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und zu seinem Regiment zurückzukehren habe, „weil er die Mißhand— lung eines Gefangenen nicht verhindert und somit seine Pflicht ver— absäumt habe.“
In der Mittags-Sitzung des Unterhauses am Mittwoch, 30. Juli, kommt die Union Kelief Aid Bill zur Berathung. Mr. Pu ller beantragt eine neue Comité -Berathung über die Bill, um die Bestimmung einzuschal— ten, daß die bedrängten Kirchspiele zur Erhebung von Anleihen auf die Hypothek der Armenabgabe ermächtigt sein sollen. Die Bill, wie sie jetzt stehe, fasse nur die Hungersnoth unter den Almosenempfängern, aber nicht das Elend der noch immer zur Entrichtung der Armensteuer gezwungenen Bevölkerung von kleinen Krämern, Altgesellen, Buchhaltern u. a. Bürgern, ins Auge. Sogar sehr viele Arbeiter gebe es, die ihr letztes Stück Haus— rath verkaufen, nicht um davon zu leben, sondern nur um noch die Steuer zu entrichten, bis sie selbst dem Pauperismus verfallen sind. In einem Kirchspiel, wo die Hälfte der Steuerzahlenden insolvent ist, werde nach den Bestimmungen der vorliegenden Bill jene Klasse, die noch zu zahlen im Stande sei, eine doppelte Armenabgabe aus einem verminderten Einkommen bestreiten müssen, bevor die Hülfsabgabe von den benachbarten, bis dahin wahrscheinlich ebenfalls ruinirten Kirchspielen verlangt werden kann. Dies gelte zumal von den kleinen Krämern, die selbst von der Kund— schaft der Arbeiter leben, die jetzt schon bankerott und auf dem Wege zum Pauperismus seien. Mr. Hib bert ist genau derselben Meinung. Abgesehen davon, daß die Bill den Arbeitern von Lancashire und Cheshire nicht die augenblickliche Hülfe verschaffen könne, auf die sie mit Schmerzen warten, so könne sie nur die Wirkung haben, alle Kirchspielvereine der beiden Graf— schaften in dieselbe Tiefe des Elends hinabzureißen. Mr. Vielliers (der Prä⸗ ident des Armenamtes) sucht dem Verbesserungs-Antrag entgegenzutreten indem er berechnet, daß der in den bedrängten Gegenden steuerpflichtige Be= sitz 29000 Pfd. werth sei, daß die Zahl der zu Erhaltenden 332 00 Personen betrage, und endlich, daß eine Armensteuer von 6 Shilling per Pfd., von diesem Besitz von 2,629 000 Pfd. erhoben, eine Summe' von 88/000 Pfd. geben wuͤrde. Ueberdies werde der schwerste Druck bis zum Oktober vorüber sein und man könne bis dahin 406 600 Ballen Baumwolle aus Indien erwarten. Letztere Angabe wird von Mr. Crawford unter— stützt. Oberst Patten ist dagegen für das Amendement. Mit großem Nachdruck spricht Mr. Cobden für den Verbesserungsantrag. Das Raison⸗ nement des Präsidenten des Armenamts leide an einem großen Trugschluß, an der Voraussetzung nämlich, daß, während so viele Tausende von Arbeitern erwerb⸗ und brodlos seien, der normale Zu⸗ stand von Lancashire unverändert fortdauern werde. Er wiederholt, daß das Parlament sich eine schwere Verantwortlichkeit auflade, indem es Lancashire den Gebrauch des von ihm am meisten ersehnten Heilmittels ver= weigern wolle,. Auch Mr. Newdegate ist der Meinung, daß Lancashire die Ursachen seines Elends und die Abhülfe am Besten kennen müsse. Mr. Smith spricht für die Regiernng. Die Rückzahlung der zu borgenden Summe, meint er, werde große Schwierigkeiten haben. In derselben Weise raisonnirt Mr. Henley, der zugleich bemerkt, daß es der Regierung ja immer noch frei stehe, falls in 3 Monaten das Uebel sich nicht gelegt, das Parlament zu eintr November-Sitzung zusammenzurufen, um eine wirkfamere Maßregel einzubringen. Lord Palmer ston bemerkt, daß die Er— hebung einer Anleihe zur Bestreitung laufender Ausgaben nach den Doktrinen der Nationalökonomie verwerflich sei und in der Verwaltung des Armenwesens eine Neuerung wäre. Ueberdies reiche das Vermögen von Laneashire und Cheshire vollkommen aus, um eine tüchtige Hülfsabgabe zu leisten Nachdem noch einige Mitglieder für und wider gesprochen haben, kommt Mr. Puller's Verbesserungsantrag zur Abstimmung und wird mit einer Mehrheit von 7 Stimmen, nämlich mit 95 gegen 88 genehmigt. Rach einer kurzen Conversation, in welcher die Regierung dem Willen des Hauses nachzugeben sich bereit erklärt, kommt man dahin überein, am nächsten Tage, das ist heute, die Bill in der gewünschten Weise zu ändern.
Wie man aus einigen Schilderungen des Manchester „Exa⸗ miner“ sieht, dürfte es in der That bohe Zeit sein, den nothleiden— den Fabrikarbeitern auf anständige Weise zu helfen. Ihre englische Geduld, die von Lord Palmersten und anderen Staatsmännern öffentlich so laut gepriefen wurde, dürfte eine allzulange Probe nicht aushalten. Das erwähnte Blatt schildert verschiedene Kund— gebungen von Arbeitermassen, die sich über die von den Armenhaus⸗ Beamien erfahrene Behandlung bitter beschweren. Hitzige Redner oder Demagogen versäumen in der Regel nicht bei solchen Gelegen⸗ heiten Oel ins Feuer zu gießen. Bei einem Umzuge von 800 brod— losen Arbeitern war der Mayor von Manchester nahe daran, einen sehr zudringlichen Besuch zu erhalten. Auf offenem Platze erklärte ein Redner, die Weiber und Töchter der meisten Arbeiter seien im Armenarbeits haus mit so schnöder „Herzlofigkeit behandelt worden, daß sie lieber auf die Straße gehen“ (d. h. sich der Prostitution ergeben), als sich derselben Thrannei wieder unterwerfen würden. Frankreich. Paris, 31. Juli. Der „Moniteur“ per— öͤffentlicht zahlreiche Beförderungen in der Marine. Der in Mexiko a ne rm. S ff ap gin Roze ist zum Contre-Admiral er— nannt worden. — Die ganze mexikanische Küste befindet sich jetzt in Blokadezustand. Durch diese Maßregel soll das . . Waffen verhindert werden. Die Schiffe, welche sich einer Durch— suchung unterwerfen, können in die mexikanischen Häfen einlaufen, um ihre Waagren abzusetzen. In Vera“ Cruz ist än Individuum erschossen worden, das angeblich einen Angriff auf die Herren von Salignh und Almonte machen wollte. ;
Die Arbeiten, welche zum Schutze der Stadt Arles gegen die eberschwemmungen der Rhone ausgeführt werden sollen, sind durch e D, . für le H. erklärt und der Beitrag des
gates dazu auf zwei Drittel der Bausumme, d. h. auf 5896 stgesezt worden. n ,.
Das Zollamt Chamberh ist für den Import von Baumwollen— und Wollengarn jeder Art, englischen oder belgischen Ursprungs, und das Zollamt Styring im Möosel-Departement für den Import aller mit über 20 Fr. per 100 Kilogramm besteuerten Waaren offen gestellt worden.
General Bazaine, Kommandant der ersten Infanterie-Division der mexikanischen Expeditions-Armee, wird Frankreich vor dem 25. August nicht verlassen. Er geht mit der letzten Truppensen— dung. Wie die „K. Z.“ vernimmt, soll ihm, wenn General Forty fallen sollte, der Oberbefehl über die Expedition übertragen sein. Präsident Juarez hat, wie es heißt, ein Schreiben an den Kaiser gerichtet. Die Regierung von Chili hat es übernommen, dasselbe der mit Mexiko unterbrochenen Verbindungen wegen in die Hände des Kaisers gelangen zu lassen. Auf Betreiben des franzöͤsischen Gesandten in Washington soll Präsident Lincoln vorläufig alle in dem Vertrage mit Juarez ausbedungenen Geldsendungen sistirt haben. — Herr Thouvenel hat auf Befehl des Kaisers seinen Urlaub abgekürzt und kommt wegen der in Italien und dem Orient zunehmenden diplomatischen Complicationen hierher. — Herr von Persigny hat sich auch 48 Stunden in Paris aufgehalten und sich dann auf seine Besitzung Chamarande begeben. — Der General— Staats⸗-Prokurator in Douai hat den Auftrag erbalten, die Ver— theilung der Mirês'schen Broschüre: »Leêttre à M. Dupin«, zu verhindern. Ein ähnliches Verbot wurde auch hier erlassen. Nur Herrn Mirẽs selber wurde es gestattet, diese Broschüre bon Hand zu Hand zu verschenken.
— 1. August. Nach einer telegraphischen Nachricht der „Ind. belge“ wird der General Concha morgen nach Paris abreisen. Er soll den Auftrag haben, dabin zu wirken, daß zwischen Frankreich und Spanien eine Uebereinstimmung in Betreff der mexikanischen Angelegenheit wiederhergestellt werde.
Italien. Die außerordentliche Gesandtschaft, welche am 29. Juli die Reise nach St. Petersburg antrat, besteht aus dem General der Armee, Grafen Hector Cherbaiz de Sommaz als Am— bassadeur, dem eine diplomatische Kanzlei in den Herren Marchese Adoini, früher Chargé d' Affaires in St. Petersburg, Baron Ma— rochetti und Baron Galvagno, so wie ein militairisches Gefolge von fünf Offizieren, worunter Oberst Marchese Ruero de Cout— tance, Adjutant des Prinzen Carignan, und Graf Bracovens de Savarouz, Ordonnanz-Offizier des Königs, sich befinden, folgt.
In Turin traf am 31. Juli als portugiesischer Abgefandter Herr Carreira ein.
Man schreibt der „Patrie“ daß der „Brandon“ am Z30sten d. mit Depeschen aus Civita-Vecchia in Toulon angekommen ist. In Folge der mit diesem Dampfer eingetroffenen Nachrichten werde die Regierung die Mission des Capitains Pothnan, dem die formellsten und energischsten Instructionen zugegangen seien, aufrecht erhalten. „Die römische Küste“, fügt die „Patrie“ bei, „wird sehr streng von den französischen Kreuzern überwacht. Die Dampf Fregatten Descartes“ und „Gomez“ huͤten die Einfahrt des Golfes von Terracina.“
Die „Italie“ meldet, daß die päpstliche Regierung in diesem Augenblicke ein starkes Corps von Iren in Irland werben und ausbilden läßt, um das päpstliche Heer damit zu vermehren. Be— kanntlich hat Msꝗgr. de Merode mit den irischen Bischöfen verab— redet, daß aus jeder Gemeinde Irlands vom Pfarrer ein Rekrut geworben und nach Rom geschickt werden solle. Dieser Plan kommt jetzt in Ausführung.
Die Berichte aus dem Süden sind wieder voll von Ueberfaͤllen und Brandlegungen der bourbonistischen Banden, deren Treiben mehr und mehr in Straßenraub ausartet. General Bosco ist von Rom nach Paris abgereist; in einem Briefe an seinen Bruber, der in der italienischen Armee dient, soll er sich sehr warm für die italienische Einheit ausgesprochen haben. l
Ratazzi hat die Blätter, welche die Proclamation des Syn⸗ dikus von Marsala mit Garibaldi's Rede brachten, saͤmmtlich mit Beschlag belegen lassen. Auch die französische Regierung gab die Nummer der „Indépendance Belge“ nicht aus, in der jene Rede, obwohl aller Ausfälle auf den Kaiser Napoleon entkleidet, stand.
In Neapel ist wieder eine Verschwörung entdeckt worden. Die Sträflinge im Bagne, der Auswurf der Wenschheit, wollten sich frei machen, um in die Crocco'sche Bande zu treten. Der Prozeß Cenatiempo in Neapel hat ergeben, daß die reactionaire Verschwö⸗ rung weite Verzweigungen hatte.
Negpel, 26. Juli. Der „K. Z.“ wird geschrieben: Die Verhandlungen des Verschwörungs-Prozesses gegen Monsignore Cenatiempo, de Christen und Konsorten dauern noch immer unter ungeheurem Andrange des Publikums in Castell Capuano fort. Mit Ausnahme der beiden ersten Sitzungen wurden die übrigen bisher abgehaltenen mit dem Verhör von Denen ausgefüllt. Letz⸗ tere bleiben im Allgemeinen ihren im ersten Verhöre gemachten Er— klaͤrungen treu, die über das ganze stomplot, so wie dessen Fuhrer und Leiter keine Zweifel übrig lassen. Die Aeußerungen der An—
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geklagten, von denen der eine oder der andere der öffentlichen Mei⸗ nung hier noch mehr Trotz bieten will, werden hausß von dem nicht sehr nachsichtigen Publikum mit allgemeinem Pfeifen und Zischen begleitet, und der Präsident sieht sich nicht selten veranlaßt, die Klingel zu ergreifen, um Ruhe und Ordnung zu gebieten. Der ganze Prozeß wird hier im Druck erscheinen und mit Zeichnungen eines sehr gediegenen Malers, mit Namen Gonsalvo Carelli, illu— strirt werden. — Leider haben wir wieder viele und zwar sehr ver— wegene Diebesstreiche zu beklagen. Außerdem gehen vielen hiesigen reichen Herrschaften, die sich jetzt auf ihren Landgütern in der Um— gegend befinden, täglich Drohbriefe zu, in denen sie aufgefordert
werden, unter Androhung von Tod und Brandlegung, enorme
Summen herzugeben. Die meisten kehren daher wieder in die
Stadt zurück.
Turin, 1. August. Oberst Acerbi, General-Intendant der Südarmee, ist verhaftet worden.
Die „Monarchie nazionale“ dementirt das Gerücht von der Abreise Garibaldi's nach Messina; die letzten Berichte datiren aus Palermo. General Cugia, der neue Präfekt von Palermo, ist da— hin abgereist. — Der portugiesische Gesandte wird am Sonntage vom Könige in feierlicher Audienz empfangen werden. — Der Be— richterstatter der Parlamentskommission betreffs der neapolitani— schen Eisenbahn und der Uebereinkunft mit Rothschild hat den Bericht vorgelegt und schlägt einige wesentliche Modificationen vor.
Türkei. Der „Ind. b.“ wird aus Paris geschrieben: Nach Briefen aus Belgrad herrscht in der Stadt wie in dem ganzen Lande eine sehr große Aufregung. Man trifft offen Vorbereitun— gen zum Kriege. Läßt sich die Räumung der serbischen Festungen von den türkischen Besatzungen nicht erreichen, so ist der Kampf unvermeidlich; denn die Regierung des Prinzen wäre gestürzt, wenn sie das Volk zurückhalten wollte. Nun weiß man, und auch die „Patrie“ bestätigt dies, daß die ottomanische Regierung entschieden jede Diskussion über diese Frage der Räumung ablehnt, die der Konferenz in einem Memorandum der serbischen Regierung unter— breitet worden ist. Die Pforte beschränkt ihre Konzessionen auf eine Verminderung des Effektivstandes ihrer Festungsbesatzungen, und wird hierin von England unterstützt. — Bekanntlich ist auch der italienische Gesandte in dieser Konferenz; doch hat ihn bis jetzt der Sultan nicht empfangen.
Dem „Wanderer“ geht folgender Bericht aus Ragusa, 25. Juli, zu: Nachdem Derwisch Pascha in Folge des bei Ostrog mißlungenen Angriffs sich mit der Hauptarmee Omer Pascha's ver⸗— eint hatte, schloß sich ihr auch Hussein Pascha, welcher in Vassoevici operirte, an, und somit hatte sich die ganze türkische Streitmacht konzentrirt und ihre Stellung bei Spuz genommen. Die Montene— griner ihrerseits hatten alle ihre Kräfte in Orialuka gesammelt, und besetzten ihre Vertheidigungslinien. Die Armee Omer Pascha's zählte über 50,000 Mann, während die Montenegriner kaum 15,900 Mann ihnen entgegenzustellen hatten. Den 18. d. Mts. rückten die Türken zum Angriffe vor. Es entspann sich in Bielopavlovich eine mörderische Schlacht, welche zwei volle Tage dauerte. Die Montenegriner kämpften sehr muthig, und erst gegen Ende des zweiten Tages zogen sie sich in ihre zweite stärkere Vertheidigungs— linie zurück; sie besetzten Zagarac. Der Verlust der Türken in dieser Affaire wird nach einer glaubwürdigen Quelle auf 4 bis 5000 Mann angegeben, jener der Montenegriner ist mir nicht be⸗ kannt. — Den 2lsten drangen die Türken neuerdings vor, und griffen die Montenegriner in ihren Stellungen an. Der Kampf ward auf beiden Seiten mit furchtbarer Erbitterung geführt. Beide Theile begriffen, um was es sich handelte. Die Montenegriner empfin— gen den Feind nach ihrer gewohnten Art, und alle Anstrengungen der Türken brachen an ihrem Heldenmuthe. Nach einem äußerst blutigen Kampfe waren die Türken genöthigt, für jetzt die Hoffnung aufzugeben, jenes Bollwerk forciren zu können. Die Armee Omer Pascha's, welche noch vor wenigen Tagen den Rückzug der Monte— negriner aus Bielopavsovich, trotz dem ungeheuren dabei erlittenen Verluste, als einen glänzenden Sieg verfkündigt und gefeiert hatte, mußte das Feld von Zagorae räumen und sich mit großem Ver— luste in ihre früheren Stellungen zurückziehen. Die Details dieser Waffenthat sind noch nicht bekannt. Von Luka Vukalovich in der Herzegowina laufen keine Nachrichten ein. Man wundert sich all— gemein, daß er in den jetzigen entscheidenden Momenten unthätig bleibt. Der „Wanderer“ berichtet aus Belgrad, 27. Juli: Auf Befehl Osman Pascha's von Bosnien haben die Türken von Uzize, außerhalb des Festungsgebiets, in der dortigen Stadt ein Faffee— haus und eine Moschee mit bewaffneter Hand besetzt, und befesti— gen sich jetzt darin. Von der serbischen Regierung sind gegen die— sen Bruch des Konferenzbeschlusses Maßregeln getroffen worden, welche geeignet sind, zu verhüten, daß die Ruhe serbischer Seits gestört werde.
Nach guten ljedoch serbischen) Angaben beträgt der Stand der serbischen regelmäßigen Armee, inel. der Reserven, 50,000 Mann;
der ersten Klasse der Miliz, welche nur junge Leute von 17 bis 20 Jahren umfaßt, 52.900 Mann; der zweiken Flasse Leute, von 20 bis 40 Jahren 52,000 Mann. Sowohl die Miliz erster als zweiter Klasse wird bei Belgrad und in allen übrigen Orten in den Waffen geübt. Für diese Armee sind, wiederum nach serbischen Angaben, 150 sanonen mit Bespannung he⸗ reit, deren Kaliber jedoch nicht groß ist, außerdem etwas Gebirgsgeschütz. Die türkische Besatzung der Festung beträgt 20900 Mann reguläre, 1600 Mann irreguläre Truppen und die Armirung allein gegen die Stadt 150 Kanonen. Mit großer Sorgfalt wacht man darüber, daß der Friede, oder richtiger Waffenstillstand, nicht durch ein zufälliges Ereigniß gebrochen werde, was bei den jungen serbischen Soldaten nicht immer leicht ist. Der Fuͤrst schenkte der Armee aus seinem Privatvermögen 200,000 Dukaten und 12 Mill. Ocka Getreide, die Fürstin 6 Mill. Ocka, wodurch der Brodbedarf für lange Zeit gedeckt ist.
Gerüchte von Unruhen in Bulgarien erhalten sich, der Bezirk Pirot ist im Aufstande. Wenn die Revolution in Bulgarien all⸗ gemein werden sollte, so dürfte die hier errichtete bulgarische Legion eine besondere Wichtigkeit erhalten. (W. 3.)
Rußland und Polen. St. Petersburg, 29. Juli. Die Beiträge für die Abgebrannten, welche vom 4.— 12. Juli der eigenen Kanzlei Ihrer Majestät der Kaiserin eingereicht sind, betra⸗ gen 13,472 R. 57 K. Die ganze Summe der bei der genannten Kanzlei eingegangenen Beiträge beläuft sich auf 116,753 R. 22 F.
Der Lieutenant a. D. Jankowski, früher im Olwiopolschen Ulanen-Regiment, ist wegen Äbfassung und böswilliger Verbreitung aufreizender Schriften und verbrecherischer Verbindung mit einer geheimen politischen Gesellschaft in Krakau laut eines am 14. Juni d. J. Allerhöchst bestätigten Erkenntnisses des General-Auditoriats unter Verlust aller Standesrechte und der ungarischen Medaille zu vierjähriger Zwangsarbeit in den Bergwerken verurtheilt. (N. z. 35
Von der russischen Grenze, 28. Juli. Der Grenzverkehr hat russischer Seits wieder eine Erleichterung erhalten. Bisher erhielten die in den russischen Grenzkreisen sich aufhaltenden preußi⸗ schen Unterthanen keine russischen Grenz⸗Legitimationskarten, ent— behrten daher bei kürzeren Reisen in die Heimath jeder Legitimation und mußten sich, nach dem Ausdrucke der Grenzer, über die Grenze schmuggeln, zumal ihnen die preußischen Pässe gegen Aufenthaltskarten abgenommen wurden und neue Reisepässe nur mit großen Kosten zu erlangen sind. Jetzt ist von den russischen Behörden angeord⸗ net, daß die in den russischen Grenzkreisen lebenden preußischen Unterthanen, wenn sie sich moralisch gut geführt und zu keinem Zweifel an ihrer Zuverlässigkeit Anlaß gegeben haben, eben so wie die russischen Unterthanen Grenz⸗-Legitimationskarten von den jen— seitigen Polizeibehörden erhalten und nach Preußen kommen und wieder zurückkehren können. Diese erleichternden Bestimmungen be— ziehen sich indessen nur auf die russischen Landestheile, nicht auch zugleich auf die polnischen Provinzen. (Tilsit. 3.)
Telegraphische Depeschen aus dem Wolff'schen Telegraphen⸗Büreau.
Wien, Freitag, 1. August, Nachmittags. Das Unterhaus ist bis zum 15. September vertagt worden.
Bern, Freitag, 1. August, Abends. berichtet an den Bundesrath über die
Der Staatsrath Tessins steigende Aufregung in namentlich wegen
Tessin in Folge italienischer Provocationen, Tourte
Plakate, die Lugano als ein italienische Stadt bezeichnen. ist beauftragt, Erkundigungen einzuziehen.
London, Freitag, 1. August, Nachmittags. Nach mit dem „Kangaroo“ aus New-Pork eingetroffenen Berichten vom 22sten v. Mts. waren die Konföderirten bis fünf Meilen von Nasphville vorgerückt. — Gerüchtsweise hieß es, daß die Franzosen Guahmas in der Provinz Sonora okkupirt hätten.
Der Wechselcours auf London war in New-Vork 131, Gold— agio 193; Fonds waren matt.
Turin, Freitag, 1. August, Abends. Man versichert, daß der Zufluß der Angeworbenen in Corleone fortdauere und daß Gari— baldi täglich in Messina erwartet werde. Es heißt gerüchtsweise, daß ein mit Waffen beladenes amerikanisches Schiff in Palermo angekommen sei.
Nach dem „Giornale di Napoli“ hätten die Franzosen ibre Stellungen an den römischen Grenzen verlassen und sich zu Terra— ina, Velletri und Frosinone konzentrirt. Das päpstliche Detache⸗ ment zu Alatri hat sich nach Ferentino zurückgezogen. Die bisher