N icht amtlich es.
Preußen. Berlin, 21. Maͤrz. Das Herrenhaus war heute behufs Erledigung verschiedener geschäftlicher Mittheilungen zu einer kurzen Sitzung versammelt. Der Ju stiz-Minister gab die Erklärung ab:; daß Se. Majestät der stönig ihm und dem Minister der geistlichen u. s. w. Angelegenheiten die Ermächtigung zu ertheilen geruht hätten, den das Eherecht betreffenden Ge— setz⸗ Entwurf zurückzuziehen. — Sodann erklärte der Finanz- Minister in Bezug auf den vom Hause in Folge des Graf Arnimschen Antrages gefaßten Beschluß, daß die Staatsregie⸗ rung sich nicht in der Lage befinde, dem gedachten Antrage des Herrenhauses entsprechen zu können.
— In der gestrigen Sitzung des Abgeordnetenhauses wurde der Gesetzentwurf wegen Ablösung der geistlichen Renllasten nach den Kommissionsvorschlägen angenommen, Ueber den Reichenspergerschen Antrag, bezüglich der Verpflichtung der rheinischen Eisenbahngesellschaft zum Bau der Crefeld-RNymwe— ger Bahn, wurde nach längerer Diskussion zur Tagesordnung übergegangen. Zuletzt kam der Abgeordnete von Vincke auf den im Anfang der Sitzung eingebrachten Niegolewskischen An— trag zurück, und beantragte, weil derfelbe mit dem AUr— tikel 2 der Verfassung, welcher die Integrität des preußischen Staats ausspricht, im Widerspruch stehe, Ueberweisung an die Geschäftsordnungs-Kommission. Der Präsident bemerkte, der Ausdruck „Territorial-Einheit“ sei ihm aufgefallen, aber er habe aus den Motiven sich überzeugt, daß damit merkantilische und kommerzielle Beziehungen gemeint seien. Der Minister des Innern Graf Schwerin erklärte, die Regierung sei mit dem Präsidenten der Meinung, daß der Antrag zulässig sei, wie man auch über dessen materiellen Inhalt denken möge. Der Regierung sei dieser Antrag auch nicht unbequem, noch werde er ihr Ver— legenheiten bereiten. Es werde dadurch klar konstatirt, welche Ziele und Zwecke von den Antragstellern verfolgt werden und wie man die Sachen in der Provinz Posen danach zu beurtheilen habe. Dennoch glaube er, daß dem Antrage des Abg. v. Vincke statt— gegeben werden müsse. Der Antrag des Abg. v. Vincke wurde darauf mit höchst überwiegender Mehrheit angenommen.
Dresden, 20. März. Der von der dritten über die Petition der Ab— der kurhessischen Ver⸗
Sachsen. Deputation der Zweiten Kammer geordneten Eichorius und Genossen in fassung s-Angelegenheit erstattete Bericht (Referent Abgeord— neter Koch) ist erschienen. Die Deputation schlägt zunächst ein— stimmig folgende Verwahrung vor:
»die Zweite Kammer wolle im Verein mit der Ersten Kammer gegen die von der deutschen Bundesversammlung durch den Bundesbeschluß vom 27. März 1852 in Anspruch genommene Berechtigung, eine in an— erkannter Wirksamkeit bestehende Verfassung eines deutschen Bundes— staates außer Wirksamkeit zu setzen, Verwahrung einlegen.“
Hieran knüpfen die Mitglieder der Deputation: Jungnickel, Riedel und der Referent den Antrag:
„die Kammer wolle im Verein mit der Ersten Kammer in Gemäßheit
der ausgesprochenen Verwahrung die Staatsregierung ersuchen, auf ge⸗
eignete Weise dahin zu wirken, daß der verletzte Rechtszustand in Kür—
hessen, unter Festhaltung der Rechtsbeständigkeit der Verfassung von
1831, soweit dieselbe den Bundesgesetzen nicht wid erspricht, wiederher—⸗
gestellt werde“, während die übrigen Deputationsmitglieder: Falcke, Dr. Hermann und p. Nostiz⸗Wallwiß statt dieses den allgemeineren Antrag empfehlen:
»die Zweite Kammer wolle die Staatsregierung ersuchen, in geeigneter Weise auf die beschleunigte Wiederherstellung versa fu ngs na ce Zu⸗ stände im Kurfürstenthum Heffen hinzuwirken?“ .
Cichorius,
Dr. Baumann, Antrags folgen—⸗
Bayern. München, ig. M. 3.“ Im Schlosse Biederstein die nöthigen Vorbereitungen Königsfamilie, die denn g
März. Man liest in der „N. werden, wie wir hören, bereits getroffen, um die neapolltanische hier erwartet wird, aufzunehmen.
Großbritannien und Irland. London, 19. März. Die Bestattung der Herzogin von Kent findet kommenden
72 lingsplatze ihres dortigen Gartens bauen ließ.
Hoftrauer beginnt morgen; destrauer ausgeschrieben.
Parlaments-Verhandlungen vom 18. Der Earl v. Ellenborough ergreift das Wort, eine den deutsch-dänischen Streit betreffende Frage zu bar betheiligten Mächte betre samkeit verdient baben, als ihnen bisher geschenkt worden ist, Aenderung im Gleichgewicht Nordeurspa's, welche Dänemark und als Hüter des 3 .
bon England mit Gleichgültigkeit betrachtet werden.
Wenn der deutsche Bundestag an dem Entschluß,
der verbängnißvolle Schritt gonnen haben. Die an Dänemark gerichteten
verletzen und seiner Integrität Eintrag thun würde, erklärt, daß es diese Forderungen nie hat mit Aufbietung all seiner Kräfte sein Volk zur Abwehr gerüstet. Es hat in der That gethan, was man von einem edlen und tapferen Volk erwarten durfte.“ — geführt hat, fährt der edle Lord fort:
gedauert hat. Was immer für gegenseitige Beschwerdegründe während dieses Zeitraums bestanden haben mögen, so hat doch Holstein in diesen vier Jahrhunderten sich eine hohe Wohlfahrt errungen, die, in BRerbindung mit seiner geographischen Lage, ihm die Aufmerksamkeit der deutschen Staaten zugewandt hat. Ebensowenig will ich von einer neuern Periode sprechen, da Holstein, irregeleitet durch die Aufregung des Jahres 1848, sich illoyalen Plänen gegen Dänemark hingab. Ich will mich auch nicht
Beweggründen handelt, oder von dem eigennützigen Wunsch getrieben ist,
Holstein von Danemark loszutrennen, um han! und eine Stellung an
der Nordsee zu gewinnen, wodurch Deutschland eine Seemacht werden
könnte. Aber dies weiß ich, daß die treibende Macht nicht in der Masse
der deutschen Staaten liegt — die treibende Macht ist Preußen. Die
wirkliche Frage ist, ob Preußen, im Namen des Bundestages,
das holstelnsche Gebiet von Bänemark abreißen soll. Angenom—
men, daß Dänemark in seinem Entschluß beharrt, — wird
Preußen mit einer Armee nach Holstein marschiren?
dies thut, marschirt Frankreich mit einer Armee an
Und noch mehr, bei seinen großen Seetransportmitteln, wird Frankreich
den Dänen eine Armee zu Hülfe senden; und da Preußen sich in eine
ganz falsche Stellung versetzt haben wird, werden seine Feinde den Krieg mit dem größten Vortheil führen können. Wo will denn Preußen
Beistand suchen? Desterreichs Heere das
hüten und Ungarn beobachten.
socialen Revolution und der Sti
die Weichsel gehen zu lassen,
um seine Verbindunge
ßen von Frankre
es bedaue
den Rhein.
zur Vertheidigung seines Aber wenn es, ununterstützt, noch durch ein französische Alles, was bon den
daß Ihrer nde Gefahr
erwidert: der edle Graf Wichtigkeit des Gegenstan⸗ ei nicht unter allen Gesichts⸗ giebt darauf eine kurze bis er zu dem jüngsten 1862 zu fixiren.
„erhoben die holsteinischen
Montag statt. Vor Tagesaubrüch wird die Hülle der Verstorbe— . aus dem Sterbehause in Frogmore nach Windsor 6 in . Wolsey, Kapelle bis am Abend ausgestellt und dann in' der
a. Gruft beigesetzt werden. Wenige Wochen später jeboch wird die Leiche nach Frogmore zurückgeführt, um in dem Grab—
und Ihrer Majestät Regierung erhielt heute
Nachricht, daß der König von e ,
Punkte nachgegeben und eingewilligt hat, daß das
ganze Budget „um den Wortlaut der Mittheilung zu gebrauchen, „dem deliberatiben Votum der Stände bon Hossteißs unterbreite! ,. soll. Dieser Punkt ist von um so größerer Bedeutung, als Ihrer Majestät Regierung vor sehr kurzer Zeit, im Einbernehmen mit der französischen und russischen Regierung, Dänemark empfohlen hat, den holsteinschen Standen das Budget für die gemeinsamen Angelegenheiten der Monarchie vorzulegen, damit sie zu einem für . . wich⸗ ten Vorschlage Ja oder Nein sagen könnten. Ihrer Majestäͤt Regierung ö fie umhin, zu hoffen, daß die preußifche Regierung hierin ein . erkennen wird, zu einer befriedigenden Beendigung bieses bbchst unseligen Streites zu gelangen. Ihrer Majestät Regierung hat von Anfang an sowohl Preußen wie Dänemark zur Versöhnung und gütlichen Lösung gerathen, und ohne tiefer, als der edle Graf gethan hat, auf die ver— schiebenen Streitpunkte, die zwischen Deutschland und Dänemark schweben, einzugehen, muß ich boch sagen, daß beide Theile, wie es mir scheint, sehr im Unrecht gewesen sind. Dir deutschen Regierungen erhoben
gewolbe zu rühen, daß sich dis hohe Verstorbene an einem Lieb—
ohne Zweifel Forderungen, die über das bon Dänemark in den Jahren
. i. — Die förmliche heute ist schon eine allgemeine Lan-
März. Oberh aug. um an die Regierung richten. Selbst wenn der Ausgang dieser Streitigkeiten, sagt er, nur die ann, en könnte, würden sie viel mehr Aufmerk⸗ denn keine ; ; schwachen undes weniger unabhängig machen würde, könnte Aber jener Streit kann leicht noch weit ernstere Folgen haben. Er ist geeignet, den europaͤischen Frieden oder — richtiger gesagt — den bewaffneten Waffenstillstand, in weschem sich Europa jetzt befindet, zu stören; und dies nicht etwa in entfernter Frist, nicht in einem ungewissen Zeitpunkt, sondern innerhalb der nächsten neun Tage, den er ausgesprochen hat, festhalten sollte, so kann, ehe wir nach Ostern wieder zusammentreten, geschehen sein und der europäische Krieg be⸗ r l Forderungen find, nach der Ansicht der Dänen, der Art, daß ihre Gewährung die Ehre des Landes und Dänemark hat und nimmer bewilligen wird. Es
Nachdem er hierauf die deutschen Forde rungen an⸗ e „»Ich will nicht zurückkommen auf die Geschichte des Verbandes zwischen Dänemark undHolstein, der nun 400 Jahre
niteut enthaltene Bülletin mit der Frage befassen, ob der deutsche Bund aus rein gewissenhaften
Wenn es
Paris
1850 und tößl Zugesagte hinausgingen, und andererseits denke ich nicht, daß bie däntsche Regierung ganz frei bon dem Vorwurf ist, die dänische und die deutsche Bevölkerung in Schleswig nicht mit völliger Gleichheit behandelt zu haben. In Wirklichkeit steckt noch sehr viel hinter den un⸗ mittelbaren Diskussionspunkten. Die ursprüngliche Frage drehte sich um die Vereinigung von Holstein und Schleswig; allein, obgleich bei den jetzt stattfindenden Erörterungen das Herzogthum Holstein ganz allein bethä— igt scheint, so liegt doch hinter dieser Frage die schleswigsche. Diese ver— blitert die deutsch⸗ dänischen Beziehungen und hat bis diesen Tag alle Aussöhnungsbersuche, vereitelt. Dänemark hatte große Ur— sache zu Beschwerden über die Agitation, die in seinen Pro⸗ binzen wegen dieser rage erregt wurde; aber zugleich hatte es selbst, in dem naturlichen Streben, die danische Nationalitãt zu stützen, keine strenge Unparteilichkeit beobachtet. In diesem Augen—⸗ blick jedoch hat Dänemark, wie mich dunkt, einen bersöhnlichen Sinn ge— zeigt, der Deutschland bewegen sollte, sich mit ihm auszugleichen, und ich bin ganz gewiß, daß jene Gefahren, auf die der edle Graf unsere Auf— merksamkeit gelenkt hat, und welche weittragendere Fragen als die hol— steinische umfaßsen, beim deutschen Bunde und Preußen sehr ins Gewicht fallen und sie bewegen sollten, anstatt das kleine, aber für Deutschland und Europa wichtige Dänemark zu verletzen, lieber ein Mittel zu suchen, wodurch es in einen festen und nützlichen Alliirten des Bundes verwan— delt werden könnte.“ Nun erklärt Lord Wodehouse, daß der bon Lord Stratford de Redeliffe gewünschte Bericht des britischen Generalkonsuls in Warschau über die dortigen Ereignisse nicht vorgelegt werden könne. Auf Antrag des Earl Granville, welchen Lord Derby unterstützt, wird eine Beileids-Adresse an Ihre Majestät die Königin, aus Anlaß des Tobes der Herzogin von Kent, einstimmig genehmigt.
Unterhaus. Der Antrag auf eine Beileid s⸗Adresse an die Königin, von Lord Palmerston gestellt und von Disraeli unter⸗ stützt, wird einstimmig genehmigt. Das Haus geht sodann in Comit s über die Bankerott⸗ und In solvenz-Bill, deren noch übrigen Punkte theils amendirt, theils angenommen werden.!
Frankreich. Paris, 20. März. Das im heutigen Mo— meldet die Unterzeichnung der Convention, durch welche die Dauer der französischen Occupation in Syrien um drei Monate verlängert wird.
Der Kaiserliche Hof legt aus Anlaß des Ablebens der Her— zogin von Kent vom 19. März ab auf neun Tage Trauer an.
Der Minister des Kaiserlichen Hauses hat eine Confultativ— Kommission für die Kaiserlichen Museen ernannt, welche bei der Aufbewahrung und dem Ankauf von Kunsigegenständen mit ihrem Rath der General-Direction zur Seite stehen soll.
Der „Constitutionnel“ erklärt die Nachricht, daß Herr von Laguerronnisre eine neue Flugschrift über die römische Frage veröffentlichen werde, für falsch. J
Man liest im „Pays“ Folgendes über die Ereignisse in Cochinchina: „Zwei bis dreihundert Franzosen haben dse cochin— chinesische Armee angegriffen; nach zweistündigem Kampfe zogen sich die Cochinchinesen mit einem Verluste von 600 Mann zurück und ließen zwei Forts in unseren Händen. Auf französischer Seite
DPefanden sich nur“ 5 Verwundete, und nicht 6 Todte, wie eine triester Depesche meldete.“
Die gestrige Sitzung des Gesetzgebungs-Körpers, welcher der Prinz Napoleon, viele Senatoren, darunter Herr Foutd., und eine große Anzahl Herren des diplomatischen Corps beiwohnten, begann mit der Diskussion des Amendements der sogenannten re— publikanischen Opposition, worin darauf angetragen wird, daß die durch große Gemeinde-Ausgaben in Unruhe versetzten Städte und Lyon ermächtigt würden, ihre Gemeinderaͤthe, die seit mehreren Jahren von der Regierung ernannt wer— den, wieder selbst zu wählen. Picard begann die Dis— kussion. Er bemerkte, daß Paris doch wohl des nämlichen Privilegiums würdig sei, wie die Stadt Warschau, die jetzt ihren Gemeinderath ebenfalls wähle. Ferner beklagte er sich dar⸗ über, daß man sich nur um den Mittelpunkt von Paris kümmere, daß die angrenzenden Gemeinden ganz vernachlassigt würden und nicht einmal fahrbare Wege besäßen und ihre Bewohner ihre Briefe später als Marseille, und noch sogar auf sehr unregelmäßige Weise, erhielten. Schließlich bemerkte Picard, daß das Ausgabe-Budget der Stadt Paris sich seit 1517, wo es ungefähr 46 Millienen be— tragen, vervierfacht habe. Henon (Lyon) sprach sich in ahnlicher Weise über die Munizipal-Verwaltung von Lyon aus. Die Herren Devin ck (Paris) und Rev eil (Lyon) vertheidigen die angegriffenen Stadtverwaltungen, von denen sie Mitglieder sind. Der Minister
Billault, der hierauf das Wort ergriff, fand es auffallend, daß die
pariser Deputirten (Jules Favre, Darimon und Picard sind in Paris gewählt) sich über die Verschönerungen der Stadt beklagten, die im Interesse der Arbeiter gemacht würden; er fügte hinzu, daß man die Squares für die Arbeiter und nicht für die reichen Leute mache. Pie ard erwiderte, daß er nicht sowohl von den in Paris unternommenen Arbeiten, als von der Zahlungsfähigkeit der Stadt Paris gesprochen habe. Das Amendement selbst wurde verworfen. Die stammer nahm hierauf die Paragraphen 13, 14, 15 und 16 der Adresse an. Der F§. 13 handelt von der Aufrecht⸗ erhaltung und der Eonfolidation des Friedens, bei welcher Gelegenheit Marquis d'Audelaire und Baron Beau— verger verlangten, daß sich Frankreich starke Allianzen schaffe
573
und Alles aufbiete, um den Frieben ü erhalten. — Der S 17. der über Algerien handelt, gab zu längeren Debatten Veranlas⸗ fung. Jules Favre ergriff das Wort, um ein von der republi—= kanischen Opposition gestelltes Amendement, das eine bessere Ver⸗ waltung für Algerien verlangt, zu vertreten. Er beklagl nament— lich, daß Algerien wieder unter eine militairische Verwaltung ge⸗ stellt worden ist. ]
Rußland und Polen. St. Petersburg, 14. März. Die amtlichen Blätter melden: Am Montag den 27. Februar (11. März) wurde Lord Napier, als außerordentlicher Gesandter und bevoll mäch⸗ tigter Minister Ihrer großbritannischen Majestäͤt bei dem Kaiser lichen Hof akkreditirt, in feierlicher Audienz von Sr. Majestät dem Kaißer empfangen und hatte die Ehre, Sr. Faiserlichen Majestät seine Beglaubigungsschreiben zu überreichen. Gleich darauf hatten bie Ehre, Sr. Majestät dem Kaiser vorgestellt zu werden: Sir John Savil Lumley, Sekretair der englischen Gesandtschaft, Sir Sidney Locock, erster Attache, Sir Plunkett, zweiter Attaché, und Sir Thomas Michell, Attaché bei derseiben Gesandtschaft. — Zum Schluß dieser Audienz hatte Se. Excellenz Lord Napier und die genannten Personen der englischen Gesandtschaft die Ehre, von Ihrer Majestät der Kaiserin empfangen zu werden; bei dieser Gelegenheit überreichte der Gesandte sein Beglaubigungsschreiben Ihrer Majestät der Kaiserin.
Das „Journal de St. Petersburg“ bringt über die bekannten Vorgänge in Warsch au folgenden amtlichen Bericht:
Beim Hexannahen des 13. (5. Februar, dem Jahrestage der Schlacht von Grochow, welchen Tag aussändische Blätter schon selt eini⸗ ger Zeit als den für eine öffentliche Manifestation in Warschau bestimm⸗
ten bezeichnet hatten, verbreitete sich das Gerücht, daß die Bewohner der
Hauptstadt, die Gewerke mit ihren Fahnen an der Spißze, sich auf die Ebene bon Grochow begeben würden, um einer religiösen Ceremonie bei⸗ zuwehnen, und daß die Obrigkeit beschlossen habe, e snte zwei Batail⸗ lone hinauszuschicken zum Andenken an die auf dem Schlachtfelde ge⸗ fallenen Nussen. Am Abend vor dem bestimmten Tage waren Plakate angeschlagen, welche eine allgemeine Zusammenkunft mit einer Fackel-Prozession durch die Stadt um 6 Uhr Äbends ankündigten. Die Polizei, davon benachrichtigt, arretirte einen der Urheber dieser Pla⸗ kate, welcher seine Mitschuldigen nannte. Die nöthigen Befehle wurden ertheilt und die Gewerke davon benachrichtigt. Man vermuthete, daß die Demonstration abbestellt sei. Dennech begah sich am 13. (25) eine große Menge Personen Nachmittags in die Pauliner⸗Köirche, nahe der alten Stadt, und gegen 5 Uhr strömte eine dichte Masse auf dem Platz und den Umgebungen zusammen. Die Polizei hatte vergebens alle Mittel der Ueberredung angewandt, um die Menge zum Aus⸗ einandergehen zu bewegen, als gegen 7 Uhr zur die. Straße Golenbia, welche auf den Plaz mündet, eine Prozession mit einer revolutionairen Fahne und mit kleinen Fähnchen und Fackeln sich heranbewegte. Augenblicklich aufgefordert, sich zu zerstreuen, bewegte sich trotzdnem die Prozession vorwärts. In der Voraussicht großen Un⸗ Alücks, welches nothwendig, bei einem Zusammenstoß in einer so engen Straße entsteben mußte, ließ man die Prozession auf den Platz ge⸗ langen, gefolgt bon berittenen Gendarmen, welche auf alle Fälle ver⸗ sammelt waren. Die Autoritäten wünschten die Mittel der Beruhigung kis zum Aeußersten zu versuchen; neue Aufforderungen, wurden an die Menge gerichtet. Die Aufrührer antworteten darauf mit einem Angriff mit den Fahnen und Fackeln auf die Gendarmen, um sich einen Weg zu bahnen; sie wurden aber mit flachen Säbelhieben zurückgeschlagen und nach wenigen Augenblicken hatte sich die Anhäufung zer treut. Obgleich die Reihen der Menge sehr dicht waren, so entstanden aus dieser Bewegung doch nur wenig Unglücksfälle. Niemand verlor das Leben, und nach den bis zu dieser Stunde eingelaufenen Berichten sind nur wenige Perionen schwer verletzt worden. Einige Verhaftungen unter den An führern fanden statt. Die arretirten Personen waren mit einer Proclamgtion von Mieroslawski und mit dem Bildniß des Revolutions- Chefs von 1794, des Schuhmachers Kilinski, versehen. Dies genügt, um den Ursprung und den Charakter dieser Manifestation zu kenn⸗ zeichnen. Angesichts der beklagenswerthen Folgen, welche sie hätte haben können, verbreitete die schnelle Unterdrückung allgemeine Be⸗ friedigung. Ein solches Gefühl konnte aber dem Ziel nicht sehr ent— sprechen, welches sich die Anführer vorgesetzt. Daher bemühten sie sich, am andern Morgen die Agitation zu erneuern, indem sie die falschesten Gerüchte verbreiteten, u. A., daß eine bedeutende Anzahl von Personen getödtet und verwundet sei. Sie durchzõgen die Stadt mit den Abzeichen der Trauer. So geschah es, daß am 15. (27) Februar sich zahlreiche Versammlungen bildeten. Gegen 4 Uhr versammelten sich die Massen auf dem Sigismundplatz. bewegten sich nach der Krakauer Vorstadt in der Ab⸗ sicht, zum Palais des Statthalters zu gelangen wo die landwirthschaft⸗ liche Gesellschaft in diesem Augenblick Sitzung hielt. Der Befehl wurde der Polizei und den Gendarmen ertheilt, die Menge zu zerstreuen, ohne indessen bon der Waffe Gebrauch zu machen. Ein Leichenzug, welcher deeselbe Straße passirte, vermischte sich mit der Manifestation und ber— größerte die rene des Weges. Indessen wurde dieser Vor⸗ fall ohne schwere, Köllifiön beseifigt, als eine Compagnie ö. terie von der entgegengesetzten Selte her in der schmalsten Partie der Vorstadt sich Bahn macht, wo fie sich von der . und durch Anhäufung von Wagen eingezwängt lah. Dort wurde die Cam⸗ pagnie auch mit, Steinwürfen angegriffen. Die oberste Autorität hatte so sehr im Sinne, jeden Konflikt zu vermeiden, daß kein Soldat sein Gewehr geladen hatte. Angesichts aber eines solchen Angriffs mußte die verletzte und insultirte Compagnie handeln; die Soldaten erhielten Befehl. im Angesicht der Menge ihre Flinten zu laden und das erste Peloten gab Feuer. Sechs . wurden getbdtet und sechs verwundet. Damit