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tutionellen Befugniß Gekrauch und vertagte das Parlament auf 6 Monate. Wenn der edle Marquis von mir und meinen edlen Freunden die Erklä⸗ rung verlangt, daß wir mit der Tendenz der Depesche vom 27. Oktober nicht übereinstimmen, so sage ich ihm ausdrücklich, daß jene Depesche in eine Besprechung der ionischen Insel⸗Zustände gar nicht hineingehört, und wofern der edle Marquis nicht beweisen kann, daß die Zustände der Jo⸗ nischen Inseln genau denjenigen des Landes ähnlich find auf welches die Depesche sich bezog, so hat er gar nichts bewiesen. Wir sind bereit, die Schirmherrschaft über die Jonischen Inseln aufrechtzuhalten. Die Re⸗ gierung schrickt nicht vor der Verantwortslichkeit zurück, welche diese Politik ihr auferlegen mag. Nach den gestern empfangenen Berichten herrschte in
anz Korfu, ungeachtet der Vertagung, die tiefste Ruhe. Ich glaube, die Bevöl—⸗ erung erkennt, daß das Parlament selber an der Unterbrechung der so nothwendigen legislativen Arbeit schuld ist, und daß diejenigen, die das britische Protektorat aufrechthalten, ihre echten Freunde sind. Nach eini— gen Worten Lord Normanbh's, der bei seiner Ansicht von dem Einfluß der
ussellschen Depesche bleibt, sagt Earl Grey, es scheine ihm denn doch, daß der edleHerzog die ernste Natur der ionischen Frage zu leicht 66 Der Stand der Dinge gereiche weder England noch den ionischen LordsOberbevollmächtigten zur Ehre. Der Wegfall des dritischen Protektorats wäre ohne Zweifel das größte Unglück, das die Bedölkerung der Inseln treffen könnte; allein, da er des festen Glaubens sei, daß es durchaus nicht im Interesse Englands liege, seinen Schutz den Joniern gegen ihren Willen zu gewähren, und daß der Schutz für England nichts als Nachtheile, Geldopfer und selbst Gefahren bedeute, während alle Vortheile auf Seiten der Jonier seien, so denke er, daß, wenn die vom edlen Rang ausgesprochenen Hoffnungen sich nicht erfüllen sollten, wenn das Volk sich nicht von der Herrschaft seiner De⸗ magogen frei machen könnte, England am besten thun wuͤrde, den Inseln seine Schirmherrschaft zu entziehen. Es sei dies eine sehr gewichtige Frage und werde sich in nicht langer Frist der ernsten Erwägung sowohl der Regierung wie des Parlaments aufdrängen. — Der Earl of St. Ger⸗ mans zeigt dem Hause den Dank der Königin für die ihr überreichte loyale Beileids⸗Adresse an.
Unterhaus. Aldermann Salomons fragt den Staats-Secretair des Auswärtigen nach den Umständen, unter denen ein britischer Unter— than in Kanawaga in Japan vor ein aus dem britischen Vice-Konsul und drei Kaufleuten als Beisitzern bestehendes Gericht gestellt und zu einer Geldbuße, Entfernung bon Japan und dreimonatlicher Haft in Hongkong verurtheilt wurde; und ob es wahr sei, daß das Gericht in Hongkong die Haft für ungerecht und ungesetzlich erklärt und den briti⸗ schen Unterthan deshalb in Freiheit gesetzt habe? Lord J. Russell sagt, der britische Unterthan sei ein Mr. Moß. Derselbe ging auf die Jagd, ohne die dazu erforderliche Erlaubniß zu besitzen. Auf dem Heimwege von einigen japanischen Polizeileuten angerufen, drohte er Jeden, der ihn fassen wollte, niederzuschießen. Es kam jedoch zu Thätlichkeiten, und indem Mr. Moß sich gegen die Verhaftung straͤubte, ging sein Qewehr. los und ein oder zwei änd sehten ihn n an Hefangniß, aus welden hn be Vrilfsche Wick Konsul befreite und ins eigene Haus nahm. Bem Vertrage gemäß wurde
Mr. Moß vor das erwähnte Gericht gestellt. Der Vice⸗sKonful fand ihn der Widersetzlichkeit gegen die Polizei, so wie der unbefugten Jagdübung schuldig und verurtheilte ihn zu Dollars Geldbuße und zur Verweisung aus Japan. Da die beisitzenden Kaufleute das Urtheil als viel zu hart nicht gutheißen mochten, wurde es dem General- Konsul, Mr. Alcock, vorgelegt, der es zu ge— linde fand und durch drei Monate Hefaͤngniß in Hongkong verschärfte. In Hongkong angekommen wurde Mr. Moß aus rein' tech⸗ nischen Gründen — nämlich wegen eines Formfehlers in der Abfassung des Haftsbefehls — freigelassen. Jord John Russell bedauert, sagen zu müssen, daß Mr. Alcock's Urtheil unter den britischen Kaufleuten in Japan sehr böͤses Blut gemacht habe. Die Ansicht Mr. Alcocks sei, daß zwischen der Berücksichtigung japanischer Gesetze und Bräuche und der bon briti— schen Unterthanen zu beanspruchenden Freiheit eine Mittellinie gefunden werden müsse; aber viele Engländer in Japan glaubten sich berechtigt, die Gesetze des Landes mit Füßen zu treten, wodurch sie ben Japanefen Grund zu Beschwerden ünd Zornausbrüchen gäben. Die Kauf— leute, anderseits, sagten, es sei Unsinn, von den im Lande woh— nenden . zu verlangen, daß sie sich nach all' den japanischen zraͤuchen, Kleidermoden u. s. w. richten sollten. Das möge von ihrer Seite vollkommen wahr sein, doch müsse er (Russell) dem Ge— neral-Ktonsul Mr. Alcock beistimmen, wenn berselbe sage, daß die Gewohn— heit, den Gesetzen und Sitten der Japanesen Trotz zu bieten, sehr bedenk⸗ liche Folgen haben könnte. Mr. aguire richtet betreffs der Joni⸗ schen In seln an die Regierung dieselbe Frage, die Lord Normanby im Oberhause gestellt hatte, und Mr. C. Fortéscue (Unterstaatssecretair der Kolonieen) beantwortet fie in derselben Weise, wie der Herzog von Neweastle. — Die übrigen Verhandlungen sind ohne anderes äͤls' lokales Interesse. Die Sitzung schließt gegen 1 Uhr Morgens. 9j W arlanen ts Reit an tz an gen b om 22. März. Lor
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Redeliffe läßt bei Gelegenheit einer Inter⸗ pellation wegen der Aktenstücke über Shrien die Bemerkung fallen, daß die von der Paxiser Konferenz beschlossene Verlängerung der französischen Occupation Shriens den Wünschen der englischen Regierung, dem Vernehmen nach, nicht entspreche, so wie sie kaum der türkischen Regierung angenehm sein könne. Er wünschte, daß der Regierung und dem Hause Gelegen⸗ heit würde, eine Meinung über diese wichtige Angelegenheit auszusprechen. Lord re on enthält sich jeder Meinungsäußerung und erwidert einfach, daß ö.. gewinn schten Aktenstücke nach den Osterferien zur Vorlage reif sein würden. . , ., fragt, ob die Regierung eine amtliche Bestätigung . fe erhalten habe, wonach das Comité der holsteinsch en 3. é beide Vorschläge des Königs bon Dänemark abgelehnt unb den
enten instruirt hätte, die Sache dem deutschen Bunde borzulegen?
Ie, , sich in Massen ansammeln.
Lorb Wo dehsufe bejaht die Frage mit dem Hinzufügen, daß die Stände
den Comitébericht wahrscheinlich annehmen würden. Der edle Lord glaubt jedoch, daß es zu Feindseligkeiten zwischen dem Bunde und Däne— mark keinesfalls vor einer längeren Frist kommen könnte. Auf eine Frage des Marquis Clanricarde sagt Lord Wodeho use, daß die Regierung von der jetzigen Regierung bon Mexiko die Wiedererstattung der bon Miramon aus dem englischen Legationsgebäude geraubten 600, 005 Dollars, so wie der vom constltutionellen General Degollado entwenbeten 400.000 Dollars gefordert habe, und daß die Regierung Juarez den besten Willen zu zeigen scheine, obwohl sie nicht augenblicklich zahlungsfähig fein dürfte. Der britische Gesandte. Sir C. Wyke, der mit dem nächsten Dampfer nach Mexiko abgehe, sei mit den erforderlichen Weisungen ver— sehen. Die her n Papiere würden in Kurzem vorgelegt wer⸗
den. Das Haus vertagt sich darauf bis Dienstag, den 9. April.
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Russell,
nicht sehr zweckdienlich, wenn wir
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klärungen geben. Zuerst was die
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zen Oesterreichs und des anfangs schien, tollen Plan gefaßt hatte, hl der e , n, der türkischen Regierung abzuwerfen, und aus Ungarn, den Donaufürsten⸗ thümern, Bosnien und einigen andern Provinzen jener Weltgegend einen großen Staat zu bilden. Im Lauf des Jahres entstand das Gerücht bon Waffensendungen nach jenen Grenzen. Sie Re ierung des Sultans wurde besorgt, sie konnte nicht dulden, daß auf 6 Gebiet, welches die Donaufürstenthümer faktisch sind, große , gebildet werden und ssen s, kam zu einer diplomatischen orrespondenz, und schließlich wandte sich die iti . 6 Vertreter der Mächte. Unsere Meinung war, daß die Waffen nach Kon⸗ stantinopel zurückgesandt und dort sequestrirt werden sollten. Der fran—
zösische Vertreter und auch Fürst Couza zuletzt, war für die Rücksenbun der Waffen nach Genoa, woher sie r 3 , ;
In jenem Moment
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war die Donau zugefroren, und später waren die sardinischen Schiffe nr gab ern . fortgesegelt. Aus diesem Grunde erbot fich der hritische Gesandte in e rr pet, den Banshe zu jenem Dienste zu hbeordern. Es scheint mir, daß die Regierung des Sultans nur eine Maßregel der Nothwehr ergriff, indem fie so handelte, und daß wir nur als ihre Freunde handelten, indem wir ihr beistanden. — Ueber die Er⸗ eignisse in Warschau kann ich nur mit großer Zurückhaltung sprechen. Erstens berühren sie das Interesse Englands nicht unmittelbar, und zwei⸗ tens wissen wir über das Verhalten der russischen Regierung noch nicht genug, um uns eine Meinung erlauben zu dürfen. Aber so weit wir nach hem Berichte unseres Konsuls schließen körnnen, hat die Bevölkerung von Parschau eine Geduld und Mäßigung entwickelt, die ihr wohl das Recht gꝛben, zu erwarten, daß man ihren Petitionen Beachtung schenke. Und die russische Regierung scheint geneigt, anstatt Maßregeln der Strenge zu ergreifen, lieber Hilde und Versohnlichkeit walten zu lassen. Ich halte es gewiß nicht für nothig, dem Kaiser von Nußland irgend welche Vor⸗ flellungen zu machen. — Die sy i, Frage hat vielfache und ernste Schwierigkeiten. Die Meinung des hritischen Bevollmächtigten in Syrien war, daß es am besten sein würde, eine gute Regierung über ganz Syrien mit einem speziellen Arrangement zum Schuß der Christen einzusetzen. Es wäre dies aber, wie man eingewandt hat, den Rechten des Sul⸗ tans entgegen gewesen. Es sind noch andere Pläne vorgebracht wor⸗
den, und nach den letzten Berichten aus Syrien waren die Bevollmäch⸗ tigten noch immer bemüht, eine gute Regierung zu lr
run . Ich muß sagen, daß die Christen Syriens nicht die einzigen Personen find, die auf
unsere Menschlichkeit Anspruch haben, wie Mr. Monssell zu glauben scheint.
Es ist unsere Pflicht, auch den Drusen Gerechtigkeit zu verschaffen. Eine fir en ie . dauernde Besatzuug Syriens, wie sie der ehrenwerthe Gentleman anstatt der ausschließlich französischen, aber temporären wünscht,
wäre gleichbedeutend mit einer Abschaffung der Autorität des Sultans in
Shrien.“ Das Haus vertagt sich bis zum 8. April. . ö Fra res Paris, 24. März. Der heutige „Moniteur
bringk einen amtlichen Bericht über den Empfang der Adreß⸗
Deputation des Gesetzgebung s-Körpers in den Tuile⸗ rieen. Der Praͤsident Graf Morny verlas die Adresse, worauf ber Kaiser Folgendes erwiderte: „Ich danke der Kammer für die Gefühle, die sie mir ausdrückt, und für das Vertrauen, welches sie in mich setzt. Wenn dieses Vertrauen mich ehrt und mir schmeichelt, so glaube ich mich dessen würdig durch mein beständiges Bestteben, die Fragen nur unter dem Ge— sichtspunkt des wahren Interesses Frankreichs zu betrachten Wenn wir unserer Pit angehören, von der Vergangenheit Alles bewahren, was sie Gutes hatte, die Zukunft vorbereiten, indem wir den Lauf der Civilisation von den Vorurtheilen befreien, die sie hemmen oder von den Hirngespinnsten, welche sie ge⸗ kährden, so werden wir unseren Kindern ruhige, und glück⸗ liche Tage hinterlassen. Trotz der Lebhaftigkeit der, De—= batten bedauere ich keineswegs, die großen Staats körper auf die so schwierigen Fragen der auswärtigen Politik eingehen zu sehen. Das Land zieht daraus in verschiedener Hinsicht Vor⸗ theil. Diese Erörterungen belehren es, ohne es zu beunruhigen. Ich werde immer erfreut sein, glauben Sie es fest, mich mit Ihnen Mn Uebereinstimmung zu finden. Aus demselben Stimmrecht her⸗ vorgegangen, von denfelben Gefühlen geleitet, wollen wir uns ge⸗ genfeikig unterstützen, um zur Größe und zur Wohlfahrt Frank⸗ reichs zusammenzuwirken.“ j
. , des Gesetzgebungs-Körpers wohnten der Prinz Napoleon, Graf Persigny, Marschall Canrobert und eine große Anzahl von Gesandten bei. Die Diskussion über das Amendement der republikanischen Oppofition zur römischen Frage wurde fortgesetzt. Der Vicomte Anatole Lemercier hatte das Wort. Derselbe will sich auf keine historischen und philosophitchen Entwickelungen einlassen, da er nicht die Absicht hat, mit Favre und Granier de Cassagnac zu wetteifern. Die übrigen Gründe dieser Herren will er aber aufs energischste be⸗ kampfen. Es ist dem Redner zufolge unrecht, zu behaupten, man habe die Romagna dem Papste weggenommen, weil die Romagnolen sei⸗ ner Regierung inüde gewesen seien. Dieser Abfall sei durch Krieg herbei⸗ geführt worden. Da Oesterreich genöthigt gewesen sei, die Po⸗Linie auf⸗ zugeben, weil sich die Franzosen der Etsch genähert hätten, so habe ihr Rückzug die Legationen ohne öffentliche Macht gelassen. „Ich sage nicht, fügt der Redner hinzu, „daß mein Vaterland Unrecht gehabt hat, nach dem Po zu marschiren. Wenn dasselbe einen Beschluß dieser Art faßt, so bin ich mit .. Ich konstatire nur, daß ein kriegerisches Exreigniß vorlag. Ich rede nich bon Warschau, ich werfe nicht diese sonderbaren Aufständischen, die Kar⸗ tätschen mit Gebeten und Gesängen beantworten, mit gewohnlichen In⸗ surgenten zusammen. Man hat uns vorgeworfen, wir unterstützten ö. Regierungen des alten Regimes. Ich in daß ich die i. gierungen Englands und Preußens liebe, weil fie frei sind. Seien ie so gerecht gegen den Papst, wie ich es bin gegen England und Preußen. Der Redner erwähnt die Hoffnung auf eine französische Intervention, die man in Rom gehegt habe, und meint, Gegenborstellungen dürften genügt haben, Piemont, das „nur durch uns groß geworden ist“, von dem Ein⸗ falle in den Kirchenstaat abzuhalten. Der Papst sei keinesweges gegen Reformen, denn er habe sich der Reihe nach an Nossi, einen liberalen Konservativen, und an Lamoricière, ehemaligen Minister Cavaignac' s, ge⸗ wandt. Der Papst müsse, um auf seine erste Politik zurückkommen zu können, zuerst seine Unabhängigkeit erlangen. Was den Vor⸗ wurf, den man dem Papste macht“ — fährt. hierauf der Redner fort — „daß er die Wohlthaten der Kaiserlichen Regierung ver⸗ gesse und sich in die Arme der alten Parteien werfe, betrifft, so frage ich zuerst, von welchen Parteien man sprechen will. Will man von
den Chefs der sogenannten katholischen Partei sprechen? Ich läugne, daß
eine solche besteht; es giebt nur ergebene, aufrichtige Katholiken, die fich immer wieder finden, wenn ihr Glaube bedroht ist. Billault, Minister ohne Portefeuille, ergreift hierauf das Wort, um das katholische und das republikanische Amendement zu bekämpfen. Er sprach sich für die Fortdauer der Occupation aus, ohne daß er jedoch Verpflich⸗ tungen gegen die katholische Partei eingehen wollte. Er gab zu verstehen, daß die Franzosen in Rom nicht allein zum Schutze des Papstes anwefend seien, sondern auch dazu einerseits dienten, das französische Interesse zu wahren, und andererseits einen Schutz Oesterreich gegenüber böten. Ferner sagte Billault, daß die franzöfische Politik weder ihre in Italien erzielten Erfolge, noch ihre alten Ueberzeugungen aufgeben, sondern Alles aufbieten wolle, Revolution und Reaction mit einander in richtiger Be— grenzung zu versohnen. Das sei allerdings kein leichtes Geschaft, aber eine Regierung, die ihre Pflicht thue, dürfe dieselbe deshalb nicht ver⸗ säumen, weil fie schwer sei. Drei verschiedene Versuche habe der Kaiser bereits gemacht. Zuerst die Combination von Villafranca sei vortrefflich gewesen, aber nicht angenommen worden, und ob sie je wieder zur Vorlage kommen werde, wisse Gott allein; sodann die Bürgschaft durch den Kongreß — auch abgeschlagen; endlich das Vikariat — desgleichen. Der letzte Vorschlag war schlecht und unpraktisch. »Ja, wenn man mit wirklichen Thatsachen rechnen muß, dann macht man, was man eben kann, energisch und entschlossen, man gebraucht alle seine Macht und Autorität, aber man ist nun einmal nicht allein in der Welt.“
Der Minister ersuchte die Versammlung darauf, sich, bevor sie der Regie⸗
rung durch die Adresse Rath ertheile, ja die Schwierigkeiten zu vergegen—⸗
wärtigen. Zunächst sei da Rom, das darauf bestehe, daß der Status
uo ante wierderhergestellt werde. Es gebe in Rom eine starke anti⸗
ranzösische Partei, über deren Treiben sich eine Depesche des
Herzogs von Grammont bekanntlich geäußert habe. Sodann führte
der Minister alle die übrigen Mächte vor, mit denen Frank⸗
reich sich über die Lösung der Frage benehmen müsse: Piemont, das ita⸗
lienische Volk, dem man nicht Gewalt anthun könne; England, sodann
Oesterreich mit seinem Kummer, seiner Unruhe, um nicht zu sagen: seinen
Hoffnungen; endlich Preußen und Rußland mit ihren besonderen An—
schauungen. „So steht die Sache; welchen Rath geben Sie uns nun.“ (Eine Stimme ruft: „Gar keinen!“ eine andere: Abwarten!“ „Herr Favre und seine
Freunde sagen uns: Verlasset Rom und laßt die revolutionäre Bewegung —“
(Fabre ruft: „Königliche Bewegung habe ich gesagt.“ — Heiterkeit,
großes Gelächter und lange Unterbrechung.) Frankreich wird sich nicht von Rom zurückziehen. Ich verwerfe das Favresche Amendement.“ Eben so verwirft der Minister den Lemercierschen Antrag und schließt mit den Worten: „Wir sind die Söhne der Kreuzfahrer, unsere Soldaten stehen in China, Japan und Cochinchina, überall, wo es die Vertheidigung des katholischen Prinzips gilt. Aber, vergessen wir es nicht, wir sind auch die Söhne von 1789. Frankreichs Fahne schützt den Glauben und die Freiheit. Das Favresche Amendement (Gut c ic hung der Truppen aus Rom) wird ö ö. 246 gegen 5 Stimmen , Die f j sin ahr C armen. Genon ihrer *in 3. an. Sim menden ents zu Gunsten der weltlichen Herrschaft des Papstes
werden nach den Erklärungen Billaults zurückgezogen. Der Antrag auf Streichung der Adreßstelle, welche bon dem Widerstand des Papstes gegen weise Rathschläge spricht, wird mit 161 gegen 90 Stimmen verworfen,
Endlich wird der Äbsatz 25 der Adresse nach dem Kommissions- Entwurf angenommen, desgleichen die übrigen Absätze 26 bis 30. Sodann wird
über die ganze Adresse abgestimmt und dieselbe wird mit 212 gegen
13 Stimmen angeenommen.
Rußland und Polen. St. Peters burg, 20. März. Das un, Manifest über die Aufhebung der Leib—⸗ eigenschaft lautet: . .
z . Gnaden Wir, Alegander der Zweitze, Kaiser und Selbstherrscher aller Reußen, Zar von Polen, Großfürst von Finland u. s. w., u. s. w., u. s. w., thun kund Unseren getreuen Unterthanen: Durch die göttliche Vorsehung und das geheiligte Gesetz der Thronfolge auf Unseren vorelterlichen Thron aller Reußen berufen, haben Wir in Ge⸗ mäßheit dessen das Gelübde in Unserem Herzen abgelegt, alle Unsere ge⸗ treuen Unterthanen jeglichen Berufes und Standes mit Unserer Herrscher⸗ Liebe und Fürsorge zu umfassen, von dem, der edelgesinnt das Schwert zur Vertheibigung des Vaterlandes führt, bis zu dem, der bescheiden mit seinem Handwerkszeuge arbeitet; von dem, der die höchsten Stufen des Staatsdienstes durchschreitet, bis zu dem, der mit der Pflugschaar auf dem Felde die Furche zieht. Die Lage der verschie⸗ denen Berufe und Stände im Staakskörper in Erwägung nehmend er⸗ kannten Wir, daß die Reichsgesetzgebung, während fie thätig die Wohl⸗ fahrt der höheren und mittleren Stände geordnet, deren Pflichten, Rechte und Vorzüge festgestellt, eine gleichmäßige Thätigkeit nicht entwickelt hatte zum Frommen der leibeigenen Leute, welche deshalb also genannt . weil sie theils durch alte Gesetze, theils durch Gewohnheit erblich der Gewalt der Gutsherren zueigen gemacht worden, auf welchen Letzteren dann auch die Verpflichtung ruht, für das Wohlergehen derselben Sorge zu . Die Rechte der Gutsherren waren bisher sehr ausgedehnt und mit ; e⸗ nauigkeit nicht durch das Gesetz bestimmt, dessen Stelle vielmehr Ueber⸗ lieferung, Gewohnheit und guter Wille des Grundherrn . 8 den günstigsten Fällen entstaͤnden daraus freundliche, ,, ö ziehungen aufrichtiger, gerechter Fürsorge und Wohlihätigkeit bon Seiten des Grundherrn und gutherzigen Gehorsams von Seiten der 1 5 mehr indessen die Einfachheit der Sitten abnahm, die mannigfaltig ö. . Verhältnisse wuchs, die unmittelbaren vaͤterlichen Veziehungen 8 . ⸗ berren zu den Bauern sich verringerten, die gutsherrlichen Rechte ö. weilen in die Hände von Leuten geriethen, die nur den eigenen Vorthe suchen, schwaächten fich die guten Beziehungen und öffnete sich der Weg zu einer für bie Bauern drückenden, für ihr Wohlergehen nachtheiligen Willkür, welcher dann bei den Bauern ein Stocken jeder Besserung der eigenen Czisten entsprach. Solches erkannten auch Unsere ruhmwürdigen Vorfahren und ergriffen Maßregeln zur Besserung der Lage der Bauern; doch diese Maß⸗