1859 / 179 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Baden. Kehl, 29. Juli. Gestern Abend kam eine Ab— theilung K. K. österreichischer Militairs vom Infanterie Regiment Benedek, bestehend aus 1 Major, 2 Ober⸗Lieutenants und 29 Unteroffizieren und Soldaten, hier an. Diese Truppen⸗Abtheilung wird dem Vernehmen nach einige Zeit hier verbleiben, um die aus Frankreich zurückkehrenden K. K. österreichischen Kriegsgefangenen hier auf der Grenze in Empfang zu nehmen und dieselben an ihren weiteren Bestimmungsort zu bringen. (Karlsr. 3.)

Hesterreich. Wien, 31. Juli. Die „Wiener Ztg.“ ver— öͤffentlicht nachstehendes allerhöchstes Handschreiben:

Lieber Freiherr von Bach! Ich habe von den vielfachen freiwilli—

gen Leistungen, mit welchen die Bebolkerung aller Klassen zu den durch den Krieg bedingten außerordentlichen Bedürfnissen in jeder Weise opfer— freudigst beigetragen hat, mit gerührtem Herten Kenntniß genommen.

Die im reichlichsten Maße eingeflossenen patriotischen Gaben, die durch ergiebige Beiträge wesentlich geförderte Errichtung bon Freiwilligen. Corps, die Bereitwilligkeit, mit welcher die Abstellung von Dienstpferden für den Kriegsbedarf allseitig gefördert wurde, die sehr ersprießliche Wirksamkeit der patriotischen Vereine, so wie insbesondere die hochverdienstliche frei⸗ willige Mitwirkung zur Pflege verwundeter Krieger, geben Mir neuer⸗ dings die erfreulichsten Beweise von der in den Zeiten ernster Prüfung

jederzeit bewährten Opferwilligkeit und Hingebung Meiner treuen Völker.

Ich folge dem Drange Meines Herzens, indem Ich Allen, welche

sich an diesen zahllosen und Mir stets unvergeßlichen Kundgebungen echter

Vaterlandsliebe und Menschenfreundlichkeit betheiligten, und namentlich den Bewohnern Meiner getreuen Nesidenz- und Neichshauptstadt Wien,

ausspreche und Sie beauftrage, diesen Ausdruck Meiner vollsten Anerken— nung allgemein zu verlautbaren.“ Laxenburg, den 28. Juli 1859. Franz Joseph m. p.

Der K. st. Botschafter Graf v. Colloredo hatte gestern abermals Audienz bei St. Majestät dem Kaiser und wind am Montag zur Friedens-Konferenz nach Zürich abreisen. Derselbe wird begleitet sein von dem Hofrathe dv. Meysenbug, dem Hof— Seeretair Hofmann und dem Hofconcipisten Freiherrn v. Werner.

Der französische Geschäftsführer, Marquls de Banneville hatte noch vorgestern kurz nach seiner Ankunft dem Herrn Minister des Aeußern, Grafen von Rechberg, einen Besuch abgestattet und hielt eine längere Besprechung mit demselben.

welche hiebei mit leuchtendem Beispiele voranging, den wärmsten Dank

Aus Triest, 29. Juli, wird berichtet: In der vergangenen Nacht, sind die seit geraumer Zeit hier gesammelten treugebliebenen

päpstlichen Dragoner und Carabinieri aus Ferrara und Bologna, nachdem ihre an der österreichischen Grenze zurückgelassenen Waffen bier angekommen, auf zwei päpstlichen Dampfern mit Beihülfe von Trabakeln, welche ihre Pferde aufnahmen, nach Ancona abgegangen.

Die neue Grenze zwischen Oesterreich und Sardinien soll auf folgende Weise festgesetzt sein:! Von dem äußersten Rayon Pes⸗ chiera's soll eine gerade Linie längs des Mincio bis Je Grazie, von da bis Sarzarola (Scorzarolo) und Luzana (Luzzara) am Po die Grenze bezeichnen. Le Grazie liegt am oberen Anfang des Mantua umschließenden Sees, Luzzara nördlich von Guastello, da,

wo der Po die modenesische Grenze verläßt, Scorzarolo etwas ab'

wärts am Po, nicht ferne von Borgoforte. Die Gebietstheile,

welche durch diese Abgrenzung von der bisherigen Lombardel für

Oesterreich bleiben, sind außer Peschiera und Mantun selbst fol— gende: ein Stück nördlich von Mantua mit dem Hauptort Rover—

bella; das Gebiet des untern Mincio, ins besondere das als Brücken— kopf des Po wichtige Borgoforte, ein Streifen Landes südlich vom Po längs der modenesischen Grenze mit den Hauptorten Gonzago⸗

und Revere. Von Bedeutung kann unter Unständen sein, daß durch diesen letzteren Streifen eine unmittelbare Angrenzung Vene— tiens an Modena bestehen bleibt.

Schweiz. Bern, 30. Juli. Die Bundes⸗Versammlung

bat heute das Gesetz in Betreff der Werbungen für fremde Dienste

angenommen. Der Eintritt in andere als nationale Truppen des Auslandes ist fortan verboten. Werber und Angeworbene werden mit Gefängniß, Einstellung im Aktivbürgerrecht, erstere zudem mit einer Geldbuße bis zu 1005 Fr. bestraft, Hierguf wurde die Session bis zum Januar 1869 vertagt.

Belgien. Brüssel, 29. Juli. Der Antrag des Herrn Dumortier, über saͤmmtliche am 11. Juni erfolgte Kammerwahlen eine nachträgliche Untersuchung einzuleiten, ist heute berworfen wor— den: 40 Mitglieder stimmten dagegen, 27 dafür. Ein wichtiger Vorfall hat fich gestern in der 6. Section bei Gelegenheit dieser Debatten zugetragen. Ein Mitglied derselben richtete an den an— wesenden Kriegsminister die Frage, ob die französische Regierung die Ausführung des Befestigungs-Entwurfes nicht mit Bedauern? und gewissermaßen als eine Herausforderung ansehen werde. General Chazal erwiderte darauf mit großer Entschiedenheit. Frankreich, weit entfernt von einer derartigen Auffassung, sei dem fraglichen Projekte vielmehr im höchsten Grade suünstig und habe der Fiegierung sogar bei dessen Aufstellung hülfreicke Hand geleistet. Der gegenwärtige

Entwurf sei der nämliche, an desfen Ausführung schon Napoleon j.

gedacht, und habe man alle darauf bezäglichen Aktenssück, in den

Archiven des französischen Kriegsministeriums der biesigen Regie— rung bereitwilligst zur Verfügung gestellt.

30. Juli. Der König und die Prinzen sind heute Nach— mittags nach Ostende abgereist, um der morgen daselbst unter glänzenden Festlichkeiten stattsindenden Einweihung einer neuen Hafen— schleuse beizuwohnen. Kurz vor der belgischen Königsfamilie hatte

auch die Frau Großfürstin Marie von Rußland kie Reise nach

Ostende angetreten. Die Kammer hat sich heute bis auf spätere Einberufung vertagt, um dem Central⸗Ausschusse zur Abfassung seines Berichtes und dem CKriegsminifler zur Ausarbeitung eines eingehenden Memorandums über die antwerpener Frage Zeit zu lassen. (Köln. 3.)

Großbritannien und Irland. London, 29. Juli. Ihre Majestät die Königin hielt heute Geheimen-Staatsrath in Ssborn: ab.

In der gestrigen Unterha us Sitzung sprach sich Lord John Nussell wie er verheißen, über die Beziehungen Englands zum Üus— lande aus. Er erklärt, es gereiche ihm zur Freude, daß er im „Moni— teur“ die Anzeige finde, der Kaiser der Franzosen stehe im Begriffe, seine Streitmacht zu Wasser und zu Lande zu reduciren. Nachdem er die Auf— merksamkeit des Hauses auf die plötzliche und unerwartete Einstellung der Feindseligkeiten gelenkt hat, bemerkt er, es gebe einen ganz gewichtigen Grund, dessen in den amtlichen Papieren der beiden Kaiser nicht Erwähnung geschehen sei, nämlich die Zabl der auf dem Schlacht— felde Gefallenen, und das sei keine Kleinigkeit, und eben so wenig trete man den beiden Kaisern zu nahe, wenn man glaube, daß das furcht— bare Blutvergießen einen Einfluß auf ihre Entschlüsse ausgeübt habe. Der Vertrag von Villafranca bestehe aus zwei Theilen. Zuvörderst handle es sich um die Abtretung der Lombardei an den Kaiser der Fran. zosen und mittelbar an den König von Sardinien. Das sei eine Sache, die England nichts angehe, welches keinen Theil an dem Kriege genommen habe. Anders verhalte es sich mit dem Theile des Vertrages, welcher auf eine Organisation zur Befreiung Italiens abziele. Im Jahre 1856 habe Lord Clarendon in den pariser Konferenzen es für seine Pflicht er— achtet, in Gemeinschaft mit dem Vertreter Frankreichs die Lage Italiens zur Sprache zu bringen. Es haben sich dabei um den Frieden Europa's gehandelt, und deshalb sei die Sache wohl der Erwägung werth gewesen. Frankreich, bemerkt er, habe nun bor geschligen, daß die Regierung Großbritanniens sich an einem Kongresse zur Diskussion des Vertrages von Villafranca betheilige. Die eng— lische Regierung habe es nicht für nöthig erachtet, eine bestimmte Ant wort auf den Vorschlag der französischen Regierung zu ertheilen. Doch habe sie ihrem Vertreter in Paris zu verstehen gegeben, daß es sich, wenn es zu einer Konferenz oder einem Kongresse komme, um zwei Dinge handle, nämlich zuvörderst um die Vorlegung des züricher Vertrages und, sodan darum, daß der Kaiser von Oesterreich bei jeder Dis— kussion über die italienischen Angelegenheiten betheiligt sei. Die erste Trage, auf die es ankomme, sei die des italienischen Bun— des. Der betreffende Vertrags-Artikel nun besage nicht, daß ein solcher Bund gebildet worden sei oder gebildet werden solle, sondern nur, daß die beiden Kaiser das Zustandekoinmen desselben fördern und begünstigen würden. Wenn ein solcher Bund zu Stande komme, so werde seines Erachtens Italien stark genug fein, sich selbst zu vertheidigen, und des Einschreitens fremder Mächte! werde man nicht bedürfen. Einen italie— nischen Bund halte er fär ein weises Auskunftsmittel; doch bezweifle er sehr, ob die Zeit schon da sei, diesen Gedanken zu verwirklichen, und ob

ein Bund mit dem Papste an der Spitze und dem Kaiser bon Oesterreich

als Mitglied wünschenswerth sei. Wie lasse sich erwarten, daß ein solcher

Bund den Grundsätzen der xeligiösen Toleranz und der Gewissensfreiheit huldigen werde? Es handle sich ferner um die Ausführung der Be— stimmungen des Vertrages bon Villafranca, und ehe die Regierung ganz klar in dieser Sache sehe, könne sie weder einen Kongreß, noch eine Konferenz beschicken. Laut dem Vertrage sollten die Herrscher bon

Toslana und Modena in ihre Staaten zurückkehren. Der Großherzog

von Toskang aber befinde sich in der Lage eines Fürsten, der durch seine Abdication die Stagts⸗Grundgesetze verleßt habe. Obgleich er (Lord John) keine amtlichen Versicherungen uber den Gegenstand erhalten habe, so hege er doch die Ueberzeugung, daß der Kaiser der Franzosen nicht die Absicht habe, französische Truppen zur Wiedereinsetzung des Großherzogs zu verwenden, und

eben so wenig glaube er, daß der Kaiser von Oesterreich gesonnen sei, seine

Truppen zu solchem Zwecke herzugeben. Ehe man eine Konferenz beschicke,

müsse man darüber im Klaren sein. Die schwierigste Frage sei vielleicht die weltliche Herrschaft des Papstes. Zehn Jahre lang sei Bologna durch eine

öͤsterreichische Besatzung in Gehorsamm gehalten worden; sobald aber die öster—

reichischen Truppen fortgegangen, sei ihnen der Kardinal-Legat sogleich

gefolgt. Der Raiser der Franzosen und der Kaiser von Oesterreich hätten

dem Papste gewisse ihres Erachtens unerläßliche Reformen angerathen; der Papst aber habe es abgelehnt, auf diesen Rath einzugehen. Das sei eine der verschiedenen Schwierigkeiten der italienischen Frage. Was Neapel angehe, so habe er Grund zu der Annahme, daß der gegen— wärtige König nicht bei dem tyrannischen System seines Vergängers beharren werde. Seines Wissens sei es dem Kaiser ber Franzosen angelegentlichst darum zu thun, Italien die Wohlthat der Selbstregie⸗ ung zu verschaffen, und er hege die Ueberzeugung, daß ein unabhängiges Italien, oder, wie er sich ausbrückt, ein unahhängiger Staat in Italien, Europa zum Besten gereichen und eine Bürgschaft für den zu—

künftigen Frieden gewähren werbe. Es würde nicht weise sein, wenn Ihrer

Majestät Minister, und noch weniger, wenn Lie Abgeordneten im Hause der Gemeinen zu einem peremptorischen Beschlusse hinsichtlich der Be— schickung einer Konferenz kaͤmen. Auch würde! es nicht rathsam sein, wenn man sich hon vorn herein die Theilnahme an einer Versammlung her ver—

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schiebenen Mächte Europas versagte, welche Aussicht darauf gewährte, den Frieden und die Unabhängigkeit der Staaten zu erhalten. Dis⸗ raeli vermißt eine klare Auskunft über die angeblich so ungünstigen (für Oesterreich ungünstigen) Vermittelungspläne der neutralen Mächte, über welche der Kaiser Napoleon bon London aus Wind bekommen haben soll. Er spricht gegen die Betheiligung Englands an einem Kongreß nach dem Kriege, und sagt dem edlen Staatssecretair des Auswärtigen voraus, daß er mit all seinen Spmpathieen mit Italien nur der Revolution und durch die Rebolution dem Despotismus in die Hand arbeiten könne. Er möge sich endlich die fixe Idee, daß es auch in Italien eine große Whigpartei ge⸗ ben müsse, aus dem Sinne schlagen. Lord Palmerston' kann dem sehr ehren⸗ werthen Gentleman (Disraeli) Bescheid geben. Während des Krieges, sagt er, gab der französische Gesandte (Persigny) meinem edlen Freunde (Nussell) ein Blättchen Papier, auf dem gewisse Ausgleichungspunkte in sehr allgemeiner Fassung aufgezeichnet waren, mit dein Ersuchen, sie der oͤsterreichischen Regierung zu übermitteln und als Grundlagen eines Friedensvertrages zu empfehlen. Mein edler Freund fühlte, gleich seinen Kollegen, daß er es unmöglich ablehnen konnte, einen Auftrag auszurichten, der eine Aus⸗ sicht auf Frieden bot; und anderseits, daß das Kriegsspiel nicht so stand, um eine englische Vermittelung zu rechtfertigen. Mein edler Freund über⸗ gab daher die Aufzeichnung dem oͤsterreichischen Gesandten, mit dem Be⸗ merken, daß es ein Vorschlag der französischen Regierung, nicht unser Vorschlag sei und daß wir keine Meinung darüber äußern könnten. Lord Palmerston vertheidigt dann seine italienische Politik von 1818 und wieder— holt im Wesentlichen Lord J. Russell's Bemerkungen über die Föderations⸗ frage. Wie, sagt er, sollen Oesterreich und Sardinien am selben grünen Tisch über allgemein italiénische Angelegenheiten verhandeln? Oder der Papst und Sardinien, dessen König exkommunizirt ist? („Nein!“) Ja, nicht persönlich, aber dadurch, daß er päpstliches Gebiet regiert hat. Mr. Whiteside hält eine lange Rede gegen Lord Palmerston's mailändische Unterhandlungen im Jahre 1848. Lord F Nusseil rekapitulirt, und nach Anordnung der betreffenden Vorlagen schließt die Sitzung auf 3 Uhr Morgens. 30. Juli. In der gestrigen Morgen-Sitzung des Unterha uses wurden im Comité die verschiedenen Artikel von Gladstone's Einkom⸗ mensteuer-⸗Bill angenommen. Am Abende fragte Scully den ersten Lord des Schatzes, ob der Souverain der römischen Staaten die Würde eines Präsidenten der verbündeten Staaten Italiens angenommen ober abgelehnt habe, und ob, wenn Ersteres der Fall sei, Ihrer Majestät Regierung die Absicht habe, Schritte zu tbun, um in direkten diplomatischen Verkehr mit dem römischen Hofe zu treten. Bentin ck fragte, ob die Regierung die Absicht habe, die Flottenrüstungen zu reduziren, und sspricht dabei die Ansicht aus, daß in dem angekündigten Vorhaben des Kaisers der Franzosen, eine Entwaffnung eintreten zu lassen, kein Grund für England liege, seine Vertheidigungs-An⸗« stalten lässiger zu betreiben. Vielmehr sei fortdauerndes eifriges Rüsten, so⸗ wohl zu Lande, wie zur See, Pflicht der Regierung. Lindsay, Lord Lo⸗ vaine und Lord Ashley sprechen gegen jede Reduction der englischen Kriegsflotte. Als Antwort auf die Frage Scully's bemerkt Lord Pal—⸗ merston, er sei außer Stande, etwas über die Absichten des Papstes mit⸗ zutheilen, da der italienische Bund noch nicht gebildet worden sei, und da die englische Regierung nicht in solchen Beziehungen zum Papste stehe, daß fie Auskunft über deffen Beschluͤsse geben kö5nne., Was die Antnüpfung direkter diplomatischer Beziehungen zu dem römischen Hofe angehe für den Fall, daß der Papst an die Spitze des italienischen Bundes trete, so sehe er gar nicht ein, wie die Bildung eines solchen Bundes etwas damit zu tbun haben koͤnne. England würde eben in ähnliche Beziehungen zu dem Organ des italienischen Bundes, wie zu dem Organ des deutschen Bundes, dem Bundestage, treten. Es werde bielleicht angemessen sein, wenn er bei dieser Gelegenbeit auseinandersetze, wie es eigentlich mit den diploma— tischen Beziehungen Englands zum Papste ftehe. Vor einigen Jahren sei eine Parlaments-Akte im Unterhause durchgegangen, welche die stönigin ermächtigte, in direkten diplomatischen Verkehr mit dem rö— mischen Hofe zu treten. Im Oberhause sei dieser Akte ein Artikel zu— gefügt worden, welcher dem Beherrscher oder der Beherrscherin Eng— lands verbot, einen Geistlichen als Vertreter des Papstes zu empfangen. Der römische Hof habe diese Bestimmung als ein Hinderniß zur Her— stellung diplomatischer Beziebungen zu Großbritannien betrachtet. Er erlaube fich, das Haus daran zu erinnern, daß auch das protestantische Preußen und das nichtkatholische Rußland es abgelehnt haͤtten, einen Geistlichen als Vertreter des Papstes an ihrem Hofe zu mpfangen. Er wisse nicht, ob dies das Ergebniß einer beftünmten gesetz⸗ lichen Verfügung sei; jedenfalls aber sei es Brauch in jenen Ländern. Trotzdem jedoch habe der Papst in Rom diplomatische Agenten Preußens und Nußlands empfangen, und er bermöge deshalb nicht zu begreffen, worauf der Unterschied, den er zwischen England einerseits und Preußen und Rußland andererselts mache, beruhe. Es scheine, daß der Papst die Aufhebung der erwaͤhnten Akte zur Bedingung der Anknüpfung diploma— tischer Beziehungen mache, mithin von England etwas verlange, was zu gewähren Preußen und Rußland abgelehnt baben. Das sei der gegen—⸗ wärtige Stand der Dinge. Was die Frage Bentinck's anlange, so komme es dabei auf eine große Menge von Umständen an— Wenn der Interpellant, wie es scheine, die angekündigte fran— jöfische Entwaffnung zur Voraussetzung seiner Frage mache, so würde es übereilt von der Regierung gehandelt sein, wenn sie Äuskunft über das gäbe, was sie in Folge von Dingen, die fich noch gar nicht ein— mal ereignet hätten, sondern noch im Schooße der Zukunft schlummerten, thun wollte. Er nehme jedoch keinen Anstand, zu erklären, daß es der Regierung unmöglich fein werde, ein auf die Reduction? der WrtbeiD! dungs mitkel abzielendes Abkommen zu treffen, was von den Maßregeln einer anderen Regierung abhängig sei. Auch müsse das Haus bedenken, daß es noch andere Mächte außer Frankreich gebe, welche im Besitze von Kriegsflotten seien, und daß die freudschaftlichen Beziehungen Englands zu denselben eine Aenderung erleiben könnten, so daß die Rüstungen Eng. lands zu Wasser unb zu Lande nicht von der Haltung einer bestimmten einzelnen Macht abhingen, sondern die Regierung fich jeden Tag ver—

anlaßt fühlen könnte, die berschiedenen erf des Landes zu schätzen. Horsman macht auf den mangelhaften Zustand der Vert eibigungs⸗ Anstalten Englands aufmerksam. Er stellt folgenden Antrag: „Die Aug— gaben zur Vollendung der projeltirten oder bereits in Angri genommenen Vertheidigungswerke sind durch einen besonders zu diesem Zwecke und un— abhängig von den jährlich vom Parlamente botirten Suminen aufzubrin⸗ genden Fonds zu bestreiten. Der Kriegsminister, Sidney Herbert, räumt ein, daß es nothwendig sei, die großen Arsenale Englands, in welchen die reproduktive Kraft für Heer und Flotte wohne, in gehörigen Vertheidigungsstand zu setzen. Zugleich giebt er zu, daß einige berselben nur schlecht geschũtzt seien. Ber kürzlich vom Hause eingesetzte Aus⸗ schuß befasse sich mit diesem Gegenstande, und ehe berfelbe seine Arbeiten beendigt habe, könne die Regierung keine Gelbbewilli— gung vom Parlament begehren. Er bersichert außerdem, sämmtliche englische sIriegsschiffe würden demnächst gezogene Kanonen erhalten. Lord Palmerston meint, Horsman werde wohl seinen Hauptzweck, ben nämlich, dem Hause die Noihwendigkeit ans Herz zu legen, die Befesti⸗ gungsarbeiten der Arsenale und Schiffswerften zu bollenden, erreicht haben. In diesen Vertheidigungs Maßregeln gebe sich durchaus nicht der Wunsch kund, irgend einer fremben Macht Aergerniß zu geben. Man lasse fich eben von dem ganz gewöhnlichen Grundsaßze leiten, baß ein Volk, welches den Frieden wünsche, im Stande sein müsse, sich gegen einen plötzlichen Angriff zu vertheidigen. Er hoffe, daß Horsman nicht auf einer Abstimmung bestehen werde, Horsman besteht jedoch darauf unb sein Antrag wird mit 167 gegen 70 Stimmen verworfen.

Frankreich. Paris, 29. Juli. Prinz Jerome ist leibenb. Der Prinz und die Prinzessin Napoleon stalteten ihm gestern einen Besuch in Meudon ab. ;

Der piemontesische Bevollmächtigte zur Züricher Konferenz, Herr Desambrois, wurde heute vom Grafen Walewski empfangen.

Im „Ocean de Brest“ wird gemeldet: „Die ftorbetten Und Gabarren, so wie die zum Transport eingerichteten Dampfer werben damit beauftragt werden, die Masse von Geschützen, Geschossen und Apparaten, weiche nach Italien expedirt wurben, wieder nach den Arsenglen und festen Plätzen zurück uschaffen; sie sollen im Monat August auch zum Rücktransport der Truppen mithelfen. Die Flotten-Verwaltung hat die erforderlichen Weisungen erhalten, um sich mit definitiver Verabschiedung der Offiziere und Seeleute zu be— fassen, die nach sechsjähriger Seefahrt im vorigen Semester zum Flottendienst berufen worden waren.“ .

30. Juli. Der „Moniteur“ enthalt auch her von Friedens⸗-Adressen, die an den FKaiser in'; gerichtet wurden.

Fürst Esterh azy ist auf der Durchreise bor Paris am 29. Juli in Calais gelandet.

Marseille, 29. Juli. Herr von Lesseps brien heute Vormittag hier angelangt und wird n Paris weiterreisen. Er hat eine Note veröffentlich klärt, daß er vor seiner Abreife aus Aeghyten Suezkang!⸗Gesellschaft und die Fortsetzung? ber Arkenke der Gesellschaft abgetretenen Terrain sicher gestellt h Ju

Italien. Aus Reapel, 27. wird gemel aus zwölf Schiffen bestehendes englisch's Geschwad— hier an.“ Garibaldi erließ folgenden Tages befehl aus Welches immer der Gang der politischen Ereignisse sein den gegenwärtigen Umständen dürfen die Italiener weder niederlegen, noch muthlos werden, sie müßen im GSeaents*: verstärken und Europa zeigen, daß se, gert ̃ Emanuel, bereit seien, bon Neuer zugehen, welcher Art sie auch sein mögen. Diesem Aktenstücke folgt ein Oberst Ardoino, datirt bon Breno, n Dokumente werden die Freiwilligen zu bleiben. Der Friede“, heißt zeichnet, und wir müssen uns er Beendigung des strieges noch bleiben. . . .. Vielleicht wird in ften daran denken, das Alarm Farini hat sofort nach U zogthum Modena die Volks Con welche den Wunsch der Nation nisitung des Landes kund g daß alle Bürger mit vollen detem schreiben können, als Wählern Man schreibt dem „Const nnel“ ans dark md unter dem 26. Juli: „Die prodiserische Dislecatiens. Order ur inf Armee⸗Corps ist adbgeaͤndert en. E deiden an st Diyi senmnnm jedes Armee⸗-Corps, außer denen des fünften, Rcern nach Trunk reich zurück und werden gegen den 11. August zar Hand ein treffen. Die dritten Divisenen des eren . nd Armee⸗Corps, nebst denen des anten“ des Marschalls Vaillant di Rückmarsch der Armer erte 20 Kilometres per Tag oder 9 Uhr.

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