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Er freue sich, zu bemerken, daß diese populäre Streitmacht seit Jahresfrist um 507 Corps, die zusammen aus 40 009 Mann bestehen, gewachsen sei Dieselbe zähle jetzt im Ganzen 217 Bataillone. Er schildert darauf, was für die Anfertigung von Armstrong⸗stanonen und Büchsen geschehen ist. — Für Bauten und Festungen verlange die Regierung keine großen
ummen; doch werde Grund und Boden anzukaufen sein, um im Nothfalle rasch die Zahl der Bauten zu vermehren. Der ehrenwerthe Gentleman schließt mit dem Antrag auf Bewilligung von 146,164 Mann
und. Offizieren, ausschließlich der Königlichen Truppen in Indien. Oberst=
Dunne findet, daß die Voranschläge nicht von jenem ökonomischen Sinn ö die Minister sich in der Thronrede berühmt haben. . Palm erston macht bemerklich, daß die Zabl der Truppen auf 2 Oppofition gestoßen sei; aber von der Zahl der Mannschaft d n . Ausgabe im Großen und Ganzen ab. Ueberdies habe man die H 9e der letzten Armer⸗Budgets vorzugsweise den Bedürfnissen der Uebergang periode, der Einführung bervollkommneter Waffen und der grůndlichen Reorganisation verschiedener Dienstzweige zuzuschreiben. Der Ansatz für die Jandtruppen wird genehmigt. Auf Sold und Darren, werden, nach einiger Opposition von Oberst Dunne, vorläufig 3, 000, 000 Pfd. Sterling
bewilligt. ö. ; ö e mmm, rnb andi ugngen vom 15. März. Oberhaus
ea n, ,,. de Rebeliffe lenkt die Aufmerksamkeit des Hauses
auf die Vorgänge in Warschau. Dieselben, bemerkt er, trügen, na⸗ 26 in . 1 wie die jetzige, wo so große politische Umwaͤlzungen stattfänden, einen Charakter, welcher es wohl als eine Pflicht der Regie⸗ rung erscheinen lasse, dem Hause die ihr zu Gebote stebenden Mitthei⸗ lungen zu machen. Alles, was sich auf Polen beziehe, bilde einen wesent⸗ lichen Bestandtheil der Verträge bon 1815, die, wenn sie auch in den letz ten Jahren einige harte Stöße erhalten hätten, doch bis jetzt noch nicht gänzlich bei Seite gesetzt worden seien. Es lasse fich nicht bezweifeln, daß England ein großes Intereffe an Allem nehme, was die Beziehungen zwi⸗ schen Nußland und Polen anbelange. Es lägen hier Ereignisse in der Stadt Warschau vor, die bon dem Verluste von Menschenleben begleitet ge⸗ wesen seien, bei welchen sich aber von Seiten des Volkes und, wie er hin⸗ zufügen müsse, auch bon Seiten der Behörden eine Mäßigung kundgegeben habe, welche den Anspruch auf die Beachtung von Seiten des Hauses noch erhöhe, Er frage nun, ob die Regierung auf dem gewöhnlichen Wege — seines Wissens gebe es in Warschau einen englischen Konsul — Nachrichten erhalten habe, die sie dem Hause mittheilen könne. Der Unter⸗Staatssecretair des Auswärtigen, Lord Wodehouse, entgegnet, auf dem auswärtigen Amte sei eine Depesche des in Warschau angestell⸗ ten englischen General- Konsuls eingetroffen, welche die in den Zeitungen veröffentlichten Nachrichten der Hauptsache nach bestäͤtige. Da er noch keine Zeit gehabt habe, sich mit dem Staatssecretair des Auswärtigen zu besprechen, so könne er erst am Montag sagen, ob kes statthaft sei, die Depesche dem Hause vorzulegen.
Unterhaus. Thom. Dun combe fragt den Staatssecretair des
Auswärtigen, ob er an Sir J. Hudson in Turin zwischen den 31. August und 27. Sftober keine Depeschen abgehen ließ oder warum dieselben im
Blaubuch fehlen? Ferner, welche „Interessen im Adriatischen Meer“ es seien, 8. . n rr. Regierung sorgfällig hüten müsse?“ Er glaube, daß die Nichtinterventionspolitik, deren die Minister sich rühmen, blauer Dunst sei. In Bezug auf Rom und Neapel hätten fie sich zwar nicht eingemischt, weil dort Niemand nach ihnen frage, aber wenn es sich um Oesterreich und Ungarn handle, seien fie mit ihrer Einmischung bei der
Hand. So habe Sir J. Hudson die Weisnng erhalten, in Turin zu erklären, daß England keiner Flotte erlauben werde, von Italien aus gegen Dalmatien zu segeln. Ferner habe Lord John Russell an Sir J. Hudson« geschrieben; „Haben Sie ein Auge auf das, was Koffuih in Turin thut“ — ein Auftrag, den Sir J. Hudson mit gerechter Ent— rüstung abgelehnt habe. Der Interpellant preist die franzbsische Allianz und beschuldigt Lord John, daß er durch sein Streben, Desterreich als Gegengewicht wider Frankreich darzustellen, letzteres beleidige und zum Mißtrauen reize, C. Bentinck dagegen beschuldigt Lord John Russell, daß er sich in seinen Depeschen fortwährend zwecklose Angriffe auf Oester— reich erlaube. Sir Rob. Peel fragt, ob eine Korrespondenz mit der spa— nischen Regierung wegen der spanischen Protestanten-Verfolgungen statt— gefunden habe, und knüpft an die Frage eine lange und lebhafte Rede für die Sache der Verfolgten. Butt möchte wissen, ob der zum Ge⸗ sandten in Mexiko ernannte, Sir C. Wyke auf seinen Posten abgegangen sei? Hennessy endlich bringt eine die päpstlichen Truppen betreffende Frage bor. Lord John Ru sell faßt seine Antwort auf diese Interpellationen in einer Erklärung zusammen, die ihrem wesentlichen Inhalte nach lautet: Wenn das ehrenwerthe Mit⸗ glied für Finsburh (Guncombe) mich der Parteilichkeit für Oesterreich, und das ehrenwerthe Mitglied für Taunton mich gleich darauf der Partei⸗ lichkeit für Oesterreichs Feinde anklagt, so überlasse ich es dem Hause, zu urtheilen, ob wir nicht gerade eine unparteiische, auf die Erhaltung des
eurohäischen Friedens abzielende Politik befolgt haben. Ich rede der ge⸗ waltsamen Einmischung gewiß nicht das Wort, wenn ich sage, daß von Zeit, zu Zeit Vorfälle eintreten, die zu einem Bruch zwischen verschiedenen Mäch⸗
ten zu führen geeignet scheinen, und daß es dann ein eben so freundschaft⸗ licher, wie zweckmäßiger Schritt ist, die betheiligten Mächte auf die Umstände aufmerksam zu machen oder sie um eine Erläuterung oder Sinnesänderung
zu ersuchen. Das ehrenwerthe Mitglied für Finsbury glaubt, Ihrer.
Majestät Regierung habe der bon Sardinien anzeigen lassen, daß, wenn eine Expedition von den Küsten Italiens gegen Dalmatien ausgehen sollte, Ihrer Majestät Kriegsschiffe die Expedition aufhalten würden. Nun, keine solche Unztige ist gemacht worden.
gehört, daß ein Kontrakt zum Bau einer Eisenbahn durch Sardinien ge— schlofsen werden sollte, und daß der erste Artikel des Kontrakts die Be⸗ stimmung enthielt, daß Herrn Kossuth eine große Geldsumme auszuzahlen ei. Man muthmaßte natürlich, daß Kossuth' diefes Geld zur Bekaͤmpfung Defterreichs berivenden würde. Nun sagle Desterreich einige Jeit später, daß, venn in Sardinien feindliche Anstalten stattfinden und die Verwendung von
Ich hatte von Leuten aus der Cith
Truppen, Schiffen, Soldaten und Geld gegen den Kaiserstaat zur Folge
haben sollten, die österreichische Regierung eine solche Ezpedition nicht als das Unternehmen bloßer Individuen ansehen, sondern sich berechtigt
glauben würde, bon der Macht, auf deren Boden der Angriff borbereitẽt worden war, Erklärung und Genugthuung zu fordern. Bies Prinzip Aber
mag natürlich, je nach seiner Anwendung, gerecht sein oder nicht. klar ist, daß solche Umstände zu einer Störung des europäischen Friedens
führen können. Ich ersuchte daher Sir J. Hudson, Erkundigungen ein⸗
zuziehen, und, so weit ich mich entfinne, erwiderte er, daß ein. Kontrakt,
wie der bezeichnete, beabsichtigt gewesen, aber seitdem wieder aufgegeben
worden sei. Weit entfernt, mir mit sittlicher Entrüstung, wie Mr. Dun— combe glaubt, zu antworten, hat Sir J. Hudson als getreuer Diener der Krone mir alle Information verschafft, die ein Mann von seiner großen Intelligenz und Ortskenntniß zu berschaffen im Stande war. die Auslassung von Depeschen aus der
daß sie sich großentheils um Kleinigkeiten drehen. Der ehrenwerthe Gentleman ftagt ferner, was ich mit den Worten meinte, daß die byi⸗ tische Regierung Interessen im Adriatischen Meere habe. Nun, ich muß
ihn davon benachrichtigen — obwohl der Rest des Hauses der Belehrung nicht nöthig haben wird — daß in den
geschlossen worden sind, durch die Großbritannien die Schirmherrschaft über die Jonischen Inseln erhielt; daß in Korfu, eine britische Be= satzung ist, und daß zur Zeit, als es ein Gegenstand lebhafter
Erbrterung war, ob nicht alle an das Königreich Griechenland grenzen⸗ Gesandter
den Provinzen sich empören würden, ein griechischer mix erklärte, daß seine Regierung nicht die Mittel habe,, eine politische Kundgebung der Art zu verhindern. Das ehrenwerthe Mitglied hat vielleicht nie von Korfu gehört; aber es ist eine sehr wichtige Positioꝝ und von demjenigen, der mit der Leitung des Auswärtigen betraut ist, nicht ganz zu vernachläsfigen. Dun combe unterbricht mit der Frage ob Lord John nicht den Gesandten in Turin beauftragt habe, ein' Auge auf Kossuth zu haben“, und zu erklären, daß es der englischen Regierung mißfallen würde, wenn man Kossuth zum Direktor der projektirten Eisenbahn machte? Lord J. Rusfell: Ich erinnere mich nicht. einen Ausdruck wie: „Haben Sie ein Auge auf Koössuthn, gebraucht zu haben. Ich sagte, daß die Lieferung einer großen. Geldsumme
an Koffuth zu Hesterreich feindlichen Zwecken der sardinischen Regierung,
starke Ungelegenheiten verursachen könnte. Ich glaube nicht, daß es im Interesse Sardiniens oder des neuen Königreichs Italien liegt, eine un⸗ garische Expedition auszusenden, nicht um an einem Kampf im Ungar⸗ lande theilzunehmen, sondern gegen die Küste von Dalmatien zu operiren und Italien dadurch in Krieg mit Oesterreich zu verwickeln. Ich leugne nicht, daß ich dies zu verhindern wünfchte. Ich sähe ungern, daß Oester⸗ reich gegen Italien oder Italien gegen Oesterreich einen gerechten Grund zum Kriege haͤtte, und ich denke nicht, daß ich seit geraumer Zeit eine ein⸗ zige, Woche verstreichen ließ, ohne beiden Mächten dies einzuprägen.“ — Auf die Anfrage Sir R. Peel's entgegnet Lord John Russell, daß er be⸗ kanntlich die Ungerechtigkeit, Jemand wegen seiner religiösen Meinung zu bestrafen, stets verdammt häbe, aber eine Verwendung bei der spani⸗ schen Regierung für die verfolgten Protestanten würde vermuthlich nur eine kurzgefaßte abschlägige Antwort zur Folge gehabt haben. Angesichts der grotzen Fortschritte, die Spanien in kömmerziellen und anderen mate⸗ riellen Dingen mache, hoffe er, daß in wenigen Jahren auch die religiöse Duldung jenes Landes vorschreiten werbe, — Sir Charles Wyke werde im Alpril fich auf seinen Posten in Mexiko begeben, und es sei im Interesse Englands und der Besitzer mexikanischer Fonds insbesondere, die constitutionelle Regierung Juarez nicht anzugreifen, sondern vielmehr zu unterstützen.
Von Seiten der Admitalität ist auf Chatham der Befehl er⸗ gangen, unter den auf den dortigen Werften im Bau begriffenen Kriegsschiffen noch 5 neue Fregatten in Angriff zu nehmen: Boadicea (Hf), Pactolus (22), Diligence (17), Salamis (4) und Albatroß (h). — Gleichzeitig wird daselbst eine gepanzerte Fregatte gebaut, die den Ramenn, Achilles“ erhalten, 40 der schwersten Armstrong-Fanonen führen und eine Maschine von 1250 Pferdekraft erhalten soll. — Der nd Rinnen, den, wie gestern gemeldet wurde, bei niedrigem Wasserstande auf den Grund gerathen war, ist beim Eintritt der Fluth ohne die geringste Beschaͤdigung wieder flott geworden. In S' Monaten soll er voöll— ständig armirt sein. — Bie Königliche Pacht „Victo ria und Albert“ wird vollständig ausgebessert und neu dekorirt. Es heißt noch immer, daß sie Mitte Aßril ber Kaiserin von Sest= reich zur Rückfahrt von Madeira zur Verfügung gestellt wird. Fraukreich. Paris, 1B. März. Der „Moniteur“ be⸗ richtet in seinem Bulletin: In einer gestern gehaltenen Konfexenz ist die Fortdauer der europäischen Occupation Syriens, welche durch die Convention vom 5. September 1860. auf sechs Monate bestimmt war, um 3 Monate, also bis zum 5. Juni d. In, beschlossen worden. Das von den Bevollmächtigten Frankreichs, DOesterreichs Englands, Preußens, Rußlands und der Türkei unterzeichnete Protokoll wird am nächsten Dienstag in eine Con⸗ vention verwandelt werden.“
Die „Patrie“ widerlegt die Nachricht, daß am 14. Marz in Rom eine großartige Manifestation stattgefunden und mit An⸗ wendung von Waffengewalt unterdrückt worden sei. Sie fügt
hinzu, daß die französische Militairbehörde alle Anstalten getroffen
habe, um die Ruhe in der Hauptstabt des Kirchenstaats aufrecht zu erhalten. Zugleich widerlegt sie die Nachricht, daß die Franzo⸗ sen Rom verlassen und eine Brigade Piemontesen im Marsche sei, um sich nach Rom zu begeben. .
Der „Moniteur“ veröffentlicht ein Dekret, durch welches fünf
ᷓ Was . Zeit vom 31. August bis 2. Oktober berrifft, so habe ich die meisten heute nachgesehen und fand,
Jahren 1814 und 1815 Verträge
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Brigade⸗Generale zu Divisions-Generalen, fuͤnf Obersten zu Bri⸗
gade⸗Generalen und 65 Schwadrons-Chefs zu Oberst⸗-Lieutenants ernannt werden. — Dasselbe Blatt verkündet ferner, daß der Kaiser von 655 durch das Kriegsgericht verurtheilten Militair-Per— sonen 22 begnadigt und 233 die Dauer ihrer Strafzeit abge⸗ kürzt habe.
ꝛ Der „Flotten⸗Moniteur“ widerruft das Gerücht, daß der Ma— rine. Minister Befehl gegeben habe, in den verschiedenen Haͤfen un— verzüglich sämmtliche Schraubenschiffe auszurüsten.
Die gestrige Sitzung des Gefetzgebungs-Körpers be— gann damit, daß Herr von Chazelles sich über die „Moniteur“ Berichte beschwerte, welche immer ausdrücklich bemerken, ob ein Redner frei gesprochen oder abgelesen habe. Das sei um so ehren— rühriger, als man bereits so weit gehe, zu sagen: die Deputirten, welche abläsen, hätten sich ihre Rede von Andern machen lassen, was doch für Manche gewiß nicht gelten könne. Mehrere Stim— men rufen, es könne für Keinen gelten. David Deschamps meint, der „Moniteur“ berichte ja nur die Wahrheit, wenn er die Redner als mit oder ohne Papier anführe. Der Präsident entscheidet schließlich, daß der „Moniteur“ nach wie vor registriren werde, ob Jemand frei gesprochen oder abgelesen habe. Der Ableser habe ja auch vor dem Freiredner den großen Vor— zug, daß er seine Ansichten klarer überdacht und im Sthl besser gefeilt vortrage, und wenn man die Regierung mit solchen sorgfältig zu Hause ausgearbeiteten Schriftstücken an' greife, so solle es das Land auch wissen, daß diese Angriffe nicht in der lebhaften Erregung der Diskussion improvisirt, sondern in der Studirstube daheim zugespitzt worden seien. Eine andere Beschwerde er⸗ hebt Hr. Gellibert des Seguins. Vorgestern hatte nämlich Olli— vier gesagt: „Ich, der ich Republikaner bin“, und der Präsident war so freundlich gewesen, ihn nicht zur Ordnung zu rufen, sondern nur einfach zu bemerken: „Sie haben sich wohl versprochen.“ Der Mo— niteur⸗Bericht hat diesen kleinen Zwischenfall ausgelassen, und der Prä⸗ sident soll nun Rede stehen, warum. Er erklärt, Ollivier's Rede sei so gemäßigt gewesen und habe der Regierung so lobenswerthe Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß es ihm billig erschienen sei, bei der Redaction des Berichtes jene Aeußerung zu unterdrücken. Man geht darauf zur Adreß-Debatte über. Die Absätze 2— 8 werden angenommen. Beim 9. Absatze, welcher von der In— du strie handelt, sprechen die Herren AÄugust Chevalier, Raudoing, Jules Brame, Pouyets-Quertier und Schneider. Sie wollen wissen, ob der englische Handelsvertrag bestimmt am 1. Oktober d. J. in Kraft trete und wie es mit dem belgischen Handelsvertrage stehe. Auf letztere Frage antwortet Baroch e, daß man noch unterhandle; auf die erstere, daß noch nichts bestimmt sei, da die angestellten Untersuchungen widersprechende Resultate gegeben hätten.
In der heutigen Sitzung des Gesetzgebungs-Förpers, welcher der Prinz und die Prinzessin Napoleon beiwohnten, wurde die Diskussion über den Paragraphen 9 der Adresse fortgesetzt, der belanntlich den Handels vertrag mit England betrifft. Baroche, Präsident des Staatsrathes, erklärte, daß man das Datum des 1. Oktober, an dem der Vertrag mit England seine vollständige Ausführung erhalten solle, nicht zu ändern beabsichtige. Der ein— zige Beweggrund, der die Regierung veranlassen könnte, den Ver— trag früher in Kraft treten zu lassen, würden die Reclamationen der Industrie sein. In diesem Falle aber würde dem gesetzgebenden Körper ein Gesetz⸗ Projekt vorgelegt werden. Hierauf wurde der 9. Paragraph angenommen. Die Ver— sammlung ging dann zur Diskussion des 109. Paragraphen über, der im Interesse der landwirihschaftlichen, der indufstriellen und kommerziellen Production eine gewisse Ständigkeit in der Zoll— gesetzgebung verlangt. Derselbe wurde nach einer längeren Dis— kussion angenommen und ein dazu gestellter Verbesserungs-Lintrag ver— worfen. Der 11. Paragraph, der seine Befriedigung darüber ausdrückt, daß das Gleichgewicht des Budgets hergestellt ist, und zugleich den Wunsch äußert, daß keine neue Steuer kreirt werden möchte, gab zu einer längeren Diskussion Anlaß. Darimon, einer der repu— blikanischen Deputirten, kat zu diesem Paragraphen einen Ver— besserungsantrag gestellt, worin er das Votum des Budgets kapitel— und artikelweise und nicht mehr per Ministerium verlangt. Auch Devinck spricht sich in gleichem Sinne aus. Der Gesetzgebungs⸗ Körper erhalte keinen genügenden Aufschluß über die Fisanz-Ope—
rationen und die Finanzverwaltung des Staates. Noch jüngst habe
der Staat ohne Vorwissen der Landesvertretung eine große Änleihe bei der Grundkredit-Gesellschaft gemacht. Depinck wall sedoch auf sein Amendement verzichten, wenn die Regierung verheiße, die Sache in Erwägung zu nehmen. Darimon haͤlt das Amende— ment aufrecht.
Der „Constitutionnel“ findet sich bevollmächtigt, zu erklären, daß alle Gerüchte, als werde Herr Moc uard' sein Amt als ö des Kaisers und Kabinets-Chef verlassen, unbegründet seien.
Heute ist der Kaiserliche Prinz 5 Jahre alt. In die Waisenstiftung, deren Patron er ist, sind zur Feier dieses Tages wieder neun Kinder aufgenommen worden. Im jetzt verflossenen
Jahre hat diese Stiftung eine Einnahme von 61,797
— r. 62 C. (wovon 44,300 Fr. fest sind) und eine Ausgabe von 59. 440 Fr.
81 C. gehabt. Die Zahl der unterstützten Waisen ist gegenwartig 2109, außerdem stehen 40 junge Arbeiter unter dem Patronat der Stiftung. Die Gräfin erste nf hat der Anstalt 4000 Fr. geschenkt. ͤ Heute fand eine große polnische Trauer-Demonstration in der Madelaine⸗irche statt. Man feierte nachträglich, unter dem Zuströmen aller Polen und Polenfreunde von Paris, den Jahres⸗ tag der Schlacht bei Grochow. Der Pfarrer der Madelaine, Abbé Deguerrh, hielt die Rede. Graf Montebello, Divisions⸗General und Adjutant des Kaisers, welcher den polnischen Feldzug von 1830 mitgemacht, wohnte der Feierlichkeit bei. Unter den Anwe⸗ senden bemerkte man ferner den Fürsten Czartorhski, den General Dembinski, den General Klapka, den Grafen Potocki, der vor zwei Jahren den Kaiser von Rußland und den Prinzen Napoleon in seiner Villa bei Warschau empfing, und Andere.
Spanien. Madrid, 13. März. Telegraphisch wird ge— meldet, der stongreß habe mit 176 gegen 40 Stimmen die Politik in der italienischen Frage gutgeheißen. Laut der „Corre⸗ e e en, wird die Regierung nunmehr den Kongreß nicht auf— ösen.
Italien. Turin, 14. März. Die Antwort des Ab⸗ geordnetenhauses auf die Thronrede, die Farini am 13. Marz borlas und die mit Einstimmigkeit angenommen wurde, ist eine bloße Umschreibung der Königlichen Rede. Der Paragraph der Antwort⸗Adresse, der auf Preußen Bezug nimmt lautet:
„Zu der Huldigung, die Sie dem neuen Könige von Preußen, und zu den Beweisen von Sympathie für die edle deutsche Nation, die Sie so wür dig dargebracht haben, fügen wir ein Wort der Dankbarkeit für das der italienischen Einheit günstige Parlaments-Votum hinzu, dieser Ein⸗ heit, durch die allein Italien seine wahre Stellung, die Kirche ihre wahre Unabhängigkeit und Europa sein natürliches Gleichheit finden wird. Diese Einheit, Sire, wird von uns in der Gesetzgebung, an der wir ar⸗ beiten, sorgsam verbürgt werden.“
Der „Opinione“ zufolge, wird das Heer Italiens aus sechs Armee⸗-Corps, einer Reserve-Kavallerie-Didision und einer Reserve- Artillerie gebildet werden und eine Stärke von 303000 Mann haben. Das Kriegs ministerium publizirte bereits die Zu— sammenfetzung der einzelnen Corps.
Neapel. Die Briefe, welche wegen Uebergabe der Ei—⸗ tadelle von Messina gewechselt wurden, finden sich in der Ga— zette de France“ veröffentlicht. Dieselben bestehen in einem Rund⸗
schreihen, das „Rom im März 1861“ datirt und von del Re unter⸗
zeichnet ist, worauf ein Schreiben Fergola's an den König, vom 3. März, folgt, dem ein Schreiben Fergola's an den Befehlshaber der piemontesischön Truppen, vom 28. Februar, ein anderes bon demselben Tage, das von uns früher mitgetheilte drohende Schrei— ben Cialdini's an Fergola, so wie ein Brief des amerikanischen Konsuls, der seine Dienste zur Vermittlung anbietet, beigefügt ist. Endlich folgt ein Schreiben des Königs Franz an den Gouverneur . Platzes Messina, welches aus Rom, 10. März, datitt ist und lautet:
Da die Ehre der neapolitanischen Armee durch die heldenmüthige Ver⸗ theidigung von Gaeta und die Haltung der Besatzung von Messing ge⸗ wahrt ist, so halte ich es für nutzlos, den Widerstand der Citadelle zu verlängern, zumal dieser Widerstand der Stadt großen Schaden ver⸗ ursachen und das Leben der treuen Besatzung kosten könnte, die mit so viel i ite in diesem Theile des Faro die Königliche Fahne auf⸗ recht hält.
h Beseelt bon dem nämlichen Gefühle, das mich bewog, dem Bombar⸗ dement von Parlermo Einhalt zu thun und Neapel zu verlassen, halte ich es für meine Pflicht, um jeden Preis den Handelsplatz von Sicilien zu beschirmen.
Was Sie, General Fergola, betrifft, der Sie ein so edles Beispiel von Ergebenheit, Festigkeit und Muth gegeben, so vertraue ich Ihnen die Mühewaltung an, mit dem Feinde die Uebergabe⸗Bedingungen zu verhan⸗ deln. Sorgen Sie dafür, daß sie der Besatzung ehrenvoll und vortheil⸗ haft sind. Ich will das Blut meiner Soldaten schonen, ich will aber auch ihre Ehre wahren und ihre Zukunft sicher stellen. Franz.
In del Re's Rundschreiben wird als Grund, weshalb der König in die Uebergabe der Citadelle gewilligt habe, angeführt: „Da dieser Angriff von allen europäischen Maͤchten geduldet wird, da der König keine Hülfe hoffen darf, um das Völkerrecht und die Unabhängigkeit seiner Völker zu wahren. . ., so hielt der König es für seine Pflicht, dem Blutvergießen im Königreiche Neapel und auf Sicilien ein Ende zu machen. Nachdem der König den im Abril vorigen Jahres begonnenen Feldzug geschlossen hat, von ganz Europa im Stich gelassen, so zieht er sich für den Augenblick ins Land der Verbannung zurück, und zwar mit dem Bewußtsein, daß er bis zum letzten Momente seine Rechte, die Interessen aller Sou⸗ veraine und die Sache aller Völker vertheidigt hat.“ U
Das Bombardement hatte die Citadelle von Messina, wie
bereits gemeldet, zur Uebergabe gezwungen. Doch wird, wie aus einer Depesche der „Patrie“ erhellt, König Viktor Emanuel den
gefangen genommenen 5 Generalen, 150 Qffizieren und 5000 Sol⸗ daten die Bedingungen halten, die durch Frankreichs Vermittelung zwischen ihm und Franz II. für den Fall vereinbart wurden, daß