1857 / 154 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Teplitz, 298. Juni. Ihre Majestät dig Königin von pre *! n at auch in der vergangenen Woche die Badesur ohne Ünterbrechung fortgesetzt und bei der sehr kurgemaßen Lebenswesse, in welcher die Allerhöchste Frau Sich bewegt, wird ein guter Er⸗ folg hoffentlich nicht ausbleiben. Gegen Mittag pflegt Ihre Majestät die Königin, nur von einer Dame begleitet, im Turner Park Sich zu ergehen, und dort ist es, wo Sie unerkannt und in gewohnter Huld und Herablassung Sich mit einzelnen Badegästen und Spaziergängerinnen unterhält. Nach dem Diner werden täg⸗ lich Ausflüge nach den entfernter belegenen Aussichtspunkten unter-

nommen.

Triest, 30. Juni. Die Erzherzoge Ferdinand und Carl von Toscana, die Herzogin von Berry und General ⸗Lieu⸗ tenant Filangieri, der Fürst von Satriano und Fürst Don Gaetano Filangieri sind zur Begrüßung des heiligen Vaters hier eingetroffen. Die portugiesische Infankin Donna Anna da Jesus

Märia ist in Rom gestorben. Eine Koömmission zur würdigen Feier der Eisenbahneröffnung im kommenden Monate ist ernannt worden.

Großbritannien und Irland. London, 30. Juni. Die Königin, Prinz Albert, die Königliche Familie und der Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen sind gestern Abends um 11 Uhr zu Worsley Hall, dem Landsitze des Earl von Ellesmere, bei Manchester, angekommen. Auch Lord Palmerston ist gestern nach Manchester gereist. Der P

Für das britische Museum war vom Unterhause im letzten Finanzjahre 1856 - 57 die Summe von Sz, 688 2. angewiesen wor— den. Barnn sind 66,953 L. aufgewandt, darunter 28398 für Veamtengehalte, 14754 für Ankäufe und Erwerbungen aller Art, 125573 für Buchbinder- und Tischlerarbeit.

In der gestrigen Ob erhaus-Sitzung nahm der Earl von Ellen⸗ borough das Wort, wie folgt: Die so eben aus Indien eingelaufenen Unglücksnachrichten, welche meine bösesten Vorahnungen, so schlimm die⸗ selben auch waren, bei Weitem übertreffen, veranlassen mich, an den mir gegenübersitzenden edlen Lord (Zord Granville) eine Frage in Betreff der Maßregeln zu richten, welche die Regierung zu ergreifen gedenkt, um das uns in Indien bedrohende Unheil abzuwenden. Vor einigen Tagen fragte ich . ob Instructionen nach Indien an die britischen Be⸗ hoͤrden gesandt worden seien mit der Weisung, den Eingeborenen die Versicherung zu ertheilen, daß es nicht in der Absicht der Regierung liege, sie irgend wie in der Ausübung ihrer Religion zu stören. Auf diefe Frage erhielt ich keine Antwort. Aus den Blättern habe ich er⸗ sehen, ischen faßte Proclamation in diesem Sinne veroffentlicht hat. Wann aber ist diese Proclamation veröffentlicht worden? Erst am 16. Mai, also zu einer Zeit, . Aufständischen bereits ein neuer König von Delhi proklamirt worden war. Die Regierung mußte die Gefahren, welche der englischen Herrschaft in Indien drohten, zur Genüge kennen, bruar hatte eine bedeutende Feuersbrunst, bei welcher es keinem Zweifel unterlag, daß das Feuer böswillig angelegt worden war, in der Rahe von Kalkutta stattgefunden, und während der drei folgenden Monate stellte sich die in der Armee herrschende Mißstimmung klar heraus. Am 25. Februar empörte sich das 19. Regiment und ward in Folge davon aufgelbst. Am 6. März brach im 54. Regiment gleichfalls eine Meuterei aus, und von jener Zeit an ward ein System des Aufruhrs im ganzen Lande organisirt. Am 3. Mai marschirte Sir Henry Lawrence, der mit gutem Grunde eine Insurrection argiwöhnte, gegen die meuterischen Re⸗ gimenter, löste sie auf und ließ die Meuterer verhaften. Es war bas ein sehr kluger und vorsichtiger Schritt. Wie aber stand es zu Mirut? Es kommandirte dort ein Offizier, Namens Hervet, ein Mann ohne Erfahrung. Wo war General Anson, der Oberbe— fehlshaber? Ich glaube, daß viele einheimische Regimenter uns treu bleiben werden. Die letzten Nachrichten aber sind beklagenswerth; denn wir dürfen nicht vergessen, daß die gegenwärtige Jahreszeit in Indien wegen der furchtbaren Hitze eine höchst gefährliche für militairische Ope— rationen ist. Andererseits fürchte ich, daß wir auf das regelmäßige Heer von Bombay nicht zählen können. Auf die unregelmäßigen Truppen und auf den Veistand einiger einheimischen Fürsten durfen wir allerdings rechnen; das ist aber auch Alles. Wir dürfen uns nicht verhehlen, daß wir in einer Dit des allgemeinen Friedens drei Kriege in Asien zu füh— ren haben. ie Regierung that unrecht daran, daß sie so beträchtliche Streitkräfte nach China schickte, denn wir haben einen Krieg zu fuhren, welcher eine eben so große Kraft⸗Entfaltung erheischt, wie der Krieg auf der Krim. Es ist Pflicht der Regierung, so viel Truppen wie möglich nach Indien zu schicken und den zur Aufrechterhaltung der Ruhe im ver⸗ einigten Königreiche unerläßlichen Militairdienst durch die Miliz versehen k lassen. Lord Granville: Ohne Zweifel ist die Lage der Dinge

n Indien eine sehr ernste; allein ich glaube, daß die Bemerkungen des edlen Lords geeignet sind, im englischen Volke lebhafte und unnöthige Besorgnisse zu erregen. Daß zu Mirut Versehen vorgekommen sind, scheint nach den uns bis jeßt vorliegenden Nachrichten allerdings der Fall zu sein; allein die Billigkeit ünd Klugheit erheischt, daß die Regierung sich so lange eines Urtheils aber die Vorgange enihält, bis sie genauer dar— über unterrichtet ist. In das Lob, welches der edle Earl dem Sir H. Lawrence gespendet Vat, stimme ich vollkommen ein und will gern zugeben, daß in einer ähnlichen Lage ein entschiedenes und energisches Einschreiten, wie das von ihm beobachtete, haufig zum Ziel führt. Wenn

zuschiffen.

man mit eingeborenen Truppen zu thun hat, in denen ein schlechter Geist herrscht, so besteht die Schwierigkeit darin, daß man nicht weiß, welchen Grad die Mißstimmung erreicht hat und an welcher Sielle sie voraussichtlich zum Ausbruch kommen wird. Noch bis ganz vor Kurzem hat die Kegierung von den Obersten der eingebornen indischen Regimen⸗ ter die zuversichilichsten Versicherungen über die Loyalität ihrer Truppen und den unter denselben herrschenden guten Geist erhalten. Was die Bewegungen des Generals Anson betrifft, so war der General-Gouver—⸗ neur, Viscount Canning, davon unterrichtet worden, daß derselbe am 18. Mai in Umballah und am 26. Mai in Kalkutta sein werde, und hegte die zuversichtlichste Hoffnung, daß es ihm gelingen werde, mit den ihm zu Gebot stehenden Streitkräften die Rebellen zu überwältigen. Was die Verstärkungen angeht, welche die Regierung nach Indien senden will, so haben vor Eintreffen der letzten Nachrichten 10.000 Mann und seit⸗ dem noch 4 Regimenter den Befehl erhalten, sich nach Indien ein— Der General- Gouverneur von Indien hat alle mög— lichen Vorsichts-Maßregeln getroffen und alles, was in seinen Kräf⸗ ten stand, gethan, um die zum Dienste verfügbaren Truppen so brauchbar wie möglich zu machen. Seit Beendigung des persischen Krieges haben sämmtliche dert befindliche europäische Truppen Abuschaͤhr verlassen, und drei in Bombay angelangte Regimenter haben sich von dort nach Kal⸗ kutta begeben, wo sie in unglaublich kurzer Zeit ankamen. Ich habe heute einen Privaibrief Lord Canning's erhalten, der geeignet ist, der Regierung das größte Vertrauen einzuflbßen. Der General-Gouverneur sagt unter

Anderm, er wisse es nicht hoch genug zu schätzen, daß er an dreien der wichtigsten Orte drei Männer habe, die den Umständen in so hohem

Grade gewachsen seien, wie Sir H. Lawrence, Sir J. Lawrence und Hr.

i j z . 9 ĩ rinz von Wales wird seine Reise Colin

nach dem Rheine Ende dieser oder Anfangs nächster Woche antreten. die ÄAufmertsamkeit des Hauses auf die Vorgänge in Indien.

In der gestrigen Un terhaus-Sitzung lenkte Disraeli .

àach⸗ dem er an die Schwierigkeiten erinnert hat, gegen die England in Rußland, in Persien und China anzukämpfen gehabt, habe oder noch ankämpfen müsse, bemerkt er, daß der Bestand des englischen Reiches in Indien gefährdet sei, und fährt dann fort: Seit 24 Stunden wissen wir, daß die alte Hauptstadt der Moguls sich in der Gewalt der rebel— lischen Truppen befindet. Dieses Ereigniß ist wichtig genug, um einige Erklärungen von Seiten der Regierung nöthig zu machen. Es kann im Parlament und im Lande nur Eine Gesinnung herrschen, die nämlich, die Regierung unter den obwaltenden Umständen zu unterstützen; denn die kritische Lage der Dinge in Indien erheischt es, daß der Friede und die Ruhe hier im Lande gesichert seien. Ich erwarte aber, daß die Ne— gierung uns eine Erklärung über die Ursache dieser unglücklichen Ereig— nisse ab gebe. Wir wissen, daß schon seit langer Zeit über die Schwierig— keiten, auf welche die indische Regierung stieß, Gerüchte umlaufen, welche die

Cabinets-Mitglieder nicht ignoriren konnten. Ich wünsche nun zu erfahren, welche Nachrichten die Regierung in dieser Hinsicht erhalten hat, und ob

der Aufstand seinen Grund in politischen oder religiösen Motiven, in Fa— natismus oder in der schlechten Verwaltung der politischen Angelegen—

daß die Regierung eine in sehr energischen Ausdrücken abge⸗

heiten hat. Ist es wahr, wie das Gerücht behauptet, daß der General Gouverneur don Ostindien seine Functionen niedergelegt hat? Vernon

Smith: Da die Regierung wußte, daß sie volles Vertrauen zu der Un—

wo der Aufstand schon weit um sich gegriffen hatte und wo

terstützung des Parlaments haben könne, so hat sie sich entschlossen, euro— päische Verstärkungen nach Indien zu senden, und sie hofft, daß im näch⸗—

sten Monate 10,000 Mann von Europa aus nach dem Schauplätze des Auf—

Schon am 2. Fe⸗

standes befördert werden können. Als das Direktorium der ostindischen

Gesellschaft die Nachricht davon erhielt, begehrte es seinerseits 4000 Mann, die ihm auch bewilligt wurden, und ich hoffe, daß sich die Einschiffung dieser 14,900 Mann im nächsten Monat ermöglichen lassen wird. Ich muß jedoch erklären, daß die Existenz des ostindijchen Reiches durch diese par⸗ tielle Erhebung nicht gefährdel ist und hoffe auf eine baldige Unterdrückung

des Aufstandes. Die Regierung ist stolz auf die Art, wie die Behörden

in Indien sich diesen Ereignissen gegenüber benommen haben. haben nichts verabsäumt, was geeignet sein konnte, der Bewegung Einhalt

Dieselben

zu thun. Es ist augenblicklich unmöglich, die Insurrection einer bestimm— ten Ursache zuzuschreiben. Ich kann dem Hause die Versicherung erthei—

len, daß von Indien aus an die Regierung nicht das Begehren gestellt worden war, im Hinblick auf das muthmaßliche Eintreten derartiger Er—

eignisse Verstärkungen nach Indien zu senden. Lord Canning hat durch— aus nicht den Wunsch kund gegeben, seines Postens enthoben zu werden, und er ist nicht der Mann, um unter schwierigen Verhältnissen vor der Erfüllung seiner Pflichten oder vor der mit seiner Stellung verbundenen Verantwortlichkeit zurückzubeben. Aus den Depeschen, die wir von ihm erhalten haben, geht hervor, daß er keine Furcht für die Zukunft hegt, sondern im Gegentheil fest davon überieugt ist, daß es ihm gelingen werde, den Aufstand zu unterdrücken. Iꝙm Subsidien-Comits wurden hierauf die noch übrigen Positionen des Budgets für den Civildienst

votirt.

Aus London, 30. Juni Abends, wird telegraphirt: „In der heu— tigen Unterhaus-Sitzung stellte H. Berkeley einen Autrag zu Gunsten der geheimen Abstimmung, welcher von Sir J. Shelley unterstützt, von dem Schatzkanzler und Lord John Russel bekämpft würde. Bei der Abstimmung ward die Motion mit 257 gegen 189 Stimmen ver— worfen.“

Frankreich. Paris, 30. Juni. Das heute im „Moni— teur“ veröffentlichte Gesetz, welches die Art. 2, 10, 12 und 18 des zwischen dem Ackerbau⸗, Handels- und Arbeitsminisier und der Ge⸗ sellschaft der Eisenbahnen von Paris nach Lyon und von Lyon ans Mittelmeer am 7. April abgeschlossenen Vertrages gutheißt, besteht aus 68 Artikeln. Der Entwurf zu diesem Gesetze wurde bekannt— lich im Mai vom gesetzgebenden Körper und im Juni vom Senate angenommen. Durch die Vereinigung der früher beiben Gesell— schaften zugeschlagenen Bahnen von Lyon nach Genf, von Paris

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nach Lyon durch das Bourbonnais und der verschiedenen, früher

zu dem Netze der großen Central-Bahn gehörenden Strecken in

eine einzige Konzession, unter neuen Konzessions⸗ und Betriebs⸗ Bedingungen, ist jetzt also ein neuer Schritt zur angestrebten allmäligen Verschmelzung aller französischen Bahnen geschehen. Der „Moniteur“ fügt der Anzeige vom Tode des Vice ⸗Admirals Dubourdieu, der in Folge eines am 26sten Abends erlittenen Schlaganfalles starb, die Worte hinzu: „Sein vorzeitiger Trd raubt'dem Kaiser einen ergebenen Diener und entreißt der Marine einen General-Offizier, der glänzende Dienste geleistet hatte.,.— Nach Depeschen des Marschalls Randon vom 23sten und 2Asten ergriff die Kabylen ein unbeschreibliches Staunen, als die Feld— Artillerie sich auf der neuen, in 17 Tagen vollendeten, 25 Kilo⸗ metres langen Kunststraße in Bewegung ãsetzte. Erst jetzt fühlen die Kabylen vollständig, daß ste in den Händen der Franzosen sind. Die auf dieser neuen Straße daher brausende Artillerie war es denn auch, deren Feuer am 24sten den Angriff auf das Dorf Sheridan eröffnete, welches stark mit Steinwällen und Ver— hauen befestigt und von zahlreichen Zuzügen vertheidigt wurde. Das Dorf ward (wie bereits gemeldet), trotz des hartnäckigen Widerstandes, von Mac Mahon genemnten. Der „Constitutionnel, enthält folgende Depesche des General⸗Gouverneurs Marschall Randon an den General von Cissey zu Algier aus Fort Napoleon, 23. Juni: „Die Telegraphen-Linte aus Tizi-Uzu nach Suck-el-Arba ist eröffnet. Gestern Abends um 5. Uhr langte eine Feld-AUrtillerie— Section mit Genies und Administrations-Bagage-Wagen, mit den französischen Farben geschmückt, welche Suck-u⸗Medrur um 12 Uhr verlassen hatte, unter dem Beifallrufen der ganzen Armee und zum höchsten Staunen der Eingebornen, auf der 265. Kilom. langen nenen Straße im Lager an. Dieses Riesenwerk wurde, unter zahl⸗ losen Schwierigkeiten, in 17 Tagen hergestellt.“ Aus Madrid ist die amtliche Bestätigung von der Ernennung des Herzogs von Rivas zum spanischen Gesandten in Paris hier eingetroffen.

Spanien. Madrid, 25. Juni. Der (bereits erwähnte) Gesetz-⸗Entwurf, welcher am 23. v. M. vom Minister des Innern den Cortes vorgelegt, gestern vom Preßgesetz⸗-Ausschusse geprüft wurde und dessen Genehmigung letzterer heute bei dem Deputirten⸗ Kongresse beantragen wird, lautet nach der“ Gaceta“:

Eine der ersten Fürsorgen der Minister Ihrer Majestät, als sie an die Spitze der Staatsgeschäfte berufen wurden, war dem Zustand der Presse zugewendet. Seit langer Zeit mittelst Dekrete verwaltet, welche nicht immer in derselben Weise ünd im selben Geiste ausgelegt wurden, er⸗— heischte es die Presse, daß endlich die Festigkeit und Regelmäßig keit eingeführt werde, die ein Gesetz allein zu geben vermag. Andererseits entgeht es Niemandem, daß die Presse im Allge— meinen, und dle periodische Presse insbesondere, einer bis zu einem gewissen Punkte neuen Organisation bedarf, wodurch fie mit den gegenwärtigen Anforderungen der Gesellschaft, welche über das Pre⸗ digen don bis jetzt in Spanien unerhörten Ansichten und Prinzipien und durch die Drohung mit Gefahren, vor welchen man früher weder Furcht noch Angst hatte, mit Recht besorgt ist, in Einklang gebracht wird. Der Reglerung und den Cortes kommt es zu, eine heilige Pflicht zu erfüllen und, dem Uebel zuvorkommend, die Gesellschaft vor drohender Gefahr zu schützen. Zu diesem Hehufe legte die Negierung den Cortes gleich Anfangs das ihr entsprechend scheinende Geseß vor. Eine Kom⸗ mission prüfte es sorgfältig. Die allgemeinen Prinzipien des Geseßes und die Hauptbestimmungen wurden diskutirt. Die Kommission erstattete bereits ihren Bericht, in welchem sie einige Modificationen des Gesetz⸗ vorschlags beantragte. Die Regierung der Königin nimmt diesen Bericht in allen seinen Theilen an, aber sie glaubt, daß es bei der vorgerückten Jahres⸗ zeit unmöglich sein wird, den Gesetz-Entwurf noch in gegenwärtiger Session im Einzelnen zu diskutiren und zu genehmigen. Da sie jedoch der Ansicht ist, daß die Lösung dieser Frage äutzerst dringend sei, so hält sie es für gebieterische Pflicht, von den Cortes die Ermaͤchtigung zu ver— langen, den Kommissions⸗-Bericht, unbeschadet der ferneren Diskussion. in gebührender Form zum Gesetz erheben zu können. Auf diese Gründe ge— stützt und von Ihrer Majestät ermächtigt, legt der unterzeichnete Minister, im Einklange mit dem Ministerrathe, den Cortes nachstehenden Gesetz—

Entwurf vor: Madrid, 22. Juni 1857. Der Minister des Innern, Candido Nocedal. Geseßbzentwurf. Der den Cortes unter dem 16. Mai vorgelegte Preß⸗ gesetz⸗ Entwurf tritt in der von der Cortes-Kommission genehmigten Form, unbeschadet weiterer Diskussion, nach den gewöhnlichen Vorschriften des Reglements, als Gesetz fofort in Kraft.

Italien. Turin, 27. Juni. Der Senat genehmigte fast einstimmig die Gesetzentwürfe wegen Errichtung neuer Telegraphen⸗— Linien, Reorganisatlon der Handelsmarine, der Marine⸗-Sanitäts— verwaltung, des Hafen- und Küstendienstes, ferner die Verordnun— gen wegen der Nationalbank und das definitive Budget-⸗Reglement vom Jahre 1849.

Aus Turin, 30. Junt, wird der „Indep. Belge“ telegraphirt: „Es ist eine Verschwörung entdeckt worden, welche den Zweck hatte, Ruhestörungen in Genua hervorzurufen. Vierzig Personen wurden verhaftet. Das Geschwader des Admirals Lyons wird am 4. Jali in Spezzia und am 8. in Genua erwartet. Es befindet sich gegen⸗ wärtig zu Livorno.“

Die sardinische Deputirten⸗Kammer hat ihre schon früher dem

Ministerium ertheilte Vollmacht zur Gewährung einer die , , n e , z , ,

Amerika. ew⸗9Jork, 17. Juni. wischen der neu eingeführten Stadtpolizei und der alten inen i. von New⸗Nork ist es neuerdings wiederholt zu ernstlichen Schlägereien gekommen, in welchen die neue Polizei siegte. Der Mayor selbst befindet sich in Haft. Im Staatsschatze von Ohio ist ein Deficit von 600000 Dollars entdeckt worden. Der Schatzmeister Gibson hat in Folge davon seine Ctelle niedergelegt. Nach seiner Aussage war das Deficit schon vorhanden, als er feinen Posten antrat. Laut Berichten aus Vera-Eruz vom 4. Juni war daselbst eine weitverzweigte Verschwörung unterdrückt worden. Comonfort war mit großer Majorität zum Präsidenten gewählt worden und befand sich an der Spitze von 16,000 Mann auf dem Wege nach Vera⸗Eruz.

Asien. Ueber die Ereignisse in Bengalen meldet die „Lon⸗ don Times“ nach einem Briefe aus Bombay vom 29. Mai noch Folgendes: Nachdem auch in Firuzpur ein, wenn auch sofort unter⸗ drückter Aufstand siattgefunden hat, ist man nicht ohne Besorgniß für den Pendschab, zunial unter den in Mianmir, der Militair⸗ Station von Lahore, stationirten Truppen sich Zeichen der Unzu⸗ friedenheit kundgegeben haben. Indeß hat der im Pendschab an der Spitze der Verwaltung stehende Sir John Lawrence die ener— gischsten Maßregeln für alle Fälle getroffen. Insbesondere ist, wie das „Lahore Chronicle“ vom 15. Mai meldet, in einem in Peschauer gehaltenen Kriegsrathe beschlossen worden, den die Division in Peschauer kommandirenden General⸗Major Reed an die Spitze der Militair-Kommandos im Pendschab zu stellen und sofort eine mobile Kolonne aus zwei europäischen Infanterie-Regimentern und mehreren zuverlässigen einheimischen Truppencorps zu bilden, welche sich im Falle eines Aufstandes im Pendschab sofort an Ort und Stelle begeben und in Gemeinschaft mit dem nächsten stationairen Militair-Kommando wirken würde.

In Auhd hält Sir Henry Lawrence die Ruhe aufrecht. Das Fort von Allahabad, in welchem sich bedeutende Magazine befinden, ist der Vorsicht halber den gewöhnlich im Fort Tschunar stationirten europäischen Invaliden zur Bewachung übergeben worden.

In Caleutta ist jede Vorsichtsmaßregel gegen einen etwaigen Ueberfall getroffen worden. Ein europäisches Infanterie⸗Regiment mit reitender Arzillerie steht in Varrackpore, ein anderes eur opäisches Infanterie-Regiment im Fort William. Ein europäisches Füsilter⸗ dtegiment wurde in der letzten Hälfte des Mai aus Madras, drei europäische Infanterie-Regimenter vom persischen Meerbusen zu Anfang Juni in Calcutta erwartet. (Eine in französischen Blät⸗— tern enthaltene Nachricht, derzufolge der Versuch gemacht worden sei, ein Fort bei Caleutta zu überrumpeln, scheint unbegründet ge⸗ wesen zu sein, wenigstens wissen die bis zum 18. Mai reichenden Berichte aus Calcutta selbst nichts davon.) Alle Brigade-Com⸗ mandeure und Chefs von Militair-Stationen sind ermächtigt wor⸗ den, die von den Kriegsgerichten gefällten Urtheile ohne Bestätigung einer höheren Autorität zur Ausführung zu bringen.

Von dem in Agra residirenden Vice⸗ Gouverneur der Nord⸗ westprovinzen sind drei Proclamationen erlassen worden. In der ersten macht er die Vorfälle in Mirut und Delhi bekannt, so wie die Maßregeln, welche die Regierung getroffen hat, den Aufstand niederzuschlagen und fordert unter der Versicherung, daß die Re⸗ gierung sich keine Eingriffe in die Rechte, Gebräuche und Re⸗ ligionsübung der einheimischen Truppen erlauben werde, die Be— voͤlkerung des Landes auf, ruhig ihren Geschäften nachzugehen und das Entwischen der flüch igen Meuterer zu verhindern. Durch die zweite Proclamation werden die Bezirke Mirut, Muzussernegger, Bulundschuhur und der ostwärts von dem Flusse Jumna belegene Bezirk Belhi unter das Kriegsgesetz gestellt. Die dritte Procla⸗ mation endlich bedroht jeden Grundeigenthümer, welcher den Re⸗ bellen Vorschub leistet, mit der Confiscation seines Vermögens.

Von dem General -Gouverneur von Ostindien selbst ist mit Bezug auf die Gerüchte von der beabsichtigten Verletzung der Kasten- Gebräuche und der Proselytenmacherei folgende Procla⸗ mation erlassen worden:

„Fort William, Departement des Innern, den 16v. Mai. Der General-Gouverneur und Rath von Indien hat die Armee von Bengalen darauf hingewiesen, daß die Erzählungen, durch welche die Mannschaften gewisser Regimenter verleitet worden find, den Verdacht zu fassen, als sinne die Regierung von Indien auf Beleidigung ihrer Religion oder Verletzung ihrer Kaste, verlaͤumderische Unwahrheiten seien. Der General⸗ Goubernéur und Nath hat erfahren, daß dieser Verdacht noch immer von intriganten und böswilligen Leuten nicht nur in der Armee, sondern auch unter anderen Klassen des Volkes verbreitet wird. Er weiß, daß Versuche gemacht worden, Hindus und Muselmänner, Soldaten und TCivilUnterthanen, zu überreden, daß ihre Religion sowohl im Geheimen als offen durch die Handlungen der Negierung bedrohet werde und daß die Regierung auf mannigfache Weise aus eigen nütigen Zwecken ihnen einen Falle zu legen beabsichtige, damit sie ihre Kast? veülieren. Einige sind bereits durch diese Erzählungen ge täuscht und verleitet worden. Von Neuem warnt daher der General⸗ Gouverneur und Rath alle Klassen gegen die Täuschungen, welche gegen