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und die damit zusammenhängenden Finanzvorlagen ausnahmsweise dem gegenwärtigen Reichsrathe mit dem Beifügen vorzulegen daß der Kaiser der berfassungsmäßigen Behandlung dieser Vorlagen, be⸗ züglich der vertretenen Lander für den jetzigen Ausnahmefall die⸗ selbe Wirkung einräumen, welche den Beschlüssen des gesammten Reichsrathes zukommen würde. Das Ministerium erklärt ausdrück⸗ lich, für diese Maßregel dem Gesammtreichsrathe gegenüber nach §. 13 die Verantwortlich keit zu übernehmen.
Niederlande. Haag, 16. Dezember. Nach einer heftigen Diskussion hat die Zweite Kammer das Budget des Ministeriums des Innern verworfen. Man erwartet jetzt den Rücktritt des Mi⸗ nisters, des Herrn van Heemstra, fürchtet selbst von vielen Seiten, daß eine vollständige Ministerkrisis daraus erwachsen könnte. (K. Z.)
Belgien. Brüssel, 16. Dejember. Die Trauernachricht aus Windfor ist Sonnabend um Mitternacht, am Vorabend des Königsgeburtstages, im Schloß zu Laeken eingetroffen und hat die Freuden des bevorstehenden Festtages in bitteren Schmerz verwan— belt. König Leopold verliert in dem Prinzen Albert nicht nur einen nahen Verwandten, sondern auch einen politischen Freund, mit dem er seit langen Jahren in ununterbrochenem, regstem Ver⸗ kehr stand. Der Schmerz um diesen so vorzeitig und so unerwartet erlittenen Verlust soll ihn sehr schwer getroffen haben. Der Hof hat zweimonotliche Trauer angelegt und alle offiziellen Festlichkeiten zur Feier des 71. Geburtstages des Königs sind heute natürlich unterblieben. Nur das Te Deum in der Kathedrale hat stattge— funden, aber kein Mitglied der Königlichen Familie demselben bei⸗ gewohnt.
Großbritannien und Irland. London, st. Dezember. Den großen, unersetzlichen Versuͤst, den unsere Königliche Familie und das ganze Land durch den Tod des Prinzen Albert er— litten hat, meldete der Telegraph bald nach dem traurigen Ereigniß allen befreundeten Höfen und wenige Stunden darnach allen Blaͤt— tern des Festlandes. Die tiefe Trauer und Theilnahme, die darob in allen Klassen der hiesigen Bevölkerung herrscht, zu schildern, wollen wir nicht einmal versuchen, und begnügen uns, die wenigen Thatsachen zusammenzustellen, die sich auf die Krankheit und den Tod des allberehrten Prinzen beziehen. .
Als das „Court Circular“ am Sonnabend vor 8 Tagen zum erstenmal das Unwohlsein des Prinzen erwähnte, ahnte Niemand, daß dieses irgendwie besorgnißerregend sein könne. Desto allgemei⸗ ner war die Bestürzung, als ein ärztliches Bulletin, welches vor— gestern fruͤh ausgegeben worden war, von einer „ungünstigen Wen⸗ dung“ der Krankheitssymptome sprach. Seitdem fing man an das Schlimmste zu befürchten, Wieder hob sich die Hoffnung, als vorgestern Nachmittag aus Windsor die Meldung eingetroffen war, es habe sich in dem Befinden des hohen Kranken eine kleine Bes— serung eingestellt. Kurze Täuschung! Noch war diese freu— dige Botschaft kaum gedruckt, als schon ein schlimmer Rückfall be⸗ merklich wurde. Mit Sonnenuntergang fingen die Kräfte des Prinzen rasch abzunehmen an und eine Stunde später erkannten die Aerzte, daß menschliche Hülfe hier nichts weiter zu leisten im Stande sei. Gegen 5 Uhr hatten sie alle Hoffnung aufgegeben;
um 4 Uhr war ein Bülletin ausgegeben worden, daß die Krankbeit einen sehr gefährlichen Grad erreicht habe; zwischen. 6 und 7 Uhr wurde die Königin auf das bevorstehende Unvermeidliche vorbereitet. Ihre Majestät, der Prinz von Wales, die Prinzessinnen Rlice und Helene nebst dem Prinzen von Leiningen und dessen Gemahlin hatten den' ganzen Tag über die Krankenstube nicht verlassen. Sie blieben bis zum letzten Augenblicke. Rasch sanken die Kräfte des Kranken, um 10 Münuten vor 11 Uhr war alles vorüber. Er starb einen sanften Tod. Ein Bericht sagt, daß der Prinz mehrere Stunden vor seinem Hinscheiden vollkommen bewußtlos gewesen, ein anderer dagegen, er habe gegen 9 Uhr von seiner Umgebung Abschied ge— nommen. Erstere Verfion ist die beglaubigtere. War doch schon um 9 Uhr eine telegraphische Depesche in London ein getroffen, es stehe die Auflösung des Prinzen nahe bevor. Noch immer trug man sich in der Hauptstadt mit den besten Hoffnungen, als aber gegen Mitternacht die große Glocke von St. Pauls anschlug, da wußte Jeder, der die Bedeutung dieses Trauergeläutes kennt, daß der Bemahl der Königin in Windsor zu leben aufgehört. fuhr das Publikum die traurige Kunde durch dem Manfionhouse und anderen In demselben Augenblicke ten des Landes bekannt. Ob und g war die nächste kummervolle Frage, higend zu begegnen erschien zu Mittag ei gezeichnetes Bülletin folgenden Inhalts: „S zember, Mittags. Die Königin, obgleich tie traͤgt den Verlust mit Ruhe, und ihre Ge littẽn.“ Möge der Himmel der hohen Frau Unglück verleihen! Sie ist, wie verlautet, vermocht worden, heute früh mit bem Prinzen Wales und der Prinzessin Alice nach Osborne abzureisen. Die Leichenfeier wird kaum vor Sonnabend
stattfinden. Heute und am Begräbnißtage bleiben alle Theater geschlossen. Es herrscht eine tiefe Trauer, wie sie nicht leicht einem Könige Englands zu Theil ward.
Von der Trauer, die das ganze Land erfüllt, giebt die Phy— siognomie jedes heutigen Blattes nur zu deutliche und ergreifende Kunde. Fast in allen Spalten begegnet man zwischen den schwar⸗ zen Rändern demselben Gegenstand, demselben trüben Gedanken Ueberall die Ahnung, daß der Verlust, den die Nation über Nacht erlitt, eine der glücklichsten Perioden der englischen Geschichte ab— geschlossen hat; eine Periode, die sich kaum so leicht erneuern bürfte. Augenblicklich tritt vor dieser überwältigenden Stimmung alles Andere in den Hintergrund. Wir geben hier einen Auszug aus dem ersten Leitartikel der „Times“: .
Die Nation hat so eben den größten Verlust erlitten, der sie möglicherweise hätte treffen können. Prinz Albert, dem noch vor einer Woche ein so langes Leben verheißen schien, daß er noch hie— nieden die Frucht einer tugendhaft verlebten Jugend und Mannes zeit hätte genießen können — dieser Mann, der eigentliche Mittel⸗ punkt unseres sozialen Systems, die Säule unseres Staates, ist uns plötzlich entrissen, ohne ein Vorzeichen, das uns Zeit gelassen hätte, uns auf einen so jähen und schrecklichen Schlag vorzubereiten. Wir werden Zeit brauchen, um die Größe des Verlustes in dollem Maße zu würdigen. Jeden Tag werden wir ihn mebr empfinden. Richt nur, daß eine hervorstechende Gestalt bei jeder öffentlichen Veranlassung vermißt werden wird: es ist nicht nur ein Todesfall, der auf eine bisher so heitere und glückliche Regierung einen bleibenden Schatten werfen wird; es ist der Verlust eines öffentlichen Cha— rakters, der, wenn auch nicht auf dem Schlachtfelde oder in der Areng der Volksversammlungen, doch dem Lande unschätzbare Dienste erwiesen hat; eines Mannes, dem wir mehr als sonst Jemandem den glücklichen Stand unseres inneren Staatswesens und Linen Grad allgemeiner Zufriedenheit verdanken, wie ihn weder die englische noch eine andere Nation je vorher erreicht hat. Es war das Unglück der meisten königlichen Personen, daß ihre Erziehung weit unker der Würde ihres Ranges blieb. Dank dem gebildeten Geist und dem gediegenen Menschenverstand des Prinzen Gemahls wird man der“ jetzigen Generation der englischen Königs— familie keinen solchen Vorwurf machen können. Hatte Prinz Albert weiter nichts gethan, als seinen Kindern eine so treffliche Erziehung gegeben, so hätte England ihm keine Schuld geschuldet, zu deren Abtragung weder sein hoher Rang noch die damit verknüpften materiellen und sozialen Vortheile ausgereicht haben würden. Aber der Prinz hat viel mehr für uns gethan. Es war ein merkwürdiges Gluͤck, daß die Königin in einem zwanzigjährigen Jüngling einen Gemahl fand, den weder seine plötz liche und undorhergesehene Erhöhung mit Uebermuth erfüllen konnte noch die Versuchungen eines glänzenden Hofes und einer üppigen Hauptstadt zu verführen im Stande waren. Aber noch merkwürdi— ger ist es, daß die Königin in diesem unerprobten Jüngling einen
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Rathgeber vom größten Scharfblick, und einen Staatsmann von der seltensten Befähigung und Redlichkeit fand. Wir sprachen bis jetzt nur von der Art, wie der Prinz die ihm durch seine Stellung als Gemahl der Königin auferlegten Pflichten erfüllt hat. Wir haben noch von einem andern Amt zu sprechen, das er gleichsam aus eigenem Antrieb übernahm. ÄÜls ein Fremder von gebildetem Geschmack und klarem Urtheil gewabrte er an uns Maͤngel, die wir bei unserem insulari— schen Stolze wahrscheinlich selbst nicht entdeckt haben würden. Ei sah, daß es unsern Fabrikwaaren bei all ihrer Wohlfeilheit und Dauerhaftigkeit, ausnebmend an reizender Form und Farbe fehlte, und daß das ganze öffentliche und Privatleben der Nation einen gewissen schäbigen und materiellen Anflug hatte. Der Prinz ließ sich die Abstellung dieser Uebel mit unermüdlichem Fleiß angelegen sein. Er brachte die große Ausstellung von 1851 zu Stande, und war der Hauptgönner jener offentlichen Anstalten, die den bildenden Künsten einen neuen Anstoß geben. Am Schluß wünscht und hofft die „Times“, daß die Königin in der Theilnahme de— Nalion einigen Trost finden und sich dem Lande und ihren Kindern erhal⸗ ten möge. Eine außerordentliche Ausgabe der „London Gazette“ vom gestrigen Tage bringt die Todeskunde mit folgenden Worten: Whitehall, 15. Dezember. Am Sonnabend Abends, 14. d. M. 10 Minuten vor 11 Uhr, schied Se. Königliche Hoheit der Prinz Gemahl im Schlosse zu Windsor aus diesem Leben, zur unaussprechlichen Betrübniß Ihrer Majestät und der ganzen Königlichen Familie. Die Königin, Se. Königliche Hoheit der Prinz von Wales, Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzessinnen Alice und Helena und Ihre Foheiten der Prinz und die Prinzessin von Leiningen waren sämmtlich zugegen, als Se. Königliche Hoheit verschied. Der Tod dieses erlauchten Prinzen wird von allen getreuen und ergebenen Unter⸗ thanen Ihrer Majestät als ein unersetzlicher Verlust für Ihre Majestaͤt, die Köndgliche Familie und die Nation betrachtet werden. ᷣ Das ben Tod des Prinzen meldende aͤrztliche Bulletin lautet wie folgt: Schloß Windsor, Sonnabend Nachts, 14. Dezember. Se. Königliche Hoheit der Prinz Gemahl ward während des Abends rasch immer schwächer und verschied 10 Minuten vor 11 Uhr ohne Schmerz.
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— 47 Dezem ber. Ihre Majestät die Königin begiebt sich morgen mit den älteren Prinzessinnen nach Osborne. Eine könig—⸗ liche Vacht geht heute nach Antwerpen, um den Kronprinzen von Preußen abzuholen.
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In Malta war am 10ten per Telegr. die Ordre eingetroffen,
den Felge
dieses B e 4 Stun⸗ den zurücklegte, sind 2 Li pon Malta abgefahren
Frankreich. Paris, 16. Dezember. Der „Moniteur“ begleitet die Anzeige vom Tode des Prinzen, Gemahls der Königin von England, mit folgenden Worten: „Dies traurige Ereigniß, dieses frühzeitige, jähe Ende versetzt die erhabene Königin Groß britanniens, die Königliche Familie von England und die englische Nation in Trauer. Der Kaiser, die Kaiserliche Familie und ganz Frankreich schließen sich mit ihrem vollem Mitgefuͤhl dieser Trauer und dieser Betrübniß an.“
Der Kaiser bat gestern den portugiesischen Gesandten Vicomte de Paiva in besonderer Audienz empfangen, um von demselben die offizielle Mittheilung vom Ableben des Königs Pedro V. und von der Thronbesteigung des Königs Luiz, so wir von der Vermählung der Infantin Dona Antonia mit dem Erbprinzen von Hohenzol⸗ lern-Sigmaringen entgegen zu nehmen. ; .
Die Senatssitzung, in welcher Troplong den Kommissionsbericht vortragen soll, ist auf morgen anberaumt worden. ,
Ueber den erwähnten Vorfall im Hafen von St. Pierre auf der Insel Martinique wird dem „Moniteur“ folgender Bericht
erstalter: Als der nordamerikanische Dampfer, der 16. November in St. Pierre ankam, befand sich dort der Südstaaten⸗ kreuzer,Sumter“, um Kohlen und Proviant einzunehmen, so wie Ge⸗ fangene von gekaperten Schiffen ans Land zu setzen. Letzterer wollte eben wieder auslausen, als ersterer ihm die Passage verlegte. So lagen beide Schiffe einander gegenüber bis zum 23. November. Am Abend
diefes Tages ging ein französisches Schiff aus und der, Sumter“ be⸗ nutzte diese Gelegenheit, aus dem Hafen zu entwischen, was ihm in der Dunkelheit auch gelang, denn der Irokese verwechselte die Schiffe, er verfolgte irrthümlich das französische Schiff und verlor so den nach ganz anderer Richtung gegangenen , Samter“ aus den Augen. Am 25. November kam er wieder nach St. Pierre zurück und an demselben Tage kaperte der „Sumter“ ein großes nordamerikanisches Schiff, den „Monimorench“ (von 1718 Tonnen), ließ es indessen wieder los, weil die Ladung englisches Eigenthum war. Am 28sten November wurde der „Sumter“ nicht weit von der Küste von St.
Thomas bemerkt und am 29sten begann der Irokese wieder seine
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Jagd auf jenen Kreuzer.
Die vom Kaiser verfaßte Geschichte Julius Cäsar's soll nun
bestimmt im Februar erscheinen.
Italien. In den nächsten Tagen kommt in Neapel der Prozeß gegen das sogenannte bourbonistische Comité in Friso zur Verhandlung, dem auch de Christen angehört haben soll. Ver Duca di Camaldoli wurde verhaftet, weil man auf eine T enunciation hin in seinem Hause einen „reactienairen“ Brief aus Rom fand.
In Neapel ist eine neue Verschwörung entdeckt worden; zahl— reche Haussuchungen wurden vorgenommen und dreizehn Personen verhaftet. In einem Hause in der Nähe des Marktplatzes hat man etwa 50 Gewehre und mehrere Tausend Patronen gefunden. Außer⸗ dem wurde ein bourbonistisches Comité entdeckt, das von einer bohen Personlichkeit, einem bedeutenden Mitgliede des neapolitanischen Adels, unterstützt und geleitet wurde. Diesmal waren die Ver— schworenen ziemli b zahlreich; sie hatten Verbindungen in den Pro— vinzen, und standen nit Rom in direitem Verkehr.
Türkei. Ron stantinopel, 7. Dezember. Der von seiner Reise nach Westeuropa zurückgekehrte Seraskier Mehemed Ruschdi Pascha wurde am Zten vom Sultan empfangen, der ibm persönlich Lie Decoration des Osmanin-Ordens überreichte. Das auf Mehe— met Ali Pascha's Veranlassung ausgearbeitete Militair⸗Gesetzbuch ist bereits dem Sultan zur Sanction' vorgelegt. Während seiner kurzen Verwaltung des Teraskerats soll es dem genannten Würden⸗ träger gelungen sein, bei den Ausgaben dieses Departements nicht weniger als 25 Millionen Piaster in Ersparung zu bringen,
Aus Damas kus vom 20. November wird gemeldet, daß die dortigen Christen sich von den Folgen der über sie hereingebrochenen traurigen Ereignisse nach und nach erholen. Ein großer Theil der Entschädigungsgelder wurde ihnen bereits ausgezahlt und sie ver— wenden denselben meistens als Handelskapital.
Belgrad, 15. Dezember. Eine vom Fürsten entsendete De⸗ putation sst zum Begraäͤbnisse des Patriarchen Rajaeie nach Carlo⸗ witz abgegangen, dessen Tod hier durch Glockengeläute verkündigt ward.
— Einer Korrespondenz aus Trebinje über Ragusa vom 16. Dezember zufolge ist dort eine förmliche Stockung in der Kriegsführung eingetreten. Die Truppen von Piva wurden nach
JIrokefe“, am
Zeitung“ meldet aus W arschau, daf
Gazko, Ljubinje, Stolaz und Mostar vertheilt. Mahmud Pascha und Farin Bey sind nach Mostar abgereist. Die irregulairen Truppen werden aufgelöst.
Schweden und Norwegen. Christiania, 11. Dezem⸗ ber. Die Staatsräthe Birch-Reichenwaldt und Motzffeldt haben heute ihre Abschiedsgesuche eingereicht; die übrigen Staatsraths⸗ Mitglieder, mit Ausnahme von Petersen, bleiben auf ihren Plätzen. Stang hat definitiv versprochen, ins Kabinet einzutreten, Amtmann Aall hat sich dagegen geweigert, den ihm angetragenen Staatsraths⸗ posten anzunehmen. Man vermuthet, daß Sibbern sein Amt als norwegischer Staatsminister wieder übernehmen werde. Man nimmt an, daß die Krisis am nächsten Montag zum Schlusse gebracht wer⸗
den wird. Commandeur Haffner wird wabrscheinlich Marineminister.
Der Konig kehrt nächsten Dienstag nach Stockholm zurück. öh Dänemark. Kopenhagen, 16. Dezember. Unterm gten Dezember ist durch das Marine⸗Ministerium folgendes provisorische
Gefetz über eine Ausschreibung zum See⸗Kriegsdienst für das Jahr
1862 erlassen worden;
Ben der Mannschaft im Königreiche und im Herzogthum Schleswig, welche pflichtig ist, die Wehrpflicht bei der Seewehr zu erfüllen, find fuͤr das Jahr 1862 im Ganzen 1000 Mann auszu⸗
schreiben.“
—— Zum Nachfolger des Ministers des Innern, Herrn Orla
I 2 6. 8 XV 6 . Lelimann, als Amtmann des Amtes Veile in Jütland, ist vom PY
J. April 1862 an der Departementschef Conferenzrath C. B. Dahl ernannt.
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Telegraphische Dexeschen. de
(Aus dem Wolff schen Telegraphen⸗Büreau.!
Breslau, Mittwoch, 18. Dezember. Die heutige „Breslauer ß der zum Tode verurtbeilte Administrator der Erzdiszese, Bialobrzeski, jeden Gnadenweg mit den Worten abgelehnt habe: Ich habe nichts gethan, wofür
ich mit dem Tode sollte bestraft werden können.
Wien, Dienstag 17. Dezember, Abends. In der heutigen Sitzung des Unterhau ses detaillirte der Finanzminister Plener die Finanzgebahrung der Jahre 1860 und 1861.
Das Deficit von 1869 betragt bö5 Millionen, gedeckt durch die lombardische Staatsschuld⸗Entschädigung, Anlehenseinzahlungen und Hyvothekarschein-Ausgabe.
Das Defizit von 1861 beträgt 1397 Millionen, statt der präliminirten 40 Millionen. Die Defizit-Ueberschreitung ist herbei⸗ geführt durch 50 Millionen Militairmehraufwand, 77 Mill. Marine— budget-Erhöhung und 10 Mill. Steuerentgang in Ungarn. Das Defizit wurde gedeckt durch lombardische Staatsschuld⸗-Entschädi⸗ gung, Anlehens⸗ Einzahlung, Hypothekar— Münzscheinausgabe und Depotgeschäfte. .
Der Finanzminister deponirte die Rechtfertigungsschrift über die Finanzgebahrung von 1861.
Voranschlag für 1862: Hinsichtlich des Militair-Etats ist wegen der Marine⸗Entwickelung, hinsichtlich der Civilverwaltung wegen der bevorstehenden Organisirung ein fixes Budget unmöglich. Fur Civilverwaltung sind 992, für Militair, Marine 1033, Staats⸗ schuldzinsen 1064, für Schuldentilgung 185, für Zinsengarantieen, Münzverlust 22 Mill. ausgeworfen. Bedeckung: Direkte Steuern 1055, indirekte 1763, Einnahmen aus Staatseigenthum 73, verschie⸗ dene Einnahmen 7 Mill. Defizit 58 Millionen.
Die Armee erfordert jedoch 45 Mill., die Marine 72 Mill. außerordentlichen vorübergehenden Mehraufwand.
Die Gliederung des Defizits in zwei Hauptrubriken giebt einen Fingerzeig über die Bedeckungsart. Für die erste ist Aufbringung durch Steuerkraft angezeigt, für die zweite Kreditanspruchnahme. Neue Kreditsoperationen sind nicht angezeigt, da noch namhafte Posten bestehender Anlehen nicht begeben, welche bei der National— bank verpfändet sind. Die Defizitsdeckung ist daher von der Bank⸗ frage und der hiermit zusammenhängenden Valutafrage untrennbar. Die Restringirung des Banknotenumlaufs ist anzustreben.
Der Finanzminister entwickelt hierauf die Grundlinien zur Regulirung des Bankverhältnisses: das Bankprivi egium ist zu ver⸗ längern, die Wienerwährungsschuld bis 1870 zu tilgen, die Silber⸗ schuld in 20 Monatsraten baar zurückzuzahlen gegen Rücknahme des Londoner Anlehens. Die übrige Schuld von 189 Millionen ist zu theilen in unverzinsliches, unaufkündbares Darlehen für die Dauer des Privilegiums (Ziffer zu vereinbaren) und der Schuldenrest