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dinal, militairisch habe Frankreich sich in Italien ausgezeichnet benom⸗ men; so wie es aber zu politisiren angefangen, sei Unsicherheit und Verwirrung entstanden. „Gestern hat man uns den Schlüssel dazu gegeben. Bis jetzt glaubten wir, Frankreich habe Italien retten, nicht einig machen, habe die weltliche Herrschaft des Papstes vertheidi⸗ gen und Rom die Hauptstadt der Ehristenheit bleiben. lassen wollen. Heute ist dieser Wahn zerstört. Man hat stets die Einheit Jialiens gewollt. Zur Vollendung des Werkes zeigt man uns einen starrtöpfigen und gegen Frankreich undankbaren Papst. Bei dieser neuen Lage, in cer nach dieser Rede (des Prinzen Napoleon) Frankreich und die Kirche Mich befänden, bitte ich die Räthe der Krone, uns zu sagen, ob jene Rede die An— sichten der Regierung ausdrückt.“ General Husson: „Sie haben gut reden; die weltliche dacht sst ledté. Minister Billagutt erhält das Wori. Jeder, sagt der Minister, könne hier frei seine Meinung aussprechen, das n . der Kaiser, aber „Niemand hat das Recht, in Seinem Namen zu sprechen, Niemand kann Ihn durch sein Wort binden; Er ist nur an die Ertlarungen derer gebunden, w. r , ,. x te ze „ (Sehr gut) Dann welche bier in Seinem Namen zu sprechen befugt sind a (Sehr gu Van
geht der Minister auf die vorliegende Frage ein. Es sei u das erste Mal, daß die Interessen Frankreichs und des papstlichen Stuhles in Kollision geriethen. „Unsere Vater waren aufrichtige Katholiken, aber niemals haben sie die Sache des Stagts der Sache der weltlichen Herr⸗ schaft des Papstthums und den Ansprüchen desselben geopfert. Ein Staatemann darf keine ausschließlich himmlische und spirüualistische An— schauungsweise haben; er muß die menschlichen Bedürfnisse berücksichtigen. Deshalb muß ich Sie um Kaltblütigkeit bitten, die doch sonst Ihre Gewohn⸗ beit und niemals nethwendiger gewesen ist als heute. (Beifall.) Billault schildert nun übersichtlich alles das, was der Kaiser in den verschiedenen Phasen der italienischen Frage gethan und erzielt hat. „Als er den Frieden von Villa⸗ franca schloß, was war damals seine vorgefaßte Meinung? Den heiligen Vater an die Spitze des italtenischen Volkes zu stellen und den Traum, den Pius 1X. beim ÄAntritte seiner Regierung gehabt, zu verwirklichen; er wollte den Papst zum Haupte des iialienischen Bundes machen. Man darf nicht sagen, wie gestern Se. Kaiserliche Hoheit der Prinz Napoleon, daß das Werk von Villafranca ein todtes war. Nein! der Kaiser wollte Italien ernstliche Elemente der Organisation geben und beide Parteien versöbnen. Aber weder die eine, noch die andere hat das annehmen wollen, was ihnen die Mäßigung des Kaisers anbot. Die Rathschläge sind hartnäckig und in blinder Ehrsucht zurückgestoßen worden. Aber es ist möglich, daß die ferneren Begebenheiten sie die ganze Weisheit dieser Rathschläge erkennen lassen. Als die Revolution in Sicilien aus— brach, wandte sich der Kaiser an England mit der Frage, ob das, was in Sieilien geschehe, in Gegenwart der Flagge der Großmächte zulässig sei. Es handelte sich darum, die Unternehmungen Garibaldi's zu hemmen. England antwortete abschlägig. Was sollte der Kaiser machen? Seine Politik ist immer gewesen, das Einverständniß mit den Großmächten auf⸗ recht zu erhalten.“ Sodann antwortet der Minister auf die Frage, was Frankreich nun fernerbin thun werde, mit der Erklärung, daß in einer so schwierigen Frage mitten unter der Eifersucht Europa's, zwischen den Kreuz⸗ und Quergaͤngen der Diplomatie jetzt nicht gesagt werden könne, was der Kaiser künftig thun werde; das würde ihm nicht einmal ein diplomatischer Anfänger zumuthen. (Beifall. „Ich habe Ihnen zei— gen wollen, und hoffentlich ist es mir gelungen daß alles, was moglich war, vom Kaiser geschah, um die italienische Freiheit gleich⸗ zeitig mit der Unabhängigkeit des Papstes zu vertheidigen. Glauben Sie das, so sprechen Sie es aus, bestjmmt, aufrichtig.“ — Hier unterbricht ibn Graf, de Segur d'Agueffegu mit“ der Frage, ob die franzoͤsischen Trup— pen vielleicht RNpm verlassen würden. Der Minister erklärt, darauf nicht antworten zu wollen. „Niemand hat das Recht, unsere Ehrlichkeit, un— sere Hingebung an den heiligen Vater zu verdächtigen. Man bat den Kaiser angeklagt, man hat gedroht, man hat von Meineid gesprochen, man ist so weit gegangen, eine gehässige Anspielung aus der Bibel (Auf⸗ regung) zu machen. Eine Erklärung des Senats muß solchen Schmä— hungen Einhalt thun und alle diejenigen zur Achtung mahnen, die fie vergessen. Man soll wissen, daß die großen Staatskörper welche den Herrscher umgeben, die Achtung zu gebieten wissen werden, welche dem Fürsten gebührt, der Asses für die Kirche gethan hat. Es giebt keinen Umstand, wo er nicht seine ganze Liebe zum heiligen Vater an den Tag gelegt hätte. Er hat ihn zum Pathen seines Sohnes genommen, dieses Sohnes, auf dem die Zukunft unserer Kinder ruht. Weisen Sie die un' würdigen Schmähungen zurück, welche gegen den Kaiser gerichtet werden. Ich weiß nicht, ob sie sein Herz kränken; aber sie werden weder seinen Glauben noch diese Politik ndern, welche sein Ruhm ist. Er wird fortfahren, mit der Ausdauer, welche Europa ehrend anerkennt, die wahren Interessen Frankreichs zu vertheidigen, die Unabhängigkeit des heiligen Vaters und die italienische Freibeit.“ [Beifall — Kardinal Dannet bittet um das Wort und beantragt ein Amendement, »daß Frankreichs Schwert fortfahren möge, nicht nur die personliche Sicherheit des Papstes, sondern auch seine Un— abhängigkeit und die Aufrechthaltung der weltlichen Herrschaft zu verthei— digen.“ Minister Baroche erklärt, daß die Regierung dieses Amende— ment zurückweise. 9
Der Praͤfekt von Toulon, Vice-Admiral Jacquinot ist hierher berufen und wird dort durch den Viee⸗Admiral Bouet Willaumez ersezt werden. Der Hafen von Toulon soll gründlich gereinigt und auf eine Normaltiefe von 12 Metres gebracht werden. so daß die größten Schiffe dort einlaufen können.
Italien. Turin, l. Marg. Die schon kurz erwähnte Kundmachung, welche der Kriegs⸗Minister Fanti unterm 15. Fe⸗ bruar erlassen hat, lautet:
Mit dem Falle Gaeta's ist jede Spur eines bourbonischen Heeres der⸗ schwunden. Das Waffentragen unter einer Fahne, die nicht mehr besteht, und das Recht, welches eine Nation besitzt, in ihren Interessen und Ge— finnungen, die sie durch einmüthige Abstimmung kund gegeben, nicht ge stört zu werden, bestimmen mich, Folgendes kund zu machen: „Die frem—
den Militairs, welche den dourbonischen Truppen angehörten, eder die un—
ter den vãäpstlichen dienten und dienen, und welche mit den wenigen Ban— den, die noch einige Gebirgsgegenden des südlichen Theiles der Königlichen Staaten verwüsten, gemeinsame Sache machen würden, werden, wenn sie
bon, den National-Truppen gefangen genoinmen werden, nicht als Mi⸗
3. betrachtet, sondern nach der Strenge des Gesetzes behandelt werden.“ —
Neapel. Der Kardinal Erzbischof von Neapel, Riario Sforza, hat an den Statthalter geschrieben, um gegen die Auf— hebung der Klöster zu protestiren. In Folge dessen enthält die „Gazzetta di Napoli“ folgende Rote: Wir vernehmen, daß Se. Königliche Hoheit der Prinz-Statthalter den Kardinal mittelst eines sehr höflichen Schreibens eingeladen hat, seine Anerkennung der legitimen Herrschaft Victor Emanuel's kund zu thun. Im Weige— rungsfalle ist die Regierung entschlossen, demselben die längere Ausübung seines Amtes nicht zu erlauben.
Rußland und Polen.“ St. Petersburg, 27. Februar. Laut allerhöchsten Ukases vom 11. (23. Januar 1861 wird' in An? erkennung dessen, daß die Volksbildung das treueste Unterpfand für die Wohlfahrt des Reiches ist, der neue Etat für die Gym— nasien und Kreisschulen unter dem Ministerium der Volks- Aufklärung bestätigt und zu gleicher Zeit zur Verstärkung der Etats der Gymnasten und Kreisschulen des dörptschen Lehrkreises auf Rechnung des Reichsschatzes 17,000 Rubel angewiesen, indem dem Minister der Volksaufklärung überlassen wird, die nöthigen Anordnungen zur Verwendnng dieser Summe ihrer Bestimmung gemäß zu treffen.
Ein hiesiges Blatt meldet, daß der Präsident des Conseils der Haupt⸗Gesellschaft der russischen Eisenbahnen, Baron Meiendorff, seinen Abschied genommen und an seine Srelle Herr Abasa getreten, zum Vice-Präsidenten aber Fürst Obolensky ge⸗ wählt worden.
Warschau, 1. März. Notable Einwohner der hiesigen Stadt haben nachfolgende Adresse an den Faifer von R ußland gerichtet:
„Sire! Die schmerzlichen Ereignisse, die sich in Warschau zugetragen haben, die Erbitterung, die denselben vorausgegangen ist, und das tiefe Gefühl der Trauer, dse alle Herzen durchdrungen, haben uns ermuthigt,
gegenwärtiges Gesuch im Namen des ganzen Landes Ew. Majestät in der Heffnung zu Füßen zu legen, daß Ihr edles Herz, Sire, nicht taub gegen die Stimme einer sehr unglücklichen Nation bleiben werde. Die Ereig⸗
nisse, deren schmerzliche Äuftritte wir zu beschreiben uns enthalten,
wurden keineswegs durch subversive Leidenschaften besonderer Bevöl—
kerungs Klassen hervorgerufen, dieselben find im Gegentheil die einmüthige und beredte Kundgebung mit Geringschätzung zurückgewiesener Gefühle und
verkannter Bedürfnisse. Nachdem mehr als ein halbes Jahrhundert lang der ganzen Nation Leiden auf Leiden auferlegt worden) und zwar einer
Nation, die Jahrhunderte lang durch freie Institutionen regiert wurde,
sieht diese Nation sich sogar der gesetzmäßigen Stimme beraubt, ihre Schmer⸗
en und den Ausdruck allgemein gefühlter Bedürfnisse zum Throne des
SHerrschers dringen zu lassen. Dieser ganze Stand der Dinge hat dieses Volk
nothwendig dahin gebracht, daß es seine Stimme nur durch den Schrei seiner
Opfer bernehmbar machen kann; daher bringt es solche in Ueberfluß dar. Im Grund der Seele eines jeden Bewohners dieses unglücklichen Landes
glüht das tiefe Gefühl der besonderen Nationalität, welche von derjenigen der übrigen Volker Europa's verschieden ist. Dieses Gefühl trotzt den Einflüssen der Zeit und der Ereignisse; weit entfernt, es abzuschwächen, hat das Unglück es nur noch gesteigert. Alles, was dasselbe derletzt oder was ihm Abbruch thut, bekümmert ünd deunruhigt die Gemüther. So hat denn dieser unheilvolle Einfluß alles Vertrauen zwischen der Negierung und den Regierten untergraben. Auch kann das Vertrauen nicht wieder erwachen, so lange die Anwendung gewaltsamer und durchaus wirkungs—⸗ loser Repressib⸗Maßregeln foridauert. Unser Land, das einst auf der Höhe der Civilisation seiner europäischen Nachbarn stand, kann sich geistig und materiell so lange nicht entwickeln, als seiner Kirche, seiner Gesetzgebung, seinem öffentlichen Unterricht und seiner ganzen gesellschaftlichen Srgani⸗ ation nicht das Siegel seines Nationalgeistes und seiner historischen Ueber- lieferungen aufgeprägt ist Die Bestrebungen der Rafion sind um so glühender, als sie sich in der großen europäischen Völkerfamilie gegen⸗ wärtig beinahe allein jener absoluten Existenzbedingungen beraubt fleht, ohne welche keine Gesellschaft den ihr von der Vorschung beschiedenen Entwickelungsgang durchmachen kann. Indem wir den Ausdruck dieses Schmerzes und unserer heißen Wünsche an den Stufen des Thrones nieder— legen wagen wir, Sire, im Vertrauen auf den bohen Billigkeits- und Gerechtigkeitssinn Ew. Majestät, an Ihre Großmuth zu appelliren. C w. K. K. Majestät getreue ÜUnterthanen.“
Amerika. Mexiko. Aus Mo ntereh wird gemeldet, d r Präsident Mir am don mit 2000 Mann in die Stadt Ri gebrochen ist, 200 Einwohner derselben getödtet und die bst niedergebrannt hat. ;
legra phische
dem Wol ff'schen
epeschen. 3 r we dnn elegraphen⸗Büreau.)
London, g. 4. März, Abends In der heutigen
. ses griff Hennessey die sardinische Po⸗ litik, Layard die paäͤpstliche Regierung an. Bo nehs hält Frank⸗ reich und England für die über Italien zu fassenden Beschlüsse
verantwortlich. Diskussion wird vertagt
Sitzung des
Paris, Dienstag, 5. März, Morgens. Der heutige „Mo— niteur“ enthält einen Bericht des Justizministers Delangle über Mires. In demselben heißt es: Dem Kaiser seien Gerüchte be— kannt geworden, daß MirLs durch Protection gerettet werben solle und daß die Regierung den Skandal unterdrücken werde. Der Justizminister sagt, man könne nicht dulden, daß man eine ehren⸗ hafte Regierung für fähig halte, sie werde einen Schleier Über eine Handlung werfen, die dem Strafrechte unterliegt. Die Instruction des Prozesses wird mit Sorgfalt geführt. Delangke erklärt schließlich, die Gerechtigkeit werde einschreiten, wenn solche Beschul⸗ digungen wider Erwarten nicht aufhören sollten.
Von der polnischen Grenze, Dienstag, 5. März, Mor— gens. Nach hier eingetroffenen Nachrichten aus Warschau hät⸗ ten sämmtliche Adelsmarschälle des Königreichs Polen ihre Demis⸗ sion genommen und würden alle Polen, die in russischen Diensten stehen, ihrem Beispiele folgen.
Literatur, Kunst und Wissenschaft.
München, 2. März. Gestern hat im Foher des Königlichen Hof— Theaters eine seltene Feierlichkeit stattgefunden: Sophie Schröders, der größten deutschen Schauspielerin, 80. Geburtstag, wurde von dem gesammten Hoftheaterpersonale festlich begangen. Hr. Inspektor Schmitt überreichte der großen Jubilarin im Namen Sr. Majestät ein Königliches Handbillet nebst einer goldenen Medaille, die Mitglieder der Königlichen Hofbühne brachten ihr einen filbernen Pokal auf silberner Platte als Ehrengabe dar; Frau Dahn-Hausmann überreichte ihr ein Album nebst einem Lorbeerkranze und die zu einer Reihe von Gastrollen so eben ein getroffene berühmte dramatische Künstlerin Frau b, Bulyowski überreichte ihr im Namen der Dresdener Hofbühne eine Lorbeerkrone nebst Adressen. Mit tiefster Rührung empfing die greise Künstlerin diese Beweise bon Liebe und Verehrung.
— Der 5te Band von Lord Macaulay's Geschichte Eng⸗ lands, der am 15ten d. lals Fragment) erscheinen wird, enthält außer einem Inhaltsverzeichniß zum ganzen Werke die Geschichtsperiode bon 1698 —– 1701, eine Schilderung des Todes des verbannten Königs und der allgemeinen Wahlen bon 1701. Die Schilderung dieser Geschichtsperiode ist vom Verfasser beinahe ganz für den Druck vollendet worden. Für den spätern Zeitabschnitt fanden sich blos hingeworfene Noten im Nachlaß vor, aus denen sich eben nur eine Skizze von Wilhelm IV. Lebens- „und Re“ gierungsende zusammenstellen ließ. Die Herausgeberin hat Alles so drucken lassen, wie es der Verstorbene hinterließ.
e mi te.
Zu Brüssel starb am 27 Februar Se. Durchlaucht der Her⸗ zog Prosper Ludwig von Aren berg im sTösten Lebensjahre. Am 28. April 1785 zu Enghien geboren und während der Revolution mit seiner Familie aus Frankreich emigrirt, übernahm er 1803, da sein (1820 gestorbener) Vater freiwillig zurücktrat, die Regierung des Herzog⸗ thums. Im spanischen Feldzuge ward er von den Engländern gefangen genommen und bei Errichtung des Königreichs Westfalen seines Landes beraubt. Als mediatisirter Türst gehörte er zu den Standesherren Preußens und Hannobers, Sein ältester Sohn Engelbert ist am 11ten Mai 1824 geboren.
— Der „Schwarze Prinz“, so heißt die zweite eisengepanzerte Fregatte, die England bauen läßt, ist am 1. März im Beisein einer ungeheuern Menschenmasse auf dem Elydeflusse bei Glasgow vom Stapel gelassen wor⸗ den. Sie wird als Muster der Schiffbaukunst gepriesen, soll 40 der schwersten Armstrong-Kanonen führen, bis zum Juni bollständig aus⸗ gerüstet sein und gleicht im Wesentlichen der auf der Themse gebauten Eisenfregatte „The Warrior“.
Kairo, Mitte Februar. Chirullus, der jüngst verstorbene koptische Patriarch, ist mit großem Pomp und allen nur erdenklichen Ehren be— erdigt worden. Die hohe und niedere Geistlichkeit aller Konfessionen war bei dem großartigen Leichenzuge vertreten und koptische Frauen und Män— ner folgten zu Tausenden dem Leichenwagen, auf welchem in seinem Pracht⸗ oörnate der hohe kirchliche Würdenträger in einem schwer bergoldeten Lehn⸗ stuhle saß, — das Bild eines ehrwürdigen schlafenden Kirchenfürsten. Zwei Reihen Kawassen, welche theils die Polizei, theils die europäischen Kon⸗— late gestellt hatten, um den Todten zu ehren und Ordnung im Zuge zu erhalten, folgten mit ihren silberbeschlagenen Stöcken zu beiden Seiten, und ein Bataillon mohamedanischer Soldaten, das von der Regierung zur Leichenbegleitung kommandirt war, beschloß den Zug. Der immense Menschenstrom, welcher unterwegs immer mehr anwüchs, bewegte sich vom; Palaste des verstorbenen Kirchenfürsten nach der neuen koptischen Kirche, wo die Ueberreste des Patriarchen beigesetzt wurden. In früheren Jahren Jugendlehrer des kühnen abyssinischen Kaisers Theodosius J, wurde er bon Said Pascha vor einigen Jahren zu einer diplomatischen Mission nach Habesch ausersehen, um die freundnachbarlichen Beziehungen des abyssini—
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schen Kaiserstaates mit den türkischen Sudanländern wieder herzustellen. Die Achtung vor Chirullus veranlaßte Theodosius J. auch wirklich, dem Vicekönig von Aegypten nach Chartum entgegenzureisen, wo kostbare Geschenke ausgetauscht wurden und wo Theodosius J. erklärte, „er sei bon der Idee zurückgekommen, den Nil auszudämmen und somit dem Lande Aegypten seine Lebensader zu rauben“, welche Eröffnung Said Pascha sehr zur Be⸗ ruhigung gereichte. Chirullus war es später, welcher den General- Statt⸗ halter von Aegypten veranlaßte, die Söhne koptischer Eltern bon dem Militairdienste freizusprechen. Er errichtete eine Bibliothek und eine Schule, welche dazu beitragen sollten, die koptische Nation in Aegypten aus ihrer Verdumpfung heraäuszureißen und sie wieder lebenszähig zu machen. Er projektirte schließlich den Bau einer neuen Kirche, der auch in Angriff genommen wurde, dessen Vollendung er jedoch nicht mehr sah; er wurde in denselben Gewölben beigesetzt, zu denen er den Grundstein gelegt hatte.
AE. H EB, 8e.
Berlin, 4. Märæ.
Lu Lande: Roggen 2 Thle, auch 1 Thlr. 22 Sgr. 6 Pf. Grosse Kerste 1 Thlr. 28 Sgr. 9 Pp. auch 1 Thir 27 8gr. 5 Pf. Hater 1Thlr. 7 Sgr. 6 Pf., auch J Thlr. 5 Sgr. und 1 Thlr. Z Sgr. 6 Pf.
Das Schock Stroh g9 Thlr., aueh 8 Thlr. 15 Sr., und 8 Thlr.
Kartoffeln, der Scheffel 23 Str. 5 Pf., aueh 20 Sgr. und 17 Sgr. 6 Pf., metzenweise 1 Sgr. 6 Pf., auch 1 Sgr. 4 Pf.
Ker Enna eK et eee dekge vorn 5 Mär.
Weizen loeo 7J0 - 82 Thlr. pr. 2100 Pf, hochbunt poln. 815 Thlr. und gelb. schles. 773 Thlr. pr. 2100 Pfd. bez.
Koggen loco nach Qualität 455 — 47. Ihr. br. 2000pfd. ab Bahn her. schwimmend 79pfd. 453 Thlr. br. 2000 Pfd. bez, März u. März April 455 - — 445 Thlr. bez. u- Br., 455 G. , Frühjahr 46 - 4533 — 463 Thlr. bez. u. Br., 463 G, Mai - Juni 466 — — 47 Thlr. bez. n. Br., 463 3 Juni - Juli 47 - 477 Thlr. ber,, Br. u. G., Juli allein 48 Thin' hezahlt.
Cerste, grosse u. leine, 42 -47 Thlr. pr. 1750 fd.
Hafer loco 257 — 27; Thlr., Lieferung pr. Mär 255 Thlr. bez, Frühjahr 25 — 3 Thlr. ber., Mai- Juni 253 Thlr. bez., Juui - Juli 265 Thlr. bez.
Erbsen, Koch- und Futterwaare 47 57. Thlr.
Eüböl loco 113 Thlr. Br., März, März-April 119 Thlr., bez. u. . 162 Br, April - Mai 114 — * Thlr. bez, 11 Br., 11 G., Mai- Juni 1 m , 115 G., September - 6ktober 113— 9 — * Thlr bez. u Br., 113 Gd.
Spiritus loco ohne Fass 205 Thlr. bez., März u. März - April 2061 — 1 ThIr bez. u. Br., 205 G., April - Mai 20, — 7 Thlr. bez., Br. u. G., Mai-Juni 20445 — 211154 Thlr. bez., Br. u. Ern Juni - Juli 21 bis 215 Thlr. bez., Br. u— G., Juli- August 214 — 23 Thlr. bez., KAugust- Septhr. 213 - 44 Thlr. bez, September-0ktobee 203 - 21 ThIz. bez.
Weizen wegen höherer Forderungen beschränkter Umsatz. — Roggen loeo in keiner Waare spärlich offerirt und zu festen Preisen gut zu lassen, Mittelsorten ohne Beachtung. Termine verkehrten bei guter Kauflust in steigender Richtung und schliessen fest. Gekündigt oh Ctr. — Rüböl etwas besser b=zahlt bei lebhafterem Handel. Sbirituse neuerdings gestiegen bei aus edehntem Handel, namentlich
auf spãte Liekerungen.
Heki, 4. März. Leipzig - Dresdener 2147 Brief. LSbau- Zittauer Litt. A. 253 Br.; do. Litt. B. —. Hagdeb.- Leipziger 1885 Br. Berlin - Anhalter Litt. A.“, B. n. C. —. Berlin - Stettiner — G5In-= Mindener — Thüringische 1035 G. Friedeich- Wilhelms - Nordbahn — Altona - Kieler —. Ankast-Desganer Landeshbank- Actien 18 Br. Braunschweiger Bank- Actien — Weimarische Bank - Actien —. Gesterreichische 5proxz. ques —. 1854er Loose —. 1851er National-Anleihe 51 Br. Preussische Prämien-Ankleihe —.
Ereslagzzt, 5. März, 1 Uhr 30 inuten Naehmitta g. (Te). Dep. des Staats- Anzeigers.) Oesterreichische Banknoten 673 Br. Frei- burtzer Stamm- Aectien 93 G. Oberschleaischke Actien Litt. A. u. C. tät Br.; do. Litt, B. G9keraehlenchs Prioritäts - Obligatienen Litt. D., 4prox., S8 Br.; do. Litt. F. 4 proz., gõ] Br.; do. itt. E., z3Iprez., 765 6. Kosel-Oderberger Stark - Aetien 371 Br. Heiss e- Brieger Aetien —. Oppeln arne itzer Stamm- Aetien 355 Br. Freussisehe 5proz. Anleihe von 1859 106 Br. ; .
Sziritus pr. S000 pCt. Tralles 205 Thlr. d. Weizen, weisser 5 93 Sgr., gelber 74-92 Sg§r. Roggen 55 - 63 Sgr. Gerste 40-56 Str. afer 28 34 Sgr. .
Die Börse war matt und geschäftslos und die Course wenig ver- ändert. Oppelu-Tarnowitzer 2Ilein wurden höher bezablt'