1857 / 23 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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kommensteuer in dem am 31. März 1856 abgelaufenen Jahre 15,159, 453 Pfd. und im vorhergehenden Jahre 10,922, 267 Pfd. Die Stadt London zahlte während des letzterwähnten Jahres an Einkommensteuer S89, 967 Pfd.

Zu den Gästen der Königin auf Schloß Windsor gehörten gestern der Herzog und die Herzogin von Nemours, der Marquis und die Marchioneß von Ailesbury, der Earl und die Gräfin von Derby, Sir George Grey nebst Gemahlin und General-Lieutenant Sir George Bowles. Lord Palmerston hat Herrn C. Swain, Verfasser des Gedichtes „The Minde“, eine Pension von jährlich 50 Pfd. ausgesetzt und dabei sein Bedauern ausgedrückt, daß die der Regierung zu derartigen Zwecken zur Verfügung gestellten Geldmittel ihm nicht gestatten, ein höheres Jahrgehalt zu bewilli⸗ gen. Der zweite Sohn der Königin, Prinz Alfred, befindet sich noch immer in Genf. Disraeli ist von Paris aus wieder in England eingetroffen. ;

24. Januar. Gestern Nachmittags machte eine Deputa⸗ tion, an deren Spitze das Parlamentsmitglied Major Reed stand, dem Schatzkanzler in seiner Amtswohnung seine Aufwartung, um ihm die Nothwendigkeit einer Ermäßigung der Einkommensteuer vorzustellen. Der Schatzkanzler erklärte, er könne seine Ansichten über diesen Gegenstand nicht aussprechen, ohne überhaupt auf die

Finanzlage des Landes einzugehen und so gewissermaßen seiner im

Parlamente zu machenden Finanzvorlage vorzugreifen, was sich nicht mit seiner Pflicht vertrage. Doch machte er einige Bemerkungen über die Beschwerde, daß dauerndes und vorübergehendes Einkom— men gleich hoch besteuert werde, und äußerte sich in dieser Hinsicht durchaus nicht ermuthigend, indem er gleich seinen Vorgängern im Amte auf die ungeheuren Schwierigkeiten hinwies, welche sich der praktischen Durchführung eines solchen Unterschiedes entgegenstellen würden.

Der Herzog und die Herzogin von Nemours verließen vorgestern

Windsor. Die gestrige „London Gazette“ enthält die amtliche Anzeige von der Ernennung Lord Napier's zum Gesandten in Washington. 24. Jan. Die Regierung hat heute die Nachricht empfangen, daß Persien nach der Wegnahme Bender⸗Buschirs die von Seiten

Englands gestellten Bedingungen acceptirt habe.

Außer der „Times“ hat bis jetzt noch kein anderes Journal die Nachricht von der Zerstörung der europäischen Faktoreien zu Canton durch die Chinesen gebracht.

Wie aus Marseille, 23. Januar, telegraphirt wird, ist in Korfu eine Meuterei unter den dort stehenden Artilleristen aus— gebrochen, und dieselben haben den Versuch gemacht, einen Pulver—

thurm in die Luft zu sprengen.

Frankreich. Paris, 23. Januar. Der bereits nach seinem Haupt-⸗Inhalte telegraphisch mitgetheilte Artikel des „Moniteur“ lautet:

Die Neuenburger Gefangenen sind freigelassen worden und befinden sich schon auf französischem Gebiet. Die schweizerische Regierung, im Einvernehmen mit der nationalen Vertretung des Landes, hat eine Hand— lung vollzogen, die sie ehrt und die sich mit den wahrhaften Interessen der Schweiz vollkommen verträgt. Die Regierung des Kaisers hatte diese Maßregel schon im verwichenen Monat September angerathen, und sie hat ihre Rathschläge durch eine Mittheilung vom 26. November erneuert; da sie, in vertraulicher Weise, die versöhnlichen Absichten des Königs Friedrich Wilhelm kannte, und da sie wußte, daß die Frage ganz und gar auf der bedingungslosen Freilassung der Gefangenen beruhte, so mußte ihr daran gelegen sein, der Bundes-Regierung die ganze Tragweite der For derung, die er an sie stellte, begreiflich zu machen.

Wenn die Schweiz eine Weigerung entgegenstellte, so konnte Frank— reich den König von Preußen, dessen Geist der Mäßigung es unumwun— den anerkannte, nicht mehr davon abbringen, zu den Waffen zu greifen, um seiner verletzten Würde eine gerechte Genugthunng zu sichern. Wenn dagegen die Schweiz den Rathschlägen Frankreichs nachkam, so fand letz— teres sich verpflichtet, diees Zugeständniß bei dem berliner Kabinet gel— tend zu machen, um jeder Zwangsmaßregel vorzubeugen und um eine befriedigende Loͤsung der neuenburger Frage zu beanspruchen. Wir wünschen uns daber Glück zu dem vom schweizerischen Bunde gefaßten Beschlusse. Von heute ab kann derselbe ohne Furcht seine Kontingente entlassen, und da die preußische Regierung schon angekündigt hat, daß sie bereit ist, über die Grundlage der Differenz zu unterhandeln, so kann man auf ein definitives und eben so sehr den Interessen als der Würde beider Theile entsprechendes Arrangement hoffen.

Der „Moniteur“ enthält ferner nachstehende Mittheilung:

Herr de Montigny, französischer Konsul zu Schanghai, pon der Regierung des Kaisers mit einer besonderen Mission in Siam beauftragt, hat am 15. August v. J. zu Bangkok mit den Bevollmächtigten diefer Regierung einen Freundschafis-, Handels, und Schifffahrtsvertrag unter— zeichnet. Dieser Äkt enthaͤlt, außer den in dem englisch-siamesischen Ver— trage vom 18. April 1855 berzeichneten Bestimmungen, die Haupttlauseln unserer Uebereinkommen mit China und dem Imanat von Maskat. Da er überdies alle wünschenswerihen Bürgschaften für den völligen Schutz sowohl unserer Landsleute und ihres Eigenthums, als unserer religiösen Missionen in Siam darbietet, so scheint der Vertrag vom 15. Auguft durch das Regime, das er zur Geltung zu bringen besftimmt ist, dazu berufen, eine neue Bahn fur den Handels verkehr Frankreichs zu eröffnen, den nach diesem asiatischen Lande hinzulocken die zahlreichen Quellen natürlichen Reichthums, welche es in sich schließt, nicht berfchlen werden.

Herr de Montignh hat sich, nachdem er seine Sendung in Siam. vollführt hatte, nach Cambodscha begeben, und er hat seinen Aufenthalt in diesem Lande dazu benutzt, dort ebenfalls die Rechte unserer Lands—⸗ leute vermittelst einer kommerziellen und religibsen Uebereinkunft festzu⸗ stellen. Zur Zeit der letzten Nachrichten schickte dieser Agent sich an, Singapore zu verlassen, wohin für den Augenblick zurückjukehren, die Schwierigkeiten der Jahreszeit ihn gezwungen hatten, um fich nach Cochinchina zu begeben und, wenn die Umstände es erlauben, mit der anamitischen i nr nf eine dem eben von uns mit den Koͤnigen von Siam abgeschlossenen Vertrage ähnliche Uebereinkunft zu vereinbaren.

Mehrere der freigelassenen neuenburger Royalisten, und dar— unter Herr von Pourtalęs, sind hier eingetroffen.

24. Januar. Die mit der Korrespondenz des Kaisers Napoleon J. beauftragte Kommission läßt im „Moniteur“ ankün— digen, daß die ersten Bände dieser Korrespondenz demnächst im Drucke erscheinen werden. Sie fordert zugleich nochmals alle Familien und alle Privaten des In- und Auslandes, welche Briefe, Noten, Be— fehle, Berichte, Proclamationen, Reden 2c. Napoleon's J. im Ori⸗ ginale besitzen, dringend auf, ihr dieselben mitzutheilen, damit sie Abschriften davon veranstalten könne. Auch die Einsendnng ge⸗ hörig beglaubigter Abschriften wird ihr willkommen sein. Die Kom— misslon fügt bei, daß ihren früheren Aufforderungen schon von den meisten fremden Regierungen, von einer großen Anzahl Familien . Kaiserreichs und von mehreren Privaten entsprochen wurde.

25. Januar. Der heutige „Moniteur“ enthält die offizielle Ernennung des bisherigen Erzbischofes von Tours, Kardinal Mor— lot, zum Erzbischof von Paris.

Das amtliche Blatt berichtet ferner über den Empfang Ferukh Khan's beim Kaiser. Der persische Gesandte hielt eine Ansprache, auf welche der Kaiser erwiderte, er schätze sich glücklich, die alten Beziehungen zwischen Frankreich und Persten wieder aufzunehmen. Die Neutralität Persiens während des Krieges im Orient sei nicht ohne Nutzen gewesen. Er habe mit Schmerz vernommen, daß zwischen Persien und einem der innigsten Bundesgenossen Frank— reichs ein Krieg ausgebrochen sei, hoffe jedoch, daß die Sendung Ferukh Khan's die Wiederherstellung eines dauerhaften Friedens beschleunigen werde.

Nach einer Depesche aus Marseille vom gestrigen Tage waren die Herren de Pourtalès und Corriolis, aus Neuenburg kommend, dort angelangt. Die Zufuhren betrugen 20, 000 Hekto— liter Getreide und 40060 Fässer Mehl.

Spanien. Eine Depesche aus Madrid vom 22. Januar lautet: „Die „Madrider Zeitung“ veröffentlicht ein Bülletin über das von einem Masern-Ausschlag herrührende Unwohlsein der Königin; doch bietet der Zustand der hohen Kranken keine Gefahr. Die Journale theilen mit, daß Ihre Majestät im Monat März nach Andalusien gehen werden. Sie wird Granada, Malaga, Cadix und Sevilla besuchen.“ Die „Madrider Zeitung“ vom 23. Januar meldet, daß die Königin sich besser befindet. Der Ausschlag ist, nachdem er seine vollständige Entwickelung verfolgt hatte, in die Periode der Abnahme eingetreten.“

Aus Madrid wirv vom 24. Januar gemeldet, die Krankheit der Königin sei fortwährend im Abnehmen.

Italien. Am 13. Januar war in Nizza am Hofe der Kaiserin⸗Mutter von Rußland große Cour. Alle Civil- und Mi— litair-A Autoritäten wurden empfangen, zuerst von der Kaiserin, so— dann von dem Großfürsten Michael und der Großfürstin Helena und brachten ihre Glückwünsche zum Jahreswechsel dar. Der Syn— dikus überreichte der Kaiserin im Namen der Stadt einen pracht— vollen Blumenstraß. Die Kaiserin überschickte den Vorständen der verschiedenen Stellen reiche Geschenke.

Türkei. Aus Marseille, 23. Januar, wird die Ankunft des Postdampfers mit Nachrichten aus Konstantinopel vom 12ten telegraphirt. Die Russen haben die Inseln im Kaspischen Meere ohne Persiens Zustimmung besetzt. In Konstantinopel traf ein Tscherkessen-Häuptling in besonderer Mission ein. Während der Ausführung des Fermans in Betreff der Einsetzung der Divans werden die Donau- Fürstenthümer zur Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung von 10,060 Mann türfkischer Truppen besetzt werden.

Aus Marseille, 24. Januar, wird telegraphirt: „Nachrich⸗ ten aus Konstantinopel zufolge waren die Schwierigkeiten, welche sich den Vertretern der Türkei hinsichtlich der Einberufung des Divans in den Donau⸗Fürstenthümern entgegenstellten, im Zu— nehmen begriffen. Das Ministerium des Kaimakans der Moldau

war in einer Krisis begriffen. Die von der Pforte mit Herrn

Wilkins zum Behuf der Gründung einer Bank geschlossenen Ver— träge waren zu London ratifizirt worden.“

Rußland und Polen. St. Petersburg, 17. Januar. Die „Senatszeitung“ veröffentlicht den Wortlaut der am 3. Octo⸗ ber zwischen dem diesseitigen Gesandten in Neapel, H. Kakoschkine, und dem neapolitanischen Minister des Aeußern, Carafa, aus zuwech⸗ selnden, die indirecte Schiffahrt betreffende Erklärung, welche als Ergänzung des Handels- und Schiffahrts⸗Vertrages vom 25. Sep⸗ tember 18145 dienen soll. Danach werden die Zoll⸗ und Schiffahrts⸗

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Erleichterungen des Vertrages vom 25. Sept. 1845 auch auf in⸗ directe Provenienzen, welchen Ursprungs sie auch seien, sei's zum Import, sei's zum Export, ausgedehnt. :

Der „Invalide“ veröffentlicht einen Tagesbefehl des Groß- Admirals Konstantin, demzufolge auf Befehl des Kaisers die Posten des Brigade⸗ Commandeurs in der Flotte aufgehoben sind. Nur die Flotten⸗Brigade im Caspischen Meere und die 10te in der Ostsee bleiben wie bisher und letztere erhält die Bezeichnung „ab⸗ gesonderte Brigade kleiner Fahrzeuge der Ostseeflotte.“ Die bis⸗ herigen Brigadiers bleiben bei den Divisionen, welche 3 Contre⸗ Admiräle zur Disposition der Divisionairs und Vertretung dieser letzteren im Krankheitsfalle haben sollen. Von 2 Brigadestäben wird Budget und Dienstpersonal zur Vermehrung der Divisions—⸗ stäbe verwandt; die Brigade⸗Adjutanten werden an die Equipagen entlassen u. s. w.

Asien. Aus Marseille, 24. Januar, wird telegraphirt: Der „Caire“ ist mit Nachrichten aus Konstantinopel vom 15ten in unsern Hafen eingelaufen. Laut Berichten aus Persien waren die Bewohner von Bender-Abuschaͤhr nach der Einnahme des Ortes durch die Engländer in der Stadt geblieben. Die letzteren trafen Anstalten, ihre Operationen nach dem Inneren des Landes hin auszudehnen. Die persischen Truppen in der Provinz Schiras waren bedeutend verstärkt worden. Mirza Khan, die erste Veran—⸗ lassung des Streites, hatte auf den Schutz Englands und auf die Nationalisirung als Engländer, die ihm Herr Murray dadurch, daß er ihn bei der Gesandtschaft anstellte, gewissermaßen verschafft hatte, verzichtet. Mehrere Prinzen von Kandahar hatten sich geweigert, England zu unterstützen und ihre Unterwürfigkeit dem Hofe von Teheran gegenüber erklärt.“

Der „Moniteur de la Flotte“ bestätigt, nach Privat⸗ briefen aus Canton vom Anfang Dezember, die Nachricht, daß es den Russen in Peking gelungen ist, die Eröffnung der fünf Häfen auch für ihre Handels-Fahrzeuge durchzusetzen. Bisher wurde den Russen diese Erlaubniß streng verweigert, weil sie be⸗ reits seit 1725 einen Handelsplatz mit China in Kiachta besäßen und die einzige Nation seien, die sowohl für den Landhandel mit dem himmlischen Reiche privilegirt wäre, wie durch Gestattung einer Gesandtschaft in Peking mehr Vorrechte genöͤsse, als alle anderen Handelsvölker. Zu Anfang des orientalischen Krieges gab Admiral Patiutin sich Mühe, jene Erlaubniß zu erlangen, jedoch vergebens. Indeß greift in China der Aufstand immer weiter um sich. Am 25. November nahm ein Insurgenten⸗-Corps, wie dem „Moniteur de la Flotte“ geschrieben wird, nach Monate langer Verwüstung der Provinz Kuang-Si, die Stadt Kuriking. Die Insurgenten haben die Jantse-Kiang-Linie stark befestigt und die Kaiserliche Flotte jetzt vollständig von der Mündung dieses Stromes abgeschlossen.

Die „Times“ hat aus Konstantinopel, 22. Januar, folgende telegraphische Depesche erhalten: „Alexandria, 15. Januar. In Suez sind Nachrichten aus Hongkong eingetroffen, die bis zum 16. Dezember reichen. Jeh, der von den höheren Ständen, so wie von der Masse der Bevölkerung unterstützt wurde, zeigte sich fort— während hartnäckig. Das unter dem Namen French Folly bekannte Fort war genommen und zerstört worden. Die Chinesen hatten die Faktoreien in Canton angezündet und sämmtliche Waarenlager waren ein Raub des Feuers geworden; drei Banken, die Oriental⸗, die Agra- und Merxcantile-Bank, standen gleichfalls in Flammen, und man hegte keine Hoffnung, sie retten zu können. O. T. Lane, ein Neffe Sir J. Bowring's, war durch das Einstürzen einer Mauer ums Leben gekommen. Es hieß, man werde die Stadt Canton nicht länger schonen und habe schen mit Raketen und Bomben auf sie zu feuern begonnen.“

Frankfurt a. M., Sonntag, 26. Januar. (Wolffs Tel. Bur.) Die hiesigen Blätter veröffentlichen einen Auszug des Protokolls der letzten Bundestagssitzung. In demselben heißt es: der preu— ßische Bundestagsgesandte, Herr von Bismark-Schönhausen habe der Bundes-Versammlung angezeigt, daß, nachdem die Schweiz die bedingungslose Freigebung der royalistischen Ge— fangenen vollzogen habe, der König von Preußen bereit sei, über die fernere Gestaltung der politischen Beziehungen Neuen— burgs in Verhandlungen zu treten, wobei sich der König von demselben versöhnlichen Sinne werde leiten lassen, wie bisher. Gleichzeitig dankte Herr von Bismark-Schönhausen der Bundes-Versammlung und den einzelnen Regierungen für deren bundesfreundliche Gesinnung, namentlich in Betreff des Durch— marsches preußischer Truppen.

Triest, Sonntag, 25. Januar. (Wolff's Tel. Bur.) Die Ueberlandspost ist angekommen und bringt Nachrichten aus Bombay bis zum 2. d. M. In denselben wird die Einnahme Bender Buschirs bestätigt. Die Engländer, welche bei dem Sturm

A Offiziere und 20 Gemeine verloren, haben sich zwischen Stadt und Festung verschanzt. Es sollen 25, 000 Mann vahin gesandt werden. Nach den letzten Nachrichten aus Canton war die Lage unverändert. Die Franzosen haben einige Forts zerstört.

Mailand, Sonntag, 25. Januar. (Wolff's Tel. Bur.) Eine offizielle Bekanntmachung verkündet allgemeine Amnestie für das lombardisch⸗venetianische Königreich. Alle politisch Verurtheilte sollen freigelassen und die noch schwebenden Prozesse niedergeschla⸗ gen werden. Der Specialgerichtshof in Mantua wird aufgelöst. Der Jubel ist allgemein. .

(Berichtigung. In Nr. 22 d. Bl. ist unter Berlin, den 24. Januar, in Folge eines Schreibfehlers „französischer Verein“ statt „evangelischer Verein“ gedruckt worden.

Statistische Mittheilungen.

Eine Mittheilung aus Tönningen über den dortigen Handels— verkehr hebt die außerordentliche Ausdehnung hervor, welche der letztere im verflossenen Jahre 1856 gewonnen hat. Es wurden aus dem Hafen mittelst 150 Dampfschiffen von zusammen 25,865 Kommerzlasten insbe— sondere ausgeführt: 23 Millionen Pfund Manufaktur-, Kolonial- und Eisenwaaren, desgleichen Butter und Salzfleisch; ferner 116,000 Tons Steinkohlen, 80, 000 Tons Getreide, 32.373 Viertel Wein, 14,070 Kubik⸗ fuß Holz, 18,035 Stück Hornvieh, 10,175 Stück Schafe. Von den Transit⸗ gütern war der größere Theil nach preußischen Häfen bestimmt. Es kla— rirten im Ganzen 2735 Schiffe (125 mehr gegen 1855), darunter 20 preußische Schiffe, nämlich 12 von zusammen 359 Last nach der Nordsee, 8 von zusammen 163 Last nach der Ostsee.

Brüssel, 23. Januar. Es hat sich eine merkliche Abnahme in den letztjährigen Einnahmen der belgischen Eisenbahnen gegen die des vor— letzten Jahres herausgestellt, obgleich mehrere neue Linien während des erwähnten Zeitraums der Exploitation des Staates übergeben worden. Der Minister der öffentlichen Bauten, Hr. Dumont, hoffte diesen Aus— fall durch die Einnahme der letzten Monate des Jahres 1856 ausgeglichen zu sehen, doch hat sich diese Hoffnung keinesweges bestätigt. Während in den ersten eilf Monaten von 1855 die Summe von 21,533,668 Fr. 3 C. eingekommen war, betrug die Einnahme während desselben Zeit— raumes in 1856 nur 21,446,901 Fr. 26 C., woraus sich eine Verminde— rung von 86,766 Fr. 77 C. ergiebt. In der statistischen Uebersicht der belgischen Bevölkerung, welche nach den Resultaten der kurzlich vorge⸗ nommenen allgemeinen Zählung in Bälde zu erwarten ist, wird man nur . alle nähern Angaben über die Sprachverhältnisse unseres Landes vermissen.

Gewerbe- und Handels⸗Nachrichten.

Die bereits erwähnte, im Reg.⸗Blatt für Bayern (Nr. 4) veröffent⸗ lichte Königl. Verordnung, das Verbot der Zahlungsleistung mitt elst fremden Privat⸗Papiergeldes betreffend, lautet wört⸗ lich: „Maximilian 11. von Gottes Gnaden, König von Bayern 2. In Betracht der seit einiger Zeit eingetretenen übermäßigen Vermehrung und Verbreitung ausländischer Banknoten und anderer die Stelle baarer Münze vertretender Kreditpapiere, und in der Absicht, Unsere getreuen Unterthanen gegen die ihnen hieraus drohenden Verlustgefahren nach Thunlichkeit zu schützen, finden Wir Uns veranlaßt, vor— behaltlich der über die Emission von Geldsurrogaten in den deutschen Bundesstaaten mit den betreffenden Staatsregierungen noch zu pflegenden Verhandlungen bis auf Weiteres zu derordnen, wie folgt: S§. 1. Im Verkehr des Königreichs darf fremdes Privat Papiergeld ohne Unterschied des Rominalbetrages zu Zablungen nicht gebraucht werden. Als Privatpapiergeld sind alle unberzinslichen, nicht auf einen benannten Gläubiger, sondern auf den Inhaber lautenden Schuldverschreibungen zu betrachten, welche unter dem Ver⸗ sprechen der Einlösung in baarer Münze, sei es von einzelnen Privaten oder von Gemeinden, Corporationen, Bank- oder sonstigen Gesellschaften ausgestellt werden. §. 2. Von diesem Verbote bleiben vorläufig die Noten der k. k. 5österreichischen National⸗Bank aus⸗ geschlossen; es soll jedoch Niemand gehalten sein, dieselben als Zahlungsmittel anzunehmen. S§. 3. Der Umtausch des nach §. 1 vom Verkehr im Königreiche ausgeschlossenen Pribatpapiergeldes gegen Münze oder gegen Noten der bayerischen Hypotheken- und Wechsel— bank oder gegen sonstige zulässige Werthpapiere bleibt gestattet. 5. 4. Wer fremdes Privatpapiergeld dem nach §. 1 bestehenden Verbote entgegen zu Leistungen von Zahlungen ausgiebt oder anbietet, versällt in eine polizeiliche Geldbuße bis zu 50 Gulden. §. 5. Gegenwärtige Verordnung, durch welche das Verbot der Annahme irgend eines auslaͤndischen Papier— geldes bei öffentlichen Kassen keinerlei Aenderung erleidet, tritt vier Wochen nach der Kundmachung in Wirksamkeit. Uebrigens hat es, was die Richtzulassung fremden Staaispapiergeldes des Vierzehn-Thalerfußes betrifft, bei Ünserer Verordnung vom 21. November 1855 und den nach— gefolgten Bestimmungen vom 24. November 1855 sein Verbleiben. München, den 18. Januar 1857. Max. Frhr. v. d. Pfordten.“

Die „Königsberger Hartungsche Zeitung“ vom 24. Januar ent= hält eine Depesche aus Tilsit vom 23. d., nach welcher in der russischen Grenzstadt Tauroggen die Rinderpest ausgebrochen ist. Aus diesem Grunde ist eine Grenzsperre verordnet und die Erlaubniß zur Einfuhr über Laugszargen aufgehoben worden. Der Postcours ist frei geblieben Der Eintritt ist Juden, welche nicht Kaufleute erster Gilde sind, nicht gestattet.