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beiden Staaten ihre gedeihliche Befestigung gewonnen, Zu keiner Zeit hat zwischen beiden Mächten eine Kollision widerstreitender Interessen stattgefunden. Der Aufschwung, welchen die innere Wohlfahrt der Ünion genommen hat, der von Jahr zu Jahr zu— nehmende Umfang der durch das Band der Eintracht aneinander geknüpften Staaten, die Machtstellung, zu welcher Nord-Amerika nach Außen gelangte, konnte von Preußen stets ohne Mißgunst betrach⸗ tet, vielmehr nur mit aufrichtigen Sympathieen begruͤßt werden.

Um so lebhafter haben wir es zu beklagen, wenn die Fort⸗ dauer so gedeihlicher Zustände durch die eingetretene Störung der inneren Eintracht, deren bisher unerschüttertes Bestehen die sicherste Grundlage der Union gebildet hat, nunmehr in Frage gestellt er⸗ scheint. Es steht der Königlichen Regierung weder zu, die Ur— sachen des thatsächlichen Bruches zu erörtern, noch über die strei⸗ tigen Fragen, welche lediglich innere Verhältnisse der Union be— treffen, ein Urtheil fällen zu wollen. Unser ganzes Bestreben wird darauf gerichtet sein, den Vereinigten Staaten gegenüber unsere bisherige Stellung auch unter den schwierigen Umständen der Gegenwart zu bewahren. Es werden jedoch durch die ernste Wen⸗ dung, welche der ausgebrochene Konflikt bereits gewonnen hat und durch die in Folge dessen von der Bundesregierung selbst getroffenen Maß⸗ regeln in Bezug auf Blokaden und die Behandlung der neutralen Schifffahrt auch diesseitige Interessen wesentlich und empfindlich berührt, und es hat die Königliche Regierung mithin sich zur Pflicht zu machen, auf den völkerrechtlich und vertragsmäßig begründeten Schutz derselben Bedacht zu nehmen.

Ew. Hochwohlgeboren befinden Sich in vollständiger Kenntniß von. den Verhandlungen, welche seit einer Reihe von Jahren zwischen Preußen und den Vereinigten Staaten über die Grundsätze gepflogen worden sind, welche in Bezug auf die Rechte der neutralen Schiff⸗ fahrt bei Seekriegen gegenseitig zur Anwendung zu bringen sein würden. Es bleibt das Verdienst des nordamerikanischen Kabinets, in dem uns im Jahre 1854 vorgelegten Vertrags-Entwurfe zuerst die Initiative zur Geltendmachung freisinniger, die eben gedachten Rechte in erweitertem Umfange sicherstellen der Grundsätze er⸗ griffen zu haben. Bereitwilligst sind wir damals den Vor⸗ schlꝓagen Nordamerika's entgegöngekommen, und wenn die von Ew. Hochwohlgeboren geführten Unterhandlungen ohne den erwünschten Erfolg geblieben find, indem man dortseits Anstand nahm, auf die von, uns beantragte Abschaffung der Kaperei einzugehen, so ist inzwischen doch dem allgemein empfun— denen Bedürfniß, die Rechte der neutralen Schifffahrt bei See— kriegen auf ausgedehnter und unerschütterlicher Grundlage gegen— seitig zur Anerkennung gebracht zu sehen, von Seiten der großen Seemaäͤchte Europa's in dankenswerther Weise Rechnung getragen worden. Die in Paris vereinbarte seerechtliche Declaration vom 16. April 1856 legt hiervon Zeugniß ab. Sämmtliche Staaten Europa's, mit alleiniger Ansnahme Spaniens, sind derselben beigetreten. Wenn die Vereinigten Staaten von Nord— amerika mit Rüͤcksicht auf den ersten, die Abschaffung der Kaperei betreffenden Grundsatz zu unserem Bedauern Bedenken ge— tragen haben, ihren Beitritt zu der Pariser Declaration zu erklä— ren, so verkennen wir nicht die freisinnige und wohlwollende Ab⸗ sicht, von welcher das dortige Kabinet hierbei geleitet worden ist. Diefelbe gab sich in dem Gegenvorschlage des Praͤsidenten Pierce zu erkennen, wonach der Grundsatz, daß Privateigenthum zur See überhaupt unverletzbar sein solle, unter die Bestimmungen des Völkerrechtes aufzunehmen sein würde. Leider ist es dem Prä— sidenten nicht gelungen, mit diesem Vorschlage durchzudringen; die Würdigung, welche wir ihm haben zu Theil werden lassen, ist Ew. Hochwohlgeboren hinlänglich bekannt.

Bei den hiernach obwaltenden Zweifeln über die Behandlung, welcher die neutrale Schifffahrt während des dort thatsächlich ein— getretenen Kriegszustandes unterzogen werden möchte, habe ich Ew. Hochwohlgeboren zu ersuchen, diese wichtige Frage gefälligst zum Gegenstande einer freundschaftlichen und offnen Auseinandersetzung mit dem dortigen Staatssecretair machen zu wollen.

Am erwünschtesten würde es uns freilich sein, wenn die Re— gierung der Vereinigten Staaten diese Veranlassung ergriffe, um ihren Beitritt zu der pariser Declaration zu erklären. Sollte dies nicht zu erreichen sein, so werden wir uns zur Zeit damit begnü— gen, daß man dortseits eine bindende Erklärung erfolgen läßt, für die Dauer des eingetretenen inneren Kriegszustandes in Bezug auf die neutrale Schifffahrt überhaupt die Grundsätze 2. und 3. der pariser Declaration zur Anwendung bringen zu wollen. Die Be⸗ stimmung des Grunoͤsatzes 2., daß die neutrale Flagge die feindliche Ladung decke, mit Ausnahme von Kriegs⸗Contrebande, ist der preußi— chen Schifffahrt durch den, in unserem Vertrage mit den Vexeinig— ten Staaten bom 1. Mai 1828 wieder aufgenommenen Artikel 12 des Vertrages vom 10. September 1785 diesen gegenüber bereits 6 Wir legen jedoch besonderen Werth darauf, daß man

ortfeits diesen Grundsaßz gegenwärtig auf die neutrale Schifffahrt überhaupt und allgemein zur Anwendung zu bringen beschließen möge. Wir bezweifeln dies um so weniger, als laut einer durch den Staatssecretair L. Caß unter dem 27. Juni 18659

an den Gesandten der Vereinigten Staaten in Paris ge— richteten, und auch uns mitgetheilten Depesche, der damalige Praͤsi= dent, ohne übrigens der pariser Declaration beizutreten ausdrücklich in Anspruch genommen hat, daß der Grundsatz, die neutrale Flagge deckt die feindliche Ladung (Kriegs-Contrebande ausgenommen), auch in Bezug auf die Schifffahrt der Vereinigten Staaten stets und von allen Seiten in Anwendung gebracht werde.

Was den Grundsatz 3) betrifft, wonach neutrales Eigenthum unter feindlicher Flagge (Kriegs-Eontrebande ausgenommen) unver— letzlich ist, so ist die dortseitige Anerkennung desselben für die neu— tralen Mächte ein dringendes Bedürfniß. Bleiben Zweifel bestehen, daß dieser Grundsatz zur Anwendung kommen werde, so sind die Handelsunternehmungen neutraler Staaten unvermeidlichen Erschütterungen ausgesetzt und es sind selbst Kollisionen bedenklicher Art zu befürchten, deren Eintreten rechtzeitig vorgebeugt zu sehen wir wenigstens angelegentlich wünschen müssen.

Es wird mir zu großer Befriedigung dienen, wenn Ew. Hoch— wohlgeboren baldmöglichst werden berichten können, daß die Er⸗ öffnungen und Anträge, mit welchen Sie nach Vorstehendem be⸗ auftragt sind, eine entgegenkommende Aufnahme gefunden haben.

Berlin, den 13. Juni 1861.

gez) Schleinitz. An den Königlichen Gesandten ꝛc. Herrn Freiherrn von Gerolt Hechwohlgeboren zu Wasphington.

Hannover, 25. Juni. Durch die gestern vollzogenen Unterschriften des bekannten Staderzoll-Ablösungsvertrages ist zu einem Haupttheil wenigstens die Schifffahrt auf der Elbe frei er⸗ klärt. Schon am 1. Juli wird die Brunshäuser Zollstätte auf immer geschlossen. (F. P. 3.)

Sachsen. Dresden, 23. Juni. Der Prinz und die Prin— zessin Georg sind heute früh von der nach der Schweiz unternom⸗ menen Reise wieder hier eingetroffen. (Dr. I)

Weimar, 23. Juni. Vergangene Nacht ist Ihre Majestät die Königin von Preußen hier eingetroffen, um am heutigen Todes⸗ tage ihrer verewigten Mutter, der Frau Großherzogin Maria Paulowna, einer Gedächtnißfeier im Großherzoglichen Mausoleum beizuwohnen. Im Laufe des Tages hat sich dann Ihre Majestäͤt in Begleitung unserer höchsten Herrschaften nach Schloß Dornburg begeben, woselbst der morgende Geburtstag Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs im engsten Familienkreise gefeiert werden soll. (L. Ztg.)

Heffen,. Kassel, 23. Juni. Gestern Abend kurz nach 9 Uhl traf Ihre Majestät die Königin von Preußen auf dem westfälischen Schnellzug auf der Reise von Coblenz nach Weimar hier ein. Se. Königliche Hoheit der Kurfüuͤrst hatte sich in Beglei⸗ tung seiner Söhne, der Prinzen Moritz und Karl von Hanau, auf dem Bahnhofe zur Begrüßung eingefunden. Nach einer zwischen den fürstlichen Herrschaften gepflogenen längeren Unterhaltung setzte sich der Zug in der Richtung nach Thüringen wieder in Bewegung. Größere schon angeordnete Empfangsfeierlichkeiten waren, einem telegraphisch gemeldeten Wunsche entsprechend, wieder abbestellt worden. (F. P. 3.)

Darm stadt, 23. Juni.

Der Prinz Heinrich ist gestern Nachmittag von hier abgereist, um sich nach seiner Garnison Pots—⸗

dam zu begeben. (D. 3.) ö Bayern. München, 23. Juni. Der langjährige Leibarzt der Familie des Herzogs Maximilian von Bayern, Br. Fischer, reiste vorgestern auf Andringen der Frau Herzogin Max, Mutter Ihrer Majestät der Kaiserin von Oesterreich, nach Wien ab, um mit den dortigen Aerzten über das Befinden der hohen Kranken zu konsultiren. . Würzburg, 22. Juni. Die Conferenen der Militairbevoll⸗ mächtigten von Baiern, Sachsen, Württemberg, Hannover, Groß⸗ herzogkhum Hessen, Kurhessen, Nassau, die am 22. Mai hier eröff⸗ net wurden, sind nunmehr zum Ende gediehen, und die Bevollmäch⸗ tigten werden morgen unsere Stadt wieder verlassen. (N. W. 3 Oesterreich. Pesth, 21. Juni. Der städtische Notar und Deputirte hat sich aus Furcht vor den Drohungen der Soldaten geflüchtet. Er gilt nämlich für den Verfasser der Adresse, in welcher die Stadtbehörde die Soldaten als „bewaffnete Räuber“ be⸗ eichnet. . 5 Trauergottesdienst, der heute für Cavour abgehalten werden sbollte, ist in Folge telegraphischer Weisung aus Wien durch die Stabtbehörden verboten worden. ö. Lemberg, 17. Juni. Dem lemberger Landes⸗Ausschusse ist von einem Landtags-Seputirten folgender Antrag überreicht wor⸗ den: „Laut den Ausweisen der Schematismen leben in der lem— berger Eparchie 498.826 Einwohner lateinischen und 1,416,106 griechisch-katholischen Ritus. Also drei Mal mehr griechischen Ritus. Deswegen sollen alle ruthenischen Festtage von den Schulen gefeiert werden, die Läden und Schan häuser geschlossen bleiben und alle öffentlichen Arbeiten ruhen, die Beamten, Soldaten und Studenten an griechischen Feiertagen in griechischen Kirchen beichten und das Abendmahl nehmen, bei allen jenen Regimentern,

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wo die Ruthenen massenhaft vertreten sind, rutheni i angestellt werden“ u. s. . ö. 6

Spanien. Madrid, 18. Juni. Die heutige „Epoca ' bespricht ausführlich die Geldkrisis, von welcher Spanien bedroht ist, welche sich zuerst nur vorübergehend in Barcelona, Malaga, Santander Sevilla, Cadiz zeigte, aber jetzt eine stetige und allgemeine zu wer⸗ den droht. Die im Allgemeinen stärkere Einfuhr als Ausfuhr welche Differenz durch Geld gedeckt werden muß, der Krieg in Afrika, der höhere Courswerth mehrerer Silber- und Goldmünzen (namentlich der alten Unzen und Säulenpiaster) haben den Baarschatz des Landes stetig verringert, in einer Weise, daß nach den Angaben des Blattes nicht blos die große Industrie, sondern selbst der Klein— handel und der Ackerbau darunter leidet, zumal der Verkauf der Nationalgüter, welche nur gegen baar verkauft werden, das Be— dürfniß nach geprägtem Gelde sehr groß macht. Dasselbe Blatt meldet aus der Habana, daß dort das gelbe Fieber ausgebrochen ist. Santo Domingo wird unter Spezialgesetze gestellt, welche die Sklaverei verbieten. Das umlaufende Papiergeld von 12 Mill. Piaster wird gegen Silber zu. z des Nennwerthes des Papier— geldes eingezogen. Vier Bataillone werden aus den Eingebornen gebildet. Der frühere Minister der auswärtigen Angelegenheiten der Republik, Ricard, ist zum Verwalter der Finanzen (intendente de hacienda) ernannt worden.

Laut Nachrichten der „Patrie“ aus Gibraltar vom 17. Juni wurde auf Vice-Admiral Pinzon's Geschwader lin der Bai von Algesiras der Marine⸗Minister zum 2Zösten erwartet, der eine Inspection des Geschwaders vornehmen wollte. Aus Tan⸗— ger war die letzte Post mit der Nachricht eingetroffen, daß mehr Hoffnung vorhanden sei, der Sultan werde Mogador den Spaniern uͤberlassen, wenn sie Tetuan räumten. Bekanntlich hatten die Spa— nier sich Tetuan, die heilige Stadt des Reiches, als Pfand bis zu erlangter voller Zahlung der Kriegsentschädigung ausbedungen. Die Mauren sind wüthend, daß ihre heilige Stadt in Ehristenhän⸗ den ist, und der Sultan ist dadurch in Gefahr gerathen, seinen Thron zu verlieren. Die Spanier haben nun ihr Auge auf Mo⸗ gador gerichtet, den Hauptplatz des marokkanischen Handels; aber der Sultan kann auch diesen Platz nicht entbehren, da in den dor— tigen Zöllen eine Hauptquelle seiner Staatsrevenuen besteht und die maurischen Handelsleute den Platz sofort meiden würden, wenn er den Spaniern ausgeliefert würde. (K. 3.)

Italien. Turin, 20. Juni. Bei den gestrigen Debatten über die Unification der Staatsschulden meinte der Deputirte Crispi, man solle das Beispiel des französischen National-Convents nach— ahmen, welcher auch die Schulden der Gemeinden für Staatsschul⸗ den erklaͤrte. Er sagte dieses in Bezug auf die Schulden vieler Gemeinden Siciliens, die durch ein Dikkatorial-Dekret Garibaldi's als Staatsschulden erklärt worden waren. Der Finanzminister Bastoggi erklärt, daß wegen Mangels der nöthigen Dokumente in diesem Betreff noch nichts entschieden sei. Der Deputirte D'Ondes bemerkte wenn diese Schulden von der bourbonischen Regierung zu der Staatsschuld geschlagen worden wären, so wären sie auch vom Ministerium anerkannt worden. Das Hinderniß bestehe darin, daß diese Maßregel ein Garibaldisches Vermaͤchtniß sei. Guerrazzi macht unter heftigen persönlichen Ausfällen drei Vorschläge. Erstlich soll die Schuld, die Großherzog Leopold II. von Toscana im Jahre 1819 für die österreichische Oecupatien zu machen genöthigt war, aus dem Schuldbuche ausgeschlossen sein; zweitens sollen die früher dem Großherzog gehörenden Güter für Nationalgüter erklärt wer⸗ den; drittens möge das Parlament erklären, daß von der Ver— öffentlichung dieses Gesetzes an kein Anlehen anerkannt werde, welches etwa die österreichische und die päpstliche Regierung auf Venedig und Rom kontrahiren könnten. Von diesen drei Vor— schlägen wird der zweite als rechtlicher Vorbehalt angenommen; die andern zwei zurückgewiesen. 4

Der Gemeinderath von Turin hat 100,000 Lire für Eavçur's Denkmal bewilligt. Die italienische Regierung hat in Umbrien und den Marken gegenwärtig 14 15000 Mann stehen.

Nach Berichten aus Neapel haben die italienischen Truppen eine der gefährlichsten Banden der Abruzzen vernichtet. Diese Bande, welche von den Generalen, Pinelli und Mezzacapo verfolgt wurde, hatte ihre Zufluchtsstätte in dem Thale von Castellano, das für Jedermann, der nicht dessen verborgene Fußpfade kennt, unzugänglich ist. Der Gouverneur von Terano zwang jedoch die Bauern diefer Gegend, den Italienern als Führer zu dienen und ihnen die geheimsten Schlupfwinkel der Bande zu entdecken. Auf allen Punkten angegriffen, zerstreute sie sich, und die Ruhe soll in diesem Distrikte jetzt hergestellt sein. . .

Genua, 20. Juni. Hier sind zwanzig polnische Flüchtlinge, zum Theil Studenten, eingetroffen, die bei den letzten Ereignissen in Warschau kompromittirt sind. Das Munizipium hat sie, da sie

Beilage zum Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger. Mittwoch den 26. Juni

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beinahe keine Mittel haben, in einem für durchpassirende Offiziere bestimmten Lokale einquartiert. Sie gehen nach Frankreich.

Griechenland. Athen, 15. Juni. Der Deputirte von Sparta in der Deputirtenkammer richtete eine Frage an das Ministerium über die im englischen Parlament bei Gelegenheit der jonischen Frage gehaltenen Reden über die Vereinigung Griechen⸗ lands mit den jonischen Inseln. Der Ministerpräsident Miaulis entgegnete Folgendes: „Die griechische Regierung hat nie Ver⸗ anlassung gefunden, ihre Gesinnungen über diesen Gegen⸗ stand auszusprechen, und der Grund davon ist sehr einfach Weder die griechische Regierung noch irgend ein anderes In⸗ dividuum konnte sich darüber aussprechen, selbst mit Gesinnungen gegen die Vereinigung, nicht bloß der jonischen Inseln, sondern was immer für eine vom griechischen Stamm bewohnte Provinz. Aber auch über die Vereinigung war es ebenfalls unmöglich für die Regierung, ihre Wünsche auszusprechen, als gehindert durch die Gefühle der Hochachtung und der Dankbarkeit, welche sie einer Großmacht schuldet, die ihre Wohlthäterin ist. Die griechische Re⸗ gierung hat sich demnach nach keiner Seite hin über diese Frage ausgesprochen. Derjenige Patriotismus ist der richtige, welcher mit politischer Gesinnung verbunden ist.“ .

Türkei. Konstantinopel. Daoud Effendi ist am 22sten Juni mit den Functionen eines General-Gouverneurs des Libanon im Range eines Mudir betraut worden. Er wird demnächst in ng der europäischen Kommissarien auf seinen Posten sich egeben.

Ein Telegramm aus Konstantinopel vom 22sten d. mel⸗ det, daß der Sultan am 18ten den Ceremonieen des Kurban Bey⸗ ram und am 2lsten dem Mittagsgebete in der Moschee beiwohnte.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 16. Juni. Ein Kaiserlicher Ukas verleiht den Bischöfen von Twer, Philaret, und Kischinew, Antonios, die Würde von Erzbischöfen; ein anderer Ukas ernennt den bisherigen Civil-Gouverneur von Moskau, Wirk⸗ lichen Staatsrath Kornilow, zum Geschäftsführer des Minister⸗ Comitè's.

Die Erlaubniß zur Klipperschifffahrt für fremde Schiffe von

nur 10 Last in der Ostküste des Pontus ist wieder während der Navigation von 1861 verlängert. Die „Senats⸗Zeitung“ ent⸗ hält einen Auszug aus der Vorschrift zur Bildung von gesonder⸗ ten Reserve-Divisionen (eine Division gleich zwei Schwadronen) und Brigaden aus den aktiven Regimentern der Reiterei im Frieden und im Kriege. Dänemark. Kopenhagen, 23. Juni. Die neueste Nummer der amtlichen „Departements-Tidende“ publizirt das von dem dänischen und dem schwedischen Reichstage angenommene Gesetz in Betreff der Vollziehung der im Königreiche Dänemark erlassenen Richtersprüche und Erkenntnisse im Königreiche Schweden und der m letztgedachten Reiche ergangenen Richtersprüche und Erkenntnisse im Königreiche Dänemark. Der Wortlaut der am 1. Juli d. J. vorläufig auf ein Jahr in Kraft tretenden Convention ist in däni⸗ scher und in schwedischer Sprache abgedruckt.

Amerika. Rew⸗PVork, 8. Funi. Das in Chambersbury konzentrirte Armeecorps ist auf eirea 14000 Mann angewachsen und schickt sich an, nach Maryland hin abzumarschiren.

Dem in West-Virginien operirenden, bis jetzt 7000 Mann starken Corps aus Ohio und Indiana, das am Morgen des 3ten Juni das Separatistenlager bei Philippi sprengte, ist es gelungen, fast aus dem ganzen westlich vom Gebirge gelegenen Theil Vir⸗ giniens die Secessionisten zu verscheuchen.

Die „Galveston Union“ vom 22. Mai läßt sich Folgendes aus San Antonio (Texas) schreiben: „Wenn wir Privatmittheilungen Glauben schenken dürfen, so hat Anarchie und politischer Fanatis— mus dort die höchste Spitze erreicht. Es heißt, daß diese Zustände ihren Climax erreichten, als die zur Gefangennahme der Vereinig⸗ ten Staaten-Truppen abgesandten Ranger, deren Disziplin sehr lose sein soll, sich in der Stadt anhäuften. Man meldet, daß frü⸗ here Unionsleute, ja sogar deren Frauen insultirt wurden; deren Zeitungsoffice, die „Expreß“ (obgleich sistirt, wurde verbrannt, und die Proteste der Bürger bei den Behörden halfen nicht. Die Parteien sollen sich bewaffnet haben, die „Herald“ und „Ledger“ Office nächtliche Wachen aufstellen, die besten reichsten Familien San Antonio's, Amerikaner und Fremdgeborne, fliehen nach Mexico und den Staaten; Eigenthum ist unverkäuflich, Geld giebts nicht, Hunger, Elend und Ruin starrt den unglücklichen Bewohnern ins Gesicht. Aus Galveston (Texas) unterm 20sten d. wird gemel⸗ det: Unsere Straßen sind verödet, unsere Hotels stehen leer und von Geschäft ist keine Rede.

Die Regierung hat jetzt 114 Kriegsschiffe disponibel, mittelst welcher die Blokade aller fädlichen Häfen bis zum 15ten vervoll⸗ staͤndigt sein wird.