1860 / 190 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

1544

fertig zu werden, und nach Ablauf dieser Periode würden noch immer zehn Tage zur Erledigung der übrigen Geschäfte erforderlich sein. Ihre Herrlichkeiten würden daher wohl begreifen, daß die Prorogation des Parlaments nicht so ganz nahe vor der Thür stehe. (Heiterkeit. Die auf der Tagesordnung stehende, das indische Heer betreffende Bill wird ill um Zweitenmale verlesen. Eine Frage Lord Ellenborough's über die dur beantwortet der erg von Somerset dahin, daß er sagt, dieseiben seien auf 13816, 000 Pfd. veranschlagt worden.

Unterhaus⸗Sitzung. Bright lenkt die Aufmerksamkeit des Hauses nochmals auf die Papiersteuer-Frage. Der Schatzkanzler, bemerkt er, habe in seinem Budget den Porschlag gemacht, sowohl die AÄccise auf inländisches Papier, wie den Eingangszoil auf fremdes Papier ab—⸗ zuschaffen. Da aber die Bill, durch welche die Papiersteuer abgeschafft werden sollte, im Oberhause durchgefallen sei, so hätten die englischen Papier-Fabrikanten Gründ zur Beschwerde. Die Accise sei eine Tyran⸗ nei, welche in einem freien Lande nicht geduldet werden dürse, und ein wichtiger Industriezweig leide unter derselben. Das Haus der Gemei⸗ nen sei seiner Macht beraubt und eine Kontrole sei ihm entzogen worden, die es seit fünfhundert Jahren ausgeübt habe. Der Schatz⸗ Kanzler sei einer neuen Behörde ünterworfen worden, die in Zukunft in Finanzfragen Verlegenheiten stiften und Unheil anrichten werde. Das Haus habe drei harmlose Resolutionen angenommen, die durch eine keineswegs harmlose Rede eingeleitet worden seien; und wenn nur ein Funke von männlichem Geiste in ihm lebe, so werde es irgend ein Mittel ergreifen, um sein Ansehen und seine Ehre wieder herzustellen. Er schlage der Regierung vor, eine Bill einzubringen, durch welche die Erhebung der Papier⸗Accise bis März oder April des nächsten Jahres suspendirt werde, oder den Vorschlag Lord Fermoy's anzunebinen, nämlich das Parlament bis zum November blos zu vertagen, nicht zu prorogiren, so daß beim Wiederzusammentritt desselben die Bill im Oberhause von Neuem in Er— wägung gezogen werden könne. Lord Palmerston sagt, er habe gehofft, die ernste Frage, welche einen Konflikt der beiden Häuser herbeizuführen drohte, seizur Genüge erörtert und endgültig erledigt worden. Wenn Bright wirklich die von ihm ausgedrückten Ansichten hege, so würde es ihm besser geziemt haben, damit zu einer Zeit hervortreten, wo die Frage im Unterhause debat⸗ tirt wurde, wo das Haus noch stark besucht ward und wo der Vorgang, um den es sich handelte, ein neuer war. Er (Palmerston) glaube, durch das von ihm vorgeschlagene Verfahren seine Pflicht gegen das Unter⸗— haus und gegen das Land erfüllt zu haben, und in diesem Glauben sei er durch die ungeheure Majorität, mit welcher die Nesolutionen durchge⸗ gangen seien, noch bestärkt worden. Seines Erachtens habe die Gelegenheit nichts weiter erheischt, als die von ihm vborgeschlagenen und vom Hause ange— nommenen Resolutionen, welche die Würde und Macht des Haufes der Ge— meinen wahrten. Wenn es irgend etwas Demüthigendes und Herabwürdi— gendes für das Unterhaus gebe, so sei es ein Lamentiren und Klagen, wo doch kein praktisches Resultat in Aussicht stehe. Bright würde im Interesse seines Rufes und der Würde des Parlaments besser gethan haben, wenn er sich der durch die große Masse der Nation gutgeheißenen Entscheidung der Mehrheit des Hauses gebeugt und die Sache hätte ruhen lassen. She⸗ ridan fragt den Staatssecretair des Auswärtigen, ob die englische Regie⸗ rung ihre Hülfeleistung bei der Intervention in Syrien auf die Anwesen— beit eines englischen Geschwaders an der syrischen Küste zu beschränken gedenke; ferner, ob, falls die furchtbaren Metzeleien fortdauerten und die Unruhen in Shrien weiter um sich griffen, sie Truppen zur Unterdrückung derselben absenden, oder Frankreich die ganze Ehre und den ganzen Ruhm überlassen wolle, welche aus einer aktiven militairischen Unter⸗ stüßzung der Cbristen gegen das furchtbare Treiben der Mohamedaner nothwendig entspringen müßten. Lord J. Ru ssell: Was die erste Frage anbelangt, so haben wir unsere Einmischung nicht auf das bloße Erscheinen unserer Kriegsschiffe an der syrischen Küste beschränkt. Unser Geschwader wird alles, was in seiner Macht steht, thun, um Blutvergießen zu berhin⸗ dern. Wenn es dies aber auf keine andere Weise thun kann, so ist der Admiral dahin instruirt, die Marine⸗ Soldaten zu landen, damit sie die Wiederkehr ähnlicher Scenen, wie sie neulich vorgekommen sind, verhindern. Der türkische Botschafter hat mir mitgetheilt, es 6 Nachrichten von Fuad Pascha eingelaufen, welchen zufolge 400 Personen als Theilnehmer an den neulichen Frevelthaten verhaftet, außerordentliche Gerichte eingesetzt und mehrere der eingezogenen Personen berurtheilt worden seien, so wie, daß diejenigen, welche der Theilnahme an den Metzeleien schuldig befunden wür⸗— den, sofort hingerichtet werden sollten. Er zeigte mir ferner an, Fuad Pascha melde, daß alle wohlgefinnten Bewohner von Damaskus der Regierung ihren Beistand liehen, um die Uebelthäter zu verhaften, und daß die Trup⸗ den des Sultans sich mit der größten Lohalität benommen hätten. Als die Vertreter der europäischen Mächte sich in Paris bersammelten, war es ohne Zweifel ihre Ansicht und die der Regierung Ihrer Majestät, in An— betracht des Mißverhaltens der türkischen Truppen und ihrer Befehlshaber kege Grund zu der Befürchtung vor, daß die Sache der Ordnung von Seiten dieser Truppen nur schwache und unsichere Unterstützung finden Derbe. Man hielt es daher für nothwendig, sich dahin zu einigen, daß eine Abtheilung französischer Truppen abgesandt werde, um die Autorität des Sultans zu unterstützen, Blutvergießen zu berhüten und die Ruhe wieder herzustellen. Allein man hielt es für weit besser, wenn zuvörderst eine 8 Macht die Truppensendung in die Hanb nehme. Für den Fall, daß es später nöthig sein sollte, mehr Truppen zu haben, würden e Nächte laut dem Protokolle, welches dem Haufe vorliegt, zu erwägen haben, welche dieser Mächte die noch erforderlichen Truppen zu stellen hat, And natürlich wärde Ihrer Majestät Regierung ihre Meinung über bie— sen Punkt abzugeben haben und nöthigenfalls an den Operationen Theil webmen. Ich hoffe jeboch, daß keine solche Nothwendigkeit ein— treten wird. 59 Anbetracht der von Fuad Pascha ergriffenen nach⸗ drucklichen Ma regeln bin ich der Meinung, daß, obgleich noch immer Nortthaten im Lande verübt werden, und obgleich die ungläcklichen Christen sich fürchten, in ihre Heimath zurückzukehren, der Stand der Dinge sich bald bedeutend bessern wird, und baß die Streit⸗

die Truppensendungen nach China verursachten Transportkosten

nach Nizza fahren.

kräfte der Türkei und Frankreichs die Ruhe wieder herstellen werden. Ist das der Fall, so wird bie franzöfische Regierung, statt daß die Sendung neuer Truppen erforderlich ist, im Stande sein, die von ihr abgesandten Truppen zurückzurufen. Wir wünschen, daß diese Operation eine rasche sein möge und daß wir bald von der Wiederherstellung der Ruhe und dem Aufhören der furchtbaren Metzeleien hören mögen. Natürlich kommt es vor Allem auf die allgemeine Wiederherstellung der Ruhe an, und wir werden erst nachher zu erwägen haben, was für Maßregeln zu ergreifen sind, um eine Wiederholung dieser Frevelthaten zu verhinbern. Frankreich. Paris, Ji. August. Am 23. August tritt der Kaiser seine Reise an. Zunächst begiebt er sich nach Dijon, wo ein großer Ball stattfinden soll, fodann Über Lhon nach Sa⸗ vohen, wo er im Ganzen acht Tage bleiben will. Darauf wird er zwei Tage in Toulon und drei in Marseille verweilen und dann ; Für Corsika sind 24, für Algerien 48 Stun⸗ den bestimmt.

Drei savoyische Generale, Graf Mollard, Graf Jaillet de Clergens und de Rolland, find mit Generalsrang in die französische . übergetreten. Das bezügliche Dekret ist gestern ausgefertigt worden.

Der Justiz-Minister Delangle ist zum Großkreuz der Ehren⸗ Legion erhoben worden.

Die Kaiserliche Waffenfabrik zu St. Etienne hat Erlaubniß erhalten, eine ihr vom sardinischen Kriegs-Minister aufgegebene Be⸗ stellung von 25,000 Gewehren anzunehmen und auszuführen.

Im Lager von Chalons hat gestern, wie der „Moniteur“ mel⸗ det, vor dem Kaiser bei prächtigem. Wetter das zweite große Ma⸗ nöper unter dem Kommando des Herzogs von Magenta statt— gefunden. Man hatte dabei die Dispositionen der Schlacht bei Auerstädt zu wiederholen gesucht.

Die sardinische Regierung läßt in Frankreich 10 Dampf⸗ Kanonenboote anfertigen. Der Kriegs-Minister Randon hat fich heute Morgen nach Ehalons begeben.

Der gesetzgebende Körper hat in seiner diesjährigen Session (der laͤngsten seit 1852) vom 1. März bis 21. Juli 200 Gesetze botirt. Hiervon sind 53 von allgemeinem und PFa7 von lofalemn Interesse. Aber auch unter letzteren sind viele von Wichtigkeit, z. B. jene, welche die großen Ärbeiten in den Provinzstädten be⸗ treffen; mehrere der von diesen Städten zu kontrahirenden Anlehen belaufen sich auf Millionen. In der diesjährigen Session versam— melte sich die Kammer 45 Mal in den Bureauz und 63 Mal in öffentlicher Sitzung. 190 Kommissionen bereiteten die votirten 206 Gesetze vor; auch die Konferenzen mit dem Staatsrathe erforder⸗ ten viel Zeit.

. = 12. August. Ein Artikel des heutigen „Moniteur“ über die Arbeiten der letzten legislativen Session fucht darzuthun, daß die Verfassung des Kaiserreichs ihre Probe glänzend bestanden habe und den Vergleich mit den gepriesensten Verfassungen anderer Län— der nicht zu scheuen brauche.

Ein Kaiserliches Dekret setzt den Zinsfuß der Schatzbons auf „pt. für fuͤnf Monate und auf 2 pCt. für ein Jahr fest.

In der Nacht vom Freitag brach im Lager zu Chalons, in der Lagerhütte des Kaisers, nahe bei ber Kammer des Kaiserlichen Prinzen, Feuer aus. Dasselbe ward rasch gelöscht, und der kleine Prinz erwachte nicht einmal aus seinem Schlummer.

Eine Depesche der „Patrie“ von der Kuͤste des Rothen Mee— res versichert, daß der König Theodor bei Saccara in Süd⸗Abys⸗ sinien eine neue Niederlage erlitten habe und selbst dabei verwun— det worden sei.

Spanien. Madrid, 9. August. Die „Corresp. autogr.“ meldet, daß die Königin ihre Bewilligung zu der Vermaͤhlung des Infanten Don Sebastian mit der Infantin Christina ertheilt hat.

Portugal. Nach den „Novedades“ vom ten d. belaͤuft sich das portuͤgiesische Budget für 1860 61 nach der Feststellung durch die Cortes auf 12, 759, 809g, 413 Reis Einnahme, gegen eine Ausgabe von 13,988 005,954 Reis.

Italien. Turin, 8. August. Das Schreiben, welches Haribaldi an die Königin Victoria gerichtet und durch den Fürsten . San Giuseppe in London hat überreichen lassen, autet:

Majestät! Durch meine Pflicht gegen das italienische Vaterland be⸗ rufen, dessen Sache in Sicilien zu bertheidigen, habe ich die Diktatur eines edlen Volkes übernommen, das nach langwierigen Kämpfen nichts wünscht, als an einem nationalen Leben, so wie an der Freiheit unter dem Scepter eines hochherzigen Fürsten, dem Italien sich anvertraut hat, Theil nehmen zu dürfen. Ber Äbgesandte, welcher Ew. Majestät sich im Namen der in diesem Lande errichketen probisorischen Regierung vorstellt, macht keinen Anspruch darauf, einen besonderen und unabhängigen Staat darzustellen, aber er erscheint als Dolmetscher der Gedanken und Gefühle bon drittehalb Millionen Italienern. Kraft dieses Rechtstitels ersuche ich Ew. Majestät, daß Sie geruhen mögen, ihn zu empfangen und, indem Sie ihm eine Audienz bewilligen, ihm ein geneigtes Gehör zu schenken, um welches er Ew. Majestät zu Gunsten dieses schönen und edlen Theiles bon Italien ehrerhietigst ersuchen möchte.

. 22. Juni 1860. Garibaldi.

n Ihre Majestät die Königin von Großbritannien und Irland.

1545

ton Tallehrand, der franzöfische Minister an unserm Hofe, hat rn, . begeben, um die Bewegungen der Garibal— distischen Expeditionen sowohl als auch unserer Flotte besser beob⸗—

u können. Ebte hör beanl, 4t. August. Die heutige Perseneramg , mel—

Eine Depesche aus Reggio in Calabrien an den Marine— . in Neapel berichte; es seien 150 Kanonenboote in Sicht. Garibaldi habe vier Korvetten und sieben Kauffahrteischiffe erhal— ten. Wie es heißt, habe sich das Spital der barmherzigen Brüder in Mailand auf Bertani's Ansuchen bereit erklärt, die Kranken und Verwundeten von Sicilien aufzunehmen. Aus Turin wird gemeldet: In Brescia seien 26 Soldaten wegen versuchter Desertion zu sechsmonatlichem Kerker verurtheilt worden. Das weite Armee⸗Corps soll am 1. September in das Lager von

Montechiari abgehen. (W. 3. n. 2 . 9 . wird Victor Emanuel

; erwartet.

. . 10. August. Am 19. August beginnen die Wahlen zum Parlamente in Neapel. Die Zahl der Abgeordneten beträgt 164, die nach dem Wahlgesetze von 1848 gewaͤhlt werden. Das neapolitanische Wahl⸗Comitéè hat an die Syndiken (Bürgermeister) des Landes einen Aufruf erlassen, worin es auffordert, nur Män— ner zu wählen, welche als der Sache der Nationalität und Unab⸗ hängigkeit ergeben und durch einen guten Namen als feste Charak— tere bekannt seien; im er n möge man Maͤnner aus allen Klassen wählen, damit kein Theil der Bevölkerung unvertreten sei.

Wie die mailänder „Perseveranza“ meldet, hat der Munizipal⸗ rath den General Garibaldi zum Bürger Mailands ernannt.

Aus Rom, 7. August, wird der „Patrie“ gemeldet, daß Oberst von Pimodan zum Brigade⸗General und Befehlshaber des päpstlichen Observations-Corps an der toscanischen Gränze ernannt wurde.

Türkei. Konstantinopel, 10. August. Kaiserlichi Abmeb ist zum Gouverneur von Saida, Osman Pascha zum Gouverneur

von Smhrna ernannt. . . Im Bosporus wurde ein Ueberwachungsdienst organifirt.

Boote cirkuliren zur Nachtzeit und halten alle Barken fest, die sich nach 11 Uhr im Meere betreten lassen, mit Ausnahme der Fischer— barken und der Kaiks, die Beamten gehören. Auf Boote, die nach dreimaligem Anrufen nicht stille halten, wird Feuer gegeben.

Auf die Nachricht hin, daß in Bosnien im Laufe von 11 Mo— naten 4500 Christen in den Gefängnissen gestorben, hatte die Pforte eine Untersuchung anstellen lassen, aus welcher sich ergab, daß wäh⸗ rend der bezeichneten Zeit im Ganzen nur 1100 Personen gefangen saßen. . ; Aus Alexandrien, 24. Juli, wird nach Konstantinopel gemeldet, daß sich auch in Cairo eine gewisse Bewegung unter dem fan atischeren Theile der Bevölkerung zeigte; allein das kräftige Einschreiten der Lokalbehörde, welche auf Befehl des Vice⸗Königs gleich 10 —– 20 Executionen vornehmen ließ, und die Warnung an die Ulemahs, daß sie mit ihren Köpfen für jede Ruhestörung verantwortlich seien, beugten einem Ausbruche vor. (W. 3.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 6. August.

Seit dem August des vorigen Jahres erfreute sich der östliche Kaukasus einer Ruhe, wie sie seit lange nicht geherrscht hatte. Die gewohnten Raͤubereien und Mordthaten hatten aufgehört; überall war vollständige Sicherheit eingetreten; in allen Theilen des Ge⸗ biets wurde eine neue , schahrt, Gesetz und Ordnung wieder hergestellt, gute Wege angelegt. .

debe . diese h! 6 in einigen Theilen des Ter'schen Gebiets gestört. Hier konnte sich die unbedachte und unruhige Bevölkerung, mit dem neuen besseren Leben, wie es schien, nicht vertragen. .

Nachdem das ganze Gebiet seine Ergebung erklärt, konnte die Partei, welche über die Masse des Volks herrschte und welche ihre nen Bedeutung und die damit verbundenen materiellen Vortheile verloren hatte, sich mit der neuen Lage der Dinge nicht zufrieden geben. Es war zu erwarten, daß, ungeachtet der geringen An— zahl, diese Partei manchen Versuch zur Wiederherstellung der früheren Verhältnisse machen würde, indem sie auf die Möglichkeit rechnete, sich durch eine Menge von Gesindel zu verstärken, durch unruhige Landstreicher, welche während des langdauernden Krieges sich gewöhnt hatten, ihre Mittel zum Unterhalt des Lebens nur im Raube zu finden. Die örtliche Obrigkeit uuterließ daher nicht, ohne Rücksicht auf die scheinbare Ruhe im Gebiet, alle Maßregeln zur Verhütung von verbrecherischen welche von schlechtgesinnten Leuten unternommen werden Lkonn— ten, zu treffen. Zu diesem Zweck wurden die für die Wege— Bauten bestimmten Truppen derartig vertheilt, daß jede Unord⸗ nung bei ihrem ersten Entstehen unterdrückt werden konnte. Die bezeichnete Partei der Unzufriedenen fing an, in der Absicht, einen Aufstand im Volke hervorzurufen, falsche Gerüchte zu verbreiten, in der Thetschna von einem Aufstand in Dagestan, in Dagestan aber von einem Aufstand in der Thetschna. Böswillige Menschen erschreckten das Volk durch alberne Gerüchte und suchten es zum

Versuchen,

Aufruhr anzureizen. Zuerst wurden durch solche Gerüchte die Benoczen angestachelt. Der Aul Benoi hatte sich immer durch eingewurzelte Feindseligkeit gegen uns ausgezeichnet und sich spaͤter als alle andern unterworfen, nachdem schon der ganze östliche Kau— kasus unterjocht war. Zur Sicherung der Ruhe in diesem Gebiet war es noͤthig, die Niederlassung an einen andern Ort zu ver— legen und so wurden die Bewohner in verschiebene Auls zerstreut. In der Nacht aber vom Jten auf den glen Mai flohen viele derselben, gegen 50 Familien, aus ihren neuen Wohnstätten, ver⸗ bargen sich wieder in die Waldestiefen des gebirgigen Itschkeriens, von wo aus sie kleine Raubzüge zu unternehmen begännen. So überfielen dieselben am 4. Juni einen Unteroffizier und zwei Sol⸗ daten des Regiments Kabarda und tödteten sie; am 8. Juni bei dem Aul Gersel eine Heerde Pferde des 32. Regiments, wobei sie zwei Kosaken erschlugen.

Zur selben Zeit versammelte der Nalb Uma⸗Dujew im Arpun⸗ schen Kreise eine Bande von Aufrührern, von denen gegen 200 Mann am 14. Juni einen Probiant Transport überfielen und da— bei einige, Soldaten und Führer tödteten; hierauf besetzten sie bie Felsen bei dem Thurm Baschin-Ktals und begannen mit der borti⸗ gen Garnison und 2 Abtheilungen Soldaten, welche zum Reinigen des Weges ausgeschickt waren, Schüͤsse zu wechseln; der andere Theil der Bande aber, gegen j0h Mann, erschien vor der Festung Jewdolimow, wurde aber durch 4 Kartätschenschüsse zerstreut.

Auf die erste Nachricht von diesen Ereignissen ging der Com⸗ mandeur des Regiments Nawagino, Oberst Fürst Tumanow, mit 8 Eompagnieen der Bande entgegen, ohne fie jedoch zu treffen. Bei seiner Annäherung hatte sich ein Theil in die Häuser zurück⸗ gezogen, der andere aber, welcher bei der Festung Jewdokimow ge— standen, warf sich in die Gemeinde Akind und überfiel nahe bei Datich den Tabun des 21. Regiments vom Don, wobei 2 Kosaken getödtet und 3 verwundet wurden.

Ungeachtet dieses ersten mißglückten Versuchs gegen den Thurm Baschin Kals, versammelte sich die Bande ein zweites Mal am 21. Juni bei dem Agumer Engpaß und indem sie die Verbindung mit dieser Festung abschnitt, umzingelten die Aufrührer dieselbe. Da schritt der Oberst, Fürst Tumanow, zum zweiten Mal aus der Felt uns Schatojewsk, zerstreute am selben Tage einen Theil der Bande, bei Baschin Kals und zur Festung Jewdokimow gelangend, griff er unverzüglich den übrigen Theil an. Der Angriff von 2 Ssotnis des Kosaken-Regiments Mosdok und dem Convoi⸗Kom⸗ mando des Chefs des Kreises ausgeführt, war so heftig, daß die Verräther mit Zurücklassung von 40 Todten sich zerstreuten.

Darauf beschraͤnkte sich bis jetzt der Aufstand. Den letzten Nachrichten zufolge von dem General⸗Adjutanten Grafen Jewdolimow ist die Mehrzahl der Ansiedler in der Tschetschna und Itschkeria selbst, treu und ruhig. Aus einigen Dörfern wurden die sich nähernden Aufrührer sogar mit Schüssen empfangen. .

Zur Unterdrückung neuer Versuche der Aufrührer und zu Zer⸗ störung der Reste ihrer Bande wurde eine Abtheilung Truppen unter dem Kommando des General-Majors Baschenow abgesandt, der, falls es nöthig sein sollte, in Gemeinschaft mit der Abtheilung unter dem Obersten Fürsten Tumanow zu operiren hat. Zu gleicher Zeit wurden auch in Itschkerin Maßregeln getroffen, um die auf⸗ rührerischen Benoszen zum Gehorsam zurüchfuführen. (St. P. 3.)

Asien. Hongkong, 23. Juni. Die Rebellen haben Soochow besetzt und daselbst gemordet und geplündert. Die Kai⸗ serlichen sind entmuthigt, die einheimische Bevölkerung flieht.

In Shanghai selbst hat man keine Besorgniß. Elgin und Gros sind am 21sten in Hongkong angekommen; die letzten Trans⸗ portschiffe sind nach dem Norden abgegangen. Aus Batavia vom 23sten wird gemeldet: Das Königreich Banjermassing wurde förm⸗

lich mit Niederländisch Indien vereinigt.

München, Sonntag, 12. August. (Wolff's Tel. Bur.) Der Kaiser von Oesterreich ist in Begleitung von sechs Erzherzogen mit dem Könige von Bayern von dem glänzenden Feste bei der Eröffnung der Eisenbabn in Salzburg hier eingetroffen. Auch die Kaiserin von Oesterreich ist aus Possenhofen hier angelangt.

Salzburg, Sonntag, 12. August, Nachmittags. Wolff Tel. Bur.) Bei dem Festmahle, welches bei Gelegenheit der Ein⸗ weihung der Eisenbahn stattfand, brachte der Kaiser folgenden Trinkspruch aus: Die Feier des heutigen Tages eröffnet eine Epoche mächtigen Aufschwunges des Verkehrs für weite gesegnete Länder; aber diese Feier, Sie alle fühlen es mit Mir, bean⸗ sprucht auch noch eine höhere Bedeutung. Deutsche Brü⸗ derstämme find es, die sich von heute ab näher treten. Oesterreichs Söhne freuen sich, ihren Brüdern von Bayern

die Hand zu reichen, ihnen für ihre Liebe und Treue zu danken