1861 / 28 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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verklärten Herrn Bruders Majestät an Allerhöchstdessen letztem Geburtstage die neu errichteten Theile Seines Heeres begnadigt hat, jetzt dem dreieinigen Gott zu weihen und zu heiligen und sie damit unter den Schutz und Schirm des Herrn der Heerschaaren zu stellen. 142 Fahnen und Standarten sind es, bestimmt, kampf— bereiten Schaaren voranzugehen, die das Vaterland zum Ruhme seines Königs, zur Schutzwehr seiner heiligsten Güter und zur Sicherheit der deutschen Marken in altbewährter Treue und Opfer⸗ willigkeit gestellt hat. Fürwahr, ein beredtes Zeugniß der Wehr— haftigkeit und Kriegsmacht Preußens! . 3

Vor dem Standbilde des großen Königs und Helden seid ihr auf den Befehl Eures Königs und Herrn unter Führung des Thronerben versammelt. Der Blick auf Friedrich den Großen mahnt euch Alle zu preußischer Treue und Hingebung gegen Euren König und Herrn, mahnt euch, diese Banner als ein Fönigliches Gnadengeschenk und als ein Gott geweihtes Heiligthum rein zu bewahren, sie bis auf den letzten Blutstropfen zu vertheidigen und mit ihnen froh und muthig in Tod und Sieg zu gehen! Aber nicht die glorreichen Erinnerungen der Vergangenheit sind es allein, worauf wir unsere Hoffnung bauen, daß diese Banner euch dereinst zum Siege führen werden. Unsere Hoffnung beruht vor Allem auf der guten Zuversicht, welche der Apostel des Herrn in kühnem, frohen Muthe ausspricht:“ „Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein!“ Denn diese Zuversicht ist die rechte Weihe, die Preußens Könige Ihrem Heere gegeben haben und die nun auch diesen Fahnen gebührt Gott mit uns! Damit bekennen wir, daß wir uns nicht auf uns selbst verlassen, sondern unser ganzes Vertrauen auf die Gnadenhülfe Gottes in Christo Jesu, seinem Sohne, setzen. Wir wissen nicht, wie bald diese Fahnen und Standarten die Bluttaufe empfangen werden, aber stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke werden wir jedem Feinde gewachsen sein! Gott der Herr wird mit uns sein, wie er mit unseren Vätern gewesen ist, wenn wir im leben— digen Vertrauen auf ihn und mit gläubigem Muthe dem Feinde entgegen gehn. Mit Gott, für stönig und Vaterland nehmet denn diese Fahnen hin, ihr lieben Brüder, und der treue Gott, der unser Vaterland bisher so reich gesegnet hat, wird Euren König und Kriegsherrn in seinen allmächtigen Schutz nehmen. Heute sind es 160 Jahre, daß unsere Könige die Krone Preußens tragen. Diesen Tag hat Euer König zur Fahnenweihe bestimmt. Sehet die alten Fahnen der Königlichen Garden, an denen ihr vorübergezogen seid, die als be— redte Zeugen dieser Feier beiwohnen! Sie haben unsere Väter ge— führt in den glorreichen Freiheits kämpfen Preußens und Deutsch— lands. Euer König hat unter ihnen mit jugendlichem Muthe ge— fochten. Unter Seiner Führung ist dann neuer Ruhm an die preußische Armee geknüpft worden. Mit Gott für König und Vaterland! So flieget denn ferner hoch, ihr Fahnen Preußens! Gott mit uns! Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein! Ja, Amen.

Und so lasset uns denn das heilige Werk beginnen. O, Herr, hilf! O, Herr, laß wohlgelingen! Beuget diese Fahnen vor dem Herrn. Ich hebe meine Hände segnend empor und blicke auf zu dem, von dem aller Segen kommt und weihe diese Fahnen und Standarten alle, kraft meines Amtes, als ein berufener und ver— ordneter Diener des Herrn, zu unverletzlichen und heiligen Sieges— panieren im Namen des dreieinigen Gottes, des Vaters, des Soh— nes und des heiligen Geistes! 4 Amen.

Unter Deinen allmächtigen Gnadenschutz, Herr, Du treuer und barmherziger Gott, befehlen wir den König unsern Herrn und Sein ganzes Königliches Haus. Auf Dich hoffen und vertrauen wir in gläubiger Zuversicht um Jesu Christi, Deines Sohnes, willen, Du werdest Ihn und Sein Regiment allezeit mit Deinem Segen be— gleiten. Segne das Königliche Kriegsheer und regiere alle seine Glieder mit Deinem guten Geiste, daß sie stets wie Christen ihres Eides gedenken und diese Dir geweihten Fahnen heilig bewahren in Noth und Tod. Verleihe ihren Waffen den Sieg, wenn der König sie zum Kampfe ruft. Segne unser Vaterland und sei mit unsrem Volke.

Dir, dem Herrn der Heerschaaren sei Lob und Preis, Ehre und Herrlichkeit jetzt und in Ewigkeit! Amen. Unser Vater u. s. w. Der Segen. Amen.

Chor: Amen. Amen. Amen.

Die Gemeinde sang zum Schlusse aus dem Liede 150 den sechsten Vers:

Gieb uns Muth in den Gefahren, Wenn der Feind uns ernst bedroht, Daß wir Treue dann bewahren, Gehen freudig in den Tod.

Du bist unser Siegspanier; Gott mit uns! so singen wir. Deine Treuen krönst Du gnädig, Segne, segne unsern König.

Nach dem stillen Gebet schlugen die Tambours und bliesen die

Trompeter ah.

Hamm, 23. Januar. Ihre Majestät die König in⸗Wittwe hat nach dem Ableben Sr. Majestät Königs Friedrich Wilhelm 1. das Protektorat über das hiesige Friedrich⸗Wilhelms⸗Waisenhaus übernommen, und die Anstalt zugleich mit einem Geschenk von 1000 Thalern bedacht.

Breslau, 24. Januar. Heute knüpfte sich an die vor weni⸗ gen Tagen in Berlin vollzogene Fahnenweihe die feierliche Ueber— gabe der neuen Feldzeichen an die hiesigen neuformirten Regimenter. Um 12 Uhr Mittags waren die drei Bataillone des 3. Garde⸗-Grenadier-Regiments im vollen Parade⸗Anzuge auf dem Palaisplaße vor dem Ständehause derart aufgestellt, daß die Mannschaften ein offenes Quarré bildeten. Nachdem die Fahnen von der betreffenden Compagnie und der Reginentsmusik ein— geholt worden, hielt der zu Pferde erschienene Commandeur Oberst von Winterfeld eine Ansprache, worin er hervorhob, daß das Regiment von nun ab definitiv in die Reihen der preußischen Armee eintrete, und dasselbe aufforderte, den von des Königs Ma— jestät verliehenen Feldzeichen im Frieden durch musterhaftes Betra— gen Ehre zu machen, und ihnen im Falle eines Krieges durch Muth und Tapferkeit den altbewährten preußischen Waffenruhm zu er— werben. Schließlich gedachte der Redner der glorreichen Bedeutung des festlichen Tages, als des Geburtstages Fxiedrich's des Großen, und brachte Sr. Majestät dem Könige Wilhelm 1. ein dreifaches Hurrah, in welches das ganze Regiment donnernd einstimmte. Hierauf erfolgte die Ueberreichung der geweihten Feldzeichen an die einzelnen Bataillone, indem die Fahnen -Unter⸗ Offiziere selbige unter dem Hurrahrufen und Praͤsentiren der Mannschaften in Empfang nahmen. Sedann wurde zum ersten Male mit den erhaltenen Fahnen Parademarsch vor dem Regiments— Commandeur in dicht geschlossenen Kolonnen ausgeführt und hier— auf jedes Bataillon noch von seinem Commandeur angeredet. Schon eine Stunde vorher hatte in ähnlicher Weise auf dem Kasernenhofe im Bürgerwerder die Fahnenübergabe an das 1. und Füsilier— Bataillon des 3. Niederschlesischen Infanterie-Regiments (Nr. 50) durch den Regiments-Commandeur Oberst von Hackewitz stattge— funden, der sich demnächst auch nach Oels begeben wird, um dem dort garnisonirenden 2. Bataillon die ihm Allerhöchst ver— liehene Fahne überreichen zu lassen. Sowohl auf dem Palaisplatze als im Bürgeiwerder wohnte ein zahlreiches Publikum dem mili— tairischen Schauspiele bei. Nach beendigter Feierlichkeit wurden die Fahnen mit klingendem Spiele zurückgebracht, und zwar diejenigen des 3. Garde⸗Grenadier⸗Regiments in das Königliche Palais, die— jenigen des 50. Regiments zum Dibisions-Commandeur General Grafen v. Oriolla. (Br. Z.)

Barmen, 24. Januar. Für die bedrängten Christen in Syrien sind bei hiesigem Comité des eilften evangelischen Kirchentages wiederum 3089 Thlr. 24 Sgr. 4 Pf. eingegangen, und beträgt die Gesammtsumme dieser Gaben daselbst 10,785 Thlr. 4 Sgr. (Elber⸗ felder Ztg.)

Ruhrort, 24. Januar. Es war gestern Morgen zwischen 9 und 10 Uhr, da dröhnten von oben die ersten Signalschüsse, vom linken Ufer her ertönte Glockengeläute und kündigte das Auf— gehen des Eises an. Gleichzeitig vernahm man ein furchtbares Krachen in der Eisdecke. Schollen hoben sich, das Wasser wuchs und fiel unmittelbar nach einander und die Bewohner Ruhrorts standen erwartungsvoll an den Ufern. Die ängstliche Spannung der Zuschauer schwand, da man den ruhigen Verlauf des Eisgan— ges erblickte. Die Eisdecke blieb nur wenige Stunden in Bewe— gung und setzte sich dann wieder. Am Rhein in Wesel, Panten, Rees steht das Eis noch fest. Die niedrige Gegend zwischen der Eisenbahn und Beek ist größtentheils überschwemmt.

(Rh. u. R. 3.)

Schwarzburg. Rudolstadt. Der Landtag ist für den 11. Februar einberufen. Es wird ihn hauptsächlich der Etat und ein Gesetzentwurf über das Erbrecht beschäftigen. Dieser hebt die seitherige Successionsordnung von 1769 auf und schließt sich der 5 J resp. sachsen-weimarischen Gesetzgebung an.

einn 3 Frankfurt a. M., 25. Januar. In der gestrigen Bun⸗ destagssitzung hat dem Vernehmen nach der preußische Ge— sandte die offizielle Anzeige von dem Thronwechsel in Preußen er— stattet und zugleich seine neuen Beglaubigungsschreiben überreicht. Hierauf stellte der Militair⸗Ausschuß folgende Anträge: 1) zu einem Kasernenbau in Mainz die Mittel zu bewilligen; 2) eine Kom— mission von Generalstabsoffizieren verschiedener Staaten solle, wie schon vor längerer Zeit angeregt, die füddeutschen Eisenbahnen zu militairischen Zwecken besichtigen; 3) dem ehemaligen Kommissair der deutschen Flotte, Geheimen Rath Dr. H. Fischer, von jetzt ab eine Pension von 300 Thlrn. zu bewilligen. Der Inhaber der Bundesdruckerei Krebs ließ anzeigen, daß er die für das Publikum bestimmte Ausgabe der Bundesprotokolle, um das Unternehmen zu sichern, künftig in Folio (im Format der offiziellen Ausgabe) er— scheinen lassen werde. Im Uebrigen kamen Eisenbahn⸗Nachweise, Militair-Angelegenheiten z. ohne allgemeines Interesse zur Ver⸗

handlung. (Fr. J.)

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Baden. Karlsruhe, 24. Januar. Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzog in sind heute Nachmittag von Berlin wieder hier eingetroffen. Staats-Minister Dr. Stabel und Geheimerath Lamey waren auf Befehl Sr. König⸗ lichen Hoheit des Großherzogs bis Gotha entgegengereist, um auf der Reise hierher über verschiedene Geschäfte Vortrag zu erstatten.

e (Karlsr. Ztg.)

Mannheim, 24. Januar. Der Rhein fiel heute Nacht plötzlich um 2 Fuß und steht diesen Vormittag 3 Fuß 7 Zoll unter Mittel; Thermometer bei festem Südwest auf 1 Grad Wärme. Der Rhein ist hier gänzlich eisfrei; es kann jedoch die Brücke noch immer nicht aufgeführt werden, da der Oberrhein noch an vielen Stellen mit Eis bedeckt ist. Der Schnee auf den Feldern ist merklich geschmolzen.

Niederlande. Haag, 24. Januar. Der König und Prinz Heinrich sind heute von hier abgereist, um persönlich den Zustand der überschwemmten Landestheile in Augenschein zu nehmen, und man erwartet, daß sie Gorkum, Bommel und Herzogenbusch be— suchen werden. In letzterer Stadt sind allein 7000 der geflüchteten Dorfbewohner des Bommelerwaard untergebracht. Die Mildthätig— keit ist überall rege, sowohl hier wie im Auslande; besonders zeigt sich Belgien als guter Nachbar. Denn Tausende von Gulden fließen den Verunglückten von dort zu. Die Furcht vor neuem Unglück ist nicht ganz unbegründet, obschon das Wasser trotz des Thauwetters im Fallen bleibt. Namentlich sitzt das Eis bei Gor— kum, wo Waal und Maas zusammenströmen, in solcher Menge und so gefahrdrohend fest, daß man ein regelmäßiges Abströmen für fast unmöglich hält. (K. 3.)

Großbritannien und Irland. London, 24. Januar. Wie das „Court-Circular“ aus Schloß Windsor meldet, wurde General von Bonin, der sich vorgestern Nachmittag nach Wind— sor begeben hatte, durch Lord John Russell zur Audienz bei Ihrer Majestät der Königin geleitet, und überreichte die Notifica— flonen vom Ableben Sr. Majestät des Königs Friedrich Wilhelm 1V. und von der Thronbesteigung Königs Wilhelm. Auch Graf Bernstorff hatte Audienz bei Ihrer Majestät. Die preußischen Gäste blieben zum Diner im Schloß. Heute Morgen ging der Prinz Gemahl auf die Jagd und Graf Bernstorff hatte die Ehre, Se. Königliche Hoheit zu begleiten. ͤ

Lord Palmerston, der morgen hier erwartet wird, hat an die Hervorragendsten seiner Parteigenossen im Unterhause Ein⸗ ladungen zu einem parlamentarischen Banket für den 4. Februar, als dem Tage vor der Parlaments-Eröffnung, ergehen lassen.

Herr Cobden, der mit gestärkter Gesundheit aus Algier nach Paris zurückgekehrt ist, wird im Laufe der nächsten Tage nach Eng— land kommen.

Aus Paris wird der „Morning Post“ vom gestrigen Tage telegraphirt: „Es kommen hier häufig Berichte über die inter— nationgle Kommission in Beyrut an. Das Zusammen— treten einer Konferenz in Paris über die syrischen Angelegenheiten wird vorerst nicht beabsichtigt.“ .

Aus Konstantinopel wird demselben Blatte über die Zu stände in Syrien Folgendes geschrieben: Die Nachricht, daß sämmtliche türkische Angeklagten darunter Kurschid und Tahir Pascha nebst anderen bekannten Schuldigen von Rang zum Eil, die gefan⸗ genen Drusen dagegen zum Tode verurtheilt worden sind, hat, wie Privatbriefe aus Beyrut melden, daselbst die lebhafteste Mißstim— mung erzeugt, die selbst von den europäischen Kommissarien getheilt wird. Denn es ist eine allgemein anerkannte Thatsache, daß Kurschid und Tahir an den im Libanon vorgefallenen Scenen größere Schuld hatten, als selbst Ahmed Pascha an denen von Damask, und immer deutlicher stellt es sich heraus, daß letzterer geopfert worden ist, um den Seraskier zu schonen, über dessen Nachlässigkeit oder Mitschuld bei Ausbruch der Bewegung er sehr schwer ins Gewicht fallende Aufschlüsse hätte geben können.

Frankreich. Paris, 24. Januar. Der „Moniteur“ bringt an der Spitze seines amtlichen Theiles folgende Meldung: Palast der Tuilerien, 23. Januar. Der Kaiser hat heute den General-Lieutenant von Willisen, Oberst-Stallmeister Sr. Masestät des Königs von Preußen, empfangen, um aus seinen Händen das Schreiben entgegenzunehmen, durch welches sein Souverain Seiner Kaiserlichen Majestät das Ableben des Königs Friedrich Wil⸗ helm IV., seines Bruders, und seine eigene Thronbesteigung an— zeigt. Herr von Willisen war von seinen Adjutanten, dem Major von Thile und Lieutenant von Willisen, seinem Sohne, begleitet. Er wurde in Hofkutschen nach den Tuilerien gebracht und nach der Audienz mit demselben Ceremoniell nach dem Hotel der preußi— schen Gesandtschaft zurückgeführt.

Der „Moniteur“ veröffentlicht amtlich den Wortlaut des am 25. Oktober zwischen Frankreich und China abgeschlossenen Freund⸗ schafts Handels⸗ und Schifffahrts-Vertrages und der Friedens⸗ schluß⸗Convention von demselben Datum, so wie den zwischen bei⸗ den Reichen vereinbarten Einfuhrzoll⸗-Tarif.

Die Feierlichkeit zur Aufnahme des Pater Lacordaire in die französtsche Akademie hat stattgefunden. Der Pater hat seine Rede selber abgelesen; noch heute Morgen hieß es, er sei unwohl und müsse, auf ärztlichen Befehl, dieses Geschäft einem anderen „Unsterblichen“ übertragen. Die Kaiserin, Prinz Napoleon, Prin— zessin Clotilde und viele Herren und Damen vom Hofe waren auch erschienen.

Am 15. d. hat der Herzog von Grammont in Rem ein glän⸗ zendes Fest gegeben zu Ehren des daselbst eben angekommenen spanischen Gesandten Marquis von Miraflores. Der „Moniteur“ hat darüber einen Brief erhalten, den er heute mittheilt. Unter den Tischgästen bemerkte man den Kardinal Antonelli, den Nuntius Msgr. Sacconi, die Gesandten Oesterreichs, Spaniens, Belgiens, Costarica's ꝛe. Am Abend war in dem Gesandtschafts⸗-Hotel große Reunion, unter deren 500 Gästen eine bemerkenswerthe Zahl von Kardinälen und mehrere seit Kurzem in Rom anwesende franzöfische Bischöfe sich befanden. Getanzt wurde nicht wegen der Trauer um den Tod Königs Friedrich Wilhelm 1V.

Die „Patrie“ widerlegt heute die Nachricht der „Times“, der zufolge die Franzosen in Gaeta ein Schiff, das Truppen und Mu— nition nach Calabrien und den Abruzzen habe bringen sollen, weg— genommen hätten. Nach dem halbamtlichen Blatte ist diese falsche Nachricht dadurch hervorgerufen worden, daß vor der Blokade von Gaeta ein Schiff mit Truppen, die in ihre Heimath zurückkehren wollten, den Hafen von Gaeta verlassen hat.

Der Ober⸗stommandant der Franzosen in Syrien hat folgenden Tagesbefehl erlassen:

Syrisches Expedition s-Corps. Der kommandirende General des syrischen Expeditions-Corps beeilt sich, den von ihm befehligten Truppen bekannt zu machen, daß der Kaiser sich bewo— gen gefühlt hat, an ihn einen Brief zu richten, der also beginnt:

„Lieber General! Wenngleich es dem Expeditions-Corps bisher noch an Gelegenheit gefehlt hat, sich durch Erfolge auszuzeichnen, und Ihnen, dasselbe zum Siege zu führen, so ist Ihre Mission nichtsdesto— weniger eine ehrenvolle. Eine ganze Bevölkerung gegen einen grausamen Fanatismus in Schutz nehmen, dieselbe durch die alleinige Gegenwart un⸗ serer Soldaten vor dem Unglück bewahren, das sie noch bedroht, ist, wie Sie ganz richtig bemerken, ein großes und nützliches Werk.

Seien Sie also, ich bitte Sie darum, der Verkündiger meiner Worte bei denen, die daran im Perein mit Ihnen würdigen Antheil nehmen, und sagen Sie ihnen, wie sehr ich ihre Ergebenheit schätze. .....

Napoleon.“

Der kommandirende General des Expeditions-Corps ist gewiß, daß dieser Beweis der Zufriedenheit und des Wohlwollens auf Alle in hohem Grade ermunternd einwirken und sie antreiben wird, auszuharren auf dem Wege der Pflicht, der Selbstverleugnung und der Ergebenheit.

Beyrut, am 8. Januar 1861.

Der General Beaufort d' Hautpoul.

Nach einer Verfügung des Kriegsministers müssen alle Con— scriptionspflichtigen dieses FJahres, ohne Ausnahme, mit dem 1sten Februar sich zu ihren respeftiven Depots verfügen. Die Vorbe⸗ reitungen zur Bildung von 17 neuen Linien-Regimentern sind der Art getroffen, daß man dieselben jeden Augenblick und in kürzester Frist formiren kann.

Spanien. Madrid, 23. Januar. (Telegraphisch.) Die „Epoca“ zeigt an, daß das kleine spanische Geschwader an der neapolitanischen Küste bleiben wird. Die Cortes haben gestern das Gesetz über das Militair⸗Avancement genehmigt und der Re⸗ gierung 16 Millionen Realen zur Wiederherstellung der durch die Ueberschwemmungen angerichteten Verheerungen bewilligt. Die Vorschüsse für die Eisenbahnen sind gleichfalls bewilligt worden. Die Königin hat aus ihrer Kassette 1 Million Realen zur Unter⸗ stützung für die Ueberschwemmten gewährt.

Türkei. Bukarest. Ueber Marseille wird gemeldet, Fürst Kusa habe dem Abgeordnetenhause der Walachei mitgetheilt, daß das Abgeordnetenhaus der Moldau mit demselben werde vereinigt werden; diese Anzeige sei vom Hause, so wie von den Tribunen mit enthusiastischem Zuruf begrüßt worden.

Amerika. New⸗Pork, 15. Januar. (Telegraphisch aus Londonderry) Die Staaten Mississippi, Alabama und Florida hatten sich von der Union losgelöst. In Charleston war die Aufregung in Folge friedlicher Nachrichten aus Washington etwas abgeschwächt. Die Bundestruppen hatten sämmtliche Forts in Pensacola, mit Ausnahme des Forts Pickens, geraͤumt. Von Mobile hatten sich 300 Mann gegen letzteres auf den Weg gemacht. In Louisiana waren mehrere Forts und das Baton⸗ Rouge ⸗Arsenal von den Secessionisten besetzt worden. New-Pork hatte die gesammte Mannschaft des Staats der Central-Regierung zur Verfügung gestellt. Einer Korre⸗— spondenz in der ‚New-Pork Times“ aus Washington zufolge hatten die Abgeordneten Virginiens im Kongreß mit Ausnahme von dreien unter ihnen einen Aufruf an ihren Staat erlassen, es möge daselbst eine Convention behufs sofortiger Trennung ein—⸗ berufen werden. Es hieß, daß die Kriegsdampfer „Brooklyn“ und „Harriet Lane“ mitsammt dem „Star of the West“ nach Ehar⸗

leston entsandt werden sollen.

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