1858 / 154 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Meinisterium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Me dizinal Angelegenbeiten.

Am Friedrich Wilbelms - Gymnasium in Berlin ist der Ober— lebrer Ferdinand Böbm zum Professor befördert, und

Der Kreis - Tbhierarzt Luchbau zu Swinemünde im . rungsbezirk Stettin in gleicher Eigenschaft in den streis Löͤtzen des Regierungsbezirks Gumbinnen versetzt worden

Akademie der Wissenschaften.

Zur Feier des Leibnizischen Jahrestages wird die Konigliche

Alademie der Wissenschaften am Donnerstag, den Sten d. M., Nachmittags um 5 Uhr, eine öffentliche Sitzung balten, zu welcher der Zutritt, auch obne besondere Einladung durch Karten, freisteht.

Berlin, 5. Juli 1858.

Das Sekretariat der Königlichen Akademie der Wissenschaften.

Encke.

Finanz⸗Ministerium.

ie Ziebung der 4. Klasse 118. töniglicher Klassen-Lotterie wird nach planmäßiger Bestimmung den 14. d. M., früb 7 hr,

ibren Anfang nebmen; das Einzaͤblen der sämmtlichen 95,900

Ziehungs Nummern aber, nebst den 4000 Gewinnen gedachter J. Klasse schoön den 13. d. M., Nachmittags 3 Uhr, durch die stöniglichen Ziehungs, Kommissarien öffentlich, und im Beisein der dazu besonders aufgeforderten Lotterie Einnebmer Stadtrat Seeger und Dettmann bierselbst und Breslauer aus Görlitz im Ziehungssaal des Lotterie-Hauses stattfinden

Berlin, den 6. Juli 1858.

Königliche General-Lotterte⸗Direction.

PBreußische Bank.

Monats- Uebersicht der preußischen Bank, gemäß §. der Bank-Ordnung vom 5. Oktober 1846.

g eitm n. 1 Geprägtes Geld und Barren 575... 408765 66D Thlr. 2 Kassen-Anweisungen . 33 Wechsel⸗Bestände 9, 65. 000 4 Lombard-Bestände ... 12, 168, 000 5) Staatspapiere, verschiedene Farderungen und Activa 6, 306. 000

9) , 0 617.069

7, 229, 0 70

Königlich Preußisches Haupt-Bank-Direktorium. von Lamprecht. Meyen. Schmidt. Dechend. Woywod.

Angekommen: Se. Durchlaucht der Prinz Hugo von Schwarzburg-Sondersbausen, von Danzig.

Se. Durchlaucht der Prinz Otto zu Salm-Horstmar, von Tarnowitz.

Der General⸗Intendant der Föniglichen Schauspiele, Kammer—

herr von Hülsen, vom Harz.

Abgereist: Der Unter-Staats-Sectetair im Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten, von Pommer-Esche, nach Frankfurt a. M

icht amtliches.

Sachsen. Gotha, 1. Jult. Das Regierungsblatt ver— oͤffentlcht die Bekanntmachung über die neue Organisation des Staats Ministerium s. Tirigirender Staats- Minister ist Geb. Rath von Seebach. Vorstand der Abtheilung für Koburg in der sieben Mitglieder sitzen, ist Geb. Staatsratb Franke; in der füt Gotha, aus 16 Mitgliedern bestebend, fübrt von Seebach den Vorsitz; das Ministerium des Hauses leitet Geb. Staatgrath von Pavel - Rammingen.

Hessen. Kassel, 3. Juli. Zur Zweiten stammer der Landssände sind bereits 45 Mitglieder bier versammelt. Der Ersten stammer feblen, dem Vernebmen nach, noch zwei Mitglieder an den erforderlichen zwei Dritteln ibrer Zabl, welche erwartet wer— den, daber vermuthlich die Eröffnung des Landtages in den ersten Tagen der nächsten Woche wird statifinden konnen. (Kass. 3.)

Darmstadt, 3. Juli. Se. Königliche Hoheit der Gro berzog hat beute Vormittag in Allerböchster Person den Landtag in dem Großberzoglichen Residenzschlesse feierlich geschlossen und dabei folgende Rede vom Throne gehalten:

Meine Herren Stande! Wenn Ich Sie am Schlusse Ibrer achtzebn— monatlichen Vereinigung um Mich versammelt babe, so bat Mich bierzu der Wunsch bestimmt, Ihnen selbst Meine Anerkennung für Ihre aus— dauernde und erfolgreiche Thätigleit auszusprechen. Sie baben, überein stimmend mit Meinen unablässigen Kestrebungen, stets nur das wabre Wobl des Landes vor Augen gehabt. Sir baben, geleitet vos diesem Motive, die Ausgaben und Einnabmen des Staates mit Sparsamleit, aber auch mit Umsicht, festgestellt. Sie baben Ihre Zustimmung einer Reibe von Geseßen ertbeilt, durch welche den Bedurfnissen, den gerechten Un

srüchen Meiner Unterthanen im Ganzen, wie einzelner stlassen derselben,

entgegengelommen, und eine neue Bürgschaft für eine glückliche Jukunft gewonnen ist. Sie baben Mir persönlich wiederbolte Keweise treuer und lodaler Gesinnungen gegeben, deren Ich Mich stets gern erinnern werde. Möge dieses schöne Band gegenseitigen Vertrauens und gegen seitiger Liebe zwischen Mir und Meinem Volle, dessen Vertreter Sie sind, bis in die fernsten Zeiten fortdauern, damit die Worte des Stifters unserer Verfassung: „Wir wollen für Viele ein Muster sein„, immer eine Wabr— beit bleibe. Meines landesberrlichen Woblwollens wollen Sie sich ver

sichert balten. (Darmst. Itg.)

Baden. sarlsruhbe, 2. Juli. Gestern Nachmittag ist Se. Königliche Hoheit der Prinz von Preußen in Baden an— gelommen. Zum Empfang des Durchlauchtigsten Prinzen batten sich außer Ibrer Königlichen Hoheit der Prinzessin von Preußen auch Ihre Königlichen Hobeiten der Großberzog und die Groß berzogin am Bahnhef eingefunden und geleiteten die beiden preußi— schen Herrschaften von da aus in Hofequipage in Hoch nderen Wohnung.

Gestern Abend wurde auch Se. Majestät der König von Württemberg in Baden erwartet.

Nach dem heutigen Regierungsblait wurde die Ernennung des Staatsratbs v. Marsch all zum außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister am Föniglich preußischen Hofe als eine ordentliche Gesandtschaft bestäͤtigt.

Bayern. München, 2. Juli. Ibre Majestäten der König und die Königin von Preußen sind beute Morgen 9! Ubr

außerhalb des biefsigen Bahnhofes angelangt. Der bei der An—

kunft Ihrer Majestäten anwesende an unserm Koöͤniglichen Hofe beglaubigte stöniglich Preußische Gesandte Herr Graf von Secken— dorff und der Königlich Rayerische Hofmarschall Herr Graf von Vrsch batten die Ehre, zu Ihren Majestäten in deren Eisenbabn— Salonwagen berufen zu werden, wo dieselben während 8 10 Mi— nuten langen Aufenthalts verweilten. Bis zur Station Holzkirchen erfolgte die Weiterreise mit der Eiseßbahn und von da an mit den daselbst bereitgestandenen Equipagen Sr. Föniglichen Hoheit des Prinzen Karl von Bayern.

egernsee, 2. Juli. Die Preußischen Majestäten nebst Ibrer Königlichen Hobeit der Prinzessin Alexandrine von Preußen sind beute im erwünschten Wohlsein dahier eingetroffen und wurden von der Einwohnerschaft Tegernsee's aufs Herzlichste begrüßt.

(Bayr. Bl.)

Desterreich. Inus bräͤck, 24. Juni. Die feierliche Bei setzung Speckbacher's in der Hofkirche neben Hofer und Haspinger fand gestern um 19 Uhr statt. Den kirchlichen Functionen wohnte Se. saiserliche Hobeit der Erzherzog Stattbalter Karl Ludwig bei, vor dem nach beendeter Feierlichkeit die anwesenden Schuͤtzen-Com pagnieen defilirten. (T. B.)

Belgien. Brüssel, 3. Juli. Der Central-Ausschuß hat sich heute in mehrstündiger Sitzung vereinigt und das Keller— sche Projelt der allgemeinen Vergrößerung Antwerpens in Be tracht genommen. Die Entscheidung fiel dabin aus, daß diesem Plane vor dem Entwurf des Kabinets in der dreifachen Hinsicht auf die Vertbeidigung des Landes, die Interessen des Staats— schatzes und diejenigen des antwerpener Handels der Vorzug er—

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1 an tbeilt ward. Der Ausschuß bat schließlich die Anfrage an Gouvernement gestellt, wie letzteres sich zu dem steller schen⸗ Brojelte

zu verhalten gedenle. (Köln. Jig.)

Großbritannien und Irland. London, 2. Juli. Die * hat Grund zu der Annabme, daß die Prorogation

kes Karlaments vor Ende dieses Monats stattfinden wart, Dasselde Blatt berichtet: „Es gereicht uns zur großen Freude, melden zu können, daß die türlische Regierung für die Herrn . blanque, unserm General-Konsul zu Belgrad, widerfabrene Miß⸗ bandlung reichliche Genugthunng geleistet bat. Das Regiment. welchem der Soldat angebörte, der rn. Fonblanque angriff, ist verlegt, der Soldat selbst und seine Offiziere find nach Konstanti nopel geschickt worden, um vor Gericht gestellt zu werden. Der Pascha hat dem Konsul versönlich sein Bedauern ausgedrückt, und Salben zu Ebren der britischen Flagge sind abgefeuert wotden. Lord Carnardon bat im Oberbause eine Bill eingebracht, durch welche britsschen Schiffen verboten wird, chinesische Auswanderer nach einem nicht sunerhald einer britischen Besißzung gelegenen Orte

zu schaffen. Zu solcher Beförderung verwandte britische Fabtjeuge

werden als verwirkt bebandelt und Eigentbümer, Capitain und Schiff Offiziere eines misdemeanur. schuldig erachtet werden. Ebinefischer Auswanderer“ ist jeder Asiate, der lein hena - side- stasüten Passagier oder Matrose ist, und von irgend einem chinesischen Hafen aus auf eine Fabrt von mebr als sieben Tagen eingeschifft

worden ist. Ebinesische Domestilen fallen nicht unter die Rubrik

Auswanderer. In der gestrigen Oberhaus Sißung überreichte der Earl von

Derdy und mehrere andere Lords Petitionen, welche auf Abschaffung der

Tirchenst euern dringen. Der Premier benußte diese Gelegenheit, um zu erklären, daß er mit dem in diesen Bittschriften ausgesprochenen Gesuche durchaus nicht einverstanden sei, und daß er die betreffende Bill, wenn sie zur Die lkussion komme, belämpfen werde. Auf der Tagesordnung stand

die zweite Lesung von Lyndburst's Eides Bill. Der Eatl von

Derby demerkte, er ziehe die denselben Gegenstand betreffende von Lord

vucan eingebrachte Bill vor. Leßtere läuft der Hauptsache nach auf Fol— zendes binaus: Wenn ein zum Parlaments- Mitgliede gewählter Jude seinen Blaß im Parlamente einnebmen will und auf die an ihn ergangene Aufforderung bin, den vorgeschriebenen Eid zu leisten, sich weigert, die Worte „auf den wahren Christenglauben“ zu sprechen, so soll es dem Parlamente freistehen, ihm auf dem Wege einer Resolution zu gestatten, daß er den Eid mit Weg— sassung dieser Worte leistet. Lord Berby meinte, dieser Vorschlag sei die einzige praltische Art und Weise, dem Kampfe zwischen Ober- und Unter— baus, welcher nicht länger mehr fortgeseßt werden könne, ein Ende zu machen. Die Bill wahre sowobl die Würde des Hauses der Lords, wie auch das Krmzip, welches dasselbe stets in dieser Frage verfochten habe. Lord Lynd burst sagte, er habe allen Grund zu der Annahme gebabt, daß Lord Derby seine Bill unterstützen werde, und bedaure, daß er sich in dieser Erwartung getäuscht dabe. Gegen das Prinzip von Lord Läcan's Vorlage habe er nichts einsuwenden, und wenn nur der Zweck, um den es ibm zu thun sei, erreicht werde, so gelte es ihm gleich, durch welche Bill dies geschehe. Doch

leide Lord Lucan's Geseßentwurf an einem Detail-Mangel. Er bebandle

nämlich nur einen Theil der Frage, die Zulassung der Juden. Mit dem Abjurations - Eide (dem die übtiömmlinge des Prätendenten betreffenden

Tbeile der Eidesformel befasse er sich nicht. Diesem Uebelstande loͤnne

freilich im Comité noch abgebolfen werden. Doch dann falle so ziemlich aller Unterschied zwischen Lord Lucan's und seiner eigenen Bill fort. Damit jedoch das Haurtziel erreicht werde, wolle er seine Bill vertagen, auf daß die Lord Lucans, welche auf die Unterstüßtzung des Hauptes der Regierung rechnen könne, durchgebe. Der Carl von Lucan beantragte bierauf die zweite Lesung seiner Bill, welche er als das beste Kompromiß in einer Angelegenbeit darstellt, die beide Häuser des Parlaments seit 25 Jabren entzweit habe. Der Earl von Clancarty bekämpfte den Antrag, weil die Bill eben jenes Prinzip verlörpere, welches das Haus förmlich verworfen habe. Er beantragt, daß die zweite Lesung bis über sechs Monate verschoben werde. Lord Berners bezeichnete die Bill als ge: fäbrlich für die Peers sowohl, wie für die Monarchie. Earl Granville unterstüßte die Bill, jedoch nicht mit ungemischter Befriedigung. Er hält das vorgeschlagene Verfahren weder für das beste zur Erledigung der obschwebenden Streitfrage, noch auch für das einzige mit der Wärde des Hauses verträgliche. Lord Redesdale bat vom onstitutionellen Gesichtspunlte aus Einwendungen gegen die Bill erhoben Die Bill, meint er, werde es dem Oberhause moglich machen, spaler einmal einen Juden durch eine bloße Resolution ohne die zum Durchgehen einer Bill erforderliche Diskussien vloͤßlich unter die Peers aufzunehmen. Lord Brougham hält diesen Einwand für nicht stichbaltig. Die Resolution, bemerkt er, brauche sich nicht auf ein be— stimmtes einzelnes Individuum zu beziehen, sondern könne allgemein ge⸗ halten sein. Der Ümstand, daß schon jetzt ein Jude im Comité Sitz und Stimme habe und neun Zehntel der Pflichten eines Parlaments- Mit— gliedes ausüben könne, habe die Sachlage seit der Zeit, wo die Sache ur— sprünglich vor die Lords gebracht worden sei, wesentlich geändert. Der Bischof von Opford erklärt, er werde die Zulassung der Juden zum Parlament auch diesmal wieder bekämpfen, und zwar aus denselben Gründen, aus welchen er sie stets bekämpft habe. Er warnt das Haus davor, aus bloßen Zweckmäßigkeits-Rücksichten etwas aufzugeben, was es bisher als eine religiöse Pflicht betrachtet habe. Lord Dungannon und der Earl von Cardigan sprechen ihr Bedauern darüber aus, daß sie in dieser Frage nicht auf Seiten der Negierung stehen können. Die Abstimmung ergiebt folgendes Resultat: Für Lord Lucan' s Antrag 113 Stimmen (79 Anwesende, 64 durch Stellvertretung), gegen den An— trag 97 (64 Anwesende und 33 durch Stellvertretung] Majorität für

die zweite Lesung 46. Die Gesprechung der Grante für das Felt halten an den Amendementée zu der ursprünglichen Bill wird auf den nächsten Dienstag anberaumt.

n der Unterbaus - Sißung wurde die Comité Berathung über die in dische Sill wieder aufgenommen. Zu Art. VII., kraft dessen die mbische Ratbstammer eingeseßt wird, beantragt Gladstone als Amende⸗ ment, daß die ersten Mitglieder dieser perschaft in der Bill namentlich aufzufülbren sind. Dadurch werde man das maralische Ansehen der Raths kammer erhöhen, ohne die Verantwortlichkeit des Ministers zu vermindern. Das Umendement wird verworfen. V. Smith schlägt vor, aus Art. 8 die Worte wegzulassen, welche das Direktorium ermächtigen, die sieben zu wählenden Mitglieder der Natbskammer aus Personen zu wählen, die früher Direktoren gewesen sind‘, oder es noch sind. Die Verwe rfung erfolgt mit 141 gegen 71 Stimmen. Ein Amendement Sir J. Graham's, welches die Worte „die nicht von der strone ernannt sind' hinzugefügt wissen will, wird gleichfalls verworfen. Dasselbe Schicksal hat ein Antrag Gladst one's, welchem zufolge die Zahl der gewählten Rätbe 10 statt 7 sein soll. Zu Art. 9, welcher die Wiederbeseßung erledigter Raths stellen betrifft, stellt A. V. Tempest ein Amendement, das die erledigten Stellen, statt aus schließlich durch die Rathskammer selbst, abwechselnd durch diese und durch die in der indischen Bill Lord Ellenborough's vorgeschlagenen Wablksrper beseßt wissen will. Auch dieses Amendement wird verwo rfen. Art. 11 bestimmt, daß jedes Mitglied der Rathélammer so lange un Amte bleiben soll, als es sich gut führt“, d. h. der Sache nach in den meisten Fällen auf Lebenszeit. Gregson beantragt statt dessen, die Amtsdauer auf funf Jahre festjusetzen und die Wiederwählbarkeit als Grundsatz auf zustellen. Lord Palmerston hält zebn Jahre für besser. Auch findet er es zweckmäßiger, die Wiederwahl oder Wiederernennung unstatthaft zu machen. Der ÄÜrtikel wird in seiner ursprünglichen Fassung mit 154 zu 118 Stimmen angenommen. Art. 12, welcher den Näthen nicht ge— stattet, im Parlament zu sitzen, wird nach längerer Diskussion mit 215 gegen 121 Stimmen angenommen.

3. Juli. Ber Herzog von Cambridge und der Herzog von Aumale statteten gestern dem Könige der Belgier einen Besuch in Buckingham Palace ab.

Gestern schifften sich in Gravesend 200 Mann nach Indien ein. An Bord des „Eastern Monarch“ gehen dieser Tage 500 Mann nach Kurratschi ab.

Die dritte Lesung der Lord Lucan'schen Juden-Bill wird all⸗ gemein als das endliche Finale der Juden-Emancipations-Debatten detrachtet, welche das Parlament und die Presse 25 Jahre lang beschäftigt haben. Was nicht Lord Lindhurst, Lord J. Russell, Brigbt oder Palmerston, Cobden oder Gladstone vermocht batten, das gelang dem glücklichen Einfall Tomas Duncombe's, der den Baron Rotbschild, auf Grund eines 100 Jahre alten Präcedenzfalles, zum Mitgliede eines Unterbhaus-Comité's zu ernennen vorschlug Die Wenußung des Jekyll'schen Präcedenzfalles war nach dem Buch⸗ staben“ des Gesetzes gerechtfertigt. Der Einfluß Disraeli's, dessen die Toryh-Regierung nicht entrathen kann, fiel auch in die Wagschale.

In Plymouth ist der Dampfer „Union“ mit KHriefen vom Cap, 21. Mai, angekommen. Im Oranien⸗-Freistaat dauerten die Feind⸗ seligleiten fort. Die Kolonie beobachtete strenge Neutralität. D. Livingstone, der am 24. April per „Pearl“ angekommen war, wurde mit großer Begeisterung empfangen. Man gab ihm ein Festmahl, überreichte ihm eine Adresse und ein Geschenk von 800 Guineen. Die Expedition ging am 1. Mai von der Simons-Bucht nach dem Zambesa ab. Fünf Trausportschiffe waren mit Pferden nach Indien abgesegelt. Das russische Geschwader ging am 25sten April nach China ab.

In der gestrigen Oberhaus - Sißung erkundigte sich der Herzog von Wellington darnach, wie es mit dem seinem verstorbenen Vater in der Paulskirche zu errichtenden Denkmale stehe. Aus den Antworten des Carl von Derby und des Marquis von Lansdowne geht bervor, daß die Sache ungefähr folgendermaßen liegt: Es war von Seiten der Regierung ein Aufruf an die Künstler, nicht nur Englands, sondern auch anderer Länder ergangen, Modelle einzusenden Für die besten derselben waren Preise ausgeseßzt, doch hatte die Regierung zum Voraus ausdrück lich bemerkt, daß sie sich keineswegs verpflichte, eines derselben zu wählen. Nicht weniger als 83 Modelle wurden eingesandt. Die Kunstrichter, zu denen der Marquis von Lansdowne gehörte, fanden 8 derselben eines hohen Lobes würdig, jedoch keines genügend, und beschlossen, einem Bildhauer, der gar nicht mit konkurrirt hatte, einem Helnn Marsball, die Ausführung des Denkmals zu übertragen. Der jeßigen Regierung schien dies eine Ungerechtigkeit gegen die 83 Künstler, welche Modelle eingeschickt hatten, und sie, d. b. der Bauten Minister, Lord John Manners, wählte an Stelle Marshall's einen aus deren Mitte Herrn Stephens. Lord Derby hob namentlich bervor, daß man rasch an's Werk gehen müsse. Ueber lauter Hin- und Herberatben komme man sonst zu

gar nichts. Wie lange habe man nicht über die duftige Themse geseufzt, und noch sei nichts in der Sache geschehen Seit 25 30 Jahren sei Jedermann darin einig, daß ein neues Gebäude für das auswärtige Amt gebaut werden müsse; noch immer aber stehe das Haus nicht da! Mar⸗ quis von Lans downe hebt hervor, daß es nicht genüge, zu Ehren eines Mannes, wie der verstorbene Herzog von Wellington, ein erträgliches oder leidlich gutes Denkmal aufzustellen. Man müsse vielmehr das beste zu erlangen suchen, was man überhaupt bekommen könne. Denn der Ruf Englands in Bezug auf den Kunstgeschmack stehe auf dem Spiele. Die Art, wie die Wettbewerbung ausgeschrieben worden sei, könne er nicht billigen. Sie sei unbeschränkt gewesen, und als Folge davon habe sich herausgestellt, daß die bedeutendsten englischen Künstler keine Modelle ein. gesandt. Man würde besser daran gethan haben, die Konkurrenz auf