1863 / 93 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Saupt⸗Berwaltung der Staatsschulden.

Bekanntmachung. . Von den gegen Kassen-⸗Anweisungen von 1856 und 1861 um— getauschten Kassen⸗Anweisungen vom Jahre 1851 sind in Gemäß⸗ heit des §. 4 des Gesetzes vom 7. Mai 1856 (Gesetz⸗ Sammlung

Seite 334) heute ; . 6399 Stück über 24,240 Thlr.

nach Vorschrift des §. 17 des Gesetzes vom 24. Februar 1859 (Ge— . 6 57) im Beisein von Kommissarien der Staats⸗ schulden⸗Kommission und unserer Verwaltung durch Feuer vernichtet worden. Berlin, den 15. April 1863. ; Haupt⸗Verwaltung der Staatsschulden. von Wedell. Gamet. Löwe. Meinecke.

Angekommen: Seine Durchlaucht der Fürst von Pückler= Muskau, General⸗Lieutenant à Ja suite der Armee, von Branitz.

Der Kammerherr, außerordentliche Gesandte und bevollmäch⸗ tigte Minister am königlich bayerischen Hofe, Graf von Perpon— cher-Sedlnitzky, von München.

Berlin, 20. April. Se. Majestät der König haben Allergnä— digst geruht: dem Präsidenten der Direction der Rheinischen Eisen— bahn-Gesellschaft, Geheimen Kommerzien-Rath Mevissen zu Cöln, und dem Spezial-Direktor derselben Gesellschaft, Landrath a. D. Rennen ebendaselbst, die Erlaubniß zur Anlegung des von des Königs der Belgier Majestät ihnen resp. verliehenen Offizierkreuzes und Ritterkreuzes des Leopold⸗Ordens zu ertheilen.

Nichtamtliches.

Preußen. Berlin, 19. April. Seine Majestät der König wohnten heut dem Gottesdienste im Dom bei und empfingen hierauf den Koͤniglich preußischen Gesandten in München, Grasen Perponcher.

Um 1 Uhr besichtigten Se. Majestät das Cyelorama im König— lichen Schauspielhause. n

20. April. Se. Majestät der König begaben sich heute früh um 410 Uhr auf den Anhaltischen Bahnhof, um daselbst der per Extrazug nach Dresden abreisenden Königin Wittwe Majestät Lebewohl zu sagen. Um 11 Uhr empfingen Allerhöchstdieselben einige militairische Meldungen und sodann den Vortrag des Civilkabinets und des Wirklichen Geheimen Ober-Regierungs-Rathes Costenoble. Von 1 Uhr ab besichtigten Se. Majestät den zweiten Theil des nordamerikanischen Cyeloramas im Schauspielhause, empfingen um 4 Uhr den Vortrag des Ministers des Innern und um 47 Uhr den des Minister⸗Präsidenten.

Wir sind ermächtigt, nachstehende Berichtigung mittheilen zu können:

Das zuerst von der »Breslauer Zeitung« und dann auch von anderen Zeitungen verbreitete Gerücht, es sei bei der im Pleschener Kreise stattgehabten Saisirung von Waffen 2c. zu einem ernstlichen Zusammenstoß zwischen den Königlichen Truppen und den aus Polen jenen Waffen-Transporten über die diesseitige Grenze entgegengerückten Insurgenten gekommen, entbehrt jedes thatsächlichen Grundes. Es hat vielmehr lediglich die widerstandslose Festnahme von Fahrzeugen mit Kriegsmaterial und Menschen stattgefunden; nicht mehr und nicht weniger!

Das Herrenhaus wird in seiner nächsten Sitzung sich auch mit Berathung des Berichts der Finanz⸗Kommission über den Gesetz— Entwurf, betreffend die Einführung der Klassensteuer an Stelle der Mahl⸗ und Schlachtsteuer in der Stadt Zaborowo, beschäftigen, dessen unveränderte Annahme in der, auch vom Hause der Abgeord⸗ neten nicht bemängelten Fassung der Regierungs⸗-Vorlage die Kom⸗ mission beantragt hat.

Frankfurt a. M., 18. April. Die offizielle Mittheilung über die Bundestagssitzung vom 16. April lautet: Präsidium zeigt an, daß ihm der Kaiserlich französische Gesandte ein Exemplar der in den Jahrbüchern des auswärtigen Handels erschienenen ver⸗ gleichenden Darstellung der ökonomischen und kommerziellen Lage Frankreichs während der Jahre 1847 bis 1862 übersendet habe, worauf dasselbe ersucht wurde, das Schreiben des Herrn Gesandten, mit welchem dies geschehen, dankend zu heantworten.

Die Königlich preußische Regierung stellte einen Antrag auf Abänderung der Bundescartelconvention vom Jahre 1831, und zwar auf Wegfall der Bestimmungen, die Vergütung von Kosten für Un⸗ terhalt der Deserteure und bezüglich deren Pferde betreffend. Die⸗ ser ö. ward dem Ausschusse für Militairangelegenheiten über— wiesen.

Nachdem dann von mehreren Bundesstaaten Standesübersichten der Bundeskontingente übergeben und von anderen Erklärungen be— züglich der gesetzlichen Einführung der von der in Nürnberg ver— sammelt gewesenen Sachverständigen-Kommission begutachteten und von der Bundesversammlung zur Annahme empfohlenen Ergänzun—

gen der allgemeinen deutschen Wechsel-Ordnung abgegeben worden waren, machte der Königlich dänische Herzoglich holstein lauenbin. gische Gesandte, im Auftrage seiner hohen Regierung, Mittheilun von der Bekanntmachung vom 30. v. M. zur Regelung der ho ß steinischen Verfassungs-Angelegenheit. In der motiviren⸗ den Erklärung, mit der dies geschehen, wurden die Beweggründe zu diesen Anordnungen dargelegt und die Hoffnung ausgesprochen, da durch dieselben den Anforderungen und Interessen des Deutschen Bundes Genüge geleistet werde.

Präsidium beantragte, diese Mittheilung den vereinigten Aus— schüssen zu überweisen, welche zunächst zu prüfen haben würden, wie sich die vorliegenden Verordnungen zu den in den Jahren 1851 und 1852 von Oesterreich und Preußen Namens des Bundes mit der Königlich dänischen Herzoglich holstein-lauenburgischen Regierung getroffenen Vereinbarungen, so wie zu den seitherigen Bundes beschlüs⸗ sen verhalten, zugleich müsse es vorläufig dem Bunde auf das nach. drücklichste alle Rechte und Ansprüche wahren, welche demselben nach der Bundesverfassung, in Folge besonderer Vereinbarungen, nament— lich der eben erwähnten vom Jahre 1851 und 1852, oder aus an— deren Gründen zustehen; endlich könne Präsidium nicht umhin, Namens der Bundesversammlung gegen die in der Königlich däni— schen Bekanntmachung vom 30. v. M. enthaltene Behauptung hin— sichtlich einer von Seiten dieser Versammlung erfolgten unberechtig⸗ ten Einmischung Verwahrung einzulegen.

Die beantragte Ueberweisung an die vereinigten Ausschüsse den für die holsteinische Verfassungs-Angelegenheit niedergesetzten und den Executions⸗Ausschuß wurde beschlossen; nur die Königl. han— noversche Regierung stimmte dieser Verweisung nicht zu, behielt sich vielmehr für eine der nächsten Sitzungen eine besondere Antragstel= lung in Bezug auf die Königl. dänischen Erlasse vor. Der verwah⸗—

renden Erklärung des Präsidii wird nicht nur fast allseitig ausdrück⸗

lich beigetreten, sondern die Gesandten von Oesterreich und Preußen erklärten hierbei noch, daß ihre höchsten Regierungen bereits vor— behaltlich der Entscheidung des Bundes wegen der gedachten Bekanntmachung in Kopenhagen Einsprache erhoben, bezüglich Ver⸗ wahrung eingelegt hätten. Der Königl. dänische Herzogl. holstein— lauenburgische Gesandte bezog sich auf frühere in der Verfassungs— Angelegenheit Holsteins abgegebene Erklärungen, und verwahrte sei—⸗ nerseits die Rechte seiner hohen Regierung.

Nach Beschlußfassung in einer hiernächst zur Vorlage gebrach⸗ ten Rechnungssache ward dann von dem Ausschusse in Militair⸗An— gelegenheiten mittelst eines Vortrags, in welchem auch die Details begutachtet wurden, die Veranstaltung einer abermaligen Musterung des gesammten Bundesheeres, wie solche zuletzt im Jahre 1858 statt⸗ gefunden, beantragt; hierüber wird in einer der näaͤchsten Sitzungen abgestimmt werden.

Es ward dann über einen in einer früheren Sitzung gehaltenen, eine Privatbeschwerdesache betreffenden Vortrag abgestimmt und der Beschluß gefaßt: die betreffende Regierung zu ersuchen, dem Petenten die Möglichkeit zu geben, sein vermeintliches Recht vor den zustän— digen Gerichten zu verfolgen. (Fr. Bl.)

Württemberg. Stuttgart. Ihre Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Frau Kronprinzessin haben sich nach Eßlingen begeben, um Se. Majestät den König daselbst zu bewill— kommnen und Höchstdenselben bis nach Cannstatt zu begleiten.

(St. A. f. W.)

Bayern. München, 18. April. Die »Bayer. Ztg.“ bringt folgende Mittheilung: »Im Vertrauen auf die durch die bestehenden Verträge und durch die griechische Constitution gewährleisteten Rechte der bayerischen Dynastie auf den griechischen Thron ist von bayeri— scher Seite bisher eine Einsprache gegen die bekannten Vorgänge in dieser Angelegenheit nicht erhoben worden. Die Kandidatur Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Wilhelm von Schleswig-Hosstein⸗ Sonderburg-Glücksburg und die Lage, in welche dadurch die Sache gebracht wurde, verpflichteten jedoch, das bisherige Schweigen zu brechen, und es sind daher durch einen Cirkular-Erlaß an sämmtliche bayerische Gesandtschaften vom 12. d. Mts. die vertragsmäßigen Rechte der bayerischen Dynastie, unter Protest gegen jeden denselben präjudicirenden Akt, gewahrt worden. Wir hoffen, den Wortlaut dieser Verwahrung demnächst mittheilen zu können.«

Dieser Tage ist der letzte Bedienstete Sr. Majestät des Königs Otto, der Silberverwahrer Stenzen, aus Athen hier eingetroffen. Derselbe ist während der revolutionairen Stürme nicht von dem ihm anvertrauten Gute gewichen und verblieb auf seinem Posten, bis auch das letzte Stück der seiner Obhut unterstellten werthvollen Effekten nach München abgesendet war.

Großbritannien und Irland. London, 17. April. In der gestrigen Sitzung des Oberhauses bemerkte der Earl von Mal mesbury, es sei hohe Zeit, daß dem Hause über den Stand der Unter— handlungen wegen Besetzung des griechischen Thrones einige Auskunft ertheilt werde. (Hört! hört! von Lord Derby.) Indem er darauf die Er— eignisse in Griechenland wieder ins Gedächtniß der Versammlung zurückruft, führte er an, die Regierung habe einen Prinzen der Königlichen Familie eine Zeit lang als wirklichen Bewerber um den erledigten Thron erscheinen lassen, während sie ihn nur als Strohmann zu gewissen diplomatischen Zwecken benutzte; sie habe damit die Achtung vor der Krone aus den Augen

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gelassen und Griechenland getäuscht. Die Griechen selbst hätten sich durch die Art ihrer Revolution in den Augen Europa's geschadet, weil sie einen König verjagten, ehe sie einen Nachfolger für ihn wußten. Viel klüger hät— ten die Franzosen in ihren zahlreichen Revolutionen gehandelt. Dies sinn— lose Verfahren der Griechen sei nicht ohne Einfluß auf jeden künftigen Ge— genstand ihrer Wünsche und habe mehr als einen Kandidaten abgeschreckt. Dem Gerücht zufolge stehe nun Earl Russell an der Thür des auswärtigen Amtes mit dem Gotha'schen Kalender in der Hand und studire, wen er als Kandidaten vorschlagen wolle. So sei er auf den Prinzen Wilhelm ver— fallen, was Niemand verwundern könne, da man von diesem Prinzen nichts als Vortheilhaftes wisse. Aber der edle Lord habe den Griechen zur Er—⸗ wählung des Prinzen Wilhelm gerathen, ehe er sich die Zustimmung des Prinzen Christian oder des Königs von Dänemark verschafft hatte. Er wolle nicht behaupten, daß dies Fakta seien, er gebe sie nur als ein Gerücht, das einer Widerlegung bedürfe. Prinz Christian solle natürlicher Weise große Schwierigkeiten machen, und die Frage sei von hoher Bedeutung für ganz Europa, und namentlich für England, denn man werde sich erinnern, mit welcher Mühe der edle Viscount (Palmerston) i. J. 1852 die Großmächte bewogen habe, in eine Festsetzung der dänischen Thronfolge zu willigen; und sollte diese Frage von Neuem eröffnet werden, so würde eine befriedigende Lösung noch schwieriger sein. Somit wünsche er zu wissen, ob an den frü⸗ her erwähnten Gerüchten etwas Wahres sei, und ferner, ob Ihrer Majestät Regierung noch immer die Absicht hege, die Jonischen Inseln und nament— lich Corfu an Griechenland abzutreten. Die Abtretung von Corfu wolle er nicht vom englischen Gesichtspunkt beleuchten, obgleich Niemand mehr dagegen sein könne als er, aber auch den Griechen könnte man kein schlim⸗ meres Geschenk machen als Corfu. Ihr einziges Heil, ihre einzige Aussicht auf Fortschritt liege in einer ganz neutralen Haltung; sie müßten vollkommen friedfertig bleiben, ohne Armee oder Flotte, welche Furcht oder Eifersucht erregen könnten. Durch den Gewinn der Festung Corfu hingegen würde Griechenland sofort den Charakter einer Militairmacht annehmen und gezwungen sein, daselbst eine ansehnliche Besatzung zu halten. Earl Russell sucht in seiner Entgegnung vorerst die Griechen zu rechtfertigen. Dieselben hätten guten Grund gehabt, mit Otto's Regierung unzufrieden zu sein, und als König Otto, der keiner Warnung Gehör gegeben, das Land verlassen mußte, hätten sie nicht, nach Art der Franzosen im Jahre 1848, eine Re— publik proklamirt, sondern seien dem constitutiouellen System treu geblieben.« Zunächst wählten sie einen enalischen Prinzen zum König. Da behauptete die russische Regierung, daß das Protokoll von 1839 noch in Kraft sei, und Ihrer Majestät Regierung sagte: »Warum sollten wir uns nicht alle einigen und erklären, daß weder Prinz Alfred noch der Herzog von Leuchtenberg oder ein Mitglied der französischen Herrscherfamilie in Griechenland wählbar ist?« Aus verschiedenen Gründen lehnte die russische Regierung diesen Vor schlag ab; allein da Ihrer Majestät Regierung nicht den Prinzen Alfred zum Kandidaten vorgeschlagen hatte, so lag es ihr nicht ob, zu sagen, daß sie der Wahl in den Weg treten werde. Sie ließ daher die Griechen ihren Weg gehen, und die Erwählung des Prinzen Alfred diente ihnen als Eini⸗ gungspunkt, der sie vor Anarchie und Unordnung bewahrte. Zur rechten Zeit erklärte dann Ihrer Majestät Regierung, daß das Protokoll in Kraft ist, und daß Prinz Alfred nicht annehmen kann. In Folge davon fühlten sich Ihrer Majestät Minister bis zu einem gewissen Grade verpflichtet, den griechischen Thron besetzen zu helfen. Als man nun ver— nahm, daß Prinz Wilhelm von Dänemark sich zur Annahme geneigt finden ließe, erhielt der britische Gesandte in Kopenhagen die Weisung, anzufragen, ob der König von Dänemark seine Einwilligung geben würde, und er er— hielt die Aniwort, daß der König nichts gegen die Wahl einwenden wolle, wenn Prinz Christian und sein Sohn nichts gegen die Annahme hätten. Hierauf begannen die Unterhandlungen mit der griechischen Regierung, allein da sie noch nicht geschlossen seien, lasse sich über den Inhalt nichts Näheres mittheilen. Ueber die Bedingungen der Annahme hätten sich Prinz Christian und Prinz Wilhelm mit der Deputation aus Athen und den drei Schutz mächten zu einigen. Der Kaiser der Franzosen unterstütze die Kandidatur des Prinzen Wilhelm von ganzem Herzen. Wenn die Jonischen Inseln mit Griechenland vereinigt würden, so könne Corfu nicht englisch bleiben, blos damit England eine Festung in Händen behalte. Dagegen würden der griechische Hof und das Volk der Jonischen Inseln protestiren. Es sei, wie der edle Lord gegenüber (Malmesbury) mit Recht bemerkte, gewiß nicht im Interesse der Griechen, eine große Truppenmacht auf den Beinen zu haben, und er glaube, sie würden am besten thun, die Festungswerke von Corfu zu schleifen und sich auf den Seehandel zu verlegen. Der Earl von Derby glaubt, der edle Staatssecretair des Auswärtigen habe nicht den wahren Beschwerdepunkt beantwortet. Es sei gegen die Ablehnung der griechischen Krone für den Prinzen Alfred nichts eingewandt worden, aber, wenn die Kandidatur des Prinzen Alfred gegen die des Herzogs von Leuchtenberg ausgespielt wurde, sei es deshalb nöthig gewesen, die Griechen so lange in der Schwebe zu halten? Er müsse es für bedenklich erklären, einen 18jährigen Jüngling vor dessen Persönlich— keit und Familie er alle Achtung habe auf einen von vollkommen Frem— den umringten Thron zu setzen. Was die Jonischen Inseln betreffe, so habe der edle Lord keinen Grund gehabt, anzunehmen, daß die Großmächte in die Abtretung willigen werden. SHesterreich, so viel habe man in einem anderen Hause aus dem Herrn Viscount herausgebracht erkläre sich entschieden dagegen. Keinesfalls denke er, daß es schwer fallen würde, zwischen Ceorfu und den anderen Inseln einen Unterschied zu machen und Corfu zu behal⸗ ten, nicht nur wegen der geographischen Lage dieses Eilandes, sondern auch weil seine Bevölkerung mehr venetianisch als griechisch sei. Earl Gran— ville glaubt, daß die Mächte gegen eine Trennung Corfu's von den an— deren Inseln protestiren würden. Im Uebrigen wiederholt er Lord Russell's Erklärungen. In der gestrigen Unterhaus-Sitzung fragte Lord Rob. Cecil den Staatssecretalt des Innern, ob etwas Wahres an dem Gerüchte sei, daß die Regierung in Liderpool Spione verwende, um angebliche Agenten der Conföderation zu überwachen und die Privatwerften des Landes zu beaufsichtigen? Ferner, daß diese Maßregeln gegen den Wunsch der örtlichen Behörden ergriffen würden und durch welche le nis alte sie zu recht-

fertigen seien? Endlich, ob der sehr ehrenwerthe Gentleman sagen wolle, aus welchen Fonds er die Kosten dieser Ueberwachung bestreite? Sir J. Grey: Es sind keine Spione in Liverpool verwendet worden. Die Fata sind einfach folgende: Das auswärtige Amt forderte mich, auf Anregung des amerikanischen Gesandten, auf, zu ermitteln, ob wirklich in Liverpool gewisse Schiffe, mit Verletzung der Foreign Enlistment Act, ausgerüstet wer⸗ den. Ich schickte die betreffenden Anfragen an den Mayor von Liverpool, und da es nicht meines Amtes ist, den örtlichen Behörden vorzuschreiben, empfahl ich ihm auch nicht, wie die Untersuchung anzustellen sei. Der Mayor meldete mir, er habe die Sache dem Ober -Konstabler übergeben, und dieser beauftragte ge⸗ wisse Mitglieder der Entdeckungs Polizei, wegen der angeblichen Gesetzesver⸗ letzung Erkundigungen einzuziehen. Ich sehe wirklich nicht ein, warum die Entdeckungs- Polizei nicht zu solchem Zweck gebraucht werden soll? Von Bestechungsversuchen, welche die Polizei gemacht haben soll, und von einer Opposition des Mayors gegen die Untersuchung ist mir nichts zu Ohren gekommen. Das Haus geht ins Comité der Mittel und Wege, und der Schatzkanzler erhebt sich zur Finanzvorlage. Nach kurzem Rückblick auf den finanziellen Druck der letzten zwei Jahre, auf die Baumwollnoth, deren Ende noch immer fern scheine, und auf die Lage Irlands, das drei schlechte Ernten gehabt, bemerkt er, daß trotzdem die sinanziellen Aussichten hoffnungsvoll seien. Die Einnahme habe durch den gedrückten Zustand von Lancashlre und Irland natürlich sehr gelitten, und der Ertrag der Aceise sei um eine Milllon Pfd. St. hinter dem Voranschlag zurückgeblieben. Die Staatsausgabe des verflossenen Finanzjahres, die auf 7,108,000 Pfd. veran- schlagt war, betrug nur 69,302,000 Pfd., also 806,000 Pfd. weniger. Unter den verschiedenen Einnahmeposten hatten sich gehoben die Zölle um 484,000 Pfd.; Einkommen und Vermögenssteuer um 467,000 Pfd., und Gelder aus China um 42,000 Pfd. Hingegen macht der Ausfall im Ertrag der Acceise 14185000 Pfd. Die Staatsausgabe für das laufende Jahr ist auf 67,749,000 Pfd., um 1553, 000 Pfd. St. weniger als 1862 63, veranschlagt. Die Staats- einnahme ist veranschlagt auf 7409000 Pfd. St., nämlich: Zölle 24,180,000 Pfd. St., Accise 17,600, 000 Pfd. St., Stempel 9,000 099 Pfd. St. Taxen 3, 160, 000 Pfd. St, Vermögen und Einkommensteuer 10 500,000 Pfd. St., Postertrag 3800, 000 Pfd. St., Kronländereien 300,000 Pfd. St., vermischte Einnahmen 2500000 Pfd. St., Entschädigungsgelder aus China 450000 Pfd. St, in Summa 71,409,000 Pfd. St. Diesem Voranschlag zufolge wird die Einnahme die Ausgaben um 3141000 Pfd. St. über- steigen. Was die Zollermäßigungen betrifft, so wisse das Haus schon, wie der Tabakzoll reduzirt sei. Die Regierung wolle nun auch den Cichorienzoll dem Kaffeezoll gleichstellen; den Clubs, die starke Getränke verkaufen, dieselbe Licenz wie Hotels und Kaffeehäusern auferlegen; Fuhrleute, die Passagiere befördern, halb so hoch wie Landkutschen und andere öffentliche Fuhrwerke besteuern, und die Steuerfreiheit, welche die Vergnügungszüge auf den Eisen⸗ bahnen haben, abschaffen. Während die Bahn⸗Compagnien jetzt 5 pCt. für den alltäglichen Verkehr entrichten, würden sie künftig 35 pCt. für alle Passagier⸗Beförderung steuern. Einige andere Aenderungen würden den oben erwähnten Ueberschuß auf 3,874,000 Pfd. St. bringen. Vom 1 Juli an soll dafür der Stempel von 1 Sh. g P. von Frachtbriefen u. d. 1 P. Abgabe auf Waaren wegfallen. Die Einkommensteuer beginnt wie bisher von 100 Pfd. St. jährlich erhoben zu werden, doch soll von jedem Ein⸗ kommen, das nicht 200 Pfd. St. übersteigt, ein Abzug von 690 Pfd. St. stattsinden. Die zahlreichen Klassen, die mit Recht über den Druck der Steuer klagen, würden diese Erleichterung als eine Wohlthat begrüßen. Der Theezoll, der bis jetzt 100 Prozent des Werthes betrug, wird von 1 Sh. 5 Pee. auf 1 Sh. per Pfd. Gewicht ermäßigt; und zwar soll diese Er— mäßigung gleich nach Annahme der Resolution in Kraft treten. Die Staatseinnahme wird dadurch um 1,300 000 Pfd. St. verkürzt. Ferner soll, zur Erleichterung des direkten Steuernzahlens, der Vermögens und Ein— kommensteuer von 9 Pee per 1 Pfd. St. auf 7 Pee. per Pfd. St. herab- gesetzt. Die gesammten Steuernachlässe sollen sich auf 3343, 000 Pfd. St. belaufen. Da außerdem auf das Finanzjahr 1864 65 noch ein Ausfall von 898 000 Pfd. St. kommt, so würde von dem Ueberschuß noch ein Baar⸗Rest von ungefähr einer halben Million bleiben. Nachdem er einige allgemeine Bemerkungen über den Segen des Freihandels gemacht und die Hoffnung ausgesprochen hat, daß andere Länder Englands Beispiel folgen werden, setzt sich der Schatzkanzler unter lauten und allgemeinen Beifalls= bezeugungen nieder. Er hatte ungefähr drei Stunden lang gesprochen. Earl Russell ertheilte gestern einer Deputation von Rhedern und Kaufleuten, die im mexikanischen Handelsverkehr interessirt sind, eine Audienz. Zu der Deputation gehörten auch Eigenthümer, Schiffsmakler und Assekurant der beiden Dampfer »Peterhoff« und »Sea Queen «. Ihr Führer Mr. Crawford, eins der Parlamentsmitglieder für London, ging zuerst auf die Lage des Capitains, der Offiziere und der Superkargo's des »Peterhoff« ein, welche den letzten Nachrichten zufolge an Bord zurückgehalten und von jeder Communication mit den Agenten der Eigenthümer, so wie mit dem britischen Konsul abgeschnikten worden seien. Darauf berührte der Redner die Einmischung der amerikanischen Kreuzer in den englischen Handel mit Mexiko und wies im Gegensatz hierzu auf den fortwährend aufs lebhasteste geführten Verkehr zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko hin, indem täglich Schiffe von New⸗Hork nach Matamoras segelnd angezeigt seien. Ferner wünschte Mr. Erawford die Aufmerksamkeit des Lords auf den Dampfer »Sea Queen « zu lenken, welchen die Eigenthümer einstweilen, in Erwartung einer gewissen Entscheidung, noch in Falmouth zurück= hielten. Dieses Schiff habe die Postfelleisen an Bord, in Gemäßheit einer Vorschrift der Mercantile Marine Act; da aber die Siegel der mit dem Dampfer »Adela« beförderten Posten erbrochen und die Briefe durchgelesen worden seien, so wünschten die Eigner der Sea Queen« eine Beschützung dagegen seitens der Regierung. Earl Russell antwortete, wie sich auch der die »Adela—« betreffende Fall

verhalten möge, so habe doch Mr. Seward in Folge der von der