1862 / 111 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Commissair für die Verhandlungen wegen einer allgemeinen Civil— prozeßordnung ernannt worden sei.

Von Sachsen wurde erklärt, daß es nicht gemeint sei, den Vor— schlägen der Nürnberger Handelskommission in Betreff der allge— meinen deutschen Wechselordnung entgegenzutreten.

Die Großherzoglich hessische Regierung zeigte die erfolgte Ein— zablung eines Beitrags zu dem Fonds der Gesellschaft für altere deutsche Geschichtskunde an.

Für Bremen wurde eine tabellarische Uebersicht des bremischen Handels vom Jahre 1861 überreicht.

Auf Vortrag des Militairausschusses beschloß die Bundesver— sammlung: den böchsten Zollvereinsregierungen die mit bundes— freundlicher Bereitwilligkeit von ihnen gewährte Zoll⸗ und Ab— gabenfreiheit der Bundesfestungen zu verdanken und das Erfor⸗— derliche wegen Ausführung der deshalb getroffenen Verabredung zu verfügen.

uletzt wurde Beschluß über die diesjährige laufende Unter— haltung der Bundesfestung Luxemburg gefaßt, ein Unterstützungs— gesuch eines Geistlichen aus dem Herzogthum Holstein, dem Antrag der Reklamationskommission entsprechend, abschlägig beschieden, und eine Eingabe von 87 Wählern der Residenzstadt Kassel, die kur— fürstliche TLerordnung vom 26. v. M. über die landschaftlichen Wahlen betreffend, der gedachten Kommission zugewiesen. (Fr. Bl.)

11. Mai. Die Bundesversammlung trat gestern zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen, in welcher Oesterreich und Preußen den Antrag stellten, die kurhessische Regierung zu ersuchen, das unter dem 26. April angeordnete Wahl— verfahren einzustellen, damit der gemeinschaftliche Antrag der beiden deutschen Großmächte vom 8. März nicht präjudizirt werde. Der kurhessische Gesandte verlangte unter Berufung auf §. 30 der Ge— schäfts-Ordnung, daß die hohe Versammlung ihre Beschlußfassung auf die nächste Sitzung verschiebe. Hierauf erstattete die Rekla— mations-Kommission Bericht über den Protest der Kasseler Wähler, welcher auf den Antrag derselben nunmehr (wie Preußen in der letzten Sitzung beantragt) dem kurhessischen Ausschuß zugewiesen wurde.

Oesterreich. Triest, 10. Mai. Der fällige Lloyddampfer ist mit der Ueberlandpost aus Alexandrien eingetroffen.

Belgien. Brüssel, 10. Mai. Der Kardinal-Erzbischof von Mecheln ist gestern nach Rom abgereist. Die Kammer hat heute die Berathung der Petitionen des Gemeinderathes, der Han— delskammer und zablreicher Bewohner Antwerpens um Zerstörung der beiden inneren Forts der großen Ringmauer in Angriff genom— men. In der heutigen Sitzung der Kammer wurden ein Redner, Herr de Bol für, und zwei andere, die Herren Defré und Roger de Behr, gegen die Bitten und Beschwerden der Antwerpener ver— nommen. Sämmtliche Bischöfe des Landes haben Hirtenbriefe zur Anordnung von Gebeten für die Wiederherstellung des Königs erlassen. Se. Majestät ist bereits im Stande, sich hin und wie— der mit Staats-Angelegenheiten zu befassen, und hat gestern und heute verschiedene dringliche Erlasse und Gesetze unterzeichnen kön— nen. Von allen Seiten, von allen europäischen Höfen laufen die zahlreichsten Beweise von Theilnahme hier ein. Die Königin Vie— toria hat ihrem erlauchten Oheim ihren Leibarzt Sir Jules Clarke hergeschickt. Der Herzog von Brabant, obgleich ihm gestern tele— graphirt worden, er brauche die Rückreise nicht mehr zu beeilen, ist dennoch schon heute Nachmittag hier eingetroffen. Er hat also die Strecke von Madrid bis Brüssel in zweimal vierundzwanzig Stun— den zurückgelegt.

11. Mai. Nach dem „Moniteur belge“ ist der Gesund— heitszustand des Königs fortdauernd gut. Es wird versichert, daß

der König in der nächsten Zeit einer neuen Operation sich werde

unterwerfen müssen. Der Herzog von Brabant trifft heute Abend bier ein.

Großbritannien und Irland. London, 9. Mai. In der gestrigen Unt erhaus-Sitzung fragte W. Forster den Unter— Staatssecretair des Auswärtigen, ob es der englischen Regierung gelun— gen sei, mit der Regierung der Vereinigten Staaten einen neuen Vertrag zur Unterdrückung des Sklavenhandels abzuschließen, und ob sie, wenn dieses der Fall, bereit sei, diesen Vertrag dem Hause vorzulegen. TLahard entgegnete, es gereiche ihm zur Freude, mittheilen zu können, daß ein solcher Vertrag abgeschlossen worden sei. Derselbe sei sebr befriedigender Natur und verleihe britischen Kreuzern das Durchsuchungsrecht. Es sei aller Grund zu der Hoffnung vorhanden, daß die Unterdrückung des neuerdings unter der Flagge der Vereinigten Staaten in so ausgedehntem Maße betriebenen Sklavenhandels erfolgen werde. Sobald die Ratifica⸗ tionen ausgetauscht seien, solle der Vertrag vorgelegt werden. Auf der Tagesordnung steht die zweite Lesung der die Zölle und in— ländischen Repenuen betreffenden Bill. Sir S. Norhcote nimmt auf gewisse Aeußerungen Bezug, welche der Schatzkanzler in seiner unlängst zu Manchester gehaltenen Rede gethan hat. Herr Gladstone, bemerkt er, habe erklärt, er halte die Finanzlage des Landes nicht für eine gesunde, indem die Ausgaben zu groß seien; es würde nicht schwer fallen, durch Ermäßigung der Ausgaben einen gesunden Zustand herbei⸗ zuführen; allein das sei nur durch einen Druck von außen möglich. Er seines Theils sei ganz der Ansicht Gladstone's, daß die Finanzen des Landes sich nicht in einem gesunden Zustande befänden, daß die Ausfälle

in den Einnahmen während der letzten beiden Jahre bedeutend gewesen seien, und daß durch Vorwegnahme von RevenUen eine bedeutend; Kapi⸗ tal-Ausgabe entstanden sei. Der Revenuen-Ausfall des letzten Jahres belaufe sich auf 2. 400,000 Pfd., das heißt auf mehr als das Dopzeln⸗ der von dem Schatzkanzler gemachten Voranschläge. Das Haus möge sich des Vergleichs halber daran erinnern, wie die Finanzlage bor zwan⸗ zig Jahren gewesen sei, als die Finanz-Verwaltung in den Händen Sir R. Peels gelegen habe. In der vorhergehenden Zeit seien' Jahr auf Jahr Defizits da gewesen, im Jahre 1842 habe Peel gleich⸗ falls ein Defizit von 2406000 Pfd. St. zu bewältigen gehabt, jedoch ohn, Beihülfe einer Einkommensteuer und zu einer Zeit, wo das englische Han⸗ delssystem durch die Bande von allerlei Beschraͤnkungen gefesselt gewesen sei Ihm Eir Stafford Northcote) flößten gewisse gegenwärtig aufgestellte finan⸗ zielle Grundsätze Bedenken ein. Der eine sei eine neue Theorie der Minister⸗ Verantwortlichkeit, namentlich in Bezug auf die Ausgaben. Aus den Aeuße⸗ rangen Gladstone's müsse man den Schluß ziehen, daß er seine Hände in Un— schuld wasche, wo es darauf ankomme, die Verantwortlichkeit für die Aus— gaben zu übernehmen, welche er nebst seinen Kollegen dem Hause empfehle. Es sei das eine neue Theorie der constitutionellen und parlamentarischen Regierung. Die Minister kennten die wahre Finanzlage, welche dem Par⸗ lamente nur zum Theil bekannt sei; auf sie, nicht auf das Parlament oder das Land, falle die Verantwortlichkeit, und sie, namentlich der Schatz— kanzler, könnten dieselbe nicht von sich abwälzen. Ein anderer von Herrn Gladstone, wenn er ihn recht verstehe, aufgestellter Lehrsatz sei der, daß auf einen Ausfall in den Einnahmen nicht biel ankomme, wenn ein solcher durch den Nachlaß von Steuern bewirkt werde, die schwer auf der Industrie des Volkes lasteten. Einer solchen Auffassung müsse er entgegentreten. Sie stehe in direktem Widerspruch mit den offen ausgesprochenen Grund— saͤtzen und der Handlungsweise Sir R. Peel's, welcher behauptet habe, daß man zuerst für einen ordentlichen Ueberschuß sorgen müsse, und erst, wenn dieser vorhanden sei, daran denken dürfe, Steuern, welche den Gewerbfleiß der Nation drückten, und Beschränkungen, die den Handel lähmten, abzuschaffen. Nach diesen Grundsätzen berfahre die gegenwartige Regierung keineswegs. Herr Gladstone möge sich doch einmal klar darüber aussprechen, was er unter dem auswärtigen Charakter der gegenwärtigen Zeit verstehe. Wolle er etwa behaupten, daß das Jahr 1867 63 ein Ausnahme-Jahr sei? Wenn er das meine, so möge er seine Gründe anführen? Der gegenwär—

tige Einkommensteuer-Satz sei seines (Northeote's) Erachtens für gewöhn⸗ liche Zeiten zu hoch, und die Beziehungen zum Auslande seien nicht der Art, daß sie in diesem Jahre zu außergewöhnlichen Ausgaben berech— tigten. Der Schatzkanzler stellt in Abrede, daß er in Manchester oder anderwärts die ihm zur Last gelegten Grundsätze ausgesprochen habe. Sir Stafford Northeoten babe ihn vollständig mißverstanden. Wie ihm scheine, habe er drei Anklagen gegen ihn hervorgebracht, nämlich zubörderst, daß er die Verantwortlichkeit für die dem Parlamente vor— gelegten Voranschläge abzuwälzen suche; sodann, daß er für keinen ordentlichen Ueberschuß gesorgt habe; und drittens, daß er Einnahme— Quellen habe versiegen lassen, die einen Ueberschuß geschaffen haben würden. Was den ersten Vorwurf anbelange, so falle es ihm gar nicht ein, seine Verantwortlichkeit als Schatzkanzler von sich abweisen zu wollen. Mit Bezug auf die Ermäßigung der Ausgaben habe er zu bemerken, daß die Ausgaben des Jahres 1862 63 um 735,000 Pfund niedriger seien, als die des vorhergehenden Jahres. Nun sei aber das gegenwärtige Jahr allerdings ein Ausnahme-Fahr. Der Nothstand in gewissen Bezirken, militairische Anforderungen und der amerikanische Bürgerkrieg wirkten natürlich auf die Ausgaben. Trotzdem habe die Re— gierung dieselben ermäßigt und werde Jahr für Jahr dasselbe Verfahren beobachten. Sir Stafferd berufe sich auf das Beispiel Sir R. Peel's im Jahre 1842. Sir R. Peel aber habe in jenem Jahre Steuern zum Be— trage, von 4,900,900 Pfd. nachgelassen und am Ende des Jahres ein Defizit von 2,400, 000 Pfd. gehabt. Wenn man ihm die Abschaffung der Papiersteuer verarge, so müsse er bemerken, daß gerade die Regierung, deren Mitglied Sir S. Northeote gewesen sei, den ersten Schlag gegen diese Steuer geführt habe. Sie bilde nur den Theil eines Systeins, und wie ihre Aufhebung auf die Revenuen im Allgemeinen wir— ken werde, lasse sich unmöglich sagen. Mittlerweile seien die Ausgaben um 800,000 bis 1,000,000 Pfd. jährlich ermäßigt worden. Disraeli bemerkt, die Staatsausgaben seien allerdings sehr hoch, aber sie hingen von der auswärtigen Politik Englands ab, und wenn das Par— lament die Politik der Regierung unterstüͤtze, so lasse sich nichts für die Verminderung der durch diese Politik verursachten Ausgaben thun. Am meisten leide unter diesem kostspieligen Systeme der Grundbesitz; die Po— litik der Regierung bestehe in dem Streben, den Einfluß Englands im Rathe Europa's aufrecht zu ethalten. Wenn man vom Rathe Europa's spreche, so sei darunter England und Frankreich zu verstehen. Seines Erachtens könne es keine bessere Gelegenheit, als die gegenwärtige, zur Verminderung der Rüstungen und zur Einführung von Ersparnissen geben. England; und Frankreich verfolgten dieselben Zwecke, und doch herrsche zwischen den beiden Regierungen das größte Miß⸗ trauen. Statt als Bundesgenossin mit Frankreich herzlich Hand in Hand zu gehen, habe die englische Regierung versucht, nach einem neuen Systeme, dem der sogenannten moralischen Macht, zu regieren. Diese moralische Macht bestehe in ungeheuren Rüstungen mitten im Frie— den und in einer Besteuerung, die so hoch hinaufgeschraubt sei, daß sie die Kraft des Landes untergrabe. Dabei säe sie Mißtrauen und führe zu allerlei Mißverständnissen, Händeln und Zerwürfnissen. Das Haus möge eine Politik der Versöhnlichkeit zur Geltung bringen, welche, indem sie freundschaftliche Gesinnungen zwischen England und der einzigen Macht, die Willens sei, herzlich mit England zu cooperiren, hervorrufe, allein im Stande sei, den Steuerpflichtigen Englands auf die Dauer Erleichterung zu verschaffen. Lord Palmerston bemerkt, da Disraeli weder militai— rische Macht, noch Flottenmacht, noch moralische Macht angewandt wissen Höll, . ab iusthe.. ich hie Macht denke, mittels welcher England seine Stellung unter den Nationen der Erde behaupten solle. Was Disraeli über die

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Beziehungen der englischen Regierung zur französischen sage, müsse er durchaus in Abrede stellen. Disraeli meine, England solle so mit Frank— reich cooperiren, daß es gar keine eigene Meinung mehr habe; dann könnte es Heer und Flotte abschaffen. Was ein einträchtiges Zusammengehen zwischen den beiden Ländern betreffe, so möge man doch auf Amerika blicken. Wenn es irgend einen Fall gebe, wo zwei Regierungen eine identische Politik befolgen und gleichmäßig gehandelt hätten, so liefere das von England und Frankreich Angesichts des amerikanischen Bürgerkrieges beobachtete Verfahren ein schlagendes Beispiel davon. Er stimme mit Disraeli darin überein, daß das Bündniß mit Frankreich der Schlußstein der auswärtigen Politik Englands sein müsse. Wenn aber England in vollkommen freundschaftlichen Beziehungen zu einer großen Land- und Seemacht stehen und zu gleicher Zeit seine Unabhängigkeit bewahren wolle, so könne dieses nur dadurch geschehen, daß es vollständig gerüstet sei, nicht zum Angriff, wohl aber zur Gegenwehr gegen einen Angriff. Die Beziehungen Englands zu Frankreich seien so herzlicher Natur, wie sie zwischen zwei Ländern nur immer sein könnten, und er vermöge nicht zu begreifen, aus welcher Quelle Disraeli seine Nachrichten über angebliche Zänkereien und Zwistigkeiten zwischen den beiden Regierungen geschöpft haben könne. Die auswärtige Politik der Regierung liege offen und klar vor aller Welt da. England bestrebe sich, freundschaftliche Beziehungen zu allen Fremdmächten zu unterhalten, welche das Gleiche in Bezug auf England wünschten, und es gebe keine Macht in Europa, mit der es nicht auf dem freundschaftlichsten Fuße stehe. Die Bill wird hierauf zum zwei— ten Male verlesen.

10. Mai., Die offizielle Gazette enthält die Ankündigung, daß Ihre Majestät die Königin in diesem Jahre weder Levers noch Drawing rooms abhalten wird.

In der gestrigen Unterhaus Sitzung fragte Sir J. Duke, ob die Regierung irgend welche Auskunft über die Reise des Herrn Mercier nach Richmond zu ertheilen vermöge. Layard entgegnete, er fürchte, keine andere Antwort ertheilen zu können, als daß, so viel Ihrer Majestät Regierung wisse, Herr Mercier ohne irgend welche In— structionen seiner Regierung nach Richmond gegangen sei. Er dürfe hin— zufügen, daß die Anwesenheit Mercier's in Richmond durchaus keine poli— tischen Resultate gehabt habe. Bentinck lenkte die Aufmerksamkeit des Hauses auf das Fort, welches im Sunde von Plymouth innerhalb des Wasserbrechers auf einer künstlichen Insel errichtet werden solle. Er glaube, selbst für den Fall, daß das Fort nöthig sein sollte, habe man die verkehrte Lage gewählt. Es würde besser sein, das Fort auf dem Wasser— brecher, als auf einer Insel zu errichten, die den ohnehin schon beschränk— ten Ackergrund im Sunde noch mehr einengen würde. Die gewählte Lage werde von zahlreichen Batterieen beherrscht und die Herstellung einer künstlichen Insel werde sehr kostspielig sein. Der Kriegs-Secretair habe vom Aufschube der Arbeiten nichts wissen wollen, obgleich er darein gewilligt habe, die Frage hinsichtlich der Nothwendigkeit des Forts dem Landesvertheidigungs-Ausschusse zu unterbreiten. Das scheine ihm denn doch ein unlogisches Verfahren, indem, wenn der Bericht des Ausschusses gegen das Fort ausfalle, jeder für den Bau verausgabte Pfennig unnütz vergeudet sei. Der Kriegs-Secretair habe erklärt, es sei nicht thunlich, das Fort auf dem Wasserbrecher zu errichten, weil dieser nicht stark genug sei, es zu tragen. Es würde aber wohlfeiler sein, den Wasserbrecher stärker zu machen, als eine Insel herzustellen. Sir G. C. Lewis entgegnet, das Fort solle auf dem Felsen, nicht auf einer künstlichen Grundlage errichtet werden. Es werde dicht hinter dem Centrum des Wasserbrechers liegen, und zwar an einer Stelle, in deren Nähe nur Schiffe von sehr geringem Tiefgange vor Anker gehen könnten. Der Wasserbrecher bestehe nicht aus solidem Steine und sei zu schwach, um dem Fort als Fundament zu dienen. Die Ka— nonen des Forts würden höher zu stehen kommen, als der Wasserbrecher, und in verschiedenen Richtungen feuern können. In Erwägung aller Umstände und wenn man bedenke, daß der Ausschuß-Bericht in 14 Tagen

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zu erwarten sei, daß die Einstellung der Arbeiten Geldopfer und Nach-

theile für den Bauunternehmer und die Arbeiter mit sich führen würde, scheine es ihm nicht wünschenswerth, den Bau zu unterbrechen. A. Egerton bringt den im Norden Englands, namentlich in Lancashire, herrschenden Nothstand zur Sprache und hält eine weniger strenge Handhabung des Armen -⸗Gesetzes in jenen Gegen— den für rathsam. Außerdem richtet er an den Staats-⸗-Secretair für Indien die Frage, ob Ermäßigungen des indischen Tarifs beschlossen worden seien und, wenn dies der Fall, um welche Zeit sie ins Leben treten würden. Der Staats⸗-Secretair fuͤr Indien, Sir C. Wood, bemerkt, er jweifle nicht im geringsten daran, daß die in den Zeitungen angekündigte Tarif-Reduction stattgefunden habe, obgleich er noch keine Depesche aus Indien erhalten habe, welche dies melde. Er wisse, daß es die Absicht der indischen Regierung sei, die Zollermäßigung so bald eintreten zu lassen, als es der Zustand des Landes erlaube. Der Präsident der Armenverwaltung, Herr Villiers, giebt das Vorhandensein von großer Noth in den von der Baumwollen-Manufaktur abhängigen Bezirken zu und stellt der würdigen und männlichen Art, wie die Arbeitlosen bisher ihr Schicksal ertragen, ein glänzendes Zeugniß aus. Die Regierung habe Leute von Erfahrung beauftragt, sich sofort nach den Manufuktur-Distrikten zu begeben, sich darüber zu vergewissern, ob das Armengesetz in zweckmäßiger Weise gehandhabt werde, und etwaige Mißgriffe der Lokal-Behörden wieder gut zu machen. Bright sagt, unzweifelhaft herrsche in den fraglichen Distrikten große Noth und dieselbe sei noch im Zunehmen begriffen; doch sei sie nicht so allgemein, wie Mancher glaube, da in den verschiedenen Städten verschiedene In⸗ dustriezweige betrieben würden. In Lancashire sei das Elend während der Jahre 1840 und 1841 weit größer gewesen, als im gegenwärtigen Augenblick. Die Regierung könne nichts weiter, als das Uebel mildern, und das zu thun, bestrebe sie sich auch nach Kräften. Es würde rathsam sein, Ausschüsse zu bilden, um Subscriptionen zu sammeln. Das Land sei reich genug, um für seine Armen zu sorgen. Im Subsidien-Comité wer⸗ den hierauf die noch rückständigen Positionen des Budgets für den Civil— dienst votirt.

Frankreich. Paris, 10. Mai. Das im Ministerium des Auswärtigen redigirte „Annuaire diplomatique frangais“ ist erst jetzt erschienen. Es behandelt zum ersten Male Italien als Ein— heitsstaat und führt außer Viktor Emanuel nur noch den Papst und den Fürsten von Monaco als italienische Souveraine an.

Die mit der Theater-Censur beauftragte Kommission hat die Aufführung eines für das Palais Royal bestimmten Stückes „les femmes sérieuses« der Herren Siraudin, Delacour und Ernst Blum verboten.

Gestern kam die Appellation ber „Gazette de France“ gegen das zuchtpolizeigerichtliche Urtheil, welches wegen Ankündigung der zu Gunsten des Herrn Pelletan eröffneten Subscription über sie verhängt wurde, zur Verhandlung. Das Gericht nahm die Er— wägungsgründe des ersten Erlasses an und verurtheilte den Geran— ten der „Gazette de France“ zu 500 Fr. Geldbuße und einem Mo— nat Gefängniß.

11. Mai. Nach dem heutigen „Moniteur“ ist der Prinz Napoleon gestern zum Besuche seines Schwiegervaters nach Nea— pel abgereist; der Kaiser hat denselben mit einer politischen Mission nicht beauftragt.

Itglien. Der König Viktor Emanuel wurde am 9. von Villü Ronde, wohin er mit dem Marineminister Persano gegangen, zurückerwartet. Durch königliches Dekret wurde 12 Bataillonen der Palermitaner Nationalgarde das filberne Ehrenzeichen für Bürgermuth verliehen.

Unweit Tarato in der Terra di Bari wurde die Bande des Ninco Nanco umzingelt; 15 Banditen wurden getödtet, mehrere berwundet, darunter Nanco.

Der Vicekönig von Aegypten ist am 9. in Rom eingetroffen.

Das Konsistorium zur Kanonisirung der japanischen Marthrer tritt am nächsten Donnerstag zusammen.

Türkei. Konstantinopel, 3. Mai. Der „Levant He— rald“ erfährt aus guter Quelle, M. de Moustier habe gegen die Ueberschreitung der montenegrinischen Grenze durch türkische Trup— pen förmlich protestirt. Der russische Gesandte Labanoff sei beauf— tragt, den Protest nicht nur zu unterstützen, sondern auch seine Pässe zu begehren, falls die Invasion stattfinde. In Folge dessen wurde Omer Pascha angewiesen, die Offensiv-Operationen nicht über die Grenze auszudehnen; gleichzeitig erhielten die hier mit Urlaub befindlichen Offiziere der bosnischen Armes Befehl, schleu— nigst zu ihren Regimentern zurückzukehren. Dilaver Bey, Kom— mandant des adriatischen Geschwaders, ist ebenfalls auf seinen Posten zurückgekehrt. Der „Courrier d' Orient“ meldet: Einer der vorzüglichsten Bezirke Daghestans sei unter Homma Bey gegen die Russen im offenen Kriege, habe unlängst dieselben geschlagen und vier Kanonen genommen.

10. Mai. Ismail Pascha hat das von den Montene— grinern belagerte Fort Medun entsetzt und zwei Kanonen erbeutet. Omer Pascha ist heute zu Skutari angekommen. Mehemed Djenil geht als Gesandter nach Paris und Ali Bey als Kommissar nach Belgrad.

Amerika. In Rew-Vork ist am 24. April der spanische Kriegs-Dampfer „Isabel la Catolica“ mit Nachrichten aus der Havannah und Mexiko angekommen. In der Havannah hatte man Nachrichten aus Vera-Cruz vom 6. April. Die alliirten Befehlshaber warten auf neue Weisungen von ihren Regierungen. Die Regierung des Präsidenten Juarez, sagt man, war noch immer bereit, den Unterthanen der drei Mächte pekuniäre Genugthuung zu geben, aber von der Gründung einer Monarchie wollte sie nichts hören, und falls die alliirten Truppen gegen die Hauptstadt vor— rückten, wollte sie sich zurückziehen. Alle spanischen Truppen waren in Orizaba, und die franzöͤsischen in Tehuacan concentrirt. Die Minister der Justiz und des Ackerbaues waren per Ezpreß aus der Stadt Mexiko in Vera-Cruz angekommen, um mit dem fran— zösischen Befehlshaber sich zu besprechen. Sie wurden auch von General Prim mit gebührenden Ehren empfangen. General Mi— randa und Ex-Präsident Almonte sind bei dem französischen Gene— ral und haben Proclamationen ans Volk gegen die Regierung Juarez erlassen. Doblado erließ eine Gegen-Proclamation, worin er Almonte und dessen Anhänger als Verräther brandmarkt. Nach dem „Diario de la Marina“ vom 16. April hat die Konferenz von Orizaba die Folge gebabt, daß die Franzosen auf eigene Verant⸗ wortlichkeit gegen die Hauptstadt vorgegangen sind. Es hieß, daß sie den Engländern und Spaniern den Mitgenuß der zu erringen— den Zugeständnisse gewährleistet haben; die Engländer und Spanier beschlossen daher, nach Vera-Cruz zurück zu marschiren. 5

Aus Cadiz wird vom 10. d. gemeldet, daß der Präsident Mexiko's, Fuarez, den Allürten eine neue Genugthuung angebo— ten habe und daß dieselben deshalb in Berathung treten würden. General Almonte soll an Terrain gewinnen. 3

Asien. Hongkong, 31. März. Aus Shanghai vom 22sten März wird gemeldet: Die Shanghai bedrohenden Taipings wurden abermals wester zurückgetrieben und stehen jetzt 12 Meilen entfernt, Sie erlitten neuerdings Schlappen, und ein englisches st

Kanonenboot vernichtete gegen 200 Boote mit Verstärkungen und Probisionen.