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Personal Veränderungen in der Armer.
Offiziere, Portepee⸗Fähnriche ꝛc. A. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen.
Den 6. Juni.
v. d. Mülbe, Gen. Major und mit der Führung der 10. Divifion beauftragt, von dem Verhältniß als Mitglied der Studien⸗Commission der Kriegs-Akademie entbunden. v. Plonski, Gen. Major und Comman—⸗ deur der 4. Garde⸗Infanterie⸗Brigade, zum Mitgliede der Studien ⸗Kom⸗ mission der Kriegs⸗Akademie ernannt.
Den 11. Juni.
v. Lind beim, Sec. Lt. vom Schles. Kür. Negt. Nr. 1, in das Regt. der Gardes du Corps versetzt.
Den 14. Juni.
v. Thile, Major vom Kaiser Alexander Garde⸗Gren. Negt. Nr. 1. auf sechs Monate zur Dienstleistung bei dem Kriegsministerium kom—
mandirt. r 8g nh wehr. Den 13. Juni.
Jaeschke, Sec. Lt. vom 2. Aufg. des 2. Bats. 4. Niederschles. Regts. Nr. 11, zum Pr. Lt. befördert. '
B. Abschiedsbewilligungen ze.
Deh 11 Juni.
Stechm ann, Feldjäger mit dem Charakter als Sec. Lt. vom rei⸗ tenden Feldjäger Corps, der Abschied mit der bedingten Berechtigung zur
Anstellung im Civildienst bewilligt. v. Radowitz, Sec. Lt. vom Regt.—
der Gardes du Corps, der Abschied bewilligt. Den 14. Juni
Reserve entlassen.
Bei der ga nd weh n
Den 13. Juni.
des 1. Bats. 4. Westfäl. Regts. Nr. 17, mit seiner bisherigen Uniform,
der bedingten Berechtigung zür Anstellung im Eivildienst und Pension der
Abschied bewilligt. Militair⸗Beam te. Durch Verfügung des Kriegs-Ministeriums. Den 14. Juni.
Leske, Intendantur-Rath vom VIII., zum IIl. Armee⸗- Corps, Winkelmann, Intendantur- Rath vom J., zum VIII. Armee⸗ Corps
versetzt.
Nichtamtliches.
Preußen. Coblenz, 21. Juni. Ihre Majestät die Königin hat am 19. im Königlichen Residenzschlosse die obersten Militair- und Civilbehörden, so wie den Ober-Bürgermeister mit einer Einladung zur Königlichen Tafel zu beehren die Gnade gehabt. An demselben Tage wurde Allerhöchstderselben von Ihren Königlichen Hoheiten dem Prinzen und der Prinzessin Friedrich der Niederlande ein kurzer Besuch abgestattet. Unter den fürstlichen Personen, welche Ihre Majestät empfingen, befanden sich der Fürst und die Fürstin von Sayr-Wittgenstein.
Ihre Majestät die Königin begiebt sich am 22. Juni nach Weimar. Den Wohlthätigkeitsanstalten der Stadt ist von Aller böchstderselben wie bisher die vollste Theilnahme gewidmet worden und während der Anwesenbeit Ihrer Masestät in Coblenz haben die dankbaren Bewohner der Stadt ihre Anhaͤnglichkeit und Liebe für Ihre Majeftäten den König und die Künigin auf die wärmste und zatteste Art kundgegeben.
Hannover. Der König hat den Großherzog von Mecklen⸗ burg-Strelitz unter die Mitglieder des Königlichen St. Georgs⸗ Ordens aufgenommen.
Sach sen. Dresden, 22. Juni. Das „Dresdener Jour⸗ nal“ enthalt die amtliche Bekanntmachung, daß der Berlin-Anhal— tischen und der Thüringischen Eisenbahn-ꝛGesellschaft, ingleichen dem Direktorium der Leipzig-Dresdener Eisenbahn-Compagnie auf (n= suchen die Beförderung von Privat-Depeschen auf den innerhalb Königlich sächsischen Gebiets befindlichen Betriebs-Telegraphen resp. der Riesa Jüͤterbogker, der Leipzig Bitterfelder, der Weißenfels— Leipziger Und der Leipzig-Magdeburger Eisenbahn, unter ent— sprechender Erweiterung der den genannten Eisenbahn-9Gesellschasten zu Anlegung und Benutzung jener Telegraphen laut der Bekannt— machungen vom 20. Mai und vom 16. Juli 1856, so wie vom 27. Dezember 1858 ertheilten Konzessionen, gestattet worden sei. Für diese Depeschen ist diese be Gebühr zu entrichten, welche nach der bekannt gemachten Taxe für die Beförderung auf den Staats— telegraphen im internen Verkehr entrichtet wird.
Hessen. Darmstadt, 20. Juni. Die Großherzogin erfreut sich nach dem Bülletin des wohlthätigen Gefühls einer vollen Rekonvalescenz.
Oesterreich. Wien, 21. Juni. Die „Wiener Zeitung“ schreibt: Die ungewöhnlich ungünstigen bierortigen Witterungsver⸗— hältnisse des heurigen Frühjahres haben in dem Befinden Ihrer Majeffät der Kaiserin eine Verschlimmerung veranlaßt, deren Be— seitigung nach der bestimmtesten Erklärung des Professors Skoda nur durch die rasche Rückkehr in ein warmes Klima erwartet wer⸗ den kann. Ihre Majestät die Kaiserin wird nach dessen Rathe schon am nächsten Sonnabend von Wien nach Corfu abreisen.
Pesth, 19. Juni. Die „Ungarische Korresp.“ schreibt: Die pesther Stadtrepräsentanz hat bekanntlich in Angelegenheit der mi⸗ litairischen Stener-Eintreibung eine Adresse an das Unterhaus ver⸗
faßt, deren maßlos heftiger Ausdrucksweise selbst in den Kreisen der entschiedensten Opposition allgemeine Mißbilligung zu Theih wurde. Schöppe, Port. Fähnr. vom Ostpreuß. Pion. , r einer energischen Satisfactionsforderung veranlaßt, und sollen sich dieselben, wie man hier erzählt, direkt an Se. Majestät den Kaiser die Statthalterei in
Die in diesem Schriftstücke enthaltenen Auslassungen gegen das K. K. Militair haben die Offiziere der hiesigen Garnison zu
haben. Wie wir nun vernehmen, ist an Ofen und den Judex Curiae die Weisung ergangen, in dieser Angelegenheit mit aller Energie ein—⸗ zuschreiten. In Folge dessen soll bereits gestern der Stadt-Reprä⸗
gewendet
p. Schack, Hauptm. bvom 2. Aufg. des 2. Bats. 1. Garde- Landw. sentanz ein Erlaß mitgetheilt worden sein, der verordnet: daß die
Regts., der Abschied bewilligt. Deussen, Pr, Lt. vom Train 1. Aufg.
in Rede stehende Adresse kassirt werde; 2) daß die Sitzungen der Stadt-Repräsentanz fortan sistirt werden; 3) daß gegen die Ur— heber und Verfasser dieser Adresse das strafgerichtliche Verfahren wegen Hochverrath eingeleitet werde. Dieser Erlaß wird gleich
zeitig mittelst Tagesbefehl zur Kenntniß der ganzen Aimee gebracht
In der Oberhaus ⸗-Sitzung brachte Graf Samuel Vas
zunächst das Verhältniß Fiume's zu Ungarn und Kroatien zur
Sprache. Dann ging er auf Dalmatien über. Daß dieses, nebst
seinem Littorale, sich nicht mit KWroatien vereinigen will, davon sei der Grund nicht in der übertriebrnen unglücklichen Rationalitäten—
und Sprachenfrage zu suchen. Diese ist an ihrem Orte sehr schön und gut, aber wenn sie überspannt werd, führt sie zu Sinnlosigkeiten, wie jede übertriebene Leidenschaft. Dalmatien ist wie Fiume von See— fahrern bewohnt, und Kreatien allein kann ihm keine Zukunft bieten,
aber wenn Kroatien sich mit Ungarn vereint, so wird Dalmatien freiwillig nach der Vereinigung mit Kroatien trachten; wenn sich aber Kroatien mit Ungarn vereint, so kann Ungarn, Dalmatien und Fiume noch immer mehr Garantie haben, als das vereinigte Königreich Italien oder der Reichsrath. Redner ermahnt die Krog—
ten, ihre Interessen nicht für fremde Interessen aufzuopfern. Seines Erachtens ist keine Adresse genügend, so viele Fragen darzulegen; und hätte er es für zweckmäßiger gehalten, mit Umgehung jeder speziellen Frage als Beschluß auszusprechen, daß, so lauge die In— tegrität des Landes nicht hergestellt ist und die beiden Häuser nicht erganzt sind, auf keine nähere Verhandlung eingegangen werden könne., Da wir uns jedoch in diese Fragen einmal eingelassen haben, so müsse die Form der Adbrefse gewählt werzen.
Karl Ragalyi, Obergespan von Torna, sprach uber das Unter richtswesen. Redner hob besonders herbor, wie an den ü ynnasien jeder Schüler zur Entrichtung einer Taze von 8 Fl. 40 Kr. der pflichtet war, die aber durchaus nicht zu Schutzzwecken vorneendet, fondern einfach an die Finanzbebörden abgeführt warden. Ferner beleuchtet er den fogenannten , Schulbficherterlag? in W alle geistige Nahrung der Jußend monopelißre, wont Schulen nur jene Lehrbücher msglich seien, welche die
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des genannten Schulbücherverlages erhalten hätten. So komme es auch, daß in den evangelischen Schulen Lehrbücher eingeführt wer— den, welche der Reformation jede Bedeutung absprächen, während anderseits in den katholischen Schulen solche Lehrbücher irkuliren, die den Schüler nicht zum guten katholischen Christen, sondern zum treuergebenen K. K. Unterthan bilden. (Diese Rede wurde mit großem Beifall aufgenommen) Der Erzbischof Lonovies leugnet nicht, daß die Erbprovinzen durch ein unlösliches Band mit einander verknüpft sind, aber weil die Erbprovinzen Bestand— theile des deutschen Bundes und an den Lasten desselben theilzu— nehmen verpflichtet sind, so kann die Nation nicht geneigt sein, in den Reisrath einzutreten, weil sie sich selbst dem deutschen Bund einverleiben würde. Mit dankbarer Anerkennung gedenkt er noch jener Patrioten, welche im vorigen Jahre am Reichsrath theilnah— men und sich selbst und der ungarischen Nation um die Vertheidi⸗ gung unserer Gesetze große Verdienste erwarben.
— 260. Juni. Im Oberhause bekämpfte Oberge span Gozsdu im Namen der Rumänen die Behauptungen des Bischof Hahnald in Bezug auf die Union und formulirt punktweise die Wunsche und Bedenken der Rumänen. Graf Dominik Teleky sucht die Anklagen der Rumänen Siebenburgens zu widerlegen. Graf Georg Karolyi meint, ein Ausgleich und die Ordnung sei das dringende Verlangen des Volkes, Anarchie bedrohe das Land. Er will den Ausgleich nicht um jeden Preis, aber stimmt auch nicht dem bei, daß der Untergang vor der Nachgiebigkeit den Vorzug habe. Wie gemeldet, ist die Adresse in der Fassung des Unter— hauses einstimmig angenommen.
Aus Fiume wird „Ost und West“ über die am 13. d. M. verursachte⸗ dritte Wahl zum agramer Landtag geschrieben: Um 9 Uhr eröffnete der Civil-apitain an der Spitze des inneren Stadt— Magistrats, die Sitzung und zwar im Theaterlokale, und diese Wahlkommission saß da bis 1 Uhr Nachmittags, ohne daß auch nur ein einziger Wähler erschienen wäre. Vor dem Theatergebäude stand dichtgedrängt eine Masse Volkes, meist den niederen Klassen angehörend und in einem nicht eben nüchternen Zustande, die jedes Kommissionsglied, sobald es sich zeigte, namentlich und am meisten den Civil-Capitain, mit einer ausgezeichnet einstudirten Katzenmusik begrüßte. Wie hätte da ein Wähler, wenn er wirklich stim⸗ men wollte, durchdringen können, ohne Gefahr zu laufen, thatsächlich mißhandelt zu werden! An dem Theatergebäude, in welchem die Deputirten zum croatischen Landtage gewählt werden sollten, flatterten Tricoloren, nicht croatische, sondern ungarische Fahnen, nicht minder an anderen benachbarten Häusern; ein Mitglied der Wahlkommission selbst, sonst Polizeipräfekt, hatte das ungarische Wappen an seinem Kalpak. Als um 1 Uhr die Sitzung aufgehoben wurde und die Kommifsion, den Civilcapitain an der Spitze, nach Hause ging, wurde sie zum Hohne mit Eljen— geschrei. mit Pfeifen und Schreien, mit einem Worte, mit einer förmlichen Katzenmusik nach Hause begleitet. Nachmittags gegen vier Uhr erließen die Parteiführer zur Feier dieses Tages den Be⸗ fehl, daß alle Laͤden gesperrt werden müssen; Couriere liefen durch alle Gassen, wer nicht freiwillig folgte, dem wurden die Thüren mit Gewalt geschlossen. Wenn Jemand einen zufällig in der Nähe befindlichen Stadtpandur um Hülfe anrief, so bekam er zum Trost den lakonischen Rath: „Schließt zu, weil mau so will.“
Großbritannien und Irland. London, 20. Juni. Gestern hielt die Königin ein Drawing room und erschien nach langer Zeit zum ersten Mal wieder öffentlich. Die ganze König— liche Familie, die Hof⸗ und Staatsbeamten, das diplomatische Corps und bri Weitem die größere Anzahl der Anwesenden erschienen um die Herzogin von Kent in Trauer.
In der Unterhaus-Sitzung am 49. beschäftigte das Haus sich mit der Bill wegen Abschaffung der Kirchensteuer, deren dritte Lesung FJ. Trelawny beantragt: Alle schienen jetzt der Meinung zu sein, daß die Dissenters von der Steuer losgesprochen werden müßten, und gegen das Prinzip dieser Maßregel habe wirklich Niemand etwas einzuwen den; die Uebel, welche aus dem derzeit bestehenden Gesetze entstehen, seien sehr groß, und alle, die sich gegen diese neue Bill setzen wollten, würden sich für die Fortdauer jener Uebel verantwortlich machen. Collier kritisirt die Vorschläge Esteourts, wonach die Kirchensteuer nicht mehr eine Per⸗ sonal⸗, sondern eine Landessteuer sein solle; dadurch werde dieselbe aber ja verewigt; nach seiner Meinung gebe es nur einen Weg die gänzliche Ab⸗ schaffung. Lord R. Cecil freut sich, daß Trelawny sich von der Libe⸗ ration Society losgesagt habe, deren Zweck die Zerstörung der englischen Kirche sei; er erklaͤrt sich aber gegen die Bill, denn dieselbe sei nicht eine Bill der Freiheit Und Befreiung, sondern der Rechts entziehung, der Strafe und Büßung. Sir G. Lewis unterstützt die Bill; er, ist über⸗ zeugt, daß der englischen Kirche dadurch eine große Wohlthat erzeigt werde; denn sie könnte nicht, wie sie doch eigentlich müßte, im Herzen und in der Gesinnung des Volkes leben, so lange diese Kirchenstener-Zänkereien fortbauerten. Eros ist mit Estcourt einverstanden, daß der einzig bratti= kable Weg die Personalbefreiung sej, und er schlage deshalb vor, daß alle Personen, die sich der Bezahlung der Kirchensteuer weigerten, davon ent
bunben würden, ohne deshalb für Dissenters erklärt zu werden. Sir G.
Tewis bemerkt, ber Einwand, daß die Aufhebung der Kirchensteuer das
Wesen der bestehenden Kirche vernichte, sei nach dem, was in Irland ge⸗ than worden,. ohne Gewicht. Der Eross'sche Vorschlag wolle dle Kirchen⸗ sttuer des Charakters einer Steuer berauben und zu einem freiwilligen Beitrage machen. Das sei aber nicht durchzuführen; denn es müsse für einen genügenden Fonds gesorgt werden, aus welchem die Kirche ihre Bedurfnisse bestreiten könne. Bright sagt, alle bis jetzt gemachten Vor⸗ schläge gingen gar nicht bis auf den Grund der Beschwerden. Es handle sich darum, die Suprematie der englischen Kirche in dieser besondern Frage gründlich los zu werden und in dieser Hinsicht Kirche und Sekten ganz gleich zu stellen. Wenn man sich der Kirchensteuer widersetze, so thue man dies nicht des Geldes wegen; der Grund liege weit tiefer. Stans⸗ feld bemerkt, es sei dies keine Prinzipvien⸗=, sondern nur eine politische Frage. Whiteside aber hält die Prinzipienfrage fest und sagt, es handle sich um einen Angriff auf die bestehende Kirche, und die Spposi⸗ tion, die fich diesem Angriffe widersetze, gehe dabei von dem Wunsche aus, die alten Verfassungsprinzipien festzuhalten Bei der Abstimnmung erklä⸗ ren sich 274 für und 274 gegen die dritte Lesung der Bill. Der Sprecher giebt den Ausschlag mit Nein und die Bill ist verworfen.
Frankreich. Paris, 20. Juni. In der pariser Frucht⸗ halle gehen die Preise zurück, weil bei dem günstigen Wetter eine frühzeitige Erndte in Aussicht steht. Auch ist in Marseille eine namhafte Anzahl von Schiffen gemiethet, um Getreide aus Odessa abzuholen. — Bei den Genexalrathswahlen hat sich in den größeren Städten die Bevölkerungen in Masse der Abstimmung enthalten.
Aus Ajaccio wird gemeldet, daß die Legung des Telegraphen⸗ Kabels zwischen Toulon und Aiaceio gelungen ist.
Italien. Turin, 20. Juni. Die Deputirtenkammex hat den Entwurf Garibaldi's zu einer National-Bewaffnung mit eini⸗ gen vom Ministerium zugestandenen Aenderungen in Berathung genommen. Petrucelli, von der äußersten Linken, bekämpft die Vorlage lebhaft: man folle die reguläre Armee vermehren, aber keine Freicorps bilden in Zeiten, wo kein Krieg sei. Die endlose Occupation Roms durch die Franzosen verstoße gegen das offen⸗ bare Recht Italiens und gegen das Prinzip der Nicht⸗Intervention, und sei eine Beleidigung so wie eine Quelle des Unheils für Ita⸗ lien. Diese Rede rief große Aufregung, Widerspruch und Ord—⸗ nungsrufe hervor.
Der „Monitore toscano“ meldet amtlich die Absetzung mehre⸗ ter Beamten wegen Betheiligung an der am 6. d. M. stattgehab⸗ ten Prozession. Dagegen hat der Erzbischof von Siena einen Feld⸗ kaplan a divinis suspendirt, weil er sich durch Abhaltung einer Feldmesse am piemontesischen Nationalfeste vom 2. betheiligte.
— 21. Juni. Heute ist die Antwort auf die französische Note von hier abgegangen.
Die heutige „Perseveranza“ berichtet aus Palermo über eine Landung von Bourbonisten bei Augusta im Bezirke Roto. Die⸗ selben zogen sich gegen Syracusa, eine Abtheilung piemontesischer Truppen wurde ihnen entgegengeschickt; weiter ist nichts bekannt. Die Küste wird von piemontesischen Schiffen bewacht. Auf der adriatischen Küste in Gargano und Sannio, Distrikt Carrino, er⸗ schienen Banden Aufständischer. Die Nationalgarde, weiche ihnen entgegenrückte, mußte sich geschlagen in die Stadt zurückziehen. Der Kampf mit den Truppen dauert noch an verschiedenen Or⸗ ten fort.
In den von den Piemontesen usurpirten Theilen des Kirchen⸗ staates müssen besondere Maßregeln gegen die zahlreichen Rekruti⸗ rungspflichtigen getroffen werden. Der Klerus in den Marken und Umbrien hat beschlossen, seine Mitwirkung an den Exequien für Cavour zu verweigern. Im Königreich Neapel ist es mit der öffentlichen Sicherheit noch immer selbst in den Straßen der Haupt⸗ stadt sehr schlecht bestellt. Die Zeitungen bringen fortwährend Nachrichten über zahlreiche Raubanfälle und fügen bei, daß sie bei weitem nicht alles melden, was auf diesem Gebiete vorkommt. Unter anderem wurde der Postbote von Apulien, der von 30 Na⸗ tionalgarden begleitet war, am 11. d. M. bei der zweiten Brücke von Monteforte von mehr als 60 Bewaffneten angefallen. Seine Eskorte zerstreute sich bei den ersten Flintenschüssen und die An⸗ greifer eigneten sich alles zu, was sie im Wagen fanden, darunter einen Betrag von 6000 Ducati.
Rom, 13. Juni. Der heilige Vater machte gestern die erste langere Spazierfabrt nach seiner Genesung. Wenn nicht unner⸗ muthete Hindernisse eintreten, wird er gegen das Ende dieses Mo— nats ein geheimes Fonsistorium halten. Die außerordentlichen Liebesopfer, die ihm besonders aus Süd-Amerika zufließen, wur⸗ den in dieser Woche durch das Geschenk einer Dame aus Peru in überraschender Weise übertroffen. Sie überbrachte im Namen ihrer Familie zehn Wechsel, wodurch Sr. Heiligkeit die Gesammtsumme von einer Million Dollars zur Verfügung gestellt ist.
Genug, 19. Juni. Die Dampffregatte Vittorio Emanuele“ wird in Bereitschaft gesetzt, um den neuen Gesandten Mamiani nach Athen zu bringen.