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Die „Kasseler Zeitung theilt ferner mit, daß der diplomatische Verkehr mit Preußen wiederhergestellt und der Vertreter des Kasseler Hofes bereits designirt sei.
Oesterreich. Wien, 12. Februar. Der Minister für Han= del und Volkswirthschaft hat, wie bereits telegraphisch gemeldet wor— den, den Antrag auf eine in Wien abzuhaltende allgemeine Welt- ausstellung Sr. K. K. Apostolischen Majestät unterbreitet. Mit Allerhöchster Entschließung vom S8. Februar d. J. hat der Kaiser seinen Willen ausgesprochen, daß die beantragte Industrie⸗ und Landwirthsschafts⸗Ausstellung, welche sich auch auf die Schöpfungen der Künste erstrecken soll, wenn die Durchführung der dazu erforder— lichen Vorbereitungen dies gestattet, im Jahre 1865 oder wenigstens in einem der nächst darauf folgenden Jahre abgehalten werde.
Gleichzeitig wurde der Minister für Handel und Volkswirth— schaft angewiesen, nach Ablauf eines Jahres das von ihm in dieser Angelegenheit Verfügte zur Allerhöchsten Kenntniß zu bringen.
Großbritannien und Irland. London, 11. Februar. Im Oberhause zeigte gestern Marquis of Normanby eine Besprechung der dem Parlament vorgelegten auf Italien bezüglichen Aktenstücke auf nächsten Montag an. Earl Granville erklärte auf Befragen, daß eine Aenderung im Ticket-of-leave System beabsichtigt sei, so daß künftig ein rückfälliger Züchtling keinen Anspruch mehr auf Erlaß eines Theiles seiner Strafzeit haben würde. Es entspinnt sich über den Gegenstand eine Con- versation, in deren Verlauf die unthätige Politik Sir J. Grey's (des Mi— nisters des Innern) getadelt wird, während Earl Hardwicke überhaupt nicht begreifen kann, mit welchem Rechte ein Staatssecretair des Innern die Vollstreckung richterlicher Urtheilssprüche modifizire.
Im Unterhause zeigte Mr. S. Fitzgerald an, daß er ehestens die Aufmerksamkeit des Hauses auf die Frage der Handelsverträge, namentlich auf den zwischen England und Italien schwebenden Vertragsschluß lenken und Vorlage der darauf Bezug habenden Papiere beantragen wird. — Bei der Motion, ins Subsidien Comité zu gehen, sagt Mr. Hennessy: Ich habe nicht die Absicht, auf die polnische Frage ausführlich einzugehen. Aber da eine Motion über diesen Gegenstand wahrscheinlich sehr bald vor das Haus kommen wird, ist es wünschenswerth, daß ehrenwerthe Mitglieder die in den Händen der Regierung befindlichen Papiere zu sehen bekommen. Ich meine die Korrespondenz über Polen, die zur Zeit des Krimkrieges zwischen England und Oesterreich, und zwischen Frankreich und England zusammen, stattgefunden hat. Mr. J. Griffith sagt, daß er die von ihm angezeigte Frage nicht in einem dem Premier unfreundlichen Sinn stellen wolle. Aber was während der Parlamentsruhe in Bezug auf die Jonischen Inseln vorging, scheine ihm ohne Präzedenzfall. Der edle Lord unterscheide zwischen Staaten unter Schirmherrschaft und andern, die voller Kronbesitz seien, aber die Unterscheidung liege, bei Licht besehen, nur im Wort. Es gebe eine große Festung am andern Ende des Mittelmeers, und die Gleichgültigkeit, womit der edle Lord auf die Anwesenheit der Spanier in Tetuan blicke, lasse befürchten, daß er dem Besitz jener Veste nicht mehr Ge— wicht als dem der Jonischen Inseln beilege. Er frage somit, ob die Re— gierung erachte, daß die Krone vermöge ihrer Prärogative ermächtigt sei, Gebiete, die im de facto Besitz der britischen Nation sind, ohne Wissen und Wollen des Parlaments aufzugeben? Mr. Peacock bittet sich die Erlaubniß aus, ehe der edle Lord antwortet, einige Bemerkungen über dieselbe Frage zu machen. Er gehöre zu denjenigen, die in der Schitm— herrschaft über die Jonischen Inseln keineswegs einen Vortheil für England erblicken, allein er zweifle, ob Ihrer Majestät Regierung mit gehöriger Um— sicht zu Werke ging, als sie sich gewillt erklärte, die Jonischen Infeln ab— zutreten. Sie hätte sich vorher überzeugen sollen, daß ein England genehmer Kandidat gewählt werden wird und daß die vier Mächte in die Abtretung willigen werden. Der Kandidat, den der edle Viscount begünstigte, sei aus⸗ gerissen, und die Ankündigung der Abtretungs-Absicht werde, fürchte er, nur die Annektirungs Agitation, die auf den Inseln früher bestand, weiter anspornen. Man habe Korfu eine stehende Drohung für die Türkei ge⸗ nannt, aber eine viel gefährlichere Drohung sei es für Oesterreich, nämlich für den Hafen von Triest, durch den die Produkte einer Bevölkerung von 0909000 Seelen nach auswärtigen Märkten strömen. Ferner seien die Bewohner der Jonischen Inseln nur dem Namen nach Griechen, und in Wirklichkeit der Abstammung nach Italiener. Wahrscheinlich würden sie binnen sehr wenigen Jahren nach dem Anschluß an Griechenland entdecken, wie schlecht sie sich gebettet, und dann würden sie den Ruf nach Annektirung an irgend ein anderes Land — ohne Zweifel an das Königreich Italien — erheben. Eine solche Agitation würde die schlimmsten Gefühle zwischen Oesterreich und Italien hervorrufen und den Frieden Europas stören. Im Fall der Annektirung an Griechenland müßte stipulirt werden, daß sie Be— standtheil Griechenlands bleiben müßten und nicht unter ein Zepter kom— men dürften, unter welchem sie zu keiner stehenden Drohung für die Ruhe Europas werden könnten. Mr. Roebuck sagt, daß er bei Durchsicht der Papiere keine Depeschen von fremden an den Angelegenheiten Griechenlands und der Jonischen Inseln interessirten Mächten finde, Sb keine Depeschen von Oesterreich bezüglich der Abtretung eingelaufen seien; oder warum die Re— gierung sie nicht vorgelegt habe! Lord Palmerston erwiedert: Ich bin außer Stande, die Frage meines ehrenwerthen und gelehrten Freundes (Mr. Roebuck aus dem Stegreif zu beantworten, werde mich aber erkundi—
en. Zuerst will ich dem ehrenwerthen Mitgliede für die King's County Mr, Hennessy) antworten. HVesterreich hat während des Krimkrieges den Regiexungen von England und Frankreich keinen Vorschlag gemacht, sich mit ihnen zur Wiederherstellung eines besonderen Königreichs Polen zu ver— binden. Im Gegentheil, so weit wir unterrichtet waren — und wir wur— den dies mehr durch den österreichischen Gesandten in Paris, als unmittelbar durch die Regierung in Wien — würde die österreichische Regierung nie in ein solches Arrangement gewilligt haben. Weit entfernt, dazu einzuladen, hätte Oester ; reich gegen ein solches Arrangement unübersteigliche Einwendungen erhoben. Was bei den pariser Konferenzen verhandelt wurde, ist in den dem Parlament vorge⸗
legten Protokollen verzeichnet, und ich wüßte nicht, daß dort etwas Polen Betreffendes vorkam, was nicht in den veröffentlichten Protokollen steht. Die Vorstellung des ehrenwerthen Mitgliedes, daß England und Frankreich von Oesterreich den Vorschlag erhielten, Polen von Rußland zu trennen und als unabhängigen Staat herzustellen, ist daher ungegründet, und das ehren. werthe Mitglied ist über den Gang jener Verhandlung gänzlich falsch be— richtet Das ehrenwerthe Mitglied fur Devizes (Griffith hält die Unter⸗ scheidung zwischen den Jonischen Inseln und einer Kolonie fur bloß eingebildet, weil eine Kolonie einen britischen Gouverneur hat und die Jonischen Inseln einen Gouverneur haben, und beide auch eine britische Besatzung haben Dies erinnert eigentlich an die Bemerkung (Fluellen's) daß Monmouth und Macedonien ganz dasselbe seien; denn Yes giebt etnen Fluß in Monmouth und einen Fluß in Macedonien, und in beiden Flüssen giebt es Salme. Ich glaube nicht, daß das ehrenwerthe Mitglied die Iden⸗ tität, auf die sein Raisonnement sich stützt, nachgewiesen hat. Es giebt zwischen beiden einen weiten und wesentlichen, und nicht blos formellen Un— terschied. Die Jonischeß Inseln sind nicht durch Vertrag als Besitzung der britischen Krone an England überlassen worden. Sie wurden durch? de Vertrag von 1815 als besonderer und unabhängiger Staat errichtet oder eigentlich wiederhergestellt — als Republik der sieben Inseln — und dieser besondere und unabhängige Staat wurde unter den Schutz der britischen Krone gestellt, nicht der britischen Krone als Besitz gegeben. Aber was dieses und andere Gebiete betrifft, die durch Eroberung während des Krieges wo erworben, nicht durch Vertrag abgetreten und somit kein britisches Freilehn find, so wie alle Besitzungen, die durch Vertrag abgetreten und Besitzungen der britischen Krone wurden, so steht es fest, daß die Krone, vermöge ihrer Prärogative, einen solche Besitzungen ohne Zustimmung des Parlaments veräußernden Vertrag abschließen kann. Um einige der neuesten und stärksten Präcedenzfälle anzuführen, so sind Senegal, Minorka, Flo— rida und, die Insel Tabago — lauter Kronbesitzungen — an fremde Mächte abgetreten worden. Ich kann jedoch den ehrenwerthen Gent— leman beruhigen und versichere ihm, daß wir nicht im Entferntesten daran denken, Malta oder Gibraltar einer fremden Macht zum Geschenk zu machen. Hört! Hört! und Lachen. Was die Jonischen Inseln betrifft, so hat sich das Publikum sehr viel falschen Vorstellungen hingegeben und gedacht, daß wir sie mit einem Federstrich dem Königreich Griechenland verehrt haben. Aber es ist nichts dergleichen geschehen. Was wir sagten, war Folgendes. Wenn Griechenland einen Souvperain erwählt, zu welchem die britische Regierung das Vertrauen haben kann, daß er im Innern nach liberalen Grundsãätzen regieren und gegen außen sich des Angriffs auf seine Rachbaren enthalten werde, so wird die britische Regierung die zur Abtretung erforderlichen Schritte thun. Aber nicht vom Willen der britischen Regierung allein hängt die Abtretung ab. Vorerst muß die Einwilligung der Mächte, die den Vertrag von 1815 unterzeichnet haben, erlangt werden. Aber auch mit der Zustimmung dieser Mächte sind wir nicht im Begriff, die Bevölkerung der Inseln einer anderen Macht zu übergeben, wenn die Bevölkerung es nicht will. Es gehört also zur Abtretung erst die Einwilligung der Mächte, dann die anerkannte und amtliche Einwilligung derjenigen, welche die Organe des nationalen Willens der Jonier sind. Aber keiner dieser Schritte ist gethan worden, weil noch keine Veranlassung dazu vorhanden ist. Noch ist kein Fürst für Griechenland erwählt, viel weniger ein Fürst, der den oben erwähnten Bedingungen entsprechen würde. De anderen von dem ehrenwerthen Mitgliede für Maldon (Mr. Peacocke) erwähnten Be— dingungen würden, wie ich zugebe, unumgänglich sein. Aber wir sind noch nicht so weit, um auf diese Einzelnheiten einzugehen. Sir G. Bower hat nichts gegen einen Verzicht auf das Protektorat einzuwenden, aber er tadle es, daß die Regierung, ehe sie ihre Bereitwilligkeit erklärte, sich nicht pri⸗ vatim erkundigt habe, ob die anderen Mächte die Aenderung billigen wür— den. Denn jetzt könnte sie das Scheitern einer auf den Jonischen Inseln
populairen Maßregel bequem einer fremden Macht in die Schuhe schieben.«
Dem Parlament sind wieder Papiere über Italien vor⸗ gelegt worden, welche sich auf die Organisation und Ausrüstung der Räuberbanden in Rom beziehen.
Zrankreich. Paris, 11. Februar. Zehn pariser Blätter haben heute vom Minister des Innern ein Communiqué erhalten. Es erinnert an den Troplong'schen Bericht vom 29. Januar 1861 über das Senats -Consult, welches den Artikel 42 der Verfassung abändern sollte und nun abgeändert hat; es erinnert an die Motive, unter denen der Ami de la Religion am S. März 1862 ein Communiqué, die Presse am 10. März 1867 ein Avertissement erhalten hat; es erinnert an ein im Jahre 1861 zu Rennes gefälltes richterliches Erkenntniß und schließt dann mit den Worten: »Die Moniteur-Note vom S. d., macht also keine Aenderung in der Lage der Dinge, wie diese seit dem 2. Fe⸗ bruar 1861 besteht. Sie ist nur an diejenigen Journale gerichtet, welche sich von einer loyalen und gemäßigten Besprechung würden entfernen wollen. Die Regierung hat, siatt sie den Gerichten zu überliefern, ihnen nur eine wohlwollende Vermahnung geben wollen, welche jetzt der Parteigeist zu entstellen sich bemüht hat.« Aus dem Troplongschen Bericht ist besonders die Stelle betont, wo es heißt, »das Senats- Konsult verdamme die indirekten und verkappten Comptes rendus, welche sonst, angeblich um die Kammersitzung zu besprechen, nur eine beleidigende Karrikatur und eine Satyre auf die Personen waren.«
Heute früh 7 Uhr ist der Postdampfer Louisiana von Vera— Cruz in St. Nazaire eingetroffen und frei in den Hafen eingelassen worden, da Mannschaft und sämmtliche 83 Passagiere vollkommen gesund sind. Am 17. Januar, wo das Schiff Vera ⸗Cruz verlassen, war dort der Gesundheitszustand der Expeditions-Truppen ganz gut. Der letzte Zug Artillerie war am 10. nach Orizaba abgegangen.
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General Forey wollte am 28. Januar von Orizaba aufbrechen und die Operationen gegen Puebla beginnen. Man hatte bereits ange⸗
fangen, Tampico zu räumen. So lauten die Nachrichten, welche die
Patrie aus dieser neuesten Post giebt. . In einer gegen die Times gerichteten Note erklärt der Moni—
teur, daß der von Galveston ausgewiesene Herr Theron nicht, wie die Times angebe, ein diplomatischer Agent Frankreichs gewesen. Er habe nie eine Besoldung bezogen und sei stets nur einfacher Delegirter des Konsuls in New⸗Orleans gewesen. Der andere, vor⸗ geblich auch in diplomatische Intriguen verwickelte Agent, Herr Tabouelle, sei einfacher Kanzler des französischen Konsuls in Rich- mond. Die ihm zugegangene Weisung, Virginien zu verlassen, sei innerhalb 24 Stunden von Iefferson Davis zurückgenommen worden.
— 12. Februar. Temps theilt mit, daß bei Demonstrationen, welche Studirende zu Ehren Polens heute versuchten, mehrere Ver— haftungen stattgefunden haben. 1500 Studirende wollten vor das Hotel des Fürsten Czartoryski ziehen und wahtscheinlich daselbst Polen ein Hoch bringen. Die Ruhe ist weiter nicht gestört worden.
Nach einem Berichte der France aus Mexiko hätte General Forey Dispositionen getroffen, um Orizaba zwischen dem 25. und 30. Januar zu verlassen. Die französischen Vorposten hatten sich Puebla bis auf einige Kilometer genähert.
Italien. Turin, 11 Februar. Graf ÜUsedom ist bier eingetroffen. — Gestern legte der Marineminister dem Abgeordneten⸗ hause mehrere Gesetzentwürfe vor und erstattete einen beruhigenden Bericht über den Stand der Marine Heute fand die Wahl zweier Vice⸗Präsidenten statt; beide ministerielle Kandidaten wurden, Mestelli wie Miglietti, mit 120 von 218 Stimmen gewählt.
Nach dem Movimento ist den Christen am 8. Februar Mor⸗ gens in Genua angekommen, um ins Fort Gavi gebracht zu wer— den, wo er seine Strafe verbüßen soll.
Griechenland. Aus Athen wird vom 7. d. gemeldet, daß Prinz Alfred nach amtlichen Berichten 230,916 Stimmen erhalten hat. Elliot hat die Nichtannahme des Prinzen der provisorischen Regierung jetzt offiziell mitgetheilt. In Erwartung der Vereinigung der jonischen Inseln mit Griechenland haben Freudendemonstrationen stattgefunden. Die Nachrichten aus den Provinzen lauten befrie— digend.
; Türkei. Nach Berichten aus Konstantinopel vom Tten d. Mts. ist der Handelsvertrag mit dem Zollverein daselbst ratifizirt worden. Eyub Pascha wurde zum Gouverneur von Belgrad er⸗ nannt. Zu Eskischehr in Anatolien sind mehrere Christen getödtet und verwundet worden.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 8. Februar. Die hiesigen Blätter bringen über den Aufstand der Polen folgende telegraphische Mittheilungen: Wilna, den 5. Februar. Auf dem 12 Werst von Grodno entfernten Gute Wolowicza hat sich ein In— surgentenhaufen versammelt. Auch aus Wierzbolowo wird berichtet, daß eine starke Rebellenbande mit einem Ueberfalle drohe. Gegen beide Banden sind Truppen entsendet.
Warschau, 5. Februar. General Brunner ist am 31. Januar mit 5 Compagnien, 1 Kosaken⸗-Ssontuja und 2 Geschützen aus Ka— lisz aufgebrochen und hat die Richtung auf Wladiki und Sieradz eingeschlagen, um die starken Banden, welche sich an der Warta auf⸗ halten, anzugreifen.
Heute ist das Urtheil über den Lieutenant Francewicz und den Fähnrich Grekowski des Witebstischen Regiments und den Fähnrich Udymowski des Polozkischen Regiments unterschrieben worden. Sie werden wegen Desertion zu den Rebellen und wegen Uebernahme des Befehls über die Empörer, wozu bei letzteren beiden auch noch die Theilnahme an dem Ueberfalle in Radomsk kommt, erschossen werden.
Brest⸗Litowsk, den 6. Februar. Der Flügel⸗Adjutant Graf Nostitz telegraphirt, daß er am 23. Januar mit seiner Abtheilung die Insurgenten aus Janow herausgeschlagen und ihnen einen Ver— lust von 12 Mann beigebracht habe. Auf unserer Seite wurde 1 Gemeiner getödtet und 1 Offizier und 27 Gemeine wurden verwun— det. Die Insurgenten wurden bis an den Bug verfolgt. Nachdem Graf Nostitz am 24sten 3 Compagnien bei der Abtheilung des Generals Mamajew gelassen hatte, dirigirte er sein Kommando auf Brest.
In Biala ist die Ordnung wiederhergestellt. Auch der Tele— graph ist bis zu diesem Punkte wieder ausgebessert.
Warschau, 6. Februar. Aus Zamose ist die Meldung ein gegangen, daß der Oberst - Lieutenant Jemanow gestern früh mit 260 Mann Infanterie, 220 Kosaken und 1 Geschuͤtz einen Angriff auf Tomaszew in der Nähe der galizischen Grenze ausgeführt und eine Bande von 250 Mann vollständig vernichtet habe; 7 Mann sind gefangen genommen worden. Wir unsererseits haben keinen Verlust dabei erlitten.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 8. Februar. Wenn man allgemein auf die Diskussion im Ritterhause gespannt war, die von der Regierung durch Vorlegung der die schwedische Politik betreffenden Aktenstücke hervorgerufen wurde, ist man sehr
um, wenn auch nicht gerade gegen die gewünschte Mittheilung sei⸗ tens der Regierung zu sprechen, so doch einige Bedenklichkeiten in dieser Angelegenheit zu äußern. Dann aber erklärte er, daß die Regierung, schon bevor der Freiherr Raab seinen Antrag eingebracht hatte, darauf bedacht gewesen sei, den Reichsständen in Fragen der auswärtigen Politik, die sie interessirten, Aufklärung zu geben. Man habe schon mit den hierauf bezüglichen Arbeiten begonnen; wann aber die Mittheilungen der Regierung vorliegen würden, könne er noch nicht bestimmt angeben.
Eine der Bestimmungen des Reformwvorschlages, die Widerstand erweckt hat, ist die, welche die Macht der Geistlichkeit auf das Veto einer Kirchenversammlung, in Gegenständen, betreffend neue Kirchen⸗ gesetze oder Aufhebung von alten, einschränkt. Der Priesterstand macht dagegen geltend, das Recht eines bloßen Veto's gefährde den Bestand der Staatskirche und sei mit den Garantieen, die man ihr darbieten müsse, unvereinbar. Dessenungeachtet ist der bezügliche Paragraph in seiner ursprünglichen Form definitiv genehmigt worden.
Der Gesetzausschuß hat sich dem von Dr. Emanuelsson ein⸗ gebrachten Vorschlag, Jeden, der binnen Jahr und Tag nicht kom⸗ munizirt habe, als nicht zur christlichen Gemeinde gehörig zu behan— deln, nicht angeschlossen, desgleichen ist der Antrag, die Civilehe als die einzige normale Form der bürgerlichen Verehelichung aufzu⸗ stellen, als nicht den Zeitumständen entsprechend abschlägig verwiesen worden.
Amerika. New -Hork, 31. Januar, Abends. Ge— neral Couch befehligt den rechten Flügel der Potomac⸗Armee, Ge⸗ neral Mead das Centrum, General W. F. Smith den linken Flügel, und General Sigel die Reserve. Der Schnee liegt in Falmouth 6 Fuß hoch und die Wege sind nicht zu benutzen. — General Burn side soll vor einem Senatsausschuß wegen der Einmischung seitens einiger subordinirter Offiziere in seine Pläne vernommen werden. — General Franklin hat verlangt, ein Kriegsgericht solle die gegen ihn vorgebrachten Anklagen der Saumseligkeit und Unthätigkeit untker⸗ suchen. — General M'Llellan ist jetzt in Boston, wo man ihm viele Aufmerksamkeit widmet. Es wurde der Vorschlag gemacht, ihm einen öffentlichen Empfang zu bereiten. Der Antrag im Con— greß, M'Clellan an die Spitze der Armee zu stellen, ward von den Zuschauergallerien mit lautem Beifall begrüßt. — Die föderirten Truppen im Süd⸗Westen, die sich zu einem dritten Versuch, den Mississippi zu öffnen, vereinigt haben, haben ihre Operationen nahe bei der Mündung des Yazoo begonnen. General M'Clernand hat den Arkansas verlassen und ist wieder nach Young's Point zurückgekehrt, wo er seine Truppen gelandet haben soll. General Grant verließ Memphis am 27sten, um sich mit Ge⸗ neral Sherman zu vereinigen. General Gorian ist vom White River zurückgerufen worden, um an den Operationen Theil zu neh— men. General M'Clernands Truppen haben wieder in dem vor einigen Monaten von den Negern unter General Williams gegra— benen Kanal zu arbeiten angefangen, durch welchen das Fahrwasser des Mississippi aus dem Flußbette, gegenüber Vicksburg, abgeleitet werden soll. — General Fosters Armee in Nord⸗Carolina ist, kon⸗ föderativen Blättern zufolge, in zwei Kolonnen im Anmarsch auf Wilmington und Kingston begriffen. — Es wird gemeldet, General Corcoran habe die Konföderirten unter Prynor bei Suffolk in Vir— ginien geschlagen. — General Joseph Johnston, der die Konföderirten im Westdepartement befehligt, hat 150,000 Mann zur Vertheidigung der Stadt konzentrirt. Die konföderirten Befestigungswerke in Port Hudson sollen äußerst vollständig sein. Man glaubt, daß die Föde⸗ rirten keinen baldigen Angriff auf diesen Punkt machen werden, in⸗ dem erstens General Banks nicht Truppen genug habe, um New⸗— Orleans zu garnisoniren und Port Hudson anzugreifen, zweitens der größere Theil seiner Armee ungeschulte Rekruten, dagegen die Kon⸗ föderirten bewährte Krieger seien, und drittens das Wasser im Flusse für Kanonenboote zu seicht sei. — Nachrichten vom 24. aus der Havannah melden ausgedehnte Kapereien, welche von dem konföde⸗ rirten Dampfer Oreto, jetzt Florida genannt, gegen die amerika— nische Schifffahrt in Westindien verübt worden seien. Vom Oreto war vor einem Monat irrthümlicher Weise berichtet worden, er sei von Mobile entwischt, aber in Wirklichkeit brach er die Blokade am 15ten. Binnen zwei Tagen hatte der Oreto vier amerikanische Fahr⸗= zeuge genommen und verbrannt oder anderswie zerstört und die Mannschaft in kleinen Böten an die Küste geschickt. Große Be⸗ stürzung herrschte unter den amerikanischen Capitains in Westindien, und mehrere, deren Schiffe segelfertig waren, hatten nicht gewagt, auszulaufen. — Der Dampfer Pearl, unter britischer Flagge, wurde von dem föderalistischen Dampfer Tioga am 20. d. Mts. auf der Höhe der Bahama⸗Bank genommen und nach Key West zur Abur⸗ theilung gebracht. Der von dem föderalistischen Dampfer genom— mene Dampfer Sonora ist auf dem Wege nach Key West. Außer⸗ dem sind die britischen Dampfer Rising Dawn und Antonina, welche die Blokade an verschiedenen Punkten zu brechen versuchten, genom- men worden. — Die erste Frucht der ultrarepublikanischen Deputa⸗ tion in Washington ist ein Befehl des Kriegssecretairs, der den Ge⸗
getäuscht worden. Graf Manderström ergriff nämlich das Wort,
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