1861 / 101 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

800

. 25. April. Seine Majestät der König nahmen heute die Vorträge des Militair- und des Eivil-Kabinets entgegen, und empfingen militairische Meldungen in Gegenwart des Kommandan⸗ ten, General⸗Lieutenants von Alvensleben.

Ihre Majestät die Königin haben am vorigen Sonn⸗ tag dem Gottesdienste im Dom, gestern am Buß- und Bettage jenem in der St. Mathäi⸗Kirche, Abends der liturgischen Andacht im Dom unb hierauf der Ausführung der Bachschen Messe in der Sing⸗Akademie beigewohnt. Allerhöchstdieselben nahmen am Dienstag Abend von Ihrer Majestät der verwittweten Königin Marie von Sachsen auf dem Anhalter Bahnhofe Abschied.

Das Herrenhaus beschäftigte sich in seiner Sitzung am

23. d. M. mit Berathung der nach den Beschlüssen des Hauses

der Abgeordneten vorgenommenen Abänderungen der Gesetzentwürfe wegen des Einzugsgeldes in den Provinzen Westfalen und Rhein, so wie wegen der Pensions⸗Berechtigung der rheinischen Gemeinde— Forst⸗Beamten. Die zu allen drei Entwürfen vorgeschlagene Ein— schaltung der Worte „nach Anhörung der Provinzialstande“ wurde

bei namentlicher Abstimmung mit 53 gegen 41 Stimmen abgelehnt,

dagegen die Umänderung des Wortes „der Monarchie“ in „Unserer Monarchie“ im Eingange des letztgenannten Gesetz—

entwurfes bei namentlicher Abstimmung einstimmig (868 Stimmen

gegen eine, welche sich der Abstimmung enthielt) beschlossen.

Sachsen. Dresden, 24. April. Die Erste Kammer beschaͤftigte sich heute mit den Differenzen in den beiderseitigen Kam— merbeschluͤssen bezüglich der Militairgerichts und Meilitair-Straf— prozeß-⸗Ordnung, wobei die Kammer auf ihren früheren Beschlüssen beharrte.

Die Zweite Kammer genehmigte in ihrer heutigen Sitzung, gemäß den Vorschlägen ihrer ersten Beputation, den Gesetzentwurf wegen der Verbindlichkeit zur Anwendung gestempelter (Tralles'— scher) Alkoholometer und beschäftigte sich sodann mit der Petition des deutschkatholischen Landeskirchenvorstandes, bezüg⸗ lich deren. sie die verschiedenen Anträge ihrer dritten Deputation bis auf einen, einige in eiwas modifizirter Gestalt, annahm und sich gegen zwei Stimmen demgemäß gegen die Staatsregierung zu erklären beschloß. (Dr. J.)

Al renburg, 23. April. Sitzung vom 19. d. wurden aus Erlasse vorgetragen, wie sie bereits das höchste Propositionsdekret angekündigt hatte. Es befanden sich darunter insbesondere der Gesetzentwurf wegen Ausdehnung des Hypothekengesetzes auf die Güter in todter Hand, der Gesetzentwurf über die prozessualische Behandlung der Beschädigungen

In der zweiten landschaftlichen der Registrande mehrere höchste

setzes, so wie ein Erlaß wegen eines Nachpostulats von 40,000 Thlr. zum Bau eines Landesbank- und Bibliothekgebäudes.

Meiningen, 23. April. Gestern berieth der Landtag die Ausschußberichte über die schleswig-holsteinsche und a ssisg Frage. Betreffs der erstern war der Antrag gestellt: „erzogliche Staatsregierung zu ersuchen, ihrerfeits mif den bundesrechtlichen Mitteln darauf zu wirken, daß für das gute Recht der Herzog⸗ thümer Schleswig-Holstein eine thatsaͤchliche Entscheidung endiich eintrete. Betreffs der zweiten Frage lautete der Ausschuß⸗-Antrag; „J. Gegen die von der deutschen Bundesversammlung durch den in der kurhessischen Verfassungsfrage gefaßten Beschluß vom 27. März 1852 in Anspruch genommene Kompetenz, eine in anerkannter Wirksamkeit bestehende Verfassung eines deutschen Bundesstaates außer Wirksamkeit zu setzen, Verwahrung einzulegen. II Hohe Staatsregierung zu ersuchen, ihrerseits dahin zu wirken, daß in Kurhessen durch Festhaltung der rechtsständigen Verfassung von 1831 der verletzte Rechtszustand wieder hergestellt werde.“ Beide Aus schußantraͤge wurden angenommen, und zwar der über Schles— wig ⸗Holstein, dem auch der anwesende Staatsminister beistimmte, einstimmig ohne Diskussion, während bei dem Antrag über die kur— hessische Verfassungsfrage das Ministerium den ihm im Ausschuß— berichte gemachten Vorwurf, „daß es, die Begleitung der Regie⸗ rungen von Weimar und Koburg-Gotha in der eignen Curie ver—⸗ schmähend, zu Instructionen sich veranlaßt gesehen hat, welche der Wahrung deutschen Rechtszustandes gerade entgegengesetzt sind,“ damit widerlegte, daß es der preußischen Auffassung über den blos probisorischen Charakter des Bundesbeschluffes zwar nicht beizu⸗ stimmen vermochte, sonst aber in seinem Votum auf ein die Forde⸗ rungen des kurhessischen Volkes befriedigendes vermittelndes Ver—

) fremden Eigenthums, der Erlaß wegen des Nachtrags zum Entwurf eines Civilstaatsdienerge⸗

kommen werde.

gesetzgebungs Kommission zu Nürnberg ausgearbeitete Handelsgesetz⸗ buch bei der preußischen vandesverttetung zur Vorlage gebracht und daß Hoffnung auf dessen unveränderte Annahme vorhanden sei Der Referent des bandelspolitischen Ausschusses nahm hiervon An' laß zu der vorläufigen Anzeige, daß der Vortrag Über denselben BHegenstand bereits ausgearbeitet sei und demnaäͤchst zur Vorlage

Auf Grund einer Anzeige der Bundes kassen⸗Verwaltung, daß der Fonds für Central-Verwaltung, für den letztmals am 5. Ja⸗ nuar v. J. ein Zuschuß bewilligt worden, nahezu erschöpft Jei ward eine Matrikular-Umlage in dem üblichen Betrage von

ment des

fahren gedrungen habe. (Dr. J.)

über die Bundestags“ Sitzung vom 20. April lautet:

Frankfurt a. M., 23. April. Die offizielle Mittheilung

Preußen machte die Mittheilung, daß das von der Handels—

h0M,000 Gulden für die Central-Verwaltung beschlossen.

Unter den Militair-Angelegenheiten, welche zur Verhanblung kamen, kann bervorgehoben werden, daß ein Gutachten der Militair Kommission über das Verhältniß, in welchem der Zahl nach die gezogenen zu den glatten Batterieen eines Arraeecorps zu stehen haben werden, den höchsten und hohen Regierungen zur Wardi— gung empfohlen wurde, auch der Vollzug einer Uebereinkunft zur Sicherstellung gewisser Einrictungsgegenstände für die Unterkunft der Kriegsbesatzungen in den Bundesfestungen zur Anzeige kam Endlich fand die allseitige Abstimmung über die Anträge siatt, welche der Ausschuß für Militair-Angelegenheiten in der sechsten diesjährigen Sitzung vom 16. Februar l. J. Über einzelne Vor⸗ fragen zur Revision der näheren Bestimmungen der Kriegs verfas— sung des Bundes gestellt hat; da aber die Beschlußziehung bis zur nächsten Sitzung verschoben wurde, so muß die Mittheslung des Ergebnisses dieser Abstimmung vorbehalten werden. e Noch ward die in der letzten Sitzung vorbehaltene Wahl eines Vermittelungs-Ausschusses für die Streitigkeit zwischen Hannover

und Schaumburg-Lippe wegen des Steinhuder Meeres vollzogen

und eine Eingabe der holsteinischen Stände-Versammlung zu Itzehoe an die vereinigten Ausschuͤsse verwiesen.

Desterreich. Triest, 22 April. Se. Majestäͤt der Kaiser wird, wie die hiesige Zeitung meldet, gegen Ende dieses Monats sich nach Triest begeben, um Ihre Majestät die Kaiserin zu empfan— gen, die, von Madeira kommend, in unserem Hafen landen wird.

Lemberg, 23 April. In der heutigen Landtagssitzung stellt Abgeordneter Smolka den Antrag, fich dafür zu verwenden, daß noch in diesem Jahre der Landtag wieder einberufen werde.

Großbritannien und Irland. London, 22. April. Ihre Majestät die Königin hat, wie verlautet, die Herzogin von Wellington zu ihrer Ober-Hofmeisterin und ersten Hofdame ernannt, nachdem diese Stelle seit ihrer Thronbesteigung von der Herzogin von Sutherland bekleidet worden war. ;

Gegen die Abschaffung der Papiersteuer werden von verschie— denen Seiten Petitionen ans Unterhaus vorbereitet. Die erste der— selben, die wahrscheinlich schon heute Abend durch Disraeli einge— bracht werden wird, stammt ven der Londoner Fondsbörse und zählt 400 Unterschriften.

Die indische Verwaltung hat, wie verlautet, ein Geschäft mit der Bank abgeschlossen, dessen Wirkungen sich wahrscheinlich auch auf den kontinentalen Geldmärkten sofort fühlbar machen werden. Sie kaufte ihr nämlich alles Silber ab, das ihr von dem Tausch⸗ geschäft mit der französischen Bank übrig geblieben war. Es wäre das, dem letzten Bankausweise zufelge, eine Summe von S48, 362 Rfd. St., und soll diese in verschiedenen Raten nach Indien ver— schifft werden. Da für genannte Summe don der Bank statuten— mäßig. Noten ausgegeben worden waren, wird deren Verkauf die⸗ selbe Wirkung haben, als wäre eine eben so große Summe Goldes aus der Bank genommen worden. Wozu aber das indische Ministe— rium diese große Silbermasse verwenden will, ist vorerst noch Amts— geheimniß.

Das Autograph des fünften und letzten Bandes bon Mae— aulay's „Geschichte von England“ ist im Handschriften-Departe⸗ 3 Britiss Museum hinterlegt worden. Ein Theil des Manuscripts ist unter Glas und Rahmen gebracht.

Parlaments-Verhandlungen vom 27. April. Sitzung. Als das Haus im Begriffe steht, sich als Comité der Mittel und Wege zu konstituiren, bemerkt T. Baring, es sei in dem gegen— wärtigen Augenblicke höchst wünschenswerth, daß das Haus und das Land die Finanzlage vollkommen begreife, und daß es einsebe, wie es weder be— friedigend noch sicher sei, ein Defizit durch Auskunftsmittel decken zu wollen die in Wahrheit nichts Ander es feien, als eine Erhöhung der National schuld. Sei es wohl weise, fragt er, Steuern nachzulassen, wenn der durch den Steuer Nachlaß berursachte Ausfall nicht durch einen rößeren Konsum wieder eingebracht werde, und wenn man die einmal y . Steuern nicht, wieder einführen könne? Wenn es je eine Zeit gegeben habe, wo Vorsicht in Bezug auf die Behandlung der Finanzfragen angebracht ge⸗ wesen sei. so sei es die jetzige. Eine Vorsicht, die unter anderen Umständen als übertrieben erscheinen könnte, müsse jetzt geradezu als Tugend betrachtet werden. Der Schatzkanzler habe bei . Voranschlägen auf 750, 000 Pfd. aus Ching gerechnet. Würde es aber nicht weife gewesen sein, das wirkliche Eintreffen dieser Summe abzuwarten, deren Ausbleiben den er⸗ warteten Ueberschuß in ein Defisit berwandein würde? Man möge sich doch ja recht besinnen, ehe man eine der gegenwärtig bestebenden Steuern abschaffe, es müsse denn die Abschaffung den Staatseinkünften einen Im— puls geben. Waͤre Letzteres nicht der Fall, so würde sich die Nothwendig⸗

Unterhaus—⸗

S0l

keit herausstellen, die Ausgaben ganz bedeutend zu beschneiden. Nun werfe aber der Schatzkanzler nicht nur einen Penny der Einkommensteuer über Bord, sondern wolle auch der Papiersteuer ein Ende machkn. Er halte das Budget weder für sicher, noch für politisch, noch glaube er, daß dasselbe dem Lande gegenüber ehrlich auftrete. Lord R. Montagu hält das Aufgeben der Papiersteuer bei dem gegenwärtigen Stande der englischen Finanzen und in Anbetracht der bedenklichen politischen Zustände in Europa und Amerika für eine sehr mißliche Maßregel. Baxter ver— theidigt das Budget und weist darauf hin, wie sachverständige Leute der Meinung seien, daß Gladstone die Einkünfte für das Jahr 1861 1862 zu niedrig beranschlagt habe. Doch glaube er, daß die Ausgaben, wenn auch nur allmälig, bedeutend zu ermäßigen seien. Stanhope ist gegen den Theil des Budgets, durch welchen Steuern nachgelassen werden, und begreift nicht, wie von einem wirklichen Ueberschuß die Rede sein könne. Die Resolution des Unterhauses vom Jahre 1858 habe über die Papier⸗ steuer nur als über eine permanente Steuer den Stab gebrochen, und man habe damals nicht an den Fortbestand des Kriegszuschlages auf Zucker und Thee gedacht, der jetzt nach wie vor bestehen solle. Baillie glaubt nicht an den von dem Schatzkanzler herausgerechneten Ueberschuß bon 1,900,900 Pfd. St. Die Abschaffung der Papiersteuer werde nur den Eigenthümern der Pennyblätter zu Gute kommen. Ewart hingegen spricht mit Wärme sowohl für die Abschaffung der Papiersteuer, wie für das Budget im Allgemeinen. Bentinck klagt den Schatzkanzler an, daß er in Durchführung freihändlerischer Grundsätze zu weit gehe. Der Beweis sei nicht geliefert worden, daß die Abschaffung der Papiersteuer der großen Masse des Volkes zu Gute komme, während der Nachlaß des Kriegs- Zuschlagszolles auf Zucker ohne allen Zweifel eine Wohlihat für die Armen sein würde. Bei Abschaffung der Papiersteuer seien nur zwei Zwecke, welche die Regierung verfolge, denkbar, die nämlich, sich die Unter⸗ stutzung eines in seiner Treue wankenden Theiles ihrer Anhänger zu sichern, und dem Oberhause den Fehdehandschuh hinzuwerfen. Sir J. Paxton betrachtet die Abschaffung der Papiersteuer als eine sehr große Wohlthat für die Papier-Konsumenten, meint jedoch, die Papier-Fabrikanten seien im Allgemeinen für Beibebaltung der Steuer, weil sie sich ihr Monopol wahren wollten. Sir S. Northeote stellt eben so, wie Stanhope, in Abrede, daß beim Jahresschlusse auf einen Ueberschuß zu rechnen sei, und behauptet, daß, wenn man den gegenwärtigen Stand der Einkünfte als maßgebend zu Grunde lege, ohne Wiederauflegung von Steuern sich ein großes Defizit berausstellen werde. Es sei jetzt wahrhaftig nicht die Zeit, einen großen Theil der Staats-Einkünfte aus den Händen zu geben. Auf Antrag S. Fitzgerald's wird hierauf die Debatte vertagt, und der Schatz⸗ kanzler beraumt die Fortsetzung derselben auf Donnerstag an.

24. April. In der gestrigen Sitzung des Unterhau ses bean⸗ tragte Duncombe die Vorlegung der Depeschen in Betreff der im ver— gangenen Jahre nach Galacz geschmuggelten und durch englische Ver— mittelung zurückgeführten Waffen. Er beschuldigte die Regierung der Parteinahme gegen Ungarn. Lord J. Russell erklärte, Oesterreich, die Türkei und Fürst Kusa hätten sämmtlich die Wegführung jener Waffen gewünscht. England wünsche ein friedliches Verhältniß Ungarns zu Oester⸗ reich, vermeide aber jedwede Parteinahme. Lord J. Ru ssell verweigerte die gewünschte Vorlegung der Depeschen. Dun combe's Antrag ward mit 119 gegen 33 Stimmen verworfen.

Frankreich. Paris, 22. April. Gestern hat der Kaiser, wie der ‚„Moniteur“ amtlich meldet, den neuen türkischen Gesandten, Vely Eddin Pascha, in öffentlicher Audienz und großer Ceremonie, so wie auch den sich verabschiedenden kurhessischen Gesandten, Herrn v. Baumbach, empfangen. .

Die Akademie der moralischen und politischen Wissenschaften hat vorgestern an des verstorbenen Laferriere Stelle Herrn Renouard mit 33 ven 35 Stimmen zum Mitgliede ernannt. ö

Ein Blatt aus Nantes theilt mit, daß es die Note der offi⸗ ziösen Blätter in Betreff der Weg nahme der Broschüre des Her— zogs von Aumale nicht zu reproduziren wage, weil ihm vom Praͤ⸗ fekten verboten worden sei, der Broschüre zu gedenken. Die Blät— ter in Bordeaux veröffentlichen die Note und lassen nachstehende Nachricht auf sie folgen: „Gestern wurde in unserer Oper Char— les VI.““ aufgeführt. Der Erfolg war vollständig. Das Publi— kum hat die Wiederholung des zweiten Theiles der Ouvertüre ver— langt, welche eine der Hauptstellen des Stückes „La Frange a hor- reur du servage“ entwickelt. Diese Arie selber mußte viermal wiederholt werden. Im ersten Akte, als der Dauphin erklärt, daß Frankreich seine verlorene Freiheit wieder erlangen werde, brach ein unbeschreiblicher Sturm von Acelamationen und von Hurrahs aus.“

23. April. Der „Moniteur“ läßt sich heute über die pol— nische Frage vernehmen. Die Note, über welche bereits telegra— phisch berichtet, lautet wörtlich folgendermaßen:

„Die Ereignisse von Warschau sind einstimmig bon der fran⸗ zösischen Presse mit den Gefühlen der altherkömmlichen Sympathie beurtheilt worden, welche Polen stets im Westen Europas erregt hat. Diese Theilnahmebezeigungen würden indessen der Sache, welcher sie gelten, schlecht dienen, wenn sie die Wirkung hätten, die öffentliche Meinung durch die Vorspiegelung (supposer) zu beirren, als ermuthige die Regierung des Kaisers Napoleon) Hoffnungen, die sie doch zu erfüllen außer Stande sein würde. Die hochherzigen Ideen, von denen der Kaiser Alexander ununter⸗ brochen seit seiner Thronbesteigung fich beseelt gezeigt hat und für welche die große Maßregel der Bauernbefreiung so laut zeugt, sind ein sicheres Pfand für seinen Wunsch, auch die Verbesserun⸗ gen zu verwirklichen, welche die Lage Polens zülässig macht, und man muß wünschen, daß er daran nicht durch Manifestationen

verhindert werde, die dazu angethan sind, die Würde und die po⸗ litischen Interessen des russischen Reiches mit den Planen seines Souvperains in Widerstreit zu setzen.“

In Erwartung des Abschlusses des Handels⸗Vertrages zwischen Frankreich und dem Zollverein haben die Herren Dumenil Lebte in Habre eine durch Segelschiffe unterhaltene Reihefahrt zwischen Habre und Stettin gegründet und bereits sieben Schiffe expedirt, während ein achtes noch in Ladung liegt. Nach Abschluüß des Handels-Vertrages beabsichtigt das oben genannte Haus an Stelle der Segelschiffe Dampfer in Fahrt zu setzen.

Spanien. Aus Madrid, 22. April, wird telegraphirt: Die „Correspondencia“ widerlegt das Gerücht, Spanien wolle die Wiedereinverleibung der Republik San Domingo ablehnen; in der letzten Konferenz habe der Abgeordnete von Hahti um das spanische Protektorat nachgesucht.

Unter dem 23. April wird telegraphirt, daß das Kabinet in den Cortes in Folge einer Interpellation erklärte, es habe die Veröffentlichung des Aumale'schen Briefes nicht gestattet, um in gutem Einvernehmen mit einem befreundeten Lande zu bleiben.

Italien. Garibaldi hat mit seinen Generälen am 21. April eine Berathung gepflogen, in welcher die Majorität der Anwesenden sich für Anschluß an Cavour's Politik aussprach. Die Generäle haben, wie der „Lombardo“ berichtet, Hoffnung, daß auch Gari— baldi diesem Beschlusse beitreten werde. In Folge der aufregenden dreitägigen Parlaments-Schlacht hat Garibaldi sich auf einige Tage an den Comer⸗See zurückgezogen.

Der Garibaldi'sche Antrag auf Wehrhaftmachung der Nation, welcher, wie gemeldet wurde, in der nächsten Sitzung des Abge⸗ ordneten-Hauses (22. April) auf die Tagesordnung kommen sollte, wird demnach in Garibaldi's Abwesenheit debattirt werden. Dieser Entwurf lautet:

Art. 1. Die Nationalgarde wird im ganzen Königreiche nach den in den alten Provinzen in Kraft stehenden Gesetzen unter den Abändeeun⸗ gen, die in den nachfolgenden Artikeln enthalten sind, organisirt«

Art. 2. Die zum Kriegsdienste ausgesonderten Corps nehmen die Benennung „Mobilgarde! an. Diese Garde wird nach den Regeln des Landheeres in Divisionen gebildet.

Art. 3. Zum Eintritt in die Mobilgarde werden alle Bürger, welche 18 Jahre alt und noch nicht über 35 Jahre hinaus find, berufen.

Art. 4. Die Waffen, die Uniform, die Equipirung, die Pferde und das gesammte Kriegsmaterial, dessen die Mobilgarde bedarf, kommen auf Rechnung des Staates und werden von demselben geliefert. .

Art. 5. Das Kontingent der Mobilgarde wird nach Provinzen, Kreisen und Aufgeboten im Verhältnisse der Einwohnerzahl vertheilt; die Soldaten werden gemäß den Gesetzen über die Rekrutirung der Armee und gemäß den übrigen in Kraft stehenden Gesetzen zum Dienste einge⸗ rufen; die Dienstzeit wird kraft Art. 8 des Gesetzes vom 27. Februar 1857 eregelt. . Auhrt. 5. Vom Eintritte in die Mobilgarde sind indeß befreit: I) die⸗ jenigen, welche dem Land- und Seeheere angehören; 2) welche dem Spezial⸗ Reglement gemäß als dienstunfähig erkannt werden; 3) welche einzige oder älteste Söhne sind, oder, in Ermangelung eines einzigen oder ältesten Sohnes, die Enkel einer Mutter oder Eltermutter, die Wittwe ist, und in deren Ermangelung die Enkel eines Vaters oder Eltervaters von 70 Jahren; ) welche die Aeltesten von Familien, die des Vaters und der Mutter beraubt, oder die einzigen arbeitsfähigen Söhne besagter Familien sind; unter den gleich arbeitsfähigen Brüdern werden die bereits für die Aushebung oder die Mobilgarde eingeschriebenen nicht mitgezählt. Das fehlende Maß ist kein Grund der Befreiung. .

Art. J. Die Mobilgarde ist im Dienste den Kriegsgesetzen und der Kriegsdisziplin unterworfen. . ö

Art. 8. Dem Ministerium des Innern wird ein Kredit von 30 Mill. Fr. eröffnet, um für Bewaffnung der Nationalgarde im ganzen Königreiche Fürsorge treffen zu können. Besagte Summe bon 30 Millionen soll aufs Budget des Innern unter folgender Rubrik eingeschrieben werden: „Waffen⸗

lieferung für die Nationalgarde.“ 6 ö. ö Giuseppe Garibaldi.

Es ist bereits früͤher gemeldet, daß die vertriebenen Fuͤrsten: der Großherzog bon Toscana, der Herzog bon Modena und der König von Neapel, in den ersten Tagen des April gegen den Beschluß des italienischen Parlamentes, in Folge dessen Victor Emanuel II. den Titel eines Königs von Italien angenommen, Einsprache erhoben haben. Die päpstliche Regierung hat, zehn Tage später, am 15. April, gleichfalls gegen den italienischen Königs⸗ titel protestirt. Das Rundschreiben Antonelli's an die diplomati⸗ schen Agenten der römischen Curie lautet nach der „Independance Belge“, wie folgt: .

gen a e her König, der jeden religiösen Grundsatz in Bergessen⸗ heit bringt, jedes Recht verachtet, jedes Gesetz mit Füßen tritt, . nachdem er nach und nach das erhabene Haupt der , g. irche um den größten und blühendsten Theil seiner rechtmäßigen ,. gen beraubt hat, jetzt den Titel König von Italien, an. Damit wi

er auf den kirchenfchänderischen Raub, den er bereits berübt und den seine an . fn hr Patrimoniums Petri vervollständigen zu wcls; schol often ertärt bat. ben Stchnh merle ene. heilige Vater bei sedem neuen Angriffe auf seine Souverainetät feier⸗ lich protestirt hat, so muß er boch nicht minder jez: einen nzuen Protest gegen den Streich erheben, mit welchem man einen Titel annimmt. dez die Unrechtmäßigkeit jo vieler früheren Gewaltstreich⸗ gesehlich machen soll.! Es würde überflüssig sein, hier an die Heiligkeit des