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Lords und Gentlemen. Wir haben von Ihrer Majestät den Befehl, Sie Ihrer feineren Anwesenheit im Parlamente zu entheben, und Ihnen gleichzeitig den Dank Ihrer Majestät füͤr den Eifer und Fleiß auszusprechen, mit denen Sie sich, während der eben geschlos— senen Session Ihren Pflichten gewidmet haben. — Ihre Majestäͤt befiehlt uns, Ihnen mitzutheilen, daß ihre Beziehungen zu aus— wärtigen Maͤchten freundlich und befriedigend sind und daß Ihre Majestät vertraut, daß dem Frieden Europas keine Störung droht. Der Bürgerkrieg, der seit längerer Zeit unter den Staaten der nordamerikanischen Union wüthet, dauert leider mit un— gebrochener Kraft fort, und seine Leiden sind nicht auf den amerikanischen Kontinent beschränkt geblieben. Ihre Ma— jestät aber war von Anfang entschlossen gewesen, sich an diesem Kampfe nicht zu betheiligen, und hat keinen Grund gesehen, weshalb sie diese strenge festgehaltene Neutralität hätte aufgeben sollen. — In einigen Grenzprobinzen des türkischen Reiches haben Ruhestörungen stattgefunden, und Ihre Majestät hat ihren Ge— sandten in Konstantinopel angewiesen, einer, von den Repräsentan— ten der am Pariser Traktat von 1856 betheiligten Mächte im dieser Stadt zu haltenden Konferenz beizuwohnen. Ihre Majestät ver— traut, daß die in dieser Konferenz zu behandelnden Fragen, in einer, den Traktatverpflichtungen der Alliirten, den billigen Rechten des Sultans und der Wohlfahrt der christlichen Unterthanen seiner Reiche entsprechenden Weise werden behandelt werden. Ihrer Ma— jestät Streitkräfte in China, gemeinsam mit denen des Kaisers der Franzosen sind in Mitwirkung mit den Truppen des Kaisers von China vor Kurzem gebraucht worden, um einige der Hauptsitze des britischen Handels in China vor den schädlichen Einflüssen des, große Striche dieses weiten Reiches verwüstenden Bürgerkrieges zu schützen. Ihre Majestät befieblt uns, Ihnen mitzutheilen, daß sie mit dem Könige der Belgier einen Handelsvertrag abgeschlossen hat, durch den der Verkehr von Ihrer Majestät Unterthanen in Belgien im Allgemeinen dem der meistbegünstigten Nationen gleich gestellt werden wird.
Gentlemen vom Hause der Gemeinen. My Lords und Gent— lemen. Ihre Majestät befiehlt uns, Ihnen ihre warme Anerken— nung auszudrücken für die Freigebigkeit, mit der Sie die Mittel für den Dienst dieses Jahr bewilligt haben, und Ihre Majestät dankt Ihnen, daß Sie Vorsorge getroffen haben, um Ihrer MWaje— stät Schiffswerften und Arsenale in permanenten Vertheidigungs— zustand zu setzen. Ihre Majestät befiehlt uns, Ihnen ihre Bewun— derung für den unverminderten Eifer und den patriotischen Geist, so wie für die erlangte militairische Ausbildung der Freiwilligen auszudrücken. Ihre Majestät hat mit Freude bemerkt, welche freundliche Beziehungen zwischen Ihrer Majestät Unterthanen und den zahlreichen Fremden, welche in diesem Jahre von dem Vereinig— ten Königreich angezogen wurden, obwalteten, und Ihre Majestät vertraut, daß die Grundlagen der wechselseitigen Freundschaft und des gegenseitigen Wohlwollens durch diesen Höflichkeitsaustausch an Kraft gewinnen werden. — Ihre Majestat hat ihre bereit— willige Genehmigung der Akte ertheilt, um den Traktat zu ver— wirklichen, den Ihre Majestät mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten behufs Unterdrückung des Sklavenhandels abgeschlossen hat, und Ihre Majestät vertraut, daß das Zusammenwirken der Flotte der Vereinigten Staaten mit ihrer eigenen viel beitragen wird, um das verheerende Verbrechen, gegen welches dieser Traktat gerich— tet ist, zu vertilgen. — Ihre Majestät hofft aufrichtig, daß die Schritte, welche geschehen sind um die, vom Parlament bewilligte Unterstützung behufs Ausdehnung der Erziehung unter den ärme— ren fllassen ibrer Unterthanen, wirksamer zu machen, einen Gegen— stand von großer nationaler Wichtigkeit fördern. — Ihre Majestät hat mehreren, gemeinnützigen, ihr in dieser Session von Ihnen vor— gelegten Maßregeln willig ibre Genehmigung ertheilt. — Die große Noth, welche in einigen Fabriksbezirken herrscht, hat Ihre Majestät mit tiefem Schmerz und warmer Theilnahme erfüllt, gemischt mit Bewunderung für die männliche Haltung und nachahmungswürdige Kraft, mit denen der Druck ertragen wurde. Ihre Masestät ver— traut, das die Akte, durch welche die Armenverwaltungen über neue Hülfsmittel zu gebieten haben sollen, diesen Nothstand mildern wird. — Die Akte behufs Erleichterung der Grundbesitz-Uebertra— gungen wird den Werth liegender Güter vermehren, die Titel— ansprüche dereinfachen und sicherer machen, die Kosten bei An- und Verkäufen verringern. — Die Akte zur besseren Regelung der Ge— meindebesteuerung wird eine gleichmäßigere Vertheilung der Lokal— steuern herbeiführen, während die Akte zur besseren Verwaltung der Landstraßen, wie Ihre Majestaͤt vertraut, die Verkehrsmittel in
elen Theilen des Landes heben wird. — Die Akte zur Herstel— ines einförmigen Maßes und Gewichtes in Irland wird eilen, über die, als verkehrsstörend, viel geklagt worden ist, zur Verbesserung des Armengesetzes wird es den aͤr—
zon Ihrer Majestät irischen Unterthanen möglich essere ärztliche Hülfe zu verschaffen. — Die Akte be— ing der Fauffahrtei wird, wie Ihre Majestät sprieß 2. für die kaufmännische Marine heraus—⸗
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ehr nach Ihren Grafschaften werden Sie
noch wichtige Pflichten zu erfüllen haben, und Ihre Majestät bittet inbrünstig, daß der Segen des Allmächtigen Ihre Bemühungen stütze und diese lenke zu der Erreichung desjenigen Zweckes, der Ihrer Majestät stete Sorge ist — zur Woblfahrt und zum Glück ihrer Unterthanen.
Frankreich. Paris, 7. August. Der „Moniteur“ kün— bigt zum nächsten Freitage, 15. August, eine große Revue der Armee von Paris und der Nationalgarde an; ebenso einen Empfang der Minister, der Präsidenten der großen Staatskörper, der Mar— schälle, Admiräle u. s. w.
Der „Patrie“ zufolge haben die Bewohner Martinique's und Guadeloupe's durch Vermittelung der dortigen Behörden eine sehr feurig und patriotisch abgefaßte Petition nach Paris geschickt, worin sie die Ermächtigung verlangen, Freiwilligen-Compagnieen zu bilden, um die Operation des mexikanischen Expeditions-Corps zu unter— stützen. Ihrem Wunsche sei bereis entsprochen worden, und babe man nach einigem Zögern über die Frage, welches Ministerium (Krieg oder Marine) die Offiziere für diese neuen Compagnieen er— nennen soll, diese Sorge schließlich dem Grafen von Chasseloup— Laubat übertragen. Demzufolge würden die Offiziere aus der Ma— rine⸗Infanterie genommen.
Herr Slidell, der Agent des separatistischen Südens, der von einer raschen Reise nach Richmond wieder nach Paris zurückgekehrt ist, bringt einen Brief des Präsidenten Jefferson Davis an den Kaiser mit. Die Nachricht von dem Tode der Gattin Beauregard's, Schwester des Herrn Slidell, ist, der „K. 3.“ zufolge, unbegründet. — Das politische Programm der „France“, das morgen und übermorgen hier erscheint, soll unter Anderem im Manuskript 30 Zeilen enthalten, welche der Kaiser in Vichy mit eigener Hand der Arbeit des Herrn von Lagueronniêre beigefügt hätte.
Nach dem „Temps“ haben die letzten Berichte über die Truppen des Generals Marquez veranlaßt, daß man den Gedanken an die Bildung von Kavallerie- und Infanterie-Corps aus mexikanischen Freiwilligen aufgegeben hat. Die einzigen Truppen, welche in das Expeditionscorps eintreten, werden von den Kolonieen von Guade— loupe und Martinique gestellt werden. Alle neuen Truppenabsen— dungen sind bis zum Ende des Monats August verschoben. Die 165 oder 18,000 Mann, die noch einzuschiffen bleiben, werden in 4 oder 5 Tagen von Toulon, Cherbourg und Algier, wahrscheinlich zwischen dem 25. und 31. August, abgehen. Bis jetzt ist nicht die Rede von der Bildung einer dritten Division Infanterie.
Italien. Der „Precursore“ vom 31sten Juli bringt die Abschiedsworte Pallavicino's an die Palermitaner. Es heißt darin u. A.:
Mein Gewissen sagt mir, daß ich alle meine Pflichten, sowohl als Beamter wie als Bürger erfüllt habe. Als mir diese Erfüllung unmöglich wurde, beeilte ich mich, meine Entlassung zu geben, die von der Regierung angenommen wurde Bei meiner Abreise empfehle ich euch, was Gari— baldi euch immer ans Herz gelegt: die Eintracht. Ein einziger Ruf: Wir wollen Nom, erhebe sich vom Aetna bis zum Kranze der Alpen und wir werden Rom haben und nach Rom Venedig.
Das Rundschreiben, welches die „Associazione Emancipatrice“ an die demokratischen Gesellschaften Italiens erlassen hat, lautet:
Während wir eine Finanz ⸗Kommission konstituiren, welche sich zur Bil— dung der demokratischen Masse an die vermöglichen Klassen wenden soll, sind wir gezwungen, an die Gesellschaften zu appelliren, damit sie jedem ihrer Mitglieder eine außerordentliche Beisteuer von einem Franken auferlegen. Dieselbe wird nur einmal eingefordert werden. Dieses Geld wird zu dem geheiligten Fonds für die Befreiung Roms und Venedigs geschlagen werden. Mit diesen Worten glauben wir den Zweck angedeutet zu haben, für welchen wir allein die Summe anwenden werden. Wenn die Gesellschaften das ver— wirklicht sehen wollen, was den Gipfel ihrer Wünsche bildet, so müssen sie sich diesem neuen Opfer unterziehen. Wir verlangen es im Namen des Vaterlandes. Je schneller es geschieht, desto fruchtbarer wird die That werden. Wir beauftragen das leitende Comité, sich der Ausführung mit der wirk— samsten und eifrigsten Sorge anzunehmen. Wir haben zu vieles Vertrauen in seinen Patriotismus, um noch lebhaftere Mahnungen zn gebrauchen. So wie das Geld gesammelt ist, soll es an Herrn Antonio Mosto in Genua eingesandt werden. Mit brüderlichem Gruß!
Die exekutive Kommission.
Einer Depesche des Espero von Aquila zufolge wurde der Pfarrer von Abate Mozzo, mit Namen Racco Sabbatini, don den Assisen zu Teramo zu 17jähriger Zwangsarbeit verurtheilt, weil er die Bevölkerung zum Aufstande gereizt und den Briganti offenen Vorschub geleistet hatte.
Die Garnisonen in Neapel und auf Sicilien sind jede um eine Division verstärkt worden.
Im Norden Italiens, sagt die „Opinione“, kehren viele Frei— willige, welche im Begriff standen, abzureisen, nach Hause zuruck.
Die „K. 3.“ berichtet: Die Garibaldianer haben sich in der Nacht vom 29. Juli in Corleone einer Anzahl Flinten bemächtigt, welche Eigenthum der Gemeinde waren. Der Weaire wandte sich deshalb an den Präfekten von Palermo, aber Pallavicino, der ge— rade im Begriffe stand, abzureisen, erklärte, er könne sich um nichts mehr bekümmern. Die Freischaren befinden sich übrigens in ihrem Lager von Ficuzza nicht allzu behaglich. Garibaldi scheint auf dem Boden seiner Kasse zu sein. Er läßt daher an mehreren Orten
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Kollekten veranstalten, so in Neapel durch den Abgeordneten Matina, der eigens deshalb von Palermo abgereist ist. Auch an die Fürstin Morra soll Garibaldi sich mit einer ahnlichen Bitte gewandt haben. Das Genueser Comité, welches erst jüngst drei große Dampfschiffe gekauft hat, kann nicht viel beisteuern, da 8 selbst am Ende seiner Mittel ist. Die von General Cugia gen Ficuzza gesandten Trup⸗ pen, 8 Bataillone und 1 Batterie, rücken nur in kleinen Etappen vor, um einem letzten Ausgleichungsversuche Zeit zu lassen. Kardinal Antonelli hat eine Note an die Pforte geschickt, um zu erklären, daß der Papst vor Rußland. und Frankreich das Recht zu beanspruchen habe, die Kuppel des heiligen Grabes in Jerusalem wieder herstellen zu lassen. , . . Griechenland. Das ministerielle Journgl von Athen ver— öffentlicht einen sehr mutolosen Artitel über die Regierung ö die Spposition. Dem Bürgerfrieg von Nauplia ist, nach dem Geständ⸗ niß des Blattes, die Geißel einer systematischen Opposition gefelgt. Es erkennt an, daß diese Opposition noch und besonders zu Athen herrscht. Die Regierten, sagt es, sind fast unregierbar geworden. Der „Précurseur, (so heißt jenes Blatt) fragt, wie es möglich sei, daß Europa Vertrauen habe zu einer so exaltirten Nation und wie Griechenland ein großes Reich beerben könne, dessen Untergang zermeidlich erscheine. ( . e stantinopel, 30. Juli. Der „Courrier von Konstantinopel“ vom heutigen Tage bringt folgende Nachrichten. Die dritte Konferenz in Betreff der serbischen Angelegenheiten wird morgen statthaben. In der vorigen Sitzung wäre nach dein genann— ten Blatt entschieden worden, daß die Türken alle befestigten Plätze, die sie im Lande besitzen, räumen sollen, mit Ausnahme von Bel— grad. Die Besetzung dieses Platzes würde neuen Bedingungen
unterworfen sein, welche die Autonomie der Serben sicher stellten.
Alle Vertreter der fremden Mächte, welche an der Konferenz Theil Blätter berühren sie blos im Vorübergehen, doch in der Geselschaft
nahmen, und Fuad Pascha selbst, hätten diese Bestimmung ad refe- rendum genommen. J .
Inzwischen wandert die Bevölkerung von Belgrad nach dem Innern aus, weil sie eine neue Beschießung fürchtet, und die serbische Re—
gierung fährt fort, Freiwillige auszuheben und einzuüben. — Die
Bosniaken sollen ein Bündniß mit den Serben geschlossen haben. (Die „Ind. b.“, der wir diese Depesche entnehmen, bemerkt hierzu in der Revue politique, daß die Bosniaken keine Obrigkeit haben, daß also Niemand berechtigt ist, in ihrem Namen Verträge zu chließen. D. R.) ꝛ , , welche Oesterreich der Türkei leiht. — In Brussa ist von der fanatischen Bevölkerung eine Spinnerei in Brand gesteckt worden. Der Sultan hat in der Besorgniß vor Metzeleien strenge ehle dorthin gesandt. . . 1 . werden, wie die „Ind. b.“ schreibt, özwischen dem Ministerslum Garaschanin und dem türkischen Kemmissar Vefi k⸗ Ahmed Effendi Noten gewechselt, die zwar in der Form diz nn, tisch, im Grunde aber drohend sind. Der Kommissar . verlangt, daß die Bevölkerung sich beruhige, daß sie ach Belgral zurückkehre, daß die serbische Regierung die Barrikaden beseitige, die Beamten, die Kaufleute und ihre Familien zurückrufe, und daß sie schließlich den wohlwollenden Absichten des Sultans vertraue. Herr Garaschanin antwortete auf diese Mittheilung, daß alle Be⸗ amte auf ihren Posten seien, daß die Verwaltungsabtheilungen wie gewöhnlich functioniren, daß aber die Regierung kein Gesetz ö um die Kaufleute zu zwingen, daß sie sich in einem bestimmten Orte
niederlassen, am wenigsten in einer Stadt, die vor Kurzem einer
Beschießung ausgesetzt gewesen ist und es bald wieder sein kann.
Amerika. New-Pork, 26. Juli. Sämmtliche secessioni⸗ nic Mere; der NMunhipalůzai von Baltimore haben abgedankt. Der föderalistische Verlust vor Richmond wird jetzt offiziell auf 16,000 Mann angegeben. — In allen Kreisen herrscht seit einigen Tagen große Muthlosigkeit. Mit der Rekrutirung der Freiwilligen geht es fortwährend langsam und der Ruf nach einer Zwangsaus— hebung wird lebhafter. General Hallecks Ernennung zum Ober⸗ kommandanten erregt ebenfalls wenig Befriedigung, Mr. Seward verbleibt im Kabinct. In Kentucky, Tennessee und Missouri mehren sich die Guerillabanden. In der Stadt St. Louis war ein Komplot zu Gunsten des Südens . worden, in das mehrere der an—
t en Einwohner verwickelt waren.
nn, Das rasche Zusammenschmelzen von M' Clellans Armee ist ein Räͤthsel, mit dessen Lösung sich europäische und ame—⸗ rikanische Blätter in letzter Zeit emsig beschaftigt haben. Nun fin den wir in der „New-Pork Times“ dafür eine ganz eigenthümliche Er— klaͤrung. Mr. Chandler (für Michigan) hatte im Senat mitgetheilt, es habe der Praͤsident bei scinem letzten Besuche in M Elellans Lager erfahren, daß ihm nicht weniger als 70,000 Mann fehlen. Angenommen, daß 40,000 gefallen, krank und gefangen rn, wie ließe sich der Abgang von anderen 30 000 erklären? Der genannte Senator erwähnt nun, daß es den Bemühun⸗ gen eines einzigen seiner Kollegen gelungen sei, 300. Solda—⸗ fen aus einem betreffenden Staate unter den verschiedensten Vorwänden Urlaub von der Armee zu verschaffen, um sich bei diesen und bei seinen Wählern zu Hause populair zu machen. Und
Beide Völker sind sehr erbittert wegen der Un⸗
die, New⸗Vork Times“ stellt darauf folgende Berechnung an: Wenn von den 200 Kongreßmitgliedern blos 100 dasselbe thaten, und um der lieben Popularität wegen 300 streitbare Männer von der Armee entfernten, dann wisse man, was aus den 30,000 Mann ge⸗ worden sei. Was liege übrigens vielen Kongreßmitgliedern daran, was aus der Armee werde, wenn sie sich nur bei ihren Wählern für die Zukunft einschmeicheln können! Dieser Calcul mag über⸗ trieben sein, doch wirft er auf die amerikanischen Zustände ein trauriges Licht, daß dergleichen von einem großen Blatte überhaupt für möglich gehalten werden kann. .
Der New⸗Porker Korrespondenz der „Times“ entnehmen wir Folgendes: Gegen den General Mitchell und mehr noch gegen seinen Obristen, einen Deutschen, Namens Turtchin, (vielleicht Turt—⸗
schin, ein Schweizer? herrscht in Cincinnati und Alabama die größte
Erbitterung. Als General Mitchell nämlich — so erzählen die Blätter von Cincinnati und dessen Umgebung — in Huntsville (Alabama) das stommando führte, beorderte er den Obersten Turtchin mit einer starken Truppenabtheilung, die 25 Meilen weit entfernte niedliche Stadt Athen zum Gehorsam zurückzuführen. Das Städtchen wehrte sich so tapfer, daß der Oberst, darüber wuͤthend, seinen Soldaten kurz vor der Einnahme sagte, er wolle, wenn sie erst eingedrungen seien, „zwei Stun— den lang die Augen schließen.“ Die Stadt liegt in Nord⸗ Alabama, ist ihrer schönen Lage wegen ein beliebter Sommer— aufenthalt, und beherbergt die berühmteste Maͤdchenschule des gan⸗ zen Südens. Die Klage gegen den genannten Obersten lautet da⸗ hin, daß „wahrend er die Augen schloß“, seine Soldaten die Stadt plünderten, und die Zöglinge des Instituts auf eine Weise miß⸗ handelten, die sich nicht wiedererzählen läßt. General Mitchell nahm von der Sache weiter keine Notiz, und auch die New⸗Forker
ist viel davon die Rede, und Praͤsident Lincoln, als Generalissimus der ganzen Armee, dürfte sich am Ende doch bewogen fuͤhlen, hier ein Exempel zu statuiren. Die Blätter in Eincinnati verlangen
nicht weniger, als daß man den Obersten mit seiner ganzen Bande füsilire, und auch damit sei ibnen noch zu viel Ehre angethan.
Telegraphische Depeschen aus dem Wolff'schen Telegraphen ⸗Büreau.
London, Freitag, 8. August, Abends. Mit dem Dampfer „Persia“ aus New-⸗Pork vom 30sten v. Mts. eingetroffene Be⸗ richte melden, daß General Pope mit bo, 000 Mann gegen Vir⸗ ginien vorgerückt sei. Ewell, General der Fonföderirten, habe mit 30,000 Mann Gordonsville genommen. Die Unionisten haben Groß-Junction geräumt, welches von den Konföderirten besetzt worden sei. Verstärkungen aus allen Theilen des Südens seien in Richmond eingetroffen. Die Konföderirten haben ihre Streitkräfte zwischen den Flüͤssen James, Appomattoz und der Stadt Richmond konzentrirt. Die Unionisten haben ein beträchtliches Corps Konföderirter am Missouri geschlagen. Man versichert, daß der „Nashville⸗ mit 22 Kanonen am Bord, die den Konföderirten von englischen Kaufleuten geschenkt worden sind, in einem Hafen des Südens eingetroffen sei.
Aus Veracruz vom 17. v. M. wird gemeldet, daß Mexikaner erfolglose Anstrengungen machen die Franzosen . Orizaba zu vertreiben. Die Straße zwischen Veracruz und Orizab ist frei.
Der Wechselcours auf London war in Newyork 1283, agio 16; Fonds unbelebt; Baumwolle unthätig; Mehl matt,
en gefragt.
. Freitag, 8. August, Abends. . la France enthalt einen von Lag uero nniere unterzeichneten Artikel über die innere Politik des Kaiserreichs. In dem fel den wird erläutert, daß das Kaiserreich eine Regierung sei, welche Revolution durch die Freiheit beherrsche. Dasselbe Jeurnal sichert, daß Garibaldi in einem am 4 d. gehaltenen Ratde schlossen habe, auf Rom zu marschiren. Die Zahl der Freiwilligen dela sich auf 6000, welche eine geheime Verbindung dilden ol em pfangen. Das Exveditionscorps babe sechs Handelsfahrzeuge gemi thet. Garibaldi werde im Golf von Salerno landen,
er mit einem Hülfscorps in die roͤmischen Staaten dringen wer Man erwarte zu Neapel nach der Ankunft Sa ridaldi große Demonstration. Das italienische Geschwader dab Maßregel zur Verhinderung der Aus schiffung ergrisfen.
Vor Salerno sei am 6. ein englisches Kriegsschis ang
157353 er ent onen
men. Im Ministerratbe soll man sich entschlossen das
* 2 . K — Vas neue Journa
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