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mit Gesang eröffnet war, hielt der Geh. Regierungs-Rath Professor Dr. Boeckh die Festrede in deutscher Sprache. Der Sprecher be— gann mit den Segenswünschen für Se. Majestät den König und betrachtete hierauf, was der Staat oder das gemeine Wesen im Laufe der weltgeschichtlichen Entwickelung für Förderung und Ver— breitung des Wissens und für das gesammte kheoretische Leben ge⸗ leisttt habe, wobei zugleich auf die Gebundenheit oder Freiheit der Wissenschaft in den verschiedenen Stadien der Entwickelung Rücksicht genommen wurde. Es wurde daraus gefolgert, daß das gegenwär⸗ tige Verhältniß der Wissenschaft zum Staat ein befriedigendes sei, weil neben der Unterstützung derselben vom Staate zugleich ihre
Freiheit anerkannt werde. Indem der Sprecher bemerkte, gerade
die hiesige Universität sei im Geiste der wissenschaftlichen Freiheit gestiftet, knüpfet er den Wunsch an, daß wir auch jetzt die zum Vorbilde nähmen, welche in den Zeiten, deren Glorie in diesen Tagen gefeiert worden, an ihr gelehrt und gelernt hätten. Der Schluß kehrte zum Anfang zurück: der Sprecher forderte die Zuhörer auf, mit ihm die Seelen zu Gott zu erheben, um die göttliche Gnade zu erbitten für unsern Königlichen Herrn und das gesammte König⸗ liche Haus, für das dem König treu ergebene Volk, und für die würdige Stellung des Reiches in dem gemeinsamen deutschen Vater— lande und unter den übrigen Völkern und Staaten. Mit Gesang wurde die Feier geschlossen.
Besuch-Ordnung für die Königlichen Museen.
I) Die Sammlungen der Königlichen Museen, nämlich: die Gemälde⸗Galerie, die Skulpturen⸗Galerie, das Antiquarium im vorderen Museengebäude, die Sammlung der Gyps⸗Abgüsse, die historische Sammlung der neueren Zeit und der Modelle von Bauwerken, Denkmaͤlern u. s. w., die Sammlung der kleineren Kunstwerke des Mittelalters und der neueren Zeit, die Sammlung für Völkerkunde, die Sammlung der nordischen Alterthümer, die Sammlung der ägyptischen Alterthümer im neuen Museengebäude, sind für den Besuch des Publikums geöffnet: Sonnabends und Montags in den 5 Winter⸗Monaten von 10 bis 3 Uhr, in den 6 Sommer⸗Monaten von 10 bis 4 ilhr; Sonntags von 12 bis 2 Uhr.
2) Jedem anständig Gekleideten ist an diesen Tagen während der bezeichneten Stunden der Eintritt, und zwar durch den Haupt⸗ Eingang des vorderen Museums von der großen Freitreppe aus, ohne Weiteres gestattet. Doch werden Kinder unter zehn Jahren gar nicht, Unerwachsene aber nur in Begleitung älterer Per⸗ sonen zugelassen.
3) Mittwochs, Donnerstags und Freitags ist der Be— such der genannten Sammlungen ausschließlich denjenigen Einheimi⸗ schen und Fremden vorbehalten, welche dieselben zu Studien irgend einer Art benutzen wollen, und zu diesem Zweck der Zutritt dazu während der unter 1) angegebenen Stunden gegen Vorzeigung der Copir-Karten oder vorgängige Eintragung in das am Eingange auf⸗ gelegte Buch gestattet. Der Eingang findet an diesen Tagen durch die Thür des neuen Museums unter dem Uebergangsbau statt.
c Die Sammlung der Handzeichnungen, Minia— turen und Kunstdrucke im neuen Museen“ Gebaͤude ist für den Besuch des Publikums nur am Sonntage von 12 bis 2 Uhr geöffnet. An den übrigen Tagen, also am Montag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Sonnabend ist der Besuch dieser Abtheilung ausschließlich denjenigen Einheimischen und Fremden vor⸗ behalten, welche dieselbe zu Studien benutzen wollen.
⸗ 5) Am Dienstag jeder Woche, so wie an den kirchlich en
Feiertagen, nämlich an beiden Festtagen des Oster⸗, Pfingst⸗ und Weihnachtsfestes, am Neujahrstage, Charfreitage, Bußtage und Himmel⸗ fahrtstage sind die Königlichen Museen geschlossen.
6) Den Galerie⸗ Dienern, Portiers ꝛc. ist untersagt, bei der Ausübung ihrer Dienstpflicht irgend ein Geschenk anzunehmen.
Berlin, den 1. Oktober 1862.
Der General! Direktor der Königlichen Museen. von Olfers.
Finanz Ministerinm.
In Folge der Beschwerden über den Aufkauf der Lotterie-Loose durch Händler ist von uns, um dem Publikum die Wiedererlangung gespielter Loose zur folgenden Klassen-Lottexie zu erleichtern, die An
ordnung getroffen, daß für Spieler, welche bei Erneuerung von Loosen zur vierten Klasse dem Einnehmer oder Unter Einnehmer die Absicht des Spiels der selben Ursprungs-Loose in der folgenden Klassen⸗Lotterie aussprechen, diese Loose vom Einnehmer, sofern sie seiner Kollekte verbleiben und nicht die Zahl von drei ganzen Loosen überschreiten, bis zum zehnten Tage nach beendigter Ziehung vierter KLlasse aufzubewahren und erst dann, wenn sie bis dahin nicht unter Zahlung des Einsatzes und Vorlegung der entsprechenden Loose vier- ter Klasse der vorhergegangenen Lotterie abgefordert worden, ander⸗ weit zu verkaufen sind. Den Spielern, welche hiernach die bevor— stehende Erneuerung der von Zwischenhändlern gekauften Loose selbst bewirken wollen, aber nicht den Wohnort des auf den Loosen unter— schriebenen Einnehmers kennen, wird die unterzeichnete Behörde die⸗ sen Wohnort auf Anfrage mittheilen. Auch werden etwa hierher mit den Einsatzbeträgen vierter Klasse bis zum 8. k. M. ein⸗ . Loose unmittelbar den betreffenden Einnehmern zugestellt werden. Berlin, den 20. März 1863. Königliche General-Lotterie-Direction.
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Angekommen: Se. Exgcellenz der General der Kavallerie und kommandirende General des V. Armee-Corps, Graf von Walder see, von Posen.
Abgereist: Se. Excellenz der General-Lieutenant und Gou— verneur von Königsberg, von Dankbahr, nach Königsberg i. Pr.
Se. Exzcellenz der General ⸗Liöeutenant und kommandirende Genctal des J. Armee -Corps, von Steinmetz, nach Stettin.
„Berlin, 25. März. Se. Majestät der König haben Aller— gnädigst geruht: Dem Geheimen Regierungs-Rath Brix zu Berlin zur Anlegung des von des Königs von Sachsen Majestaͤt ihm ver⸗ liehenen Komthurkreuzes zweiter Klasse des Albrechts⸗Ordens, dem Bürgermeister Rother zu Myslowitz im Kreise Beuthen, zur An— legung des von des Kaisers von Rußland Majestät ihm verliehenen St. Stanislaus⸗Ordens dritter Klaffe und dem Theater⸗Direktor, Kommissions⸗Rath Wallner zu Berlin, zur Anlegung des von des Herzogs von Sachsen-Coburg-Gotha Hoheit ihm verliehenen Verdienstkreuzes des Herzoglich Sachsen-Ernestinischen Hausordens, die Erlaubniß zu ertheilen.
Vier ze ichn iß der Vorlesungen und praktischen Uebungen, welche auf der hiesigen Koͤnig= lichen Thierarzneischule im bevorstehenden Sommersemester vom 9. April er. ab gehalten werden:
1) Der Herr Geheime Medizinal-Rath, Direktor, Professor Dr. med. Gurlt, wird Montags, Dienstags, Donnerstags und Freitags von 9 bis 10 Uhr, die Physiologie und von 10 bis 11 Uhr die Natur geschichte und Eintheilung der gesammten organischen Natur vortragen. An denselben Tagen von 2Wbis 3 Uhr lehrt derselbe die Botanik und wird damit an geeigneten Tagen Exkursionen verbinden. Unter seiner Leitung geschehen die Sectionen der in den Krankenställen gefallenen Thiere, bei welchen derjenige Lehrer anwesend sein wird, in dessen Krankenstalle das Thier gefallen ist.
2) Herr Professor Dr. med, Hertwig lehrt täglich, mit Ausnahme des Donnerstags, von 6 bis 7 Uhr Morgens Arzneimittellehre und am Montag, Dienstag, Mittwoch und Freitag von 7 bis 8 Uhr Mor— gens die Ehirurgie und Operationslehre. Außerdem wird derselbe, mit Zuziehung von Eleven der Anstalt, erkrankte Hausthiere (mit Aus⸗ nahme der Pferde und Hunde), sowohl in hiesiger Residenz, als im Teltowschen und Niederbarninischen Kreise, in den Ställen ihrer Be— sitzer, auf Verlangen thierärztlich und ohne Entgelt behandeln.
3) Herr Professor Dr. philos. Erdmann hält Montag, Dienstag und Donnerstag von 11 bis 12 Uhr über Physik und am Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 3 bis 4 Uhr Nachmittags über Pharmakologie ünd Formulare Vorträge. Außerdem leitet der selbe täglich die pharmazeutischen Uebungen in der chulapotheke.
4 Herr Lehrer Dr. philos Spin ola wird täglich des Morgens von 8 bis Uhr den zweiten Theil der speziellen Pathologie und Therapie der sämmtlichen Krankheiten der Hausthiere und drei Mal wöchentlich, des Montags, Mittwochs und Freitags, von 5. bis 6 Uhr Nachmittags, über Exterieur des Pferdes lesen. Außerdem leitet derselbe täglich, des Vormittags von 9 bis 19 Uhr und des Nachmittags von 4 bis . Uhr, den praktischen Unterricht über die zur Anstalt gebrachten kran= ken Hunde und kleineren Hausthierc.
5) Der Vorsteher der Schulschmieden und Brigade⸗Roßarzt, Herr Lehrer Hoffmeister, wird Freitags von 5 bis 6 Uhr Nachmittags, Repeti=
tionen über die Lehre vom Hufbeschlage halten und die praktischen
Uebungen in der Instructionöschmiede läglich leiten.
6) Herr Lehrer und epartements - Thierarzt Köhne wird täglich des Vormittags von 9 bis 16 Uhr und des Nachmittags von 4 dis 5 Uhr den praktischen Unterricht in den Pferdekrankenställen ertheilen. Außer-
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dem wird derselbe Montags, Dienstags, Donnerstags und Freitags des Morgens von 6 bis 7 Uhr über gerichtliche Thierheilkunde und Veterinairpolizei, Mittwochs von 6 bis 8 und Sonnabends von 6 bis 7 Uhr des Morgens über Gestütkunde lesen.
7, Herr Lehrer und Kreisthierarzt Müller wird Mittwochs von 11 bis 12 und Donnerstags und Sonnabends von 7öbis 8 Uhr Morgens über allgemeine Hausthierzucht und Diätetik lesen und an geeigneten Stun- den diätetische und klinische Demonstrationen bei den der Thierarznei⸗ schule gehörigen Hausthieren halten.
8) Herr Kreisthierarzt und Repetitor Roloff wird in geeigneten Stunden die Repetitionen über allgemeine Pathologie und Therapie und über den zweiten Theil der speziellen Pathologie halten und den klinischen Lehrern assistiren.
Zugleich wird hiermit bekannt gemacht, daß, da die Aufnahme neuer Eleven nur einmal im Jahre und zwar zu Michaelis stattfindet, zum bevor stehenden Sommersemester keine neuen Schüler rezipirt werden, mit Aus— nahme solcher Eleven, die schon auf auswärtigen Anstalten studirt haben und hier nicht den ganzen Kursus machen wollen. Dagegen steht hospiti— renden Zuhörern die Theilnahme am Unterricht, gegen Entrichtung des üb— lichen Honorars, frei.
Berlin, den 14. März 1863.
Königliche Thierarzneischul-Direction.
v i cht att liches.
Preußen. Berlin, 25. März. Seine Majestät der König empfingen heute Morgen den General der Kavallerie, kom— mandirenden General des V. Armee - Corps, Grafen von Wal— dersee, und den Fürsten Carolath⸗Beuthen, nahmen den Vortrag des Wirklichen Geheimen Raths Geheimen Kabinets⸗Raths Illaire ent— gegen, und ertheilten nachher der hier anwesenden russischen Militair— Deputation eine Abschieds⸗Audienz.
— Nach den Ausführungen der »Opinion nationale«, welche auch von der »Indépendance belge« mitgetheilt werden, wäre Lan— giewiz am 17. und 18. März Sieger gewesen, er sei aber am 19ten unerwartet von einer russischen Truppenabtheilung angegriffen worden, welche seit den ersten Tagen des März nordwestlich durch preußisches Gebiet nach Oppeln transportirt, von hier aus aber über Czenstochau nach Pilica dirigirt worden wäre und ihn von dem Rest seiner Streitkräfte abgeschnitten hätte. .
Wir führen diese Darstellung nur an, um die Erklärung daran zu knüpfen, daß die eben erwähnten russischen Truppenmärsche durch preußisches Gebiet, wie die früheren ähnlichen Angaben der »Opinion nationale«, in das Reich der Erfindungen gehören.
Eben so verhält es sich mit den angeblich aus Posen herrüh⸗ renden Nachrichten der »Patrie«, nach welchen russische Detachements die russischen Estafetten im Großherzogthum Posen eskortiren sollen. Dieselben erdichteten Nachrichten werden auch vom »Temps« ver— breitet.
Greifswald, 23. März. Das Geburtsfest Sr. Majestät des Königs wurde in der geschmackvoll dekorirten Aula der Uni⸗ versität unter Anwesenheit einer großen Anzahl von Theilnehmern gefeiert. Die Einladungsschrift, welche das Programm: Animad- versionum ad veterum Grammaticorum doctrinam de articulo Cap. IV. Pars II. enthält, war von dem Professor der klassischen Literatur, Geheimen Regierungsrath Schömann, der Schlußchoral vom zeitigen Rektor, Konsistorialrath Professor Vogt verfaßt. Die Festrede hielt Professor Budge über die Einheit in der Natur. tachdem der Redner die Zeit, in welche die Geburt des geliebten Königs fällt, in Kurzem geschildert hatte, charakterisirte er die unsrige als diejenige der Humanität und der Blüthe der Naturwissenschaften, wies auf den Antheil hin, den Preußens Könige daran haben, er— klärte den Einfluß, welchen die Naturwissenschaften auf Vermehrung des Reichthums, so wie auf Religiosität und Sittlichkeit äußern, wie sie dem Materialismus entgegenwirken, und bezeichnete als eines ihrer wesentlichsten Prinzipe die Annahme einheitlicher Gesetze und der Harmonie der bestehenden Einrichtungen. Der Redner suchte diese Gesetze sowohl durch die Analogie in den Naturprodukten, als auch durch die Konstanz der Kraft, endlich durch die Beziehungen zu er⸗ läutern, in welchen unter einander die Geschöpfe stehen. Er verglich sodann den Organismus des Staates mit dem Organismus in der Natur und bezeichnete die in Preußen herrschende Staatsform als die am Meisten den Normen entwickelter Organismen entsprechende.
Mecklenburg. Schwerin, 24. März. Se. Königliche Hoheit der Großherzog ist gestern Mittag von Berlin hier wieder eingetroffen. Ihre Königliche Hoheit die Frau Großherzogin Mutter wird dlesen Morgen von Berlin in Ludwigslust zum Besuch bei Ihrer Königlichen Hoheit der verwittweten Frau Erbgroßherzogin ankommen. (Meckl. Itg.)
Sachsen. Weimar, 24. März. Der Großherzogliche Hof
wurde heute durch einen kurzen Besuch Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Prinzessin Carl von Preußen erfreut. (Weim. Ztg.)
Baden. Karlsruhe, 23. März. Ihre Königlichen Ho⸗ heiten der Großherzog und die Frau Großherzogin mit Seiner Königlichen Hoheit dem Erbgroßherzog sind heute Nachmittag von Mannheim kommend wieder hier eingetroffen. (Karlsr. Ztg)
Bayern. München, 23. März. Wegen plötzlich eingetre— tenen Unwohlseins des Königlich bayerischen Bevollmächtigten wurde heute die General-Konferenz des Zollvereins noch nicht er— öffnet. Die auswärtigen Bevollmächtigten, mit Ausnahme jener von Baden und Frankfurt, waren heute Vormittag bereits sämmt⸗ lich hier eingetroffen. (Bayer. Ztg.)
Schweiz. Bern, 23. März. Die radikale Verfassung von Baselland wurde gestern mit 287 Stimmen Mehrheit an⸗ genommen.
Großbritannien und Irland. London, 23. März. Staleybridge, ein Fabrikort in Lancashire, ist der Schauplatz be⸗ deutender Unruhen geworden. Es war daselbst ein Beschluß gefaßt worden, daß die Löhnung der in den Arbeitsschulen beschäftigten Leute vermindert und statt in Geld in Anweisungen auf Geschäftsleute verabreicht werden sollte. Da die Arbeiter sich diesen Anordnungen nicht fügen wollten, brachen sie in die Vorrathshäuser ein, warfen die Kleidungsstücke heraus, zertrümmerten die Fensterscheiben und richteten allen sonst möglichen Schaden ah. Die Aufruhrakte ward verlesen und Kavallerie von Ashton herbeigerufen, welche die Stra— ßen säuberte und Patrouillen durch die Stadt machte. Den folgen—⸗ den Tag, Sonnabend, dauerte die Aufregung fort; sechszig Personen wurden verhaftet und neunundzwanzig von ihnen, mit einer Aus— nahme sämmtlich Irländer, ins Gefängniß gebracht. Die Polizei war mit Steinwürfen begrüßt worden, und am Abende plünderten die Aufrührer die Viktualienläden, wurden jedoch wiederum durch einen Angriff der Kavallerie auseinandergesprengt. Die Polizeimann— schaften sind nun durch Zuzüge aus der Grafschaft verstärkt“ und außerdem noch eine Abtheilung Infanterie in der Stadt einquartirt worden; man hofft, daß diese Maßregeln einer Erneuerung des Tu⸗ multes vorbeugen werden.
Frankreich. Paris, 23. März. Laut Nachrichten aus Algier hatten die Blätter »Akhbar« und »Courier de l'Algerie . Verwarnungen erhalten, und waren Marschal Pelissier und Senator Forcade von ihrem nach Laghuat unternommenen Inspections⸗Aus⸗ fluge zurückgekehrt.
Italien. Turin, 24. März. In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer theilt Minghetti mit, daß Farini Ge⸗ sundheitsrücksichten halber aus dem Ministexium geschieden, und daß er selbst zum Ministerpräsidenten ernannt sei. Ferner habe Paso⸗— lini aus persönlichen, der Politik fremden Motiven, seine Entlassung genommen, und sei der bisherige Generalsecretair Visconti Ven o st a zum Minister der auswärtigen Angelegenheiten ernannt.
Aus Palermo sind noch keine näheren Nachrichten über die angeblich entdeckte Verschwörung eingetroffen. Nach dem Charakter der Mehrzahl der Verhafteten zu schließen, ist dieselbe republikanischer Natur. Sie sollte am 15. ausbrechen, was durch die am 13. ins Werk gesetzten Verhaftungen verhindert wurde. Es wurden nach— träglich Haussuchungen beim Erzbischof und beim Fürsten Sant' Elia, und zu Trapani beim Deputirten Friscia vorgenommen, und wie es heißt, nicht ohne Erfolg. In Palermo muß die Spannung zwi— schen der garibaldisch -mazzinistischen Partei und den Offizieren der Armee einen bedenklichen Grad erreicht haben. Am 10. sollen zwi— schen diesen Parteien nicht weniger als 25 Forderungen auf Duell erfolgt sein. An demselben Tage fand eines zwischen dem Fürsten Lanza und einem Major Statt, wobei letzterer verwundet wurde.
Laut Berichten aus Neapel vom 17. März hatte der Befehls—= haber des 6ten Militair⸗-Departements dem ins Neapolitanische ent= sandten Untersuchungs-Ausschusse einen statistischen Bericht über die standrechtlich erschossenen, im Kampfe gefallenen, gefangenen und sich freiwillig den Behörden stellenden Briganten überreicht. Dieses Schriftstück wird dem Kriegs⸗Ministerium übermittelt werden. Es beschäftigt sich nicht mit den Gefechten, welche vor oder kurz nach der Einnahme von Gaeta und Civitella del Tronto in der Terra di La⸗ voro und in den Abruzzen stattfanden, da diese im Grunde mehr den Charakter von Kriegs -Episoden hatten und sich das eigentliche Brigantenthum erst später zur vollen Blüthe entfaltete. Der Be⸗ richt greift bis 1. Mai 1861 zurück und reicht bis zum 1. März 1863. Während dieser Zeit wurden 1038 Briganten mit den Waffen in der Hand ergriffen und erschossen, 2413 im Kampfe ge— tödtet, 2768 gefangen genommen und 932 stellten sich freiwillig.
Rußland und Polen. Warschau, 23. März. Ein Extrablatt des amtlichen »Dziennik« meldet: »Nach dem telegraphi⸗ schen Berichte des Militair⸗Gouverneurs von Radom, so wie nach den Mittheilungen der österreichischen Behörden ist die Insurgenten⸗ bande unter Anführung des Langiewiez vollständig geschlagen und zerstreut worden. Langiewiez ist mit einem Theile seiner Bande auf österreichisches Gebiet übergetreten, dort von den österreichischen Be⸗