1857 / 53 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Baden. Karlsruhe, 27. Februar. Se. Kaiserliche Hoheit ver GHroßfürst Michael von Rußland hat sich gestern nach Rastatt begeben, um die dortigen e eme rrte zu besichtigen, und ist am Apend wieder hierher zurückgekehrt. Der Kaiserlich russische General von Todtleben ist vorgestern von hier wieder ab— gereist. (B. B.)

Baiern. München, 27. Februar. Die seit dem 5. Ja⸗ nuar hier versammelt gewesene Konferenz des deu tsch-⸗Sster⸗ reichischen Postvereins ist gestern am Schlusse ihrer Arbeiten angelangt, worauf sie von dem Vorstand der Königlichen Verkehrs- rf n Freiherrn von Brück, seierlich geschlossen wurde. Heute hat die Mehrzahl der Mitglieder München bereits ve er.

(N. C.)

Nürnberg, 27. Februar. Gestern Nachmittag traf der Staatsminister der Justiz, von Ringelmann, Präsident der hier tagenden Kommission zur Berathung des allgemeinen deutschen Handelsgesetzbuches, hier ein. Se. Excellenz wird dem Vernehmen nach einige Zeit den Berathungen der Kommission beiwohnen, welche ununterbrochen Sitzungen hält und in ihrer Arbeit schon weit fortgeschritten sein soll. (N. C.)

Oesterreich. Wien, 1. März. Die heutige Wien. Ztg. veröffentlicht in ihrem amtlichen Theile Nachstehendes: Zu Folge amtlicher telegraphischer Mittheilung aus Mailand haben Se. k. k. Apostolische Majestät am 28. Februar d. J. die nachstehenden Al⸗ lerhöchsten Handschreiben zu erlassen geruht: .

Lieber Feldmarschall Graf Radetzty! Mit jenem tiefen Pflicht⸗ gefüble und der treuen Hingebung, womit Sie in dem Zeitraume von 72 Dienstjahren Meiner Armee als unübertroffenes Beispiel voranleuchten, haben Sie Mir auch nun bei Meinem Eintreffen in Meinem Lombardisch⸗ Venetianischen Königreiche mit edler Aufrichtigkeit die Bürde Ihres hohen Alters geschildert und zugleich die Bitte um Enthebung von dem Posten eines Armee⸗Kʒommandanten und General⸗GHouverneurs unterlegt.

Ich babe dieser Bitte mit dem tiefsten Bedauern nur aus dem Grunde nachgegeben, weil Ihre Befreiung von so großer Last der Ge— schäfte Mir allein die Hoffnung gewährt, Ihr Mir so theures und ruhmvolles Leben noch für eine Reihe pon Jahren in ungetrübtem Wohlsein erhalten zu seben. Ich befehle unter einem Alles an, was auf Ibre künftige persoͤnliche Siellung Bezug hat. Sie werden stets in jedem Meiner Schlöͤsser, sowohl zu Strä, Monza, in der Villa reale zu Mailand als zu Wien in Meiner Burg im Palaste des Augartens, dann zu Hetzendorf nach Ihrer Wahl Mein herzlich gern gesehener Gast und Ich dadurch in der Lage sein, Mich, so oft ich es bedarf, Ihrer weisen Ansichten und Ihres erprobten Rathes erfreuen zu können. Und so mögen Sie noch lange Meiner Armee das lebendigste Vorbild unseres Ruhmes, geliebt und geehrt von Mir und allen Oesterreichischen Herzen, in der dankbarsten Erinnerung Ihres Monarchen, wie in Ihren eigenen glanzvollen Erin⸗ nerungen den Lohn einer so thatenreichen Vergangenheit genießen.

Mailand, am 28. Februar 1857. Franz Joseph m. p.“

Lieber Herr Bruder Erzherzog Ferdinand Maximilian!

„Um Meinen Unterthanen in dem Lombardisch⸗Venetianischen Koͤnig⸗ reiche einen besondern Beweis Meiner regen Sorgfalt für ihr Wohl zu geben, habe Ich beschlossen, Euer Liebden im Vertrauen auf Ihre bisher dargelegte vorzügliche Umsicht zum General⸗Gouverneur des gedachten Königreiches zu ernennen und Sie in dieser Eigenschaft als Meinen St llvertreter mit den noͤthigen Vollmachten auszu⸗ statten, damit Sie in der Lage sind, Mich in diesem Köoͤnig⸗ reiche würdig zu repräsentiren, über einen gesetzmäßigen und gerechten Vorgang, so wie über die rasche Förderung der Geschäfte in allen Zwei⸗ gen der öffentlichen Verwaltung mit Erfolg zu wachen, in Allem, was die geistige und materielle Entwickelung des Landes betrifft, die sich erge⸗ benden Bedürfnisse wahrzunehmen und in den zu deren Befriedigung die⸗ nenden Maßregeln und Einrichtungen rechtzeitig und kräftig die Initia tide zu ergreifen. Sie werden abwechselnd in Mailand und Venedig residiren. Ich mache es Ihnen zur Pflicht, die Gewalten, welche Ich Ihnen hiemst anvertraue, Meinem Dienste und der Wohlfahrt des Landes, deren Hebung Mir sebr am Herzen liegt, unabgewendet zu widmen.

Mailand, am 28. Februar 1857. ranz . eph m. p.“

4 baben Se. . H. Apostolische Majestät mit Allerhöchstem Ent⸗ schluß vom 28. Februar d. J. den Feldzeugmeister Franz Grafen Gyulai . Kommandanten der zweiten Arinee und iemmandirenden General

m Lombardisch Venetiaischen Königreiche, in Kärnthen, Krain und dem Küstenlande allergnädigst zu ernennen gerubt. .

Mailand, 22. Zebruar. Ihre K. K. M aje st ät en werden am 2. Marz Mailand verlassen und sich et Ve⸗ rena nach Mantua und von dort nach Cremona begeben. Im Benetianischen werden sonach noch Treviso und Udine mit dem Aller- hächsten Besuch beehrt werden, worauf die Rückkehr nach der Rest⸗ 2 ,. 6 Ersherzoa Ferdinand Maximilian kehrt jetzt

Niederlande. Haag 27. Februar. Wie kürzlich gemel⸗

det warde, hat die Zweite Kammer ein st im mig einen Antra nen, von dem Minister der Kolonieen tie nh nn

; 6 den verschiedenen Dikasterien, so wie zwischen dem und dem General- Gouberrimꝰ ,

bezüglich des neuen Reglements für die Presse in Ostin dien zu begehren. In der gestrigen Sitzung wurde als

und Kanton, zu thun gehabt hätte.

lichkeit für dense

Bescheid des Ministers ein Exemplar des erwähnten Reglements

nebst, dem Bemerken eingereicht, daß der Minister bereit fei, alle Erklärungen und Erörterungen zu geben, welche dem Art. 89 des Grundgesetzes nicht widerstreiten; daß er aber im Interesse des Staates selber die Mittheilung der verlangten Akten verweigern

müsse. Der Eindruck, den der neue Entwurf des Unterrichts

Gesetzes anfänglich macht, ist, nach den Zeitungen zu urtheilen, im Ganzen kein ungünstiger. Man findet, daß derselbe prinzipiell nicht abweicht von demjenigen, was das vorige Ministerium und die Majorität der Kammer gewollt haben, und zweifelt nicht an ver

schließlichen Genehmigung, wenn auch mit einigen Mobisicationen. (Köln. Z.)

Großbritannien und Irland. London, 27. Februar. Im Valaste von St. James fand gestern das erste Lever der dies⸗ jährigen Saison statt. Prinz Albert hielt dasselbe im Namen der Königin ab, da Ihre Majestät aus bekannten Gründen in dieser Saison bei keiner öffentlichen Feierlichkeit erscheint.

In der gestrigen Unterhaus-Sitzung kam die chine sische An— gelegenheit zur Sprache. Cob den beanfragte folgende Resolution: „Das Haus hat mit Bedauern von den Streitigkeiten gehört, die sich zwischen den britischen und den chinesischen Behörden auf dem Flusse bon Kanton entsponnen haben, und ist, ohne eine Meinung darüber auszusprechen, inwieweit die chinesische Regierung England durch Nichterfüllung des Vertrages von 1842 Ursache zur Beschwerde gegeben haben mag, doch der Ansicht, daß sich aus den dem Hause vorgelegten Papieren kein hin⸗ reichender Grund zu den in der Angelegenheit der Lorcha „Arrow“ er— griffenen gewaltsamen Maßegeln ergiebt. Ein Sonder ˖⸗Ausschuß ist zu er⸗ nennen, welcher den Stand unserer Handels-Beziehungen zu China unter suchen soll. Die Regierung, sagt der Antragsteller, würde ganz anders gehandelt haben, wenn sie es mit einer starken, statt mit einer schwachen Macht, 3. B. mit Washington und Charleston, statt mit Peking .. Wie Lord Lyndhurst bewie— sen habe, sei die Lorcha „Ärrow“ in keiner Beziehung ein britisches Fahr⸗ zeug gewesen, und das Benehmen der britischen Behoͤrden müsse er als ein durchaus gesetzwidriges bezeichnen. Es liege durchaus kein Grund zu der Annahme vor, daß Gouverneur Veh die Engländer habe beleidigen wollen. Seine Korrespondenz trage den Stempel der Höͤflichkeit und Maͤßigung, während die englischen Schriftstücke sich durch Anmaßung und Grobheit auszeichneten. Zudem sei es nicht der Mühe werth, sich wegen einer solchen Lapalie, wie der freie Eintritt der Engländer in Canton, in Feindseligkeiten einzulassen. Sa bouchere vertheidigte die Regierung und hob unter andern den Umstand hervor, daß der französische und amerikanische Handelsstand die Auffassung der englischen Behörden in Bezug auf das Beneh⸗ men der chinesischen Beamten theile. Die Regierung würde sich schämen müssen, wenn sie so tleinmuͤthig gewesen ware, sich ihrer Diener nicht anzunehmen, deren Lage eine sehr schwierige gewesen und deren Verhalten von den Vertretern fremder Nationen gebilligt worden sei. Sir Bulwer⸗ Lytton sprach für den Antrag Cobden's. Auch Lord J. Russell griff die Regierung an. Er sei, bemerkte er, so geneigt wie möglich, die Ansichten und Wünsche der britischen Kaufleute zu Kanton zu respek— tiren, doch dürfe das Haus nicht unterlassen, bei dem Urtheile, welches es in dieser Sache fälle, sich durch die Rücksichtnahme auf die Rechte, die Interessen und die Ehre des Lanbes leiten zu lassen. Die britischen Behörden in Canton hätten eine schwere Schuld auf sich geladen, indem sie ohne hinreichenden Anlaß die freundschaftlichen Beziehungen Englands zu einem großen und volkreichen Staate gefährdet hätten und zur Lösung einer Frage geschritten seien, welche sie, wie ein englischer Staats-Secketair ausdrücklich erklärt habe, nicht hätten entscheiden dürfen, ohne borher bei der Regierung ihres Heimatlandes anzufragen. Man spreche viel davon, daß das Ansehen Englands behauptet werden müsse; allein er wünsche nicht, dasselbe behauptet zu sehen, wenn dies nicht anders ge— schehen konne, als dadurch, daß man sich von Ehre und Redlichkeit loͤs⸗ sage. Lowe vertheidigt die Regierung und bemerkt, es sei in der De— batte zu viel Gewicht auf die Legalitäts⸗Frage gelegt worden. Es komme bauptsächlich auf den Animus der chinesischen Behörden an, und von böswilliger Gesinnung koͤnne man dieselben unmöglich freisprechen. So sehr er auch die Felden des Bruches bedaure, falle doch die Verantwort—⸗

: ben nicht auf die britische Regierung oder deren Diener. Die Debatte wurde hiernach auf die nächste Sitzung vertagt.

28. Februar. In der gestrigen Unt erhaus⸗Sitzung bemerkte als Antwort auf eine Frage Lord William Grabam's der Schatz⸗ kanzler, England verlange von Sardinien für Lebensmittel, die es dem piemontesischen Heere geliefert habe, 17,900 Pfd. Sardinien jedoch berechne die dafür zu zahlende Summe nur auf 15,000 Pfd., und die Sache sei gegenwärtig einer Prüfung unterworfen. Lord Palm erston erklärte, es sei wahr, daß die Regierung den Krim⸗Kommissaren Sir J. M'Neil und Tulloch 1006 Pfd. angeboten habe; doch sei von diesen Herren jede Remuneration zu— rückgewiesen worden. Auf eine Frage Layardes über den Abschluß eines rusfsisch⸗persischen Vertrages und über den Stand der zwischen Eng⸗ land und Persien gepflogenen Unterhandlungen entgegnet Lord Pal⸗ merston, er habe über den angeblichen Vertrag Erkundigungen bei dem russischen Gesandten am londoner Hofe, so wie bei dem Staatssecretair des Auswärtigen eingezogen, und der russische Gesandte habe die ganze Sache für eine Fabel erklärt. Was die Unterhandlungen mit Persien anbelangt, so seien dieselben noch nicht beendigt, und er hoffe, daß der ebrenwerthe Interpellant unter den obwaltenden Umständen nicht auf Vorlegung der betreffenden Papiere dringen werde. Die Debatte über den die chinesischen Händel betreffenden Antrag Cobden's wurde durch Warren wieder aufgenommen, welcher, indem er sich gegen die Beschuldigung verwahrt, durch

für die Resolution Cobden's zu füimmen. Sir C. Napier vertheidigte das Benehmen des Admirals Sir M. Seymour. Lord Go derich sprach sich in einer dem Antrage Cobden's guͤnstigen Weise aus. Die, Motion, meint er, werde die Wirkung haben, die Negierung zu größerer Sorgfalt bei der Wahl ihrer Agenten zu veranlassen. Sir J. Graham unter

stüßte den Antrag mit Wärme und sagt, er habe nie ein Votum abgegeben,

das mehr mit seiner innigsten Ueberzeugung übereinstimme, als das, was er in dieser Lee. abgeben werde. Nachdem der Attorney⸗General gegen den Antrag Lobben's gesprochen, wurde die Fortsetzung der Debatte auf nächsten Montag vertagt.

Frankreich. Paris, 27. Februar. In der vorgestrigen Sitzung des gesetzgebenden Körpers zeigte der Präsident an, daß der Entwurf ves militairischen Strafgesetzbuches bereits dem Drucke übergeben sei und daß jeder Deputirte in wenigen Tagen ein Exemplar desselben empfangen werde. Im „Moniteur“ wird heute der Beschluß des Generalrathes der Bank von Frankreich veröffentlicht, wonach sie, von heute ab, Effekten von 90 Tagen Verfallzeit diskontirt. Die in der vorjährigen Session von den Generalräthen abgegebenen Gutachten sind jetzt im Drucke erschienen. Man ersieht daraus, daß sieben Generalräthe sich entschieden für den Freihandel ausgesprochen haben; sechs Generalräthe verlangen, daß das Verbot ganz aus unserem Tarife verschwinde, um durch ein System gemäßigter Schutziiöölle ersetzt zu werden; zwei Generalräthe dringen auf unbedingte Beibehaltung der Verbote, der Rest aber hat über diese wichtige Frage gar kein bestimmtes Gutachten abgegeben. Paris wird in nicht ferner Zeit eine sehr schöne Kirche für den griechischen Gottesdienst be⸗ sitzen. Der Bau geschieht auf Kosten der russischen Regierung und das unweit der Elysäischen Felder gelegene Grundstück ist schon angekauft. Die Messe wird in dieser Kirche an drei Altären in griechischer, russischer und französischer Sprache gelesen werden.

Das Museum der Souveraine im Louvre wurde durch eine Sammlung werthvoller Handschriften und Bände bereichert. Eines der interessantesten Manuskripte ist eine Bibel, welche Karl der Kahle im Jahre 8650 von den Mönchen der Abtei Tours zum Ge⸗ schenk erhielt. Viele der vornehmen Bewohner des Faubourg St. Germain schließen sich der von Marseille nach dem heiligen Lande abgehenden Pilgerfahrt an. Aus Marseille vom 26. Februar wird geschrieben, daß die russische Fregatte „Olaff“ Tags vorher dort vor Anker ging.

28. Februar. Gestern besuchte Feruk Khan, von seinem Gefolge beg leitet, die Marschälle Pelissier, Canrobert, Bosquet und Magnan. Unmittelbar vorher hatte er einen Courier nach Teheran abgeschickt, der dem Schah die Kunde von dem bevorstehenden günstigen Abschlusse der Unterhandlungen mit England überbringt. Eine Antwort des perstschen Kabinettes in Bezug auf diese Unter⸗ handlungen wird nicht erwartet, da Feruk Khan bekanntlich mit unbedingten Vollmachten versehen ist. Der hiesige spanische Ge⸗ sandte hat die ihm zugegangene Cirkularnote des madrider Kabinettes in Betreff des Zerwärfnisses mit Mexiko vorgestern dem Grafen Walewski mitgetheilt. In den Faubourgs haben in Folge des 24. Februar einige Verhaftungen stattgefunden; in der Nacht waren mehrere Kränze am Fuße der Bastille⸗Säule niedergelegt worden. Sehr angelegentlich beschäftigt man sich fortwährend mit der Mobiliarsteuer, die gegenwärtig im Staatsrathe erörtert wird. Noch ist nichts entschieden; man glaubt jedoch, daß der Kaiser, da diese Steuer mit seinem Systeme in engster Verbindung steht, ihr schwerlich entsagen werde, und es heißt sogar, daß er der Staats- rathssitzung, wo man definitiv über die Frage berathen wird, per⸗ soͤnlich präsidiren werde, um die Lösung zu beschleunigen. Die große Karte von Frankreich, woran unter Leitung des Kriegs- Ministeriums schon seit 30 Jahren gearbeitet wird, soll endlich in diesem Jahre fertig werden. Nur 15 der 267 einzelnen Karten, aus denen sie bestehen wird, find nach anzufertigen, Amtliche Berichte ergeben, daß im Januar 1867 die Einfuhrzölle 135,304,112 Fr. betrugen, während sise im Januar 1866 nur auf 11.105.298 Fr. sich beliefen. Die Zunahme trifft besonders geistige Getränke, Kaffee, Zucker und Seide.

Spanien. Eine Depesche aus Madrid vom 27. Februar lautet: „Durch Dekrete der Königin ist der Orden des goldenen Vließes dem Czarewitsch, ältestem Sohne des Kaisers von Rußland, so wie Ihrer Majeslät der Kaiserin von Rußland der Groß-Cordon des Maria⸗Louisen⸗Orde ns verliehen worden. Der Entwurf eines postalischen Vertra ges zwischen Spanien und Frankreich ist nach Paris abgeschickt worden, um der Regierung unterbreitet zu werden.“

Italien. Nizza, 28. Februar. Der Kronprinz und die Kronprinzessin von Württemberg, die am 26. d. Abends 7 Uhr auf dem Dampschiff „Olaf“ von Marseille absegelten, sind nach einer sehr schlechten Ueberfahrt gestern Abend

9 Uhr in Billa franca angekommen, von wo aus sie ihre Reise so⸗

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factiöse Motive geleitet zu werden, erklaͤrt, er halte es für seine Pflicht,

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gleich fortgesetzt haben und halb 11 Uhr in Villa Avigdor bei der

Kaiserin Mutter angekommen sind.

Der „Olaf“ ist sofort nach Genua abgesegelt, wo er den Ab⸗ miral, Großfürst Konst antin, an Bord nehmen wird. Der Großfürst wird morgen früh Genua verlassen, um sich hierher zu

begeben.

Rom, 21. Februar. Das gestern bekannt gemachte Dekret der Congregatio Indicis gegen A. Günther war bereits am Sten Januar votirt; doch mit der Veröffentlichung wurde bis gestern gezögert. Denn der heilige Vater wollte ausdrücklich, daß Günther von dem Urtel der Congregation in der schonendsten Weise benach⸗ richtigt sei, ehe es unter den gewöhnlichen Formalitäten zur Kennt- niß des Publikums gebracht würde. Auf diese außerordentliche Rücksicht hin hat der verurtheilte Philosoph unterm 10. Februar ein Schreiben an Se. Heiligkeit den Papst gerichtet mit der An— zeige, daß er sich der Sentenz unterziehe. (Köln. Ztg.)

Türkei. Aus Marseille, 28. Februar, wird die Ankunft von konstantinopeler Nachrichten vom 19. Februar telegraphirt. Ein Kaiserlicher Irade hat die Bildung eines Gendarmerie⸗Corps nach französischem Vorbilde endlich zu einer Thatsache erhoben. Kabult Efendi und Kiamil Bey sollten erst am 2lsten nach Jassy und Bukarest mit den Fermans zur Einberufung der Divans ad hoc abreisen. Die Verhandlungen des Tansimat-Ausschusses über die Zulassung der Nicht⸗Muhamedaner zum türkischen Heere dauern noch immer fort, da man noch immer zu keinem festen Grundsatze kommen kann.

Nußland und Polen. St. Petersburg, den 20. Fe⸗ bruar. Burch einen Tagesbefehl des Kriegsministers wird auf Be⸗ fehl des Kaisers den ins Ausland reisenden Offizieren zur Pflicht gemacht, gleichwie das in allen anderen Staaten üblich ist, ihre liber Militairwesen im Auslande gesammelten Bemerkungen dem Kriegsminister zu überreichen, damit man daraus ersehen könne, ob ihre Reisen von Nutzen gewesen. Es versteht sich von selbst, daß es sich hier nur um solche Offiziere handelt, die speciell dieses Zweckes wegen ins Ausland geschickt werden, nicht aber um Ofsi⸗ ziere, die wunden⸗ oder krankheitshalber Bäder besuchen. Das Alexander⸗Cadetten-Corps ist bereits geschlossen und noch einige andere Militair⸗Institute sollen geschlossen werden. (H. B. H.)

Amerika. New⸗JYork, 14. Februar. Im Repräsentan⸗ ten⸗-Hause zu Washington hat Washburn aus Maine im Namen der Majorität des Wahl-A1Ausschusses Bericht erstattet über die Vertretung von Kansas und erklärt, daß Mr. Whitesield nicht berechtigt sei, seinen Sitz als Abgeordneter für jenen Staat im Hause einzunehmen. Der Staats⸗Secretair (Minister des Auswärtigen) hat dem Kongresse die Bewilligung von 8000 Dollars zur Unterdrückung des Sklavenhandels nach dem in der Akte des Jahres 1819 niedergelegten Prinzip anempfohlen und sich günstig für das Gesuch des amerikanischen Colonisations⸗ Vereins ausgesprochen, 30,000 Dollars für den gleichen Zweck zu bewilligen. Mehrere russische Beamte sind hier angekommen, um die amerikanische Schiffsbaukunst, und zwar namentlich die neuen amerikanischen Dampf⸗Fregatten zu studiren. Im Senate zu Missouri ist eine Resvlution durchgegangen, welche die Emancipa= tion der Sklaven in jenem Staate für ungusführbar, unpolitisch, unweise und ungerecht erklärt. Ein amtlicher Bericht gtebt die Stärke der Muͤlz der Vereinigten Staaten mit Augschluß von Jowa, Oregon, Washingten, Nebraska und Neu⸗Mexiko auf 2, 71 6,094 Mann an.

Den letzten Berichten aus Nicaragua zufolge war Walker von allen Seiten eingeschlossen. Der „Panama Star“ jedoch hält seine Lage keineswegs für verzweifelt. Wie aus Mexiko, 2ysten Januar, gemeldet wird, hatten die Insurgenten von Potost eine Niederlage erlitten und waren versprengt worden. Man befürchtete einen neuen Freibeuter-Einfall auf Nieder ⸗Californien von San Francisco aus.

Asien. Aus Macao, 15. Januar, bringt der „Moniteur de la Flotte“ eine Korrespondenz, worin bestätigt wird, daß der pelinger Hof seit Beginn der cantoner Händel zum ersten Male ein Lebenszeichen von sich gegeben und den Mandarinen, die als Gouverneure der fünf den Fremden geöffneten Häfen vorsteben, Befehl zur größten Strenge gegen die Engländer ertheilt hat. Seitdem zeigte fich überall der Pöbel zu Thätlichkeiten aufgelegt, so daß die Befehlshaber der europäischen Kriegoschiffe zum Schutze ihrer Landsleute wirksame Maßregeln getroffen haben. In Stadt und Umgegend von Canton herrscht eine Anarchie, von der man sich in Europa kaum eine Ahnung machen kann. In Hongkeng war Mitte Januar Ruhe; die englischen und die franzoͤsischen Kriegsschiffe hatten fortwährend Truppen -Abtheilungen am Lande; die Mehrzahl der Europäer hatte sich als Miliz organisirt und unterstlßte bie Truppen in Aufrechthaltung der Ruhe. In Folge

tes letzten bei dem englischen Geschäftsträger in Hongkong gehalte⸗