1863 / 67 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

J .

524

Befehl in folgender Weise geordnet. Bald nach dem Beginn wurde der Aufruf König Friedrich Wilhelm's III. »An Mein Volk« und der »An Mein Kriegsheer« vorgelesen mit folgenden Worten der Erinnerung an Ihre Majestäten die hochseligen Könige Friedrich Wilhelm III. und 1V.

»So sprach heute vor 50 Jahren Friedrich Wilhelm III. zu Seinem Volke, zu Seinem Heere, um zum letzten entscheidenden Kampf zu ziehen. König und Volk setzten ihr Vertrauen auf Gott, von dem allein der Sieg kommt, und Er verlieh den Sieg! nach dreijährigem heldenmüthigen Kampfe.

König Friedrich Wilhelm III. ist eingegangen zur eivigen Ruhe. Ihm folgte die unauslöschliche Liebe und Dankbarkeit Seines Volkes und Seines Heeres, das in Ihm den Retter des Vaterlandes, den Königlichen Helden sah. Friedrich Wilhelm IV., der muthige Mit— kämpfer in jener Zeit, folgte dem Königlichen Vater auf dem Throne. Auch Ihn hat Gottes Rathschluß nach schwerem Leiden bereits in das bessere Jenseits berufen, tief betrauert von Volk und Heer.

Zum Gedächtniß des Helden-Königs und Seines Königlichen Sohnes leeren wir im Stillen unsere Gläser!«

Daranf folgte das ernste Lied: »Ich bin ein Gast auf Erden.« Ferner der Toast auf die Kameraden, die den Heldentod starben und Alle die, welche bereits aus dem Leben ab— berufen wurden. .

»Wir widmen nun unseren Kameraden, die deu Heldentod für König und Vaterland starben, unser Andenken. Sie haben ihre Treue für Thron und Land mit ihrem Tode besiegelt. Die Aner— kennung ihres Königs hat ihre Namen der Nachwelt aufbewahrt, indem Er sie in den Kirchen aufzeichnen ließ. Aber auch den Mitkämpfern, die seit dem Kriege aus unserer Mitte schieden, und von denen Viele ihr Blut und ihre Gesundheit dem heiligen Kampfe opferten, gebührt unsere dankbare Erinnerung. Dem Andenken aller dieser Hingeschiedenen, weihen wir im Stillen dieses Glas!«

Darauf der Gesang: »Ich hatt' einen Kameraden.“ Sodann der Toast auf den König, die Königin und das König— liche Haus (wie oben bei der Feier im Schlosse) und der Gesang: »Heil Dir im Siegerkranz«. Endlich der Toast auf Vaterland und Heer.

Des Königs Wunsch und Wille hat uns heute, an diesem ewig denkwürdigen Tage, vereint. In Berlin versammelt Allerhöchstder— selbe in dieser Stunde alle noch lebenden Ritter des hohen Ehren— zeichens des Eisernen Kreuzes, das König Friedrich Wilhelm III. an dem bedeutungsvollen 109. März 1813 nur für den beginnenden Krieg stiftete. So lohnt nach einem halben Jahrhundert unser Königlicher Kriegsherr die Kämpfer jener Zeit, welche durch vorzugs— weise Thaten sich bemerklich machten. Aber auch uns Alle ehrt Er auf's Neue, indem wir von nun an auf unserer Brust das Bild unsers verklärten Helden⸗Königs tragen werden, eine Verleihung, die den Dank zweier Könige ausspricht, und die doppelt beglückend an dem Tage ist, an welchem in der Hauptstadt des Reiches der Grundstein zurReiterstatue unseres unvergeßlichen Friedrich Wihelm III. in Erz feierlich gelegt wird. Seinem Rufe, Seiner Führung folgten wir im Gott-Ver— trauen. Jeder Einzelne hat durch seine Treue und Tapferkeit das schöne Werk des Friedens mit fördern helfen, das Ziel der heißen Kämpfe. Dieser segensreiche lange Friede, in dessen kurzen Unter— brechungen der Muth und die Hingebung der jetzigen Generation sich als Erbschaft der Vor⸗Eltern würdig zeigten, ein Friede, den wir für Deutschland mit erkämpften, er hat Preußen zu nie gekannter Blüthe geführt, die Gott ferner behüten und weiter führen wird. So möge denn das Vaterland gekräftigt und fortgedeihend mit seinem verjüngten Heere diesen Ehrentag in Dankbarkeit feiern. Auf das Wohl des theuren Vaterlandes und seiner Sieghaften Armee!

Dazu der Gesang: »Ich bin ein Preuße«—

Die Versammlung der Veteranen bei Kroll wurde um 2 Uhr durch das Erscheinen Sr. Majestät des Königs erfreute, welcher vor dem Festmahle im Schlosse wenigstens einige Augenblicke auch unter den alten Kombattanten mit der Denkmünze verweilen wollte.

Mit jubelndem Hurrah begrüßt, richtete Se. Majestät folgende huldvolle Ansprache an die Veteranen:

Sie Alle tragen auf Ihrer Brust die Denkschrift: Gott war mit uns, Ihm sei die Ehre!

Dies Gottvertrauen verlieh den Sieg. Den Dank, den unser Helden-König seinem Volke und Heere aussprach, bin Ich gekommen noch Einmal Ihnen zu sagen, und zwar mit den Worten die das Denkmal auf dem Kreuzberge trägt:

»Der König dem Volke, das auf seinen Ruf hochherzig Gut und Blut dem Vaterlande darbrachte, den Gefallenen zum Gedächtniß, den Lebenden zur Anerkenuung, den künf⸗ tigen Geschlechtern zur Nacheiferung.« .Das prägen Sie Ihren Kindern und Kindes-Kindern ein, dann wird es imnier gut um Preußen stehen. Somit trinke Ich auf Ihr Aller Wohl und Sie trinken mit Mir auf das Wohl des Vaterlandes und des Heeres. Unter dem begeisterten Ruf der alten Krieger zog Se. Majestät

sich hierauf wieder zurück.

Das Fest bei Kroll dauerte bis gegen 6 Uhr.

Um 7 Uhr Abends fanden sodann die Festvorstellunge ; 4* M3 TI. . n in den beiden Königlichen Theatern statt, zu welchen sämmtlich Billets auf Allerhöchste Anordnung vertheilt waren.

Im Qpernhause waren die Seitenlogen im rechten Prosee nium den Mitgliedern des Staats⸗Ministeriums und deren Jam. lien, der ganze erste Rang den Rittern des Eisernen Kreuzes erster Klasse von der Generalität und aus den höchsten Staatsämtern, den Präsidenten beider Häuser des Landtags so wie den Damen des Luisen⸗-Ordens und den Wittwen und Töchtern der Ritter erster Klasse reservirt. Fräulein von Schmettau, geleitet vom General⸗Feld⸗ marschall von Wrangel, nahm in der ersten Loge nächst dem rech⸗ ten Proseenium Platz. Im ganzen Parquet und in allen übrigen Rängen saßen die Ritter des Eisernen Kreuzes vom Obersten herab so wie Wittwen und Töchter von Rittern, eine Versammlung so imposanter und ehrwürdiger Art, wie sie kaum noch statt— gefunden.

Bald nach 7 Uhr erschien in der großen Hofloge unter dem be— geisterten dreimaligen Hurrah des ganzen Hauses, welches sich bei den Klängen des Spontinisschen Festmarsches wiederholte, Se. Majestät der König mit Ihrer Majestät der Königin und den Prinzen und Prinzessinnen des königlichen Hauses und den hohen firstlichen Gästen. Ihre Majestäten nahmen in der Mitte der Loge Platz, zur Seite Sr. Majestät des Königs Ihre königlichen Hoheiten die ver— wittwete Großherzogin von Mecklenburg-Schwerin, die Prinzessin Karl und die Landgräfin von Hessen, zur Seite Ihrer Majestät der Königin Ihre königlichen Hoheiten die Prinzessin der Niederlande, die Kronprinzessin und die Prinzessin Friedrich Karl, in der zweiten Reihe Ihre königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Prinzen des königlichen Hauses, sowie die Prinzessin Alexandrine, die Prinzessin Marie der Niederlande, der Prinz Friedrich der Niederlande, der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin, der Prinz Georg von An— halt und der Prinz Heinrich LXVII. von Reuß, weiterhin die Aller— höchsten und Höchsten Hofstaaten.

Dem Festmarsch von Spontini folgte ein Prolog, gedichtet von Fontane, welcher die Verdienste der Freiheitskämpser um das Vaterland und besonders auch um die Muse mit tief empfundenen Worten pries und mit lebhaftem Zuruf aufgenommen wurde.

Dann fand die Aufführung des zweiten Aktes des »Feldlagers in Schlesien« statt, welcher bekanntlich mit militairischen Scenen aus der Zeit Friedrich des Großen ausgefüllt ist und sichtlich das lebhafte Interesse des Auditoriums von Veteranen erregte.

Zum Schluß der Vorstellung wurden lebende Bilder mit Bezug auf die Feier des Tages dargestellt, zunächst »der Auszug der Freiwilligen« mit dem Hintergrunde des Breslauer Rathhauses, sodann »Opferfreudigkeit« besonders zur Erinnerung an die schöne That des Fräulein v. Schmettau, welche durch freudigen Ruf der Versammlung geehrt wurde, ferner »Hork in der Schlacht bei Wartenburg« und „Blücher im Entscheidungs— Kampfe, endlich ein allegorisches Schlußtableau, die Bild säulen Friedrich Wilhelms III., Friedrichs des Großen (nach dem Rauch'schen Denkmal) und des großen Kurfürsten (nach dem Schlü⸗— ter'schen Denkmal auf der langen Brücke), umgeben von künstlerisch schönen Gruppen der Krieger der betreffenden Zeiten, darüber schwe— bend der preußische Aar in mächtigem Fluge.

Dieses Tableau wurde, wie die früheren, mit begeistertem Beifall aufgenommen, an welchen sich ein nochmaliges allseitiges Hoch auf Se. Majestät den König und das Königliche Haus anschloß, unter dessen freudig wiederholtem Schall die Allerhöchsten Herrschaften Sich nach huldvollem Gruß an die Versammlung der Ehrengäste zurück— zogen.

Bei der gleichzeitig stattfindenden Festvorstellung im Schau⸗ spielhause waren alle Räume gleichfalls für die Veteranen und deren Angehörige reservirt. Eröffnet wurde dieselbe durch den er— wähnten Prolog von Fontane, welcher auch hier freudigen Wieder— hall fand.

Unmittelbar nach den Schlußworten desselben erhob sich der Vorhang vor dem Hintergrunde und das dort aufgestellte Orchester führte den Festmarsch Spontini's aus. Als Festschauspiel wurde so⸗ dann das vaterländische Sittengemälde Raupachs: »Vor hundert Jahren« gegeben. In freudig gehobener Stimmung folgte die Ver⸗ sammlung dem an patriotischen Motiven so reichen Stücke und spendete den charakteristischen Stellen der Dichtung reichen Beifall.

Wir erwähnen noch, daß die Bevölkerung der Hauptstadt am gestrigen Tage einen freudig bewegten Antheil an der denkwürdigen Feier nahm, und daß namentlich die Veteranen, welche auf den Ruf Sr. Majestät des Königs hier in so großer Zahl erschienen waren, durch sichtliche Zeichen allgemeiner Theilnahme und Ehrerbietung ausgezeichnet wurden.

Die Stadt bot gestern auch äußerlich vielfach einen festlichen Anblick dar. Außer den Denkmälern der großen Helden des Befreiungskrieges, welche mit Fahnen und Laub geschmückt waren, hatten eine große Anzahl von Gebäuden ein festliches Ansehen durch Fahnen und Flaggen, und am Abend waren viele Häuser in den besuchteren Stadttheilen glänzend illuminirt. Das Palais Sr.

525

Königlichen Hoheit des Kronprinzen war besonders festlich geschmückt und erleuchtet. Bis zur späten Stunde bewegte sich die Bevölke— rung zahlreich und lebhaft in den Straßen.

Möchte die schöne Jubelfeier, entsprechend dem Geist und Sinn, in welchem Se. Majestät der König sie begangen wissen wollte, nicht blos eine freudige und erhebende Erinnerung für die Theil⸗ nehmer derselben, sondern eine wirksame Anregung wahrhaft patrio⸗ tischen Geistes und herzlicher Einigkeit unseres Volkes werden nach dem Beispiel derer, welche am 17. März gefeiert worden.

Die Behufs Vorberathung des Gesetz-Entwurfs wegen Ab⸗— änderung des Zusatzes 213 §. 13 des Ostpreußischen Provinzialrechts gebildete Kommission des Herrenhauses hat ihren Bericht erstattet und den Entwurf, mit Ausnahme unwesentlicher Fassungsveränderungen in den 5§. 2 und 3, zur Annahme empfohlen.

In der heutigen Sitzung des Abgeordneten hauses, welcher die Minister der Justiz, der Finanzen und der Landwirth— schaft beiwohnten, überreichte der Abgeordnete Schulze (Berlin) einen Gesetzentwurf, betreffend die rechtliche Stellung der Erwerbsgenossen— schaften. Derselbe wird der Justiz-Commission überwiesen. Dann erfolgte die zweite Abstimmung über das Amendement Reichenheim bezüglich das Gesetz wegen der Aufhebung der les Anastasiana. Das Amendement wird mit schwacher Majorität, das Gesetz selbst einstimmig angenommen. Ferner wird der Gesetz-Entwurf, betref⸗— fend den Bau einer Eisenbahn von Rittershausen über Lennep nach Remscheid, sowie das Gesetz, betreffend die Verwaltung der Bergbau⸗ Hülfskassen und schließlich das Gesetz betreffend die Abänderung der Fischerei⸗Ordnung für Pommern genehmigt. Worauf der Schluß der Sitzung um 13 Uhr erfolgt. Nächste Sitzung Montag 10 Uhr.

Nach telegraphischen Nachrichten des hiesigen General⸗Post⸗Amts ist die englische Post, aus London den 17. früh, in Cöln heute Morgen noch rückständig gewesen.

RDꝛzecklenburg. Schwerin, 17. März. Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Frau Großherzogin Mutter beabsichtigen bis zum 24. d. M. in Berlin zu verweilen und dann hierher zurückzukehren. Se. Königliche Hoheit der Erb⸗ großherzog, so wie Ihre Hoheiten der Herzog Paul Friedrich und die Herzogin Marie werden dagegen schon morgen Mittags in Ludwigslust zum Besuch bei Ihrer Königlichen Hoheit der ver— wittweten Frau Erbgroßherzogin erwartet und von da mit dem Bahnzuge Abends hier wieder eintreffen. (Mecklenb. Ztg.)

Belgien. Brüssel, 16. März. Der Herzog Ernst von Coburg hat gestern auf der Rückreise nach Deutschland beim Könige in Laeken einen Besuch abgestattet.

Frankreich. Paris, 16. März. Heute vollendete der Kai—⸗ serliche Prinz sein siebentes Lebensjahr. Gestern Nachmittag fand, wie der »Moniteur« berichtet, im großen Ehrenhofe der Tuilerien zum ersten Male ein Manöver der Pupilles de la garde imer riale, zu denen der Prinz gehört, vor dem Kaiser und der an einem Fenster stehenden Kaiserin statt. Dann stellten die Enfants de troupe ihre Gewehre zusammen und verzehrten in der Dianagalerie ein ihnen vom kleinen Prinzen dargebotenes Vesperbrod.

Durch Kaiserliches Dekret vom 15. d, ist Prinz Louis Lucian Bonaparte zum Großkreuz Range der Ehrenlegion erhoben worden. Bei Gelegenheit des Geburtstages des Kaiserlichen Prinzen hat der Kaiser wieder, wie im vorigen Jahre, um unter den 37.510 Land— gemeinde-Maires des Kaiserreiches die durch ihre Verdienste, ihr Alter und ihre erprobte Hingebung an die öffentlichen Interessen hervorragenden durch einen Beweis allerhöchsten Wohlwollens aus— zuzeichnen, 77 derselben zu Rittern und einen, den Maire von Cherns (Rhone-Departement), Hrn. Gourd, der 1813 auf dem Schlachtfelde verstümmelt und damals schon decorirt worden, zum Offizier der Ehrenlegion ernannt. ö

17. März. Im Senate fand heute die Diskussion über die zu Gunsten Polens eingelaufenen Petitionen statt. Bonjean beschwor die Regierung, den großen Akt der Gerechtigkeit zu voll⸗ ziehen, Polen seine Nationalitäh wiederzugeben. Der Vicomte de Lagusronnière verlangte, daß Rußland auf die Erfüllung der Ver⸗ träge zurückkomme, wird aber im Interesse des Friedens für den Uebergang zur Tagesordnung stimmen. Der Fürst Poniatowski wird gegen die Tagesordnung votiren. Fortsetzung der Diskussion morgen.

Italien. Rom, 16. März. In einem heute stattgehabten geheimen Konsistorium, in welchem die Ernennung von sechszehn Erzbischöfen erfolgte, sprach sich der Papst in einer kurzen Allocution mit einigen Worten über die traurige Lage Polens aus. Zu den neuernannten fünf Kardinälen gehören der französische Benedictiner Pitra und der apostolische Nuntius in Wien, Msgr. Pentini de Luca.

Rußland und Polen. Von der polnischen Grenze, 16. März berichtet die »Osts. Ztg.“ wie folgt: Gleichzeitig mit dem Aufbruch des Langiewiczschen Hauptcorps von Goszeza haben auch die übrigen Insurgenten⸗Banden im Gouvernement Radom, so wie diejenigen in den Gouvernements Lublin und Warschau sich in Be— wegung gesetzt. Ihre Absicht ist offenbar, die russischen Truppen auf allen Punkten zu beschäftigen, um die Offensiv⸗ Bewegung des Lan—m

giewiczschen Haupteorps nach Norden zu namentlich nach Radom, möglichst zu erleichtern. Es liegt im Plane des Generals Langie⸗ wiez, die Insurrection von der Grenze aus immer mehr nach dem Innern des Landes zu verbreiten und sie endlich um Warschau zu konzen— triren. In Warschau soll der Hauptschlag gegen die russische Armee geführt werden. Bis zum 12. 8. war das Langiewiczsche Hauptcorps bis Sosnowka, 3 Meilen von Miechow, vorgedrungen. Es unter— liegt keinem Zweifel, daß die Russen Alles aufbieten werden, um seinem weiteren Vordringen Schranken zu setzen. Von Warschau, Radom und Olkusch aus haben sich die russischen Kolonnen bereits nach Miechow zu in Bewegung gesetzt. Nicht weit von letzterem Städtchen wird es jedenfalls schon in den nächsten Tagen zur Schlacht kommen. Nach zuverlässigen Angaben beträgt die Zahl der am 2. d. nach dem Gefecht von Micozownice auf preußischem Gebiet eingefangenen Insurgenten: in Wreschen 26, darunter 8 in Radlowo und Skompe zurückgelassenen Verwundeten, zu Witkowo 55, zusammen 81. Darunter sind preußische Staatsangehörige 49, Russische aus Polen 28, Oesterreichische aus Galizien 3 und 1 Emigrant aus Lon⸗ don. Ihrem Berufe nach sind: Gutsbesitzer 4, Gutspächter und Ver⸗ walter 2, Gutsbesitzersöhne 5 (meist Knaben von 15 18 Jahren), Student der Medizin 1, Hauslehrer 3, Kandidat des geistlichen Standes 1, Gymnasiasten 13 (davon 12 aus Trzemeszno), Apothe⸗ ker 2, Handlungs⸗Commis 2, Beamter (aus Polen) 1, Wirthschafts⸗ beamte und Eleven 21, Gärtnerlehrlinge 4, Handwerksgesellen und Lehrlinge 12, Arbeitsleute und Knechte 109. Der Bauernstand hat unter den Gefangenen keinen Vertreter. Entlassen sind bereits 3, die vor Beginn des Gefechtes die Flucht ergriffen hatten. Der In⸗ surgent, der auf den Hauptmann von Nitsche geschossen und ihn schwer verwundet hat, heißt Anton Miedzynski und ist Handlungs⸗ Commis aus dem Städtchen Rzychlin in Posen. Er befindet sich in besonderer Untersuchung. Die Verwundeten haben mit Ausnahme eines einzigen, der übergefahren ist, Schußwunden.

Der »Schlesischen Zeitung, vom 17. März ist eine amt⸗ liche Bekanntmachung des Warschau er Postamts zugegangen, nach welcher die Schnellzüge der Warschau⸗Wiener Eisenbahn seit gestern aufgehört haben. ; n

Dagegen enthält die »Breslauer Zeitung« vom 17. März fol⸗ gende amtliche Mittheilung: »Die zum gestrigen Schnellzuge fällige Post aus Warschau hat auch den Anschluß an den kattowttz- breslauer Güterzug nicht erreichtj dagegen traf gestern Abend 7 Uhr in Kattowitz ein Extrazug aus Sosnowice ein.

Wie aus Lemberg, den 17. März, gemeldet wird, hat sich im südlichen Theile des Gouvernements Lublin eine neue gut be⸗ waffnete, über 1000 Mann starke Bande gebildet und an mehreren Orten die National⸗Regierung proklamirt. . t

In Tarnogrod (Gouvernement Lublin an der galizischen Grenze) sind 200 Insurgenten eingerückt und haben daselbst die pro⸗ visorische Regierung eingeführt.

Telegraphische Depeschen aus dem Wolff'cchen Telegraphen⸗Büreau.

Breslau, Mittwoch, 18. März. Dem Mittagsblatt der „Breslauer Zeitung« wird vom 17. d. aus Skalmierzyce leinem Grenzdorfe im Adelnauer Kreise) auf Grund von Mittheilungen aus Kalisch gemeldet, daß bei Londek, drei Meilen von Konin an der Warthe, am 1Üten ein heftiger Zusammenstoß stattgefunden, bei dem die Russen vor den auf 3000 Mann angegebenen Insurgenten weichen mußten und das Städtchen in Asche gelegt wurde. Am 17ten früh sei Verstärkung aus Kalisch nach dem Kampfplatz ab— gegangen.

Wien, Mittwoch, 18. März. Nach Berichten aus Krakau vom 17ten stand die Hauptmacht von Langiewiez am 16ten bei iasz Wielki (2 Meilen nördlich von Miechow, an der Straße nach Radom). Die heutige »Presse« meldet, daß sein Hauptquartier in Dzialaszice (2 Meilen östlich von Miechom) sei. .

Konstantin opel, Dienstag, 17. März, Abends. Der Sultan wird zu Anfange künftigen Monats in Begleitung von Fuad Pascha nach Aegypten reisen und 40 Tage ausbleiben. Derwisch Pascha und der Miriditenhäuptling Bibdoda sind hier angekom⸗ men. Der spanische Gesandte bei der Pforte, Com yn, list nach London versetzt. j

Stockholm, Dienstag, 17. März, . stantin Czartorisky, auf dem Wege hierher, wird überall in Schweden mit dem größten Jubal empfangen.

lbends. Der Fürst Kon⸗

gerliner &etreldkehbsörse vom 18 März. . Weizen loco 58 = 10 Thlr. nach Qualität, gelb. sehlesiseh.

ab Bahn bez.

65 Thlr.