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brasilischen mit denen der englischen Regierung zu vergleichen. Für den Werth des Schiffes habe die britische Regierung keinen Ersatz verlangt, aber da erwiesen war, daß die durch den Schiffbruch unbeschädigte Ladung vom Bord des Fahrzeugs weggeschleppt worden, verlangte die Regierung, daß die Ent— schädigungs-Ansprüche des Eigenthümers untersucht und im Fall ihrer Gültigkeit, befriedigt werden. Der Lord-Kanzler verliest eine Botschaft von der Königin, worin die bevorstehende Vermählung des Prinzen von Wales angezeigt und das Haus ersucht wird, die zu angemessener Aus— stattung des hohen Paares erforderlichen Maßregeln zu genehmigen. Earl Granville beantragt die sofortige Genehmigung einer Adresse, um der Königin für die Botschaft zu danken und Gewährung des darin aus— gesprochenen Wunsches zuzusagen. Lord Derby unterstützt den Antrag und dieser wird darauf einstimmig angenommen. — Der Marquis of Nor- manby bringt das jüngst veröffentlichte italienische Blaubuch zur Sprache und beschuldigt die Regierung schreiender Inkonsequenz, denn sie habe im Jahre 1849 die Besetzung Noms durch französische Truppen nicht nur ge— billigt, sondern indirekt die Idee dazu der französischen Regierung eingegeben. Zum Beweise beginnt er Privatdepeschen zu citiren, die er als Gesandter in Turin im Jahre 1849 von der englischen Regierung empfangen hatte. Earl Grey protestirt gegen die Verlesung von Privatdepeschen. Lord Normanby verliest darauf öffentliche Depeschen und wirft Lord Russell vor, daß er erst vorigen Herbst plötzlich den Plan gefaßt habe, energisch auf die Entfernung des Papstes aus Rom hinzuarbeiten; eine Politik, die er zugleich lächerlich und gehässig findet. Earl Rus— sell. erwiedert, es gehe aus den veröffentlichten Papieren zur Ge— nüge hervor, daß Englands Regierung die französische Besetzung Roms nur geduldet, nicht gebilligt habe. Mit seinen Ausfällen auf die italienische Re—⸗ gierung komme der edle Marquis zu spät. Sie sei von allen europäischen Mächten, außer Oesterreich und Spanien, anerkannt, und Italien habe in Freiheit und Wohlstand bereits merkwürdige Fortschritte gemacht. Was die Besetzung Roms betreffe, so habe die englische Regierung bereits 1849 ihre Folgen vorausgesehen und nie gedacht, daß sie permanent sein werde. Er wisse, daß auch der Kaiser Napoleon fühle, wie sehr die Occupation Roms den Grundsätzen des internationalen Rechts widerstreite, und daß er selbst ihr gern ein Ende machen möchte. Daß die weltliche Regierung des Papstes ein trauriger Anachronismus und eine Anomalie sei, gebe heutzutage jeder freisinnig denkende Europäer zu;, und er empfehle seinem edlen Freunde das neulich erschienene Werk »Die weltliche Herrschaft des Papstes, beurtheilt von der französischen Diplomatie« nachzulesen. Der Earl of Ellen bo— rough preist die würdige und unabhängige Haltung, welche die italienische Regierung jetzt beobachtet, und spricht die Ueberzeugung aus, daß die Zeit kommen müsse, wo das italienische Parlament in Rom tagen wird. Nach einigen Gegenbemerkungen des Marquis of Normanby vertagt sich das Haus.
Im Unterhause nahm gestern Mr. W. B. Ferrrand (unter lauten Cheers der konservativen Seite) zum ersten Male seinen Sitz fur Devonport ein. Auf eine Anfrage Mr. Bentincks wegen der angeblichen Aufhebung der Blokade von Charleston durch einen gelungenen Angriff der Konföderir— ten erwiedert Lord Palmerston, die Regierung wisse bis jetzt nicht mehr als was die Zeitungen gemeldet, nämlich daß die Blokade am Morgen eines Tages durchbrochen und am folgenden Tage wieder hergestellt worden. (Eine Stimme: »Am selben Tage«) Genug, dieselbe Post brachte die Nachricht von der Aufhebung und Wiederherstellung der Blokade. Was die staatsrechtliche Bedeutung des Vorfalles betreffe, so hänge dieselbe zu sehr von den Umständen ab, als daß die Regierung, vor naͤherer Kenntniß dieser Umstände, eine Meinung darüber abgeben könnte. — Mr. Roebuck: Ich wünsche die Frage zu wiederholen, die der edle Lord an der Spitze unlängst nicht aus dem Stegreif be— antworten zu können erklärte, was eigentlich von ihm recht merkwürdig war. X möchte wissen, warum keine von fremden Regierungen eingelaufene Depeschen über die Abtretung der Jonischen Inseln in den jüngst vorgeleg— ten Schriftstücken mit enthalten sind? Lord Palmerston: Ich denke, mein ehrenwerther und rechtsgelehrter Freund fragte, ob eine Depesche von Oester—— reich da sei. Mr. Roebuck: Dies war ein Theil meiner Frage. Lord Palmerston: Es ist keine Depesche darüber von Oesterreich da, auch keine von irgend einer anderen Regierung. Lord Palmerston erscheint nachher an der Schranke des Hauses und überbringt die Botschaft der Königin, die Vermählung des Prinzen von Wales betreffend. Der Sprecher verliest die Depesche. Lord Palmerston beantragt und Mr. Disraeli unter— stützt eine Adresse an die Königin. Sir H. Wil loughby und Mr. Wil li ams verlangen einen Ausweis über die Einnahmen des Herzogthums Cornwall. Der Schatzkanzler sagt denselben zu, worauf der Adreß ⸗An—= trag einstimmig angenommen wird. — Bei der Motion auf Vertagung lenkt Mr. S. Fitzgerald die Aufmerksamkeit des Hauses auf die neulich negoziirten Handelsverträge, namentlich auf den zwischen England und Ita— lien schwebenden Vertragsschluß. Die Regierung lasse immer Frankreich die Initiative ergreifen und folge dann bescheiden hinterdrein. Als Signor Mariani voriges Jahr behufs der Unterhandlungen nach England fam, sei er nicht einmal dem Präsidenten des Handelsamts vorgestellt worden. Mr. Layard entgegnet, daß England als freihändle— rischer Staat, keine Zugeständnisse zu machen übrig habe, was allerdings die Unterhandlungen nicht erleichtere. Signor Mariani habe mehrere Unterredungen mit dem Präsidenten des Handelsamts gehabt, aber erklärt, daß er nicht abschließen könne, bis er wisse, was in Paris geschehen sei. Die Schuld liege also nicht an Ihrer Majestät Regierung. Die Verträge mit Preußen, Oesterreich und Dänemark seien wegen verschie— dener Detailsachen nicht zum Abschluß gediehen. Mr. Hennessey sucht zu beweisen, daß Englands Handel mit Neapel und Sicilien in den letzten Jahren sehr abgenommen habe, und daß dies die Folge von Englands italienischer Politik sei. Mr. Disraeli bemerkt, daß Sir Rob. Peel anno 1844 sagte: »Denken Sie nicht, daß die Handelsverträge für immer bei uns ein Ende haben?« In der That seien Handelsverträge mit dem Frei— handel unvereinbar. Doch habe der Apostel des Freihandels, das ehrenwerthe Mitglied für Rochdale (Cobden), einen merkwürdigen Vertrag der Art geschlossen. Man sehe daraus, daß, wie wahr oder wertholl auch abstrakte Prinzipien sein mögen, der Wohlstand der Rationen nur von ihrer klugen Anwendung
abhänge. Das Land habe nun einmal die Politik der unbeschränkten Ron .
kurrenz angenommen; sei es mit derselben unzufrieden geworden, so es offen erklärt, aber man könne nicht zugleich die Vortheile ungefesse⸗ Konkurrenz und diplomatisch⸗kommerzieller Arrangements genießen ö Milner Gib son vertheidigt die von der Regierung beobachtete Pahn und verweilt mit Wohlgefallen bei den Einzelnheiten des englisch'n ĩ gischen Vertrages. Im Ganzen habe die Regierung Grund, mit .
Handelspolitik zufrieden zu sein, und allmälig werde es gelingen, die .
ö. ö. .
tionen Europas mit den Prinzipien und auch mit der Praxis des n, Die Motion wird darauf genehmigt und bah
handels zu befreunden. nachher vertagt sich das Haus.
Frankreich. Paris, 18. Februar. Die Opinion M tionale enthält eine öffentliche Danksagung der hier lebenden poln. schen Jugend an die französischen Studenten, welche vor wen Tagen eine Demonstration zu Gunsten Polens gemacht haben. R Unterzeichner der Adresse zeigen in ihrem und ihrer Kameraden z. men an, daß sie abreisen, um für die Unabhängigkeit ihres Vat landes zu kämpfen. Ladislaus Mickiewiez hebt dabei hervor, daß
2 . . ' h f h schon viele junge Emigranten in den Reihen der Aufständischen sih befinden, und daß selbst alle bejahrten Veteranen, obschon sie sit Familien zu sorgen haben, entweder schon abgereist sind oder ihre Vorbereitungen zur Abreise treffen.
Ueber den telegraphischen Verkehr zwischen dem Großherzogthum Luxemburg und den Telegraphen - Bureauz an der französishen Grenze ist eine Declaration am 1. Februar vereinbart worden. welche der Moniteur heute amtlich veröffentlicht. Sind die beider. seitigen Bureaur nicht weiter als 50 Kilometer entfernt, so kostt die einfache Depesche von 20 Worten 13 Fr.
Der Moniteur glaubt, daß der französische Botschafter am groß— britannischen Hofe, Baron Gros, heute zu Windsor, wohin er ein— geladen worden, der Königin Victoria seine Beglaubigungsschreiben in einer Privat⸗Audienz überreichen werde.
Italien. Auf dem Ministerium des Innern zu Turin laufen täglich im Durchschnitt micht weniger als 100 Petitionen ant Neapel ein.
Eine telegraphische Depesche aus Bari vom 13. Februar mel— det: »Die Untersuchungs-Kommission Betreffs des Räuberwesens i
heute Abend angekommen.“ Ein Regiment Husaren, drei Regimen.
ter Chevauxlegers und ein Regiment Ulanen werden sich in die Ba— silicata, Capitanata und nach Apulien begeben, um die Räuber. banden zu bekämpfen, die sich im Frühjahre daselbst zu konzentriren gedenken.
Das Giornale di Napoli schreibt: »Wir hören, daß Ponynskh Generalmajor der Kavallerie in unserer Armee, seine Entlassung verlangt und erhalten hat und auf der Stelle nach Polen abge— reist ist.·
Der Genueser Zeitung zufolge ist das Movimento vom 11 mit Beschlag belegt worden, und zwar wahrscheinlich wegen eines Aufrufs zu Gunsten Polens, der mit einer Einladung zu eine polenfreundlichen Volksversammlung endigte. Derselben sollten auth Parlaments⸗Mitglieder beiwohnen.
Rußland und Polen. Von der polnischen Grenze, diu 17. Februar, wird der Osts. Ztg. geschrieben: Nachdem die wieder— holten Versuche, Waffen über die westpreußische Grenze nach Polen einzuführen, an der Wachsamkeit der westpreußischen Behörden ge— scheitert sind, hat die Revolutionspartei für ihre Waffentransporte jetzt den Weg über die Posensche Grenze in der Nähe der Weichst gewählt. Am 13. wurden auf dem Bahnhofe zu Osiek zwei Kistn mit der Aufschrift Lederwaaren«, und am 16. auf dem Bahnhof in Bromberg drei große Kisten unter der Declaration » feine Eisen. waaren« polizeilich in Beschlag genommen. Die beiden erstelrn Kisten, die an den Gutsbesitzer von Sikorski adressirt waren, ent⸗ hielten Hieb⸗ und Schießwaffen verschiedener Art, die drei lieh teren meist Revolver. Diese Waffensendungen stehen mit Aufstand;: versuchen in Verbindung, die in diesen Tagen in den Kren Wloclaweck und Konin, wo sich schon am 15. kleinere Insurgenten. banden gezeigt haben, gemacht werden sollen. Im Kreise JM. wraclaw ist unter der polnischen Bevölkerung allgemein das Gerit verbreitet, daß Mieroslawski sich im Kreise Wloclaweck befinde und die Bauern unter der Fahne des Aufstandes sammle. Da dei Name Mieroslawski bei den Bauern eben so populair, wie bei . Adel verhaßt ist, so hat jenes Gerücht in jener Gegend diesseits . jenseits der Grenze nicht geringe Aufregung hervorgerufen. über Konin kommende Warschauer Post ist heute an ö . Grenze zum ersten Male ausgeblieben. Man vermuthet, d
der projektirte Aufstand bei Konin bereits zum Ausbruch . . men und in Folge dessen die Communication unterbrochen!
(Die darauf bezügliche, gestern schon telegraphisch mitgetheilt
Nachricht der Breslauer Zeitung aus Posen, den 18. Februn (
lautet wörtlich:
„Heute früh ist hier die Nachricht von der in der verslossenn ö
Nacht durch die Insurgenten erfolgte Einnahme der Stadt irn ö
eingegangen und sollen bei diesem Ueberfalle 4000 Russen; streut worden sein.“
werde .
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Dagegen meldet die Posener Zeitung vom 19. Februar nur Fol gendes: ö
»Die Koniner Post ist gestern ausgeblieben; als Grund wird angegeben, daß in der Koniner Gegend der Aufstand ausge— brochen sei⸗) . ; —
Aus Warschau, 17. Februar, wird der Bresl. Ztg. mitge— theilt: Der heutige Dzien. powz.“ berichtet: Der General Baron Mengden rapportirt nach einer sechstägigen Expedition in die nörd⸗ lichen Theile des Gouvernements Augustowo, daß der Kreis Ma— riampol, wo sich aufständische Banden konzentrirt hatten, jetzt von solchen gänzlich befreit ist. Die Gesinnung der ländlichen Be⸗ völkerung ist die befriedigendste; ohne sich gewaltthätige Handlungen zu erlauben, bemüht sich die ländliche Polizei mit Hülfe der Land— leute Aufrührer jeden Standes (Wirthschaftsbeamte, Priester u. dergl.), welche sich bestreben, sie durch Aufhetzereien zur Unruhe zu verleiten und zu den Aufständischen zu führen, festzunehmen und den militai— rischen Behörden zu übergeben. — Den 15. Februar wurde auf die Nachricht, daß eine Bande Aufrührer sich zu einem Ueberfall auf die Stadt Mlawa anschickte, eine Truppe von 50 Kosaken und 90 Mann Infanterie, sie zu suchen, ausgesandt. 6 Werst von Mlawa erreichte Das Militair diese aus 150 Mann bestehende Bande, und hat die— selbe theilweise aufgehoben, theilweise zerstreut. Den Aufständischen sind 30 Mann getsdtet, 16 gefangen worden. Außerdem haben sie Waffen und Munition verloren, einige Fuhrwerke und 15 Pferde. Das Militair hatte 2 Verwundete.
Vom Chef des radomer Militairbezirks ist auf telegraphischem Wege folgender Rapport eingegangen; Der Oberst Zwierew hat Studzianna genommen. Die Aufständischen haben sich in die Wäl— der geflüchtet. In Opoczno ist die Ordnung wieder hergestellt.
Aus Lemberg, 18. Februar, erhält die Wien. Ztg. nachfol⸗ gende Depesche: Hier eingelangten Nachrichten aus Tarnow zufolge
soll Langiewiez mit 3500 Mann sich von Staszow gegen Slobnica
gezogen haben. Von seiner Mannschaft sollen 4 — 500 Mann mit Doppelgewehren, etwa 1000 mit Sensen, der Rest mit Knitteln zc. bewaffnet sein. Die Leute sollen in Folge der Strapazen fast kampf— unsähig sein. Wie aus Przemysl mitgetheilt wird, zerstreuen sich die Insurgenten von Zwierzynice in der Gegend von Kamienka und Kziespol. Mehrere der nach Galizien geflüchteten Familien Kehren nach Polen zurück.
Amerika. Der Dampfer City of Edinburgh ist mit 913,000 Dollars an Contanten und Nachrichten aus New-YHork vom 6. d. eingetroffen. Nach denselben haben die Unionisten große Anstren gungen gemacht, Charleston anzugreifen. Die Ezpedition des Ge— nerat Banks ist aufgeschoben worden. Die Konföderirten haben
die unionistischen Kanonenboote bei der Insel Nr. 10 angegriffen,
sind aber zurückgeschlagen worden. Der Kommandirende in Georgia und die Gouverneure von Nordearolina und Alabama haben das Volk aufgerufen, in der Vertheidigung des Vaterlandes fortzufahren. Die Legislative zu New⸗Hork hat die Emanzipations⸗Proelamation gebilligt. Die Handelskammer hat das Vertrauen ausgedrückt, daß die Regierung sich verpflichten werde, zur Unterdrückung der Rebélion Hilfe zu leisten. Der unionistische Dampfer Queen West hat die Blokade von Vicksburg forcirt. Wie gerüchtsweise verlautete, würde Butler Halleck ersetzen.
Nach weiteren Berichten mit dem Edinburg, die bis zum T. d. reichen, haben die Konföderirten in einem Seetreffen im Golf
von Texas den Unionisten einen Kriegsdampfer von 12 Kanonen abgenommen und in Folge dessen den Hafen von Galveston für
offen erklärt. In einer Gegenproklamation der Unionisten wird die ganze Küste von Texas für blokirt erklärt.
Die Konföderirten arbeiten an der Befestigung von Rich mond.
Ihrem Kongresse liegt ein Gesetzentwurf vor, wonach alle Regie rungsbeamten zwischen 18 und 45 Jahren in das Heer eingestellt und in ihren Aemtern durch kriegsuntüchtige Personen ersetzt werden ollen. In Washington ging das Gerücht, der Kongreß werde alle Speculationen auf das Goldagio mit z Prozent besteuern.
Die Gesetzgebung von Indiana diskutirt zwei Vorschläge zur Herstellung des Friedens zwischen dem Norden und dem Süden.
In Vera-⸗Cruz war am 28. d. M. das Gerücht verbreitet, Mejia habe Doblado geschlagen und 400,000 Dollars erbeutet. Daß die Franzosen von der Garnison von Puebla eine Niederlage erlitten, hat sich nicht bestätigt. Am 28. d. befand Foren sich noch in Orizaba. Es wurde erzählt, in Tampico hätten die Mexikaner e n, die den Franzosen behülflich gewesen, nach deren Abzuge gehängt.
Einem Bericht des Times-Korrespondenten über die Lage von Charleston entnehmen wir Folgendes: »Zu behaupten, daß Char— leston, wie es jetzt ist, uneinnehmbar sei, würde offenbar eine Täu⸗ schung sein; aber nichtsdestoweniger ist es wahr, daß es nur mit einer sehr bedeutenden Truppenzahl, die gleichzeitig zu Land und zu Wasser einen Angriff machen müßte, zu bezwingen ist; und zwar müßte der Angriff mit zähester Ausdauer ausgeführt werden. Beim
Eingange des Hafens bedroht Fort Sumter mit gewaltigen Geschützen
die belagernde Seemacht, und hinter diesem Fort erschwert das neue
Fort Ripley die Annäherung gegen die Stadt. Was die Stadt selbst betrifft, so haben zwei der tüchtigsten Ingenieure der Conföde—
ration, die Generäle Lee und Beauregard, all ihre Kenninisse und ihre Erfindungsgabe aufgeboten, um Charleston von der Land—
seite zu schützen. Die erste Linie der Vertheidigungswerke, welche General Lee vor seiner Versetzung nach Virginien anlegte, wurde durch Beauregard zu einem vollständigen Netze von Schanzwerken und Redouten ausgeführt, welches sich nördlich vom Cooperflusse bis südlich zum Ashleyflusse erstreckt. Zudem reicht schon eine nur ober⸗ flächliche Bekanntschaft mit der Umgegend der Stadt hin, um die Ueberzeugung zu gewinnen, wie unmöglich es für eine Armee ist, solche Lagunen⸗Suüͤmpfe und Wälder zu durchdringen, wie sie zwi⸗ schen den zahlreichen Flüssen Südearolinas liegen. So ist es leicht erklärlich, daß die Föderalisten vor kurzem bei Pocataligo, ungefähr in der Mitte zwischen Charleston und Savannah, von einer weit geringeren Truppenzahl überwältigt und zu ihren Kanonenböten zurückgetrieben wurden. — Außer den übrigen Vertheidigungswerken zu Land und zu Wasser, sind vorzüglich die beiden großen eisengepanzerten Widderköpfe zu bemerken, welche jetzt auf dem Werfte liegen und bei einem Angriff auf die Stadt wohl vieles von sich hören lassen wer⸗ den. Was die Wirksamkeit der Blokade betrifft, welche den Hafen von Charleston sperrt, so dürfte vielleicht unter ähnlichen Umständen keine andere Nation eine wirksamere zu Stande bringen; soll aber die Wirksamkeit der Blokade nach der Zahl der Schiffe zu
rechnen sein, welche beim Versuche, ein und auszulaufen, ge⸗— nommen werden, so ist es eine Lächerlichkeit, Charleston, Wilmington, Savannah und Mobile für wirklich blokirt anzusehen. Kaum eine dunkele Nacht vergeht, ohne daß ein Fahrzeug in einem dieser Häfen ein oder ausläuft; und doch würde dies zu verhindern und eine enger einschließende Blokirung auszuführen für keine Nation möglich sein, wenigstens was die Zahl der dazu verwandten Schiffe betrifft. Es existiren Fahrzeuge, die während dieses Krieges in südlichen Häfen
über 50 Mal ein- und ausgesegelt sind und kaum einen einzigen
Schnß gehört haben, der auf sie abgefeuert worden sei. Die Welt hat in dem riesenmäßigen Kampfe, der nun seit 2 Jahren diesen Kontinent
verheert, manche Wahrheiten und Belehrungen gezogen; aber es ist zu
bezweifeln, ob eine folgenreichere und wichtigere Lehre sich ergeben hat, als die Ueberzeugung von der Unmöglichkeit, zu unseren Zeiten eine kräftig wirkende Blokade entlang einer ausgedehnten und unregel⸗ mäßigen Küste darzustellen. Das Glück und der reiche Erfolg, der ein bedeutendes Charlestoner Handlungshaus in dem Geschäfte der Blokadebrechung begleitet hat, ist weder im Norden noch im Süden
ein Geheimniß. Kein Schiff aber, welches dieser Firma, den Herren
Fraser u. Co., gehört, landet jemals an den Werften von Charleston, ohne daß die vollständige spezifizirte Faktura dem General Beaure⸗ gard überreicht wird, damit er aus der Ladung alles das, was er , der Regierung dienlich erachtet, zu Einkaufspreisen aus⸗ wähle.
Die Ratification eines Handels- und Schifffahrtsvertrages zwi⸗ schen den Vereinigten Staaten und der Republik Liberia wurde am 17. Februar in London von Mr. Adams, dem amerika⸗ nischen Gesandten, und Mr. Ralston, dem Generalkonsul von Libe⸗ ria, vollzogen. Dies ist der erste Vertrag und zugleich die erste Anerkennung völliger Gleichstellung zwischen den beiden Ländern. England anerkannte die Republik Liberia bereits vor 14 Jahren, und seinem Beispiele folgten nach und nach die meisten anderen Mächte; aber die Washingtoner Regierung hatte sich bis jetzt des Schrittes enthalten, mit einer farbigen Gemeinde in Beziehung zu
ltreten. ö
Telegraphische Depeschen aus dem Wolff'schen Telegraphen⸗Büreau.
Wien, Freitag, 20. Februar. Nach Berichten aus Athen vom 14. sind die bisherigen Mitglieder der provisorischen Regierung wiedergewählt worden.
Krakau, Freitag, 20. Februar. Die Gerüchte von den Grau⸗ samkeiten der russischen Soldaten gegen die verwundeten in Ojcow zurückgebliebenen Insurgenten bestätigen sich. Ojcow ist in Asche gelegt. Der heutige »Czas« meldet, daß die Russen am 17ten d. das Insurgentenlager bei Staszow angriffen, aber zurückgeschlagen wurden und sich in der Richtung von Stobnica (südwestlich von Staszow, nach der galizischen Grenze hin) zurückzogen.
London, Donnerstag, 19. Februar, Abends. Im Ober hause kündigte Lord Ellenborough an, er werde in der mor⸗ genden Sitzung die Regierung interpelliren, ob sie von der russischen Regierung Mittheilung über den Ursprung des polnischen Aufstandes, und von der preußischen Regierung über den Abschluß der Conven⸗ tion empfangen habe.
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