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der zu bieser Koönkurrenz bestimmten Arbeiten ist ebenfalls auf den 25. Fuli d. J. festgesetzt und muß jede derselben mit folgenden Attesten versehen sein: K 1) daß 3 zu bezeichnende Konkurrent fich zur jüdi⸗ schen Religion bekennt, ein Alter von 22 Jahren erreicht hat und Zögling einer Deutschen Kunst-Akademie ist; 2) daß die' eingesandte Arbeit ven den stonkurrenten selbst er⸗ funden und ohne fremde Beihülfe für diese Konkurrenz don ihm ausgeführt worden ist; in welcher Hinsicht jedoch eine nachträgliche Prüfung nöthig befunden werden kann. Vorlaͤufige Meldungen zu dieser Konkurrenz sind nicht er— forderlich. . . ö Die Zuerkennung des Preises, bestehend in einem einjährigen Stipendium von 509 Thlr. zu einer Studienreise nach Rom, erfolgt in der öffentlichen Sitzung der Akademie am 3. August d. J. Berlin, den 1. Maͤrz 1861.
Die Königliche Akademie der Fünste.
Professor Herbig, * Professor Dr. E. Guhl, Vice⸗Direktor. Secretair.
Tages ⸗ Ordnung.
10te Sitzung des Herrenhauses am Donnerstag, den 7. März 1861, Mittags 12 Uhr.
1) Vereidigung.
2) Bericht der Zehnten Kommission über den Gesetz-Entwurf, betreffend die Penfions-Berechtigung der Gemeinde-Forst— beamten in der Rhein-Provinz.
3) Bericht der Kommission für Handel und Gewerbe über den Gesetz Entwurf wegen Abänderung mehrerer Vorschriften der Preußischen Porto⸗-Taxe.
Bericht der Kommission für Handel und Gewerbe, betreffend den mit der Regierung des Freistaats Paraguay abgeschlosse— nen Handels- und Schifffahrts-Vertrag vom 1. Auguft 1860.
20ste Sitzung des Abgeordnetenhauses am Dienstag, den 5. März 1861, Vormittags 10 Uhr.
1) Bericht der Kommission zur Prüfung des Staatshaushalts—
Etgts über die Etats der Domainen- und Torst-Verwaltung kid tder Enn n nnn, der Domainen und Forsten.
2) Bericht der Kommission für Finanzen und Zölle über den Entwurf eines Gesetzes, betreffend die anderweite Regelung der Grundsteuer.
Bericht der Kommission für Finanzen und Zölle über den Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Einführung einer all— gemeinen Gebäudesteuer.
Bericht der Kommission für Finanzen und Zölle, betreffend die für Aufhebung der Grundsteuer-Befreiungen und Bevor— zugungen zu gewährende Entschädigung.
Bericht der vereinigten Kommissienen für Finanzen und Zölle und für die Agrar⸗Verhältnisse über den Entwurf einer An— weisung für das Verfahren bei Ermittelung des Reinertrags der Liegenschaften behufs anderweiter Regelung der Grund— steuer. Ad J. des Grundsteuer-Gesetzes §. 6.
Angekommen: Se. Excellenz der General-Lieutenant, General⸗ Adjutant Sr. Majestät des stönigs und Commandeur der 2ten Garde⸗Infanterie⸗Division, von Bonin, von Turin.
Nichtamtliches.
Preußen. Berlin, 4. Maͤrz. Seine Majestät der König nahmen heute die Vorträge der Staats-Minister von Auerswald und Freiherrn von Schleinitz, des mit der inte— rimistischen Leitung der Geschäfte des Ministeriums des Königlichen Hauses beauftragten Wirklichen Geheimen Ober-Finanz-Rathes von Obstfelder, des Geheimen Kabinets-Rathes Wirklichen Geheimen Rathes Illaire und des Wirklichen Geheimen Ober— Regierungs-Rathes Costenoble entgegen und empfingen im Bei— sein des Kommandanten, General-Lieutenants von Alvensleben, die Meldungen des Generals der Infanterie von Peucker, des General-Lieütenants von Bonin, Commandeurs der 2. Garde— Infanterie-Division, und mehrerer anderer Offiziere. DOberhausen, 1 März. Gestern und heute hat eine amt— liche Begehung der Strecken Duisburg-Mülheim und Duisburg— Ohberhaufen von der Witten-Duisburger Eisenhahn wegen
Feststellung der anzulegenden Uebergänge stattgefunden. Zu gleicher Zeit war die Expropiriations-Kommission hier thätig. Ess. Zig)
Sachsen. Dresden, 2. März. Das „Dr. I“ meldet: Es ist der sorgsamen Pflege und angewandten ärztlichen Ssülfe nicht gelungen, das theure Leben der seit dem 24. Februar in Folge eingetretener Zahnentwickelung erkrankten Prinzessin Marie, Tochter Ihrer Königlichen Hoheiten des Prinzen Georg und der Prinzessin Maria Anna, zu erhalten. Sie verschied sanft heute früh 20 Minuten nach 5 Uhr zum großen Schmerz Ihrer Durch— lauchtigsten Eltern, Ihrer Königlichen Großeltern und der gesamm⸗ ten Königlichen Familie, in einem Alter von 8 Monaten 1 Woche 5 Tagen.
Frankfurt a. M., 2. März. Die offizielle Mittheilung über die Bundestagssitzung vom 28. Februar lautet: In der heutigen Sitzung brachte zunächst Württemberg zur An— zeige, daß die Königliche Regierung seiner Zeit dem §. 27 Absatz 2 des Bundesbeschlusses vom 6. Juli 1854 zur Verhinderung des Mißbrauchs der Presse die Auslegung gegeben habe, wonach die hierin bezeichnete Maßregel nicht in das Belieben der einzelnen Regierungen gestellt, sondern als bindende Norm für alle festgesetzt sei, daß die Entziehung der Konzession im Falle des Mißbrauchs des Gewerbebetriebs auch auf administrativem Wege müsse getroffen werden können. Nachdem jedoch andere Staaten die mildere Auslegung jenes Bundesbeschlusses angenommen haben, ohne bis jetzt Widerspruch seitens der Bundesversammlung zu er— fahren, so gedenke die Königliche Regierung, die strengere Auf— fassung vorerst auch nicht ferner zum Vollzug zu bringen, gebe in— dessen zugleich der Bundesversammlung anheim, ihren früheren Beschluß dahin zu interpretiren, daß es von dem Ermessen der einzelnen Staaten abhänge, ob sie die Administrativ-Entziehung in ihren Gesetzen für zulässig erklären wollen oder nicht. Diese An— zeige wurde dem politischen Ausschusse überwiesen. — Sodann wurden vom Militair-Ausschusse mehrere, Festungs— Angelegenheiten betreffende Vorträge erstattet und hierauf — insoweit solche nur den Vollzug früherer Anordnungen bezwecken — sofort Beschluß gefaßt, im Uebrigen aber die Schlußfassung aus— gesetzt.
Bayern. München, 2. März. Das heutige Bulletin über das Befinden des Königs Ludwig lautet: „Nachdem Se. Majestät bereits in das Stadium der Genesung getreten, so glaubt man das Bekanntgeben weiterer Berichte von jetzt an unterlassen zu dürfen; nur fügt man bei, daß, obgleich die geistigen Kräfte stark und die Stimmung eine heitere ist, die physischen doch noch
in Folge der Krankheit einigermaßen angegriffen sind und für Gezeich net
einige Zeit noch der Schonung beduͤrftig sein möchten. Dr. Hastreiter.“
Der telegraphisch erwähnte Beschluß des besonderen Aus— schusses der Kammer der Abgeordneten über den Völk'schen Antrag lautet: „Die Kammer der AÄbgeordneten, festhaltend an Baherns constitutioneller Auffassung seiner Stellung zum deutschen Bunde, und, in Erwägung, 1) daß der Bundesbeschluß vom 27. März 1852, im Widerstreit mit dem klaren Wortlaute des Art. 56 der Wiener Schlußakte, dem Bundestage die Gewalt vindizirt, die Verfassung eines deutschen Staates ohne Beobachtung der im ge— nannten Artikel geforderten Voraussetzungen außer Wirksamkeit setzen zu lassen; 2) daß aber auch die Motive, auf welchen jener Be— schluß fußt, auf alle Verfassungen Deutschlands anwendbar, eine Einwirkung der Bundespersammlung auf die innern Angelegenheiten der Einzelstaaten, also auch Bayerns, zulässig erscheinen ließen, wo⸗ durch die Unabhängigkeit Baherns in seinen innern Angelegenheiten und verfassungsmäßigen Zuständen dringend gefährdet 'ist . 3) daß endlich die beklagenswerthen Wirkungen jenes rechtswidrigen Bun— desbeschlusses in den Verfassungswirren Kurhessens thatsächlich her⸗ vorgetreten, deren Beseitigung nicht minder ein deutsches als ein kurhessisches Bedürfniß ist —: legt feierliche Verwahrung gegen den
Bundesbeschluß vom 27. März 1852 und die ihm zu Grunde ge⸗
, nene , n der sverfihhtl ichen Erwartung, daß von Seite Baherns ez erherstellung des Rechtszustandes in Kurhessen in geeigneter Weise mitgewirkt werde.“
esterreich. Wien, 3. März. Die ‚W. Z.“ meldet amtlich, daß der F3M. Ritter v. Benedek in feiner FJegenwärti— gen Anstellung als stommandant der Armee im lombardisch-bene— tianischen Königreiche auf sein Ansuchen von der Leitung des General. Quartiermeisterstabes enthoben und mit dieser Leitung der FM. Ladislaus Freiherr Nagy v. Also-Szopor betraut worden ist. .
Aus Anlaß der Verfassungs⸗-Verleihung hat auch in Laibach am 28. Februar eine große Illumination stattgefunden und im Theater wurde die Volkshymne gesungen. — In Graz wurde gleichfalls illuminirt und in Brünn Ritter v. Schmerlin g zum Ehrenbürger ernannt. Gleichzeitig wurde in letzterer Stadt be— schlossen, eine Dankadresse nach Wien zu senden und die Octrohi— nnn nr Veifassung durch einen großartigen Wohlthaͤtigkeitsakt
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Rach dem Durchschnittscourse vom Monate Februar sind die im März verfallenden Na tionalanlehenszinsen mit 46 pCt. Aufgeld zu bezahlen. — Bei Ablieferung von Obligationen des neuen * Anlehens sind, nach einer Kundmachung der Börsekammer, die laufenden Zinsen mit 4 pCt. (nämlich abzüglich der Einkommensteuer) vom Nominalbetrage zu vergüten.
Schweiz. Bern, 28. Februar. Der franzssische Kon— sul in Genf weigert sich, Jemand von seinen Angehörigen, der vor die Gerichte in Genf citirt worden, erscheinen zu lassen, und beansprucht Exterritorialität, welche auch schweizerische Kon— suln in Frankreich genießen. Der Bundesrath erkennt feine Ex— territorialität für Konsuln, sondern nur für diplomatische Vertreter, und verlangt auch keine für unsere Konsuln. — Der Bundesrath hat die Frage über den Abschluß eines Handelsvertrags mit Frank— reich noch einmal an das Handels- und Zoll-Departement zurück—
gewiesen. (Fr. P. Z.)
Niederlande. Haag, 2. März. In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer kundigte der Minister des Innern an, daß die Räthe der Krone unter den gegebenen Umständen dem Könige zu erkennen gegeben hätten, sie könnten zum Nutzen des Landes die Regierung nicht länger führen und ersuchten Se. Ma— jestät, ein anderes Kabinet zu bilden.
Großbritannien und Irland. London, 2. März. Parlamentsverhandlungen vom 28. Februar. Oberhaus⸗ Sitzung. Lord Derby überreicht und befürwortet eine Petition von Arbeitern und Tagelöhnern, die sich darüber bekagen, daß Tausende von ihnen durch die neuen tief in die Vorstädte Londons eindringenden Eisen— bahnbauten aus ihren Wohnungen verjagt und in überfüllte oder von ihrem Arbeitsort allzu entfernte Quartiere getrieben werden. Lord Shaftesbury, der Bischof von London und andere Lords sprechen sehr lebhaft gegen die Neubauten. Earl Granville und Lord Stanley of Alderleh weisen auf die Nützlichkeit und Nothwendigkeit derselben hin. Es wird zuletzt genehmigt, daß die Petition aufliege.
unterhaus-Sitzung. S. Fitzgerald, der eine Syrien be— treffende Interpellation zu stellen hat, erinnert an die 1859 vom Fürsten Gortschakoff selbst zugestandene Existenz eines russisch⸗französischen Einver⸗ ständnisses über die Dinge im Orient. Obgleich nun Fürst Gortschaloff damals hinzufügte, daß dies Einvernehmen nichts den englischen Interessen Feindliches bezwecke, gehe doch aus dem bisherigen Verlauf der Exeignisse klar herbor, daß es Vieles bezwecke, was den Interessen der Türkei nicht freundlich ist. Interpellant sucht nachzuweisen, daß die, syrischen Metze⸗ leien und Verwickelungen die Frucht jenes Einvernehmens seien, und fragt, ob der Staatssecretair des Auswärtigen von der Note unterrichtet sei, die Fürst La⸗ banoff dem Minister des Auswärtigen in Constantinopel überreicht hat; ob es wahr sei, daß der französische Gesandte die Note unterstützt habe und daß sie der Pariser Konferenz zur Erwägung vorgelegt werden soll? Er erlaubt sich, die englische Regierung vor jeder Spur von Wankelmuth oder Schwäche auf dieser Konferenz zu warnen, denn Großes stehe auf dem Spiele. Zum Schluß ersucht er Lord J. Russell im Namen der Humanitar und Gerech. tigkeit, unverzügliche Schritte zur Rettung von Said Bey zu thun, dem hunderte von Christen das Leben verdanken, der jetzt zum Drittenmale vor Gericht gestellt worden, weil die beihen ersten Gerichte ihn nicht verurtheilen konnten, und gegen den fortwährend falsche Zeugnisse geschmiedet werden. Sir J. Fergusson, der sich den Aeuße⸗ rungen des Vorredners anschließt, bemerkt über die französische Oecu⸗ pation Syriens, daß, salls sie jetzt verlängert würde, Niemand sagen könnte, wann sie aufhören werde. Es sei Pflicht des Hauses, die Negie⸗ rung zum Widerstande gegen die ruffisch-französischen Umtriebe anzueifern, damit das Land nicht wieder in jene Politik hineingerathe, durch die t8 in den Krimkrieg hineintrieb. Der ehrenwerthe Baronet ergeht sich dar⸗ auf in den furchtbarsten Anklagen gegen die französischen Besatzungstrup— pen; er schildert, wie unter ihrem Schutz und unter den Augen der fran⸗ zösischen Offiziere der maronitische Pöbel die gausamsten Rachethaten ver⸗ üben, Kindern und Weibern die Köpfe abschneiden durfte, und wie die französischen Truppen selbst bei einer Gelegenheit ein Dorf plünderten, obgleich dasselbe von den Türken besetzt war. Ueberhaupt arbei⸗ teten die Franzosen systematisch darauf hin, die Autorität der Türken zu untergraben. Den türkischen Vertheidiger von Kars, Ismael Pascha (Kmety), hätten stie
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durch ihr Treiben gezwun— Jen, seine Entlassung einzureichen, und dies sei nur eines von vielen Beispielen. Das Gerichtsverfahren gegen die Drusenhäuptlinge, die sich freiwillig gestellt hatten, weil der britische General. Konsul ihnen ein un⸗ parteiisches Gericht versprach, sei ein wahres Possenspiel gewesen, und wenn Said Pascha's Haupt fallen sollte, so würde England entehrt sein. England fei für alles don den Franzosen in Syrien angerichtete Unheil mit verantwortlich, denn es werde durch sie vertreten, und sollte mindestens einige eigene Truppen zur Wahrung seiner Ehre neben den französischen in Sy⸗ rien haben. Layard sagt, der Geg enstand sei zu wichtig, als daß das Haus sich länger enthalten dürfte, seine Meinung darüber ganz unum⸗ wunden auszusprechen. Er glaube, die Convention zur Besetzung Syriens wegen der Prinzipien und Präcedentien, welche fie aufgestellt, für ein höchst unglückseliges Ereigniß erklären zu müssen. Man werde ihm ein. wenden, daß die Turkei in diefelbe eingewilligt habe. Ja, aber man habe die Türkei zur Einwilligung gezwungen. Ihre Einwilligung glich der kes Mannes, von welchem Dr. Johnson erzaͤhlt, daß er aus dem Fenster geworfen wurde und sich dabei den Rath geben ließ, weich zu fallen. Das Prinzip der Besetzungs-Eonvention gebe Rußland ein Necht, unter ähnlichen Ver⸗ hältnissen Bulgarien zu befetzen. Die Bulgarei habe eine gemischte Be⸗ völkerüng, und er zwesfle nicht, daß es russischen Agenten ein Leichtes wäre, binnen wenigen Tagen eine bulgarische Bewegung in Scene zu setzen. Rußland würde dann mit Fug und Recht sagen können: „Ich werde die Unruhen in der Bulgarer unterdrücken, wie Frankreich dies
denn die Bulgarei liegt meinen Grenzen näher,
in Syrien gethan hat, und ich habe ein , dazu. . 9 rien Frankreichs. Die Verwunderung mancher Leute an. en Rußland so leicht in die Occupation Syriens durch die Franzosen willigte, sei daher ganz, ungegründet gewesen Lord J. Rufsel! er⸗ widert: Ich will mich in Bezug auf diese sehr bedeutungsvolle Erörte— rung der gr ßtmöglichen Unparteilichkeit befleißigen. Daß die Gentlemen berechtigt sind, Vieles von dem in Syrien Geschehenen zu tadeln, will ich nicht in Frage stellen, aber man sollte gegen die Regierung oder die Armee einer großen Nation, mit der wir allürt sind, keine Anklagen erheben, wenn man nicht die stärksten Beweise für ihre Wahrheit in Händen hat. Man erinnert sich dessen, was ich voriges Jahr über die Vorgänge in Peters⸗ burg und über die vorgeschlagene europäische Kommission mitgetheilt habe. Ich war überzeugt, daß eine solche gemeinsame Kommission der Autorität der türkischen Negierung Eintrag thun würde, und durch Fürst Gortscha⸗ koff 's Antwort auf meine Einwendungen wurde ich in meiner Ueberzeu⸗ gung bestärkt. Man gab den Plan einer europäischen Kommission auf. Neulich wurde ein anderer Vorschlag — ich weiß nicht ob in einer Note oder nicht — gemacht, daß in Konstantinopel selbst eine Untersuchung unter dem Vorsitz des Großveziers oder eines andern hohen türkischen Staats⸗ dieners eingeleitet werden sollte; aber die türkische Negierung wies ihn von der Hand, und er würde nicht erneut. Die russische Regierung hat abermals einen Vorschlag gemacht, — nämlich, daß der Großvezier seine Reformpläne den fremden Gesandten mittheilen soll. Unser Gesandter, Sir H. Bulwer, pflichtete demselben bei und hielt den Schritt für wün⸗ schenswerth. Auch ich bin dieser Ansicht; aber es ist natürlich nicht ge⸗— meint, daß die fremden Gesandten mehr thun sollen, als etwa andeuten, wie die beabsichtigten Reformen durchgeführt werden könnten, es der tür⸗ kischen Regierung anheimstellend, ob sie von solchen Winken Gebrauch machen will oder nicht. Was die von dem ehrenwerthen Gentleman er⸗ wähnte Note betrifft, so ist es nicht nothwendig, sie der Pariser Konferenz vorzulegen. Sie behauptet, daß der vom Großvezier an den Sultan abgestattete Bericht sich auf mangelhafte Aussagen und Erkundigungen gründe und daher viele Uebelstände und Mißbräuche ignorire. Diese Frage geht nicht die Konferenz, sondern die Pforte an. Wir haben in Konstantinopel uns dahin ausgesprochen, daß wir wünschen, der Großvezier möge die Note beantworten, weil sie sehr schwere Anklagen enthalte, die man nicht unbeachtet lassen könne. Ich komme jetzt zu den syrischen Angelegenheiten, und leider sehe ich mich durch die uns zugekommenen amtlichen und Prxivat⸗Mittheilungen gezwungen, dem ehrenwerthen und tapfern Mitgliede für Ayrshire (Sir J. Fergusson) beizustimmen. Wie auch er bemerkt hat, sind theils die fremden Einflüsse anzuklagen, aber eben so die Fehler der türkischen Verwaltung. Die türkischen Provinz-Gouvexneure sind in manchen Fällen würdige und redliche Männer; aber andere denken nur daran, rasch durch Erpressung und Unterschleife reich zu werden. Solche Umstände darf man nicht aus dem Auge verlieren. Es ist nicht unwahr⸗ scheinlich, daß ein gewisser Bischof den französischen Konsul zu besuchen pflegte und den Maronitenhäuptlingen dann den Glauben beibrachte, daß, da der Konsul ihn so gern empfange, dies ein gewisses Zeichen sei, daß die französische Regierung sie in jedem Nothfall unterstützen werde. Kon⸗ sfuln liehen es oft sich wichtig zu machen und in lokale Angelegenheiten zu mengen, was dann von ven irder=cemen je nach den Umständen be⸗ nutzt wird. Aber wir können nicht vergessen, daß die Brusen in einigen Städten und Dörfern alle Mannspersonen, Bewaffnete wie Unbewaffnete, niedermachten, bis der Leichengeruch in den Straßen unerträglich gewor⸗ den war. Ganz Europa war entsetzt. In Damaskus war noch nichts vorgefallen, wurde aber das Aergste befürchtet. Da trat die Konferenz in Paris zusammen, und ich habe von demsel⸗ ben Gentleman, auf den sich der ehrenwerthe Baxonet zu berufen scheint, mir sagen lassen, daß ohne die Sendung fremder Truppen die⸗ selben Metzeleien in Bagdad und Jerusalem stattgefunden haben würden. Wenn der Sultan nicht in die Expedition gewilligt hätte, so würde ich unsern Gesandten in Paris beauftragt haben, kein Protokoll zu unter⸗ zeichnen. Es war freilich eine widerstrebende Einwilligung, die er gab, und sie wurde ihm, glaube ich, durch die Erwägung abgewonnen, daß die Metzeleien leicht in anderen Provinzen Nachahmung finden und dann die Einmischung mehrerer Mächte nöthig machen könnten. Und diese Ein⸗ mischung hätte sich dann nicht auf Syrien beschränkt. Unser Strehen war darauf gerichtet, das Unglück so sehr als möglich zu begrenzen. Die französische Regierung bot uns an, und ich glaube, daß fie es sehr auf— richtig meinte, sich mit uns in die Occupation zu theilen, aber eine ge⸗ meinschaftliche Occupation hat große Uebelstände. Schon in Canton, wo weder Engländer noch Franzosen mit den Chinesen sympathisiren, verursacht sie Streitigkeiten und Eifersüchteleien. Wie wäre es erst in Syrien, wo die Einen für die Maroniten, die Andern für die Drusen Partei nehmen würden. Unzweifelhaft ist, daß die Maroniten unter dem Schutz der Franzosen grausame und feige Rache geübt und selbst Kinder gemordet haben. Für Said Pascha wüd Lord Dufferin Alles aufbieten, und ich erwarte, daß er gerettet wird. Was nun die Konferenz betrifft, so schil⸗ derte der französische Minister des Auswärtigen die in Syrien herrschende Angst, daß nach dem Abzug der Franzosen die alten Gräuel wieder ausbrechen würden, während der türkische Gesandte diese Befürchtungen widerlegte. Aber der Gesandte Oesterreichs — und Oesterreich meint es ebenso aufrichtig mit der Unabhängigkeit der Türkei — schlug einen festen Termin, den J. Mai, als Ende der Occupation vor. Der türkische Ge⸗ sandte ging auf den Vorschlag ein und hat darüber nach Kanstantinopel berichtet. So stehen die Dinge. Ich werde mein Möglichstes thun, der franzöͤsischen Occupation ein Fiel zu fetzen; ich glaube, daß sie anfangs nützlich war, aber daß ihre Fortdauer sehr viel Unheil anrichten könnte. Hört! Hört!)“
8 . bam 1. März. Oherhgus⸗ Sitzung. Marquis Norm anby beantragt Vorlage des Depeschen⸗ wechsels über die Anerkennung der Blockade von Gaeta, über die Ab- stimmungen in Italien, über die theilweisen Neuwahlen in Italien im.