496 Abgereist: Se. Excellenz der General⸗Lieutenant und Com⸗ mandeur der 13. Division, von Schlemüller, nach Münster.
Nichtamtliches.
Preußen. Berlin, 15. Maͤrz. Bei Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen von Preußen zeigte sich am Sonnabend nach Ab⸗ nahme des Kleister-Verbandes die Besserung soweit vorgeschritten, daß gestern ein vorsichtiger Gehversuch gemacht werden konnte, dessen Ergebniß zu behutsamer Wiederholung berechtigt.
Se. Königliche Hoheit der Prinz von Preußen nahm
estern im Laufe des Vormittags nacheinander die Vorträge des irklichen Geheimen Raths von Uechtritz und des Minister-Prä— sidenten entgegen und arbeitete heute Vormittag mit dem Wirk⸗ lichen Geheimen Rath Illaire und mit dem Minister-Präsidenten. Um 1 Uhr trat sodann heute bei Höchstdemselben das Minister⸗ Conseil zusammen.
Sannover, 13. März. Die Ausschuß-Anträge zur Städte⸗Ordnung empfehlen die Vorlage zur Genehmigung unter einigen Modificationen, deren wichtigste die folgenden sein möchten. Es sollen zwar dem Regierungs⸗-Vorschlage gemäß auch die unbesoldeten Senatoren auf Lebenszeit gewählt werden; doch wünscht der Ausschuß gesetzlich die Möglichkeit offen zu lassen, daß diese Magistratsmitglieder nach Ablauf von 12 Jahren auf gemein⸗ schaftlichen Beschluß des , , . und der Buͤrgervorsteher vom Ministerium des Innern in Ruhestand versetzt werden können. Von gor Tragweite ist dieser bereits vorgestern von der Zweiten
ammer genehmigte Zusatz nicht. Den wichtigen Antrag, wonach in g senf die Senatorenwahl vom Magistrat und einer gleichen Anzahl Bürgervorsteher vorzunehmen ist, dem Magistrat also ziem⸗ lich das Recht der Selbstergänzung seiner Mitglieder zugetheilt wird, hat der Ausschuß pure genehmigt und nur bezuglich der Stimmabgabe die Aenderung proponirt, daß sie schriftlich oder mündlich, nach Entschließung des Wählenden, erfolgen darf.
Zum §. 62 der Städte-Ordnung wünscht der Ausschuß hin⸗ zuzusetzen, daß die nach dem neuen Staatsdienergesetz der Re⸗ ierung zustehende Befugniß, königliche Diener auf Wartegeld 96 zu können, keine Anwendung auf Magistratsmitglieder finde. Genehmigt wird die Befugniß des stönigs zur Pensionirung ftäd⸗ tischer Angestellter, welche zum königlichen Dienst gehörige Ge⸗ schaͤfte zu besorgen haben, mit dem Zusatze: „sofern nicht der Magistrat auf andere genügende Weise für die Wahrnehmung der Geschäfte sorgt.“
Nach dem Regierungs⸗Antrage 41 soll Entscheidung der Pro⸗ vinzial⸗Regierung eintreten, wenn der Beschluß des Magistrats ab⸗ weichend bon dem der Bürgervorsteher und eine Einigung auch durch weitere Abstimmung nicht zu erreichen ist. Der Ausschuß beantragt statt dieses Passus folgenden Satz: Ist der Beschluß des Magistrats abweichend von dem der Bürgervorsteher, und eine Einigung auch durch eine weitere, jedoch nicht an demselben Tage vorzunehmende Verhandlung zu erreichen, so tritt Entscheidung der n, ,,. ein, wenn selbige vom Magistrat beantragt wird. Der Magistrat ist verpflichtet, solche Entscheidung zu er— wirken, wenn dies von den Büuͤrgervorstehern beantragt wird, oder wenn die , nicht beruhen bleiben kann.
Hessen. armstadt, 13. März. Ihre Großherzoglichen Hoheiten die Prinzen Ludwig und Heinrich von Hessen sind heute von Göttingen hier eingetroffen. Höchstdieselben werden dann, wie man vernimmt, im Sommer⸗Semester ihre Studien auf der Landes⸗Universität Gießen fortsetzen.
Die Erste Kammer hat sich heute auf mehrere Wochen vertagt.
Frankfurt, 13. März. In der Bundestagssitzung vom 11. d. M. kam zur Anzeige, daß der bisherige erste Königlich preußische Militair⸗Bevollmächtigte und Ober⸗Kommandant der zu . garnisonirenden Bundestruppen, General -Lieutenant freiherr v. Reitzenstein, von seiner Allerhöchsten Regierung zu einer anderen dienstlichen Verwendung abberufen worden sei, und daß der Königlich preußische General⸗Major Dannhauer den— selben als Koͤniglich erster Militair-Bevollmächtigter ersetzen, das QOber⸗emmando über die Bundestruppen aber auf den Kaiserlich östexreichischen Militair⸗Bevollmaͤchtigten, General-Major Ritter v. Schmerling, übergeben werde, daß ferner der Fraiserlich öster⸗ reichische Oberst Freiherr Rauber v. Planken stein von der tomman⸗ dantur dahier abberufen und der Königlich preußische Ob erst⸗Lieutenaut Graf v. d. Goltz bestimmt worden sei, diese Stelle zu überneh— men. Da am 19. Maͤrz jedes Jahres bei der Stimmführung fur die gemischten Armeecorps in der Militair-sKtomastssion Wechfel einzu— treten haben, so zeigten die betreffenden Herren Gesandten an, daß mit dem 19ten d. M. die Stimmführung für das 8. Armeecorps von dem Großherzoglich badischen Generalmajor von Reutter, für das 9. Armeecorps von dem Herzoglich i e hierzu bevollmaͤchtigten Königlich niederländischen Generalmajor van Panhuys und für das 10. Armeecorps von dem Großherzoglich mecklenburgeschwerinschen Obersten Scheffer werde äbernommen und daß der seoͤniglich württembergische Oberst Baher von
Ehrenberg, der Großherzoglich hessische Oberst Frey, der Königlich il e en von Spieg el, der Königlich . General van Panhuys und der Königl. ha , ü. Oberst Schultz fernerhin als Divisions⸗Abgeordnete und beziehungsweise Territorial⸗ Commissaire den Sitzungen der Militair⸗Kommission anwohnen werden. — Nachdem noch Standesausweise von Bundes⸗stontingenten und Notizen über die Eisenbahnen und deren Verwendbarkeit zu mili— tairischen Zwecken überreicht worden waren, legte der Ausschuß in Militair⸗Angelegenheiten die ,, Nachweisungen der Pro⸗ viant- und Lazareth⸗Vorräthe der Bundesfestung Mainz vor, welche richtig befunden wurden, und auf Vortrag des nämlichen Aus— schusses genehmigte die Versammlung die Veräußerung verschiedener älterer rr, in der Bundesfestung Landau. — Ein Unterstüßzzungsgesuch eines Offiziers der vormaligen schleswig⸗ holsteinischen Armee, auf welches der Bundesbeschluß vom 6. April 1854 keine Anwendung finden konnte, wurde abschlägig beschieden, und der Wittwe eines früheren Marine-Bediensteten, in Anbetracht , bedraͤngten Lage, eine Beihuͤlfe aus der Bundeskasse rt.
Schweiz. Bern, 11. März. Durch die Wasserleitungen im Hauenstein wurden die Quellen abgegraben, welche dem das Thal bewässernden Homburger Bach Nahrung gaben. Nun plöͤtz⸗ licher Stillstand einiger Müͤblen, Wassermangel in mehreren Dör⸗ fern, Nothruf der Bevölkerung, Prozeß des Basellandschaftlichen Landraths gegen die Direction der Centralbahn. Letztere wurde angehalten, durch Pumpenwerke das Wasser wieder in den Bach zu leiten. * der Mitte April soll nun aber der Tunnel dem allgemeinen Verkehr geöffnet werden, und um die hiefür nothwen— digen Arbeiten nn, können, erwirkte das Direktorium vom Bundesrath die Ermächtigung, für 10 Tage die Pumpwerke aus dem Tunnel entfernen zu dürfen. Als gestern die Pumpwerle herausgeschafft werden sollten, rottete sich die Mannschaft aus den benachbarten Dörfern zusammen und besetzte die Eingaͤnge zum Tunnel. Als die Bahnarbeiter in ihrem BGeschaͤft fortfuhren und eine entschlossene Haltung annahmen, da wurde Sturm gelaͤutet; mehr Voll strömte zusammen; die Tunnelarbeiter wurden verjagt, der Beschluß des Bundesraths verhoͤhnt. Die Pumpwerke durften nicht weggenommen werden. Der Bundesrath hat sofort der Re— . von Baselland telegraphisch die nöthigen Weisungen zur erhinderung fernerer Unordnungen zukommen lassen. (Fr. J)
Niederlande. Amsterd am, 12. März. Bas neue
Ministerium ist gebildet. Der stönig hat den Herrn von.
Rochussen zum Minister der Kolonieen ernannt; Herr von Bosse ist Finanz⸗Minister geworden, was er schon im Ministerium von 1849 ene; ger von Goltstein Minister des Auswärtigen; Herr Tets von Goudrian Minister des Innern und Herr Boot, Bürgermeister von Amsterdam, ist zum Justiz-Minister ernannt. Die Minister des Kriegs, der Mar des reformirten und des tatholischen Kultus sind geblieben. (Düss. Ztg.)
Haag, 13. Marz. Der preußische Gesandte, Graf von Kö⸗ nigsmarck, welcher laͤngere Zeit in Berlin verweilte, ist auf seinen hiesigen Posten zurückgekehrt.
Großbritannien und Irland. London, 13. Maͤrz. Unter der Ueberschrift; Das „Wißverständniß“ zwischen Frank— reich und England“, meldet die Times„: „Dem Vernehmen nach wird die zwischen den beiden Regierungen gewechselte Korre— spondenz beiden Haͤusern des Parlaments am Montag vorgelegt werden. Sie besteht aus einer Reihe von Depeschen, deren letzte, den Schluß der Korrespondenz bildende gestern Nachmittags gerade vor Beginn der Unterhaus⸗Sitzung eintraf. Sowohl Lord Malmesbury wie Graf Walewski haben, wie behauptet wird, in der ganzen Angelegenheit große Umsicht und Discretion be— wiesen. Als Antwort auf Lord Malmesbury's Begehr nach einer n n,. in Betreff der Stellen, welche das Haus der Ge⸗ meinen so sehr beleidigt haben, erinnert Graf Walewski das Land sehr freimüͤthig an die unzweifelhaften Beweise, die der Kaiser durch die sowohl während des strieges, wie nach dem Friedensschlusse gemachten Zugeständnisse an unsere An— sichten davon gegeben habe, welchen Werth er auf das Bündniß mit uns lege. Er bemerkt ferner, daß, nachdem der Kaiser zu wiederholten Malen Angriffen ausgesezt gewefen und entgangen sei, deren Urheber Meuchelmörder geiwesen seien, in Bezug auf welche man den Beweis geliefert babe, daß sie ihre Plane in England schmiedeten, er es für keine Anmaßung gehalten habe, an die freundlichen Gesinnungen und das Gerechtigkeits gefühl unserer Nation zu appelliren, um, wo möglich, eine Wiederholung solcher Verbrechen zu verhindern. Graf Walewski weist im Namen des aisers jeden Gedanken daran zurück, als habe er in die Kategorie der Fluͤchtlinge, auf welche er anspielte, Englaͤnder mit einbegreifen wollen, oder din Wunsch gehegt, unsere Gesetze zu ändern, oder die Absicht gehabt, dieselben zu verdammen. Er bittet aber jetzt, indem er die feiner Absicht gegebene falsche Deu— tung bedauert, daß die Korrespondenz aufhören und das Buündniß
fortdauern möge.“
Die „Times“ berichtet ferner: „In Folge bes neulichen
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„peinlichen Mißverständnisses““ wird, so behauptet man, der Fraf von Persigny den staiser der Franzosen nicht länger an un— serem Hofe vertreten. Wir können uns jedoch nicht für die Wahr⸗ heit dieses Gerüchts verbürgen . Die „Times“ bringt heute einen sehr geharnischten Artikel gegen den Grafen Walewski wegen der unterm 20. Januar an ben Vertreter Frankreichs in Bern gerichteten Depesche. „Am selben Tage“, sagt sie, „wo der Graf Walewski seinen Brief an
Zerrn von Persigny unterzeichnete, unterzeichnete er einen anderen 9 den m . Irn ler zu Bern. Es ist dies in der That ein höchst feltsames Dokument. Nicht nur ist jede Form der Höf⸗ lichkeit bei Seite gesetzt, nicht nur tritt überall die Anmaßung der überlegenen Stärke hervor, nicht nur kümmert man sich nicht um die Meinung anderer europäischer Staaten, sondern der Schwei wird in den unumwundensten Worten gedroht für den Fall, daß sie nicht sofort die französischen Forderungen bewillige.“
Der neue Vice⸗stönig von Irland, Lord Eglinton, hielt gestern seinen Einzug in Dublin. In der Naͤhe der Universitaͤt kam es wischen der Polizei und einer Anzahl Studenten, die sich einige leine Excesse, z. B. Werfen mit Orangeschalen, erlaubten, zum Handgemenge. Mehrere Studenten sollen gefaͤhrlich verwundet worden sein, da die Polizei von ihren Stäben und Seitengewehren
Gebrauch machte. 2 — Der „Times“ zufolge hat der anglikanische Erzbischof von Armagh und Primas von Irland, Lord John Beresford, seinen Posten niedergelegt und erhält zu seinem Nachfolger den Bischof von Ossory, D. O'Brien. . In der gestrigen Un te rhaussitzung bemerkte Disraeli: Ich bin es dein Hause schuͤldig, die erste sich mir darbietende Gelegenheit zu be⸗ nutzen, um ihm mitzutheilen, daß Ihrer Majestät Regierung während der letzten Stunde eine Depesche vom franzöͤsischen Gesandten als Antwort auf eine von Ihrer Majestät Staatssecretair an die französische Regierung gerichtete Depesche erballen hat. Es gereicht mir zur großen Freude, das Faus davon in Kenntniß setzen zu koͤnnen, daß jenen peinlichen Mißer⸗ ständnissen, welche leider eine Zeit 66 zwischen den Regierungen beider Länder bestanden, vollständig ein Ende gemacht worden ist, in einem freundschaftlichen und ehrenvollen Geiste und in einer Weise, von welcher ich glaube, daß ff, für die Gefühle beider Natio⸗ nen eben so befriedigend sein wird, wie ich die Ueber zeugung hege, daß fie ihre Interessen und ihr Glück foͤrdern wird. Sobald wir Ihrer Majestät Erlaubniß dazu erhalten, wird es meine Pflicht sein, die über diesen Gegenstand stattgehabte Korrespondenz auf den Tisch des Hauses nieder⸗ ulegen. Der Redner fügt hinzu, es sei die Absicht der Regierung, von ein Hause einige provisorische Kredit⸗Votirungen zu begehren, um den Anforderungen des öffentlichen Dienstes zu genügen, da das Budget der Mittel und Wege nicht vor Ostern votirt werden könne. Rich verlangte, daß die Regierung sich so bald wie möglich klar darüber ausspreche, welchen Weg fie einzuschlagen gedenke, da verschiedene ihrer Mitglieder in ihren Wahlreden die entgegengesetztesten Ansichten über Fragen bon der größten Wichtigkeit geäußert hätten. O' Brien hielt dies gleich⸗ falls für nöthig. Das Parlament, meint er, müsse erfahren, was das Minisferium in Bezug auf die Verschwoͤrungs-Bill, das Unterrichtswesen und die Kirchensteuern zu thun gedenke. Kinglake verlangte Auskunft über die Angelegenheit des Cagliari und über die beiden in Neapel im Gefängniß befindlichen englischen Ingenieure. Disraeli: Das rig, dieser beiden Gefangenen flößt im Allgemeinen roße Theilnahme ein. Ich glaube, daß diese beiden Männer in moralischer Cen cht des Verbrechens nicht schuldig find, dessen man fie anklagt. Run kommt es aber leider häufig vor, daß Leute sich in einer ungünstigen Lage befinden, in welcher der legale Beweis der Un chuld schwer zu führen ist. Was die beiden Gefangenen angeht, um die es sich bier handelt, so ist die Frage keine politische, sondern eine rechtliche. Die Regierung Ihrer Majestät hat der neapolitanischen Regierung das Recht eingeräumt, die beiden Engländer nach den Landes-Gesetzen zu richten. An diesem Entscheid muß die Regierung festhalten, während sie zu gleicher Zeit darüber wachen wird, daß die neapolitanischen Richter streng an dem ihnen durch das Landes⸗Gesetz vorgezeichneten Verfahren festhalten. Vor 10 Monaten ward das Verbrechen, um dessentwillen die beiden Ingenieure gerichtlich verfolgt werden, begangen, und es würde jetzt zu spät sein, eine neue Diskuffion in Anregung zu bringen. Die Regierung kann jetzt nichts weiter mehr thun, als darüber wachen, daß den beiden Un— glücklichen aller der Beistand zu Theil wird, dessen sie in ihrer n bedürfen. Hoffentlich werden fie ihrem Lande wiedergegeben werden, und das Ende des Prozesses wird nicht so peinlich sein, wie der Anfang. Die Regierung wird übrigens keinen Schritt verabsäumen, um die An— gelegenheit einem befriedigenden Schlusse entgegenzuführen. Hegdlam; Es ist neuerdings der Beweis geführt worden, daß die Wegnahme des „Cagliari“ keineswegs, wie man Anfangs geglaubt hatte, legal war. Es ist deshalb eine große Demüthigung gur England, daß die englische Regierung gestattete, daß Watt und . auch nur eine einzige Stunde im Gefängnisse blieben, nachdem dieser Umstand bekannt geworden war. Hätte die Regierung ihre Pflicht gethan, so hätte fie die Freilassung der beiden englischen Unterthanen erlangen müssen. Roebuck: Die Ge⸗ fangenen sind Engländer und müssen von England beschützt werden, leichbiel, ob das Schiff innerhalb oder außerhalb der neapolitanischen ewässer weggenommen worden ist. Sie hätten ehrliches Gericht haben und ée. vor Gericht gestellt werden e, n Statt dessen hat man sie in einen Kerker , . und in einer Weise behandelt, die eines rivilifirten Landes unwürdig ist. Horsman: Es ist hohe Zeit, daß das Haus der Gemeinen die Sache in die Hand nimmt. Wenn es wirk⸗ lich feststeht, daß der Cagliari“ auf offener See weggenommen worden ist, so wird weder der jetzige, noch der vorige Attorney General zu be⸗
haupten wagen, daß die Wegnahme nicht eine gesetzwidrige Handlung ge⸗ wesen sei. War aber die Wegnahme gesetzwidrig, so ist es auch geseßz⸗ widrig, daß die beiden Ingenieure kee en gehalten und gerichtlich ver⸗ folgt werden. Gladstone: Die Vorlegung der diesen Gegenstand be⸗ treffenden Dokumente ist allerdings segf wünschenswerth. Eine Diskussion in diesem Augenblicke halte ich nicht für rathsam, da das Haus nur un⸗ vollkommen von der Sachlage unterrichtet ist. Es ist schon eine geraume Zeit verstrichen, seit ich in den Zeitungen die Depesche des Grafen Cavour gelesen habe, und ich muß gestehen, daß ich mit Schmerz, Staunen und Beschämung sah, wie die Aufgabe, das Völkerrecht und die Rechte von Engländern zu ag. statt daß England sie sich stellte, zufällig in die Hände des sardinischen Volkes gerathen ist. Die Sache ist leider jegtzt so weit gediehen, daß jeder Schritt, den das Haus in Bezug auf fie etwa thun mag, uns leicht in den Augen der Welt lächerlich machen kann, da, wenn dieser Schritt erfolgt, der Prozeß der beiden armen Ingenieure vielleicht bereits beendigt ist. Lord Palmerston: Der Fall, von dem hier die Rede ist, hat lange Zeit die sorgsame Aufmerksamkeit der vorigen Regierung in Anspruch genommen, und ich brauche wohl kaum zu sagen, daß wir äußerst froh gewesen wären, wenn wir Gründe hätten finden können, die uns ein Recht dazu gegeben hätten, bon der neapolitanischen Regierung die Freilassung der beiden Engländer zu verlangen. Doch ließen wir uns bei allem, was wir in der Sache thaten, stets durch die Ansichten von Männern leiten, die besser, als wir, befähigt waren, völkerrechtliche Fragen zu entscheiden. Wir glaubten aller⸗ dings 4 Zeit, der „Cagliari“ sei innerhalb des Bereichs der neapoli⸗ tanischen Gerichtsbarkeit weggenommen worden. Schließlich jedoch stellte fich aus dem Inhalte gewisser Papiere heraus, daß dies nicht der Fall war. Dadurch änderte sich die Sachlage ganz bedeutend. Als wir aus dem Amte zurücktraten. waren wir noch mit Erwägung der Frage beschäftigt. Ein Theil der Papiere ist dem Hanse bereits in der vorigen Session vorgelegt worden, und was die übrige während unserer Amtsführung gewechselte Korrespondenz angeht, so muß ich, soweit ich mich ihres Inhaltes erinnere, sagen, daß wir nichts gegen ihre Vorlegung einzuwenden haben können. Lord J. Russel sagte, selbst in dem Falle, daß die Wegnahme des Schiffes gerechtfertigt sein sollte, lasse fich die Härte, mit der man die Gefangenen behandelt habe, nicht entschuldigen. Das Haus konstituirte sich hierauf als Subsidien⸗ Komité. Sir ö Pakington beantragte die Votirung einer Reihe von Positionen des Flotten⸗Budgets auf vier Monate. Die auf 59,3880 Ma⸗ trosfen und Marine⸗ Soldaten festgesetzte Zahl der Mannschaften wird ge⸗ nehmigt. General Peel bemerkte, die Werbungen für das Heer hätten einen sehr guten Fortgang, indem im letzten Monat 71500 Mann einge⸗ treten seien. Er beantragt, daß das Haus als Stärke des Landheeres 130,135 Mann mit Ausschluß der in Indien verwandten, von der ostin⸗ dischen Compagnie besoldeten Truppen votire. Das Votum wird genehmigt. Die indische Anleihe⸗Bill wurde im Comité berathen. Lord Palm erston vertagte die zweite Lesung der indischen Bill auf 22. April.
— 13. März. Bernard ist als Mithelfer beim Morde den Asfisen überwiesen und nach dem Gefängnisse von Newgate ab⸗ geführt worden. Das heutige Verhör war kein geheimes; es wurden nur drei neue Zeugen verhört.
Frankreich. Paris, 123. März. Die indirekten Ein— nahmen des Monats Februar übersteigen (wie bereits gemeldet) die des Februar 1857 um 2,251,000 Fr., doch macht der „Moniteur“ auf den Umstand aufmerksam, daß der zweite Decime von den Ein⸗ registrirungs-⸗Abgaben, der im Jahre 1857 erhoben wurde, im Jahre 1858 aufgehört hat, so daß die Verbesserung eigentlich 4,269,000 Fr. beträgt. Der Monat Januar hatte eine Einnahme⸗ Zunahme von 2, 100 000 Fr. ergeben, so daß das Mehr für diese zwei Monate 6, 369, 000 Fr. beträgt. — Der „ Moniteur“ zeigt heute an, der Ackerbauminister habe 25 Unterzeichnungen (6250 Fr.) für die Rarey'sche Methode der Pferde⸗Dressur genommen, und das Geheimniß werde, so bald es bekannt geworden, den Kaiserlichen Gestüten zu Nutze kommen. — Der „Moniteur“ berichtet ferner, daß der Kaiser und die Kaiserin gestern die Anstalt der künstlichen Fischerzeugung des College de France besucht und mit dem leb⸗ e, Interesse die Vorrichtungen in Augenschein genommen
aben. .
Bekanntlich hat die französische Kriegsmarine in den letzten 10 bis 15 Jahren ungemein rasche Fortschritte gemacht. Der großartige Plan, welchen die neapoleonische Regierung zur Aus⸗ führung zu bringen beschlossen hat, wird nun auch das Material auf denselben respektablen Fuß bringen. Für den Umbau und den Neubau der Flotte ist auf 14 Jahre, von 1858 bis 1871, ein jähr⸗ licher Kredit von 65 Millionen Francs bewilligt, und zwar werden sich bie Arbeiten in folgender Weise vertheilen: 1) Umwandlung der Segelschiffe, bei denen fich überhaupt Maschinen anbringen lassen, in sogenannte gemischte Schiffe. 2) Allmälige Herstellung einer Flotte von 150 schnellfahrenden Kriegsdampfern verschiedener Größe und nach den besten bekannten Mustern gebaut. 3) Vollen— dung der angefangenen Transportschiffe und Umwandlung einer gewissen Anzahl von Segel-Fregatten in Transport-Dampfer, um so eine Flotte von 72 solcher Dampfer zu erhalten. 4) Vollendung des Hafens von Cherbourg und Herstellung der für die neue Flotte erforderlichen Hafenbecken, Werkstätten 2c. in den übrigen riegshäfen.
Bei dem Auflaufe auf dem Roquette-Platze in Paris in der Nacht vom 4. auf den 5. März wurde nicht blos „Vive la République!“ sondern auch „Vive Orsini!“ gerufen. Eine Reiter— Abtheilung zersprengte die Unruhestifter und nahm zwanzig der⸗ selben gefangen.