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Tages⸗ Ordnung.
10te Sitzung des Hauses der Abgeordneten, am Freitag, den 19. Februar 1858, Vormittags 11 Uhr.
Abgereist: Se. Excellenz der Wirkliche Geheime Rath und Qber⸗Ceremonienmeister Freiherr von Stillfried⸗-Rattonitz nach Buchwald bei Sagan.
Berlin, 18. Februar. Se. Majestät der König haben Allergnaͤdigst geruht:; Dem Landrath von Hagke zu Weissensee, im Regierungs-Bezirk Erfurt, die Erlaubniß zur Änlegung des ihm verliehenen Fuͤrstlich Schwarzburgschen Ehren-Freuzes zweiter Klasse zu ertheilen.
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Bekanntmachung.
Die immer mehr zunehmende Ausdehnung der Stadt Berlin und die dadurch entstehende große Entfernung einzelner Stadttheile von den Gymnasien, so wie die Ueberfüllung der unteren Klassen dieser Lehranstalten haben uns die Pflicht auferlegt, auf eine Abhülfe der 1 diesen Verhältnissen hervorgehenden Uebelstände Bedacht zu nehmen.
Unter Genehmigung des Herrn Ministers der geistlichen, Unter— richts- und Medizinal-Lingelegenheiten beabsichtigen wir deshalb in dem vor dem Potsdamer und Anhalt'schen Thore belegenen Stadt⸗ theile und zwar auf dem dem Joachimsthal'schen Gymnasium ge— hörigen Grundstück, Bellevuestraße Nr. 15, zunäͤchst ein Progym— nasium zu begründen, welches mit dem . des nächsten Semesters eröffnet werden soll. ;
Die Anstalt wird die vier Klassen Sexta, Quinta, Quarta und Tertia umfassen, die ihrem ganzen Lehrplan nach den bezüglichen Ghmnasial-Klassen entsprechen werden, und außerdem für diejenigen Knaben, welche noch nicht die erforderliche Vorbildung für den Be— such eines Gymnasiums erlangt haben, zwei Vorbereitungsklassen enthalten; sie wird unter der Leitung eines Rektors und unter un— serer unmittelbaren Aufsicht stehen, welche in unserem Auftrage durch ein Mitglied unseres Kollegiums ausgeübt wird, und auf die von diesem vollzogenen Zeugnisse werden die Schüler des Progymna— siums ohne weitere Prüfung in die entsprechenden Klassen der hie— sigen Gymnasien aufgenommen werden.
Indem wir überzeugt sind, daß wir durch die Errichtung dieser Anstalt den Wüunschen vieler Eltern entgegenkommen, und nur noch hervorheben, daß auf die Eröffnung derselben für das nächste Semester mit Sicherheit gerechnet werden kann, müͤssen wir uns zur Zeit auf diese vorläufige Bekanntmachung beschränken und die Bestimmungen über die Höhe des Schulgeides, welches den bei
den hiesigen hoheren Knabenschulen üblichen Satz nicht ubersteigen wird, über die Person des Dirigenten, bei welchem die Anmeldung der Schüler erfolgen kann, und über den Tag der Eröffnung, welcher sich wegen verschiedener baulicher Einrichtungen noch nicht mit Gewißheit bestimmen läßt, einer weiteren Bekanntmachung, welche möglichst bald nachfolgen wird, vorbehalten.
Berlin, den 12. Februar 1858.
Königliches Schul-twllegium der Provinz Brandenburg.
Flottwell.
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Nichtamtliches.
Preußen. Charlottenburg, 18. Februar. Se. Ma— jestaͤt der König hatten Sich auch gestern wieder zu Fuß bon hier nach Bellevue begeben, wo Fhre Majestät die Königin, später zu Wagen eintraf. Beide Majestäten machten darauf, eine Spazierfahrt, pasfirten Berlin, kehrten hierher zurück, und machten Allerhöchstdieselben, nachdem Sie zuvor den Besuch des Prinzen Friedrich Königliche Hoheit em—
pfangen hatten, n ; ich ei e r ndtl och gemeinschaftlich einen Spaziergang durch
Berlin, 18. Februar In der gestrie Zi
. 2 bruar. gen (8ten) Sitzung des Herrenhauses folgte die Spezial-Diskussion des an, g ner, über das Ansiedelungswesen in den sechs östlichen Provinzen. Nach⸗
dem von Meding den Kommissions-A1A.—rag zur Ännabmüe em foh⸗ len, der Minister des Innern nochmals di von * . borgeschlageng Fassung defürwortet und Graf Hoverden gegen die Vorlage er nn erklärt hatte, bestieg Graf Arnim Voytzen— burg die Rednerbühne, erklärte sich ck ah gegen das ganze Selk nd, (prag die rwapüng nus, daß die ziegittung
einer noch länger fortgeführten Debatte gelangte man zur Ab— stimmung über den ersten. Paragraphen des Gesetz-Entwurfs, dessen erstes Alinea, wie es im Kommissions Antrage abgefaßt, fast einstimmig, in der Regierungs-Vorlage mit ansehnlicher Majoritäͤt abgelehnt wurde. Der Minister des Innern erklärte darauf, daß die Regierung den ganzen Gesetz, Entwurf zurückziehe. Schließlich wurde noch eine Reihe von Petitionen erledigt.
— Nach Eröffnung der gestrigen (ten) Sitzung des Abge⸗ ordnetenhauses verlas der Praͤsident die Namen derjenigen Abge⸗ ordneten, die durch die Abtheilungen zu Mitgliedern der Kom⸗ mission zur Prüfung der Anträge der Abgeordneten von Barde— leben, betreffend die Regulirung der Wahlbezirke, und von Gerlach, betreffend die Festsetzung der Legislatur-Periode auf sechs Jahre, gewählt sind. Das Haus beschäftigte sich darauf mit Erledigung von Petitionsberichten, und wurden zwei Petitionen wegen Auf⸗ hebung des Jag drechts, deren Ueberweisung an die Staats— regierung zur Berücksichtigung von der nie n ufo beantragt war, auf den Antrag des Abgeordneten Reichensperger (Mayen) nach längerer Debatte durch den Uebergang zur Tagesordnung erledigt.
Baden. Karlsruhe, 15. Februar. Ueber die Vorlagen der Großherzoglichen Regierung in Betreff der Erbauung ver— schiedener Eisenbahnen erfährt die „Karlsr. Ztg.“ nunmehr aus zuverlässiger Quelle Folgendes. Die Vorlagen betreffen:
1) die Fortsetzung der badischen Staats- Eisenbahn von Waldshut nach Konstanzz ob dieselbe über Schaffhausen gehen oder mit Umgehung des Kantons Schaffhausen ganz über badisches Gebiet fortgeführt werden soll, bleibt weiterer Bestimmung vorbehalten; 2) die Erbauung einer Eisenbahn von Qurlach nach Pforzheim zum Anschluß an die Koͤnigl. württembergische Staats Eisenbahn bei Mühlacker; 3) die ,, . der Verbindung der badischen Staats-Eisenbahn mit den lÜnksrheinischen Bahnen bei Kehl und Waldshut. Alle diese Bahnen sollen auf Staats— kosten erbaut werden. Außerdem wird vorgeschlagen zur Begebung an Privat⸗-Unternehmer mit Gewährung von Zinsen-Garantieen: 1) die Er— bauung einer Eisenbahn von Heidelberg uber Mosbach in der Richtung nach Würzburg, und 2) die Erbauung von Eisenbahnen von Offenburg durch das Kinzigthal nach Hausach, so wie von Villingen über Donau— eschingen bis an einen geeigneten Punkt der Eisenbahn von Waldshut nach Ronstanz.
Heidelberg, 16. Februar. Heute starb dahier der Nestor der Universität, einer der ausgezeichnetsten Gelehrten Deutschlands im Fache der klassischen Philologie und Alterthumswissenschaft, Friedrich v. Creuzer, geboren zu Marburg am 10. Marz 1771, Dottor der Philosophit, der Theologie und beider Rechte, Comthur des Großherzoglich badischen Ordens vom Zähringer Löwen mit
dem Stern, Ritter der Friedensklasse des Königlich preußischen Srdens pour le mérite, des Königlich baierischen Maximilian— Ordens und des Kaiserlich frauzösischen Ordens der Ehrenlegion; Großherzoglich badischer Geheimer Rath und ordentlicher Professor der alten Literatut. Von den meisten Atademieen und gelehrten Gesellschaften war er Mitglied und stand mit den ersten Gelehrten Europas bis zu seinem Tode in literarischem Verkehr. (Fra P. 3.) Schweiz. Bern, 16. Februar. Ver Bundesrat ernanuüte gestern zwei Flüchtlings⸗Komunssäre für Genf: Dubs, Negierungs⸗ Prasident von Zurich und ie. Bischoff, Polizei-Direltor in Basel. Beide sind heute früh abgereist. Der Juternirungs-Beschluß wurde etwas verschärft. (Schw. M.) Belgien. Brüssel, 16. Februar. Der Entbindung Ihrer Königlichen Hoheit der Herzogin von Brabant wird binnen kürzester Frist entgegengesehen; die Großwüuͤrdenträger sind vorschrifismaßig von dem Herrannahen dieses bedeutungsvollen Zeitpunktes bereits seit vergangenem Freitage in Kenntniß gesetzt. — Die Kammer hat sich in ihrer Sonnabend⸗-Sitzung bis auf kommenden Donnerstag vertagt; der Senat ist so eben auf Dienstag, den 23slen d., zu— sammenberufen worden. (Köln. 3.) Großbritannien und Irland. London, 16. Februar. In der gesirigen Oberhaus-Sitzung fragte der Earl von Ellen— borough, ob die englische Regierung an die indische Regierung Instruc— tionen in Bezug auf die Bestrafung der Meuterer habe gelangen lassen. Er werde zu dieser Frage durch die telegraphische Depesche aus Bombah bewogen, welche die Nachricht enthalte, datz Sir Hugh Rose 149 Meu— terer habe hinrichten lassen. Die Gerechtigkeit der Strafe wolle er gar nicht in Frage stellen; denn er halte die Meuterei für vielleicht das größte Verbrechen, das gegen den Stagt begangen werden könne. Ob es aber politisch sei, selbst bei einem solchen Verbrechen die Todesstrafe in allen Fällen anzuwenden, musse er bezweifeln. In jedem Lande würde er es für bedenklich halten, vor Allem aber in Indien. Er erinnert an folgen— den Ausspruch, den der Herzog von Wellington vor 0 Jahren ge⸗ than; „Es herrscht bei den Eingeborenen, Hohen sowohl, wid Niederen, eine durch gewisse Glaubenslehren verursachte Todesverachtung, welche die Todesstrafe statt zu dem, was sie bei uns ist, zu einem bloßen Spiel, ja, ich darf wohl sagen, zu einer Ehie macht.“ Wenn man die Berichte über die bielen Hundert in Indien vollstreckten Hinrichtungen lese, fo sinde man, daß nur in drei oder bier Fällen der Delinquent die geringste Todes⸗ furcht an den Tag gelegt und deim Tobe nicht mit jener Festigkeit entgegen— gegangen sei, die man, wenn die Sache eine bessere gewesen wäre, Herois— mus nennen würde. Einzelne Hinrichtungen, meint der Redner, würden eine gute Wirkung thun. Das Gleiche aher lasse sich nicht von den zu häufig wiederholten Execulionen sagen. Der Earl von Granville weiß
demnaͤchst eine umfassendere Vorlage machen werde. Nach
über den Vorfall, der dem Vorredner zu seiner Frage Anlaß gegeben hat,
Auch sei der gegenwärtige Zeitpun kt ein günstiger, um einen System—
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ü iter, als was das betreffende (unseren Lesern bekannte) Telegramm n , ö erklart 6 mit 6. een i ausgesprochenen Grundsaätzen einverstan 3 . ang f Asfiaten in vielen Fällen die Strafe der * f , würde, als die Todesstrafe. Der General- Gouvern ; 9 3
ᷣ den Andaman-Inseln gesandt, um zu untersuchen, ꝛ l wenn e , m. bilden könnten. Der y n, . bridge theilt dem Hause mit, daß General Sir Colin , . 3. General Windham in 2 uf auf e , , ur nf , . e.
frei be. Er habe r
ier nr fre n nn zu [, höheren Kommando empfehlen das se es er jetzt einnehmme.
ner , n , etklärte Griffith: Ich nehme mir
die Freiheit, anzuzeigen, daß ich morgen den an der Spitze der Negierung
stchenden edlen Lord fragen werde, ob, ba das Schreiben bom 6. Sehe en,
in welchem der franzbsische Gesandte das Bedauern der Kaisers wegen der
Veröffentlichung der bekannten rn im ,„Moniteur' ausdrückt, nicht in derselben Weise, wie die Note vom 20. Januar, in Ein Blatte erschienen ist, Ihrer Majestät Regierung ) 9 . . . ng
8 zu geben, daß seine Veröffentlichung ihrer An ö Euere *. Angelegenheit förderlich sein würde. Die vertagte Debatte über die ind ifche Bill wurde hierauf wieder aufgenommen. Zier ergriff Roebuck das Wort. Im Eingang seiner Rede bemerkt er, Eng an habe bei der Erwerbung Indiens beinahe alle Gebote der Myralität enn, Es habe dabei große Tapferkeit und Einsicht, aber wenig i, gh en Tag gelegt. Doch glaube er, daß die englische Herrschaft, gleich vie auf welchem Wege sie zu Stande gekommen sei, dem , n,, das . fähig sei, sich il zu regieren, große Wohlthaten erweisen könne. z handle sich darum, welche eg n e rn mn rn, r . .
g tige Zeitpunkt der richtige nen Systein⸗
. i , , sondern ein erobertes Gebiet, und man mässe mit Bezug auf dieses Land ein anderes Prinzip zur Geltung bringen, als das, welches man bei der Verwaltung einer Kolonie zu Grunbe legen würde. Man habe zwischen drei verschiedenen Wegen r Wahl. Entweder könne man die jeßzt bestehende Doppel ,, . behalten, oder die ganze Regierüngs⸗Gewalt wieder den , ng Direktoriums der ostindischen Compagnie zurück erstatten, oder ie .
Lord Palmerston's annehmen. Was die erste Methode . so 8st re die Doppel ⸗Regierung alle Verantwortlichkeit; die zweite so ann * an- gend, mäsfe er behaupten, daß es nie in der Welt eine schlechtere 6 rung gegeben habe, als die des Direktoriums, wie davon auch Lor
idi e,, if Es ay, der ße Vertheidiger der Compagnie, Zeugniß ablege. . o nur e ö e ,,. ini odificationen Indien die egier in ö um die Verwaltung von England aus i 8 bittet das Haus, die Bill ohne Weiteres anzunehmen. . 1th c be⸗ griff die Rede nicht, durch welche Lord Palmerston seine Bill zu an, ser g rn gn n , ,, salenfrgr. n n. zu zeigen, daß die ostindische Com an i , nn n, ,. . orru ewefen sei. Allein kein derartiger Tadel fei ges g ö, , hafte Dinge gefagt, wie im Jahre P = 2 3 9. ö , Grunde abgeschafft werden, als . i m Jahre 1853 habe Sir C. Wood, damals Praäsident ñ . 6er entral⸗Amtes, darzuthun gesucht, wie jweckmäßig 57 19 9. . behaltung der indischen Dobpel⸗Regierung sei. Auch n, . u Herzog von Wellington seien Lutoritälen, die er gegen 6. n an . i Das Einschreiten des Parlaments im Jahre 118 habe die . waltung Indiens keineswegs zu einer reincren gemacht, als fie 6 her gewesen sci. Jeder, welcher Mills Heschichte von n , He ö. sö an der Ueberzeugung gelangen, daß die Regierung In iens unter .. Central Amte korrupt, entsittlichend und verderblich gewesen sei. Die Regierung der Compagnie hingegen werde von jenem Echriftsteller . gepriesen. Lo we entgegnete, Whiteside stüße sich fortwährend auf 2. koritäten. Er würde besser gethan haben, sich auf Thatsachen un praktische Erfahrungen zu stützen. Sodann stelle die Dyposition ö als wolle die Bill die ganze Regierung Indiens aus den Fugen reißen, über den Haufen werfen und dann von Neuem wieder , Das sei aber keineswegs der Fall. Die Thäͤtigleit, des Direktorium führe ju nichts weiter, als zu Verzögerungen und Verwirrungen. 85 dein fuͤhlten sich die indischen Fürsten dadurch herabgewürdigt, daß sie die Lehnspflichtigen und Steuerpflichtigen einer Handels ˖ Compagnie seien, und unter den Eingeborenen im Allgemeinen walte die 261 stellung ob, daß man sie biesen Kaufleuten in Pacht gebe. inn gr e es noch eine andere Anomalie. Es sei nämlich möglich, daß die Cem: pagnie mit einer Macht Krieg führe, zu der Ihre Majestaͤt in n n. Beziehungen stehe. Ourch die neulichen Ereignisse müsse man die Ue er zeugung bon der Mangelbaftigkeit des gegenwärtigen Mechanismus ge⸗ wonnen haben, und gerade jeßt, wo die Verwaltung Indiens in ganz de⸗ sonders hohem Grade Einheit und Kraft verlange, sei es Pflicht der Regierung, ihren n, , ne, er, zu berschieben. Sir 8. Rawlinson meinte, die indische Boppel⸗Regier ung werde je eher je besser abgeschafft.
wechsel eintreten zu lassen. Ein Antrag des Obersten Sykes auf Ver⸗ tagung der Debatte würde mit 280 gegen 52 Stimmen augenommen. Spanien. Madrid, 127. Februar. Die „Gaceta“ ver—⸗
öffentlicht ein Königliches Dekret vem 15. Januar, womit die 9 ö erworben hat, ist zum Platzmajor von Kalkutta ernannt worden
Königin in Anbetracht der vortrefflichen Eigenschaften des D. Fran⸗ cisco Martinez de la Rosa befiehlt, daß derselbe die Functionen eines Vice⸗-Praäͤsidenten, des Königlichen Rathes wieder antzete, welche er vor seiner Ernennung zum Minister der auswärtigen An— gelegenheiten inne hatte. — Am Schlusse der gestrigen Kammer⸗ Sitzung kündigte Herr Villalobos — der „Espang?“ zufolge — nach⸗
über die standalösen Angriffe interpelliren, welche unsere Handels flotte an den afrikanischen stüsten von den englischen Kreuzern zu erdulden hat, unter dem Vorwande von Verfolgungen gegen den Sklavenhandel.“ Der Minister-⸗Präsident erwiderte: „Die Regie⸗ rung wird auf diese Interpellation antworten, wenn sie deren ge⸗ nauen Inhalt kennt.“
Rußland und Polen. St. Petersburg, 11. Februar. Am öten d. M. starb in Nischni-Nowgorod der Verfasser der Werke über Mozart und Beethoven, Wirklicher Staatsrath Ulibischew. *.
Amerika. New⸗Pork, 3. Februar. Gestern hat der Präsident der Vereinigten Staaten dem Kongresse zu Washington die für stansas entworfene Lecompton-Constitution übersandt, be⸗ gleitet von einer Botschaft, die große Sensation erregt hat. Herr Buchanan stellt sich so entschieden wie möglich auf die Seite der Sklavenhalter Partei, bezeichnet die Stadt Lawrence als den Heerd des Aboltiionismus, bekämpft die Hartnäckigkeit, mit welcher die Freistaatsmaͤnner an der Topeka-Bewegung festhalten, und erklart die Aufnahme von stansas in die Union unter Annahme der Verfassung von Lecompton als das einzige Mittel, die Ruhe in jenem Lande wiederherzustellen. Dem Vernehmen nach hat der Abgeordnete der Mormonen, Herr Bern⸗ hisel, dem Präsidenken Vorschläge gemacht, welche den Verkauf des Eigenthums der Mormonen in Utah betreffen. Von dem nach Utah entsandten Expeditions-Heexe sind neuere Nachrichten eingetroffen. Oberst Johnston hatte seinem Heere vier neue Com⸗ pagnieen von Freiwilligen eingereiht, die auf neun Monate einge⸗ treten waren. Der Gesundheitszustand der Truppen war gut, und an Lebensmitteln fehlte es nicht. Es hat sich hier in New⸗Hork ein Regiment von Freiwilligen gebildet, welches an der Expedition nach Utah Theil nehmen will. . .
General Walker ist vor dem Distriksgerichte der Vereinigten Stagten zu New⸗Orleans erschienen und hat verlangt, daß ihm der Prozeß gemacht werde. Der Richter jedoch hat ihm erklärt, er koͤnne, bevor er neue Instructionen aus Washington erhalte, nichts in der Sache thun, da die Anklage⸗Jury eine Anklage für unstatthaft erklärt habe.
Asien. Ueber das Gefecht, welches General Outram am 22. Dezember den Rebellen bei Alumbagh geliefert hat, ist der Bericht des Generals selbst eingegangen. Derselbe lautet also: „Lager vor Lucknow, den 23. Dezember. Ich habe die Ehre, zur Mittheilung an den Oberbefehlshaber zu berichten, daß ich dem Feinde gestern bei dem Dorfe Guilee, drei Miles von hier, eiwas rechts von der Straße nach Dilkuscha, ein Gefecht geliefert habe. Mein Spion hatte mich zwei Tage vorher benachrichtigt, daß der Feind die Absicht habe, meine Stellung einzuschließen, um mir die Zufuhr abzuschneiden, allen Fouragirungen Einhalt zu thun und meine Verbindung mit Bunni zu unterbrechen. Zu diesen Zwecke detachirten sie ein Corps nach Guilee, welches eine Stellung zwischen diesem Dorfe und Budroop einnahm, die beide etwa eine Mile von einander entfernt liegen. Am 2tsten Abends erfuhr ich, daß die Rebellen verstärkt worden seien, und daß sich ihre Truppenmacht auf ungefahr 4000 Mann Infanterie, 100 Reiter und acht Feldgeschütze belaͤufe. Da ich in Erfahrung gebracht hatte, daß ein Raum von ungefähr einer halben Mile zwischen ihrer Position und den Gärten liege, welche sich am Kanal und dem Dilkuscha hinziehen, brach ich um 5 Uhr Morgens auf, in der Hoffnung, sie bei Tagesanbruch zu überfallen, und ihr den Rückzug in die Stadt abzuschneiden. In Betreff der ven mir zu der Unternehmung verwendeten Truppen so wie in allen Details verweise ich Se. Excellenz auf den beifolgenden Tages⸗ befehl, in welchem ich meine Anerkennung des von den Truppen bei dieser Gelegenheit bewiesenen Verhaltens ausspreche. Da das Hauptcorps des Feindes auf dem Marsche beträchtlich voraus war, so konnte es sich durch einen Linksmarsch gänzlich außer un— serm Bereich und von Baumgruppen verdeckt, als es unsern An⸗ griff auf seine Arrieregarde bernahm, in die Stadt zurückziehen; aber der Verlust von vier reitenden Geschützen, vieler Munition, Elephanten und Bagage, außer 50 bis 60 Todten, wird, denke ich, den Feind davon abschrecken, sich abermals über seine Defensivwerke hinauszuwagen oder doch wenigstens fär eine Zeitlang die Aus— führung seines Planes vereiteln, uner Lager in zu enge Grenzen einzuschränken, und ich habe große Hoffnung, daß der Erfolg dieser Expedition eine gute Wirkung auf die Wiederherstellung des Ver— trauens der benachbarten Bevölkerung ausüben wird.
Capitain Sir Henry Havelock, der älteste Sohn des ver⸗ storbenen Generals, der sich während des Feldzugs in Aubh mehr— fach ausgezeichnet und für persönliche Bravonr das Vickoriakreuz
Die „Pekinger Zeitung“ vom 14. November bringt einen Ar⸗ tikel über die nichts weniger als freundschaftlichen Beziehungen mit Rußland. Linbhing, Kommandant von Kirin, meldet, er habe in Felge eines mittelst des Oberbefehlshabers von Schingking, Tschingsche, früher erhaltenen Auftrages, 10,000 Catties Schieß—
stehende Interpellation an: „Ich werde die Regierung Ihrer Majestäͤt
pulver zum Schutze des Flusses Hihlung Keang (Amur) gegen die