1863 / 36 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Gutheißung wird unterbreitet werden und durch welchen England zur Zahlung eines Beitrages von 350,000 Pf. St. (etwa 9 Mill. Francs) für die Ablösung des Scheldezolles sich verpflichtt.

Frankreich. Paris, 8. Februar. Der Moniteur veröffent- licht ein Handschreiben des Kaisers an den Gouverneur von Algerien, Marschall Pelissier, über die arabischen Eigenthumsverhältnisse. Als Algier von den Franzosen erobert wurde versprach man den Ara⸗ bern Achtung ihrer Religion und ihres Eigenthums. »Dieses Ver— sprechen«, sagt der Kaiser, »besteht noch immer für uns; ich setze eine Ehre darein, das Edle und Große auszuführen was in den Ver⸗ heißungen der mir voraufgegangenen Regierungen lag. Aber es ist nicht blos gerecht, sondern auch volkswirthschaftlich, den Grundbesitz der Araber zu befestigen. Es giebt in Algerien 3 Millionen Araber und 200,000 Europäer, darunter 120000 Franzosen. Von einer Bodenfläche von 14 Millionen Hektaren, aus denen der Tell‘ besteht, werden 2 Millionen von den Eingeborenen bebaut. Die bearbeitbare Staats-Domaine besteht aus 2/690, 9000 Hectaren, darunter 890, 000 zum Anbaue geeignet und 1,800 6000 Hect. Wald; endlich sind 420000 Hect. der europäischen Ansiedlung übergeben worden; der Rest besteht aus Sümpfen, Seen, Flüssen, Angern und Haiden. Von den 420 000 an Kolonisten überlassenen Heck. ist ein großer Theil von den Konzessionisten den Arabern ent— weder wieder verkauft oder verpachtet worden, und der Rest ist weit entfernt, überall bebaut zu sein. Trotz der lobenswerthen Energie der

Kolonisten und der gemachten Fortschritte erstreckt sich also die euro · päische Arbeit nur über eine kleine Fläche, und es wird ihrer Thä— tigkeit noch lange nicht an Grund und Boden fehlen, und man kann nicht zugeben, daß es nützlich wäre, die Eingebornen zu kantonniren, d. h. ihnen einen gewissen Theil ihres Besitzthums zu nehmen, um den Antheil der Colonisation damit zu vergrößern. Deswegen ist auch das dem Staatsrathe vorgelegte Kantonnements-Projekt unter ein— müthiger Zustimmung zurückgezogen worden. Heute muß man mehr thun: nämlich die Araber überzeugen, daß wir nicht nach Algerien gekommen sind, um sie zu unterdrücken und zu plündern, sondern um ihnen die Wohlthaten der Civilisation zu bringen. Suchen wir also auf jede Weise diese kluge, stolze, kriegerische und ackerbautrei⸗ bende Race für uns zu gewinnen. Algerien ist nicht eine eigentliche Kolonie, sondern ein arabisches Königthum. Die Eingebornen haben dasselbe Recht auf meinen Schutz, wie die Kolonisten, und ich bin eben so gut Kaifer der Araber, als Kaiser der Franzosen. Ich habe den Marschall Randon beauftragt, einen Senats⸗Konsults-Entwurf vor— zubereiten, dessen Hauptartikel sein wird, die Stämme oder Theile von Stämmen zu unentfernbaren Eigenthümern des Gebiets zu machen, welches sie fest bewohnen und dessen traditionelle Nutznießung sie haben, auf was für Rechte sie sich dabei auch stützen mögen.“

Man schreibt dem Courrier du Dimanche aus Singapore, daß die japanesischen Gesandten an Bord des Européen dort angekom— men und mit ihren unzähligen Kisten und Kasten ans Land gesetzt worden seien, weil das Schiff in Folge der neuesten Ereignisse in Cochinchina in aller Eile nach Saigun berufen wurde. Sie muß— ten die Ankunft eines neuen Schiffes erwarten, das sie weiter brin— gen soll. :

Spanien. Nach Berichten aus Madrid vom gten d. war über eine Auflösung der Cortes noch nichts entschieden.

Italien. Die römischen Reformen sind nunmehr so weit vorgerückt, daß die Eisenbahn zwischen Rom und Neapel laut einer telegraphischen Depesche aus Rom am S. Februar definitiv dem regelmäßigen Verkehr übergeben werden sollte. Derselben Depesche zufolge sind die neuen röͤmischen Schatzscheine zum großen Theile schon im Auslande an den Mann gebracht. Ein Edikt des Poli⸗ zei⸗Ministers Msgr. Matteucci in Rom verbietet auch für diesen Karneval, der am 7., 9, 10., 11., 12., 14, 16. und 17. Februar mit den üblichen Pferderennen stattfindet, das Tragen von Gesichts— masken und Waffen jeglicher Art. Eben so darf bei den Vermum— mungen keine geistliche militairische oder obrigkeitliche Tracht nach— geahmt und kein Priester oder Carabiniere mit Confetti beworfen werden.

Türkei. Aus Alexandrien vom 3. d. wird gemeldet, daß der Vicekönig am Tage vorher daselbst eingetroffen sei und dem französischen Konsul für die Mißhandlung, die ein an dem Suez kanal angestellter französischer Unterthan erlitten, eine glänzende Ge— nugthuung gegeben habe. .

Rußland und Polen. Aus Warschau, 4. Februar, wird den Petersburger Blättern über die polnische Insurrection Nachstehendes mitgetheilt:

Zahlreiche Rebellenbanden haben sich in der Umgegend von Wengrow lim nördlichen Theile des Gouvernements Ljublin) und bei Iza (im südlichen Theile des Gouvernements Radom) gebildet. Gegen beide sind Truppen entsendet worden. In der Richtung von Kalicz sind nirgends bedeutende Banden anzutreffen; gegen die kleineren werden in verschiedenen Richtungen fliegende Kolonnen entsendet.

In der ofsiziellen Zeitung des Königreichs Polen heißt es

Die Bauern einiger Dörfer des Kreises Krasnystawm (Gou—

vernement Lublin, haben den Behörden 20 Insurgenten ausgeliefert,

unter denen sich auch ein Geistlicher befindet. In anderen Gegenden verfolgt die Landbevölkerung gleichfalls die Rebellen und nimmt ihnen die Waffen ab. Einige Banden suchen durch Brand und Mord die Landbevölkerung zu zwingen, an dem Aufstande Theil zu nehmen und stellen ihnen Sensen, Messer und andere Waffen zu. Die Mi— litärbehörden haben sich bei ihrer Thätigkeit gegen diese Banden be— müht, die Landbevölkerung auf dem Wege der Treue gegen die ge— setzliche Regierung, der Ordnung und der Achtung der Person und des Eigenthums jedes Einwohners des Königreichs zu erhalten.

Bei der jetzigen Aushebung ist es als Grundsatz angenommen worden, sowohl von der christlichen als von der jüdischen Bevölke rung nur die unverheiratheten Leute zu nehmen. Diese Regel war namentlich bei den Juden schwer zu beobachten, welche sich meisten— theils noch vor dem Lebensalter, welches zum Eintritt in den Mili— tairdienst erforderlich ist, verheirathen. Trotzdem sind in Warschau bei den Juden nur 26 und bei den Christen nur 18 Ausnahmen von dieser Regel gemacht worden, und diese wurden durch zuver— lässige Nachrichten über die schlechte Führung dieser Leute herbei— geführt.

Der Russ. Inv. meldet, daß die von ihm auf anderem Wege erhaltenen Nachrichten nichts wesentlich Neues bringen, sondern nur unbedeutende Einzelnheiten, welche die von ihm aufgestellte Ansicht über den Charakter des Aufstandes bestätigen.

Die Schwierigkeit, die Telegraphen und Eisenbahnen vor den Beschädigungen durch die Rebellen zu schützen, veranlaßte die Di— rection der großen Eisenbahn-Gesellschaft, die Fahrten zur Nachtzeit jenseis Wilna aufhören zu lassen. Das Gerücht, daß einige Beamte der St. Petersburg⸗Warschauer Eisenbahn an dem Aufstande Theil genommen, hat sich leider bestätigt. Unter ihrer Mitwirkung wurde Feuer an einige Brücken gelegt; aber glücklicher Weise ist der durch den Brand veranlaßte Schaden nur unbedeutend und die unter— brochene Verbindung konnte sofort wieder hergestellt werden. Da gegen erfordert es auch die Gerechtigkeit, zu sagen, daß einige von diesen Beamten auch musterhaften Eifer und große Selbstverleugnung an den Tag gelegt haben.

Aus Warschau, 8. Februar, theilt die Pos. Ztg. mit: Der Dzien. powsz. meldete in den zwei letzten Tagen nichts von Bedeu— tung. Von Biala aus wurde die Verfolgung der Ausständischen bis Niemirow am Bug fortgesetzt, wo es letzteren gelang, sich nach Litthauen zurückzuziehen. Im südöstlichen Winkel des Königreichs wurde von Zamose aus ein Streifzug gegen Tomaschow an der galizischen Grenze unternommen und daselbst eine Freischaar von 250 Mann aufgerieben. Ueber eine minder günstige Affaire der Truppen bei Rawa, wohin gestern Sukkurs abging, so wie über das vorgestrige Gefecht bei Wachock, wo eine bedeutende Truppenzahl dem geordnetsten und zahlreichsten Haufen diesseits der Weichsel ge— genüberstand, läßt sich das offizielle Organ noch nicht vernehmen. Von dem geschickten und energischen Kommando des ehemaligen preußischen Offiziers Langiewicz erwarteten die Polen ein günstiges Resultat. Manche wollten sogar schon wissen, daß ein solches er reicht sei, während Andere umgekehrt von einem blutigen Siege der Russen gehört haben wollten. Es ist so schwer, beim Mangel authentischer Nachrichten das Wahre vom Falschen und Uebertriebe— nen zu unterscheiden.

Der Dziennik powsz. meldet amtlich: Am 5. Februar verließ Oberst Emanow mit einer Abtheilung von 260 Mann Infanterie, 220 Kosaken und einer Kanone die Stadt Zamoscz, um eine In— surgentenbande aufzulösen. Diese bestand aus 250 Mann, sie wurde vom Militair angegriffen und sofort zerstreut; ? Mann wurden ge— fangen genommen. Das Militair hatte weder Todte noch Verwundete.

Nach dem Dziennik poznanski hat der russische General Chrusz— czew in Lublin und der Oberst Martynow in Petrikau den Bauern für jeden Insurgenten, den sie gefangen einbringen, eine Prämie von Ss 10 Rubel S. zugesagt! Nach demselben Blatte hat Langiewicz (über den wir beiläufig bemerken, daß sein Vater, ein Deutscher, Lange hieß und in der Provinz Posen wohnte) eine Estafette an den General Uszakow in Radom geschickt, worin er ihn auffordert, die Kriegsgefangenen gut zu behandeln, widrigenfalls Repressalien an— gedroht werden.

Aus dem Koniner Kreise meldet die Pos. Ztg.: Reisende, die am 8. d. mit der Warschauer Schnellpost aus Konin in Posen eintrafen, berichten, daß in dieser Kreisstadt eine ansehnliche russische Truppenmacht, bestehend aus mehreren Bataillonen Infanterie, 5. Es⸗ kadrons und einer Artillerie⸗Abtheilung steht, hinlänglich, um allen Versuchen, im Kreise Konin die Ordnung zu stören, zu begegnen. Die größeren Grundbesitzer des dortigen Kreises sind übrigens ent⸗ schieden gegen die Bewegung und haben sich geweigert, die von anonymen Abgesandten vorgeblicher geheimer Comité's geforderten Geldbeiträge zu zahlen. Einige jüngere Söhne der kleinen Land -Edelleute und Wirthschafts⸗Beamten hatten zwar an⸗— fänglich versucht, eine Anzahl loser Leute zusammenzubringen und ihnen den Wald von Kazimierz zum Stelldichein bezeichnet, wo sie Führer und Waffen finden und Zuzug aus Polen erwarten sollten, sie fan= den aber keins von beiden, und nachdem sie mehrere Tage vergeblich nach solchen gesucht, verliefen sie sich und kehrten nach Hause zurück.

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Der Postverkehr mit Warschau war bis jetzt nicht einen Tag unter— brochen. Auch die Aushebung im Kreise Konin ist ohne Anstand vollzogen worden. Vorgestern wurden in Slupee einige Militairpflich⸗ tige, die zurückgekehrt waren, nachträglich ausgehoben. Uebrigens ist die Anzahl der Auszuhebenden nur in den Städten etwa 2 von 100 Seelen; auf dem Lande werden auf 1000 Seelen höchstens 2 ausgehoben. .

Nach Wiener Nachrichten aus Szakowa (?) vom g9. d. wächst der Aufstand in der Gegend von Olkusz. Bei polnisch Dombrova Gouvernement Bialystock) sammeln sich Insurgenten unter Kurowski. In Czenstochau kann man stündlich den Angriff von Langiewiez er— warten. Der Verwaltung der Warschauer Eisenbahn haben die In— surgenten zugesagt, die Bahn nicht zu beschädigen, wenn die Züge jedesmal auf ihr Verlangen anhalten würden.

Die Schlesische Zeitung vom 9. Februar erfährt aus Beuthen vom 8ten, daß längs des Flusses Brinica Hunderte von kriegstaug— lichen Landleuten mit ihren Habseligkeiten auf preußisches Gebiet ge— flüchtet sind und die Nachricht mitbringen, daß auf den Höfen gro— ßer Grundbesitzer Pferde und große Vorräthe von Lebensmitteln in Bereitschaft gehalten und den Insurgenten zur Verfügung gestellt werden. .

Dänemark. Kopenhagen, 7. Februar. Die heute er— schienene offizielle Dep. Tidende enthält in dänischer und englischer Sprache den Ehe-Kontrakt in Betreff der Vermählung des Prinzen von Wales und der Prinzessin Alexandra. Der von dem dänischen und dem englischen Bevollmächtigten, Conseils-Präsidenten Hall und Herrn Paget, unterm 15. Januar in Kopenhagen abgeschlossene Vertrag ist von der Königin von England am 21. v. M. und vom Könige von Dänemark am 29. v. M. unterzeichnet und ist am 4ten d. M. der ratifizirte Vertrag zwischen dem Conseils-Präsidenten Hall und dem englischen Gesandten Herrn Paget ausgewechselt worden. Gleichzeitig mit dem Abschlusse des Vertrages hat der Conseils⸗Prä⸗— sident dem Herrn Paget eine Note überreicht, worin mitgetheilt wird, daß der König von Dänemark die erforderlichen Schritte gethan, um der Prinzessin eine Aussteuer von 100,000 Thalern R.-M. zukommen zu lassen.

Der König ist nach längerer Abwesenheit von hier gestern Nach— mittag auf Schloß Christiansburg eingetroffen.

Das Königliche Dampfschiff Slesvig wird jetzt ausgerüstet, um Anfangs März die Prinzessin Alexandra von Korsör nach Kiel hinüberzuführen.

Asien. Nach den mit der Ueberlandspost eingetroffenen Be— richten aus Calcutta vom LSten v. Mts. besteht das in den japa— nesischen Gewässern befindliche russische Geschwader aus 12 Dampfern, die größtentheils vor Nangasaki liegen. In Miako, der Residenz des Mikado, sollen Unruhen ausgebrochen und der Letztere verschwunden sein. Aus Hongkong war gerüchtsweise gemeldet, daß zwischen den Russen und Chinesen ein Vertrag abgeschlossen worden sei, nach welchem die Russen sich verpflichtet hätten, Nanking und die anderen längs des großen Kanals gelegenen Städte den Rebellen zu ent— reißen, wogegen sie die Tschusan-Inselgruppe erhalten sollten.

Der russische Admiral Popoff hat mit dem britischen Admiral

Cooper in Hongkong eine Konserenz gehabt.

Telegraphische Depeschen aus dem Wolffschen Telegraphen-⸗Büreau.

Magdeburg, Dienstag, 10. Februar. Bei der heutigen Wahl zum Abgeordnetenhause erhielten der Gerichtsrath Voigtel 238, der Professor Mommsen 46 Stimmen.

Kassel, Dienstag, 10. Februar. In dem Verfassungs⸗Aus⸗ schusse gab der Minister v. Stiernberg gestern Abend die Zusicherung, daß Gesetzentwürfe über die Staatsdienerverhält nisse, das Ober Appellationsgericht, die Presse, das Ver— einswesen und die Expropriation zum Behuf von Eisen⸗ bahn Anlagen bald vorgelegt werden sollten. Ueber Jagd, Rekrutirung und Verkoppelung würden Entwürfe vorbereitet. Die andern Minister waren nicht erschienen. Das Schreiben des Ver— fassungsausschusses (vom 2. d., Verlangen zu erfahren, was zur Durchführung der landesherrlichen Verkündigung vom 21. Juni v. J. geschehen oder zu erwarten seih hat das Gesammtministerium ableh— nend beantwortet.

Lemberg, Montag, 9. Februar, Abends. Die Russen haben Zawichost (an der Weichsel unterhalb des Einflusses des San) genommen und vpersolgen die Insurgenten, die sich nach Sandomir zurückziehen. Bei Slupea (im Radomschen) hat ein einstündiges Gefecht stattgefunden, in dem die Insurgenten viele Gefangene ver— loren.

Pesth, Montag, 9. Februar. Eine Wiener Korrespondenz des heutigen ⸗Sörgöny« widerspricht den Gerüchten von Einsetzung eines ungarischen Ministeriums.

London, Dienstag, 10. Februar, Morgens. In der gestrigen Sitzung des Unterbauses erklärt Lord Palmerston auf eine Interpellation Seymour's, daß die Griechen bis jetzt zur Be— setzung des Thrones nichts gethan hätten als den Prinzen Alfred zu wählen; erst am vorhergehenden Tage habe der griechische Ge— sandte dem Grafen Russell offizielle Anzeige von der Wahl gemacht. Die Regierung werde darauf sofort im Sinne der Thronrede antworten. Der Herzog von Ko⸗ burg habe entschieden abgelehnt. Hennessy (Mitglied für Kings County in Irland) fragt den Premierminister, ob es richtig sei, daß die österreichische Regierung während des Krimkrieges sich erboten habe, dem Bündniß der Westmächte beizutreten unter der Bedingung, daß die Unabhängigkeit Polens proklamirt werde. Der edle Lord habe zwar wiederholt Rußland des Traktatenbruchs gegen Polen beschuldigt, aber 1831, als Oesterreich und Frankreich sich der Rechte Polens annehmen wollten, Namens der englischen Regierung den Beitritt abgelehnt. Der Interpellant will, daß die Krone in einer Adresse gebeten werde, die nöthigen Schritte zu thun, um Rußland zur Innehaltung der Traktate gegen das beispiellos miß— handelte Polen zu zwingen. Der Sprecher des Hauses untersagt indessen die Diskussion als formwidrig.

Paris, Dienstag, 190. Februar. In der gestrigen Sitzung des Corps lägislatif wurde zunächst der Paragraph der Adresse, der sich auf Amerika bezieht, angenommen. In Betreff Italiens ist die Adreßkommission der Ansicht, daß Frankreich keine Verpflichtung habe, Rom den Italienern zu geben. Die Diskussion dreht sich um das Amendement von Jules Favre, welches verlangt, daß die französische Occupation ein Ende nehme. Favre sagt, seit der Ex— pedition Garibaldi's sei mit der französischen Politik eine Wan— delung vorgegangen. Er glaube aber nicht, daß eine neue Lösung möglich sei; Victor Emanuel werde auf die Einheit Italiens nicht verzichten, der Papst seine alten Provinzen nicht aufgeben. Der Redner bespöttelt die päpstlichen Reformen und verwirft die fran— zösische Politik, die entweder zweideutig oder impotent sei.

Paris, Dienstag, 10. Februar. Nachrichten aus Madrid vom 9. d. melden, daß Aurioles zum Justiz“, Ulloa zum Ma⸗ rineminister ernannt ist, und bezeichnen die Auflösung der Cortes als wahrscheinlich. Die Bank von Madrid hat den Diskonto auf 6 Prozent erhöht.

Turin, Montag, 9. Februar. Auf der Tagesordnung der Deputirtenkammer stand die Interpellation des Abgeordneten Pe⸗ trucelli über die Vorgänge in Polen. Der Minister der aus— wärtigen Angelegenheiten bat die Kammer, sich nicht auf diese Dis⸗

kussion einzulassen. Die Regierung sei nicht im Besitz hinreichender In= sormation, um die Ereignisse würdigen zu können; sie werde dem Gesand⸗ ten in Petersburg Instructionen geben, die den Interessen der zwischen Ita⸗ lien und Rußland bestehenden Freundschaft entsprechen und zugleich die liberalen Prinzipien wahren sollten. Petrucelli meint, es wür? eine Schmach für Italien sein, die Diskussion abzuschneiden, rend die Volksvertretungen in England, Frankreich und Schweden den Polen Zeugnisse ihrer Theilnahme gesandt hätten. pi un? Brofferio unterstützen ihn; Miceli beschwert sich mi t die Vorfälle in Genua, daß das Ministerium Demonstratio nen Publikums zu Gunsten Polens bintertreibe. Farini mal Vorsicht, so nothwendig in auswärtigen Fragen, und bäl kussion für gefährlich. Georgini und Lanza Majorität dieselben Gesinnungen für Polen bege wie die Diskussion ablebne, weil es angemessen sei, ein unfruchtbares Votum abz geht in Erwägung, daß es nicht zeitgemäß sei, die Interpellation zuzulassen, zur Tagesordnung über In der Deputirtenkammer stellt Mus über das Gerücht, daß die Insel Elba an Frankreich Der Minister des Auswärtigen erklärt für ungegründet. Petersburg, Petersbourg meldet aus

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