1862 / 142 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Finanz⸗Ministerium.

Verfügung vom 2. Dezember 1861 —— di Ein—⸗ lassung von Erbschaftsgegenständen gegen die allgemeine Eingangsabgabe betreffend.

In Erwiederung auf den Bericht vom 8. v. M. erkläre ich mich mit Ew. ꝛc. zwar darüber ein verstanden, daß nur denjenigen die Einbringung von Erbschaftsgut gegen die allgemeine Eingangs⸗ abgabe gestattet werden darf, welche durch Erbanfall an sie ge⸗ diehene Gegenstände vom Auslande erhalten. Dagegen kann Ihre Ansicht, daß der Antritt einer Erbschaft mit der Rechts wohlthat des Inventarii den Erbanfall ausschließe, so lange nicht nachge⸗ wiesen werde, daß die Erbschaftsmasse zur Deckung der darauf ruhenden Schulden ausreiche, nicht getheilt werden; vielmehr er⸗ folgt, auch bei dem Antritte einer Erbschaft unter dem bezeichneten Vorbehalte immer ein Erbanfall, weshalb auch einem Erben, der unter biesem Vorbehalte die Erbschaft angetreten hat, die sonft zu— laͤssige Zollerleichterung nicht zu versagen ist.

Berlin, den 2. Dezember 1861.

Der General-Dire ktor der Steuern.

An den ꝛc, Herrn N., 2c. in N.

Haupt ⸗Verwaltung der Staatsschulden.

Der Rechnungs⸗Rath Dehnicke ist zum Dirigenten und der Buchhalter Er brich zum Kalkulator der Kontrole der Staatspapiere

ernannt worden.

Angekommen: Der Königlich dänische außerordentliche Ge⸗ sandte und bedollmäͤchtigte Hin er am Königlich spanischen Hofe, Kammerherr Freiherr von Bro ckdorff, von Madrid.

= O DS6rcucng oer Cwwirttiche Geheime Rath, außer— ordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister in Turin, e .

herr Graf von Brassier de St. Simon, nach Turin.

Berlin, 20. Januar. Se. Majestät der König haben Aller— n . geruht, den nachbenannten ersonen die eee nnz zur lnlegung der ihnen verliehenen Orden zu ertheilen, und zwar:

Des Kaiserlich russischen St. Stanislaus-Ordens erster Klasse:

dem General⸗Post⸗Direktor Philipsborn;

Des Kaiserlich russischen St. Annen-Ordens zweiter Klasse:

dem Ober⸗Post⸗Direktor, Geheimen Postrath Schulze in Berlin;

Des Fsaiserlich russischen St. Stanislaus-Ordens zweiter Klasse:

dem Vorsteher und Rendanten des Gesetzsammlungs-Debits- und

Zeitungs-Comtoirs in Berlin, Geheimen Sinekt; , heimen Rechnungsrath

Des Commandeur-Kreuzes des Päpstlichen St. Gregorius⸗Ordens:

dem Appellationsgerichts, Rath. August Reichensper ger an Gl then üs hh mn K er⸗ 2118 3 ö z erk! unels?-Rath Peter Franz Reichensperger

Des Cor deur⸗Kr 8 ; stlass —⸗ ,,, eur-Kreuzes zweiter Klasse des Groß“ herzoglich hessischen Lud wigs-Ordens: dem Ober⸗Tribunals Las . ber⸗ nals Rath Cas y Fgnaz ich erli Ober h Caspar Ignaz Ulrich zu Berlin, so wie Des Fürstlich schwarzburgschen Eh renkreuzes zweiter Klasse:

dem Grafen Ludwig Wolf . em Grafen Ludwig Wolf Utterodt zu Neuscharfenberg bei

Summarische Uebersicht der immatrikulirten Stu—

direnden auf der Königlichen vereinigten Fried—

richs-Unwersität Halle-Wittenberg von Ostern bis Michaelis 1862.

Von Michaelis 1etzt bis Ostern 1862 befanden sich auf hiesiger Universitãt Davon find abgegangen Es sind demnach gebleben Vom 20. November 186 1h16 3. Juni 1862 sind hinzugekommen U Die Gesammtzahl der inmatrikulirten Studirenden beträgt 697 Die theologische Fakultc zählt .... J ö

Inländer.

ie juristische Fakultät zäh Die juristische Fakultat zählt Ausländer

Inländer. Ausländer 3

Die medizinische Fakultät zählt.

a) Inländer mit dem Zeugnisse de Reife.. 144 bz Inländer, auf Grund des F. 35 ,. 9 ments vom 4. Juni 1834 immatrrlirt.., 1

e) Inlaͤnder, auf Grund des 8. Z6 des degle⸗ ments vom 4. Juni 1834 immatrikurt.. 9 d) Ausländer k

112 ö 697

Außer diesen immatrikulirten Studirenden besuchen die hit sige Univerfität: 1) Pharmaceuten 2) Hospitanten Die Gesammtzahl der nicht immatrikulirten Zuhörer ist ... Es nehmen folglich an den Vorlesungen Theil im Ganzen. 6

Nichtamtliches. Preußen. Berlin, 20. Juni, In der heutigen 13ten

Sitzung des Abg eordnetenhauses überreichte der Herr Handels— Minister zwei Gesetz-Entwürfe, betreffend den Bau einer Eisenbahn von Kohn . über Görlitz und Hirsch— . g ub einen anveren zur direkten Verbindung von Cüstrin mit Berlin, ein dritter zur Verbin—

dung von Halle mit Kassel über Nordhausen wird in Aussicht gestellt. Hierauf schreitet das Haus zur Wahl des Präsidenten und det beiden Vice-Praͤsidenten. Abgeordnete Grabow wird zum Praͤsibenten für die ganze Session erwaͤhlt eben⸗ s ö Vice-Präsidenten die Abgeordneten Behrends und von Bockum Dolffs. Der Gesetzentwurf über das Paßwesen wird fast ein— stimmig angenommen. Dann folgen Wahlprüfungen und die Interpellation des Abgeordneten Dr. Virchow. . , ,. 18. Juni. Die regierungsseitig beantragten assungs-Veränderungen: Zulassung von drei durch den Fönig zu ernennenden Mitgliedern (worunter zwei aktive Minister zut Ersten Kammer), und Entsendung von drei Deputirten der evange— lischen Geistlich keit in die Zweite Kammer, statt der bisherigen drei Vertreter der geistlichen Stifter, wurden gestern und heute in bei⸗ den Kammern diskutirt und ihrem wesentlichen Inhalte nach in der 3 Kammer genehmigt, im Adelshause aber verworfen. (Fr. J.) a aden. Karlsruhe, 17. Juni. Die von der Regierung eantragten Eisenbahnbauten sind von der Zweiten Kammer geneh— migt worden. Diese neuen Bahnen sind I) die Vollendung der Odenwälder Bahn bis gegen Würzburg an die bahrische Grenze 2) eine Bahn, die sich von der Odenwaͤlderbahn bei Mosbach ä. zweigt, um sich mit der württembergischen Bahn bei Heilbronn zu verbinden, 3) die Kinzigthalbahn von Offenburg (bezw. Straß burh . Villingen und Donaueschingen, 4) eine Bahn von da der Reckar abwärts zur Verbindung mit der wuͤrttembergischen Ober— neckarthalbahn bei Rotweil, 5s von Donaueschingen südlich auf Engen, Schaffhausen und Konstanz, zum Anschluß an die Basel— Konstanzer Bahn, endlich 6) eine Bahn von letzterer bei Stockac abgehend nach Meßkirch in der Richtung auf Um Alles auf Staatskosten. Nach Vollendung sämmtlicher in Aussicht genom⸗ mener Bahnen wird sich die Staatsschuld auf T Mülionen Gulden stellen. . (Kass. 3 3 Desterreich. Wien, 18. Juni. Die seit vierzehn Tagen hier anwesende Deputation der siebenbürger Sachsen an deien Spitze der stellvertretende Graf der sächsischen Nation Schmibt, steht, hatte vorgestern Audienz bei Sr. Majestaͤt dem saiscr. ge , . wollte das Gubernium in Siebenbürgen die Absendunz dieser Deputation, welche hauptsächlich die Zustimmung zur Staats— einheit (Centralisation) bezweckt, als nicht kompetent perhorresciren,

Eisenach.

31m or fa, D . 1 * scheint aber später auf erhaltene ernstliche Mabnungen der Sache

eine andere Deutung gegeben zu haben. Der Kaiser versprach den

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Ab gesand ten, sich Bericht erstatten zu lassen und die Bitte in Er⸗ wägung zu ziehen. Unser Abgeordnetenhaus beabsichtigt, dieser Deputation, wegen ihrer gesammistaatlichen Tendenz, zu Ende dieses Monats ein Banket zu geben. (N. C.) !

Belgien. Brüssel, 18. Juni. Der „Moniteur“ bringt ein gestern im Laufe des Nachmittags ausgegebenes Bulletin, welches folgendermaßen lautet: Die Besserung im Befinden des Königs erhält sich.“ Seitdem ist die Genesung in so erfreulicher Weise fortgeschritten, daß man die Mittheilung der Bulletins als definitiv eingestellt betrachtet. In Folge der Krankheit Sr. Majestät haben die sapanischen Gesandten beschlossen, ihrem in Brüͤssel angekündigten Besuche zu entsagen. (K. 3)

Großbritannien und Irland London, 18. Juni. Se., Königliche Hoheit der Prinz von Wales war gestern von Windsor bereingekommen, brachte mehrere Stunden in der Aus⸗ stellung zu, und stattete hierauf dem Vicekönig von Aeypten einen Besuch im Hotel des tuüͤrkischen Gesandten ab.

Se. Hoheit der Herzog von Koburg-Gotha wird stündlich hier erwartet. Er kommt, um der Vermählung J. K. H. der Prinzessin Alice beizuwohnen.

Die offizielle, Gazette“ entbält die Anzeige, daß die Ernen⸗ nung des Herrn A. C. Pumpert zum Konsul Sr. Majestät des Königs von Preußen in Bombay die Bestätigung J. M. der Königin erhalten habe.

Im Sberhause sagt Earl Granville (mit tiefer Bewegung sprechend: Meine Lords, ich habe eine schmerzliche Pflicht zu erfüllen; ich habe Ihnen anzuzeigen, daß dieses Haus eines seiner ausgezeichnetsten Mitglieder verloren hat. Jener große, gefeierte und tüchtige Mann, Lord Canning, ist nicht mehr. Mit Hülfe der göttlichen Vorsehung war es ibm gelungen, durch seine hohen staatsmännischen Eigenschaften die Herrschaft Ihrer Majestät über ein großes und fernes Reich zu erhalten und zu Fefestigen. Dieser Aufgabe hat er nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch das der Gattin, die ihm weit theurer war, zum Opfer gebracht. Das Haus wird, in Uebereinstimmung mit dem gan⸗ zen Lande, den nationalen Verlust, den wir erlitten haben, zu wür⸗ digen wissen. Nach einigen Augenblicken tiefen Schweigens ergreift Lord Chelmsford lin Abwesenheit seines Partei⸗Oberhauptes Lord Derby) das Wort, um zu versichern, daß er den Schmerz über Lord Cannings Tod vollkommen theile. (Hört! Hörth Lorb Brougham sagt: Die ganze Nation, ohne Unterschied der Parteien, Sekten oder Stände, wird anelkennen, daß Lord Canning durch seine Talente und Tugenden so hoch stand, wie irgend ein Mann, den die Beschlüsse der Vorsehung je von Er⸗ den abgerufen haben. (Cheers,) Lord Lyveden berührt in kurzen Wor⸗ ten Lord Canning's Laufbahn in Indien, und schließt mit der Bemerkung: So tief wir es beklagen, daß er uns entrissen ward in einem Alter, wo er seinem Vaterlande noch so außerordentlich große Dienste hätte leisten können, so müssen wir doch zugeben, daß er für seinen eigenen Ruhm nicht zu früh gestorben ist, denn er hat die größte Ehre gewonnen, die ein Unterthan Ihrer Majestät erringen kann, er hat der, englischen Krone eine ihrer wichtigsten Provinzen bewahrt und sie auf eine vorher nie er⸗ reichte Stufe des Wohlstandes gehoben. (Hört! Hörth Hierauf werden einige der laufenden Geschaäfte erledigt, und die Sitzung schließt um halb 6 Abends.

Im Unterhause fragt Mr. Salater⸗Booth den Unter Staats⸗ secretäirr des Auswärtigen, ob ihm bekannt sei, daß der am 2. April in Gaeta verhaftete und wegen Mitschuld an der Canaldoli⸗Verschwörung in Gewahrsam festgehaltene Mr. James Bishop noch immer nicht vor Ge⸗ richt gestellt worden, und daß man ihn nicht gegen Caution auf freien Fuß fetzen wolle, obgleich für den Gvafen Canaldoli selbst Caution ange⸗ nommen wurde, und endlich, ob der britische Gesandte in Turin Weisung habe, irgend einen Schritt für ihn zu thun? Mr. Layard erwiderte, daß Mr. Bishop nicht als Theilnehmer an einer Verschwörung, sondern als Träger angeblich verbrecherischer Depeschen verhaftet wurde, Von einem Grafen Canaldoli wisse er nichts. Mr. Bishop's Prozeß blieb so lange verschoben, weil, wie er glaube, ein neues Gerichtsberfahren, das Schwurgericht, in Neapel eingeführt werden solle (ironische Cheers pon Mr B. Cochrane). Diesen Morgen jedoch habe eine Depesche von Mr. Konsul Bonham gemeldet, daß Bishop's Prozeß beinahe unmittelbar bevorstehe. Auch von Sir J. Hudson kam diesen Morgen ein Brief mit der Mittheilung, daß er die stalienische Regierung aufgefordert habe, den Prozeß möglichst zu beschlennigen. Mr. Cochrane fragt, ob der ehren⸗ werthe Gentleman die erwähnten Schriftstücke vorlegen möchte? Mr. Layard glaubt, es werde der Vorlegung nichts entgegenstehen. Sir Frederie Smith beantragt eine Adresse an die Krone mit der Bitte um eine Königliche Kommission zur Untersuchung der Frage, ob eine mi⸗ sitairische Besezung der Kanalinseln Jersey, Guernsei und Alderney) politisch und ihre Sicherung gegen eine feindliche Invasion ausführbar sei. Er selbst glaubt, daß eine richtige Beantwortung der, Frage bernei⸗ nend ausfallen müsse. Sir G. C. Lewis bekämpft die Motion als sehr excentrisch, und da nur 35 Mitglieder anwesend sind, wird ausgezählt und die Sitzung um halb 9 Abends aufgehoben. 6

Lord Eanning, dem sein letzter trauriger Wunsch, in Eng land sterben zu können, gestern erfuͤllt worden ist, war im Jahre 1812 in London, nahe an der Stelle, wo jetzt das Ausstellungs⸗ gebäude steht, geboren der dritte Sohn des berühmten George Lanning. In Oxford (zur selben Zeit, wie Gladstone, Elgin, Stanhope und Dalhousie) erzogen, trat er um Jahre 1836 als Mit⸗ glied für Warwickshire zuerst ins Unterhaus und ins öffentliche geben Der Tod seiner Mutter brachte ihn im darauffolgenden Jahre ins Oberhaus, und als im Jahre 1811 Sir Rob. Peel an die Regierung gelangte, ward er Unterstaatsseeretair des Auswär⸗

tigen. Fünf Jahre lang verwaltete er diesen Posten unter Lord Aberdeen, dem damaligen Minifter des Auswärtigen, bis er in der bekannten Ministerkrist von 1846 mit dem ganzen Kabinet ab⸗ dankte. Lord Derby's AÄnerbietungen wies er höflich zurück, trat aber dafür als General⸗Postmeister wieder in das Kabinet, wel⸗ ches 1853 durch Lord Aberdeen gebildet wurde, und unter dem Ramen des Coalitions-Ministeriums belannt ist, Aberdeen mußte im Krimkriege das Staatsruder an Palmerston abtreten, und auch unter dlesem blieb Lord Canning an der Spitze der Postver⸗ waltung, bis im Jahre 1855 Lord Dalbousie aus Indien heim⸗ kehrte, und die Wahl eines neuen indischen General-Gouverneurs nöthig machte. Die Wahl Lord Palmerston's fiel auf Lord Can⸗ ning, dessen Vater nebenbei bemerkt ebenfalls schon zu diesem Posten ernannt gewesen war, als Lord Castlereagh's Tod ihn bewog, leber das auswärtige Amt zu übernehmen. Mit welch großem Talent er es geführt, erzählt die Geschichte, doch war die Arbeit für ihn zu anstrengend, er erlag ihr, wie eben sein jüngster Sohn seinen Anstrengungen in Indien erlegen ist. Lord Canning ist während der Sepoh-Rebeilion viel angegriffen worden, doch zu seiner Ehre seis gesagt nie wegen allzugroßer Strenge, sondern, daß er zu milde und versöhnlich gewesen. Heute dankt ihm England diese Milde, denn sie war es, naͤchst der Tapferkeit seiner Burger, die das große indische Reich beruhigt und dessen Finanzen so wun⸗ derbar raͤsch wieder gehoben hat. Er verließ den Schauplatz seiner Thätigkeit erst dann, als er deren Früchte in voller Blüthe stehen sah, gehoben durch das Bewußtsein, daß er seine Pflicht voll und redlich gethan. Leider war seine Frau dem bösen Klima Indiens zum Opfer gefallen, leider brachte er selbst den steim zur Todes⸗ krantheit mit nach Hause, der er gestern erlegen ist. In ihm hat England einen tüchtigen, weisen und milden Menschen verloren. Das fühlt jeder Einzelne, das spricht heute jeder Einzelne aus.

An der nordwestlichen Küste von Irland treibt der Hunger die Leute zu ungewöhnlichen Vergehen, wie unlängst zu einem Alt ge⸗ linder Seeräuberei. Der Schooner „Jeweß“, der maisbeladen von Liverpool in der Nähe von Galvay ankam, wurde auf hoher See von fünf Booten mit ungefähr 40 Mann angehalten und eines Theils seines Cargo beraubt. Etwa 12 oder 15 Tons Mais luden die Boote ein und fuhren dann ruhig ans Land.

Eine telegraphische Depesche der „Ind. b.“ aus Madrid vom 18. d. meldet nach dort eingetroffenen Rachrichten aus Mexiko, es sei zwischen Sir Charles Wike, HM. Dunlop und M. Doblado ein Vertrag abgeschlossen worden, welcher die englischen Forderungen gewähre. Die Ratificationen seien zu Mexiko ausgewechselt worden.

Frankreich. Paris, 18. Juni. Der gesetzgebende Körper hat gestern, wie telegr. gemeldet, den von der Regierung dringlich verlangten Extra⸗Küredit von 15 Millionen für die mexikanischen Zwecke oder, wie die Motive zu dem Gesetzentwurfe es ausdrücken, fur die „Civilisations⸗ Mission“, welche das Corps des Generals Lorencez in Mexiko er⸗ fuͤllt, einstimmig bewilligt und dann die allgemeine Budget⸗Berathung zu Ende gebracht. Picard, Darimon, Granier de Cassagnge und Roques Salvazat griffen verschiedene Posten an; Minister Magne und' der Kommissions-Referent Leroux wehrten tapfer ab. Picard behauptete, eine Armee von 100,000 Mann sei kein Friedensheer; Magne erklärte dagegen, weniger als 400 000 Mann dürfte Frank⸗ reich niemals unter den Fahnen haben.

Die Ratificationen über den spanisch⸗-französischen Schuldrege⸗ lungs⸗Vertrag sind nunmehr ausgetauscht worden.

Der „stoͤln. 3.“ wird geschrieben: Man beschäftigt sich heute vielfach mit den militairischen Maßregeln, welche man zur Ver⸗ stärkung des Generals Lorencez ergreift. Bis jetzt sind drei Linien— Regimenter, von denen zwei der römischen Garnison angehören, das dritte in Valenciennes liegt, ein Jäger⸗Bataillon, gleich falls noch in Rom, das 3. Bataillon des 2. Zuaven⸗Regiments, dessen beide erste Bataillone schon in Mexiko sind, zur Einschiffung be⸗ stimmt. Außerdem werden entsprechende Detachements von Ar⸗ tillerie, Kavallerie und Genie-Truppen Marsch-Ordre erhalten. Von Martinique aus werden jetzt schon alle verfügbaren Marine⸗Sol— daten nach Vera⸗-Cruz gebracht werden.

Die „Ind. b.“ meldet telegraphisch, daß in dem Arsenal von Toulon eine große Thätigkeit herrsche. Sechs Dampf- und vier große Transportschiffe bereiten sich vor, Verstärkungen an Mann⸗ schaft und Material nach Mexiko zu bringen.

Gestern waren der Kriegs- und der Marine⸗Minister in Fon⸗ tainebleau. Auch Marschall Mae Mahon war dahin berufen, um über den weiteren Operationsplan in Mexiko sein Gutachten ab⸗ zugeben. Jurien de la Gravièré fand bei seiner Ankunft in St. Na— zaire eine Ordre vor, die ihm anempfah!, schnebstens hierher und dann mit dem Marine-Minister nach Foniainebieau zu kommen. Oberst Letellier Valazé, Chef des Generalstabes in Mexiko, der während der Erkrankung des Generals Lorencez interimistisch das Ober- Kommando führt, ist zum Brigade⸗General ernannt worden.

Rortugal. Aus Lifsabon, 17. Juni, wird dem, Reuter⸗ schen Bureau gemeldet: „In den Kortes sst heute eine Bill durch⸗ gegangen, welche ein Leibgedinge für die zukünftige Königin aus— seßt. Es ward kein Name genannt; doch glaubt man,

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