Dürftige. Die Stadt Gent konkurrirt bei diesen Zahlen mit einer Bevölkerung von 115,958 Einwohnern (662 mehr als im Vorjahr), darunter 20,266 Dürf— tige, deren Unterhalt der Stadt 319,596 Franes kostete.
n;.
S — Einer aus Lima in Peru der „Pr. C.“ zugegangenen Mitthei⸗ lung zufolge, ist die neuerdings in landwirthschaftlichen Berichten öfter
als sehr kohnend erwähnte peruanische ungeschälte Gerste dort
Zproz. Spanier 36.
Badische
ar nicht bekannt. Man vermuthet, daß diese Gerste ein anderes Ur⸗ prungsland als Peru hat, und ihren Namen einem zufälligen Umstand verdankt. Fälle dieser Art kommen namentlich bei Handelsartikeln nicht selten vor. So stammt der Balsam peruviand nicht aus Peru, sondern aus Central⸗Amerika; Limaholz wird nicht bei Lima gefunden, sondern an der Westkuͤste Mexiko's; Panama Hüte werden nicht in Panama, sondern in uayaquil gearbeitet; Chili-⸗ Salpeter, wie derselbe häufig in Europa benannt wird, kommt nicht aus Chili, sondern aus Peru. Alle diese falschen Benennungen stammen aus alten Zeiten und finden ihre Erklärung meist in dem Umstande, daß die betreffenden Waaren von den bezeichneten Punkten aus zuerst nach Europa gesandt wurden. — Wie gleichzeitig aus Lima berichtet wird, find in Folge des Friedensschlusses die Saipeterpreise bedeutend gewichen. Guano wird noch immer stark nach allen Weltgegenden verschifft. Di⸗ Nachfrage nimmt eher zu als ab. Das bisherige System der Configna— tion dieses Artikels für Rechnung der peruanischen Regierung wird jetzt hart angegriffen und dem Anschein nach dürfte man die Einrichtung treffen, daß fortan der Guano schiffsladungsweise zu einem bestimmten Preis abgegeben wird.
Marktpreise
Berlin, den 11. Dezember.
Zu Lande: Weizen 2 Rthlr. 17 Sgr. 6 Pf. Roggen 1 Rthlr. 28 Str. 2 Ef, auch 1 Rthlr. 23 Sgr. 3 Pf. Grosse Gerste 1 Rihlr. 15 Sgr. Kleine Gerste 1 Rthlr. 13 Sgr. 9 Pt. Hafer 1 Rthlr“, auch 27 Sgr. ö 1 Erbsen 1 Rthlr. 21 Sgr. 3 Pf., auch 1 Rihlr. 20 Sgr. Linsen
thlr.
Zu Wanaser: Weizen 3 kRthlr. 15 Sgr., aueh 2 Rihlr. 2 Sgr. 6 Pf. Roggen 1 Rthlr. 28 Sgr. 9 Pf., auch 1 Rthlr. 25 Sgr. Grosse Gerste 1 Rthlr. 17 Sgr. 6 Pf., auch 1 Rthlr. 10 Str. Kleine Gerste 1 Rthlr. 13 Sgr. 9 Pf., auch 1 Rthlr. 7 Sgr. 6 Pf. Hafer 1 Rthlr. 8 Pf., auch 25 Sgr. Erbsen 2 Rihlr. 2 Sgr. 6 Pf., auch 1 Rthlr. 20 Sgr.
Mittwoch, den 10. Dezember. Das Schock Strob 7 Rthlr., auch 6 Rthlr. 15 Sgr. Heu 1 Rthlr., geringere Sorte auch 22 Sgr.
Kartosseln, der Scheffel 27 Sgr. 6 Pf., auch 20 Sgr., metzen weis
1 8gr. 9 Pf., auch 1 Sgr. 3 Pf.
Der Centner
Die Markt- Preise des Kartoffel- Spiritus, per 10,800 pro Cent nach Tralles, frei hier ins Haus geliefert, waren auf hiesigem Blatze am ö 25 Rthlr.
b. 247 Rthlr.
8. 245 u. 24 Rthlr.
9. J, 24 Rthlr.
10. 245 u. 24 Rthlr.
40 5 25 u. 257 Rthlr. Berlin, den 11. Dezember 1856.
Die Aeltesten der Kaufmannschaft von Berlin.
ohne Fals.
Leipzig, 11. Dezember. Leipzig- Dresdener 306 G. Löbau- Zittauer Litt. A. 607 Br.; Litt. B. —. Magdeburg - Leipziger 290 Br.; do. II. Em 249 Br. Berlin - Anhaltische —. Berlin - Stettiner — Cöln- Mindener —. Thüringische 1363 G. Friedrich -Wilhelms-Nord- bahn — . Altona - Kieler —. Anhalt-Dessauer Landesbank - Actien Litt. A. u. B. 140 G.; do. Litt. C. 124 G. Braunschweigische Bank- Actien, alte 141 Br.; do. vom Juli 1856 —; do. vom No- vember 18565 —. Woeimarische Bank - Actien Litt. A. u. B. 1315 G. Wiener Banknoten 965 G. Oesterreichische 5proz. Metalliques 80 Br. 18546 Loose —. 1854er National- Anleihe 817 Br. Preussische Prä-
mien-Anleihe —.
IJ an nHIIKK , 11. Dezember, Nachmittags Uhr 32 Min. 3proz. Spanier 343. proz. Spanier 223. Etwas mattere Stimmung.
Getreidemarkt. Weizen loco fest, jedoch etwas ruhiger; pr. Frühjahr unbeachtet. Roggen loco unverändert; pr. Frähjahr ge— schästslos. Oel flau, pro Bezember 31, pro Mai 293. Kaffee un- verändert. Disconto 5, 47 pCt.
Frark fart a. II., 11. Dezember, Nachmitt. 2 Uhr 32 Minut. Oesterreichische Bank-Actien höher,
Schluss- Course: Neueste preussische Anleihe 1163. Kassenscheine 1043. Cöln-Mindener Eisenbahn-Actien —. Friedrich- Wilhelms - Nordbahn 63. Ludwigshafen - Bexbach 1463. Frankfurt- Hanau —. Berliner Wechsel 1055 Br. Hamburger Wechsel 885 Br. Londoner Wechsel 1173 Br. Pariser Wechsel 933 Br. Ameterdamer Wechsel —. VWiener Wechsel 1123. Frankfurter Bank-Antheile — 1pror. Spanier 233. Kurhessische Loose 383. Loose 483. 5proz. Metalliques 77. 4ipro. Metalliques 68. 1854er Loose 103. 8
Preussische
Oesterreichisches National- Anlehen 78.
wiem, 12. Dezember, Mittags 12 Uhr 45 Minuten. (Wollf's Tel. Bur.) Anfangs matter, bei Abgang der Depesche Kredit- Actien begehrt. Geld flüssig.
Silberanleihe 90. Bank- Actien 1035. Loose 109. National- Anlehen S4. Paris 1227. Gold gz. Silber 6.
Oesterreichische Bank- Antheile 1162.
5proz. Metalliq. S253. 1Ipron. Metalliques 72. Bank- Int. Scheine 284. Nordbahn 2443. 1854er London 10, 17. Hamburg 78.