1860 / 136 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

1094

hierzu die Gelegenheit ergeben werke, ihre 1 die Ge lig eüge. o wie übe? die Mittel der Ausführung zu aͤußern. Die AÄbstimmung über diesen Antrag wurde auf eine spätere Sitzung vertagt. 2 ̃

Endlich wurde über eine die Bundesfestungen betreffende An⸗ gelegenheit Berathung gepflogen, auch der Familie eines vorma⸗ ligen Marine Bediensteten eine außerordentliche Unterstützung

bewilligt.

Hesterreich. Wien, 9. Juni. In der gestrigen Reichs⸗ rathssitzung wurde der Entwurf einer neuen Grundbuch⸗ Ordnung und der Entwurf eines Gesetzes über das Ver⸗ gleichsverfahren in Konkursfällen vorgelegt. Der Abstimmung, 3b der Entwurf der Grundbuch-Ordnung in pleno oder in einem von dem Reichsrathe gewählten Comité zur Berathung kommen soll, ging eine Debatte voran, in welcher mit Bezug auf die Ein⸗ führung des Grundbuchwesens in Ungarn Graf Barkoczy an— führte, daß die Grundbücher in Ungarn mit zu großer Hast ein⸗ geführt werden wollten, noch ehe die Commassation allenthalben zu Stande gebracht sei, man habe blos Beamte unterbringen wollen und dabei auf die Sprache nicht die gehörige Rücksicht genommen. Der Justizminister Graf Nadasdy widerlegte in längerer Rede die Ausführungen des Grafen Barkorczh. Schließlich wurde zur Be⸗ rathung der Grundbuch-Ordnung ein Comité von 7 Mitgliedern gewählt: Graf Barkoczy, die Freiherren Lichtenfels und Salvotti, die Doktoren Hein, Polanski und Strasser und Abt Eder aus Salzburg. Aus dem letzteren Lande wurden seit den letzten Jahren bei allen Gelegenheiten Stimmen laut, welche die Einfuͤhrung einer neuen Grundbüch-Ordnung befürworteten. Der Entwurf eines Gesetzes über das Vergleichsverfghren in Konkursfällen wurde gleichfalls einem aus sieben Mitgliedern bestebenden Comitè zur Berathung überantwortet.

Belgien. Brüssel, 9. Juni. Die vierzehntägige allge— meine Diskussion des Oetroi⸗Gesetzes ist heute geschlossen worden. Die Artikel⸗Berathung wird künftigen Dienstag beginnen. Dieselbe wird voraussichtlich die ganze folgende Woche in Anspruch nehmen und die Abstimmung am kommenden Sonnabend erfolgen.

Großbritannien und Irland. London, S., Juni. Im Schlosse von Windsor kamen vorgestern Ihre Königlichen Hoheiten die Herzogin und der Herzog von Cambridge und die Prinzeß Mary auf Besuch an; eben so Graf und Gräfin Bernstorff. Gestern beehrte die Königin das Wettrennen zu Ascot mit ihrer Gegenwart. Bald nach 3 Uhr Abends kehrte der Hof mit allen Gästen nach dem Schlosse zurück. ;

Die gestrigen Dübliner Abendblätter bringen ein Telegramm aus Cork, des Inhalts, daß nach der Angabe des dortigen Blattes „Constitution“ die Werbungen für die päpstliche Armee einen fabel⸗ haften Fortschritt machen. Am Dienstag allein sollen in der North Chapel 350 Mann geworben worden sein. Die freiwilligen An— meldungen mehren sich angeblich in einer Weise, welche die Werber in Verlegenheit setzt, indem nicht genug Geld und Transportmittel vorhanden seien, um die ganze Zahl unterzubringen.

In ihrem Eity⸗Artikel schreibt die Times“: Wie wir hören,

ist der mit dem letzten Paketboote aus Vera Eruz in London ange— kommene mexikanische General Bglesias, der am Sonnabend eine Zusammenkunft mit Lord J. Russell hatte, der Ueberbringer von Depeschen des Juarez an die englische und die französische Regie— rung. Am 12ten d. M. liegt der Juarez MLane⸗-Verirag dem Senat der Vereinigten Staaten seit sechs Monaten vor und wird dann, wenn man bis dahin keinen Entscheid in Bezug auf ihn trifft, beseitigt. Es ist jedoch leicht möglich, daß das Kabinet Buchanans die Zulässigkeit der von der republikanischen Partei ein⸗ gebrachten Amendements nochmals in Erwägung zieht und daß man den Versuch machen wird, die Genehmigung des Vertrages binnen der vorgeschriebenen Zeit zu erzielen. Die gegenwärtige Session des Kongresses schließt am 18ten d. M.!“

In der gestrigen Oberhaus-Sitzung beantragte Lord Teyn ham folgende Resolutionen: „Von dem Wunsche beseelt, die Frage der parla— mentarischen Neform erledigt zu sehen, ist das Haus bereit, die Petitionen sorgfältig zu prüfen, welche sich für das allgemeine Stimmrecht und die 66 Abstünmung als breiteste Basis der Volksvertretung aussprechen.

n der Hoffnung, daß es ihm gelingen werde, zu einem richtigen Urtheile darüber zu gelangen, wem das Slimmrecht zukomme und wem nicht, ist es daher bereit, in den Kriminal⸗Lanbstreicher⸗ und Armen⸗esetzen solche Veränderungen vorzunehmen, wie sie nöthig erscheinen mögen, um alle ungeeigneten Personen von der Wählerliste auszuschließen. Das Haus hofft auf diese Weise die in den Petitionen enthaltene Bitte zu gewähren nicht nur ohne Schaden für das Gemeinwesen, sondern mit großem Vor— theil für dasselbe.“ Die Begründung des Antrages ist eine warme gob— 2 22 e, . e, . und die geheime Abstimmung. Nach⸗

ranville zie Re . ie⸗ ,, gegen die Resolutionen gesprochen, werden die

In der Unterhaus⸗Sitzung wurde die Debatte über die Reform⸗ Bl, und zwar speziell über das Amendement Mackinnon' s, welchem erer hinsichtlich der Volksvertretung nicht eher auf dem Wege der

esetzebung etwas gethan werden soll, als bis die 6rgebnisse eines

neuen Census vorliegen, wieder aufgenommen. Sir J. Fe

beantragt die Vertagung der Debatte. Er 233564 n englischs Neform⸗Bill nicht allein, sondern bari, paszn mit a Reform Bills für Irland und Schottland berathen werde. db Dickson unterftützte den Antrag. Bright meint, es handle sich * Wirklichkeit nicht darum, ob das Haus warten wolle, bis ein Census 36. genommen worden sei, oder bis auch die Reform-Bill für Irin und Schottland besprochen werden könnten, sondern derum, ab es ge— sonnen fei, noch in der gegenwärtigen Session ein Reform- Geseß zu lassen. Er glaube nicht, daß die Ansichten des Führers der Oppasition bedeutend von denen der Regierung abwichen, obgleich er nicht im Stande gewesen sei, seine Parteigenessen zu bewegen, das Verfahren einzuschlagen welches einzuschlagen er selbst bereit gewesen sei. Die parlamentarische Reform sei vom Throne aus empfohlen worden, und im Unterhause seien Voten zu Gunsten derselben erfolgt. Trotzdem sträube sich jetzt die Opposition fi gegen eine so gemäßigte Vorlage wie die ministerielle, welche nur 300, 009 bis 56,9000 Mann im vereinigten Königreiche, d. b. je einem unter 20 der jetzt Ausgeschlossenen, die Thür öffnen wolle. Kein Mensch könne behaupten daß ein solches Zugeständniß der Verfassung Gefahr bringe. Es sei sedoch zu wiederholten Malen gesggt worden, die Zulassung dieser Anzahl bon

Menschen würde die Volks-Vertretung und die parlamentgrische Macht in

die Hände einer Volksklasse legen, welche des Vertrauens durchaus un— würdig sei. Er jedoch, der hinreichende Gelegenheit besitze, die Wünsche die Meinungen und den Eharalter der arbeitenden Klassen zu lennen, müsse eine solche Behauptung aufs entschiedenste in Abrede stellen, Seiner Berechnung nach belaufe sich das in der Gestalt von Tage. lohn erzielte Einkommen der arbeitenden Klassen auf 312.000 G60 Pfd. und das Gesammt— Einkommen aller anderen Volksklassen nur auf 1,000 000 Pfd. mehr. Und doch sei der Arbeiterstand nicht durch einen einzigen Abgeordneten im Parlament vertreten. Er batte allerdings gewünscht, daß die Bill weiter gegangen wäre. Aber auch schon so, wie sie sei, werde fie die größte Wohlthat für die arbeitenden Klassen sein. Leider berühre sie die Frage von der Vertheilung der Wahlbezirke nur ganz nebenbei. Lord Palmerst on erinnert daran, daß das Haus das Prinzip der Bill gutgeheißen habe, da es sich im entgegengesetzten Falle der zweiten Lesung hätte widersetzen müssen. Während der ganzen Diskussion habe es die Opposition blos darauf abgesehen gehabt, die Sache so lange wie möglich hinzuschleppen. Disraeli entgegnet, die Mehrzahl der Redner, welche über die Bill gesprochen, seien Anhänger der Negic— rung, und wenn es Lord Palmerston wirklich darum zu thun sei, zu er— fahren, ob die Bill gewünscht werde, so brauche er blos einige der hinter ihm sitzenden Abgeordneten zu fragen. Bei der Abstimmung wird der Antrag Fergusson's mit 269 gegen 248 Stimmen verworfen. Die Ver⸗ werfung eines auf Vertagung des Hauses dringenden Antrages Coch⸗ rane's erfolgt mit 267 gegen 222 Stimmen. Ein Antrag Card⸗ well's, welcher die irische Reform -Bill für diefe Session beseitigt, wird angenommen.

g. Juni. In der gestrigen Oberhaus; Sitzung bemerkte Lord Brougham, er erlaube sich, an den Earl Granville eine Frage zu richten, auf welche er hoffentlich eine verneinende Antwort erhalten werde, die Frage nämlich, ob die über das Bombardement von Palermo veröffentlichten Berichte gegründet seien. Zur Ehre der menschlichen Natur möchte er glauben, daß dieser Gräuel sonder Gleichen eine bloße Er⸗ dichtung sei. Er sage absichtlich Gräuel ohne Gleichen, weil dem sluch⸗ würdigsten Tyvannen des Alterthums, dem Manne, dessen Name als der eines Tyrannen sprüchwörtlich geworden sei, weil Rero, als er Rom habe brennen sehen, doch nur der Vorwurf der Leichtfertigkeit gemacht worden sei. Es sei ihm nicht das scheußlichere Verbrechen dorgewor— sen worden, eine Stadt angezündet zu haben, um unter ihren Hundert⸗ tausenden bon Einwohnern die ihn angreifenden Feinde zu bernichten. Das Prinzip der Nichtintervention sei heilig und müsse beobachtet werden; wenn aber die erwähnten Berichte wahr seien, so werde dieses Prinzip sicherlich auf eine harte Probe gestellt. Freilich hoffe er, daß es auch diese siegreich bestehen werde. Doch vermöge es nicht im mensch⸗ lichen Herzen die natürlichen Gefühle der Menschlichkeit zu ersticken und lönne' nicht verhindern, daß man mit Abschen und Entrastung von solchen Verbrechen höre. Eben so wenig vermöge es zu ver⸗ hindern, daß man den Sikeilianern eine rasche und böllige Befreiung wünsche, selbst wenn diese nur durch den Fall der Thrannen er— kauft werden könnte. Lord Granville thut es leid, bemerken zu můssen, daß keine amtlichen Berichte über das Bombardement von Palermo ein⸗ getroffen seien. Außerdem müsse er bemerken, daß es weder gebräuchlich noch zweckmäßig sei, wenn die Regierung auf Fragen, welche die auswärtige Politik beträfen, antworte, wofern dieselben nicht vorher angezeigt worden wären. Lord Brougham entgegnet, er habe die Anzeige absichtlich unter⸗ lassen, um den Ministern die Verlegenheit zu erspgren, die Frage beant— worten zu müssen. Lord Stanhope beantragt die Vorlegung der Depesche, oder eines Auszuges aus der Depesche des Staatssecretairs für das Aus⸗ wärtige, welche die diplomatischen Beziehungen zu der römischeu Kurie seit dem ÄUufhören der britischen Gesandtschast in Florenz regelt. Das System, den diplomatischen Veikehr mit Rom durch Vermittlung eines bloßen Attach 6's zu unterhalten, scheint ihm nicht empfehlenswerth, namentlich, da ein solcher eine zu untergeordnete Stellung habe, um gegen die diplo⸗ matischen Vertreter Frankreichs und anderer Mächte aufkommen zu können. Bei der gegenwärtigen Lage der italienischen Angelegenheiten sei es bon ber größten Wichtigkeit, daß England zu Rom in der Weise vertreten sei, in welcher es feinen berechtigten Einfluß am besten zur Geltung bringen könnte. Wie die Sachen jetzt ständen, könne England keinen Geistlichen als Vertreter des Papstes empfangen, und da der Papst keinen Laien senden molle, so koͤnne kein päpstlicher Gefandter am englischen Hofe akkreditirt werden. Andere Machte befänden sich in ähnlicher Lage. Das aher habe fie nicht abgehal⸗ sen, Vertreter an ben päpftlichen Hof zu senden, und er sche nicht ein, weshalb England ihrem Beispiele nicht folgen sellte. Lord Wodeh out entgegnet er halte den gegenwärtigen Zeitpunkt nicht für geeignet zur Gründung einer Gesandischaft in Bom. Was für England in Rem zu

1085

ei, das werde von Hernn Odo Russell in sehr geschickter Weise gethan, h . liege dag Bedürfniß einer Nꝛuerung nicht dor. Wenn

woch Lie romische cri selbst den Wunsch ausspreche, daß England einen BHolschafter nach Nom sende, so sehe er keinen Grund ein, weshalb man diesen Wunsch nicht erfüllen sollte. Lotd Malmesburyh und Lord Rorma n by sprechen sich in vemselben Sinne, wie Lord Stanhope aus, dessen Antrag Hließlich genehmigt wird. Der Herzog von ä . erklärt als Ant⸗ wort auf eine Frage Lord Dung a nnon's, es sei allerdings wahr, daß seit Anfang des Jahreg eine große Anzahl Arbeiter aus den Schiffs werften von Portsmouth entlassen worden seien. Was das Gerücht be⸗ treffe, daß die Entlassenen zu Cherbourg und in anderen französischen fen Beschäftigung gefunden hätten, so habe er allen Grund, es für rein aus der Luft gegriffen zu halten. Auch habe er gehört, daß die franzöͤsischen Behörden, statt Extra- Arbeiter für Cherbourg anzuwerben, kürslich 400 beim Schiffsbau beschäftigte Leute von dort entlassen hätten. Die Bill, welche sich auf die Konzessions- Verleihung für Restaurationen und Weinhäuser bezieht, gebt durchs Comité.

In der Unterhaus-Sitzung erklärte Lord J. Russell als Ant— wort auf eine Frage Cab es, es sei leider nur zu wahr, daß der cuba— nische Sklavenhandel noch immer fortbestehe, und daß die Zahl der jähr⸗ lich dort importirten Sklaven fich auf 30 –— 40, C00 belaufe. Lord C. Paget entgegnet auf eine Cherbourg betreffende Frage, es würde den Regu— lationen der franzöbsischen Behörde zuwiderlaufen, wenn Engländer in Cherbourg beim Schiffsbau verwandt worden wären. Auch sei der Tage⸗ lohn auf den britischen Schiffswerften böher als auf den franzoͤsischen.

Gestern fand auf dem Frie-hofe von Brompton in London die Beerdigung des verstorbenen Majors Leopold von Orlich statt. Hen religiösen Theil der Ceremonie vollzog der hochwürdige J. Hamilton, ein angeheiratheter Oheim des Verewigten.

Frankreich. Paris, 8. Juni. Die französische Flotte hat jetzt ihre fardinischen Decorationen bekommen: 116 Orden des heiligen Mauritius und Lazarus, so wie eine große Zahl Militair⸗Me⸗ daillen. Am 5. d. hat im Stadthause die erste Sitzung der neu gegründeten Gesellschaft der Statistik von Paris stattgefunden. Michel Chevalier präsidirté und der „Moniteur“ theilt heute seine Eröffnungsrede mit. Die europäische Bevölkerung Algeriens belief sich am letzten Jahresschluß auf 202,947 Seelen, S2d2 mehr als im Vorjahre.

9. Juni. Das vom „Constitutionnel“ hoch gefeierte Er⸗ kenntniß des Cassationshofes, daß sich in der Gesetzgebung, Rubrik Verleumdung, keineswegs eine bedauerliche Lücke befinde, daß die Verleumdung gegen Todte im Gesetz von 1819 ausdrücklich vorge⸗ sehen, mithin die Freisprechung des Bischofs Dupanloup ungerecht— fertigt sei, hat dem 93jährigen Kanzler von Frankreich, Herzog von Pasquüier, Anlaß gegeben, dem „Constitutionnel“ brieflich

D

zu erklären, daß er und sein Minister-Kollege vor h Jahren de

Serres als die intellektuellen Urheber des quäun. Gesetzes von 1819 keineswegs Verleumdungen gegen Todte, sondern nur Verleum— dungen gegen Lebende im Sinne gehabt hätten.

Del Minsster Sardiniens, Ritter von Nigra, hat bereits die Herren Graf Nomis de Pollone, Baron Roupy de Sales und Ehevalier Mancaldi dem Finanzminister Magne vorgestellt. Die genannten Herren sind die von Sardinien zur Regelung der Schul— denfrage ernannten Kommissare. .

Graf Kisselew wird, wie es heißt, nächstens nach Peters burg abreisen. Dem Vernehmen nach wird Cavourin Fontainebleau erwartet.

Die Zahl der Contre⸗-Admirale ist um vser, die der Vice⸗Admi— rale um zwei vermehrt worden. . ö

Dieser Tage würden hier auf der Seine Versuche mit einem neuen flachen Landungsboote angestellt; 180 Soldaten mit Waffen und Gepäck, ein bespannter, gezogener Vierpfünder mit der Bedie⸗ nungsmannschaft und einem WMunitionswagen wurden zu den Ver— suchen kommandirt, welche sehr gut gelungen sein sollen.

Spanien. Aus Madrid, 8. Juni, wird telegraphirt: „Hr. Merry wurde, gn die Stelle des zum Gesandten in Brasilien autsersehenen Hetrn Blanco del Vallo, zum spanischen Gesandten in Marokko Ernannt. Die Progresststen- Partei hat zu den Adresse⸗Paragraphen über die Amnestie⸗-Frage, Amendements zu . der Auftechthaltung des Gesetzes in Betreff der Verbannung der Familie des Don Carlos gestellt. Ve— reits in den Cortes⸗Sttzungen am 4. Und 5. Juni, wo die Abvesse⸗Diskussion sowohl im Senate wie im Kongresse er⸗ öffnet wurde, wurden von Progressisten Beschwerden erhoben, daß die Regierung die Vortheile der Entdeckungen über den Ursprung der letzten Verschwörung so vollständig unbenutzt gelassen habe. Im Senate siel Tejada init dem Antrage durch, der Senat möge Mn die Antwort-⸗Adresse einen Paragraphen aufnehmen, worin Bei⸗ leid über die Prüfungen ausgesprochen werde, denen die Regierung von Neapel und Rom jetzt unterworfen seien. Von ministerieller Stlte wilrde diefer Antrag nachdrücklich bekämpft und mit starker Majorität verworfen.

Italten. Türin, 8. Juni. Auf Paleocapa 8 Vorschlag wurden zum Studium der Alpen⸗Gisenbahnen drei Unterlommissãre eingesetz In einem Genueser Blatt nimmt Mazzini die Deserteure der piemenfesischen Armee in Schutz und behauptet, er gehe mit

Garibaldi Hand in Hand. Die S un f, von Termini und Trapani ethielten Befehl, diese Plätze zu fäumen. Garibaldi be= fahl eine Aushebung in Masse, errichtete Kriegs⸗ ,. und Vertheidigungs⸗Comites, verkheilte unter seine Soldaten Gemeinde= guter und versprach den Deserteuren der in neapolitanischen Diensten befindlichen Fremdencorps 40 Ducati Prämie.

Die Kämmer hat in ihrer vorgestrigen Sitzung den Kom⸗ missionsantrag betreffs der ECivilliste angenommen. Die Kron⸗ dotation wurbe auf 11 Million Lire felge. Gtaf Cadour hene einen Gesetzentwurf vor, betreffs der Aushebung bon 1000 Matrosen.

g. Juni. Nach einem hier eingetroffenen Telegramm ist der General Letizia von Neapel nach Palermo zurückgekehrt und hat die Capiiulation mit Garibaldi unterzeichnet, Die Neapolitaner werden sich mit Waffen und Gepäck einschiffen und bis zu ihrer Abfahrt auf dem Monte Pellegrino lagern. Das

Fort Castellamare ist bis zur geschehenen Räumung dem englischen

Admiral als Depot übergeben worden.

Aus Wien, 8. Juni, wird der „Köln. Ztg;“ über das nea—⸗ politanische Heer auf Sicilien, so wie über den eist der Marine⸗ Mannschaft geschrieben: „Die gestern Abends hier eingetroffenen Nachrichten mmelden übereinstimmend, daß sich die Truppen des Mar⸗ schalls Lanza in vollkommener Deroute befinden. Desertionen finden massenhaft statt, jedoch soll sich nur eine geringe Anzahl Soldaten in das Lager Garibaldis begeben haben; die Mehrzahl scheint es vorzuziehen, sich zu zerstreuen und sich zu verbergen Lanza leidet Mangel an Lebensmitteln und Munition. Dies ist auch die Ursache, warum der Marschall sich geweigert hat, den Köͤ⸗ niglichen Befehl zu erfüllen und den Kambf mit den Truppen Ga⸗ ribaldi's wieder aufzunehmen.

Die in Paris am 8. Juni angelangten Depeschen der „Patrie“ über Sicilien melden nichts Definitives über die Lage der Ange— legenheiten in Palermo. Der Waffenstillstand ist, wie man ver⸗ sichert, bis zum 20. Juni verlängert worden. Er wird erneuert werden, wenn es die ÜUmstände erheischen. Als Basis der Unter⸗ handlungen, von denen die Rede war, wird man im Prinzip auf⸗ stellen, daß 1) keine Macht mit Waffengewalt in Siellien interde⸗ niren könne, und daß 2) die Feindseligkeiten in Palermo nicht mehr aufgenommen werden dürfen. Der „Constitutionnel'“ drückt sich folgendermaßen darüber aus; „Die aus Sieilien uns zugekemmenen Depeschen fassen die Lage der Dinge folgendermaßen zusammen: Der Waffenstillstand, welcher heute zu Ende ging, ist wieder verlängert worden. Die Großmächte scheinen darin einig zu sein, daß einerseits die Feindseligleiken nicht mehr erneuert werden, und daß andererseits die Nicht-Intervention Europa's zwischen dem Könige von Reapel und Szeilien im Prinzip aufgestellt werde. Wir fügen hinzu, daß das Interesse unserer Landes⸗Angehörigen den Abgang von drei neuen Linienschiffen nach den der e von Sicilien nothwendig gemacht hat.“ Das „Pays“ meldet endlich Folgendes: „Ene heute hier eingetroffene Depesche bestätigt, daß der Waffenstillstand zwischen hen Generalen Lanza und Garibaldi auf unbestimmte Zeit verlängert worden ist. Für heute steht zweier⸗ lei fest: daß die Mächte in Sicilien keine Intervention und keine Erneuerung des Blutvergießens wollen. Man vermuthet, daß das möglicherweise herbeizuführende Resultat der diplomatischen Be⸗ mühungen die Anerkennung der gegenwärtigen Lage der Dinge in Italien durch den König von Reapel sein werde, d. h. die Un— abhängigkeit Siciliens.“

Aus Rom, 5. Juni, sind in Marseille am gten Abends, Briefe eingetroffen, welche melden, „daß General Lamoricière Truppen an die Punkte der römischen Grenze geschickt hat, die etwa von Gari⸗ baldischen Banden bedroht werden könnten. Durch päpstliche Be⸗ kanntmachung wird der Unterzeichnungs-Termin für die römische Anleihe bis zum 15. Juli verlängert. Die Rardinäle haben eine außerordentliche Versammlung gehalten und 30, 000 Thlr. unter⸗ zeichnet. Die Staats⸗Revenuen nehmen mit jedem Tage in Folge der VBedenflichkeit der politischen Lage des Landes ab. Die Samm⸗ lungen für den Peters⸗Pfennig haben nur 500000 Thlr. ergeben. Zahlreiche Familien sind von Neapel in Rom angekommen, Die französische Besatzung feierte am 4. Juni den Jahrestag der Schlacht bei Magenta. Sas Volk rief den auf dem Platze Colonna ver⸗ sammelten Truppen Lebehochs a, .

Der Herzog Torlonia hat mit seiner ganzen Familie Rom ver⸗ lassen und ist in Livorno eingetroffen.

Griechenland. Athen, A. Mai. Gestern find die Kam- mern geschlofsen worden, nachdem sie noch einem Geseße zugestimmt hatten, welches anordnet, daß latholife EPriefler nicht, wie ein⸗ fache Bürger oder orthodox griechische riestet, auf s Epnngzlium zu schwören brauchen, da ihrer ein fachen ussage vollkommen Glau- ben beizumessen sei. Letzten inn, hat der Fingnziminister Ku= mundurbos, Ver alle Krisen des Ministeriums Miaults Aaberlebt hat. seine Entlasfung gefordert, dis jetzt aber noch nicht erhalten.