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Nicht amtlich es.
Preußen. Berlin, 6. März. Se. Majestät der König nahmen beute Vormittag den Vortrag des Geheimen Kabincts-Raths Wirklichen Geheimen Raths Illaire entgegen.
— Ihre Majestät die Königin hat am vorigen Sonn⸗ tage dem Gottesdienste im Dome beigewohnt und Ihrer Majestät der veiwittweten Königin so wie der Königin Marie von Bayern in Sanssouci Besuch abgestattet. Das Familien ⸗Diner fand bei Ihren Hoheiten dem Füͤrsten und der Fürstin von Hohenzollern in dem Königlichen Schlosse statt. Am Montag früh hat sich Ihre Majestät die Königin von der Königin von Bahern auf dem hie—⸗ igen Bahnhofe verabschiedet, Abends wohnte Allerhöchstdieselbe einem Vortrage im Evangelischen Vereine bei. Se. Majestät der König und Ihre Majestät die Königin nahmen gestern an einer Soirée bei Sr. Königlichen Hoheit dem Kronprinzen und der Frau ronprinzessin Theil, welche zu Ehren der hier anwesenden Abge— fandten der Königin Victoria stattfand. Heute steht die Feierlich⸗ keit der Ordensverleihung bevor.
— Das Haus der Abgeordneten setzte heute die Be— rathung der Grundsteuer-Vorlagen fort. Die allgemeine Diskufsion über den ersten Gesetzentwurf, wegen anderweiter Re⸗ ulirung der Grundsteuer, wurde mit der Spezial-Diskussion des Z, welcher die Grundsteuer auf 10 Millionen festsetzt, vereinigt und war beim Schluß unseres Blattes noch nicht beendet.
— Dem Ration al-Dank für Veteranen ist von der Direction der Aachen-Münchener Feuer-Versicherungs-Gesellschaft wiederum ein Betrag von 1400 Thlr. zur Unterstützung hülfs⸗ bedürftiger Veteranen überwiesen worden, welcher Betrag vom Kuratorlum der Stiftung sofort unter die einzelnen Kommissariate vertheilt und denselben üͤbersandt worden ist, um damit den hüůlfs⸗ bedürftigen und würdigen Veteranen den bevorstehenden Geburts— tag Sr. Majestät des Königs zu einem wahren Dank und Freudentage zu machen.
Ey dtkuhnen, 2. März. Die russische Lommission für die Prüfung der Kownoer Bahn hat bestimmt, daß die provisori⸗ schen Brücken auf der Strecke durch definitive ersetzt werden sollen; demnach wird an denselben rüstig gearbeitet. An den Tunnelbauten in Kowno wird rege fortgearbeitet und soll die Weiterlegung der Schienenstränge nach Wilna und Dünaburg in diesem Sommer mit Energie fortgesetzt werden. (K. H. 3.)
Tilsit, 1. März. Die bedeutende Schwächung der Eisdecke auf dem Memelstrom und dessen Nebenflüͤssen ist unverkennbar; allmäͤlig beginnt die Hebung des Eises durch Anschwellung des unteren Wassers. Auf dem Juraflusse hat bereits ein wenn auch nur geringes Abrücken stattgefunden, und zeigt sich bedeutendes Stauwasser. An der Fähre bei Szagmanten ist die Wagenbahn fuͤr die Posten bereits eingerichtet. Die Tilfiter Postrelais sind
estern bereits auf dem nördlichen Ufer der Memel im Paulini—⸗ schen Kruge etablirt. Die Passage über den Trajektweg ist auf gering belastete Fuhrwerke beschränkt und erwartet man allgemein einen nahe bevorstehenden Eisgang, der bei eintretendem Hochwasser wegen der Stärke des Eises den Dämmen gefährlich werden kann.
Magdeburg, 5 März. Nachdem die Vermessungen zu den Vorarbeiten für die neue Elbbrücke beendigt sind, ist die lediglich zu diesem Zwecke hergerichtete Floßbrücke wieder abgefahren worden.
Düsseldorf, 4. März. Schon jetzt ist einige Vermehrung des Verkehrs auf dem Rheine merkbar, da viele bisher in Holland zurückgehaltene Güter stromaufwärts geschafft werden.
MNꝛecklenburg. Schwerin, 5. März. Se. Königliche Hoheit der Großherzog begab sich in Begleitung des Flügel⸗ Adjutanten Major von Hertzberg mit dem gestrigen Morgenzuge nach Ludwigslust zur Begrüßung der Königin Marie von Bayern. Um 37 Uhr brachte ein Extrazug mit dem Feöniglich baherischen Salonwagen den hohen Besuch in hiesige Residenz, wo Allerhöchstdieselbe am Bahnhofe von Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Großherzogin⸗Mutter, begleitet von Hofdamen und dem Hofmarschall, Kammerherrn Baron von Stenglin, empfangen wurde. (Mecklenbg. Ztg.)
Sachsen. Dresden, 5. März. Die feierliche Beisetzung 14 ö Leiche der Prinzessin Marie hat gestern Abend statt⸗ gefunden.
Frankfurt, 4. März. Ein Korrespondent der „Köln. Ztg.“ schreibt: Der politische Ausschuß hat fich in einer am 27. v. M. abgehaltenen Sitzung zum ersten Male mit dem darmstädter An— trage in Bezug auf den Nationalverein eigentlich beschäftigt. Die Majorität hat sich für Abweisung des Ea r e se⸗ ausge⸗ sprochen, d. h. für die Auffassung, daß die Anwendung allgemeiner Bundesbestimmungen Sache der Einzelstaaten sein müsse. — Die Kommission von Generalstabs-Offizieren zur Erhebung der Leistungs⸗ fähigkeit der deutschen Eisenbahnen zu militairischen Zwecken hat sich nunmehr von hier auf ihre Inspectionsreisen begeben.
Württemberg. Stutkg art, 4. März. In der Sitzung
der Kammer der Abgeordneten wurde heute von der Regie— rung ein Gesetzentwurf eingebracht, welcher als Konsequenz des Prinzips erscheint, das der Anerkennung der Autonomie der katho⸗ liscen Kirche in der Convention mit der Kurie von Seiten des Staates zu Grunde liegt, daß nämlich die bisherige Beschränkung der vollen politischen Berechtigung auf die drei anerkannten Fbon— fessionen aufgehoben werde. — Der Staatsvertrag mit Baden, wegen Anschlüsses der Durlach-Pforz heimer Bahn bei Mühl—⸗ acker, wird nächsten Donnerstag vor den Landtag gebracht werden. Ein anderer Vertrag ist jüngst von der Regierung mit Bayern abgeschlossen worden, über die Fortführung der Remsbahn bis Nördlingen. (Fr. P. Ztg.)
Bayern. München, 4. Maͤrz. An der Spitze der „Neuen Münchener Zeitung“ ist heute Folgendes zu lesen;
An Muͤnchens Bewohner. Innigen Dank für die innige, all— gemein bezeigte Theilnahme während meiner nun glücklich überstan— denen Krankheit. München, 3. März 1861. Ludwig.
Oesterreich. Wien, 5. März. Der Kaiser hat das nachfolgende Allerhöchste Handschreiben erlassen.
„Lieber Freiherr v. Sokcevie! Die auf Grund Meines Handschreibens
vom 26. Oktober 1360 unter Ihrem Vorsitze von der Bangl-Konferenz
beantragte und im Wege Meines kroatisch⸗slabonischen Hofdikasteriums
Mir vorgelegte Wahlordnung, welche sich auf die bei Zusammensetzung
des kroauͤschslavonischen Landtages von 1848 befolgte Wablordnung be⸗
zieht, habe Ich im Sinne Meines Landtagsabschiedes vom J. April 1850, durch welchen die Erlassung einer Wahlordnung für den nächsten kroatisch⸗
slavonischen Landtag in Äussicht gestellt wird, mit Berücksichtigung des Fiuma⸗
ner Komitates, jedoch in Erwägung der in Meiner obenangeführten Entschlie⸗
ßung festgehaltenen gesonderten Verwaltung und Vertretung des Militairgrenz⸗ gebietes, mit Ausschluß dieses letzteren, für den bevorstehenden kroatisch.
flavonischen Landtag zu genehmigen befunden. Hiebei finde Ich mit Be⸗ zugnahme auf Meine gedachte Entschließung neuerdings zu erklären, daß durch diesen Ausschluß der Grenzbevölkerung von der Theilnahme an
dem Provinzial-Landtage von Kroatien und Slavonien, welcher ledig⸗ lich durch den von der Provinzial-Verwaltung ganz abweichenden Charakter der Verwaltung des Militairgrenzgebietes und durch den
Umstand geboten ist, daß die Beschlüsse des Provinzial-Landtages sich
nicht auf dieses Gebiet erstrecken können, ohne den Charakter seiner mili— tairischen Organisation aufzuheben, die Grenzbevölkerung aber keinen mit— entscheidenden Einfluß auf eine politische Wirksamkeit ausüben kann, deren Refultate für dieselben nicht zur Geltung gelangen, an jener Bestimmung Meiner oben angeführten Entschließung, wornach das kroatisch-slavonische Militairgrenzgeblet im Verbande mit seinem Stammlande Kroatien und Sla— vonien zu bleiben und vereint ein Territorialgebiet zu bilden hat, nichts geän⸗ dert werden soll. In Bezug auf Dalmatien finde Ich Sie im Nach hange zu Meinem Haͤndschreiben vom 5. Dezember 1869 in die Kenntniß
zu setzen, daß Ich zugleich Meinen Staatsminister beauftragt habe, dafür
Sorge zu tragen, daß der nächst zusammentretende Landtag von Dalma
tien vor allem sich mit der Aufgabe beschäftige, Abgeordnete zu entsenden,
welche über die Frage der Vereinigung Dalmatiens mit Kroatien und
Slavonien mit dem hbevorstehenden Landtage dieser letzteren vorbehaltlich
Meiner Sanction werden zu verhandeln haben. 5663 Joseph m. p. Major Graf Degenfeld, welcher am 22. Februar Madeira verließ, meldete gestern telegraphisch aus Plymouth, daß der Ge— sundheitszustand der Faiserin sehr befriedigend ist. (Vergl. Großbritannlen.)
Die „Times“ hatte jüngst einen Korrespondenz-Artikel gebracht, welcher die K. K. Regierung beschuldigt, das zu Villafranca mit der französischen Regierung getroffene Uebereinkommen bezüglich der in die K. K. Staaten zurückkehrenden Individuen der „piemontesisch— ar fe, Legion“ des Jahres 1859 nicht eingehalten zu aben. längeren Artikel, der die Gesichtspunkte der K. K. Regierung in folgender Weise darstellt: ;
Die „Wiener Zeitung“ widerlegt diese Angabe in einem
„Mit der zu Villafranca getroffenen Vereinbarung hat die s. K.
Regierung den in die „piemontesisch-ungarische Legion“ des Jahres
1859 eingetretenen und in ihr Vaterland rücklehrenden K. K. Un— terthanen die gaͤnzliche straflose Rückkehr zugesichert und diese Zu⸗ sicherung, ohne Unterscheidung des freiwillig oder gezwungen er⸗
folgten Eintrittes jener Individuen in die gedachte Legion mit wortgetreuer Gewissenhaftigkeit durchgeführt, und ist auch kein Ein— ziger jener Revertenten für sein militairisch⸗-politisches Verhalten, für Treubruch und Hochverrath irgendwie zur Strafe gezogen worden. Die vorbesagte von der K. K. gegangene Verbindlichkeit bezog sich jedoch ihrem Wort— laute nach nur „auf eine straflose Rückkehr“, während der Korrespondent des Eingangs erwähnten Artikels der „Times“ aus diesem Zugeständnisse die Enthebung jener Individuen von allen Unterthanspflichten (worunter doch offenbar auch die gesetz= liche Militairpflichtigkeit gehört) nicht nur ableitet, sondern dieselbe sogar, als im gedachten Uebereinkommen stipulirt und nicht ein— gehalten, zum Gegenstande seines Vorwurfes macht. Wir haben wohl nicht nöthig, den Widersinn einer so verkehrten Zumuthung näher zu beleuchten, da solche, dem Treubruche und Hochverrathe goldene Brücken bauend, den höchsten Verbrechen die Entbindung
von jeglicher Unterthanspflicht gleichsam als Belohnung vindi— ciren will.“
Regierung ein⸗
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Schweiz. Bern, 28. Februar. Die Bedingungen, unter welchen die Schweiz die Lostrennung des Kantons Tessin und der wei Bündner Gemeinden Brusio und Poschiavo von dem Comoer und Mailänder Bisthumsverband vorläufig regulirt wissen will, lauten nach authentischer Mittheilung folgendermaßen in Betreff des Kantons Tessin: 1). Der Kanton Tessin wird in kirchlicher Beziehung provisorisch von einem Vikar lapostolischen) verwaltet; 2 die Wahl des Vikars erfolgt durch den heiligen Stuhl oder seinen Repräsentanten in Uebereinstimmung mit bem Kanton Tessin; 3) derselbe wird seinen Sitz an dem Orte auf— schlagen, welcher ihm in Uebereinstimmung von beiden Parteien angewiesen wird; 4) der Stand Tessin bestreitet die Kosten eines passenden Gehaltes für den Vikar und seinen Kanzler; 5) tritt in Folge des Todes des Inhabers oder auf andere Weise Erledigung des Vikariats ein, so wird der iche; den hier eben angegebenen Bedingungen gemäß ernannt; 6) die Unterhandlungen über die de— finitive Organisation werden so schnell als möglich aufgenommen. Die übrigen Artikel betreffen die Gemeinden Brusio und Poschiavo. Sie lauten: 7 Die Gemeinden Chur und Poschigvo sind der Diözese Chur einverleibt; 8s) der Bundesrath verpflichtet sich bei der fardinischen Regierung die dringendsten und wirksamsten Schritte zu thun, um eine Entschädigung zu erhalten im Verhältniß zu den besonderen Vortheilen, welche genannte Gemeinden als Theile der Diözese Como genießen.
Sardinien willigt in die Ertheilung einer Konzession für den Bau der internationalen Linie Chiasso-Camerlata, will aber dabei die Rechte, welche die lombardische Eisenbahngesellschaft auf diese Bahn hat, vorbehalten wissen. (Wes. 3) ;
Großbritannien und Irland. London 4. März. Die Königliche Familie wird am kommenden Freitag von Osborne zurückerwartet. Prinz Ludwig von Hessen ist bisher da— selbst der einzige Gast gewesen.
Das „Eburt Journal“ schreibt: „Wir fuͤhlen uns glück⸗ lich, mittheilen zu konnen, daß der Aufenthalt der Kaiserin von Desterreich in Madeira die wohlthätigste Wirkung ausgeübt hat. Die ungünstigen Symptome sind fast gänzlich verschwunden und die milde Luft der herrlichen Insel hat die erlauchte Fürstin körper⸗ lich und geistig gestärkt. Diese Mittheilung wird sicherlich nicht blos in Sesterreich, wo ihre vielen Tugenden und schätzenswerthen Eigenschaften wohl bekannt und gewürdigt sind, sondern auf dem ganzen europäischen Festlande und in England, wo sie die Theil⸗ nahme aller Gesellschaftsklassen besitzt, mit großer Freude aufge⸗ nommen werden.“
Der ministerielle Observer“ äußert sich über den Prozeß wegen Beschlagnahme der Kossuth-Noten: „Die Regie— rung hat sich bei der Klage vor dem Kanzleigerichtshofe nicht im geringsten betheiligt, und wird es auch weiter nicht thun. Der einzige Fall, in dem unsere Regierung zur Einmischung bewogen werden könnte, wäre der, wenn ein Kriminalverfahren eingeleitet würde, und auch da noch würde sie erst dann einschreiten, wenn eine offene Verletzung des Gesetzes auf unzweifelhafte Beweise hin nachgewiesen worden ist. Vorläufig gehört der Casus vor einem Court of Equity, und ist auf die klagende und ange— klagte Partei beschränkt. Sir Hugh Cairns, der Anwalt des Klä— gers, wird sicherlich mit sehr geistreichen Gründen für die Fort— dauer der Beschlagnahme auftreten; da jedoch ein analoger Casus nie früher zur Entscheidung kam, so läßt es sich schwer sagen, auf welche Gründe er sich stützen wird. Es ist früher von einigen großen Rechtsgelehrten des Oberhauses die — ziemlich zweifelhafte — Behauptung aufgestellt worden, daß es ein Vergehen gegen das gemeine Recht sei, irgend eine Handlung zu begehen, die dahin zielt, einen Buͤrgerkrieg in einem mit unserem Lande in Frieden befindlichen Staate hervorzubringen; aber auch in dieser Beziehung liegt, unseres Wissens, kein Prä— cedenzfall vor, der als Norm angeführt werden könnte. Der Attorney-General stimmte obiger Auffassung theilweise bei, als jene Doktrin bei Gelegenheit der Garibaldi-Freiwilligen im Unterhause zur Sprache kam. Das war ein gewichtigerer Fall, denn dazumal wurden offen Leute geworben und Schiffe ausge— rüstet, wogegen die Foreign-Enlistment-A1cet streitet. Und dennoch lehnte die Regierung weislich jede Einmischung ab, gerade so, wie sie es den Irländern gegenüber hielt, die dem Papste Geld und Leute zuschickten. Diese beiden Fälle verstießen, strenge genommen, gegen die angeführte Akte; aber glücklicherweise hängt das even tuelle Straferkenntniß jedesmal von der Zustimmung der Jury ab.“
Frankreich. Paris, 5. März. Der heutige ‚Moniteur“ enthält den telegraphisch bereits gemeldeten Bericht des Justiz— Ministers Delangle über den Miresschen Prozeß. Es heißt darin; „Auf Requisition des Staatsanwalts ist der Banquier Mir s verhaftet worden. Diese Maßregel ist der Gegenstand ver⸗ schiedener Urtheile geworden, und wie immer in ähnlichen Fällen, hat die Verleumdung sch bemüht, die Sache zu vergrößern. Man verbreitet, Mirès habe durch verdächtige Großmuth sich Beschüͤtzer gewonnen, welche mächtig genug sind, um ihn, wenn die gegen ihn gerichteten Anklagen sich bestätigen
sollten, der Strafe der Justiz zu entziehen; dritte Personen, denen ihre Stellung nicht blos die Annahme eines heimlichen Gewinnes, sondern überhaupt die Theilnahme an erlaubten Speculationen untersagen sollte, hätten sich an sein Loos angeschlossen; das Uebel sei so allgemein und groß, daß die Regierung beschlossen habe, die Sache zu unterdrücken, um einen Skandal zu vermeiden, der unberechenbare Folgen haben könnte.“ Der Justizminister sagt die genaueste und vollständigste Untersuchung zu und führt, die nachstehenden Worte des Kaisers an, durch welche er seinen Willen in der betreffenden Angelegenheit künd gab: „Ich will, daß in dieser traurigen Angelegenheit die Gerechtigkeit auf den Grund der Dinge gehe, entschlossen und ohne irgend welche persönliche Rück— sichtnahme. Da der Verdacht über aller Welt schwebt, so leiden auch die Unschuldigen unter einer Anklage, die keinen bestimmten Schuldigen bezeichnet. Es ist unerläßlich, daß die Sache an das Licht komme.“
In der gestrigen Sitzung des Senates wurden die vier ersten Paragraphen der Adresse angenommen.
J. Fabre und Genossen haben zur Legislative-Adresse ein Amendement gestellt, das den Abmarsch der französischen Truppen aus Rom empfiehlt.
Die Minister haben sämmtlich dem Prinzen Napo leon Besuche gemacht, um ihn wegen der Rede, welche er im Senate gehalten, zu beglückwünschen. Dieselbe wird besonders abgedruckt und in allen Departements, wie auch in Italien vertheilt werden.
Die Broschüre von Vouis Veuillot ist unter dem Titel: „e Pape et la Diplomatie“, erschienen. Dieselbe ist 4 Bogen stark. Die Schrift schließt mit der ablehnenden Antwort Persigny's 6 m sohht Gesuch um Erlaubniß zur Herausgabe eines neuen
attes.
Die Zahl der während der Revolution „wegen Mißbrauchs“ vor Gericht geladenen Prälaten war vier. Eben so groß war ihre Anzahl unter der Juli⸗Monarchie. Seit 1848 sind nur zwei Bischöfe, Herr v. Dreux-Breézé und der Bischof von Grenoble, ihrer Mandements wegen vor den Staatsrath gezogen worden.
Graf Tascher de la Pagerie, ein Vetter des Kaisers, ist so . erkrankt, daß man ihm bereits das Abendmahl reichen mußte.
Italien. Turin, 2. März. Ratazzi wird fast einstim⸗ mig Jum Präsidenten der Kammer, Poerio und Torrearsa werden höchst wahrscheinlich zu Vice⸗Präsidenten erwählt werden.
Die erste für die sardinische Regierung gebaute Panzer⸗ Fregatte, welche am 17. d. M. in La Seyne bei Toulon vom Stapel lief (der Bau war im September begonnen worden), wird binnen Kurzem ihre aus 32 Achtzigpfündern bestehende Ausrüstung erhalten und nach Genua gebracht werden. Sie bekam den Namen „Terribile“ und kostete 1,5700, 000 Fr. Die Segelfregatte „San Michele“, welche um 30 Schuh verlängert und in ein Schrauben— schiff umgestaltet wurde, wird ebenfalls nächstens vom Stapel laufen. Auch der „Gobernolo“ und einige Schiffe der neapolita— nischen Marine wurden umgestaltet, und an den zwei großen Fre ⸗ gatten, deren Bau vor nicht langer Zeit auf dem hiesigen König— lichen Werfte begonnen wurde, wird mit allem Eifer gearbeitet. Endlich sollen noch auf den Werften von Neapel und Livorno einige Kriegsschiffe gebaut werden.
Maikand, 45 März. Die heutige „Perseveranza“ berichtet; General Goyon erhielt Befehl, die Provinz Frosinone, welche bis jetzt von den päpstlichen Truppen besetzt war, zu olkupiren.
Ein ministerielles Dekret setzt eine Kommission mit dem Sitze in Mailand ein, welche darüber zu berathen hat, wie das sardi⸗ nische Strafgefetzbuch und das Gefetz uͤber die Justiz-Orga— nisation in der Lombardei eingeführt werden können.
Neapel. Eine Depesche vom 2. März meldet, daß die letz⸗ ten neapolitanischen Truppen am 1. Gaeta verlassen haben, Sie werden (es sind ihrer ungefähr g000) auf den Inseln Jschiag, Nisida, Capri und Procida internirt, wo sie bis zur Uebergabe von Messinag und Civitella del Tronto bleiben werden. Da sich Alle weigern, Dienste in der sardinischen Armee zu nehmen, so wer⸗ den sie später in ihre Heimat entlassen werden.
Der Transport des Belagerungsmaterials nach Messina wird durch die stuͤrmische See verzögert.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 28. Februar, Ihre Königliche Hoheit die Herzogin von Ostgothland ist gestern Abends von einem Prinzen entbunden worden, der die Famen Karl Oskar Wilhelm und den Titel Herzog von Westgoth⸗ land erhalten hat.
Telegraphische Depeschen. (Aus dem Wol ff'schen Telegraphen⸗Büreau.)
Pe sth, Mittwoch, 6. März. Der Judex curige und der Ta— vernicus gehen nach Wien, um zu versuchen, den Kaiser bezüg—⸗ lich des Februarpatents der ungarischen Anschauung günstig zu stimmen.