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Sachsen. Dresden, 29. März. Das heutige „Dresdner Journal“ meldet, daß der König dem vormaligen Kapellmeister Richard Wagner die straffreie Rückkehr nach Sachfen bewil— ligt habe. . ̃
Frankfurt a. M., 29. März. Die offizielle Mittheilung über die Bundestagssitzung vom 27. März lautet: Präsidium legte eine Note des Königlich dänischen bevollmächtigten Gesandten bei der deutschen Bundesversammlung vom 19. d. M. vor, worin in Bezug auf die von den vereinigten Ausschüssen in der 11. dies— jährigen Sitzung gestellten Antraͤge gesagt ist, daß durch die Aus— dehnung der Kompetenz von ad hoc nicht gewählten Ausschüͤssen, so wie in Anträgen, nach denen die für Holstein und Lauenburg beanspruchte materielle und formelle Kompetenz; des Bundes nun auch für das Königreich Dänemark und Schleswig an— gestrebt werde, eine Gefährdung der internationalen Rechte der Königlichen Regierung liege, daß dieselbe daher hierdurch Protest gegen jede, der Unabhängigkeit und den Rechten des Königs aus dem Ausschußbortrage erwachsende Beeinträchtigung niederlege, und diese Rechte, also namentlich die internationale Stellung der Krone Dänemark für die nicht zum Bunde gehörigen Landestheile gegen jede Unterordnung unter die für Holstein uͤnd Lauenburg innerhalb vertragsmäßiger Grenzen übernommenen und gewissenhaft erfüllten Bundespflichten zu verwahren. Zugleich gab der Präsidialgesandte Kenntniß von der Antwortsnole, welche er unterm 21. d. M. hierauf erlassen und worin er gesagt hatte, daß er sich zwar zu einer eingehenden Erwiderung und naheren Beant— wortung ohne ausdrückliche Genehmigung der hohen Bundesver—
sammlung nicht für ermächtigt halten könne, aber schon jetzt für diese alle Rechte, insbesondere auch diejenigen verwahren müsse, welche dem Bunde in Folge der in den Jahren 1851 und 1853 getroffe— nen Vereinbarungen zustehen. Es wurde sofort beschlossen, die Note des königl. dänischen herzogl. holstein-lauenburgischen Ge— sandten unter Bezugnahme auf die Präsidialverwahrung den ver— einigten Ausschuͤssen zu uͤberweisen.
Am Schlusse der Sitzung wurde dann auch die auf heute an— stehende Abstimmung über die Ausschußanträge vom 13. d. M. vorgenommen und mit 15 Stimmen beschlossen:
„in völliger Uebereinstinmung mit den von den höchsten Regie— tungen von Oesterreich und Preußen in Kopenhagen gethanenen Schritten sich insbesondere der von denselben in den gleich lau⸗ tenden Noten vom 14. Februar d. J. eingelegten Verwahrung anzuschließen.“
Die Ausschüsse hatten zugleich beantragt, den Königlich daͤni— schen, Herzoglich holstein- und lauenburgischen Herrn Bundestags⸗ gesandten zu ersuchen, seiner höchsten Regierung hiervon Mitthei— lung zu machen. Bei der Abstimmung eiklärte jedoch dieser Ge— sandte, daß er diesem Ersuchen nur dann entsprechen koͤnne, wenn es nicht in der auf §. 39 lit. g. gegründeten Form eines Proto— koll-⸗Auszuges an ihn gelange. Mit Rücksicht hierauf schlug das Präsidium, obgleich diese Erklärung nicht gerechtfertigt erscheine, doch zur Vermeidung von Weitläuftigkeiten in dieser rein formellen Sache vor, den Beschluß dahin zu modifiziren, daß die höchsten Regierungen, von Oesterreich und Preußen ersucht würden, durch ihre Gesandten in Kopenhagen der Königlich-Herzoglichen Regierung Mittheilung des- Beschlusses zu machen. Diesem Vorschlage wurde beigestimmt.
Ein Bericht des Gouvernements der Bundesfestung Mainz, in welchem dieses das zu Wien erfolgte Ableben des kt. k. Feld— marschalls Alfred Fürsten zu Windischgrätz anzeigt, gab dem Praͤ— sidium Veranlassung, den Ausdruck der warmen Anerkennung der von dem Verewigten unausgesetzt auf die Erfüllung der Pflichten des ihm übertragenen ehrenvollen Postens eines Gouverneurs der Bundesfestung Mainz gerichteten Sorgfalt und Thätigkeit in das Protokoll niederzulegen. Die Bundesversammlung schloß sich dieser Präͤsidial-⸗Aeußerung an.
Preußen und Kurhessen erklärten ihre Bereitwilligkeit zu der Spezialkommission, welche nach dem Beschluß vom 8. März d. J. zu Berathungen über Vertheidigungs-A1nstalten der deutschen Nord—
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und Ostseekuüͤsten zusammentreten soll, Kommissäre zu ernennen. Als Kurfürstlich hessischer Kommissär wurde zugleich der Oberst— Lieutenant Kellermann vom Generalstab benannt. Der Senat von Hamburg ließ anzeigen, daß er, der ihm durch den gedachten Beschluß zugegangenen Aufforderung entsprechend, die, Spezial⸗ Kommission mit größter Bereitwilligkeit aufnehmen und ihr jede in seinet Macht stehende Unterstützung gewähren werde.
Von Bayern wurde mitgetheilt, daß zu den Verhandlungen wegen Abfaffung des Entwurfes einer allgemeinen Eivilprozeß— Srdnung und des Entwurfes eines allgemeinen Gesetzes über das Obligationen⸗Recht baherische Rechtsgelehrte abgeordnet werden würden.
Kurhessen gab auf den von Oesterreich und Preußen in der 10. dies ahrigen Bundestagssitzung gestellten, die kurhessische Ver⸗ fassungs Angelegenheit betreffenden Äntrag eine Erklarung ab. In diefer Erklaͤrung, welche dem betreffenden Ausschuffe zugewiesen wurde, wird zunächst die dem Antrage zu Grunde liegende An—
nabme widerlegt, als ob die Verfassungs-— Angelegenheit des s staats noch zu keinem definitiven Abschluß gelangt sei, indem h. mehr die Bundesversammlung sich in ihrem Beschlusse 2. 24. März 1860 ganz ausdrücklich dahin erklärt habe, daß 4 beruhigende Anzeige in der Publication einer Verfassung, wie ö unter dem 30. Mai 1869 erfolgt sei, erblickt werden solle. 9 Bundesversammlung habe dieser Verfassung sogar ihre Garann? zugesagt und sich einen Vorbehalt nur für weitere der Sach an entsptechende Entschließung vorbehalten. Ein Vorbehalt weit Beschlußfassung werde aber niemals in dem Sinne aufgefaßt wer⸗ den können, daß damit die rechtliche Wirksamkeit der früheren Beschlüsse ohne Weiteres dem Ermessen der Bundes versammlune unterstellt worden sei, sobald nicht zugleich diesen Beschlüssen eine nur provisorische Bedeutung zugemessen werden solle. Die kur⸗ fürstliche Regierung dürfe daher erwarten, daß sich die Bundes— versammlung nicht ihrer Verpflichtungen gegen sie enthoben halte Der Antrag selbst lasse eine mehrfache Auslegung zu, indem es nach demselben zweifelhaft erscheine, wie es sich mit den nach der Verfassung vom 5. Januar 1831 bereits berücksichtigten Stand— schaftsrechten der Mediatisirten und der Reichsritterschaft verhal— ten und ob bie Verfassung von 1831 auch in ihren offenbar hun— deswidrigen Bestimmungen hergestellt werden solle, so wie ob unter dem in dem Antrag erwähnten verfassungsmäßigen Wege das Wahl— gesetz von 1831 oder das in den zeitherigen Verhandlungen und Beschlüssen ausdrücklich als bundeswidrig bezeichnete von 1849 ge⸗ meint sei. Die kurfürstliche Regierung glaube hiernach in Ansprüsch nehmen zu sollen, daß die Bundesversammlung mit Anerkennung der jedem Einzelstaat bundesgrundgesetzlich zugesicherten Selbststãn⸗ digkeit einen Beschluß fassen werde, der ihr eine sichere Grundlage zum Handeln darbiete. , . Beide Mecklenburg und Waldeck erklärten sich bereit, den von der Nürnberger Handelsgesetzgebungs-Kommission gemachten Vor— schlägen in Betreff der Ergänzung der allgemeinen deutschen Wech— selordnung Gesetzeskraft zu verleihen. Nachdem noch eine Uebersicht über den Stand der bayerischen Eisenbahnen überreicht und die Abstimmung über ein Unterstützungs— gesuch der Wittwe eines Offiziers der vormaligen schleswig-hol—
steinischen Armee auf eine spätere Sitzung angesetzt worden war, wurden auf den Antrag des Militair⸗Ausschusses mehrere Rech⸗ nungen über Festungsfonds für erledigt erklärt.
Nassau. Wiesbaden, 28. März. Das Staatsministe— rium hat den ebangelischen Kirchensenat beauftragt, den Entwurf zu einer Verfassung der evangelischen Kirche des Herzogthums aus— zuarbeiten.
Baden. Karlsruhe, 29. März. Se. Königliche Hoheit der Kronprinz von Preußen ist gestern Nachmittag hier ein— getroffen, empfangen am Bahnhofe von dem Großherzoge. Seine königliche Hoheit nabmen ihr Absteigequartier im großherzoglichen Residenzschloffe. ;
In der gestrigen Sitzung der Zweiten Kammer wurde nach langer Debatte der Regierungs-Entwurf des Artikels J. des Ge— werbegesetzes gegenüber der von der Kommission beantragten Alters— schranke des 24. Jahres zum selbstständigen Gewerbebetrieb bei namentlicher Abstimmung mit 30 gegen 25 Stimmen angenommen.
Niederlande. Haag, 28. Marz. Ihre Majestäten der
König und die Königin legen gegenwärtig mit ihrer Hofhaltung den
gewöhnlichen Frühjahrsbefuch in der Hauptstadt Amsterdam ab. Man bersichert mit aller Bestimmtheit, daß die Königin am 23. April nach Paris abreisen wird, um sich einen Monat lang am französischen ah aufzuhalten, nach welcher Zeit auch der König dort erwartet wird.
Belgien. Srüssel, 30. März. Nach der heutigen „In—
dépendance“ hätte der Kaiser Napoleon in einer am 26. d. mit dem Herrn von Lavalette gehabten Unterredung erklärt, daß die französischen Truppen selbst nach dem Tode des Papstes während des Conclaves in Rom bleiben würden. Großbritannien und Irland. London, 28. März. Gestern Nachmittag besichtigten Ihre königliche Hoheit die Kron— prinzessin von Preußen, die Prinzessin Alice und Prinz Al—⸗ fred in Begleitung des Earl von Granville und des Herrn Sand— ford, Secretairs des Ausstellungs⸗Ausschusses, das Ausstellungs—⸗ gebäude. Besonders lange verweilten Ihre königlichen Hoheiten in dem den englischen Gemälden gewidmeten Raume vor zwei Por— traits des Malers Partrige, deren eines die Königin im Krönungs— Ornat, das andere den Prinzen Albert in seiner Uniform als Ober— sten des eilften Husaren-Regiments darstellt,
Wir, stehen jetzt in direkter telegraphischer Verbindung mit Alexandria. Gestern erhielt die Submarine Telegraph Company folgende, aus Alexandria vom X. Morgens datirte Depesche: „Der Prinz von Wales reist morgen von sꝛairo hierher ab und tritt am Freitag die Fahrt nach Jaffa und dem heiligen Lande an. Er ist sehr befriedigt bon seinem Aufenthalte in Aegypten und von seiner Nilreise, und befindet sich vollkommen wohl. Der Herzog und die . von Sachsen- Coburg nebst Gefolge schiffen sich zu Suez an Bord des „Odin“ nach Massaua ein. Die japanischen
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Gesandten haben sich am 25. d. M. auf dem Himalaya nach Mar—
seille eingeschifft.“
In der gestrigen Oberhaus-⸗-Sitzung fragte der Earl von Airlie, wie es sich mit der, durch den Telegraphen gemeldeten Abschaffung der Patentsteuer in Indien verhalte. Es sei gewiß erfreulich, wenn die Fi⸗ nanzen jenes Landes in einem so erfreulichen Zustande wären daß den Steuerpflichtigen 500. 000 Pfd. nachgelassen werden könnten. Ihm jedoch scheine es, daß eine Ermäßigung der Zölle auf importirte Fabrikate zweck⸗ mäßiger gewesen wäre. Der Herzog von Argyll entgegnete auf dem indischen Amte sei durchaus keine offizielle Nachricht über das Seitens der indischen Regierung in Bezug auf die Patentsteuer eingeschlagene Verfah— ren eingetroffen. Es sei jedoch sehr wohl möglich, daß die Abschaffung der Steuer, die man übrigens nie in ganz Indien, sondern nur in einem Theil der Präͤsidentschaft Bombay erhoben hahe, wirklich beschlossen wor— den sei. Gegen eine Revision der Eingangszöle, wie sie dem Vorredner als zwedmäßigerscheine, habe er seines Theils nichts einzuwenden. Die Berichte über die Finanzlage Indiens lauteten im Allgemeinen günstig.
In der Unterhaus Sitzung zeigte Sir F. Smith an, daß er in der nächsten Sitzung die Aufmerksamkeit des Kriegs-Secretairs auf einen Bericht über das Gefecht zwischen den gepanzerten Schiffen Meri⸗ mac“ und „Monitor“ lenken und fragen werde, ob es nicht gerathen sei, die Festungsbauten in Spithead so lange, einzustellen, bis die, Frage hin⸗ üchtlich des Baues gepanzerter Schiffe reiflich erörtert worden sei. Bo wyer bringt abermals die süd-italienischen Zustände und zwar insbesondere die strengen Maßregeln gegen die Banditen zur Sprache. Er verliest eine aus Celico datirke barbarische Proclamation eines Majors Fumel und einen Artikel des italienischen Blattes „Stellg del Sud“, in welchem erzählt, wird, wie ein Capitain der Guardia mobile 13 harmlose Bauern und Hirten, die ihn, wie er wähnte, in ihren Aussagen über gewisse Räuber hintergangen hatten, in eine Hütte getrieben, diese angezündet und die Armen in den Flammen habe umkommen lassen, Er wünsche zu erfahren, was die Regierung von diesen Dingen wisse, und ob sie, wenn dieselben sich als wahr erwiesen, woran er feinerseits kaum zweifle, bei der sardinischen Regierung Beschwerde über diese Gräuel führen werde. Lahard entgegnete zubörderst, daß er auf die Interpellation nicht vorbereitet gewesen sei, und fügt dann hinzu, daß man die englische Regierung nicht für italienische Zeitungsartikel und für alle in Italien erlassenen oder nicht erlassenen Proclamationen ver⸗ antwortlich machen dürfe. So viel er wisse, habe besagter Major Fumel, der, wenn er nicht irre, gegenwärtig nicht mehr in Diensten der italieni⸗ schen Regierung stehe, zwar eine Proclamation, wie die verlesene, aufge— setzt, doch sei dieselbe nicht einmal gedruckt worden. Wie dem geehrten Vorredner ein Exemplar davon zu Gesicht gekommen sei, vermöge er nicht zu sagen. Ueber die Geschichte von den 13 Bauern wisse er nichts. Uebrigens gehörten die eben gestellten Fragen weit eher in das zu Turin fagende sreie Parlament als in das englische Parlament. Die vor zwei Tagen bertagte Debatte über die von der Regierung beabsichtigte Reform der Elementarschulen wird wieder aufgenommen. Der Antrag Wal⸗ pole's auf Niedersetzung eines Sonder⸗Ausschusses wird angenommen.
— 29. April. Die Königliche Familie, welche gestern Be— suche vom Herzog und der Herzogin von Aumale empfing, wird, so weit bis jetzt bestimmt ist, am Üsten des nächsten Monats von Windsor nach Osborne gehen. Dort bleibt die Königin muth— maßlich bis Ende April oder Anfangs Mai.
Ueber das neulich bei, Norfolk in Amerika stattgehabte Seegefecht bemerkt heute die , Times:: „Wir können die Wichtigkeit der uns durch dasselbe ertheilten Lehre gar nicht hoch genug anschlagen. In diesem unerwarteten und beispiellosen stampfe haben wir die ersten wahren Anfänge eines neuen Systems der Kriegsführung vor uns, und es ist unsere Schuld, wenn wir keinen Nutzen aus der uns ertheilten Lehre ziehen. Den letzten iber das Gefecht erhaltenen Nachrichten zufolge lag am 8. d. M, ein Blokadegeschwader von bedeutender Stärke an der Mündung des James. Flusses. Es bestand aus dem „Kongreß“ und St. Lawrence, Segel-Fregatten von 50 Kanonen, der, Minnesota“ und dem, Roanoke“, schweren Dampf-Fregatten von 40 Kanonen, der Segel-Schaluppe Cumberland“ von 24 Kanonen und mehreren kleineren Schiffen. Diese Schiffe, obgleich zum Theil nach veralteter Manier gebaut, waren saͤmmtlich mit gewaltigen Geschützen, mit Dahlgrens, Columbiaden u. s. w. armirt. Am Ufer befanden sich unionistische Batterieen, die gleichfalls schwer armirt und bereit waren, das Geschwader inner⸗ balb einer gewissen Schußweite zu unterstützen, so daß die Macht jum Angriffe in der Form moderner Artillerie gut vertreten war. Die Konföderirten ihrerseits besaßen nur 3 Schiffe, die aber sämmt— lich gepanzerte Dampfer waren. Der, Jamestown“ und der „Pork— town“ waren alte Dampfer, die man in Kriegsschiffe verwandelt und in Eisen gehüllt hatte. Da ihre Dienste aber kaum in Betracht ge— lommen zu sein scheinen, so wollen wir sie in unserer Besprechung bei Seite lassen. Die Wichtigkeit des Vorgangs besteht einzig und allein in der Beschaffenheit und den Leistungen des dritten Schiffes. Der Merrimac gebörte in eine lasse mit der Minnesota und dem Roa⸗ noke. Er war von den Unionisten versenkt worden, als sie Norfolk faͤumten. Dann hatten ihn die Konföderirten wieder heraufgeholt und nach Monate langer Arbeit als Panzer-Fregatte ausgeruͤstet. Die Unionisten hatten mithin ein starkes Geschwader von Schiffen nach der alten Manier, so stark, als solche Schiffe sein konnten, während die Konföderirten bloß ein einziges Schiff hatten, das je⸗ doch ein Exemplar der neuen Ftriegsschiffe war. Wir wollen nun sehen, was die Resultate des Kampfes waren. In einer unglaublich kurzen Zeit zertrümmerte der Merrimge den Cumberland und nahm den Kongreß. Dann ging er auf die Minnesota los und wuͤrde auch
dieses Schiff genommen haben, wäre nicht das, was wir gleich er⸗ zählen werden, dazwischen gekommen. Er sprengte drei kleinere Schiffe in die Luft, oder machte sie kampfunfähig, und während er alle diese Verheerungen in der feindlichen Flotte anrichtete, kämpfte er zugleich mit den Strandbatterieen, und zwar, so viel wir wissen, ohne die geringste Beschädigung zu erleiden. Die vollen Lagen seiner Gegner prallten harmlos an seinen Flanken ab. Das 100⸗, ja, selbst das 180pfündige schwers Dahlgren⸗-Geschoß brachte wenig oder gar keine Wirkung auf seinen Panzer hervor. Das Schiff war faktisch unverletzbar und man versichert zuversichtlich, daß, wenn nicht eine plötzliche und ganz zu— fällige Unterbrechung eingetreten wäre, diese eine Fregatte alle Schiffe des Unions-Geschwaders eines nach dem anderen zerstören und dann der Stadt Washington einen Besuch hätte abstatten können. Es folgt ferner daraus, daß der „Merrimac“ das, was er an einer Stelle gethan hat, eben so gut an einer anderen hätte thun können, und daß auf diese Weise ein einziges gepanzer— tes Schiff die Blokade an jedem Punkte der südlichen Küste auf— heben, den onföderirten das Uebergewicht zur See verleihen, ja, vielleicht den Ausgang des Krieges hätte entscheiden können. Wir brauchen keinen weiteren Beweis von dem Werthe des neuen und von der hoffnungslosen Nutzlosigkeit des alten Systems. Aber die Ge— schichte hat ein zweites Kapitel von nicht geringerer Wichtigkeit. Der „Merrimac“ ward, wie schon bemerkt, plötzlich in seiner Arbeit unter— brochen. Ein derselben Kllasse angehöriger Gegner erschien auf dem Schauplatze. Der, Monitor“, eine gleich dem, Merrimac“ ebenfalls in Eisen gehüllte schwimmende Batterie, war entsandt worden, um ge⸗ wisse Battexieen der ronföderirten anzugreifen, und erschien bei Ein— bruch der Nacht auf dem Kampfplatze. Natürlich eilte er dem Unions— Geschwader zu Hülfe und ward am nächsten Morgen vom Merri— mac rasch angegriffen. Hier fand die konföderirte Fregatte einen Gegner, der sich mit ihr messen konnte; denn wenn fie auch nicht geradezu eine Niederlage erlitt, so ward ihr doch auf ihrer Zerstö— rungs-Laufbahn Halt geboten, und sie sah sich nach einem Gefechte von einigen Stunden zum Rückzuge genöthigt. Aus den letzten Nach— richten scheint hervor zu gehen, daß sie in der That gewiffer Maßen kampfunfähig geworden war, wenn auch nicht durch die Schüsse des „Monitor?. Offenbar litt sie durch Stöße, die sie sich selbst bei— brachte, indem sie ihren Gegner in den Grund zu bohren suchte. Wir gelangen daher zu dem Schlusse, daß blos ein gepanzertes Schiff den Kampf mit einem gepanzerten Schiffe bestehen kann; aber wir müssen uns auch fragen, ob nicht eine Art von Panzerschiffen den Vorzug vor der anderen verdient, und auch in dieser Hinsicht ist das Gefecht in Amerika höchst lehrreich. Der „Merrimac“, obgleich ein zu einem neuen Zweck zurecht gemachtes altes Schiff, war doch groß, stark und ziemlich schnell. Er hatte 3 — 1000 Tonnen Last und wird daher so groß gewesen sein, wie einige der schweren Zweidecker, die wir jetzt mit Eisen bedecken. Ueber die Armirung vernehmen wir nichts Bestimmtes; doch wird sie wohl aus 10—12 tanonen bestanden haben. Der „Monitor“ ist ein neues, erst ganz vor Kurzem vom Stapel gelaufenes Schiff, und hatte daher den Vortheil einer in allen Stücken einfachen und consequenten Bauart. Er ist kaum den dritten Theil so groß, wie der „Merrimac“, und trägt, wie es scheint, nur 2 Geschütze, obgleich diese vom allerschwersten staliber sind, indem sie Geschosse von 180 Pfund werfen. Seine Geschwindigkeit soll gut drei Knoten weniger in der Stunde betragen, als die seines Gegners. Unter diesen Umständen sollte man denken, der „Merrimac“ hätte den „Monitor“ schlagen müssen, und doch war es nicht so. Keinenfalls fuhr der „Monitor“ am schlechtesten von beiden und jedenfalls machte er der Sieges laufbahn des ‚„Mer— rimae“ ein Ende. Wenn wir nun annehmen dürfen, daß die beiden Schiffe einander so ziemlich gewachsen waren, so folgt daraus, daß die Bauart des „Monitor“ zweckmäßiger ist, als die des Merri— mac“, da sie bei weit weniger osten gleiche Resultate geliefert bat. Der „Monitor“ lief drei Monate nach dem Tage, wo sein Kiel ge⸗ legt ward, vom Stapel und hat weniger als 60,000 Pfd. St. kostet. Wenn wir eine solche Arbeit mit der Zeit und dem Gelde vergleichen, die wir an unseren „Achilles“ gewandt haben, so ist der Kontrast nicht wenig überrasckend. Schließlich wiederholt die „Times“ nochmals, daß es mit dem Bau von hölzernen Krie—r schiffen für immer vorbei sei, und bebt hervor, wie die Amerikane im Begriffe seien, über 5, 000000 Pfd. St. für den u dor Panzerschiffen zu votiren, eine Summe, die kein englischer niste zu dem gleichen Zwecke zu begehren wagen würde, un Hoffnung aus, daß England, wenn auch in der Höde gaben, doch nicht in der Güte der don ihm zu bauenden schiffe hinter den Amerikanern zurückbleiben werde. e.
Beim Kriegsminister erschien gestern eine Deputation den Mir— gliedern des Ober- und des Unterhauses, darunter der Herzeg den Marlborough, der Earl von Sbaftes dure Vord Over tene, Mills, Herr Kinglake u. s. w., um die Regierung zu ditten stönigliche KLommission zur Prufung des gegenwaärngen un der Freiwilligen Corps zu ernennen. Wie die Times“ dort die Regierung in dieses Verlangen gewilligt.
Der amerikanische Staatsseeretair Herr Seward dat
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