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In eigenthümlicher Weise aber ergreift beides die Universitäten. Zwischen dem Koͤniglichen Hause, welches ihnen die Erziehung der Jugend in der bewegtesten und empfänglichsten Zeit ihres Lebens anvertraut, und den preußischen Hochschulen besteht seit alter Zeit ein zartes aber un⸗ auflösliches Band gegenseitigen Vertrauens und innigster Dankbarkeit. Den höͤchsten Beweis dieses Vertrauens gaben ihnen Ew. Königlichen Hoheiten, indem Sie die Leitung der Studien des allgeliebten Fürsten⸗ sohnes in ihre Hand zu legen geruhten.
Es ist nicht unsere Aufgabe, die hohe politische Bedeutung zu wür⸗ digen, welche die . Preußens und Großbritanniens nach dem Gedanken Königs Friedrichs des Zweiten anspricht, oder des häuslichen Glücks zu gedenken, welches den hohen Neuvermählten als ein koͤstliches Familienkleinod überkommen ist.
Die dankbare Hoffnung aber dürfen wir aussprechen, daß die größesten und ernstesten Bestrebungen unserer Nation für die Freiheit des Glaubens und die Tiefe des Erkennens durch die innige Verbindung des durchlauch⸗ trigsten preußischen, weimarischen und britischen Fürstenhauses eine neue Bürgschaft gewonnen haben. j . . .
Mögen die Segnungen dieser glückverbeißenden Fügung zum Heil der Hohen Neuvermählten, der Durchlauchtigsten Eltern, des ganzen Königlichen Hauses und Vaterlandes sich auf das Herrlichste erfüllen.“
Ihre Königlichen Hoheiten dankten dem Sprecher in den huld— reichsten Ausdrücken, geruhten hierauf, Sich die sämmtlichen Ab⸗ geordneten vorstellen zu lassen und Sich mit jedem Einzelnen auf
das Herablassendste zu unterhalten.
— Auch die Akademie der Künste hatte die Ehre, Ihren Königlichen Hoheiten dem Prinzen und der Prinzessin Friedrich Wilhelm bei der gnädigst bewilligten Audienz am 10ten d. M. ihre ehrfurchtsvolle Huldigung darzubringen. Alle Mitglieder des akademischen Senats, mit Ausnahme von
Wichmann und Menerbeer, die sich nicht in Berlin befinden, waren anwesend. Die Anrede, welche der Seeretair der Akademie, Geheime
Regierungsrath Professor Toelken, an das erhabene Füͤrstenpaar richtete, begann mit den Worten:
„Die Äkademie der Fünste, vertreten durch ihren Senat, schätzt sich glücklich, Ew. Königlichen Hoheiten im Namen der Kuͤnstler Berlins ihren ehrfurchtsvollen Glückwunsch darzubringen;“ worauf die Erwäbuung folgte, daß es der Akademie nicht unbekannt geblieben sei, wie Ihre Königliche Hoheit die Durchlauchtigste Prinzessin in Höchsteigenen malerischen Kunstschöpfungen ein glückliches und geistreiches Talent voll reinem zarten Naturgefühl schon früh entwickelten. Des Prinzen Ihres erhabenen Gemahls Königliche Hoheit habe Italien bereist und durch Erwerbung vorzüglich schöner Denkmäler von zugleich historischem Werth die edelste Kunsiliebe bethätiget. „Wie sollten nicht die Künste vertrauens und hoffnungsvoll zu einem so hochbegabten angebeteten Fürstenpaar hinaufblicken?“ Der Ausdruck innigster Wünsche für das Heil Ihrer Königlichen Hoheiten und des Preußischen Vaterlandes beschloß diese uu An⸗ sprache, worauf der Vice-Direktor der Akademie, Professor Herbig, die von dem akademischen Künstler Ernst Schütze jun. kalli⸗ graphirte schriftliche Adresse der Akademie, in Purpursammt ge⸗ bunden, Ihren königlichen Hoheiten ehrerbietigst überreichte. Der Inhalt derselben, den wir uns erlauben hier beizufügen, war
folgender: Durchlauchtigster Prinz, ; Gnädigster Fürst und Herr! Durchlauchtigste . Huldreiche Fürstin und Frau!
Wenn Eueren Königlichen Hoheiten unter den glückwünschenden Tausenden auch die Akademie der Künste durch ihren gehorsamst hier ver— einigten Senat sich ehrfurchtsvoll zu nahen wagt, so fühlt sie, daß ibre von der innigsten Verehrung und Liebe für Höchstdieselben eingegebenen Wünsche zugleich das Gedeihen der schönen Künste miteinschließen, weiche die Akademie zu bertreten berufen ist. Von Kunstliebe bewogen, haben Euere Königliche Hobeit, Durchlauchtigster Prinz, Italien besucht und sich begeistert im Anblick unver⸗
änglicher Meisterwerke. Höchstdero Königliche Gemahlin, die erhabene 6. tin und Frau, zu der Preußen voll schönster Hoffnungen aufblickt, hat urch eigene malerische Leiftungen sich selbst als geistreiche Künstlerin gezeigt. Unter der Herrschaft Hohenzollernscher Kurfürsten begann im Nordosten Deutschlands ein Anfang höherer Kunstbildung, wie im Schutz des siegreichen Hohenzollernschen Banners im Deutschen Frankenlande sich jene Kunstschule vorbereitet hatte, aus der Albrecht Dürer hervorging. Euerer Hoheiten Königliche Vorfahren auf Preußens Thron, deren erster noch als Kurfürst diese Akademie begründete, waren Ur⸗ heber erhabenster Kunstdenkmäler, die noch jetzt in Erstaunen setzen. Wie sollten wir zweifeln, daß den schönen Künsten unter uns durch Euerer Königlichen Hoheiten eigene Kunstliebe noch eine fernere schöpfungsreiche Blüthe bevorsteht, wozu das Beispiel Seiner e ge unseres regierenden Königs und Herrn, ÄUbherhöchstdessen völlige Herftellung wir mit Eueren Königlichen Hoheiten und allem Volke von Gott erflehen, nicht verfehlen kann, mitzuwirken, Preußen bewillkommt in Eueren Königlichen Hoheiten eine segensreiche Zukunft. Möge dieselbe durch Gottes Gnade, die wir ier anrufen, auch für Ste, erhabenstes Farstenpaar, ein langer Zeitraum äuslichen Glückes und höchster ununterbrochener Wohlfahrt a In tiefster Ehrfurcht ersterben wir, Durchlauchtigster Prinz! Huldreichste Prinzessini Euerer stoniglichen Hohelten treu gehorsamst ergebene die Königliche Atademie der stünste. Berlin, den 10. Februar 1858.
Die Urschrift war unterzeichnet von saͤmmtlichen anwesenden Mitgliedern des akademischen Senats: Herbig (Vice-Direftor), Toelken, Stüler, Drale, August Fischer, von stloeber, Daege, n Hensel, Eybel, Schirmer, Schrader, Mandel, Bach und
rell.
Auf den huldvoll ausgesprochenen Wunsch Ihrer stoöͤniglichen Hoheiten hatte der Vice-Direktor Prof. Herbig die Ehre, dem er— habenen Fürstenpaar die Mitglieder des Senats der Akademie der Künste noch besonders vorzustellen und, so weit diese Höchstden— selben nicht schon bekannt waren, namentlich zu bezeichnen. Beide Königliche Hoheiten hatten die Gnade, an mehrere, wo nicht an die meisten derselben, huldreiche Worte zu richten mit einer Herab— lassung, Anmuth und wahrhaft Fürstlichen Freundlichkeit, deren herzgewinnender Eindruck unwiderstehlich genannt werden muß.
Frankfurt, 11. Februar. Die Bundesversammlung hat in ihrer heutigen Sitzung die in der holstein⸗lauenburgischen Angelegen⸗ heit unterm 14. Januar gestellten Ausschuß-Anträge zum Beschluß erhoben. (Dr. J.)
Niederlande. Haag, 9. Februar. Heute ist die Zweite Kammer nach den Winterferien wieder zusammengetreten. Zu den wichtigeren Angelegenheiten, mit welchen sie sich jetzt zu beschäftigen haben wird, gehört die Frage der Negersclaven-Emancipation in den westindischen Kolonieen. (In Ostindien ist bekanntlich die Sclaverei bereits aufgehoben. Der darauf bezügliche Gesetz⸗ entwurf ist bereits vor Weihnachten in den Sectionen behandelt und der die daselbst gemachten Anmerkungen enthaltende som— missionsbericht ist dieser Tage veröffentlicht worden. Die große Mehrzahl der Mitglieder ist der Meinung, daß zwar auf dem Staat keine rechtliche Verbindlichkeit zur Entschädigung der Sclaven⸗ Besitzer in Folge der Emancipation beruhe; daß dieselben jedoch billiger Weise eine solche Entschädigung beanspruchen können. Dagegen hat sich die Majorität bestimmt gegen den Vorschlag er— klärt, nach welchem der Schadenersatz theilweise von den frei— gelassenen Sclaven selbst abgetragen werden sollte. (Köln. 3.)
Belgien. Brüssel, 10. Februar. Die Angelegenheit des „Crocodile“ ist heute vor die Assisen gekommen. Victor Hal⸗ lauz aber, der beklagte Autor, befindet sich seit gestern Abends auf dem Wege nach England. Nachdem der Staats⸗Anwalt in kurzen Worten das seiner Ansicht nach feige Benehmen des Bellagten hervorgehoben und eine Ordonnance de prise de corps gegen ibn erlangt hatte, wurden die Verhandlungen auf eine der nächsten Sitzungen des Assisenhofes vertagt. (Köln. 3.)
Großbritannien und Irland. London, 19. Februar. In Buckingham Palace war gestern Nachmittags Cour. Ihre Majestät nahm mehrere aus Anlaß der Vermählung Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Friedrich Wilbelm von Preußen beschlossene Glückwunsch-Adressen, darunter eine der Universität Oxford, eine der Universität Cambridge und eine des Gemeinderaths der City von London, entgegen. Auch Ihre König— liche Hoheit die Frau Herzogin von Kent nahm gestern eine Glück— wunsch-Adresse des Gemeinderaths der City von London entgegen.
In der gestrigen Unt erhaus-Sitzung erschien der neue Abgeordnete für Birmingham, Herr Bright, zum ersten Male seit langer Zeit wieder im Parlament und wurde von beiden Seiten des Hauses mit Beifalls— bezeugungen empfangen. Thomas Baring überreichte eine Petition der Cr di cen Compagnie, in welcher dieselbe das Parlament ersucht, keine Aenderung in der Constitution der indischen Negierung vorzunehmen, so lange nicht die Ruhe in Indien wieder hergestellt und so lange das gegenwärtige System keiner gründlichen Prüfung unterworfen worden sei. T. Dun combe zog auf die Bitte Lord Palm erston's, der ihm vorstellt, daß es wünschens— werth sei, zunächst die vertagte Debatte über die Flüchtlingsfrage zu Ende zu führen, für jetzt eine von ihm angekündigte Resolution zurück, die darauf abzielt, dem Baron Rothschild den Zutritt ins Haus zu ermöglichen. Die Debatte über Lord Palmerston's die Mordverschwörungen betref— fende Bill wurde sodann wieder aufgenommen. T. Dun com be berichtigte eine Bemerkung zweier Abgeordneten, die sich früher an der Debatte be— theiligt hatten, der Herren Gilpin und Noebuck nämlich. Dieselben hatten behauptet, Louis Napoleon habe bei der Expedition nach Boulogne einen Mann mit eigener Hand niedergeschossen oder, wie Roebuck sich ausdrückte, ermordet. Diese Angabe sei falsch. Louis Napoleon sei damals nur mit einem einzigen Pistol bewaffnet gewesen, und dieses sei gar nicht abgefeuert wor⸗ den. Die Veröffentlichung der anstoͤßigen Adressen im, Moniteur“ halte er übri⸗ gens für nicht zu entschuldigen. Warren (lonservativer Abgeordneter) sprach gegen die Bill. Seines Erachtens ist dieselbe überflüssig, würde sich als unwirksam erweisen und die Nationalwürde beeinträchtigen. Sir G. Grey freute sich, daß in keinem der beiden Häuser des Parlaments sich auch nur eine einzige Stimme zu Gunsten einer Verletzung des heiligen Asplrechtes er— hoben habe. Durch das pariser Attentat sel die Aufmerksamkeit der Re— gierung auf den mangelhaften Zustand des englischen Gesetzes gelenkt wor⸗ den, und sie habe es für eine Verbesserung gehalten, wenn die Strenge des irischen Gesetzes gemildert, das englische Gesetz hingegen verschärft werde. In der LHepesh⸗ des Grafen Walemski vom 20. Januar liege nichts, was geeignet sei, die englische Regierung davon abzuschrecken, das zu thun, was sie für recht halte. Schließlich verlas Sir G. Grey fol⸗ gende, vom 6. Februar datirte Depesche des Grafen Walewski an den Grafen Persigny: .
Herr Graf! Was Sie mir über die Wirkung melden, welche die
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im „Monitenr“ erfolgte Veroffentlichung gewisser vom Heere ausgegange⸗ ner Adressen in England verursacht 9 ist meiner Aufmerksamkeit nicht entgangen, und ich habe dem Kaiser darüber Bericht erstattet. Sie kennen die Ansichten, welche uns bei den Schritten leiteten, die wir aus Anlaß des Attentats vom 14. Januar der Regierung Ihrer britannischen Majestät gegenüber thaten, und Sie wissen, wie sehr wir uns bemühten, inbem wir n Beihülfe nachsuchten, Alles 2 vermeiden, was den An⸗ schein eines bon unserer Seite ausgeübten Druckes hätte haben können. Alle unsere Mittheilungen athmen das Vectrauen, welches wir zu der Lohalitaͤt dieser Negierung haben, und die Achtung, welche wir vor der von ihr ergriffenen Initiative hegen, und wenn bei den begeisterten Manifestationen, in denen die Ergebenheit des Heeres sich aussprach, möglicher Weise Worte vorgekommen sind, die in England den Eindruck machten, als seien sie von einer anderen Gesinnung eingegeben, so stehen sie zu sehr in Widerstreit mit der Sprache, welche die kaiserliche Regierung stets der Regierung Ihrer britannischen Majestät gegenüber ge⸗ führt hat, als daß es möglich wäre, ihre Veröffentlichung irgend einem anderen Umstande zuzuschreiben, als einer durch die Zahl dieser Adressen verursachten Unachtsamkeit. Der Kaiser trägt Ihnen auf, Lord Clarendon zu sagen, wie sehr er die Sache bedauert. (Lauter Beifall von beiden Seiten des Hauses.) Ich ermächtige Sie, dem ersten Staats⸗Secretair für die auswärtigen Angelegenheiten eine Abschrift dieser Depesche ein⸗ zuhändigen.“
Lord John Russell bemerkte, wenn er auch von der Ansicht ausgehe, daß man die Bill zum Zwecke der Verbesserung des Gesetzes einbringe, so zweifle er doch, ob sie wirklich eine Verbesserung des Geseßzes sei. Es sei äußerst schwer, das Verbrechen, um welches es sich handle, zu beweisen, und wenn man die Strafe verschärfe, so werde eine Jury Anstand neh⸗ men, den Angeklagten für schuldig zu erklären, Der Geist des vorgeschla⸗ genen Gesetzes widerspreche durchaus dem Geiste der modernen aufgeklär⸗ ten Gesetzgebung. Auch werde es nichts gegen politische e , . helfen. Benn Verschwöͤrer seien Leute, dle sich nicht davor scheuten, ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Man würde besser daran thun, sein Augen⸗ merk nicht sowohl auf die Bestrafung, als auf die Entdeckung des Verbrechens zu richten. Es würde weiser gewesen sein, wenn man gleich rund heraus erklärt hätte, man habe nicht die Absicht, das englische Gesetz zu ändern. Disraeli tadelte die Veröffentlichung der mehrfach gerügten Adressen im „Moniteur“ als sehr taktlos. Allein der Ausdruck des Be⸗ dauerns von Seiten des gaisers sei freimüthig und gerade, und deshalb gezieme es Engländern nicht, jene bedauernswerthen Vorfälle auch jetzt noch mit allzuviel Strenge zu kritisiren. Er halte die von der Regierung vorgeschlagenen Maßregeln für ungeschickt und schwächlich, werde aber dennoch für Einbringung der Bill stimmen und die Ausstellun⸗ gen, die er zu machen habe, sich für spätere Zeit vorbehal⸗ ten. Sydney Herbert wagte noch kein bestimmtes Urtheil über die Zweckmäßigkeit der Vorlage, indem er zuvörderst besser über den gegenwärtigen Stand des Gesetzes unterrichtet sein müsse, als dies gegenwärtig der Fall sei. Lord Palmerston bemerkte, die Bill stütze sich auf zwei Gründe, nämlich zunächst darauf, daß sie eine Ver⸗ besserung des englischen Geseßzes sei, und sodann darauf, daß sie die Wir⸗ kung haben werde, der Wiederholung eines im Auslande begangenen Ver— brechens vorzubeugen, welches höchst nachtheilig für die Interessen und die Ehre Englands sei. Kinglake zog darauf sein am vorigen Tage gestelltes Amendement zurück, und es kam zur Abstinmung über den ursprünglichen Antrag. Das Haus ertheilte mit 299 gegen 99 Stimmen die Erlaub— niß zur Einbringung der Bill.
Frankreich. Paris, 10. Februar. Frankreich hat im= vorigen Jahre mehrere neue Post-Verträge abgeschlossen. welche dem Briefperkehr und der Verbreitung französischer Zeitungen und Bücher sehr förderlich sein werden. Am 3. Dezember 1857 wurde auch mit Belgien ein neuer Post-Vertrag abgeschlossen, der am 2. Januar dieses Jahres in Brüssel ratifizirt wurde und heute im „Moniteur“ vollständig veröffentlicht wird.
Gestern Nachmittags um 2 Uhr ritt eine Abtheilung Garde— Ulanen in den Tuilerieen-Hof. Sie bestand aus zwei Offizieren, einem Unteroffizier, einem Trompeter und dreiündzwanzig Ulanen, welche den Faiser am Abend des 14. Januar eskortirt hatten. Fünf Mann, welche an den erhaltenen Wunden noch im Spital liegen, feblten. Nachdem die Leute abgestiegen waren, wurden sie durch einen sttammerherrn zum Kaiser und zur Kaiserin geführt, welche sie auf das wohlwollendste anredeten und Jedem eine Uhr mit Kette, auf deren Gehäuse ein „N.“ mit Krone eingravirt ist, überreichten. Die Uhren der beiden Offiziere sind von Gold, jene der Soldaten von Silber.
Herr von Rayneval, der seit längerer Zeit fürnden fran— zösischen Gesandtschafts-Posten in Petersburg ernannt, doch krank— heitshalber verhindert war, an den Ort seiner Bestimmung abzu— gehen, ist in verwichener Nacht zu Paris gestorben.
. — 141. Februar. Der heutige „Moniteur“ meldet, daß der Kaiser 520 Militaire begnadigt und 253 ihre Strafen gemil— dert habe.
Türkei. Aus Konstantinopel, 3. Februar, ist der Postdampfer am 10. n in Marseille eingetroffen. Die Be— ziehungen des französischen Gesandten zum Divan sind noch immer gut. Herr von Thouvenel hat am 1. Februar dem Großvezier und dem Praͤsidenten des Tansimats-Ralhes einen Besuch abge⸗ stattet. — Die Gehaͤlter der fürkischen Minister sind wegen der Theuerung, trotz der Finanznoth, um 25,000 Piaster (5000 Fr.)
monatlich erhöht worden. — Die Nachrichten aus den Provinzen schildern die Schrecken des ungemein strengen Winters. Schnee—
stürme D auf dem Schwarzen und Marmor⸗-⸗Meere, so wie in den umliegenden Ländern den ganzen Januar hindurch mehr oder minder stark gewüthet und ahl rde Unglücksfülle zur See wie zu Lande herbeigefuͤhrt. Das Volk leidet unbeschreiblich; Er⸗ frierungsfaͤlle sind bei den auf solche strenge und anhaltende Kalte nicht eingerichteten Orientalen gar nichts Seltenes.
Aus Marseille, 190. Februar, wird nach Berichten aus ston⸗ stantinopel vom 3. Februar der „Independance Belge“ tele— graphisch gemeldet: „Mehemed Bey, welcher von den r n der Herzegowina im Fort Jesera belagert wurde, hat kapituliren müssen und nur freien Abzug mit den Waffen erlangt. Turkische Kommissare durchziehen Bosnien und die Herzegowina, um die Beschwerden der Bevölkerung zu vernehmen. In manchen Gegen⸗ den machen Mohamedaner und Christen gemeinschaftliche Sache, zumal die Insurgenten in ihren Aufrufen erklaren, sie bezweckten blos strenge Vollziehung der bestehenden Gesetze. Ein türkischer Kommissar hat dem Fürsten Danilo ein Ultimatum der Pforte zu⸗ gestellt. England läßt seine Festungen auf Korfu und Zante in striegsstand setz en.“ ;
Aus der Herzegowina wird über Triest, 10. Februar, ge⸗ meldet, daß Selim Pascha in Trebinje eingetroffen ist. Er ver— langte, daß zwei Kallugier von Duzi und die Häupter der Rajahs sich nach Trebinje begeben; diesem Rufe hat bisher nur ein stallugier Folge geleistet. In Folge der Besetzung von Poljice durch eine Abtheilung Baschi⸗Bozuks, wodurch die Rückzugslinie von Duzi nach Zubzi bedroht wurde, haben sich die Rajahs sammt den Us— token und einigen Montenegrinern zurückgezogen. Zubzi soll von seinen Einwohnern und einer Anzabl von Montenegrinern be— setzt gehalten werden.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 6. Februar. Heute hat auch der Adel, wie schon früher der Priesterstand, die beantragte Veranschlagung von je 100,000 Thlr. für die Jahre 1859 und 1860 zur Befestigung Stockholms angenommen. Da jedoch Bürger- und Bauernstand den Antrag verworfen haben, so wird die Sache vom verstärkten Staatsausschusse entschieden werden. — Im Bürgerstande wurde heute der Ausschußvertrag in der Re— ligionsfreiheitsfrage mit 23 gegen 20 Stimmen angenommen.
Dänemark. Kopenhagen, 11. Februar. Das heute ausgegebene Bülletin über das Befinden des stönigs lautet also: „Der König befand sich den gestrigen ganzen Tag über wohl, und nachdem der periodische Hustenanfall weder gestern Abend noch heute Nacht sich eingestellt hat, ist er heute besser. Christiansborg, den 11. Februar. Ünterz. Lund.“ —
Amerika. New-Pork, 28. Januar. Aus einer Procla— mation des neuen Gouverneurs von Kansas, Herrn Dennis, er— sehen wir, daß die dortigen Freistaats-Männer bei der Wahl der Staatsbeamten alle ihre Kandidaten mit geringer Majorität durch— gebracht haben, and daß sie in beiden Häusern über eine starke Majoritäͤt verfügen. Dem nach Utah entsandten Expeditions— Heere bereitete der Verlust von Zugvieh große Verlegenheiten. Die Regierung trifft Vorbereitungen fuͤr nachdrückliche Sperationen, die im Frühling erfolgen sollen. Wahrscheinlich wird man den Ober— Befehlshaber, General Scott, nach sctalifornien entsenden, wo er eine Expedition organisiren soll, um den Mormonen in den Rücken zu fallen, während die kleine Schaar des Obersten Johnston be⸗ deutend verstãrkt worden und fie in der Front angreifen soll. Die Bills, welche eine Verstärkung des Heeres bezwecken, sind im Kon— greß bereits eingebracht werden. Sie stoßen im Senat auf Wider— stand von Seiten der Republikaner, welche in ihnen einen wei— teren Schritt zu dem erblicken, was sie die „Unterjochung“ von Kansas nennen.
Wie die zu Paris erscheinende „Correspondence Bullier“ nach Berichten aus New-Pork vom 28. Januar meldet, wäre in Mexiko eine Revolution ausgebrochen, die bereits vielen Personen das Leben gekostet. Es soll fich nämlich eine Coalition gebildet haben, welche die Nückberufung Santa Anna's bezweckte. Letzerer marschirte auf die Hauptstadt Mexiko.
Asien. Die „Times“ hat am 10. Februar von ihrem , , zu Malta über Cagliari folgende Depesche er— alten:
„Alezandria, 6. Februar. Die Posten aus Kalkutta und Ching gehen heute ab mit Nachrichten aus Kalkutta vom 9. Ja⸗ nuar, Madras, 1tz. Januar, Ceylon, 19. Januar, Hongkong, 30. Dezember, und Canton, 29. Dejember. Auch ist eine Post aus Bombay mit Nachrichten bis zum 13. Januar eingetroffen. Die Nachrschten aus Cawnpur reichen bis zum 4. Januar. Sir Colin Campbell besetzte Furruckabad am 3. Januar und stand in Verkehr mit der Heersäule des Obersten Seakon. Am 2. Januar hatten die Rebellen die unter dem Ober⸗-Befehlshaber stehenden Truppen eg iffhh waren jedoch nach einem lebhaften Scharmützel, in welchem der Feind alle seine Kanonen, 7 — 8 an der Zahl, verlor, zurückgeworfen worden. Am Abend jenes Tages räumten sie Furruck⸗